Die Welt als Ansammlung von Gebrauchsgegenständen

    • Offizieller Beitrag

    Hier eine interessante Perspektive auf die Verbindung von Verblendung und Begehren:


    Zitat

    Wenn wir die Welt in erster Linie als eine Ansammlung von Gebrauchsgegenständen wahrnehmen, die wir ergreifen, um dem nachzujagen, was wir begehren, dann instrumentalisieren wir die auch Gegenwart als Mittel, um in der Zukunft etwas zu erreichen. Die Gegenwart wird zu einer Reihe von Momenten abgewertet, die wegfallen, während wir nach etwas greifen, das noch nicht da ist. Das von unserem Selbstsinn empfundene Gefühl des Mangels bedeutet, dass die Gegenwart nie genug sein kann. Unsere Mangelprojekte sind immer zukunftsorientiert. Das bedeutet, wir übersehen genau in diesem Augenblick etwas, was manchmal das ewige Jetzt genannt wird: Die Gegenwart "ohne Ende oder Anfang", nicht als eine verschwindende Trennlinie zwischen den Unendlichkeiten von Vergangenheit und Zukunft. Eine solche Gegenwart fällt nicht weg, weil ihr nichts fehlt.


    David R. Loy, Ökodharma, S. 139


    Ich finde die Beobachtung, dass wir oft (vielleicht fast immer) die Gegenwart als Mittel instrumentalisieren, um in der Zukunft etwas zu erreichen, sehr fruchtbar.

  • Und doch besteht die Möglichkeit es anders zu machen.

  • Nach Gegenständen der Welt gieren bewirkt die Gier nach Dingen in der inneren Welt.

    Wenn in der inneren Welt Unzufriedenheit auf einen Gegenstand geweckt wird, erscheint das Verlangen nach dem besseren Gegenstand der Welt.

    In der inneren Welt hab ich den Gegenstand schon abgewertet und fast entsorgt, das weckt die Gier nach dem neuen der äußeren Welt.


    Die Gedanken gehen der Tat voran.

  • Was ist jetzt? Jetzt ist der Körper, die Körpersinne, die Sinnesobjekte, das Denken, das Fühlen, das Wollen, das Bewusstsein. Das ist so etwas wie ein unfassbares Wunder: Das Sehen von Formen und Farbe durch das Auge, das Hören von Klängen durch das Ohr, das Riechen durch die Nase, das Schmecken durch die Zunge, das Fühlen von Gegenständen, das Begreifen, das geistige Fühlen, das willentliche Handeln, und das alles ist Erfahrung im Bewusstsein.


    Am Anfang des Lebens ist ein großes Staunen, dann spielt man, dann muss man lernen sich in der Welt zurechtzufinden, lernt das Manipulieren der Wesen und Dinge zu seinem Vorteil. Man verliert sozusagen die Unschuld, macht sich die Erde untertan. Das Dasein an sich ist nicht mehr beseligend, es ist zur Selbstverständlichkeit geworden und man sucht das verlorene Glück in der Zukunft um es wieder in die Gegenwart zu holen. Und dabei kann man leicht maßlos werden.


    Man macht ja auch von Anfang an die Erfahrung dass diese erstaunliche Welt nicht nur Schönes, sondern auch Unangenehmes bereithält. Mit dem Heranwachsen, der Entwicklung von Körper und Geist stellt sich zunehmend die Fähigkeit ein das Angenehme zu behalten und zu vermehren, das Unangenehme loszuwerden und zu vermeiden. Damit verbringt man dann das ganze Leben, ständig auf der Flucht vor Leiden ohne je einen sicheren Ort zu finden.


    Der Buddha hat in seiner Kindheit nicht nur das sinnliche Glück des bloßen Daseins erfahren, einmal hat sich sein Geist bis zum ersten Jhana gesammelt und vertieft. Diese Spur hat er später weiterverfolgt bis er schließlich aus dem unheilvollen Kreislauf von Glück und Leid erwacht ist.


