Über Viktor Frankl, Gedanken zur Zenpraxis, zum Thema „freier Wille“ und über die vier großen Gelübde

  • Ich hab mich nicht mitreißen lassen. Das ging damals schon nicht. Hab das für ein Problem gehalten, war aber für mich ganz normal. Es geht mir um Verstehen und Verständnis, aber nur um weiterhin ohne Geistesgifte kommunizieren zu können. Ob andere bei mir Geistesgifte erkennen, ist nur ein Problem meiner Person, aber nicht von mir. Ja jetzt ist Zeit für den Vorwurf der Geistesspaltung.

    Und was unterscheidet diese Einstellung, deine Einstellung, von einer Ideologie?

  • inen Apfel stehlen ist immer ein etwas nehmen, das nicht gegeben ist, welches Motiv dazu führt, ist vollkommen irrelevant.

    Und für was oder wen macht es für dich keine Unterschied ob jemand einen Apfel aus Hunger stiehlt oder ob er ihn stiehlt, um in der nächsten Ecke lachend darauf zu pinkeln?

  • Im Sinne von Frankl: Was wir ausstrahlen in die Welt, die Wellen die von unserem Sein ausgehen, das ist es was von uns bleiben wird auch wenn unser Sein selbst, schon längst dahin gegangen ist.

    Ja, sicher doch! Und das ist , apropo, sehr gute Übung... Wenn ich verschwinde, was bleibt ( nach mir) am ende? Was würde ich als die Person nach dem Hin-scheiden hinterlassen? Wenn nichts, dann wozu überhupt deses Leben passiert wäre? Zustande kam? Welchen Sinn macht das? Für V. Frankl das waren keine abstrakte Fragen... Denn sein eigenen Sinn bestand für ihn daran, das Leid der Leuten zu verstehen, um es zu mildern, wenigstens im deiser ( sinnlosen Existenz) den Sinn zu entdecken. Wenn wir den nichts haben, dann wir nur so wie Überlebens-Spezies, aber keine echte authentische Menschen. Das war auch die frage des jungen Prinzen ( Siddhartha) , die ihn in die tiefe so wie die "existenzielle" Krise hinauskatapultiert hatte, und er wollte die Wahrheit finden, es koste, was es wolle. Jedem das Seine.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Meine Prinzipien und Glaubenssätze schmeiße ich schneller über Bord, als dass du: Heuchler, Verräter, Aussatz sagen kannst. Ich bin viel lieber alles, was andere von mir glauben wollen, als dass ich auch nur einen Millimeter von meinem sein als Ich ohne Ich abzuweichen.

    Ich kenne dich nicht, aber es klingt so, als stecken eine Menge Konflikte in diesen Worten.

    Darüber hinaus erkenne ich einen Kampf der eigenen Identität.


    Erinnern wir uns zuerst, wie wichtig es ist seine Überzeugungen und Prinzipien zu ändern, wenn man wächst und lernt.

    Aber es ist nicht gesund, sie völlig aufzugeben, nur um sich dem anzupassen, was andere von einem erwarten.


    Es ist wichtig, sich selbst und seinen eigenen Werten treu zu bleiben, auch wenn das bedeutet, sich von anderen abzuheben oder gegen den Strom zu schwimmen.


    Das wichtigste ist aber und das habe ich am eigenen Leib erfahren, dass man sich selbst und anderen gegenüber ehrlich sein kann.

    Jedenfalls was die Überzeugungen und Handlungen angeht, und nicht so tun als sei man etwas was man sowieso nicht ist.


    Auf den Trick falle ich jedenfalls nicht mehr herein.

  • Wenn ich verschwinde, was bleibt ( nach mir) am ende?

    Wenn "Ich" verschwinden, gibt es verschiedene Dinge, die ich zurücklassen werde.

    Dazu können materielle Besitztümer gehören, die ich zurücklasse wie ein Haus, ein Auto und meine persönlichen Gegenstände.

    Es können dazu Vermögenswerte oder Schulden sein, die zurückbleiben.

    Je nach unseren Beziehungen eben und dem Einfluss nach, den man auf andere hatte.

    Und das können auch Erinnerungen, Erzählungen oder gar Vermächtnisse sein.


    Letztendlich hängt es von den individuellen Umständen und den Entscheidungen ab, die man während seines Lebens getroffen hat.

    Das bestimmt letztendlich was nach einem bleibt.

