Das Geschäft mit der inneren Unruhe - Der Achtsamkeitsboom

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    Das Leben des postglobalen, postfaktischen Ichs befindet sich in der Disbalance – das jedenfalls suggerieren Apps, Seminare und Coachings. Dagegen hilft Meditation, Entspannung, Achtsamkeit. Oder?

    Meditationsmethoden, Achtsamkeitstrainings und Entspannungsverfahren haben eine eigene Bewusstseinsindustrie hervorgebracht. Selbstoptimierung, Resilienz im Berufsleben, bessere Work-Life-Balance heißen die Erfolgsformeln der postmodernen Gesellschaft. Der Zukunftsforscher Matthias Horx spricht davon, dass Achtsamkeit in den nächsten Jahrzehnten in allen Lebensbereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft prägend sein wird.

    Was passiert, wenn Achtsamkeit in Narzissmus umschlägt? Das könnte tödlich enden, wie es der Krimiautor Karsten Dusse ironisch in seinem Bestseller „Achtsam morden“ beschreibt.

    Geht es wirklich darum, gut zu sich zu sein, oder nur darum, der immer größeren Belastungen Herr zu werden, den Stress zu bewältigen, ohne seine Ursachen zu beseitigen? Das jedenfalls kritisieren Soziologen an der neuen Bewegung.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Interessanter Beitrag. Ich hab neulich noch in der Buchhandlung gesehen, dass Neun von den Zehn ausgestellten Topsellern Selbsthilfebücher waren. Titel wie: "101 Dinge, die dein Leben verändern werden","Glaub nicht alles, was du denkst", "Das innere Kind muss Heimat finden". Das scheint ja gerade irgendwie einen Nerv zu treffen.


    Wenn man mit solchen Büchern einen Einstieg oder einen Vorgeschmack von der buddhistischen Lehre bekommt, finde ich ist das super. Denn der Einstieg in den Buddhimus fand ich damals unnötig kompliziert.

    Das es aber dazu führen kann, das eigene Ego noch mehr mit Bedürfnissen zu füttern und zu verdichten und damit in eine entgegengesetzte Richtung zu steuern, die zu noch mehr Bedrängnis führt, war mir gar nicht klar.

  • Anhaftung, festhalten der Achtsamkeit führt zum Vernachlässigen der Aufmerksamkeit, das führt zu Fehlern und leider dann zu noch mehr Achtsamkeitstraining und noch weniger Aufmerksamkeit. Dann zu Verzweiflung an der Aufmerksamkeit.

    Buddhismus fördert aber beides. Sei aufmerksam und achtsam.

  • Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.


    Übers Internet sagte der oben genannte Matthias Horx:


    „Das Internet wird kein Massenmedium“ sagte Matthias Horx im Jahre 2001.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Sicher, jeder Hype ist bis jetzt vergangen. Danach folgt ein anderer Hype. Oder buddhistisch ausgedrückt: Alles ist vergänglich. Oder daoistisch: Alls ist im Wandel.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson