Säkulare Buddhisten im Interview mit Nicola Hernadi für das Magazin TIBET UND BUDDHISMUS

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    Anfang des Jahres trafen sich drei säkulare Buddhisten mit der Chefredakteurin des Magazins TIBET UND BUDDHISMUS und stellten sich ihren Fragen. Es war ein lebendiger Austausch zwischen den Säkularen und der tibetischen Buddhistin, der von gegenseitigem Respekt getragen war. Die Überzeugungen des anderen wurden als solche akzeptiert, es gab interessierte Nachfragen und eine spannende Diskussion. So darf ein innerbuddhistischer Dialog gern aussehen. In der aktuellen Asugabe der TiBu wurde das Interview nun veröffentlicht. :)_()_


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  • Hast du eigentlich bevor du den Buddhismus säkularisiert hast versucht, das Christentum für dich zu säkularisieren?


    Und das hier ist natürlich köstlich:


    Zitat

    Bevor jetzt all diejenigen, die den Lam Rim oder das systematische Studium des TZ durchliefen, aufschreien und aufgewühlte Gegenmeinungen, Klarstellungen etc. zu einigen der folgenden Äußerungen verfassen, möchte ich bitten, kurz innezuhalten.


    Kennt man seine Pappenheimer? :?

    • Offizieller Beitrag

    Nein. Mit dem Christentum habe ich früh abgeschlossen.


    …ja, man kennt seine „Pappenheimer“. Umso mutiger, was Nicola da initiiert hat!

  • Aber wäre es nicht naheliegender gewesen, eine Religion, die man studiert hat und im eigenen Kulturkreis verwurzelt ist, in eine zeitgemäße Form zu überführen, als eine ganz fremde Religion? Oder gerade weil der Buddhismus bei uns nicht verwurzelt ist, kann man ihn viel leicht umtöpfen.

  • Dafür das sich säkulare Buddhisten mit Richtung "Glaube nicht an Wiedergeburt und transzendentales Karma" nicht daran glauben, beschäftigen sie sich sehr viel damit. In über 10 Jahren Jahren Buddhismus habe ich mich nicht damit beschäftigt, außer auf einem kurzen Ausflug hier auf Buddhaland. :lol:

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    Aber wäre es nicht naheliegender gewesen, eine Religion, die man studiert hat und im eigenen Kulturkreis verwurzelt ist, in eine zeitgemäße Form zu überführen, als eine ganz fremde Religion? Oder gerade weil der Buddhismus bei uns nicht verwurzelt ist, kann man ihn viel leicht umtöpfen.

    Genau da liegt das Missverständnis. Niemand topft im Buddhismus irgendwas um. SB nimmt nach meinem Verständnis lediglich einen metaphysikkritischen Faden wieder auf, den es im frühesten Buddhismus bereits gab. So einen kann ich im Christentum nicht entdecken.

    • Offizieller Beitrag

    Dafür das sich säkulare Buddhisten mit Richtung "Glaube nicht an Wiedergeburt und transzendentales Karma" nicht daran glauben, beschäftigen sie sich sehr viel damit. In über 10 Jahren Jahren Buddhismus habe ich mich nicht damit beschäftigt, außer in einen kurzen Ausflug hier im Buddhaland. :lol:

    Ja, viele arbeiten sich an dem Thema erstmal ab, das ist wahr. Hat aber auch damit zu tun, dass säk. Buddhisten oft damit konfrontiert werden, dass ihnen das Buddhistsein abgesprochen wird, wenn sie nicht einer bestimmten Vorstellung von Karma und Wiedergeburt zustimmen. Das ist sehr seltsam. Zen-Freude, die ein ähnliches Verständnis zum Thema haben, werden mit dieser Ablehnung nie konfrontiert.

  • Ja verstehe Hendrik. Der säk. Buddhismus war mir nie ein Begriff, obwohl ich gerne Doug Smith (säk. Buddhist) schaue, aber nur wegen den frühbuddhistischen Aspekten. Ich hatte es so verstanden, dass nicht alle säk. Buddhisten grundsätzlich Wiedergeburt und transzendentales Karma abstreiten. (Aber das wird vermutlich nur eine kleiner Anteil sein, schätze ich mal. ) Deswegen hatte mich der Begriff "säk. Buddhist" als Stellvertreter für alle irritiert.

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  • Hast du eigentlich bevor du den Buddhismus säkularisiert hast versucht, das Christentum für dich zu säkularisieren?