  • inen Apfel stehlen ist immer ein etwas nehmen, das nicht gegeben ist, welches Motiv dazu führt, ist vollkommen irrelevant.

    Und für was oder wen macht es für dich keine Unterschied ob jemand einen Apfel aus Hunger stiehlt oder ob er ihn stiehlt, um in der nächsten Ecke lachend darauf zu pinkeln?

    Für die Gemeinschaft der Menschen macht es einen Unterschied.


    Wenn es keinen Besitzer, keinen Weisen/Anwalt, keinen Richter gibt, auch kein Unterschied.

    Der Unterschied erscheint erst durch die Anwesenheit von Kläger und Beklagten, wie auch stehlen aus Hunger oder Verachtung.

    Nicht das Nehmen des Apfels, für was auch immer, ist das Problem, es ist der Glaube der Apfel gehört jemandem.

    Die Sila sind eindeutig nicht natürliche Gesetze. Sila können „Gerechtigkeit“ schaffen oder erst die Idee bewirken, was man alles so anstellen kann.

    Meine Oma: „Willst du wissen, was Gewalt, Raub, Mord, Sex ist, les die Bibel.“


    Im 5. Buch Mose werden alle Bestrafungen für Gesetzesübertritte bestimmt und auch das sehr Ideenreiche beschreiben, was man alles nicht tun soll, eine echte Gebrauchsanleitung. Genauso wie die Regeln der Gemeinschaft der Mönche und Nonnen, denn jede Regel hat auch einen Täter gehabt, mindestens einen.

    Was verboten ist, mit Strafe belegt, hat einen besonderen Reiz.

    3 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Ich hab mich nicht mitreißen lassen. Das ging damals schon nicht. Hab das für ein Problem gehalten, war aber für mich ganz normal. Es geht mir um Verstehen und Verständnis, aber nur um weiterhin ohne Geistesgifte kommunizieren zu können. Ob andere bei mir Geistesgifte erkennen, ist nur ein Problem meiner Person, aber nicht von mir. Ja jetzt ist Zeit für den Vorwurf der Geistesspaltung.

    Und was unterscheidet diese Einstellung, deine Einstellung, von einer Ideologie?

    Wo sollte es da einen Unterschied geben?

    Alles schriftlich oder sprachlich verbreitete, ja sogar, künstlerisch gestaltetes, gemalte, geformte, komponierte ist Ideologie.

    Wenn ich nichts kommuniziere, gibt es auch keine Ideologie.

    „Hätte ich doch geschwiegen!“, ist doch wohl ein Stoßseufzer eines Zenmeisters der gerade merkt, wie sein Schüler sich eine Ideologie/Konzept aus seinen Aussagen formt.

  • In dem Titel sind ja noch die vier großen Gelübde erwähnt.

    Das ist nun echt eine optimale Fessel. Das Ablegen von Gelübden/guten Vorsätzen erzeugt automatisch Selbstdisziplinierung, vorauseilender Gehorsam oder Verzweiflung durch nicht einhalten können.

    Die großen Gelübde zwingen entweder zum Schweigen oder zum Austritt aus der Gemeinschaft oder der Selbstisolierung in der Gemeinschaft. Jedes Kommunizierte eines Boddhisattva oder Buddha wird der Inquisition/den Gesetzesnormen unterzogen.

  • In dem Titel sind ja noch die vier großen Gelübde erwähnt.

    Das ist nun echt eine optimale Fessel. Das Ablegen von Gelübden/guten Vorsätzen erzeugt automatisch Selbstdisziplinierung, vorauseilender Gehorsam oder Verzweiflung durch nicht einhalten können.

    Die großen Gelübde zwingen entweder zum Schweigen oder zum Austritt aus der Gemeinschaft oder der Selbstisolierung in der Gemeinschaft. Jedes Kommunizierte eines Boddhisattva oder Buddha wird der Inquisition/den Gesetzesnormen unterzogen.

    Je nachdem wie, wer, von wo

    aus es betrachtet wird. Jedenfalls danke, für deine Gedanken dazu. Lg

  • Was an unfreiem Willen bleibt, lässt sich durch die Freiheit des Unwillens heilsam ausrichten - etwa durch die shigu seigan. "Das Ego nutzen, nicht abschneiden". :like: Diese Ausrichtung - eine Umkonditionierung - ist ein Aspekt von Freiheit: der Freiheit zu etwas.

