Rechter Glaube ist vollkommenes Vertrauen (Dainin Katagiri)

  • Die Stiftung Felsentor hat auch einen podcast und dort findet sich ein Vortrag von Doris Myoe Harder: Rückkehr zur Stille - Gedanken zu dem Aufsatz von Katagiri Roshi.

    Sehr schöner Vortrag, vielen Dank!

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ich halte es grundsätzlich nicht für hilfreich, über 'Horizonte' anderer Menschen, die wir hier nur über den Filter einer schriftlichen Kommunikation per Internet "kennen", öffentlich Vermutungen anzustellen. Welcher Art Horizonte auch immer - intellektuelle, ethisch-praktische, soziale ... Trotzdem ist das eine häufig in Korrelation mit Glaubenseifer stehende Beobachtung. Was nicht überraschen sollte - Glaube ist nun mal formal Unterstellung ohne Evidenz. Er ist gekennzeichnet durch Nicht-Wissen, avidyā - insofern selbst ein Horizont.


    Die Frage ist nun, ob Glaube dieses Nicht-Wissen füllen kann. Die christliche Antwort ist 'ja' - wenn es der rechte Glaube ist; wobei Streitigkeiten über das 'rechte' des Glaubens implizit schon vorgegeben sind. Betrachtet man das buddhistische 'Gegenstück' śraddha, wäre die Antwort 'ja' - so weit sich dieses śraddha als transformativ erweist; avidyā zu vidyā transformiert.


    Dass es unter den Theologen auch intelligente Leute gibt, ziehe ich nicht in Frage. Ich habe zum Thema 'moderne' Theologie ja schon kürzlich etwas geschrieben - die tendiert dazu, den Gottesbegriff derart zu sublimieren, dass er zwar ungreifbar und damit unangreifbar wird (so jedenfalls die theologische Intention und Hoffnung), aber auch jeglichen Inhalt verliert, zur bloßen Worthülse wird - ein Zeichen für Undefiniertes/Undefinierbares. Solche "Zeichen" gibt es im Buddhismus auch (etwa tathāgathagarbha) - aber dass sie beide für Undefiniertes/Undefinierbares stehen heisst nicht, dass sie für dasselbe stehen. Sie tun das in völlig unterschiedlichen Kontexten.


    Man kann diese Kontexte - etwa christlichen und buddhistischen - vergleichen, wenn man einen gemeinsamen Maßstab nutzt. Etwa den sozialer Orthopraxie / śīla, was ja beliebt ist, weil es da unübersehbare Parallelen gibt. Oder den Maßstab geistiger Schulung, wobei sich (mal die moderne Anleihe beim Zen beiseite gelassen) etwa in der Mystik der Dominikaner, weniger der der Franziskaner oder der Jesuiten, vereinzelt parallele Ansätze zum bhavanā finden lassen. Bei prajñā wird es da schon deutlich schwieriger - da ist die (stets häresieverdächtige) negative Theologie vielleicht eine Parallele, aber doch eine in ziemlichem Abstand.


    Wozu solche Vergleiche gut sein sollen, ist eine andere Frage - die mich ganz bewusst zum interreligiösen Dialog auf kritische Distanz gehen lässt.

    OM MONEY PAYME HUNG