Scheitern des Dialogs

  • Zu einer Zeit, als die 60- und 70-jährigen, die heute in buddhistischen Zentren auftauchen oder in Foren wie diesen schreiben, in ihren Zwanziger waren und in der die christlichen Kirchen noch die Hoffnung hatten, sie könnten langfristig in Europa überleben, gab es verschiedene Ansätze zu gemeinsamen Gesprächen und sogar gemeinsamen Aktivitäten wie geteilte Meditationen in katholischen Klöstern (buddhistische Zentren dafür gab es damals fast nicht).


    Ohne jetzt größere Untersuchungen anzustellen - es sieht für mich so aus, als ob alle diese Versuche eines Dialogs im Sande verlaufen sind und letztlich ohne Ergebnis verblieben,


    Hat jemand eine Erklärung dafür und/oder gute Studienergebnisse, die eine Übersicht geben?

    Ohne den Versuch einer 'Schuldzuweisung' - welche Seite hat zuerst aufgegeben?

    Kennt jemand parallele Aktivitäten aus dem asiatischen Raum?

  • Hallo fotost ,


    auf welche Dialoge beziehst du dich? Für Hamburg kann ich sagen, dass der interreligiöse Dialog nicht gescheitert ist. Dort findet der interreligiöse Dialog allerdings zwischen vielen Religionen statt. Er hat nicht nur eine über 30 Jahre alte Tradition, sondern auch eine solide Basis für die Zukunft.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich versteht nicht, was letztendlich der religiöse Dialog bringen soll. Soll er bedeuten "Ja, ich akzeptiere, dass du einen anderen Erfahrungsweg zu deinem vergänglichen Sein ergriffen hast"? Solch eine Erkentnis ist doch ohne viele Worte kommunizierbar.

    Soll er bedeuten "Erzähle mir von deinem Erfahrungsweg, obgleich ich ihn nicht brauche."? oder soll er bedeuten "Erzähle mir von deinem Erfahrungsweg, weil ich mir nicht sicher bin"?

    Also ich versteh nicht, warum ein Buddhist sich mit einem Christen austauschen sollte. Ich versteh allerdings sehr wohl, warum ein Christ sich mit einem Buddhisten austauschen sollte: Ganz einfach aus Gründen der Verbreitung der christlichen Lehre.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Der interreligiösen Dialog ist nicht nur ein Gedankenaustausch, bei dem man weltanschauliche Positionen klärt.


    Das dialogische Prinzip ist eine der philosophischen Grundannahmen der Gestalttherapie und meint eine Haltung, die geprägt ist von Präsenz und Respekt für den Anderen, von Offenheit und Absichtslosigkeit dem Anderen gegenüber bei gleichzeitiger Beibehaltung der Selbstwahrnehmung. Diese Haltung ermöglicht es, bei vollem Gewahrsein der eigenen Grenzen, der Andersartigkeit des Anderen „innezuwerden“, ohne sich in dessen Realität zu verlieren. Dadurch gelingt das zeitweise Herstellen einer gemeinsamen Wirklichkeit bzw. ein beiden Dialogpartnern gemeinsamer Sinnbestand

    Offenheit und Absichtslosigkeit bedeutet, dass man sich von dem Dialog überraschen lassen kann. Es kann ja sein, dass .an sich in der Theorie weit entfernt wähnt aber dann in geteilter Praxis das Geteilte aufscheint. Dies kann dazu führen, dass man Leute zusammenbringt. Was - wenn man das Potential von Religionen Menschen zu trennen betrachtet - sehr wichtig ist.

  • Bei uns gibt es seit zwei Jahren einen Kreis der Religionen. Mitglieder sind Christen div Kirchen, Muslime, Bahai, Buddhisten. Alle sind von ihren jeweiligen Gemeinden offiziell als Vertreter entsandt.


    Die einen sind dabei, weil sie es als gesellschaftspolitisches Instrument sehen um gegen Vorurteile und Abgrenzungen zu arbeiten, andere wollen lieber gemeinschaftliche spirituelle Erfahrungen ( gemeinsame Gebete z.B.).


