Umgang mit Sexualität

  • Wenn man so ein Drama aus etwas macht, dann nimmt man sich vielleicht zu wichtig. Dass bist nicht DU der da etwas falsch macht, sondern die Natur, der Kosmos, der in den Adern eInes Körpers wirkt - genau so, wie es sein soll. Dein angebliches Ich entscheidet ja auch nicht über Essen, Atmen oder schlafen.


    Die Befreiung liegt also nicht im Abtöten von was auch immer sondern im sich versöhnen mit allem was ist - und dann kann man damit idR auch bewusst damit umgehen. Frei von Leiden werden heißt nicht, keine Schmerzen mehr zu haben sondern davon nicht mehr regiert zu werden.


    Übrigens, auch die "strenggläubigen" Theravada Mönche kennen sich durchaus mit Sex aus. In Thailand zB bist du Mönch, solange du die Robe trägst, sonst nicht. Also gibt es eine Zeremonie zum Ablegen der Robe, dann geht es für einige Zeit wieder ins pralle Leben mit Sex, Drugs and Rock n Roll und wenn alles wieder im Lot ist, geht man zurück ins Kloster und wird wieder Mönch. Der Zölibat im Buddhismus ist eine spirituelle/energetische Übung, keine Kasteiung und schon gar nicht auf Lebenszeit.


    Vor buddhistischen Richtungen, die dir einreden, mit Sex ein unwürdiger Sünder zu sein, würde ich um übrigen dringend warnen. Solche Lehren sind alles andere als heilsam. Irgendwann bricht das Menschsein durch und dann bricht idR ein grosser Turm aus Lügen zusammen, der sehr viele Schüler mit tiefen Verletzungen unter sich begräbt.

  • Dass bist nicht DU der da etwas falsch macht, sondern die Natur, der Kosmos, der in den Adern eInes Körpers wirkt - genau so, wie es sein soll. Dein angebliches Ich entscheidet ja auch nicht über Essen, Atmen oder schlafen.

    ... diese Aussagen sind auch überhaupt nicht übergriffig.


    Was wäre die Welt nur ohne ihre Schuldigen.

  • "Meister, wie lange brauche ich bis zum Erwachen?"

    "Schwer zu sagen, es dauert eben."

    "Und wenn ich mich ganz toll anstrenge?"

    "Dann doppelt so lange."

    oooohhh... ganz, ganz schönes Zitat :rose:

    Danke Aravind :heart:

  • Hallo zusammen, ich habe ehrlich gesagt große Schwierigkeiten mit diesem Thema.


    Mit meinen Mitte 20 ist es vielleicht in gewisser Hinsicht normal, die eigene Partnerin oder andere Frauen im gleichen Alter attraktiv zu finden. Doch verwehre ich mir das häufig, weil ich Angst habe, durch das Anhaften schlechtes Karma zu erzeugen, meine buddhistische Praxis zu ruinieren und als Tier oder Preta (Hungergeist) wiedergeboren zu werden.

    Hallo Haiku,


    ich erzählt dir von meinem Lösungsweg.

    Im Jänner 2020 machte ich ein 10 Tage Vipassana Seminar.

    Dann habe ich Vipassana schleifen lassen und seit ca. Sommer 2021 meditiere ich pro Woche rund 5 Stunden.


    Was mir aufgefallen ist, dass ich weniger Lust auf Schokolade hab.

    Früher konnte es sein, dass ich einen richtigen Zornausbruch bekam.

    Dass ich gelassener werde und viele negativen Eigenschaften einfach "vergesse".


    Wie gehts weiter?

    Im November gehe ich wieder auf ein 10 Tage Seminar.

    Dann möchte ich jeden Tag eine Stunde meditieren.


    Mein Unterbewusstes wird loslassen, was nicht mehr gebraucht wird.

    Mein Unterbewusstes wird finden, was gebraucht wird.

    Was das ist, weiss ich nie.


    Zu Deinem Thema mit Sexualität:

    Was würde passieren, wenn auch du denselben Weg gehen würdest?

    Vielleicht wirst du zum Veganer?

    Vielleicht machst du eine andere Ausbildung. (Du bist ja noch jung)

    Vielleicht hast du weniger Sex.


    Ich wünsche dir von :heart:, dass du den richtigen Weg findest,


    be happy,

    Bernd

  • Mit meinen Mitte 20 ist es vielleicht in gewisser Hinsicht normal, die eigene Partnerin oder andere Frauen im gleichen Alter attraktiv zu finden. Doch verwehre ich mir das häufig, weil ich Angst habe, durch das Anhaften schlechtes Karma zu erzeugen, meine buddhistische Praxis zu ruinieren und als Tier oder Preta (Hungergeist) wiedergeboren zu werden. (...)