    Was ist säkulares Christentum? Sowas hier?
    Gottes Sein ist im Werden: Eine Mystik der Lebendigkeit – Sebastian Painadath

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • "Amitabha-Buddhisten wollen im reinen Land, ähnlich dem christlichen Himmel, wiedergeboren werden", ist doch ein wenig verkürzend.
    Sagte Shinran nicht: "Amida ist kein Wesen, und das Reine Land kein Ort, sondern Nirvana"?

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Was ist säkulares Christentum?


    Keine Ahnung. Aber für mich wäre halt das Christentum der sinnvollste Ausgangspunkt für so ein Unterfangen und nicht irgendeine fremde Religion. Daher meine Frage, ob dies versucht wurde.

  • Ansonsten gibt es doch auch Theravada-Lehrer, die sagen:

    Zitat

    Diskussionen darüber, ob es Wiedergeburt gibt oder nicht, sind Zeitverschwendung. Ob "es" geboren werden wird oder nicht, diese unerledigte Angelegenheit des Löschens von dukkha bleibt nach wie vor bestehen. Deshalb ist es ist besser, stattdessen über das Erlöschen von dukkha zu sprechen. Dieses Erlöschen von dukkha ist die Erkenntnis der Tatsache, dass es kein atta gibt, ist das Verständnis, dass alles anatta ist.


    Wir beenden diesen Vortrag mit der Feststellung, dass, wenn ihr anatta wirklich und wahrhaftig versteht, ihr selbst entdecken werdet, dass es
    keine Wiedergeburt und keine Reinkarnation gibt. Damit ist diese Angelegenheit abgeschlossen.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Was ist säkulares Christentum?


    Keine Ahnung. Aber für mich wäre halt das Christentum der sinnvollste Ausgangspunkt für so ein Unterfangen und nicht irgendeine fremde Religion. Daher meine Frage, ob dies versucht wurde.

    Ich war auch als Mitglied der Kath. Kirche säkular. Ich konnte nie an sowas wie Jungfrauengeburt, Gottessohnschaft, Himmelfahrt etc. glauben und es fällt mir oft schwer zu akzeptieren, das manche das eben tun. Für mich war Jesus immer "nur" ein ganz normaler Mensch, so es ihn überhaupt gegeben hat, und ob die Bergpredigt wirklich seine Worte und genau so waren kann auch keiner wirklich wissen. Dennoch weiß ich um die Kraft der Bergpredigt und sie ist für mich wahr. Das Ganze drumherum, dass die Kirchen veranstalten ist überflüssiges Beiwerk. Wer's braucht - ok, meine Seligkeit hängt davon nicht ab und das gilt auch für den Buddhismus, dem ich mich letztlich zugewandt habe. Die vier edlen Wahrheiten und der achtfache Pfad - das reicht mir, das hilft mir schon durchs Leben. Über Wiedergeburt und diverse Schriften mögen sich andere streiten.

  • Ich nehme für mich an das das säkular genug ist, um sich mit allen Buddhisten anzulegen.

    Woher kommt diese Inspiration? Vom Übersetzen des tibetischen Buchs von den Übergängen. Auch „Totenbuch“ genannt.


    Die Ursache der Skandha ist die Zeugung. Die Skandha haben die Geburt aus dem Mutterschoß. Wenn sie selbständig atmen, entfaltet sich das inhärente Ich der Skandha. Inhärent ist es, weil es eben schon mit geboren wird, denn sonst könnte der Säugling nicht nach der Nahrungsquelle suchen oder nach Nahrung schreien. Das angeborene, genetische Ich und nur das wird wiedergeboren in jedem neu gezeugten fühlenden Wesen. Ansonsten könnte es keine Evolution geben.


    Das Ich, das sich selber als Ich-sein erzeugt, wird durch neurologische Systeme geboren und kann nicht wiedergeboren werden, denn wenn das System zerfällt, zerfällt es auch. Skandha ist Ich.

    Das Neurologische Ich ist das „Ich“ für das Buddha die 4 edlen Wahrheiten gelehrt hat, damit es sich befreien kann, vom Leiden an diesem Ich-sein.

    Beide „Ich“ sind sterblich, das genetische durch nicht Fortpflanzung und das andere durch den Tod des Lebewesens.

  • Die Ursache der Skandha ist die Zeugung.

    Durch die Zeugung, also die Verschmelzung der elterlichen Keimzellen bei der Empfängnis, entstehen nur das körperliche Skandha und seine Teile, aber nicht die übrigen Skandhas wie Empfindung, Unterscheidung, Gestaltende Kräfte und Bewusstsein.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Die Ursache der Skandha ist die Zeugung.

