Der Wunsch nach Nibbana

  • Der Wunsch nach Nibbana ist recht und heilsam. Chanda hat u.a. die Bedeutungen Wunsch, Wille, Absicht und ist nach der abhidhammischen Klassifizierung ein Geistesfaktor, der mit allem Bewusstsein verbunden ist. Dies bedeutet, seine kammische Ladung ist neutral. Die Verbundenheit mit anderen Geistesfaktoren (cetasika) bestimmt sein Auftreten in heilsamen, unheilsamen oder funktionalen Bewusstseinen.


    In SN 22.140 gibt uns der Buddha folgendes mit auf den Weg: "gebt den Wunsch (chanda) nach allem auf, was Leiden ist" und in MN 26, der Lehrrede von der Edlen Suche, heißt es:

    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, es gibt diese zwei Arten der Suche: die edle Suche und die unedle Suche. Und was ist die unedle Suche? Da ist jemand selbst der Geburt unterworfen und sucht, was ebenfalls der Geburt unterworfen ist ... Und was ist die edle Suche? Da ist jemand selbst der Geburt unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was der Geburt unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna".


    Nibbana ist hier beschrieben als "Ziel" der edlen Suche. Natürlich wünscht man sich, das Ziel zu erreichen. In MN 5 geht es um Makel, der definiert ist als ein "Ausdruck für die Sphären übler unheilsamer Wünsche" und in MN 6 geht es um angemessene Wünsche für Mönche:


    Zitat

    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: ,Möge ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Gemütsbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen‘, dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Gemütsruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen".


    Der Mönch sollte sich dies auf jeden Fall wünschen. In MN 95 wird das Gehen des Pfades wie folgt beschrieben:

    Zitat

    "voll Vertrauen besucht er ihn und erweist ihm Respekt; nachdem er ihm Respekt erwiesen hat, hört er genau zu; wenn er genau zuhört, hört er das Dhamma; wenn er das Dhamma gehört hat, merkt er es sich und untersucht die Bedeutung der Lehren, die er sich gemerkt hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, erlangt er ein reflektives Annehmen dieser Lehren; wenn er ein reflektives Annehmen dieser Lehren erlangt hat, tritt Eifer (chanda) hervor; wenn Eifer hervorgetreten ist, wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, prüft er genau; wenn er genau geprüft hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht er mit dem Körper die letztendliche Wahrheit ... Eifer ist am hilfreichsten für die Anwendung des Willens".


    Chanda wird hier als eine wichtige Eigenschaft auf dem Weg beschrieben. In AN 4.159 geht es sogar ein gutes Stück weiter, dort heißt es: "Indem du dich auf Verlangen (taṇha) stützt, sollst du das Verlangen aufgeben". In SN 51.15 gibt Ananda noch ein schönes Gleichnis zum endgültigen Aufgeben des Wunsches nach Nibbana:

    Zitat

    "Zur Überwindung des Willens, Brahmane, wird beim Erhabenen der Brahma-Wandel geführt... Da entfaltet der Mönch, Brahmane, die mit den Kampfesgestaltungen der Einigung des Willens (chanda), der Tatkraft, des Herzens, des Prüfens erworbene Machtfährte. Das eben ist, Brahmane, der Pfad, das ist das Vorgehen, um diesen Willen überwinden zu können...


    Ist es also, Herr Anando, dann haben wir eine unendliche Linle und kommen zu keinem Abschluß: denn daß da einer durch den Willen den Willen überwinden könnte, das gibt es nicht...


    Da darf ich wohl, Bramahne, eben hierüber eine Frage an dich richten, wie es dir gutdünkt, magst du sie beantworten. Was meinst du wohl, Brahmane, hattest du vorher den Willen, nach dem Garten zu gehen, und ist, nachdem du hergekommen, der Wille danach beschwichtigt?“


    Gewiß, Herr...


    Ganz ebenso ist es, Brahmane, wenn ein Mönch heilig geworden ist, ein Triebversiegter, ein Vollendeter, der das Werk gewirkt, die Last abgelegt, das Heil sich errungen, die Daseinsfesseln vernichtet, sich durch vollkommene Erkenntnis erlöst hat: Dann ist ihm, was vorher Wille war, heilig zu werden, nach Erreichung der Heiligkeit als Wille danach beschwichtigt."

    Trifft ihr am falschen, nämlich dem leidhaften, Ufer ein paar Leute, die euch erzählen wollen: "Gib' auf den Wunsch, den Strom zu überqueren", dann wisset, Mara ist erkannt!


    Nachtrag: Im Niddesa, nach Bhikkhu Bodhis Übersetzung, gibt es noch folgende schönen Vers:

    "Desiring quenching (nibbāna), they give gifts,

    with minds so inclined, resolved upon that.

    As rivers approach the ocean,
    they take nibbāna as their destination."

  • In mir hat sich gleich was getan und die erste Regung war sowas wie ein Frage-Antwort-Spiel?

    Erst kam die Antwort, dann die Frage... oder kam erst die Frage und dann die Antwort?


    Eigentlich könnte ich den Beitrag auch rückwärts lesen wie schreiben ..


    Nun gut ...


    Wieso ist es heilsam, durch das Wünschen zu vermeiden, was man jetzt ist?


    Macht die Frage keinen Sinn, oder könnte man sich dem dann annähern durch die Präzisierung: "Wieso ist es heilsam, durch das Wünschen zu vermeiden, was man augenblicklich nach dem was jetzt passiert ist, gewesen ist?


    Und die nächste Frage die ich mir darauf aufbauend stelle: "Vermeidet man durch Wünschen?"


    Ich bin gespannt darauf was ihr dazu sagt und wie ihr zu den Fragen steht.

    Sind euch ähnliche Gedanken gekommen, oder seid ihr den Worten einfach gefolgt?

    Wohin haben sie euch geführt?



    Der Wunsch nach Nibbana ist recht und heilsam. Chanda hat u.a. die Bedeutungen Wunsch, Wille, Absicht und ist nach der abhidhammischen Klassifizierung ein Geistesfaktor, der mit allem Bewusstsein verbunden ist. Dies bedeutet, seine kammische Ladung ist neutral. Die Verbundenheit mit anderen Geistesfaktoren (cetasika) bestimmt sein Auftreten in heilsamen, unheilsamen oder funktionalen Bewusstseinen.

    Und mir ging noch was anderes durch den Kopf.

    Der bloße Wunsch nach... ist... ja ... ja was denn? Im Prinzip ist alles oder nicht?


    Wieso soll ich mich wieder auf etwas fokusieren und dabei alles andere aus den Augen verlieren?


    Was mache ich denn schon?

    War das jetzt wieder nötig?


    _()_

  • Naja, ich weiss nicht so recht …


    Chanda (Wunsch) ist mir etwas nahe an tanha (Begehren). Ich bin mir gar nicht so sicher ob Menschen Nibbhana aushalten können, ohne vorher den achtfachen Pfad auf sich zu nehmen.


    Die Lehre des Buddha wäre ganz simpel, wenn der man nicht abschweift:


    Zitat

    MN123

    Nachdem das so ist, Ānanda, behalte auch dies als eine wunderbare und erstaunliche Eigenschaft des Tathāgata im Gedächtnis: Ānanda, da sind dem Tathāgata Gefühle bekannt, wie sie erscheinen, wie sie gegenwärtig sind, wie sie verschwinden; Wahrnehmungen sind ihm bekannt, wie sie erscheinen, wie sie gegenwärtig sind, wie sie verschwinden; Gedanken sind ihm bekannt, wie sie erscheinen, wie sie gegenwärtig sind, wie sie verschwinden.


    Erst wer seine Gefühle kennt, seine Gefühle lenken kann, wer seine Wahrnehmungen kennt, seine Wahrnehmungen lenken kann, wer seine Gedanken kennt, seine Gedanken lenken kann, hat die Möglichkeit Nibbhana zu verwirklichen.