• der Begriff Religion ist an dieser Stelle viel zu breit für eine vernünftige Diskussion. Alle möglichen Formen der Verehrung übernatürlichen Wesen gelten als "religiös

    Das ist ja auch genau der Grund, warum die pauschale Verurteilung des Religiösen, der Religionen oder von religiösen Menschen nicht nur viel zu kurz greift, sondern durch Vorurteile auch viele Dinge verdächtig macht und dadurch blockiert, die einen sehr positiven Einfluss hatten und haben können.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Religiös wird niemand geboren.

    Religion ist jedoch hilfreich, wie Tee hilfreich sein kann.

    Das verweist auf den kultischen und kulturellen Kontext von Religion und es müsste dann schon präziser die Frage geklärt werden, was denn "hilfreich" sein soll oder kann.

    Heute fragt man dann ja nach der Evidenz.

    Und beim Tee kommt es ja auch auf die Dosis dieser Droge an.

    :zen:

  • Religiös sein wird von Eltern und Mitmenschen vorgelebt und kopiert. Später kommt der sortierende Verstand. Bis dahin weiß keiner, das er "religiös" ist.

  • Das ist ja auch genau der Grund, warum die pauschale Verurteilung des Religiösen, der Religionen oder von religiösen Menschen nicht nur viel zu kurz greift, sondern durch Vorurteile auch viele Dinge verdächtig macht und dadurch blockiert, die einen sehr positiven Einfluss hatten und haben können.

    Der positive Einfluss ist nicht erwiesen. Ich sehe leider eher negative Einflüsse - aber ich bin da ja auch inzwischen "draußen".

    Und wenn ich mir so den Islam ansehe, dann überwiegen da aber ganz stark die negativen Punkte.


    Ich empfehle mal als Lektüre:

    Der Drache in meiner Garage.

    Die vollständige Rezension kann man bei Florian Freistetter lesen.

    Der Drache in meiner Garage


    Aber auch das hier ist empfehlenswert:

    Physik und Religion

    :zen:

  • Religion ist ein wichtiger Gemeinschaftsbildner. Gefährlich wird das erst, wenn die Gemeinschaft verlangt, gegen andere Gemeinschaften vorzugehen oder von Fremden verlangt, dass sie in die Gemeinschaft eintreten müssen.

  • Das ist ja auch genau der Grund, warum die pauschale Verurteilung des Religiösen, der Religionen oder von religiösen Menschen nicht nur viel zu kurz greift, sondern durch Vorurteile auch viele Dinge verdächtig macht und dadurch blockiert, die einen sehr positiven Einfluss hatten und haben können.

    Wenn man von der "Verurteilung des Religiösen" ausgeht, dann kommt man glaube ich zu einem Begriff des Religiösen als dessen wovon sich die Moderne abgrenzt. Also grob - wie ich oben sagt ein Modus der sich statt sich der Weltverbesserung zu verschreiben, vom eigenen Geist ausgeht.


    Wenn man das Religiöse so sieht, dann fällt darunter natürlich viel Positives. Das ganze Arbeiten am eigenen Geist um Gier und Hass zu vermindern. Ich denke gerade in einer begrezten Welt mit wenig Ressourcen kann es sehr wichtig werden, Glück nicht im Außen zu suchen.


    Traditionell waren ja die Kloster auch Auffangbecken, für überzählige Töchter und Söhne. Diejenigen die keine Chance hatten ihre Träume zu verwirklichen , lernten sie zu überwinden. Und als Grabstelle für Träume ist es ja ganz natürlich, dass es denen die dafür sind, dass alle Träume ausgelebt werden, ein gruseliger und deprimierender Ort ist.


    Es ist natürlich, dass dies in einer Zeit, wo sich dauernd Zukunftshorizonte zur Verwirklichung aller Träume öffneten, unnötig erachtet wird, während es in

    einer Zeit gegenüber, wo sie sich schließen, zunehmend wichtig wird.


