Feministischer Budhismus

  • "Alle Religionsoberhäupter sind weiblich, in der Regierung sitzen in den wichtigsten Positionen nur Frauen und an der Börse dasselbe Bild. ... [Ich] führte die 21 Teilnehmerinnen, die sich überwiegend männlich definierten, in eine buddhistische Welt ein. Mit einer weiblichen Dalai Lama, inspiriert von einer weiblichen Buddha-Tara, klugen und gelehrten Nonnen, Zenmeisterinnen und tantrischen Yoginis, die sich von ihren männlichen Schülern gerne bei der Entfaltung ihrer Kundalini-Kraft unterstützen lassen."


    Ein kluger Blick auf Geschlecherrollen im Buddhismus von Sylivia Wetzel:

    Geschlechterrollen - ursachewirkung.com

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Die Beschreibung der Anatomie von Buddha, oder sollte ich doch sagen: Siddharta Gautama, jedenfalls als er schließlich ein Buddha war, hat in mir stets den Eindruck erweckt, dass er ent-mannt wurde (z.B. zurückgezogene Hoden). Es mag an den vielen männlich wirkenden Buddha-Statuen liegen, aber als historische Figur kann ich mir da nur einen Asexuellen vorstellen, keinen "Mann". Auch wenn dieser Typ es in seinem Palastleben wild getrieben haben soll. Um Buddha zu werden, musste er also ent-mannen. Darum würde ich ihn nicht so leicht in einem Atemzug mit einem "männlichen Gott" nennen, wie es Frau Wetzel tut. Der Buddha ist eigentlich schon einer, der heute in die gender-neutralen Toiletten gehen könnte.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Die Beschreibung der Anatomie von Buddha, oder sollte ich doch sagen: Siddharta Gautama, jedenfalls als er schließlich ein Buddha war, hat in mir stets den Eindruck erweckt, dass er ent-mannt wurde (z.B. zurückgezogene Hoden). Es mag an den vielen männlich wirkenden Buddha-Statuen liegen, aber als historische Figur kann ich mir da nur einen Asexuellen vorstellen, keinen "Mann". Auch wenn dieser Typ es in seinem Palastleben wild getrieben haben soll. Um Buddha zu werden, musste er also ent-mannen. Darum würde ich ihn nicht so leicht in einem Atemzug mit einem "männlichen Gott" nennen, wie es Frau Wetzel tut. Der Buddha ist eigentlich schon einer, der heute in die gender-neutralen Toiletten gehen könnte.

    Naja, die Schilderungen Buddhas sind allesamt hagiografisch, meine ich, idealisiert also. Ob Buddha tatsächlich so unmännlich war, wie geschildert? Man weiß es nicht. Halb verhungert als junger Asket, in der Mitte seines Lebens sehr aktiv missionierend, kraftvoll, dann ein weiser Greis mit 80, des Lebens vielleicht überdrüssig?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • "Alle Religionsoberhäupter sind weiblich, in der Regierung sitzen in den wichtigsten Positionen nur Frauen und an der Börse dasselbe Bild. ... [Ich] führte die 21 Teilnehmerinnen, die sich überwiegend männlich definierten, in eine buddhistische Welt ein. Mit einer weiblichen Dalai Lama, inspiriert von einer weiblichen Buddha-Tara, klugen und gelehrten Nonnen, Zenmeisterinnen und tantrischen Yoginis, die sich von ihren männlichen Schülern gerne bei der Entfaltung ihrer Kundalini-Kraft unterstützen lassen."


    Ein kluger Blick auf Geschlecherrollen im Buddhismus von Sylivia Wetzel:

    Geschlechterrollen - ursachewirkung.com



    Ich denke, im Kontext deines "säkularen Buddhismus" ist "Feminismus" tatsächlich eine Erörterung wert. Im Kontext von "Buddhismus" ist "Feminismus" keine Erörterung wert, weil die Selbst-Identifikation mit dem Geschlecht eben nur eine (weitere) Selbst-Identifikation ist. Dabei muss man natürlich unterscheiden zwischen Buddhismus und seinen weltlichen Strukturen, weil Letztere natürlich von ignoranten Individuen beherrscht/geleitet werden.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • _()_


    Danke :grinsen: durch den Text hab ich wieder erfahren wie sehr mich das Thema immernoch belastet:grinsen:


    PS wer in der Mathematik Äpfel und Birnen vergleicht oder in eine. Topf wirft der rechnet oft falsch :eek:

    :grinsen:_()_

  • Ich denke, im Kontext deines "säkularen Buddhismus" ist "Feminismus" tatsächlich eine Erörterung wert. Im Kontext von "Buddhismus" ist "Feminismus" keine Erörterung wert, weil die Selbst-Identifikation mit dem Geschlecht eben nur eine (weitere) Selbst-Identifikation ist. Dabei muss man natürlich unterscheiden zwischen Buddhismus und seinen weltlichen Strukturen, weil Letztere natürlich von ignoranten Individuen beherrscht/geleitet werden.


    Dem kann ich aus verschiedenen Gründen nicht zustimmen.


    Zum einen gibt es den genannten Gegensatz sB versus Buddhisms nicht, da es DEN Buddhismus nicht gibt. Du stellst eine Lesart des Buddhadharma einer zweiten, die in dieser Form nicht existiert, gegenüber.