    Durch die Zeugung, also die Verschmelzung der elterlichen Keimzellen bei der Empfängnis, entstehen nur das körperliche Skandha und seine Teile, aber nicht die übrigen Skandhas wie Empfindung, Unterscheidung, Gestaltende Kräfte und Bewusstsein.

    Bitte nenne mir den genauen Zeitpunkt nach der Befruchtung des Eies, an dem Skandha erscheint. Buddha hat das genau so gesagt wie ich das geschrieben habe.

  • Die Ursache der Skandha ist die Zeugung.

    Durch die Zeugung, also die Verschmelzung der elterlichen Keimzellen bei der Empfängnis, entstehen nur das körperliche Skandha und seine Teile, aber nicht die übrigen Skandhas wie Empfindung, Unterscheidung, Gestaltende Kräfte und Bewusstsein.

    Bitte nenne mir den genauen Zeitpunkt nach der Befruchtung des Eies, an dem Skandha erscheint. Buddha hat das genau so gesagt wie ich das geschrieben habe.

    Hat der wirklich von Zeugung und nicht von Geburt gesprochen?
    Toller Kerl.

  • Buddha Sakyamuni hat von jati gesprochen. Nyanatiloka erklärt den Begriff in seinem Buddhistischen Wörterbuch folgendermaßen:


    "Jati bezeichnet den gesamten embryonalen Prozeß, vom Momente der Empfängnis ab bis zum Austritt des Kindes aus dem Mutterleibe." Dazu zitiert er eine Textstelle aus D. 22: "Der Wesen in dieser oder jener Wesensgattung Geburt, Gebärung, Empfängnis, Wiedergeburt, das Erscheinen der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesorgane: das, ihr Mönche, nennt man Geburt."


    Durch den Austritt des Kindes aus dem Mutterleib entfaltet sich kein inhärentes Ich. Denn es gibt kein inhärentes Ich, weil das Ich in Abhängigkeit existiert. Ein inhärentes Ich wäre aber ein aus sich heraus bestehendes Ich, das für seine Existenz auf nichts anderes als sich selbst angewiesen wäre. Es wäre somit ein unabhängiges Ich, auf das nichts einwirken kann und das auch selbst nichts bewirken kann. Deshalb erzeugt das Ich sich auch nicht selbst als Ich-Sein, denn als unabhängig existierendes inhärentes Ich wäre es dazu gar nicht in der Lage.


    Das Ich ist lediglich eine Benennung, die wir in Bezug auf die Skandhas vornehmen. Das Ich ist eine begriffliche Benennung und die Skandhas sind die Benennungsgrundlage für diese begriffliche Benennung.


    Das angeborene Ich gibt es auch nicht. Wenn es ein solches gäbe, hätten es die Biologen unter Analyse längst gefunden, aber auch die Genetiker haben ein solches Ich nicht gefunden. Genauso wenig gibt es ein neurologisches Ich, da auch dieses unter Analyse nicht auffindbar ist. Mittels Analyse findet man kein Phänomen auf das man zeigen und sagen kann, das ist das angeborene und das ist das neurologische Ich.


    Das Körper-Skandha entsteht durch die Empfängnis. Allerdings muss es sich in der embryonalen Phase schrittweise entfalten und entwickeln. Genauso wie schrittweise aus einem Samen ein Keimling entsteht und sich dann schrittweise aus ihm die Pflanze entwickelt. Diese embryonalen Entwicklungsphasen werden von uns unterschiedlich benannt, aber diese Benennung findet auf der Grundlage des durch die Empfängnis entstandenen Körper-Skandhas statt. Auch die zeitliche Eingrenzung dieser einzelnen Phasen ist eine begriffliche Benennung und ergibt sich nicht einfach aus dem Körper-Skandha selbst.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Aber wäre es nicht naheliegender gewesen, eine Religion, die man studiert hat und im eigenen Kulturkreis verwurzelt ist, in eine zeitgemäße Form zu überführen, als eine ganz fremde Religion? Oder gerade weil der Buddhismus bei uns nicht verwurzelt ist, kann man ihn viel leicht umtöpfen.

    Das Problem ist, dass die "im eigenen Kulturkreis verwurzelten" Religionen mit dem grundsätzlichen Ansatz eines weltanschaulichen Pessimismus unvereinbar sind. Solche Ansätze wurden hier seit der Spätantike vom Christentum und seinem Sproß [Wort ersetzt void] Islam schlicht erdrückt. Ansatzpunkte findet man da in der nachaufklärerischen Philosophie, insbesondere bei Schopenhauer. Aber die WWV wäre als Ersatzbibel (mit Kant's KdrV als AT) einer Ersatzreligion nicht wirklich geeignet ...