    Wenn der Planet zu wenig hat um jedermanns Träume zu verwirklichen, dann führt das ja zu sehr viel Frustration, Trauer, Verzweiflung und Wut, die in Gewalt, Entstildarisierung und Krieg umzuschalten kann. Da ist es ja sehr naheliegend Religion als etwas zu sehen, was dazu fähig ist dem entgegenzuwirken und Menschen auch dann zum Glück und Zufriedenheit zu führen, ohne dabei die Welt noch mehr zu zerstören.


    Aber dies ist vielleicht ein "Best Case Szenario". Eine Verlagerung von der objektiven und geteilten Realität hin zum subjektiven Pol muß nicht diese wünschenswerten Ergebnisse hervorbringen. Wenn man zur Ebene der Wahrnehmung geht, muss dies nicht zur Klärung der Wahrnehmung führen, sondern kann im Gegenteil zur Verstrickungen in Wahrnehmung führen. Dann geht es von evidenzbasierter Medizin hin zur gefühlten Medizin, von verhandelten Politik hin zur Politikromantik, von Fakten hin zu gefühlten Fakten. Es gibt also durchaus auch eine negative Seite.

  • Religion hat sich laut Religionswissenschaftlern (Prof. Ina Wunn) ursprünglich aus TERRITORIALVERHALTEN entwickelt: Bereits Neandertaler deponierten Totenschädel zur Abwehr von Feinden, mit der Zeit entstanden aus Abwehrsignalen Symbole, die Geister und Dämonen vertreiben sollten....

    Ich denke die ursprünglichste Funktion von Religion lag darin, die Leute zu einer Gemeinschaft zusammenzuschweißen. In Ritualen, Göttern und Tänzen lebt das Gemeinsame auf

    Ja, und von der Gruppenbindung profitierten alle, die zu dieser "verschworenen" Gemeinschaft gehörten, bzw. gehören durften. Wo Licht ist (gegenseitige Hilfe und Unterstützung), ist allerdings leider auch Schatten (Gefahr der Ausgrenzung).

    Religionen entstehen meines Erachtens aus dem Empfinden der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein in einer Welt die eine eiskalte, absolut unbarmherzige Seite hat die alle Wesen zu spüren bekommen. Das Bedürfnis nach Zuflucht in etwas überweltliches ist da ganz natürlich.

    Das sehe ich auch so: Die Wurzel der Religion(en) ist letztlich ANGST. Mit der Erkenntnis, dass man sterblich, verletzlich und relativ hilflos einer übermächtigen Natur (und feindlichen Mitmenschen) ausgeliefert ist, reifte der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung und Befreiung.

    Auch heute haben Menschen noch Ängste, vielleicht mehr, als je zuvor, obwohl wir die Natur (weitgehend) "gezähmt" haben und uns durch den technologischen und medizinischen Fortschritt als "Weltbeherrscher" wähnen.

    Denn mit dem Fortschritt verloren viele den Glauben an Überweltliches (und damit Hoffnung und Trost), während die Naturwissenschaften wohl nie Fragen nach dem "Woher", "Warum" und "Wohin" zufriedenstellend beantworten können werden.

    Die Buddha-Lehre könnte die entstandene Lücke füllen, da sie nicht auf (blindem) Glauben, sondern auf Wahrheit und Erfahrung basiert.


    Ich trete raus aus schmerzhaften Gedanken und fühle mich sicher und beschützt. Da ich weiß, was ich zu denken und zu tun habe (noch weiß), bin ich mir selbst ein Licht.

    DAS ist m.E. ein Sinn von Religion: Sich sicher und beschützt zu fühlen in dieser komplexen, leidvollen Welt und nicht an (und in) ihr zu verzweifeln. Vertrauen überwindet die Angst...


