The Root of Zen: Ein Interview mit David Hinton

  • Und ehe ich's vergesse: Bodhidharma kam angeblich aus Indien. Der brauchte keine Übersetzungen von Nagarjuna ins Chinesische.

    Sicher. Aber er soll ja an Huike das Lankavatara-Sutra weitergegeben haben, das ja eher den Lehren des Yogacaras entspricht.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson


  • Ja, kann sein.

    Aber rein "hermeneutischer Zugang", denn es was von dir den Hinweis auf "Diamant-Sutra", nichts von mir... das ist kein Zen.

    Ich bin raus hier.

    Alles Gute.:rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Zitat
    Zitat

    Aber er soll ja an Huike das Lankavatara-Sutra weitergegeben haben, das ja eher den Lehren des Yogacaras entspricht.

    So man der Überlieferung glauben darf, mit dem Hinweis, das Wesentliche sei außerhalb von Schriften zu finden. Eric Green meint in seinem Text "Another Look at Early Chan", das man Bodhidharma dieses Sutra andichtete. Aber wenn wir so weit gehen, haben wir das Problem, was wir an Texten eigentlich überhaupt noch ihm zurechnen sollen.

    Wenn er sich wie Nagarjuna noch aufs Lankavatara-Sutra berufen muss, heißt das für mich, dass auch Bodhidharma diese Widersprüche noch nicht überwunden hatte. Ich interpretiere das als Paradox oder Koan, d.h. ich habe die Aufgabe als Zen-Adept, dies dann zu leisten. Allerdings war man auf einem guten Weg, denn dies liest sich für mich bereits wie eine Kritik an Nagarjuna und stammt auch aus dieser Zeit der "Bodhidharma-Clique" (siehe Broughton): "Wenn du intellektuelles Verstehen benutzt, um einen passenden Namen zu finden, werden geistreiche Entwürfe entstehen. Willst du solche gewitzten Tricks beenden, dann erzeuge keinen Gedanken an Erleuchtung und berufe dich nicht auf das Wissen der Sutren und Abhandlungen." Denn das ist ja, was Nagarjuna machte.

    Im Laufe der Zen-Geschichte wird es dann klarer: "Das Chan-Studium beinhaltete nie eine andere Technik als loszulassen und im Nicht-Denken spontan mit dem Weg übereinzustimmen." (Yingan, 12. Jh.) Wäre man im frühen Chan nur Nagarjuna gefolgt, wäre ein solcher doch recht daoistisch klingender Satz wohl nicht möglich gewesen.


    In der Clique um Bodhidharma wurden ja auch andere Sutren, in deren Mittelpunkt die Buddha-Natur (tathagatagarbha) steht, wie das Shrimala-Sutra, zitiert. Entscheidend ist wohl, ob man sich in seiner Lesart dieser von Wiki zitierten Position anschließt: "The tathāgatagarbha or "Buddha-nature" doctrine has been interpreted as an expression of the doctrines of pratītyasamutpāda "dependent origination" and emptiness" - Buddha-Natur als Ausdruck der Doktrin des bedingten Entstehens und (!?) der Leere. Das macht für mich wie gesagt keinen Sinn, und ich sehe diesen "bilderstürmenden" Zug im Chan als Ausdruck eines Befreiungswunsch von Ballast. Bedingtes Entstehen ist ein (heutzutage in dieser Allgemeingültigkeit) unhaltbares Konzept, was man schon früh geahnt haben dürfte, während Leere und Buddha-Natur dem entsprächen, was die absolute Wahrheit sein soll. Die Versuche, irgendwie als solche zu verkaufen, was nur "geschicktes (Lehr)Mittel" ist - wie Bedingtes Entstehen - müssen letztlich scheitern.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ein interessanter Aufsatz zu diesem Thema aus dem Jahr 1952 von Walter Liebenthal ist online: Was ist chinesischer Buddhismus

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)