    Das klingt für mich nach einer Empfehlung die Welle des Egos, die Welle des Ich-in-Erscheinung-treten (Asmi-māna) genutzt werden soll, um damit heilsames zu wirken. Oder besser gesagt: Diese Welle zu reiten, statt sich von ihr mitreißen zu lassen.


    Das scheint aber nur eine Praxis für einen Sekha (sotāpatti,sakadāgāmi,anāgāmi) zu sein, der durch Einsicht gesehen hat, dass jede Erscheinung Nicht-Ich, nicht Mein und nicht mein Selbst ist, auch wenn jede Erscheinung dennoch vom Ich-bin-Beigeschmack begleitet wird (Alles andere macht keinen Sinn: Der Arahat hat bereits das Ego, die Persönlichkeit, dass, was ihm zum Wesen im Sinne eines Satto macht, abgeschnitten.)


    Aber wieso sprichst du explizit vom "nicht abschneiden"? Die Arbeit ist doch noch nicht getan, denn es gilt noch die Fessel des Asmi-māna zu lösen, bevor avijjā gänzlich gesprengt werden kann. Ist das nicht ein Stillstand auf halbem Wege?

    Entschuldigt die Theravadabegrifflichkeiten im Zen/Chan-Unterforum, doch anders weiß ich mich nicht präzise auszudrücken.

  • Aber wieso sprichst du explizit vom "nicht abschneiden"? Die Arbeit ist doch noch nicht getan, denn es gilt noch die Fessel des Asmi-māna zu lösen, bevor avijjā gänzlich gesprengt werden kann. Ist das nicht ein Stillstand auf halbem Wege?

    Das Ego nutzen, nicht abschneiden- stammt von mir. Daher möchte ich kurz darauf antworten. Und meine Gedanke dazu war:

    wenn das Ego der Teil ist der uns antreibt, ist es auch der Teil der aktiv zur Veränderung genutzt werden kann. Ich meine wie wäre es wenn wir dauerhaft glücklich wären, hätten wir uns je auf den weg gemacht?

    Daher nicht abschneiden, sondern nutzen

  • Es gibt kein Ego. Aber es gibt die (falsche) Vorstellung von Ich, Mein und Selbst - und diese falsche Vorstellung wird genährt durch die fünf skandhas - Körper, Wahrnehmung, Gefühl, Bewusstsein, Geistobjekte (sankhara) . In MN 9 wird gezeigt, dass Gier, Hass und Unwissenheit es sind, die diese Illusion am Leben erhalten und daher ist es Unsinn, wenn man meint, man könne die Illusion nutzen, um Illusion zu beenden. Unwissenheit wird dadurch nur aufrecht erhalten.


    Zitat

    70. "Und was sind die Triebe, was ist der Ursprung der Triebe, was ist das Aufhören der Triebe, was ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt? Es gibt drei Triebe: den Sinnestrieb, den Werdenstrieb und den Unwissenheitstrieb [10]. Mit dem Ursprung von Unwissenheit ist der Ursprung der Triebe. Mit dem Aufhören von Unwissenheit ist das Aufhören der Triebe. Der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt, ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit, Richtige Konzentration."

    71. "Wenn ein edler Schüler so die Triebe verstanden hat, den Ursprung der Triebe, das Aufhören der Triebe, und den Weg, der zum Aufhören der Triebe führt, dann gibt er die Neigung zur Begierde vollständig auf, er vernichtet die Neigung zur Abneigung, er rottet die Neigung zur Ansicht und zum Dünkel 'Ich bin' aus, und indem er die Triebe aufgibt und wahres Wissen erweckt, macht er Dukkha hier und jetzt ein Ende. Auch auf jene Weise ist ein edler Schüler einer mit Richtiger Ansicht, dessen Ansicht geradlinig ist, der vollkommene Zuversicht in Bezug auf das Dhamma hat und bei diesem wahren Dhamma angelangt ist."

    Majjhima Nikāya 9

    :zen:

  • Leonie: es sind nur meine Gedanken, mehr ist das nicht.

    und natürlich bin ich unwissend.


    Hierzu finde ich das Diamantsutra, auch sehr spannend, Kapitel 6. Ich nehme immer die Ausgabe von TNH oder Red Pine-


    aber auch

    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    All mental phenomena have mind as their forerunner; they have mind as their chief; they are mind-made. If one speaks or acts with an evil mind, 'dukkha' 3 follows him just as the wheel follows the hoofprint of the ox that draws the cart.