    Ohne erwacht zu sein kann man nicht immer in der Gegenwart sein glaube ich. Sobald es irgendwie unangenehm wird trachtet man danach das zu ändern. Als Kleinkind ist man dabei auf die Erwachsenen angewiesen was man durch lautes Geschrei kundtut, später macht man es soweit wie möglich selber. Wenn man aber der sinnlosen Suche nach äußerem Glück überdrüssig wird und sich mehr nach innen wendet, erfährt man etwas von einem Glück das in der bloßen Gegenwart liegt, eine Art restlose Zufriedenheit ohne mehr zu wollen und zu brauchen. Man erkennt dass Genügsamkeit der rechte Weg ist und nicht Begierde und erlangt allmählich seine Unschuld wieder, diesmal gepaart mit Weisheit. Und je mehr man die Irrwege der Untugend und der Zerstreuung verlässt, desto gegenwärtiger wird der innere Frieden der Loslösung.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn wir die Welt in erster Linie als eine Ansammlung von Gebrauchsgegenständen wahrnehmen, die wir ergreifen, um dem nachzujagen, was wir begehren, dann instrumentalisieren wir die auch Gegenwart als Mittel, um in der Zukunft etwas zu erreichen.


    Hartmut Rosa hat den Begriff des "Unverfügbaren" geprägt:


    Das hat ja so eine faustsche Tragik. Um glücklich zu werden versucht man alles zu kontrollieren und scheitert dann daran sich so zu öffnen, dass man das "Unverfügbare" das nicht als Eroberung sondern als Gnade daherkommt zu finden.

  • Sind Vergangenheit und Zukunft wirklich etwas Verschiedenes oder nicht vielmehr das Gleiche?


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Nehme ich die (scheinbar) äußeren Dinge wahr, weil sie existieren oder existieren sie, weil ich sie (für)wahr nehme?

    Falls letzteres zutrifft, müßte man dann nicht schlußfolgern, daß es weder eine innere-, noch eine äußere Welt-, sondern gar keine Welt an sich gibt?

    Übrig bliebe nur das eigene Mögen und Nichtmögen - Gier und Haß - mit allem was dazwischen liegt - der Triebehaushalt bzw. das angesammelte Karma, auf Grund dessen ich im Augenblick der Gegenwart so und so handle - handeln muß.

    Denken und Handeln können wir ja immer nur im Augenblick der Gegenwart. Sobald ich akzeptiere, daß Vergangenheit und Zukunft in Wahrheit das Gleiche ist, scheint mir als Konsequenz gar nichts anderes übrig zu bleiben, als jetzt so zu denken und zu handeln, daß der Kreisfluß heller und konfliktfreier wird und vielleicht irgendwann sogar ganz aufgelöst ist.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Dass Vergangenheit und Zukunft in Wahrheit das Gleiche sind kann ich nicht erkennen, ich komme da höchstens ins Grübeln und damit lässt es sich erst recht nicht erkennen. Einigermaßen erkennbar ist dass die Welt dort entsteht wo sie wahrgenommen wird. Ein Gegenstand ist da indem er wahrgenommen wird, ob oder wie er unabhängig von der Wahrnehmung existiert kann man nicht wissen, weil das eben außerhalb der Wahrnehmung ist. Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, er ergreift die Welt mit der Absicht sie entsprechend den damit verbundenen Gefühlen zu ordnen. Es entwickelt sich eine Persönlichkeit die sich in der Welt behaupten und alles nach ihrem Begehren arrangieren will. Sie meint der Körper zu sein oder im Körper der mit der Welt interagiert, in Wahrheit ist das aber alles immer noch Inhalt des Bewusstseins und kann nichts anderes sein. Die Person ist ebenso ein "Bild", ein dreidimensionaler Eindruck der sich an Bildern und Gefühlen erfreut, sie gestaltet und darunter leidet, weil alles zeitweilig ist und letztlich unkontrollierbar.