    Wenn ich es denn recht verstehe, geht es den meisten SB gar nicht um eine Ersatzreligion, sondern um eine säkulare Weltanschauung, die ethisch-moralische Praxis und geistige Schulung mit einem empirisch-naturwissenschaftlichen Skeptizismus verbindet. Das finde ich absolut in Ordnung und wenn man sich hinsichtlich der ersten beide Punkte beim Buddhismus bedient (der beispielsweise einen von Theologen als reine 'Zweckethik' verunglimpften nicht-transzendent begründeten Ansatz für eine Ethik entwickelt hat sowie ein ausgereiftes und vielfältiges Sytem geistiger Schulung) freut mich das und ich sehe gerne darüber hinweg, dass der dritte Punkt hinsichtlich prajñā doch nach meinem persönlichen Geschmack etwas zu mager geraten ist. Das geht mir manchmal ja auch mit nicht-säkularen Buddhismen so ...


    Dass bei den SB (allen?) insbesondere Karma und Wiedergeburt als nicht rational begründbare archaisch-religiöse Mythen grundsätzlich abgelehnt werden, kann ich verstehen. Leider bezieht sich diese Ablehnung mE auf einen Popanz, nämlich auf ein Vulgärverständnis dieser Konzepte. Gerade die letzte (von vielen) Diskussion dieses Themas hier hat wohl hoffentlich gezeigt, dass diese Konzepte eben nicht nur volkstümlicher Aberglaube sind, sonden dass es in der buddhistischen Philosophie eine jahrhundertelange Beschäftigung mit ihrer Entmythologisierung gab, eine entwickelte Hermeneutik. Ich habe den Eindruck, die meisten SB kennen eben nur die volkstümliche, vulgäre Kehrseite dieser Doktrinen. Ich denke, vielen von ihnen wäre ein 'entmythologisierter'* Buddhismus schon säkular genug.


    * Keine Ahnung : da Du gefragt hattest - Bultmann's 'Programm der Entmythologisierung' war solch ein Ansatz für ein 'säkulares Christentum'

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Das mit den "im eigenen Kulturkreis verwurzelten" Religionen finde ich eh schwierig. Und klingt fast nach den Identitären.
    Weil letztlich ist ja auch das Christentum eine orientalische Religion, die irgendwann übernommen wurde. Nur halt früher.
    Ganz konsequent müsste man dann ja nach einem sek. Asatru oder Wicca fragen.

    Bultmann ist auf jedenfalls spannend. Ich fand gerade seine nüchterne Betrachtung, dass Gott ursprünglich der Gott einer kleinen Sippe war, so wie es viele andere Götter von anderen Sippen und Völkern gab, recht spannend und ehrlich. So nen nüchternen Blick auf Buddha findet man selten.
    Aber ich weiss nicht, ob er metaphysikkritisch ist.

    Die Hauptfrage wäre allerdings, was versteht der sB unter Metaphysik. Ein "kurzer" Auszug aus Wiki zum Thema:

    Zitat

    Ziel der Metaphysik ist die Erkenntnis der Grundstruktur und Prinzipien der Wirklichkeit. Je nach philosophischer Position kann sich Metaphysik auf unterschiedliche, i. a. sehr weit gefasste Gegenstandsbereiche erstrecken.

    Darüber hinaus stellt die klassische Metaphysik eine Grundfrage, die sich etwa wie folgt formulieren lässt:

    • Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?[3] Worin besteht die Wirklichkeit des Wirklichen – was ist das Sein des Seienden?[4]

    Diese Frage nach einer letzten Erklärung dessen, was die Wirklichkeit als solche ausmacht, ist grundsätzlicherer Art als die speziellen Einzelfragen der klassischen Metaphysik. So wird in der allgemeinen Metaphysik beispielsweise gefragt, wodurch ein Zusammenhang alles Seienden konstituiert wird, sowie klassischerweise oft auch, wie dieser Gesamtzusammenhang sinnvoll deutbar ist.