    Wie kann ich Sexualität auflösen bzw. so drosseln, dass ich nicht mehr davon bewegt werde? Ich habe das Gefühl, ein miserabler Praktizierender zu sein, solange ich das nicht unter Kontrolle habe. :nosee:

    Der Gautama Buddha hatte einen Harem aus Freudenmädchen und gestattete sich dazu eine Frau, mit der er ein Kind zeugte. Dies alles, bevor er dann schlaue Sprüche von sich gab. Wenn du dir alles entsagen willst, statt erst einmal deine Sexualität auszuleben, würdest du also schon mal gar nicht seinem Beispiel folgen. Du wärest eher wie einer, der sich von denen, die alles hatten, ausreden lässt, dass da vielleicht doch etwas dran sein könnte.


    Die Besessenheit der alten Sangha vom Sex kannst du übrigens im Vinaya erkennen, dem Ordenskodex, wo man sich die seltsamsten sexuellen Betätigungen vorstellte, an die ein Durchschnittsmensch nicht mal denken würde (wie ein Loch in die Erde machen und dieses dann penetrieren), um solche dann zu verbieten. Das ist die Folge von Enthaltsamkeit - starke Fantasien und Leiden sowie das Verkümmern einschlägiger Muskeln.


    Deine Sexualität wird sich von selbst drosseln, wenn du alterst.


    Wieso lässt du dir was von Tieren oder Hungergeistern einreden? Welche Strafe sollte das auch in Bezug auf Sexualität sein, wo doch gerade Tiere in dieser Hinsicht oft machen, was sie wollen (siehe Affen)? Wie sollte jemand, der sich sexuell austobt, dadurch bestraft sein, dass er sich im kommenden Leben noch mehr austoben darf? Das alles ist in den Bereich des Aberglaubens zu verweisen.


    Stattdessen schlage ich vor, dass du auf deinen Körper hörst, während du dich im geistigen Loslassen übst. In einer gesunden Mischung daraus wird sich m.E. ein zufriedenstellenderer Lebensweg ergeben als in der Abstinenz. Es gibt zahlreiche Berichte des Scheiterns von katholischen Priestern und so gut wie keine überzeugende Darstellung eines lust-freien Lebens - das Thema wird dann nämlich lieber ausgespart. Aus Gefängnissen ist von Heterosexuellen berichtet worden, dass sie - ohne sich als homosexuell zu empfinden - zwecks reiner Lustbefriedigung Notgemeinschaften mit Gleichgeschlechtlichen bildeten (was auch in den Klöstern geschieht, aber dort ist es dann Heuchelei). Eventuell zieht es auch Menschen, die sich ihre Homosexualität nicht eingestehen wollen, zunächst in einen Orden. Da könnte es besser sein, sich vorher erst mal Klarheit zu verschaffen.


    Die Praxis führt m.E. idealerweise zur Fähigkeit des Loslassens. Indem ich nicht ständig bekommen muss, wonach mir die Sinne stehen, sondern auch davon lassen kann, werde ich freier. Diese Praxis lässt sich konkret auch in einer Beziehung einüben, wo es ständig zu Situationen kommt, wo man von sich absehen und zurückstehen muss. Das ist kein schlechteres Übungsfeld als ein Orden. Die sexuellen Ansprüche des eigenen Wesens behalten ihren Normalcharakter statt dualistisch abgewertet zu werden.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Lieber LobsangDargye ,


    ich finde das auch normal in Deinem Alter. Mit künstlicher Drosselung wirst Du nichts bewirken können.

    Hier ein Tipp: trinke viel Bier. Bier enthält Phytoöstrogene und dämpft den Sexualtrieb bei Männern. Damit Du aber nicht zum Alkoholiker wirst, trinke bitte alkoholfreies Bier. Allerdings, wenn Du merkst, dass sich ein wenig Brustansatz bildet, nimm den Bierkonsum wieder zurück.


    Ich mache mich hier nicht lustig und meine das wirklich ernst.

    Im Mittelalter nahmen die Benediktinermönche das Bierbrauen in die Hand, weil sie um die Wirkung des Bieres wussten. Es war ihnen ja wichtig, nicht unkeusch zu werden, und da hat das Bier ihnen geholfen, das sie selbst auch gerne trinken durften. Jenes Bier war aber nicht alkoholfrei, allerdings war damals der Alkoholgehalt viel niedriger, und es war wichtig, etwas leicht Alkoholhaltiges zu trinken, damit man sich nicht mit verseuchtem Wasser vergiftet, so durften auch Kinder Bier trinken. Immerhin gab es damals noch keine Kläranlagen.