    All dieses Ansammeln dient nur dazu die Vorstellung der Persönlichkeit zu füttern, sie zu formen, etwas zu sein und zu haben, zu genießen und etwas darzustellen. Es ist wie ein sehr real wirkender, aber letztlich unwirklicher Traum aus dem es zu erwachen gilt, wenn das so einfach wäre.

  • Es ist wie ein sehr real wirkender, aber letztlich unwirklicher Traum aus dem es zu erwachen gilt, wenn das so einfach wäre.

    ... wenn das so einfach wäre.

    Es ist einfacher als das.


    Du bist es.


    PS: Ich bin gar nicht so egoistisch ;)

    Sind wir nicht alle eins, also auch die Erwachten? Vergessen wir nicht die Nicht-Erwachten :nosee:

    Festlegungen ... damit das (aber jetzt) mal fest steht :angel:

    • Offizieller Beitrag

    Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, er ergreift die Welt mit der Absicht sie entsprechend den damit verbundenen Gefühlen zu ordnen.

    Würden die Dinge nur in Deinem Bewusstsein entstehen, gäbe es keine Probleme mit Artensterben, schwindenden Ressourcen und Ausbeutung.


    Kennst Du "Indras Netz"? Eine tolle Metapher – auch für den "Ort" an dem "Dinge" entstehen:


    Zitat

    Weit weg in der himmlischen Wohnstätte des großen Gottes Indra gibt es ein wunderbares Netz, das von einem geschickten Kunsthandwerker so aufgehängt wurde, dass es sich unendlich in alle Richtungen ausdehnt. Gemäß dem besonderen Geschmack der Götter hat der Kunsthandwerker in jedes "Auge" des Netzes ein einzelnes glitzerndes Juwel gehängt, und da das Netz selbst unendlich groß ist, sind die Juwelen unendlich zahlreich. Dort hängen die Juwelen, glitzernd "wie" Sterne der ersten Größenordnung, ein wunderbarer Anblick. Wenn wir nun willkürlich eines dieser Juwelen auswählen und es genau betrachten, werden wir entdecken, dass sich in seiner polierten Oberfläche alle anderen Juwelen des Netzes spiegeln, unendlich viele. Und nicht nur das: Jedes der Juwelen, das sich in diesem einen Juwel spiegelt, spiegelt auch alle anderen Juwelen, so dass ein unendlicher Reflexionsprozess stattfindet.


    Quelle

  • Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, er ergreift die Welt mit der Absicht sie entsprechend den damit verbundenen Gefühlen zu ordnen.

    Würden die Dinge nur in Deinem Bewusstsein entstehen, gäbe es keine Probleme mit Artensterben, schwindenden Ressourcen und Ausbeutung.

    Ja das würde ich sofort stoppen, wenn die Dinge in meinem Bewusstsein entstehen würden. Nachdem ich aber nicht das Bewusstsein bin und auch die übrigen khandha nicht, habe ich keine Kontrolle über den Tod und und nicht über den Willen anderer Menschen. Allenfalls einen kleinen Einfluss auf manche Entscheidungen, wenn jemand dafür zugänglich ist. Andernfalls hat nicht mal der Buddha jemanden gegen seinen Willen von etwas überzeugen können.

    Kennst Du "Indras Netz"? Eine tolle Metapher – auch für den "Ort" an dem "Dinge" entstehen:


    Zitat

    Weit weg in der himmlischen Wohnstätte des großen Gottes Indra gibt es ein wunderbares Netz, das von einem geschickten Kunsthandwerker so aufgehängt wurde, dass es sich unendlich in alle Richtungen ausdehnt. Gemäß dem besonderen Geschmack der Götter hat der Kunsthandwerker in jedes "Auge" des Netzes ein einzelnes glitzerndes Juwel gehängt, und da das Netz selbst unendlich groß ist, sind die Juwelen unendlich zahlreich. Dort hängen die Juwelen, glitzernd "wie" Sterne der ersten Größenordnung, ein wunderbarer Anblick. Wenn wir nun willkürlich eines dieser Juwelen auswählen und es genau betrachten, werden wir entdecken, dass sich in seiner polierten Oberfläche alle anderen Juwelen des Netzes spiegeln, unendlich viele. Und nicht nur das: Jedes der Juwelen, das sich in diesem einen Juwel spiegelt, spiegelt auch alle anderen Juwelen, so dass ein unendlicher Reflexionsprozess stattfindet.