    Religion kann helfen, mit den derzeitigen globalen Problemen fertig zu werden, weil sie Strategien zur Verfügung stellen, äußere Befriedigung durch materielle Dinge und Statussymbole durch eine eher innerliche Form von Glück zu ersetzen, die nicht so sehr von äußeren Quellen abhängig ist, sodass auch eine ethische Dimension leichter zum alltäglichen Reflex werden kann

    Das ist eine interessante und hoffnungsvolle Sicht und durchaus realistisch, besonders, wenn Religionsführer (besonders der abrahamitischen Religionen) verstärkt ihren Einfluss diesbezüglich geltend machen und die Gläubigen überzeugen.

    Für Buddhisten sollte es eigentlich selbstverständlich sein, das Glück eher im "Inneren" zu suchen und alle Lebewesen zu schützen...



    Das Hinausgehen über das beschränkte Ich (Demut, Hingabe ) mit dem Religiösen zu identifizieren, ist also nicht so zielführend und es tut auch denen Unrecht die mit Bescheidenheit, Demut und Entsagung einer Sache dienen ohne dass dies mit Übernatürlichen assoziiert wäre.

    Das ist sicher richtig, vielfach wird z.B. Buddhismus ja eher als Lebensphilosophie und nicht als Religion gesehen und kann dennoch sehr positiv wirken, gerade bei "Religionsmüden".

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • „Religiöse“ Menschen, die Hingabe üben, laufen Gefahr zum Gespött zu werden....

    Hier die „Religiösen“, da die Wachen...

    Hier die „Religiösen“, da die den Mut haben, sich der Wirklichkeit zu stellen....

    Wer will da noch religiös geschimpft werden?

    Wie mich jemand bezeichnet ist seine Entscheidung, ob ich es als Gespött empfinde und mich gedemütigt- oder gar beschimpft fühle, ist meine.

    Fehlt ein Faktor, gibt es weder Spott, noch Schimpf, noch Schande.

    Und wer wirklich wach ist und sich der Wirklichkeit stellt, ist wieder eine ganz andere Frage.


    Will hoffen, die Intention dieses Beitrags nicht falsch verstanden zu haben.

    _()_

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • „Religiöse“ Menschen, die Hingabe üben, laufen Gefahr zum Gespött zu werden. Demut ist so viel lächerlicher und schwieriger ...

    Zum Gespött zu werden, nimmt man doch gerne hin, weiß man doch, dass man nichts anderes verdient.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Zum Gespött zu werden, nimmt man doch gerne hin, weiß man doch, dass man nichts anderes verdient.

    Ja, das ist oft die Sichtweise, die auf einem grundlegenden Missverstehen beruht. Das liegt zum Teil am Anspruch, an dem viele Vertreter der Religionen noch immer festhalten wollen: Die Welt zu erklären. Das kann Wissenschaft viel besser. Wie aber die Wissenschaft sich in den letzten 3000 Jahren weiterentwickelt hat, haben sich auch die Religionen weiterentwickelt. Die Religionen vermitteln Antworten auf die Frage, wie Menschen mit ihrer ontologischen Situation klarkommen können. Dabei spielt das, was mit dem Begriff "Gott" (als Urgrund des Seins) assoziiert wird, eine wesentliche Rolle.

    Aber das ist ein komplexes Thema, das diesen Thread sprengen würde. Paul Tillich, Keiji Nishitani, Rudolf Otto oder Hans Peter Dürr mögen einen Zugang ermöglichen. Aber wie es in der Naturwissenschaft nicht einfach ist, mal eben so zu den komplexesten Themen vorzudringen, ist es auch in der Religion nicht damit getan, irgendwelche Texte oder Bilder außerhalb ihres strukturellen Kontextes und historischen Entwicklung zu beurteilen. Meiner Ansicht nach haben Religionen das Wertvollste und Wichtigste für Menschen hervorgebracht. Allerdings wurde im Rahmen von Machterhalt und Deutungshoheit auch kaum ein anderer Bereich so sehr missbraucht und fehlgedeutet. Das macht Vorbehalte verständlich. Es ist nur schade, wenn es bei diesen Vorbehalten bleibt.


    _()_

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Religionen entstehen meines Erachtens aus dem Empfinden der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein in einer Welt die eine eiskalte, absolut unbarmherzige Seite hat die alle Wesen zu spüren bekommen. Das Bedürfnis nach Zuflucht in etwas überweltliches ist da ganz natürlich.