    All mental phenomena have Mind as their forerunner in the sense that Mind is the most dominant, and it is the cause of the other three mental phenomena, namely, Feeling (vedana), Perception (sanna) and Mental Formations or Mental Concomitants (sankhara). These three have Mind or Consciousness (vinnana) as their forerunner, because although they arise simultaneously with Mind they cannot arise if Mind does not arise. (The Commentary)

    The Dhammapada: Verses and Stories (tipitaka.net)

  • Es gibt kein Ego. Aber es gibt die (falsche) Vorstellung von Ich, Mein und Selbst - und diese falsche Vorstellung wird genährt durch die fünf skandhas - Körper, Wahrnehmung, Gefühl, Bewusstsein, Geistobjekte (sankhara) .

    Das Ego, die falsche Vorstellung vom Ich, wird gestärkt durch andauerndes Festhalten dieses Egos an den fünf Anhäufungen als das bin ich, das ist mein, das ist mein Selbst.

    Die Skandha selbst sind Ich ohne Ego oder irgendeine Vorstellung von Ich-sein. Die Skandha ernähren ausschließlich die Skandha, wie sie ernährt werden, mit welchen Mitteln versucht das Ego zu bestimmen und das Festhalten an seiner Nahrung für die Skandha erschafft die Leiden.

    Beispiel: die Skandha haben Durst und brauchen nur Wasser, die Cola schüttet das Ego rein und wundert sich das der Durst nicht gestillt wird.

  • Es gibt kein Ego. Aber es gibt die (falsche) Vorstellung von Ich, Mein und Selbst - und diese falsche Vorstellung wird genährt durch die fünf skandhas - Körper, Wahrnehmung, Gefühl, Bewusstsein, Geistobjekte (sankhara) . In MN 9 wird gezeigt, dass Gier, Hass und Unwissenheit es sind, die diese Illusion am Leben erhalten und daher ist es Unsinn, wenn man meint, man könne die Illusion nutzen, um Illusion zu beenden. Unwissenheit wird dadurch nur aufrecht erhalten.

    Super! Keine Ironie! :rose:

    Ich erinnere im deisem Zusammenhang einen Ausdruck von Ajahn Buddhadasa , wo er erzäht, dass der Buddha zuerst wollte über Sunnata lernen, aber die Leute waren nichts imstande das ganze zu verstehen, und er war so erzwungen, dann den ganzen Pfad aufzurollen.

    So sinngemass:


    Zitat

    Da viele Menschen die Lehre Buddhas in bezug auf dukkha nicht vollständig untersucht haben und sie deshalb nicht richtig einschätzen können, wird sie häufig missverstanden. Manche glauben Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, wären an sich dukkha. Tatsächlich sind diese nur die charakteristischen Träger von dukkha. Der Buddha fasste seine Erklärung von dukkha zusammen, indem

    46

    er sagte: „Kurz gesagt, dukkha sind die fünf Zusammenhäufungen (khandha) in denen sich Anhaften (upādāna) findet.“ Auf Pali heißt das: „Sankhittena pañcupā-dānakkhandā-dukkhā“. Das bedeutet, dass alles, was anhaftet oder woran als „Ich“ oder „Mein“ angehaftet wird, dukkha ist. Alles, wobei es kein Anhaften an „Ich“ oder „Mein“ gibt, ist nicht dukkha. Folglich können auch Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, nicht dukkha sein, wenn an ihnen nicht als „Ich“ oder „Mein“ angehaftet wird. Nur wenn Geburt, Alter, Krankheit und Tod, als „meine“ Geburt, „ich“ altere, „meine“ Krankheit, „ich“ sterbe und so weiter, festgehalten werden, sind sie dukkha. Mit dem Körper und dem Geist ist es das Gleiche. Kommt nicht auf den Gedanken, dass dukkha dem Körper und dem Geist inne-wohnt. Nur im Verbund mit „Ich“ oder „Mein“ werden sie zu dukkha. Mit dem reinen und unbefleckten Körper und Geist des Arahants jedoch ist keinerlei dukkha verbunden.

    Aus : "Kernholz des Bodhibaums".

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Ego nutzen, nicht abschneiden- stammt von mir. Daher möchte ich kurz darauf antworten. Und meine Gedanke dazu war:

    wenn das Ego der Teil ist der uns antreibt, ist es auch der Teil der aktiv zur Veränderung genutzt werden kann. Ich meine wie wäre es wenn wir dauerhaft glücklich wären, hätten wir uns je auf den weg gemacht?