    Das ist eine Metapher aus dem Veda die nachher auch im Mahayana Buddhismus verwendet wurde. Es bedeutet wohl das Entstehen und Vergehen der Dinge in unendlichen Zusammenhängen. Wo ist da jetzt der Ort an dem "Dinge" entstehen?

    Was ich gemeint habe ist dass Bewusstsein vorhanden sein muss damit überhaupt irgendein Entstehen von irgendwas erkennbar ist. Und was da entsteht, ist eben Inhalt des Bewusstseins. Man könnte sich das Bewusstsein von Indra allumfassend vorstellen, etwa entsprechend der buddhistischen "Bewusstseinsunendlichkeit". Dann wäre es nicht lokalisiert sondern überall und alles wäre sein Inhalt. Indra wäre dann die Identifikation mit allem, also "Ich bin alles, ich bin Brahman". Das wäre nach Buddha auch nicht die höchste Wirklichkeit, denn in Nibbana kommt ja alles zur Ruhe, kein Entstehen und Vergehen mehr, auch nicht in einem unendlichen kosmischen Netz. Oder?

  • Was soll ich denn nun wieder sein und wenn alles eins ist, was ist die Ursache dieses Einen?

  • Was soll ich denn nun wieder sein und wenn alles eins ist, was ist die Ursache dieses Einen?

    Du bist mir ja Einer... :moon:


    Alles hat eine Ursache nur die Wurst hat zwei :nosee:

  • Würden die Dinge nur in Deinem Bewusstsein entstehen, gäbe es keine Probleme mit Artensterben, schwindenden Ressourcen und Ausbeutung.

    Wenn du mal dich wegnimmst, z.B. dein Bewusstsein, wo gibt es da Probleme?

    :zen:

  • Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, ...

    Das erinnert mich an die Sichtweise der Cittamatrin, die ja sagen, dass das wahrnehmende Bewusstsein und das von ihm wahrgenommene Objekt gleichzeitig aus einer karmischen Anlage entstehen. Und diese karmische Anlage ist ja ein Faktor des Geistes.


    Dass der wahrgenommene Baum und das den Baum wahrnehmende Bewusstsein nach ihrer Sicht gleichzeitig aus einer karmischen Anlage entstanden sind, bedeutet ja nicht, dass sich der wahrgenommene Baum im Bewusstsein befindet.


    Auf diese Weise drücken sie den engen Zusammenhang zwischen Wahrnehmungsobjekt und wahrnehmendem Bewusstsein aus. Da sie davon ausgehen, dass es ein Wahrnehmungsobjekt nicht ohne ein es wahrnehmendes Bewusstsein gibt und dass es kein wahrnehmendes Bewusstsein ohne sein spezifisches Wahrnehmungsobjekt gibt, müssen sie eben den Zusammenhang zwischen beiden beschreiben. Das tun sie mit der Aussage, dass Wahrnehmungsobjekt und wahrnehmendes Bewusstsein gleichzeitig aus einer karmischen Anlage entstehen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, er ergreift die Welt mit der Absicht sie entsprechend den damit verbundenen Gefühlen zu ordnen.

    Würden die Dinge nur in Deinem Bewusstsein entstehen, gäbe es keine Probleme mit Artensterben, schwindenden Ressourcen und Ausbeutung.

    "Dinghaftigkeit" entsteht ja durch eine Vereinfachung, in der man etwas aus dem Kontext nimmt und auf die für einen selbst wichtigen Aspekte reduziert. Die Katze sieht die Maus einfach als "Futter" - als etwas was man jagen und essen kann - und lässt die anderen Aspekte - gerade wie die Maus für sich selber ist - weg.