    Das sehe ich auch so: Die Wurzel der Religion(en) ist letztlich ANGST. Mit der Erkenntnis, dass man sterblich, verletzlich und relativ hilflos einer übermächtigen Natur (und feindlichen Mitmenschen) ausgeliefert ist, reifte der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung und Befreiung.

    Auch heute haben Menschen noch Ängste, vielleicht mehr, als je zuvor, obwohl wir die Natur (weitgehend) "gezähmt" haben und uns durch den technologischen und medizinischen Fortschritt als "Weltbeherrscher" wähnen.

    Denn mit dem Fortschritt verloren viele den Glauben an Überweltliches (und damit Hoffnung und Trost), während die Naturwissenschaften wohl nie Fragen nach dem "Woher", "Warum" und "Wohin" zufriedenstellend beantworten können werden.

    Die Buddha-Lehre könnte die entstandene Lücke füllen, da sie nicht auf (blindem) Glauben, sondern auf Wahrheit und Erfahrung basiert.

    Ja wenn es keine Leiden und Angst vor Leiden gäbe dann wäre Religion nicht nötig. Das Dasein ist aber untrennbar mit Dukkha verbunden, die Welt ist unzulänglich und unvollkommen, das ist die erste edle Wahrheit. Religion entsteht aus dem Bedürfnis Dukkha für immer zu entkommen. Der technologische und medizinische Fortschritt ist keine dauerhafte Lösung weil er nicht alle Unzulänglichkeiten beseitigen kann. Wir können Krankheiten besiegen aber nicht alle Krankheiten, das Altern und den Tod hinauszögern aber nicht verhindern. Was wir lieben wird uns entrissen und immer wieder erleben wir etwas das wir nicht lieben - in der Welt gibt es keine Zuflucht, nur vorübergehende Erleichterung und vergängliches Glück.


    Außerdem tauchen im Menschen diese großen Fragen auf. Warum bin ich in einem Mutterleib entstanden und auf diesen Planeten gedrängt worden, einer winzigen Insel in einem unfassbaren Weltall, was hat es damit auf sich? "Ich" - was ist das eigentlich, ein Produkt des Gehirns oder etwas Geistiges das eine Verbindung mit Materie eingegangen ist? Eine der möglichen Antworten macht einem dann am meisten Sinn. Etwa dass das ein unlösbares Rätsel ist oder eine theologische oder philosophische Antwort und danach richtet man dann sein Leben aus.


    Oder man gibt sich nicht mit einem Glauben zufrieden und sucht nach der Wahrheit, aber wenn das alle Menschen täten dann würde die Welt anders aussehen. Unter allen Umständen einzig nach der Wahrheit zu suchen, das haben in der Menschheitsgeschichte immer nur wenige getan. Wer ist schon vollständig erwacht, es sieht ja wirklich so aus würde in langen Zeiträumen immer nur einer die Erhabenheit über alle Verblendung erreichen, ein Buddha werden. Und die Masse der Menschen erkennt es nicht und betrachtet seine Lehre als eine von vielen, als Religion oder Philosophie, als Lebenshilfe oder Gegenstand der Geisteswissenschaft. Naja das ist immerhin etwas.

  • Zum Gespött zu werden, nimmt man doch gerne hin, weiß man doch, dass man nichts anderes verdient.

    Ja, das ist oft die Sichtweise, die auf einem grundlegenden Missverstehen beruht. Das liegt zum Teil am Anspruch, an dem viele Vertreter der Religionen noch immer festhalten wollen: Die Welt zu erklären. Das kann Wissenschaft viel besser. Wie aber die Wissenschaft sich in den letzten 3000 Jahren weiterentwickelt hat, haben sich auch die Religionen weiterentwickelt. Die Religionen vermitteln Antworten auf die Frage, wie Menschen mit ihrer ontologischen Situation klarkommen können. Dabei spielt das, was mit dem Begriff "Gott" (als Urgrund des Seins) assoziiert wird, eine wesentliche Rolle.

    Aber das ist ein komplexes Thema, das diesen Thread sprengen würde. Paul Tillich, Keiji Nishitani, Rudolf Otto oder Hans Peter Dürr mögen einen Zugang ermöglichen. Aber wie es in der Naturwissenschaft nicht einfach ist, mal eben so zu den komplexesten Themen vorzudringen, ist es auch in der Religion nicht damit getan, irgendwelche Texte oder Bilder außerhalb ihres strukturellen Kontextes und historischen Entwicklung zu beurteilen. Meiner Ansicht nach haben Religionen das Wertvollste und Wichtigste für Menschen hervorgebracht. Allerdings wurde im Rahmen von Machterhalt und Deutungshoheit auch kaum ein anderer Bereich so sehr missbraucht und fehlgedeutet. Das macht Vorbehalte verständlich. Es ist nur schade, wenn es bei diesen Vorbehalten bleibt.


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    Ich versteh deine Worte nicht, sind sie doch als Antwort auf die meinen geschrieben. Das meinen Worten zugrundeliegende Verstandnis war dieses: Als Anhänger einer Religion scheitert man doch kontinuierlich an den Ansprüchen genau dieser Religion, weil man immer in Sinnesfreuden oder weltlichen Dingen verstrickt ist. Und solch einem Versager geschieht es doch recht zum Gespött zu werden. Wer sich dagegen wehrt oder sich zu unrecht verspottet sieht, der bemerkt aus Blindheit nicht sein Versagen. Wer aber sein Versagen bemerkt, der verachtet sich selbst ebenso wie andere ihn verachten und also gilt "Zum Gespött zu werden, nimmt man doch gerne hin, weiß man doch, dass man nichts anderes verdient."

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Religion ist wichtig um Gott zu erkennen und die jeweiligen Religionen erkennen ihren Gott. Je mehr Götter ich erkennen kann durch die Beschäftigung mit den Grundlagen von Religionen, ihrer Gemeinschaftsbildung usw. je mehr erkenne ich Gott.

    Hab den Vergleich mit einer Überwachungskamera gelesen.

    Gott ist die Kamera in mir, die mein Geistiges beobachtet, damit ich es auch so sehen kann

    Wie Gott, Kamera, beide können nichts an dem Wahrgenommenen ändern, können nicht eingreifen, nicht handeln.

    Religiös werde ich, wenn mein Gott ein klares Bild gibt, ich dieses aber nur so wahrnehmen will, wie ich das sehen will.

    Buddha hat dafür das Satipatthana Sutra gegeben, ein Bildschirm Wischer.

    Damit kann ich Gott erkennen, in mir, und Religion mit Mitmenschen leben.

  • Als Anhänger einer Religion scheitert man doch kontinuierlich an den Ansprüchen genau dieser Religion, weil man immer in Sinnesfreuden oder weltlichen Dingen verstrickt ist.

    Zum einen: Wenn ein Arzt versucht, einem Patienten zu helfen, und das Leiden des Patient aber dennoch nicht abnimmt, ist (wenn überhaupt) der Arzt und nicht der Patient gescheitert. Der Arzt könnte vielleicht seine Strategie überdenken oder der Patient versucht eine andere Form der Therapie. Zum anderen: Wenn der Patient sich nicht krank fühlt, muss er auch nicht zum Arzt. Scheitern und Religion gehören für mich nicht zusammen, wohl aber Leiden und Heilung.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Das meinen Worten zugrundeliegende Verstandnis war dieses: Als Anhänger einer Religion scheitert man doch kontinuierlich an den Ansprüchen genau dieser Religion, weil man immer in Sinnesfreuden oder weltlichen Dingen verstrickt ist. Und solch einem Versager geschieht es doch recht zum Gespött zu werden. Wer sich dagegen wehrt oder sich zu unrecht verspottet sieht, der bemerkt aus Blindheit nicht sein Versagen. Wer aber sein Versagen bemerkt, der verachtet sich selbst ebenso wie andere ihn verachten und also gilt "Zum Gespött zu werden, nimmt man doch gerne hin, weiß man doch, dass man nichts anderes verdient."

    Meines Wissens zeigt sowohl die Forschung zum (Selbst-)Mitgefühl als auch die derzeitige Forschung in der Pädagogik, dass Verachtung eher kein konstruktiver Weg ist, Verhalten langfristig in eine gute Richtung zu lenken. Warum sollte man sie verdienen (selbst wenn man in einer Sache gerade gescheitert ist)?

    Was meinst du mit "in weltliche Dinge verstrickt"? Deren dauerhafte Präsenz kann man nicht umgehen, sehe ich aber auch nicht als Anspruch einer Religion. Eher das Umgehen mit den Dingen zu verändern.

  • Hier die „Religiösen“, da die Wachen.

    Hier die „Religiösen“, da die Eigenverantwortlichen.

    Hier die „Religiösen“, da die den Mut haben, sich der Wirklichkeit zu stellen.

    Hier die „Religiösen“, da die Starken.

    Ich habe in meiner Verwandschaft auch einige, die sehr religiös sind. Beide haben ein falsches Verständnis von christliches Gottvertrauen. Um Rentenvorsorge braucht man sich nicht kümmern, weil der Herrgott für sie sorgt. Die Haustür braucht man nicht abschließen, weil der Herrgott auf die Kinder aufpasst und solche Sachen. Manchmal muss man sich schon Sorgen machen. Und das obwohl in der Bibel explizit drin steht, dass man den Herrgott nicht auf die Probe stellen darf (Jesus steht auf einem Felsen und der Teufel sagt zu ihm, er solle doch runterspringen. Wenn er Gottes Sohn sei, würde ihn dieser wohl auffangen). Ist man religiös erst mal abgehoben, ist die Verblendung nicht mehr zu erkennen.


    Aber auch im Buddhismus gibt es Abheben in religiöse Sphären mit Verklärung und Träumereien. Ich denke es bleibt eine Einzelleistung, ob man die Gefahren in der Religiosität erkennt, und hat weniger was mit der jeweiligen Religion selbst zu tun.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Interessant ist der Grenzbereich zwischen 'Glauben' und 'Skeptik'. Der Wille, alle erfahrenen Sinneseindrücke und Geisteserfahrungen stets aufs Neue auf Plausibilität und Konsistenz zueinander zu prüfen.


    Es ist meines Erachtens kein Unterschied, ob jemand an die Existenz von Göttern oder Geistern glaubt oder z.B. an die Existenz von außerirdischen Mächten oder an eine Weltverschwörung vom Geldadel, u.s.w.


    Menschen im Allgemeinen scheinen keine natürlichen Skeptiker zu sein. Eher scheinen sie für alles und jedes Unerklärbare eine plausible Erklärung zu wünschen, eine passende 'Story'. Es scheint Vielen schwerzufallen, mangels ausreichender Informatiionen sich demütig und ehrlich auch mal eingestehen zu müssen, dass man etwas einfach nicht weiß. Viele scheinen sich vor so einem Selbsteingeständnis zu fürchten, zu scheuen. Und so sind viele Menschen leider leicht manipulierbar durch Desinformation durch Mainstream-Medien und Sidestream-Medien, die suggerieren, die 'Wahrheit' gepachtet zu haben.

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Interessant ist der Grenzbereich zwischen 'Glauben' und 'Skeptik'. Der Wille, alle erfahrenen Sinneseindrücke und Geisteserfahrungen stets aufs Neue auf Plausibilität und Konsistenz zueinander zu prüfen.


    Es ist meines Erachtens kein Unterschied, ob jemand an die Existenz von Göttern oder Geistern glaubt oder z.B. an die Existenz von außerirdischen Mächten oder an eine Weltverschwörung vom Geldadel, u.s.w.


    Menschen im Allgemeinen scheinen keine natürlichen Skeptiker zu sein. Eher scheinen sie für alles und jedes Unerklärbare eine plausible Erklärung zu wünschen, eine passende 'Story'. Es scheint Vielen schwerzufallen, mangels ausreichender Informatiionen sich demütig und ehrlich auch mal eingestehen zu müssen, dass man etwas einfach nicht weiß. Viele scheinen sich vor so einem Selbsteingeständnis zu fürchten, zu scheuen. Und so sind viele Menschen leider leicht manipulierbar durch Desinformation durch Mainstream-Medien und Sidestream-Medien, die suggerieren, die 'Wahrheit' gepachtet zu haben.

    Buddha zeigt seine Skepsis, wenn er mit einem Leidenden spricht und bringt den Leidenden dazu, zu erkennen, was wirklich ist und das mit seiner eigenen Meinung zu prüfen.

  • Oder man gibt sich nicht mit einem Glauben zufrieden und sucht nach der Wahrheit

    Die Religionen vertreten ja ALLE einen Anspruch, die Wahrheit zu verkünden bzw. zu lehren....Wer sich mit diesen "Wahrheiten" wohlfühlt, für den besteht kein Anlass, nach einer anderen Wahrheit zu suchen.

    Was mich an Religionen stört, ist das Missionieren, Eifern, der Absolutheitsanspruch und das Erheben über andere Religionen, Philosophien, Ansichten oder Lebensentwürfe. Außerdem die Ausgrenzung von Menschen, die gewissen Ansprüchen nicht genügen, Regeln und/oder Autoritäten hinterfragen, etc. . Ebenso das berüchtigte "Wasser predigen und Wein trinken" der geistlichen Vorbilder, die Heuchelei (welche manchmal geradezu herausgefordert wird durch Regeln, die realistischerweise kaum einer einhalten kann) der Anhänger....



    Meiner Ansicht nach haben Religionen das Wertvollste und Wichtigste für Menschen hervorgebracht. Allerdings wurde im Rahmen von Machterhalt und Deutungshoheit auch kaum ein anderer Bereich so sehr missbraucht und fehlgedeutet. Das macht Vorbehalte verständlich. Es ist nur schade, wenn es bei diesen Vorbehalten bleibt.

    "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" wird Jesus im Mattäusevangelium zitiert. Es liegt also in der Verantwortung der Religionsvertreter, den Wert der Religion authentisch zu vermitteln, am eigenen Beispiel zu demonstrieren und für Interessierte erlebbar zu machen.

    Sinnsuchende gibt es wahrlich genug, allerdings auch Menschen, die der Religion offensichtlich nicht bedürfen, weil sie das "Dukkha-Problem" schon, auf ihre individuelle Art, für sich gelöst haben...

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Wenn der Patient sich nicht krank fühlt, muss er auch nicht zum Arzt.

    Deshalb gibt es ja ab einem bestimmten Alter Vorsorgeuntersuchungen - weil die gefühlte Gesundheit kein guter Ratgeber in Sachen Krankheit ist.

    Aber auch wenn der Mensch leidet und sich krank fühlt, muss er nicht zum Arzt.


    Bei Kierkegaard wird in seiner Schrift "Einübung ins Christentum" auf das Kreuz als Ärgernis und die Torheit hingewiesen. Daher ist für echte Christen das Gespött der Leute kein Problem - und viele deuten das sogar als eine Bestätigung ihres Glaubens.

    :zen:

  • Es ist meines Erachtens kein Unterschied, ob jemand an die Existenz von Göttern oder Geistern glaubt oder z.B. an die Existenz von außerirdischen Mächten oder an eine Weltverschwörung vom Geldadel, u.s.w.