    Es wird ausdrücklich nicht missioniert und kein Religionsvergleich betrieben.


    Es läuft sehr gut, es gibt eine Vielzahl von Veranstaltungen und Begegnungen, sehr viel inspirierenden Austausch und es sind eine Menge an Kontakten, Freundschaften und Kooperationen entstanden.

  • Ohne jetzt größere Untersuchungen anzustellen - es sieht für mich so aus, als ob alle diese Versuche eines Dialogs im Sande verlaufen sind und letztlich ohne Ergebnis verblieben,

    Gibt es denn kleinere Untersuchungen, lieber fotost.?

    Ich erlebe dies etwas anders, ich könnte wenn ich wollte an vielen Dialogen in HH teilnehmen, bin z.B. zum Friedensgebet mit Gesprächen und Wünschen in die Kirche gegangen, als anderes für mich nicht mehr zugänglich war. Wenn ich wirklich möchte und der Impuls da ist, funktioniert es (bei mir)

    Die Kirche war damals auch eine gute Erfahrung, erstens weil sie mich überhaupt ineingelassen haben, mich ernst nahmen und selbst gemerkt habe, dass wir Menschen garnicht so weit weg sind von dem was wir als Weg vor uns haben.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Ohne jetzt größere Untersuchungen anzustellen - es sieht für mich so aus, als ob alle diese Versuche eines Dialogs im Sande verlaufen sind und letztlich ohne Ergebnis verblieben,


    Man kann ja durchaus die Frage stellen, worin das Ergebnis liegen sollte?


    Ich sehe religiösen Dialog als Zweck in sich, eben als Dialog, als Meinungsaustausch, als offenes Gespräch.

    Ein Ergebnis würde ich darüber hinaus gar nicht anstreben wollen.

  • Ich selbst bin in eine (damals aktuell (9/11) gegründete) Gruppe für interreligiösen Dialog gegangen - mit (wahrscheinlich überdurchschnittlicher) Bildung in meiner Mutterreligion ev.Chr. , vor allem aber als Neuling & Neugieriger im Buddhismus, vor allem als überzeugter Sympathisant der Richtung um Thich Nhat Hanh.

    Das war am Anfang eine auch spirituell interessante Gruppe, ich lernte Leute aus lokalen Islamgruppen kennen - und die Diversität die auch der Islam enthält - Baha'I, Zen-Leute, ev & kath Leute, und sogar jemand aus so etwas wie "Bibelpartei" (weiß den Namen nicht mehr genau); man praktizierte die verschiedenen religiösen Rituale - und man hatte persönlichen Kontakt zu Leuten, die man dann außerhalb der Gruppentreffen intensiver über ihre Religion, über ihre Motivation usw. "aus"fragen konnte.


    Das entsprach durchaus den beiden Teilen des Anliegens: Verständnis & Kenntnis im privaten, und dann auch im öffentlichen Raum zu erweitern.


    Für mich verlor das an Bedeutung, je mehr sich das institutionalisierte; der *spirituelle* Austausch verlor sich bald (nach meinem Eindruck) wie ein schöner Morgennebel sich am Vormittag verliert... Wenn ich dann recherchierte, wie das woanders läuft -vielleicht besser- hatte sich bereits eine Interpretation herausgebildet, die mein Interesse an dieser örtlichen Gruppe völlig abkühlte: "Interreligiöser Dialog: Dalai Lama trifft Papst", "Interreligiöser Dialog: Landesbischof richtet Glückwünsche an ... aus": keinerlei Reflexionen des Dialogs auf individueller oder wenigstens lokaler Ebene, sondern eigentlich nur noch über die Leitungsebenen der religiösen Organisationen.

    Passend dazu die Selbst-Umwandlung der Gruppe in eine Ortsgruppe der "Religions For Peace" Organisation, und -wenn ich mal wieder zu einem Gruppentreffen kam, um die Freunde zu sehen- lange Berichte von den Regional- oder Bundestreffen der Organisation und die Leitstatements der Vorsitzenden ... In Wikipedia fand man schon sehr früh die Fokussierung des Interreligiösen Dialogs auf die Gremien- und Repräsentantenkontakte, -statements etc.


