Wie hat Buddha meditiert?

  • Wenn man den Schriften folgt, verstehe ich als Laie nicht, wie der Buddha meditiert hat. Es gibt 100.000 Meditationsarten. Auf Reddit oder Quora wurde mir gesagt, dass der Buddha Vipasana Meditation übte.


    Kann man den Schriften entnehmen wie er meditiert hat? Kann man der Vipasana Meditation entnehmen, wie er meditiert hat? Welche Empfindungen hat er betrachtet (Nase, Bauch oder doch Mantra?)?

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo Golovkin ,


    willkommen im Forum :)


    Ich wollte darauf hinweisen, dass der Buddha für seine Anhänger eine Stufenweise Ausbildung hatte. Da du scheinbar interessiert in den kanonischen Texten bist, ist hier ein Auszug über eine Unterhaltung in M107. Du kannst es dir ja mal in Ruhe durchlesen, falls dich interessiert, welche großen Weg die Mönche damals auf sich genommen haben.


    Der erste Schritt beinhaltete in die Tugenden (fünf Sila) hineinzuwachsen. Wenn ein Mönch darin gefestigt war, kamen noch Vier weitere Aufgaben hinzu. Nachdem all diese Aufgaben gemeistert wurden, empfahl der Buddha seinen Mönchen sich einen abgelegen Ort zu suchen und dann die Achtsamkeit zu pflegen. D.h. da wurde Satipatthana geübt.


    Meine Absicht meiner Antwort ist nicht, dir jetzt zu sagen, dass du mit etwas anderem starten solltest. Ich wollte nur klarstellen, dass Satipatthana eine große Übung darstellt, die selbst erfahrene Mönche damals erst viel später in ihrem "Lehrplan" hatten und es vorher noch einiges anderes zu absolvieren gab. Also wundere dich nicht, wenn es alles sehr umfangreich, mächtig oder überfordernd wirkt. Das gehört dann einfach dazu.

    Wer beim Gitarre lernen direkt mit Jimi Hendrix anfängt, muss eben einfach etwas mehr Geduld mitbringen.


    Ich wünsche dir dabei alles Gute! Und bei Fragen gibt es hier immer welche, die hier hilfsbereit auf dich eingehen.

  • Als Meditationsanleitung des Buddha würde ich eher das Anapanasati-Sutta (MM 118) sehen. Das Satipatthana-Sutta soll laut beispielsweise Bhikkhu Sujato und Bhikkhu Buddhadasa erst nach Lebzeiten des Buddha verfasst worden sein.


    Did the Buddha himself utter the Satipaṭṭhāna Sutta?


    It seems unlikely. The Satipaṭṭhāna Sutta is only found in the “middle length” collection, the Majjhima Nikāya, although the “long text” collection, Digha Nikāya, contains an identical version augmented by a sprawling exposition of the Noble Truths that has obviously been grafted onto it from another well-known source. Thus, it should not surprise anyone too much that the Satipaṭṭhāna Sutta is a pastiche in other significant ways as well. The evidence suggests that it was patched together from shorter passages to create an anthology text—very useful for spreading the dharma to farflung sanghas like Kammāsadhamma, its purported setting. This area, in the Kuru country near modern Delhi, eventually became a stronghold of the Sarvāstivādan school, but at the time of the Satipaṭṭhāna Sutta’s composition was probably too distant from the Buddha’s original centers to possess very many remembered texts.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das berührt natürlich eine ganz grundsätzliche Frage: Was in den klassischen Texten ist originär und was Hinzufügung, Komposition aus Original-Lehre und späterer Deutung oder einfach nur Systematisierung der Original-Lehren?


    Wenn es aber nur die Atemmeditation ist, die auf Buddha zurückgeht, dann wäre das nichts Neues gewesen. Die gab es schon lange vor Buddha. Was also war an seiner Praxis so neu, dass er so viele Anhänger gewinnen konnte?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man den Schriften folgt, verstehe ich als Laie nicht, wie der Buddha meditiert hat. Es gibt 100.000 Meditationsarten. Auf Reddit oder Quora wurde mir gesagt, dass der Buddha Vipasana Meditation übte.


    Kann man den Schriften entnehmen wie er meditiert hat? Kann man der Vipasana Meditation entnehmen, wie er meditiert hat? Welche Empfindungen hat er betrachtet (Nase, Bauch oder doch Mantra?)?

    Um auf den Eingangspost zurückzukommen: Wenn Du, Golovkin , mit dem Meditieren anfangen möchtest, ist das hier eine schöne Anleitung.