    Mache Dir nicht zu viele Gedanken.

    Es gibt auch andere Pflanzen als den Hopfen, die Phytoöstrogene enthalten, zum Beispiel der Wiesenklee. Den darfst Du gerne reichlich essen, im Salat usw. und bitte roh. Den Frauen hilft er in den Wechseljahren und bei Männern dämpft er den Sexualtrieb.


    Die Pflanzen wirken dezent und sanft und man darf nicht gleich den "Hammer" erwarten.


    Und was ganz wichtig ist: Hab' Dich selber lieb, verachte Dich nicht.

    Die Natur hat Dich so eingerichtet.

    Thich Nath Hanh hat mal ein Buch geschrieben: "Umarme deine Wut". In Abwandlung spreche ich mit TNH und sage: "Umarme Deine Triebe!".

    Wenn Du Dich selber hasst, wirst Du nichts bewirken. Schlimmstenfalls musst Du das dann eher noch therapieren lassen, aber so weit sollte es doch nicht kommen.


    Eins möchte ich noch sagen, da ich nicht weiß, zu welcher buddhistischen Richtung Du am meisten tendierst:

    Im Theravada versucht man die Hindernisse zu vermeiden, im Mahayana/Vajrayana arbeitet man mit den Hindernissen.


    Alles Liebe, A.


    P. S. Verzeihung, falls ich hier etwas wiederholt haben sollte, ich habe die anderen Beiträge noch nicht gelesen und wollte ganz unbeeinflusst und spontan hier meinen Kommentar abgeben.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Übrigens, auch die "strenggläubigen" Theravada Mönche kennen sich durchaus mit Sex aus. In Thailand zB bist du Mönch, solange du die Robe trägst, sonst nicht. Also gibt es eine Zeremonie zum Ablegen der Robe, dann geht es für einige Zeit wieder ins pralle Leben mit Sex, Drugs and Rock n Roll und wenn alles wieder im Lot ist, geht man zurück ins Kloster und wird wieder Mönch. Der Zölibat im Buddhismus ist eine spirituelle/energetische Übung, keine Kasteiung und schon gar nicht auf Lebenszeit.

    Das ist eine sehr gute Idee, aber die Umsetzung ist in Deutschland schwierig.

    Man muss sich mal vorstellen, wie der Lebenslauf dann aussieht, wenn man sich irgendwo bewirbt .... also das ist nicht hilfreich hier.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Übrigens, auch die „strenggläubigen“ Theravada Mönche kennen sich durchaus mit Sex aus. In Thailand zB bist du Mönch, solange du die Robe trägst, sonst nicht. Also gibt es eine Zeremonie zum Ablegen der Robe, dann geht es für einige Zeit wieder ins pralle Leben mit Sex, Drugs and Rock n Roll und wenn alles wieder im Lot ist, geht man zurück ins Kloster und wird wieder Mönch. Der Zölibat im Buddhismus ist eine spirituelle/energetische Übung, keine Kasteiung und schon gar nicht auf Lebenszeit.

    Das ist eine sehr gute Idee, aber die Umsetzung ist in Deutschland schwierig.

    Man muss sich mal vorstellen, wie der Lebenslauf dann aussieht, wenn man sich irgendwo bewirbt .... also das ist nicht hilfreich hier.

    Ja in Deutschland usw. ist das schwierig. Hier führt ja ein Fremdgehen durch einen Kuss schon in eine Ehekrise.

    In Thailand scheint es so zu sein, dass man dort versteht, dass „Mönch“ sein seine Zeit hat und Mensch sein seine Zeit hat.

    Hier darf keiner seine aufgezwungene Rolle verlassen, alles ist festgetackert oder führt in die Katastrophe.

  • Ich habe mir zu diesem Thema mal in ein Youtube Video , welches die Antworten Sadhgurus auf folgende Frage gab angeschaut und fand die Antwort Sadhgurus sehr einleuchtend und brauchbar. Er sagt dort sinngemäß. Wir sind biolgische Wesen und haben demzufolge eine sexuelle Potenz die wir nicht einfach ausklammern können ,denn sie ist ja da und sehr mächtig. Aber wir sind auch Menschen und zu weitaus Höherem fähig. Wir haben eine hochentwickelte Intelligenz. Haben die Fähigkeit uns auf das Endgültige auszurichten. Deshalb sollte jeder für sich überlegen ,wo setze ich meine Prioritäten. Auf den Sex? Diese Priorität hat jedes Tier. Also so wie ich das verstehe, Ausgewogenheit und die vernünftige Priorität, das richtige Einordnen. Dies muß nicht zwingend der Verzicht sein.