Meditationshaltung

  • Grüße euch zusammen!


    ich bin weniger im Zen unterwegs, habe dennoch mitbekommen, dass die Sitzhaltung eine zentrale Rolle spielt. Mich würden eure Gründe dafür interessieren. Um mal provokant zu fragen: Was spricht dagegen gemütlich mit übergeschlagenen Beinen zu sitZEN?

  • Einerseits glaube ich, dass Lotussitzvarianten bis Burmesischer Sitz und Knie-Fersen-Sitz eine größere Stabilität bringen. Zum anderen scheint es auch ein energetischer Unterschied zu sein. Ein Bekannter hatte für eine Klavieraufnahmeprüfung geübt, und da den halben Lotussitz ausprobiert und gemeint, dass der Unterschied frappierend sei, sein Anschlag sei genauer und seine Geschwindigkeit höher, seine Konzentration besser. Letztlich hast du so etwas wie 2 Kreisläufe im Sitzen. Die Beine liegen aufeinander, die Hände liegen ineinander, somit fliesst alles ineinander, und es kommt zu wenig Energieverlust. Die gerade Wirbelsäule ermöglicht körperlich einen besseren Liquorfluss (Auch ein Kreislauf, ähnlich dem Blut- und Lymphkreislauf). Das Gehirn ist entspannter - dadurch weniger Gedanken.
    (Im Tai Chi würde man noch sagen: Die ideale Verbindung von Erde - Mensch - Himmel - aber das spielt im Zen vielleicht keine Rolle).
    Und es kommt ja auch auf einen gestreckten Rücken an, es ist IMHO eine ähnliche Haltung, wie bei Tai Chi oder Stehmeditationen: Das Becken sinkt gedanklich nach unten, der Hinterkopf steigt leicht nach oben, dadurch wird das Kinn leicht gesenkt. Ich komme dadurch stärker in die innere Mitte. Von der Tendenz ist man dadurch eher im Bauch als im Herz oder Kopf. (Erinnert ein wenig an Laozis "Den Herz-Geist leeren, den Bauch füllen"). Die Haltung hat schon etwas in sich selbst ruhendes. Ich erlebe Zennies auch als geerdeter. Der Atem fließt freier.


    (Nur so nebenbei: Meine neueste Entdeckung ist ein einbeiniger Meditationshocker mit leicht gebogenen Sitz. Seitdem hab ich keine Probleme mehr beim Knie-Fersen-Sitz mit eingeschlafenen Beinen.)

    Einer der Gründe scheint mir auch zu sein, dass es beim Zazen nicht um Geistestraining zu gehen scheint, wenn ich es richtig verstanden habe. Kodo Sawaki meinte einmal: "Zazen wird mit dem Körper praktiziert." Andererseits spricht man aber auch vom Fallenlassen von Körper und Geist. Auch das scheint in der Haltung einfacher zu geschehen.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Grüße euch zusammen!


    Um mal provokant zu fragen: Was spricht dagegen gemütlich mit übergeschlagenen Beinen zu sitZEN?

    Um mal provokant zu antworten: Schlimmstenfalls kannst Du Dir eine Peroneusparese einhandeln.

    Kommt halt darauf an wie lange Du sitzt und was Du für einen Körperbau hast.


    Peroneusparese

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Es kann grundsaetzlich in jeder Koerperhaltung meditiert werden, die bequem ist. Es ist somit egal, ob du dich gemuetlich in dein Sofa luemmelst oder auch im Bett liegst. Das Problem daran ist nur, dass dann deine Aufmerksamkeit eventuell leidet. Du wirst schnell schlaefrig, kippst ins Traeumen und so. Jedenfalls ist das bei mir so. Anders ist es, wenn ich innerlich aufgewuehlt bin und ein Gedanke den naechsten jagt. Dann komme ich erst mal gar nicht in den Zustand, einzunicken.


    Ich kann nur raten, alles selbst einmal auszuprobieren.


    Es hat schon seinen Grund, warum ueblicherweise der Lotussitz favorisiert wird. Bedenke, dass ueblicherweise die volle Aufmerksamkeit und Bewegungslosigkeit mindestens eine halbe Stunde beibehalten werden sollte, und dies bei einer Koerperhaltung ohne Anspannung.

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • vor allem im liegen finde ich überhaupt nicht angebracht,am besten,finde ich,in der natur unter einem baum.die jahreszeit jetzt ist auch ideal oder

  • Im Dzogchen gab es auch das, und ich erinnere mich an den Spruch: Praktizieren im Sitzen, Gehen, Stehen und Liegen. Aber das hatte ich ja schon im Stehmeditation-Thread thematisiert.
    Sitzen unter einem Baum ist bei der Trockenheit zwar schön, aber nicht ungefährlich.In einem Park sind sogar einige Teile gesperrt, weil es zu gefährlich ist. Ich hatte gerade ne Tai Chi-Übungsstunde, wo der es gerade Anweisungen zum Entspannen gab, der Baum das auch tat, und einige Teile herabstürzten (EIner meiner Tai Chi Lehrer, meinte einmal, wir sollen draußen praktizieren, die Bäume praktizieren mit, ich weiß nicht, ob er es so meinte :grinsen:). In Asien ist es sicher auch nicht ungefährlich, eine Kokosnuss auf den Kopf zu bekommen (Kokosnüsse sollen sogar gefährlicher sein als Haie).

    Kann mal jemand den Threadtitel ändern? Wenn, dann müsste es doch Meditationshaltung heißen, weil Mediation ist ja was anderes. Oder besser Zazenhaltung (weil es gab ja schon lange Diskussionen, ob Zazen Meditation ist oder nicht).

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    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

    Einmal editiert, zuletzt von Keine Ahnung ()

  • Grüße euch zusammen!


    ich bin weniger im Zen unterwegs, habe dennoch mitbekommen, dass die Sitzhaltung eine zentrale Rolle spielt. Mich würden eure Gründe dafür interessieren. Um mal provokant zu fragen: Was spricht dagegen gemütlich mit übergeschlagenen Beinen zu sitZEN?

    Bin kein Zennie, aber die Antwort scheint mir recht naheliegend: Weil sie Teil eines Systems zur Befreiung ist, das sich bewährt hat.


    Gegenfrage: Was spricht für Dich dagegen, sich auf eine Methode einzulassen?


    Liebe Grüße, Aravind

  • Ich habe aber bei Zennies auch eine Neigung zu Miniskus-OP's (in einer Zen-Zeitschrift wurden daher auch bestimmte Yoga-Dehnübungen empfohlen, um das zu vermeiden) und Hämorriden beobachtet.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Eine bestimmte Haltung einüben bleibt wichtig, aber nur für den Anfang, diese Haltung zur Gewohnheit machen ist auch gut, aber unter allen Umständen an dieser Haltung festhalten, obwohl man das nicht braucht ist Askese.

    Für mich spricht dagegen, eine bestimmte vorgeschriebene Haltung einzunehmen, dass es Anhaftungen und festhalten an Regeln und Ritualen bewirkt und somit vom Lehrer und der Sangha abhängig machen kann und in Massen abhängig macht. Außerdem bringt es gewaltig Geld ein auf eine bestimmte Haltung zu bestehen, wenn deutlich genug gemacht wird, dass nur diese zur Befreiung führt. Nein, das will man ja garnicht, Erleuchtung, Nirvana, Satori, usw. sind das Ziel. Zum Buddha-sein Durchdringen ist in jeder Schule des Buddhismus unmöglich. Oder eben im nächsten oder übernächsten oder nach tausend Leben. Buddha sagt, dass es für jeden Menschen sofort sein kann, selbst für Massenmörder.


    Eine bestimmte Haltung einüben bleibt wichtig, aber nur für den Anfang, diese Haltung zur Gewohnheit machen ist auch gut, aber unter allen Umständen an dieser Haltung festhalten, obwohl man das nicht braucht ist Askese.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke die Ausgangsfrage zielt nicht

    einfach auf die Meditationshaltung - auch im Thervada gibt es ja Anweisungen wie man gut sitzt - sondern um die ganz starke "Fixierung" auf die Meditationshaltung im Zen. Das die Art wie man Sitzt nicht einfach ein Detail ist sondern die unbewegte körperliche Haltung als wichtig Verkörperung einer inneren Haltung angesehen wird.


    Im habe mitbekommen, dass es in Japan im Kloster teilweise so üblich ist, dass man sich wenn man erkältet ist Taschentücher in die Nase steckt, weil es nicht geht sich beim Meditieren zu Schnauzen und man aber sich aber nicht Vollritzen will. Wobei es wirklich blöd aussieht wenn jemand ein Taschentuch in der Nase steckt!


    In normalen westlichen Zen Dojos ist mir das aber noch nicht vorgekommen.


    Wie ist das in anderen Traditionen? Im Thervada im tibetischen Buddhismus? Oder auch im Sein oder Chan. Schnäutzt sich da jeder nach Belieben oder ist es auch da so, dass das Beharren in der Haltung so wichtig ist, dass auch diese Bewegung unterbleibt?


    Wird es z.B als ok gesehen wurde während der Meditation die Haltung leicht zu ändern eine Fliege zu vertreiben oder sich zu strecken oder nicht?

  • Was spricht dagegen gemütlich mit übergeschlagenen Beinen zu sitZEN?

    Hi, ich habe sehr viele Jahre bis zu 45 Min. und mehr gesessen, aber dann es alles hatte nur als sehr subtile Selbst-Trance sich entpuppt.

    Dann ich habe die Methode verändert.

    Jedem das Seine, oder?

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich habe aber bei Zennies auch eine Neigung zu Miniskus-OP's (in einer Zen-Zeitschrift wurden daher auch bestimmte Yoga-Dehnübungen empfohlen, um das zu vermeiden) und Hämorriden beobachtet.

    Hm, also rein persönliche...