    Daher nicht abschneiden, sondern nutzen

    Klar, man braucht die Ego-Strukturen im Alltag , einfach um zu überleben. So leben wir alle---verblendet und bemühen uns immer die Zeit einzufrieren, das Leid das alles bedingt umfasst, zu verdrängen, oder mit den positiven Gefühlen zu überdeken, und den als ob den Inneren kern in uns selbst zu finden, um einfach am Boden zu bleiben. Klar, rein evolution-biologich das alles macht den Sinn. Deswegen der Buddha kann nur einmal in so viele Tausend Jahren überhaupt .."entstehen".

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Klar, man braucht die Ego-Strukturen im Alltag , einfach um zu überleben.

    Das braucht niemand. Aber es kommt dann doch hin und wieder Angst auf oder Wut, Ärger oder was auch immer. Und dann kann es sein, dass man doch in alte Muster zurück fällt. Doch dann erkennt man sie und greift sich ans Hirn - .

    Wie du schon aus dem Kernholz zitiert hast - in diesen Situationen, die Buddha aufgezählt hat, Krankheit, Alter, Sterben, mit Unlieben zusammen sein, mit Lieben getrennt sein, entsteht dukkha durch das Ergreifen bzw. Identifikation als Mein oder Mir. Dabei ist einfach nur der Körper durstig und will Wasser trinken.

    :zen:

  • Also ich seh schon wo der Hund begraben ist. In meinem Text bezog ich mich auf den denkenden Geist, welchen ich mit Ego gleichgesetzt habe, der Vorstellung von einem Ich

    Dabei ist einfach nur der Körper durstig und will Wasser trinken.

    Also ich seh schon wo der Hund begraben ist. In meinem Text bezog ich mich auf den denkenden Geist, welchen ich mit Ego gleichgesetzt habe.

    In meiner Arbeit mit Demenzkranken habe ich festgestellt, dass es nicht reicht wenn nur der Körper Durst hat. Wenn das Ich nix meldet, dann trocknet der Körper aus. Demnach bin ich ganz dankbar dafür, dass ich noch ein gesundes Ego habe, dass mir meldet wann ich Durst habe. Ob ich zum Cola greife oder zum Wasser? Zum Wasser. Cola mag ich nicht.

  • In meiner Arbeit mit Demenzkranken habe ich festgestellt, dass es nicht reicht wenn nur der Körper Durst hat. Wenn das Ich nix meldet, dann trocknet der Körper aus.

    Der Körper braucht dann natürlich auch die mentalen Funktionen, wie Wille, damit sich das Bedürfnis äußern kann. Oder es braucht Beine, Arme etc. und andere körperliche Funktionen, damit überhaupt was getrunken werden kann. Daher braucht es sogar einen anderen, der z.B. eine Infusion setzen kann, um Flüssigkeit intravenös zuzuführen. Oder der darauf achtet, dass die zu Pflegenden ausreichend trinken, weil das Durstgefühl schwindet. Es ist eben ein recht komplexes Phänomen, nama-rupa - das Körperlich-Geistige.

    Das "ich" ist, wie auch das "Du" eine identifizierende Vorstellung von einer körperlich-geistigen Einheit, die aber nicht eigenständig IST oder aus sich selbst heraus lebt. Gerade wegen diese fehlenden Eigenständigkeit und diesem Angewiesensein hinsichtlich der Bedürfnisse und seiner Befriedigung, d.h. ich brauche für "mein" Glück das Glück der anderen, hat diese Ich-Vorstellung eine wichtige Funktion, denn sie dient dem Zweck, zwischen heilsamen und unheilsamen Ansichten, Willen und Taten zu unterscheiden und so dem Pfad angemessen zu folgen, bis es dann fallen gelassen werden kann. So lässt sich dann aber auch erkennen, was heilsam und was unheilsam ist und welche Menschen zu meiden sind und welche als Freunde geeignet sind.

    Zusammengefasst: es gibt das Körperlich-Geistige als funktioneller Prozess und eine Verbindung beider über das Bewusstsein, also eine Erfahrung von Ich, Mein, Selbst (mein Körper, mein Wille, meine Taten, meine Gedanken etc.) und das Ich-Bewusstsein (oder Ego) ist dann eine Instanz, die durch den Pfad und z.B. die Achtsamkeitsübungen sich entfalten kann und die Bedingungszusammenhänge soweit erkennt, dass es das Ich als Illusion enttarnen kann und sieht, dass alles nur ein sich wechselseitig bedingender Prozess in einem gesamten Gefüge ist.