    Ich habe mich dann aus diesem groß werden wollendem, aber klein gebliebenen, subkulturellen Gewebe herausgezogen.


    Ein kurzer, aber netter Impuls war dann noch eine kleine Initiative eines Mitglieds aus der "Arche" (wenn ich nicht irre) der ein paar mal "interreligiöse Gebete unterm offenen Himmel" organisierte - eine super Idee fand ich, besonders unter der Phantasie des Lebens nach der Zerstörung (s)eines Heimatlandes, z.B. durch kriegerische oder durch geologische Einwirkungen... wenn man nichts hat außer direkter Improvisation, mittellos... Ich erinnere mich da gerne an die Anfänge der abrahamitischen Religion, als man -maximal!- behauene Steine zum Altar für (s)einen Gott nehmen durfte.


    Eine gute Praxis, um das Abrutschen (oder besser: "Aufsteigen") in das bürokratische, Anführerzentrierte Erstarren zu vermeiden, ist mir, über die kleine individuelle Achtsamkeit, Einfühlsamkeit und Aktivität hinaus, noch nicht klar.

    Gibt sicher noch mehr zu sagen, aber ich laß' es jetzt mal dabei...

  • Es passiert leicht, dass man aneinander vorbeiredet, weil die Fokussierungen doch sehr unterschiedlich sind.


    Nehmen wir als Beispiel hier den Islam.

    In meiner Nähe gibt es so eine Art Moschee oder zumindest ist es ein muslimischer Treffpunkt im Gebäude einer ehemaligen Tischlerei. Diese Moschee steht an einem Verkehrskreisel nördlich der Altstadt. Die weiß getünchte fensterlose Seitenwand eignet sich sehr gut für die Zurschaustellung von Sprüchen, in ca. 4 m Höhe, aus dem Koran, weil man das ringsherum sehr gut lesen kann.

    Zurzeit steht da auf der Wand: "Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln."

    Als ich das zum ersten Mal las, stutzte ich, blieb wie angewurzelt stehen und fing an zu grübeln.

    Denken die denn, dachte ich, dass diejenigen, die nicht an Allah und das Jüngste Gericht glauben, so wie ich zum Beispiel, ihren Nachbarn nicht gut zu behandeln brauchen? Das solche Menschen wie ich zu nichts verpflichtet sind und machen können, was sie wollen, aber wenn sie an Allah und das Jüngste Gericht glauben, nicht mehr machen können, was sie wollen?

    Oder habe ich da was falsch verstanden? - Wohlgemerkt, ich versuchte mich in deren Denkweise einzufühlen. Bezogen auf mich wäre dieser Gedanke natürlich Nonsens.

    Doch denke ich, vielleicht ist es auch ein Übersetzungsfehler. Vielleicht beinhaltet seine Logik auf Arabisch etwas ganz anderes.


    Und vorgestern Abend ging ich am anderen Ende meines Stadtteils spazieren. Da kam mir so ein migrantisch aussehender Typ entgegen, der lauthals in gutem Deutsch telefonierte. "Der Prophet sagt, heirate früh, damit du nicht sündigst!", krähte er ins Mikrofon, damit man es auch noch auf der anderen Straßenseite gut verstehen konnte.

    Ich war wie vom Donner gerührt. Dann kann man also als männlicher Muslim früh heiraten, seine Frau vergewaltigen und dabei nicht sündigen? Ist wohl alles legitim, Hauptsache, man ist verheiratet? Und die Frauen brauchen wohl nicht gefragt zu werden. Dabei hat unser Staat jetzt zunehmend große Probleme mit Kinderehen, eben durch die inzwischen vielen Migranten.


    Tja, das sind solche Beispiele. Harte Brocken, finde ich.

    Ich habe noch nie an einem interreligiösen Dialog teilgenommen, darum weiß ich nicht, ob solche Themen da auch drankommen, wenn die muslimische Abteilung anwesend ist.

    Gleichzeitig denke ich, dass sie so eine Art Monopoldenken kultivieren. Ich weiß, dass einer der Residentlamas im Kamalashila-Institut, als er wegen Erlangung des deutschen Passes zum Deutschunterricht musste, von deren Seite gemobbt wurde. Vermutlich heftig, aber der Lama hat es nur ganz flüchtig angedeutet.

    Das sind alles so unterschiedliche Welten - wie soll man da auf einen Nenner kommen ... ?


    Um die Denke jener Community zu verstehen, sollte man sich auch mal mit deren Erziehungsmethoden beschäftigen. Ich habe dazu ein sehr nützliches Buch von Ahmet Toprak:

    "Muslimisch - männlich - desintegriert", Econ-Verlag. A.T. hat noch mehr sehr interessante Bücher geschrieben. Sie helfen zu verstehen, was da im Innern vor sich geht.


    Auch habe ich gehört, dass beim Großteil der interreligiösen Dialoge Vertreter der asiatischen Religionen gar nicht mehr eingeladen werden, da bleiben die Monotheisten unter sich.

    Das ist wirklich eine schwierige Situation.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Die weiß getünchte fensterlose Seitenwand eignet sich sehr gut für die Zurschaustellung von Sprüchen, in ca. 4 m Höhe, aus dem Koran, weil man das ringsherum sehr gut lesen kann.

    Zurzeit steht da auf der Wand: "Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln."

    Als ich das zum ersten Mal las, stutzte ich, blieb wie angewurzelt stehen und fing an zu grübeln.

    An dem Zitat, dass zur Zeit auf der Wand steht, ist doch nichts auszusetzen. Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, darf seinen Nachbarn nicht schlecht behandeln. Der Umkehrschluss ist dann ja, wer seinen Nachbarn nicht gut behandelt, kann nicht wirklich an Allah und das Jüngste Gericht glauben.


    Ein Christ würde wohl sagen, wer an Gott und Jesu Christus und das Jüngste Gericht glaubt, muss seinen Nachbarn gut behandeln, darf ihm keinen Schaden zufügen.


    Beim Jüngsten Gericht geht es ja um die Bewertung der Handlungen, die man in seinen Leben durchgeführt hat. Waren sie überwiegend heilsam oder überwiegend unheilsam und die sich daraus ergebenden Folgen.


    Der Zusammenhang, der hier mit dem Jüngsten Gericht ausgedrückt wird, beschreiben Dharma-Praktizierende mit Karma.


    Es geht um den Zusammenhang von Handlung und Wirkung, welche Wirkungen erleben wir selbst aufgrund der von uns durchgeführten Handlungen.


    Während das Jüngste Gericht in der Vorstellung der Christen und Muslime wohl ein einmaliger Vorgang ist, ist das Gesetz von Karma ein über viele Leben sich hinstreckender Prozess so lange man die Befreiung aus Samsara nicht verwirklicht hat.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Da kam mir so ein migrantisch aussehender Typ entgegen, der lauthals in gutem Deutsch telefonierte. "Der Prophet sagt, heirate früh, damit du nicht sündigst!", krähte er ins Mikrofon, damit man es auch noch auf der anderen Straßenseite gut verstehen konnte.

    Ich war wie vom Donner gerührt. Dann kann man also als männlicher Muslim früh heiraten, seine Frau vergewaltigen und dabei nicht sündigen? Ist wohl alles legitim, Hauptsache, man ist verheiratet? Und die Frauen brauchen wohl nicht gefragt zu werden. Dabei hat unser Staat jetzt zunehmend große Probleme mit Kinderehen, eben durch die inzwischen vielen Migranten.

    Es ist so, dass Sex vor der Ehe als Sünde gilt und Sex in der Ehe nicht, weswegen eine frühe Ehe Sünde vermeidet.


    Statt auf diesen simplen Gedankengang zu kommen, kommst du gleich auf ganz andere Themen ( Kinderehe, Vergewaltigung) die du da assoziiert.

  • Es ist immer gut, zu verstehen, dass Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen verschiedenen Religionen (oder keiner) und deren zahlreichen Glaubensgemeinschaften angehören und es hilfreich ist, sich mit ihnen im alltäglichen Leben zu arrangieren.


    Nach meinen Erfahrung gelingt dies in der Regel mit Angehörigen dharmischer Religionen ein wenig leichter als mit Abrahamiten.


    Einigermaßen objektive und umfassende Kenntnisse der eigenen Religion und der anderer sind ebenfalls vorteilhaft. Gerade interreligiöse oder interkonfessionelle offizielle Dialoge sind aber ein Hindernis für solch ein Verständnis, denn dabei werden nicht selten weichgewaschene, moralistisch aufgehübschte und im Grunde unehrliche Märchen von- und übereinander erzählt. Man hört, was man hören möchte und erzählt Passendes.


    Dass nach herrschender islamischer Auffassung, Buddhisten (und Christen) ihr nachtodliches Leben in der ewigen Hölle verbringen werden, und zwar nur deshalb, weil sie keine Muslime sind, kann als gesetzt betrachtet werden. Es gibt christliche Kirchen, die hinsichtlich der Muslime (und Buddhisten) annehmen, dass diese in die ewige Hölle gelangen, nur weil sie nicht Christen sind.


    Die dialogische Kunst besteht darin, dies irgendwie vergessen zu lassen oder mit irgendwelchen Phrasen zu verschleiern. Die eigene Position aufzugeben, würde bedeuten, die eigenen dogmatischen Definitionen und Überlieferungen zu verraten, und warum sollte dies jemand tun?


    Und warum sollte ich mich in einen offiziellen Dialog mit Menschen begeben, die davon überzeugt sind, dass ich in der ewigen Hölle enden werde, weil ich ausgerechnet nicht mit ihren Glaubenssätzen übereinstimme?


    Und wie böse müssen jene Menschen sein, die dialogisieren, anstatt mich davor zu bewahren, übel zu enden.


    Gute Menschen missionieren, den Bösen ist es egal, was mit ihren Dialogpartner*innen geschieht.


    Kongjiazhong

  • Gerade interreligiöse oder interkonfessionelle offizielle Dialoge sind aber ein Hindernis für solch ein Verständnis, denn dabei werden nicht selten weichgewaschene, moralistisch aufgehübschte und im Grunde unehrliche Märchen von- und übereinander erzählt. Man hört, was man hören möchte und erzählt Passendes.

    Wer imitiere diese Dialoge denn? Das sind doch genau, die die andere überzeugen wollen, um eine Religion zu erschaffen und dem anderen vorwerfen, dass er sich nicht bewegt.

    Man kommt hervorragend miteinander aus, wenn man im Dialog die Religion vollkommen vernichtet. Glauben ist tödlich für Frieden und Zusammenleben.

  • Ich habe Dir ein "Gefällt mir" gegeben, weil ich sicher bin, dass Du es ironisch gemeint hast.

    Und auf andere Weise kann ich mir eine Fortführung eines Dialogs auch nicht vorstellen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich habe Dir ein "Gefällt mir" gegeben, weil ich sicher bin, dass Du es ironisch gemeint hast.

    Und auf andere Weise kann ich mir eine Fortführung eines Dialogs auch nicht vorstellen.

    Auf einer ironischen Ebene kann man keinen ernsthaften interreligiösen Dialog durchführen, denn man nimmt dann die Gesprächspartner eines solchen Dialoges nicht mehr ernst.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Es ist so, dass Sex vor der Ehe als Sünde gilt und Sex in der Ehe nicht, weswegen eine frühe Ehe Sünde vermeide

    war ja bei uns früher auch nicht anders. Mein Vater war beispielsweise ein uneheliches Kind in einem Dorf und die hiesige Kirche, war nicht sehr nett im Umgang damit. Er hatte auch einen Bruder, der ebenfalls unehelich war. Er starb im Kindesalter und wurde nicht mal ordentlich begraben, sondern irgendwo außerhalt des Friedhofs beerdigt.


    Viele Frauen haben damals auch Kinder deswegen abgetrieben, weil sie unverheiratet Sex hatten und Angst vor den Konsequenzen. Da sind nicht mal zum Arzt gegangen, sondern zur Engelmacherin, oder wie das damals geheißen hat.

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    Dialoge zwischen Kultur und Religion. Die eigenen Missstände nicht außer Acht lässt. Sich ein bisschen in die Religion bzw. Kultur des anderen einlesen.