    Ich erstarre mich in den Yoga-Positionen machamal sehr lange an, es fühlt sich sehr als sehr klar, und präzise an, ( allegorie), und ich kann sehr gut meinen Geist und alle seine Spielchen genau beobachten...

    Dann ich verankere so diesen Zustand, und praktiziere es , eigntlich, rund um die Uhr...

    Immer wachsam , immer präsent zu bleiben.

    Wenn man es Jahre tut, man spürt so wie die innere Stille, also wie im Zentrum des Orkans(Zyklons), also alles umherum tobt und (ver)wüstet, aber wenn du ( "") innerlich zentriert auf dem Ur-Grund bleibst, dann du würdest mit dem ganzen Trubel nichts mehr identifizieren.

    Klar, game läuft weiter... Aber "Ich" kann nichts dafür.

    Dann jeder Zug man empfindet als der letzte.

    Und das zählt.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Da sind schon gute Punkte dran. Aber ich glaube nicht, dass es einen Ur-Grund gibt. Da ist nur dieses fließende Leben.
    Auch bin ich nicht so der Wachsamkeitstyp. Wenn "ich"Lebendigkeit bin, muss ich nicht noch auf die Lebendigkeit aufpassen. Auch würde ich nicht zwischen Trubel und Stille, Form und Leere unterscheiden. Wäre das nicht Dissoziation?

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Aber ich glaube nicht, dass es einen Ur-Grund gibt. Da ist nur dieses fließende Leben.

    Ja, stimmt, es alles wäre wie der dinamische Hinter-grund, das war echt in-korrekt ausgedrückt.

    Aber ich kann , denke ich, nachvollziehen, was du damit meinst.

    Nein, es wäre keine Dissoziation, man weiss schon auswendig, dass Leere Form ist , umgekehrt geht doch auch.

    Zwei Seiten von derseleben Münze, als eher Yin und Yang...

    Yin und Yang – Wikipedia

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Eine bestimmte Haltung einüben bleibt wichtig, aber nur für den Anfang, diese Haltung zur Gewohnheit machen ist auch gut, aber unter allen Umständen an dieser Haltung festhalten, obwohl man das nicht braucht ist Askese.

    Da sind wir uns nicht unerwartet völlig einig. Am Anfang lässt man sich auf bestimmte Dinge einfach ein, und übt damit Beobachtung, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.


    Hat man das ausreichend entwickelt, kann man anfangen, weiter zu experimentieren.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS

    Bosluk Die Frage nach dem "Warum" (für Dich selbst) war ernst gemeint. Oft lernt man beim nachforschen dabei mehr, als aus den Antworten der anderen.

  • Danke für die ganzen Antworten!

    Gegenfrage: Was spricht für Dich dagegen, sich auf eine Methode einzulassen?


    Absolut nichts. Ich habe mich darauf eingelassen und in der Vergangenheit eine liberale Einstellung zur Sitzhaltung entwickelt, weil mich die Haltungsstrenge eher abgelenkt hat, als das es für mich hilfreich war.


    Der Hintergrund meiner Frage ist diese Einstellung ggf. aufzubrechen, weil:

    ...sondern um die ganz starke "Fixierung" auf die Meditationshaltung im Zen.

    ... ich genau das häufiger mitbekommen habe und da es scheinbar Teil der Praxis ist, der sich mir durch ausprobieren nicht erschlossen hat, wollte ich die Erfahrung anderer hören. Womöglich geben andere Erfahrungen als die meinen nochmal einen anderen Anstoß.

  • Ob es nun Fixierung auf ein Objekt, auf eine Haltung, auf eine Mantra usw. hat bei mir immer erfolgreich verhindert Ich zu erkennen und zu sein, befreit von allem. Warum? Mein Besitzwollendes Ich erhält dadurch genau die Macht, die es braucht, um seine „Wichtigkeit“ durchzusetzen.


    Wenn es um Entspannung, sich wohlfühlen und glücklich sein geht hervorragend. Ich wollte aber von Anfang an mein immer wieder unter mir Leiden erkennen und beseitigen. Da ist dieses Hätscheln eines Egos sehr unnütz.

  • ..sondern um die ganz starke "Fixierung" auf die Meditationshaltung im Zen.

    ... ich genau das häufiger mitbekommen habe und da es scheinbar Teil der Praxis ist, der sich mir durch ausprobieren nicht erschlossen hat, wollte ich die Erfahrung anderer hören. Womöglich geben andere Erfahrungen als die meinen nochmal einen anderen Anstoß.

    Ich denke, diese starke Fixierung auf Sitzen und Haltung in einer fast soldatischen Art (manche sprechen auch von Samurai-Zen) ist eine japanische Spezialität. Aber in einer moderaten Art ist es eine recht stimmige Haltung. Und es ist zumindest keine Fixierung auf den Geist.
    Das mit dem Taschentuch in der Nase könnte auch mit der Mentalität niemand stören zu wollen zu tun haben.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Thorsten Hallscheidt

    Hat den Titel des Themas von „Mediationshaltung“ zu „Meditationshaltung“ geändert.