    Im Einzelnen behandelt die klassische Metaphysik Themen wie:

    • Wie sind die Grundbegriffe und Prinzipien der Ontologie zu analysieren, etwa Sein und Nichts, Werden und Vergehen, Wirklichkeit und Möglichkeit, Freiheit und Notwendigkeit, Geist und Natur, Seele und Materie, Zeitlichkeit und Ewigkeit usw.?
    • Was entspricht den Bausteinen unserer Sätze und Gedanken, worauf nehmen diese Bezug, wodurch werden sie wahr gemacht? Wie ist beispielsweise die Beziehung zwischen Individuellem (einzelnen Gegenständen) und Allgemeinem (etwa der Eigenschaft, rot zu sein) beschaffen? Kommt dem Allgemeinen eine unabhängige Existenz zu? Existieren Zahlen? (siehe auch den Artikel Universalienproblem)
    • Wie steht es mit der Referenz von normativen und deskriptiven, Wert- und Seinsaussagen? Wie mit religiösen Überzeugungen? Was macht diese jeweils wahr? Gibt es moralische Objekte (Werte, Tatsachen)? Gibt es ein erstes Prinzip der Wirklichkeit, das mit einem Gott identifizierbar ist? Wie wären diese beschaffen? Wie genau wäre ihr Bezug zu uns beschaffen?

    Auch der sB scheint aber normativen und deskriptiven, Wert- und Seinsaussagen zu tätigen. Wäre dann also doch noch metaphysisch. Also scheint er mit Metaphysik etwas anderes zu meinen, eher etwas nicht beweisbares, nicht rein rationales. So ein Versuch, die Welt aus einer reinen Vernunftsebene zu erklären, und das als einziges Kriterium anzuerkennen. Was ich auch wieder schwierig finde, weil wir keine reinen Vernunftwesen sind. Manche Fragestellungen der Metaphysik scheinen mir da sogar über den sB hinauszugehen (z.B. Gibt es moralische Objekte (Werte, Tatsachen)?). sB scheint mir kaum über Ablehnung von Karma und Wiedergeburt und einer Betonung der Textkritik hinauszugehen. (Na ja, zählt man Glenn Wallis mit dazu, dann noch die Ablehnung des freien Willens, aber das ist unter den sB glaube ich nicht Konsens). Aus meiner Sicht gab es in der buddhistischen Tradition schon wesentlich radikalere Ansätze.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Naja, ein Christentum ohne Gott wär irgendwo widersinnig :) Ein Buddhismus ohne Wiedergeburt hingegen nicht, man kann ihn ja auch als Philisophie betrachten.


    Vielleicht ginge es auch im Christentum säkular, also eine Art Jesus-Ethik. Aber dann braucht man kein Christentum mehr, dann reicht die Menschenrechts-Charta.

  • Hast du eigentlich bevor du den Buddhismus säkularisiert hast versucht, das Christentum für dich zu säkularisieren?


    Mir fehlt im Buddhismus manchmal etwas ein spirituelles Element. Nun ja, es gibt auch im tibetischen Buddhismus die Weiße Tara, Amitaba u.a. Ich habe mir stattdessen Jesus genommen, da ich mit dieser Figur aus meinem Kulturkreis vertraut bin.


    Ich habe von der Figur von Jesus alles weggenommen, was ich nicht nachvollziehen kann, also: Jesus ist nicht Gottes Sohn, sondern einfach ein Mensch, an Gott glaube ich nicht (er ist offensichtlich nicht existent, sondern nur eine geistige Wunsch-Gestaltung), die christliche Kirche interessiert mich nicht. Ich nehme aber an, dass Jesus ein spirituelles Wesen ist, das einem beim Beten hört und seine Hände über andere halten kann. Jesus symbolisiert für mich einen guten Menschen. Mit dem Beten an Jesus überwinde ich "reale" Grenzen so kann ich z.B. für andere Menschen bei Jesus um Hilfe bitten, wenn ich keine Möglichkeit habe diese Menschen irgendwie zu sehen oder zu treffen.


    Das Beten zu Jesus ergänzt sich für mich gut mit dem Buddhismus, da ich alle christlichen Gestaltungen, die ich nicht nachvollziehen kann, von der Figur Jesus weggenommen habe. Auch hat der Buddhismus nichts vergleichbares außer sowas wie die Weiße Tara, aber mit der kann ich nicht viel anfangen. Nicht mein Kulturkreis.


    Ich weiß aber noch nicht, ob Jesus meine Konzentration stört zum frühbuddhistischen Buddhismus (meine Ecke). Habe manchmal den Gedanken, dass die Zweiteilung mit Buddhismus und Jesus die Konzentration stört. Muss ich noch eine Zeitlang drüber nachdenken ...

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

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