    Auch der Buddhismus und das Christentum haben ziemlich viel Leid verursacht.


    Im Islam gibt es Beispielsweise die fünf Säulen: bekenne deinen Glauben an Allah, bete fünf mal am Tag, gib großzügig den Armen, beachte alle religiösen Feiertage, reise einmal im Leben nach Mekka.


    Mohammed wurde ungefähr 570n Chr. geboren. Nach Mohammeds Tod begann angeblich sofort der streit um die Frage, wer die Gemeinschaft führen sollte den er selbst hatte keinen Nachfolger bestimmt, soweit ich das weiß. Daher kam es zur Spaltung, zwischen den Sunniten und den Shiiten. DAs sitzt glaube ich noch immer tief in den Knochen, eingefleischt quasi.

    Das wichtigste ist der Koran. Aber auch hier gibt es verschieden Auslegungen und es gibt beispielsweise auch, Sufis, islamische Mystiker.

  • Helmut:

    Der Satz lautete: "Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln",

    jedoch:

    An dem Zitat, dass zur Zeit auf der Wand steht, ist doch nichts auszusetzen. Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, darf seinen Nachbarn nicht schlecht behandeln. Der Umkehrschluss ist dann ja, wer seinen Nachbarn nicht gut behandelt, kann nicht wirklich an Allah und das Jüngste Gericht glauben.


    Ein Christ würde wohl sagen, wer an Gott und Jesu Christus und das Jüngste Gericht glaubt, muss seinen Nachbarn gut behandeln, darf ihm keinen Schaden zufügen.

    hat eine andere Logik, darum vermutete ich, dass es auch ein Übersetzungsfehler aus dem Arabischen sein könnte. Mir scheint, das hattest Du überlesen.

    Desweiteren erschließt sich mir aus Deinem Kommentar eine typisch buddhistische Sichtweise, aber wer in deren Kultur aufgewachsen ist, solche Leute ticken anders.

    Ich kenne auch ein paar Beispiele von diesen, habe zudem einen syrischen Kollegen. Sehr nett, aber wenn's an Eingemachte geht, versteht er keinen Spaß.

    Außerdem habe ich ein Buch empfohlen von Ahmet Toprak. Das sollte man erstmal gelesen haben.

    Zusätzlich hatte ich darauf hingewiesen, dass in einem Deutschkurs zur Erlangung des deutschen Passes ein Residentlama des Kamalashila-Instituts von muslimischen Mitschülern gemobbt wurde.


    Hat Dich das gar nicht nachdenklich gemacht? Mir scheint, Du bist da nicht so nah dran wie ich.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap , ich habe mich in meiner Antwort lediglich auf den Satz an der Außenmauer der Moschee bezogen, auf nichts anderes.

    Der Satz lautete: "Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln",

    jedoch:

    Ein Christ würde wohl sagen, wer an Gott und Jesu Christus und das Jüngste Gericht glaubt, muss seinen Nachbarn gut behandeln, darf ihm keinen Schaden zufügen.

    hat eine andere Logik,

    Den beiden Sätzen liegt dieselbe Logik zugrunde. Es geht in ihnen darum, dass man als Muslim oder als Christ seine Nachbarn gut behandeln soll, denn dies ergibt sich aus dem Koran und auch aus der Bibel.


    Das bedeutet aber nicht, dass sich jeder Muslim oder Christ stets genauso verhält. Ein Iman in Hamburg hat einmal gesagt: Wir haben zwar den Koran, aber es hängt vom Verständnis der Muslime ab wie sie ihre Religion leben und dies kann zum Teil weit auseinander klaffen. Das kann man getrost auf Christen und Buddhisten übertragen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Näher kann ich leider nicht darauf eingehen, da ich heute verreise und eine Woche offline bin.

    Kann mich nur wiederholen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Da wir hier im interreligiösen Dialogs-Faden sind, sei hier mal ein Bibelwort referenziert: "Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen". Die Diskriminierung der Frau im Buddhismus ist ziemlich groß, darum könnte man sich auch mal kümmern.