    Wünsche sind zwar etwas was erstmal im Bewußtsein ist - aber gerade Konsumwunsch

    (billiges Fleisch, billige Schokolade ) haben ja dadurch, dass sie zu einer Nachfrage werden zu deren Erfüllung es so eine riesige Apparatur gibt, setzten sie

    Saugeffekte in Kraft setzt die wo anders zu Verheerung führen. Eben zu Prozessen wie Ressourcenmangel, Artensterben und Ausbeutung.


    Wobei die Verdinglichung im Wunsch selbst ja erstmal ambivalent ist. Wenn sich ein Bauer im Mittelalter billiges Fleisch und jedem Tag Honig gewünscht hätte, dann hätte das eben nicht zu mehr Verheerung der Welt geführt sondern nur zu seiner eigenen Frustration ob so unerfüllbarer Wünsche.


    Macht führt dazu, dass das Leid das aus dem Anhaften entsteht, zunächst anderen aufgebürdet werden kann.

  • Sind wir nicht alle eins, also auch die Erwachten? Vergessen wir nicht die Nicht-Erwachten :nosee:

    Das hat zur Konsequenz:


    Für alle Personen gilt,

    dass sie ununterscheidbar sind,

    weil sie alle eins sind.

    Alles hat eine Ursache ... :nosee:


    Nicht alles hat eine Ursache, sondern nur die kausal entstandenen Produkte. Nicht alle Phänomene sind derartige Produkte, weil es auch beständige Phänomene gibt, die sich nicht von Moment zu Moment wandeln wie die kausal entstandenen Produkte.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn du mal dich wegnimmst, z.B. dein Bewusstsein, wo gibt es da Probleme?

    Im Leiden der Wesen.

    Wenn du die Unpersönlichkeit, also Wesenlosigkeit des ganzen Daseins, also aller Dinge, durchschaut hast, erkennst du auch, dass es kein Leiden gibt, weil niemand da ist, der leidet.

    Davon abgesehen gibt es Wesen, die hungern und frieren, die sich im Ansichtengestrüpp verfangen haben und die nicht wissen, wie sie da wieder raus finden - das ist dann etwas sehr Konkretes und da kann einer auch sehr konkret helfen. Das sind aber keine "Probleme" - und schon gar nicht solche wie Artensterben, Klimawandel etc.

    Wenn der Mensch als Art die Erde verlassen hat, erholt diese sich ganz von selbst und bringt weiter wie bisher die Vielfalt der Arten hervor.

    :zen:

  • Irgendwie funktioniert das so nicht.

    Ich sehe das so:

    Die Dinge existieren als Dhamma. Egal ob ich ihnen einen Namen gebe und als Namensobjekt sind sie da, Dhamma. Mein Problem ist die Klarheit, was denn nun als Ding da ist und was ich als Objekt mit Namen wahrnehme?

    Sehen ist am einfachsten. Wenn ich eine Vase sehe, dann gibt es diese Vase, nicht als Ding, sondern als Vase. Mein Wahrnehmen ist auf den Begriff für das Ding fixiert. Ob da wirklich ein Ding, das Vase ist existiert, weiß ich erst, wenn ich körperlich Kontakt aufnehme, also das Ding wirklich wahrnehme.

    Das geht nicht mit sehen allein.
    Meine Erfahrung mit allen anderen Dingen entspricht genau dieser Wahrnehmung. Hier ist mein Körperliches mit seinen Sinnen mein Meister.


    Doch ich bin auch ein Wesen, das benennt und mich mit Benennungen austausche. Wenn ich zu jemanden sage, dass er mir die Vase vom Tisch holen soll, weiß dieser was ich meine. Wir haben beide eine virtuelle Welt der Worte und können so mit Objekten dieser Namen interagieren.

    Das ist so verinnerlicht, dass ich nicht mehr erkenne das die Vase nur in uns existiert.

    Das was ich als Vase bezeichne, ist nicht mehr ein Ding an sich, für das ich einen Namen erfinden muss. Wir wissen das es eine Vase ist.