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

  • Ja, das berührt natürlich eine ganz grundsätzliche Frage: Was in den klassischen Texten ist originär und was Hinzufügung, Komposition aus Original-Lehre und späterer Deutung oder einfach nur Systematisierung der Original-Lehren?


    Wenn es aber nur die Atemmeditation ist, die auf Buddha zurückgeht, dann wäre das nichts Neues gewesen. Die gab es schon lange vor Buddha. Was also war an seiner Praxis so neu, dass er so viele Anhänger gewinnen konnte?

    Ja, darüber lässt sich trefflich streiten, wenn man sich auskennt, oder schweigen, wenn man keine Ahnung hat wie ich :) Dass Meditation in verschiedenen Varianten nichts Neues war, ist aber eh nicht die Frage. Immerhin war Buddha ja jahrelang bei erfahrenen Meistern in der "Lehre", die ihm die Vertiefungen zeigten.

    Das neue in der Lehre Buddhas war ja, dass er eben nicht damit zufrieden war, während der Vertiefungen leidfrei zu sein. Er ging darüber hinaus und erreichte Leidfreiheit auch im "normalen Leben".


    Ich denke, in diesem Zusammenhang muss man auch Texte betrachten, deren Ursprung nicht sicher ist. Die Meditation ist aus meiner Sicht nicht das Herzstück der Lehre. Es ist ein wesentlicher Baustein, der aber nicht zB über den Sila steht.

  • Grundsätzlich betrachtet sind alle Lehrtexte, ob klassisch, originär oder später zusammengefügt, lediglich sekundär in Beziehung zur primären Erfahrung durch die Praxis. Wissenschaftlich ist das ein interessantes Thema für die Buddhismus-Forschung, wie das ja bereits durch die historisch-kritische Methode an Texten des Evangeliums durchgeführt wurde. Und es ist eben auch lediglich im Rahmen der Wissenschaft ein Diskussionsstoff. In der Praxis soll das diskursive Denken als eines der Fesseln überwunden werden.

    Die Meditation ist als samma samadhi nur ein Teil des achtfachen Pfades - und sie führt auch nicht allein zur Leidensbefreiung. Um von Gier, Hass und Verblendung befreit zu werden, braucht es die beständige Übung aller Teile des Pfades.

    :zen:

  • Zitat

    Wie hat Buddha meditiert?

    Dürfte schwer zu ergründen sein. Er hat auf 84.000 verschiedene Arten meditiert ... Im alten Indien war 84.000 irgendwie die höchste bekannte Zahl. Also, er hat auf sehr viele verschiedene Arten meditiert ;)

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Wenn man den Schriften folgt, verstehe ich als Laie nicht, wie der Buddha meditiert hat. Es gibt 100.000 Meditationsarten. Auf Reddit oder Quora wurde mir gesagt, dass der Buddha Vipasana Meditation übte.


    Kann man den Schriften entnehmen wie er meditiert hat? Kann man der Vipasana Meditation entnehmen, wie er meditiert hat? Welche Empfindungen hat er betrachtet (Nase, Bauch oder doch Mantra?)?

    Im Prinzip ist das genau die Frage vor der Anhänger des Theravāda Standen im 19. und 20. Jahrhundert, als die Meditation in dieser Tradition mehr existiert hat. Es gibt also mehrere Ansätze der Rekonstruktion der Meditationsmethode(n) des Buddha.


    Die Vipassana-Bewegung ist eine davon.


    Die Schule in der Nachfolge von Mahasi Sayadaw hat explizit einen Weg gewählt der als "dry" bezeichnet wurde (dry-Insight, also "trockene Vipassana"), wobei glaube ich auch Mahasi Sayadaw Schüler zugeben würden dass dieses Vorgehen nicht 1:1 dem entspricht was man für die Zeit des Buddhas vermutet.


    Als ich frisch mit dem Buddhismus in Berührung kam (garnicht so lange her) hab ich mich erstmal genau in diese Frage eingegraben.


    Das übliche Vorgehen bei der Rekonstruktion ist im Prinzip ein Wechselspiel aus

    • Quellenstudium
    • Eigene Meditationspraxis

    Wenn man nicht Lebensjahre damit verbringen möchte der sache "eigenmächtig" auf den Grund zu gehen (für mich war das zumindest nicht der weg), dann ists ein gangbarer Weg sich zu überlegen welche Interpretation der Lehren Buddhas plausibel wirkt.

    Anzuführen währen auch noch Jhana (meditative Vertiefungen)