    Darüberhinaus empfinde ich dein Anbringen von Anekdoten als sehr negativ-selektiv. Ich habe in eine muslimische Familie eingeheiratet und du vermittelst hier definitiv kein repräsentatives Bild von muslimischem Leben in Deutschland. Sicher, nicht alle sind integriert, nicht überall ist die Gleichbehandlung angekommen, aber gleichzeitig gibt es auch wahnsinnig viel Integration und Fortschritt.

  • Zurzeit steht da auf der Wand: "Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln."

    Als ich das zum ersten Mal las, stutzte ich, blieb wie angewurzelt stehen und fing an zu grübeln.

    Denken die denn, dachte ich, dass diejenigen, die nicht an Allah und das Jüngste Gericht glauben, so wie ich zum Beispiel, ihren Nachbarn nicht gut zu behandeln brauchen? Das solche Menschen wie ich zu nichts verpflichtet sind und machen können, was sie wollen, aber wenn sie an Allah und das Jüngste Gericht glauben, nicht mehr machen können, was sie wollen?


    Wie anders hätte es sich entwickeln können, wenn du einfach hinein gegangen und mit dem Imam einen Tee getrunken hättest, um ihn zu fragen, wie er das sieht.


    Und wenn du dann statt über Worte zu diskutieren, öfter Mal vorbei geschaut und einfach nur zugehört und zugeschaut hättest.


    Vielleicht wäre da eine Tür zu ganz neuen Erfahrungen aufgegangen.


    Ich habe aufgrund des interreligiösen Dialogs sehr viel mit der lokalen Moschee zu tun und kann sagen: Der gelebte Islam ist vielfältig und gaaanz anders als wir Nicht-Muslime glauben.

  • Die Welt ändert sich. Sie muss sich ändern.


    In Wirklichkeit scheitert nur der innere Dialog, zwischen unserer Vorstellung und der Realität.


    Nach all den Jahren der Praxis, verstehe ich die Christen, Muslime, Atheisten viel besser.

    Was uns unterscheidet ist meiner Meinung nach nicht so wichtig, aber was uns verbindet schon.

    Wenn wir uns einer Religion zu wenden, dann meistens aus Angst, Hoffnung und letztendlich Unwissenheit.

    Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, deshalb fürchten, trauern, hoffen wir.


    Der Dialog scheitert, wenn wir uns nicht eingestehen, dass wir Angst haben.

    Die Probleme zwischen den Religionen entstehen, weil wir uns indirekt von den anderen Religionen bedroht fühlen.


    Wir haben halbwegs was gefunden, was uns durchs Leben bringt, uns Hoffnung gibt, und dann gibt es Menschen die was anderes glauben.

    Ein Glaube kommt immer mit Zweifel im Gepäck.

    Das wäre ein Thema für den Dialog.


    Aber die Buddhisten können diesen Glauben schon vor dem Tod ablegen.

    Sie können schon zu Lebzeiten einen stillen Frieden im Herzen verwirklichen bzw freilegen, der weitere Dialoge unnötig macht.

    Wenn wer einen Dialog führen möchte, OK, und wenn nicht, dann ist auch OK.


    Dieser innere Tempel der Freiheit, ist ab dem Stromeintritt unzerstörbar.


    Mögen wir alle Frieden finden!


    Martin

  • Dieser innere Tempel der Freiheit, ist ab dem Stromeintritt unzerstörbar.


    Mögen wir alle Frieden finden!


    Martin

    yepp

    Nein. Erst, wenn das andere Ufer erreicht ist, ist es so.

    Aber dann ist auch der „innere Tempel“ im Strom abgesoffen.

    Jedes Versuchen ihn zu retten führt in den Strom und wenn man schön gierig nach ihm ist, gehts ans andere Ufer mit all seinen Vorstellungen von vorn los.

    Es ist echt schwierig nicht nach dem inneren Tempel zu suchen, wenn man am anderen Ufer feststellt, dass er weg ist. Das Floß der Lehre nun nicht mehr Freude, sondern Belastung geworden ist. Liebgewordenes hat keine Bedeutung mehr, Freiheit ist tatsächlich Freiheit von allem, wirklich Grauen auslösend.