    Hier beginnt die Lehre Buddha: die Lehre vom festhalten. Wir glauben, dass das eine Vase ist und das diese Vase in uns ein Objekt ist. Wenn die andere Person, die die Vase holen soll, nun den Begriff für meine Vase nicht kennt, dann kann sie das Objekt nicht holen. Ein Kind würde vielleicht die Tasse bringen, die auch auf dem Tisch steht und ich müsste ihm erstmal sagen und zeigen was "Vase" ist. Das Kind greift einfach ein Ding, das es holen soll. Für das Kind gibt es dinge die keinen Namen haben und somit ist es egal was es holt.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du die Unpersönlichkeit, also Wesenlosigkeit des ganzen Daseins, also aller Dinge, durchschaut hast, erkennst du auch, dass es kein Leiden gibt, weil niemand da ist, der leidet.

    Davon abgesehen gibt es Wesen, die hungern und frieren, die sich im Ansichtengestrüpp verfangen haben und die nicht wissen, wie sie da wieder raus finden - das ist dann etwas sehr Konkretes und da kann einer auch sehr konkret helfen. Das sind aber keine "Probleme" - und schon gar nicht solche wie Artensterben, Klimawandel etc.

    Wenn der Mensch als Art die Erde verlassen hat, erholt diese sich ganz von selbst und bringt weiter wie bisher die Vielfalt der Arten hervor.

    Na dann...

  • Aha. die haben sich also einige Gedanken darüber gemacht. Vijñānavāda (Bewusstseinslehre) wird das auch genannt lese ich in Wikipedia, hab schon mal gehört davon.

    Mir scheint allerdings dass man nicht wissen kann ob die Dinge außerhalb des Bewusstseins existieren oder nicht, weil man eben nicht über das Bewusstsein hinaus bewusst sein kann. Dass etwas da ist weil man darüber bewusst ist sei dahingestellt, jedenfalls ist etwas da wenn man darüber bewusst ist. Und da sind eben diese zwei: Bewusstsein und Inhalt. Ohne Inhalt bzw. Objekt kein Bewusstsein, sagt der Buddha, Bewusstsein hängt ab vom Objekt, ist bedingt durch das Objekt über das es bewusst ist. Ob das umgekehrt nun auch gilt oder nicht, jedenfalls gibt es diese sechs Bewusstseinsklassen gemäß der sechs Wahrnehmungssinne, Seh-, Hör, Riech-, Schmeck-, Tast- und Geistbewusstsein.


    Eine Wahrnehmung des Geistsinns ist u.a. die Persönlichkeit als die man sich eben wahrnimmt, das ist das Ich-Bewusstsein und mittels dessen wird alles zum Ich-Erlebnis - Ich sehe, höre usw. Dann kommt das Begehren und man will mehr oder angenehmeres sehen, hören usw, möglichst lange oder für immer. Das ist die Aufwertung der Person z.B. durch das Ansammeln von Gebrauchsgegenständen, um noch beim Thema zu bleiben. Die Wurzel allen Übels ist demnach die Verblendung der Identifikation, das Ich macht sich irgendwo fest 'das bin ich und das gehört mir'.

  • wer das verinnerlicht hat, steht vor der Aufgabe, Antworten zu bieten, die dem Verständnis des jeweiligen Gegenübers angemessen sind.

    Natürlich, abstrakt gesagt. Es gibt da ein passendes Koan, das auch dem Autor von Ökodharma bekannt ist, schließlich ist er ja in der Tradition der Sanbo-Zen-Schule geschult. Und da ja vom "Ort an dem die Dinge entstehen" die Rede war, von Indras Netz, passt dieser Koan aus dem Shoyo-Roku (Fall 33) oder Hekigan-Roku Fall 49:


    Sansho ̄ fragte Seppo ̄: „Ich möchte wohl wissen, was für eine Nahrung man einem goldgeschuppten Netzdurchbrecher bereiten sollte.“

    Seppo ̄ sagte: „Wenn du aus dem Netz herausgekommen bist, werd ich dir das sagen.“
    Sansho ̄ sagte: „Ein guter Kenner von 1500 Mönchen, und versteht nicht den Kern der Worte!“
    Seppo ̄ sagte: „Der alte Mönch hat als Hauptpriester einen Haufen Arbeit.