    Solange das Ich mit Überlebensgedanken befasst ist, wird es seine Selbst-Vorstellungen pflegen und sich gegen diesen Prozess auch wehren.

    :zen:

  • Das braucht niemand. Aber es kommt dann doch hin und wieder Angst auf oder Wut, Ärger oder was auch immer. Und dann kann es sein, dass man doch in alte Muster zurück fällt. Doch dann erkennt man sie und greift sich ans Hirn - .

    Wie du schon aus dem Kernholz zitiert hast - in diesen Situationen, die Buddha aufgezählt hat, Krankheit, Alter, Sterben, mit Unlieben zusammen sein, mit Lieben getrennt sein, entsteht dukkha durch das Ergreifen bzw. Identifikation als Mein oder Mir. Dabei ist einfach nur der Körper durstig und will Wasser trinken.

    Hm, Leonie , ich denke , das eigentliche Problem liegt auf sehr tieferen Ebene.

    Der moderne Mensch ( besonders) spürt vage , oder er-ahnt, dass es nichts feste in der eigenen Struktur liegt, alles vergeht, das ( vorübergehende) Glück enpuppt sich früher oder später als der Unheil, das Leben entgleitet uns, das einzige, was sicher steht, das ist der Tod. ( tod-sicher). Weiter. Wegen der Angst von dem eigenen Ur-grund ( Buddhitsch Anatta) man versucht diesen Mangel zu überspielen, austricksen, egal wie, denn diese existenzielle Kluft, dieser gähnende Abgrund ist immer da, der schlummert so wie in Unbewussten, und das macht einfach die Angst. Das Problem war sehr exellent bei Nanavira Thera geschildert, aber was ich meine:



    Aus dem Heft: " Nicht-Sellbst-Strategie" ( BGM).


    Deise innere Leere ist immer da, deswegen die Seele so wegen der ( unbewussten) Ansgt so wie "zwickt", und das das ganze Formel der bedingten Entstehung läuft ununterbrochen weiter. Mit der allen möglichen Giften, so ist der Mensch einfach gestrickt.

    Das erinnert mir Ajahn Chan... Er fragte immer die Schüler: " Kannst du das ertragen? " Und wie lange?

    Der Buddha war kein Heidegger, oder F.Nietzsche, aber das Problem war identisch. Er aber ging zur Ende, bis er diese "Kühle", das "Todlose" im seinem Innerem erfahren hatte.

    Wir alle sind neurotsich. Wir leben in der permanenten Berieselung, sogar hier, als wir kommunizieren.

    Man sollte sich vorstelllen, wenn alle mögliche innere und äussere Reize bei uns wie beraubt würden, was bleibt dann ?

    Wie es sich real anfühlt, ent-sücht-igt zu sein, absolut von alllem ent-leer-t zu sein? Dann bleibt nur das, was der Buddha als Nibbana bezeichnet hatte. Wahrschenlich, wenn der Mensch zuerst nichts psychotisch würde, denn er will dann, egal wie, es koste, was es wolle, ----versuchen würde, das eigene EGO ( Ich) ..usw... aufzubewahren.

    Deswegen ich sage, das sei biologisch sinnvoll. Und die ganze Konsum-Gesellschaft macht alles mögliche, um diese Leere mit egal wem auszufüllen. Niemand wollte absolut inerlich all-ein werden. Der Buddha erkannte dann, scheint mir, die andere Seite... Alles mit dem Einem. Keine Trenung, einfach Dharma-Dhatu, Siehe Wiki, usw... Keinen Subjekt gegen Objekt. Und dann er war keine Persone mehr ( im Sinne "Maske"), aber nur der Individuum.

    Aber wir alle brauchen unsere "Masken ", um weiter zu---"funktionieren", wenigstens. Wenn wir aber alle Masken ( Personen) wegziehen, was bleibt dann ? Was? :?: 

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Solange das Ich mit Überlebensgedanken befasst ist, wird es seine Selbst-Vorstellungen pflegen und sich gegen diesen Prozess auch wehren.