    In diesem imaginären "Buddhismus" sei Feminismus nicht der Erörterung wert, weil es sich bei ihm "nur" um eine weitere Selbst-Identifikation handle. Du meinst damit sicher an-atman, anatta = Nicht-Selbst, Nicht-Ich. Es ist ein weit verbreitetes Missverständis anzunehmen, dass durch die Betrachtung unseres Seins mittels der Erkennnis über anatta es keine Selbste gäbe. Es gibt sie durchaus. Sie sind lediglich leer von einem inhärenten Kern.


    "Ein solcherart gesund ausgeprägtes Selbst, Ich oder Ego, das am rechten Ort Grenzen zu setzen oder auszuweiten weiß, bildet die Ausgangslage für eine umfassende spirituelle Praxis ...", meinte kürzlich eine Zen-Lehrerin, mit der ich mich unterhielt. Um die Leerheit der Dinge zu erkennen, muss ich erst die Dinge an sich erkennen. Die Erörterung von Feminsimus oder anderen Genderfragen etwa, ist also die Voraussetzung für bud. Praxis und nicht deren Kontrapunkt.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Die Erörterung von Feminsimus oder anderen Genderfragen etwa, ist also die Voraussetzung für bud. Praxis

    Bin beeindruckt, man lernt nie aus :?

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Die Erörterung von Feminsimus oder anderen Genderfragen etwa, ist also die Voraussetzung für bud. Praxis

    Bin beeindruckt, man lernt nie aus :?

    Nicht, dass Missverständnisse entstehen. Nicht die Erörterung von Feminismus oder Genderfragen ist Voraussetzung ... sondern das Erkennen eigener Identität. Erst, wenn man die kennt, kann man sie auch als leer erkennen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Die Erörterung von Feminsimus oder anderen Genderfragen etwa, ist also die Voraussetzung für bud. Praxis

    Bin beeindruckt, man lernt nie aus :?

    Nicht, dass Missverständnisse entstehen. Nicht die Erörterung von Feminismus oder Genderfragen ist Voraussetzung ... sondern das Erkennen eigener Identität. Erst, wenn man die kennt, kann man sie auch als leer erkennen.

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    Da muss ich leider wiedersprechen.

    Musst du den das Glas genau kennen bevor du weißt das da kein Wasser drin ist? Ich kenne mich selbst in diesem Moment nicht und auch im nächsten nicht, nicht mehr seit der Erfahrung (nicht dem hören sondern der wirklichen Erfahrung) des bedingten Entstehens. Wie könnte ich mich kennen wenn ich nicht alle Bedingungen diese Momentes kenne. Selbst wenn meine Sinne alles einladen würden und alles bewusst erscheinen würde, wurde da etwas nicht verarbeit oder erfassbar es wohl einen Einfluss haben. Ich kann mich selbst im Bezug zu anderen Dingen kennen, zb ich bin für das Smartphone der Anwender. Aber ich kann mich nie selber komplett kennen:erleichtert: ich hoffe es list sich so klar wie es sich für mich anfühlt:erleichtert:_()_

  • Musst du den das Glas genau kennen bevor du weißt das da kein Wasser drin ist?

    Das Glas nicht, aber den Inhalt. Es ist ja nicht leer von Wasser, sondern leer von Unbedingtem und Unveränderlichem. Heute ist das Wasser blau, morgen rot, übermorgen klar. Diese Farben zu betrachten, ist ein Weg, seine Anhaftungen zu erkennen und zu überwinden. Dass da Wasser ist, und dass es blau ist, ist kein Problem. Wenn ich erwarte, dass das Wasser immer blau ist, dann erzeuge ich sicher Dukkha.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Es wäre interessant, ob eine weibliche Sicht nicht anders wäre, durch die Erfahrung das Geburt nicht nur leidvoll ist, sondern auch eine ganz andere Ebene hat (so wurde mir erzählt). Vielleicht auch weniger Geist-, mehr Leibbetont. Mehr Familien- weniger Einsamkeitzentriert. Eine Mutter würde vielleicht ihr Kind nicht im Stich lassen, wie das der Vater Shakyamuni gemacht hat. Das Leben nicht primär als Dukkha, sondern vielleicht eher eine resonante Beziehung. Mehr ein Dazwischen, als ein Das und das nicht. Mehr Potential der Situation als Initiative des Subjekt. Weniger Bemühen, mehr Geschehen lassen. Mehr Weichheit, weniger Härte.
    Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Ich glaube, dass

    (...) eine weibliche Sicht (...)

    trifft es ganz gut. Wahrscheinlich würde jede*r andere Worte wählen um die Lehre zu beschreiben oder einen Übungspfad vorzugeben.


    Oder anders:

    Meinst du die Sicht der weiblichen Person, die keine Kinder bekommen will. Oder will aber nicht kann. Oder Kinder hat, aber es bereut. Vielleicht auch die Kinder misshandelt. Oder geht. Oder die Sicht der Person, die in der Mutterrolle aufgeht. Weil es erwartet wird, oder stimmt. Die Sicht der Person, die mit Freude an die Geburt zurückdenkt. Oder die, die eine Therapie braucht zur Aufarbeitung. Die, die sich in ihrem Körper wohlfühlt oder aus Selbsthass völlig innerlich distanziert ist.


    Das Buch "Das verborgene Licht: 100 Geschichten erwachter Frauen aus 2500 Jahre, betrachtet von (Zen-)Frauen heute" enthält mMn ganz viele lesenswerten Sichtweisen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Gurkenhut ()

  • und alle sind wahr und Meinungen. Mensch reicht doch vollkommen.