    Dazu meinte dann Hakuin in seinem Wasan:


    „Wie traurig, dass die Menschen das Nahe nicht sehn und die Wahrheit in der Ferne vermuten –
    wie jemand, der umgeben von Wasser, laut aufschreit vor Durst...“


    Und der Ökonom Keynes hatte mal gesagt: Man kann die Pferde zwar zum Wasser führen, aber trinken müssen sie selbst.

    :zen:

  • Von Dogen gibt es einen schönen Text, der hierher passt:


    BODAISATTASHISHÔHÔ
    Vier Weisen von Bodhisattvas, sich anderer anzunehmen

    Erstens das Geben.

    Zweitens Worte der Liebe.

    Drittens selbstlose Hilfe.

    Viertens das Eins-Werden.


    Antaiji: Bodaisattashishoho

    :zen:

  • Mir scheint allerdings dass man nicht wissen kann ob die Dinge außerhalb des Bewusstseins existieren oder nicht, weil man eben nicht über das Bewusstsein hinaus bewusst sein kann. Dass etwas da ist weil man darüber bewusst ist sei dahingestellt, jedenfalls ist etwas da wenn man darüber bewusst ist....

    Eine Wahrnehmung des Geistsinns ist u.a. die Persönlichkeit als die man sich eben wahrnimmt, das ist das Ich-Bewusstsein...

    Bewußt-sein setzt ja zwangsläufig voraus, daß ein ETWAS (ein "ICH") da sein muß, dem etwas bewußt ist.

    Ein "ICH" existiert aber nur durch Wahrnehmung - oder vielleicht richtiger (für)Wahrnehmung. Wahrnehmung ist der dritte Aspekt der fünf Aneignungen (Form, Gefühl, Wahrnehmung, Aktivität, Erfahrungssuchlauf), aus denen nach dem Buddha das "ICH" besteht, bzw erzeugt wird.

    Wahrnehmung setzt eine (gesehene, gehörte u.s.w.) Form voraus, aus denen solche und solche Gefühle hervorgehen, die zu diesen und jenen Wahrnehmungen führen u.s.w. Wahrnehmen kann das "Ich" aber doch immer nur jetzt, in diesem Augenblick. Die Zukunft kann erst wahrgenommen werden, wenn sie da ist, also jetzt nicht, denn sie ist noch nicht da und die Vergangenheit auch nicht, die ist schon vergangen. Ist die Gegenwart aber etwas Reales, hat sie eine Dimension oder ist sie nur eine Vorstellung des "ICH"? Mir scheint, daß eher letzteres zutrifft, denn wo beginnt und endet der scheinbare Augenblick des Gegenwärtigen? Wenn die Gegenwart aber nur ein Konstrukt in der Wahrnehmung des "ICH" ist, muß man dann nicht für Vergangenheit und Zukunft das gleiche annehmen?

    Sicher sagen kann man nur, daß etwas vor sich geht, nämlich die fünf Aneignungen.

    Mit zunehmender Lebenszeit kann "ich" mehr und mehr erkennen, daß vieles von dem, was "ich" scheinbar einst in die sogenannte Vergangenheit hineingewirkt habe, aus der sogenannten Zukunft wieder an "mich" herangekommen ist, entweder freud- oder leidvoll. Manches schnell, manches erst nach langer Zeit und vermutlich sind die scheinbar nicht in Zusammenhang zu bringenden Erlebnisse zum großen Teil lediglich das Ergebnis eigener Vergeßlichkeit. :) Oder, wie auch vom Buddha beschrieben, das Resultat von Gewirktem aus vergangenen Existenzen.

    Nicht nur Gottes Mühlen mahlen langsam :)

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

    Einmal editiert, zuletzt von Hajobo ()