    Der Begriff "Gott" verweist auf etwas Wirkliches, das für Menschen erfahrbar werden kann. Etwas anderes sind die kulturell bedingten Bilder, die für diese Wirklichkeit gefunden und kommuniziert werden. Ein bärtiger Mann auf einem Thron über den Wolken jedenfalls ist nicht zutreffend, nicht einmal nahe dran. Sucht man nach realen Entsprechungen zu Bildern und Metaphern, wird man nicht fündig. Hört man auf zu suchen und lauscht stattdessen in die Stille, so kann man auf die Quelle dessen stoßen, was Menschen zu diesen Bildern und Metaphern motiviert hat. Götter schleudern keine Blitze, wenn ein Gewitter tobt, aber es ist eine reale Kraft hinter dem Phänomen Blitz, das Menschen zu der Vorstellung von Göttern motiviert hat. Ebenso ist da etwas, von dem Meister Eckhard sagt, es erscheine im mir, wenn alles andere (Gedanken, Wollen, Gefühle, Motivationen, etc.) zu Nichts würde. Daran muss man nicht glauben, weil man es erfahren kann. Das ist der Sinn von Religion.


    Zitat

    „Du brauchst nicht zu meinen, deine Vernunft könne so wachsen, dass du Gott erkennen könntest. Wenn Gott in dir göttlich leuchten soll, dann fördert dich kein natürliches Licht, es muss vielmehr zu nichts werden. Dann kann Gott mit seinem Licht in dich hinein und in dir leuchten, und er bringt alles mit, was dir ausgegangen ist, und tausendfach und mehr.“


    Quelle

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Die Frage ist nun, sollte sich mit einer 'allumfassenden' Gottes- oder meinetwegen auch allgemeinen Erleuchtungserfahrung zufrieden gegeben werden, oder sollte nicht eventuell der Neugier nach dem Wieso und Warum nachgegangen werden?


    Ich selbst bin mir nicht sicher, im Herzen drängt es mich zu Letzterem. Auch wenn die Antwort vielleicht letztendlich so ernüchternd und enttäuschend wie ein Setzen einer Heroinspritze sein sollte.


    Meine letzte große Antwort lautet für mich persönlich: "Weil es ist." Ich will da aber nicht stehen bleiben und frage: "Warum?"

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Der Begriff "Gott" verweist auf etwas Wirkliches, das für Menschen erfahrbar werden kann.

    Es - der Begriff "Gott" , gehört ja auch zu den Geistobjekten, also Vorstellungen und Einbildungen. Wirklich ist das was wirkt und womit wir in Wechselwirkung sind - also alle skandhas - und wenn wir eben unsere Vorstellungen ergreifen, dann haften wir auch daran und sie sind das, womit wir uns identifizieren. Damit wirkt dann auch ein Gott, dem wir glauben oder folgen - wir hängen damit unser kleines Ich an ein großes unendliches ICH.

    Und dazu gehören dann auch die Erfahrungen - auch diese sind als sinnliche oder "übersinnliche" nichts anderes als "Gruppen des Ergreifens". Übersinnliche E. werden auch als Makyo bezeichnet - darüber redet man im Zen nicht.

    :zen:

  • DN

    Zitat

    1.5.2. Bedingt durch Berührung (Phassapaccayāvāro)


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl sinnlich begründet (abhängig von Berührung, ohne Berührung ist eine Empfindung nicht möglich).


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, war es gleichwohl (abhängig von Berührung) sinnlich begründet.


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen (Berühren) unmöglich imstande sein.


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen unmöglich imstande sein.

    1.5.2. Darlegung der Runde (Diṭṭhigatikādhiṭṭhānavaṭṭakathā)


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen; haben da jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen: so haben alle diese auf die sechs Sinnesgebiete (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Ertasten, Denken) gestützt und gegründet wahrgenommen.


    Aus ihrem Wahrnehmen entsteht Dürsten, aus Dürsten entsteht Anhangen, aus Anhangen entsteht Werden, aus Werden entsteht Gebären, aus Gebären geht Altern und Sterben, Schmerz und Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung hervor.


    DN 1

    :zen:

  • Es - der Begriff "Gott" , gehört ja auch zu den Geistobjekten, also Vorstellungen und Einbildungen.

    Der Begriff ja, aber nicht das, worauf er sich bezieht.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.