    Genau , aber der "Normale" Mensch hat keine andere Option zur Verfügung. Denn die Uhr tickt. Der Tod ist immer näher. Wer ... wollte das wahrnehmen oder wer wollte es echt wahr-haben?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Ego nutzen, nicht abschneiden

    Darum ging es. Und Igor07 - da gebe ich dir völlig recht,für den normalen Menschen gibt es keine oder sehr wenige Optionen - deshalb machen sie ja das, was so ansteht und stecken den Kopf in den Sand.


    Man kann auch sagen "Den Arm nutzen, nicht abschneiden" - aber der Arm gehört mir nicht und er ist nicht ich, denn er ist nicht "mein" Arm, sondern nur ein Arm. Er lässt sich eben auch nicht einfach so nutzen. Und was dann, wenn er nutzlos geworden ist? Soll er dann abgeschnitten werden?

    Auch das Ego bin nicht ich und es gehört mir nicht und es ist nicht "mein" Ego. Doch sollte es auf keinen Fall unterschätzt werden. Es ist mein Lehrer. Es lehrt mich Wachsamkeit, Vorsicht und Demut.

    :zen:

  • Das klingt für mich nach einer Empfehlung die Welle des Egos

    Vermutlich, weil Dir die shi gu sei gan nichts sagen. Es geht hier um eine altruistische Motivation der Praxis und deren entsprechende Ausrichtung. Das Bodhisattva-Modell. Die Motivation des Buddha, den Dharma zu lehren.


    Was das Reizwort 'Ego' angeht - ich habe das so 'unschuldig' aufgefasst, wie es von der Zitierten gemeint war (auch wenn ich sonst selbst eher ein Wortklauber bin) ...

    In meinem Text bezog ich mich auf den denkenden Geist, welchen ich mit Ego gleichgesetzt habe.

    Das Ego, dessen Quelle der Durst ist, versiegt mit diesem. Die empirische Person, der puggala, verschwindet nicht notwendig mit ihm - wenn seine Motivation nicht länger eine egoistische oder gemischte ist, sondern eine rein altruistische (selbst-lose). Ein nicht-egoistisches Ego mag ein Widerspruch in sich sein, doch für die Sinne eines gewöhnlichen Menschen ist da kein Unterschied. Das sieht aus wie ein Ego, hört und fühlt sich an wie eines, riecht und schmeckt wie eines. Was lehrte da eigentlich 45 Jahre lang den Dharma?

    Es gibt kein Ego. Aber es gibt die (falsche) Vorstellung von Ich, Mein und Selbst - und diese falsche Vorstellung wird genährt durch die fünf skandhas - Körper, Wahrnehmung, Gefühl, Bewusstsein, Geistobjekte (sankhara)

    Sicher gibt es kein Ego als ein Ding, eine Substanz. Es gibt Ego als 'Sicht' - ātmadṛṣṭi. Eine viparyāsa (kognitive Fehlhaltung). Die Überwindung dieser Sicht in der Bodhisattva-Übung weist das Kongō-kyō (Diamantsutra).

    In MN 9 wird gezeigt, dass Gier, Hass und Unwissenheit es sind, die diese Illusion am Leben erhalten und daher ist es Unsinn, wenn man meint, man könne die Illusion nutzen, um Illusion zu beenden. Unwissenheit wird dadurch nur aufrecht erhalten.

    Das "und daher ist es Unsinn usw ..." ist jetzt aber Deine Schlussfolgerung - oder steht das so im Sutra? Was ist dieses MN 9, das Du da ergreifst, um es zu zitieren, anderes als eine Illusion? Das heisst ja nicht, dass es nicht hilfreich ist, eben saṃvṛtti satya. Prapañca, die im diskursiven Denken entfaltete Vorstellung, weist selbst die Mittel und Wege zu ihrer Dekonstruktion.

    Zitat

    Im Allgemeinen studieren alle buddhistischen Weisen in ihrer Ausbildung zwar, wie man Verstrickungen (kattō) an ihrer Wurzel abschneidet, aber sie studieren nicht, wie man Verstrickungen abschneidet, indem man Verstrickungen benutzt. Sie erkennen nicht, dass Verstrickungen Verstrickungen verstricken. Wie wenig wissen sie, was es heißt, Verstrickungen in Form von Verstrickungen zu übertragen. Wie selten erkennen sie, dass die Übertragung des Dharma selbst eine Verstrickung ist.

    Dōgen Zenji, Shōbōgenzō Kattō

    OM MONEY PAYME HUNG