Hallo miteinander und ein gesundes neues Jahr !
In einem nicht-buddhistischen Buch werden diese Zitate dem Buddha zugeschrieben:
"Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können"
sowie:
"Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück"
Kann mir Jemand sagen ob das stimmt und an welcher Stelle ich dies nachlesen kann ?
Vielen Dank !
LG Rolf
Loslassen
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Gemeint ist hier sicher die „Anhaftung“, Festhalten wollen, was man nicht festhalten kann, weil alles einer immer währenden Veränderung unterworfen ist (anicca). Auch wenn das keine echten Zitate sind.
Das Thema wird in vielen Variationen erörtert. Nur ein paar Beispiele:
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Der erste Schritt wäre, zu schauen für welchen buddhistischen Begriff "Loslassen" die Übsetzung wäre. Ajahn Brahmali nennt da ganz schön viele:
- cāgo
- paṭinissaggo
- mutti
- anālayo,
- vossagga
- nekkhamma
There are a number of Pali terms that are roughly equivalent to the English idea of "letting go". In the Third Noble Truth you find the terms cāgo paṭinissaggo mutti anālayo, which are all variations on the theme of letting go. Cāga means something like "giving up," and it is closely associated with generosity. Paṭinissagga is usually rendered as "relinquishment" and often has a deeper sense of letting go, as in the more profound stages of the path. Mutti is related to vimutti, “freedom” or “liberation”. I suspect this simply refers to not holding on to things, but setting them free, that is, letting go. Anālayo means something like “non-settling” or “non-clinging”. (It is related to Himalaya, which means the place where the snow settles, hima being a term for snow.)
There is also the word vossagga, which is related to paṭinissagga. Vossagga is found in the compound vossagga-rato, “delighting in giving up,” which specifically refers to delighting in generosity. Vossagga is found in an interesting definition of the samādh'indriya (SN48:10): vossagg'ārammaṇaṃ karitvā labhati samādhiṃ labhati cittassa ekaggataṃ, “having laid a foundation through letting go, one gains samādhi, one gains unification of mind.”
The above ties in with nekkhamma, which is part of the second factor of the noble eightfold path. Nekkhamma is the opposite of kāma, and as such it refers to the giving up of, the letting go of, sensuality. This is an important part of the path to samādhi, and it is therefore related to the vossagga just described. The letting go of sensuality is really only possible by seeing its danger or the suffering it engenders. This is described well in the suttas by the triad of assāda, ādīnava, and nissaraṇa, gratification, danger, and escape. It is by understanding that the danger (or suffering) of something is greater than the gratification that one seeks and finds the escape, which again relates closely to letting go. The danger in sensual pleasures are described at length in MN 13 and MN 54.
An interesting use of paṭinissagga is found in the Ᾱnāpānasati Sutta (MN 118) where it is the final stage of insight, following on from anicca, virāga, and nirodha. The three latter terms can be regarded as describing different degrees of impermanence, and paṭinissagga is then the relinquishment that is a consequence of seeing impermanence deeply. This fits with the general progress of mental development whereby samādhi leads to yathā-bhūta-ñāṇa-dassana which in turn leads to nibbidā which leads to virāga which leads to vimutti (AN 10:2). Yathā-bhūta-ñāṇa-dassana, "knowledge and vision according to reality," is seeing the aggregates in terms of the three characteristics. Nibbidā is the disenchantment, or perhaps better the aversion or repulsion, that comes from seeing suffering and non-self deeply. You literally turn away from the world, from the five khandhas, which of course is a strong form of letting go. This then leads to the fading away (virāga) of craving and then liberation from it (vimutti). This is really a description of letting go in the advanced stages of the path.Was man da rausziehen kann ist, dass es nicht den einen, zentralen Begriff für "Loslassen" gibt.
Zitat"Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können"
"Der Ursprung all unserer Problem" erscheint mir als eine populäre Umschreibung des Themas der dritten edlen Wahrheit "Der Ursache von Dukkha" :Zitat„Und dieses ist die edle Wahrheit vom Ursprung von Leiden: das Verlangen, welches zu weiterem Werden treibt, begleitet von Begierde und Erfreuen, genösse nun hier und nun dort, d. h. Verlangen nach Sinnesvergnügen, Verlangen nach Werden, Verlangen nach Nicht-Werden.“
Da es da um tanha - den Daseinsdurst geht, müsste dann das "Loslassen" das sein, was eben das Gegenteil von tanha ist?
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Hallo miteinander und ein gesundes neues Jahr !
In einem nicht-buddhistischen Buch werden diese Zitate dem Buddha zugeschrieben:
"Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können"
sowie:
"Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück"
Kann mir Jemand sagen ob das stimmt und an welcher Stelle ich dies nachlesen kann ?
Vielen Dank !
LG RolfIch würde sagen, dass diese Zitate aus dem Kanon des Populär-Buddhismus stammen. Damit könnten sie bereits die gesamte Doktrin des Populär-Buddhismus widergeben, denn viel mehr als "loslassen" kennt der Populär-Buddhismus nicht.
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Ich denke dabei an ddie Dritte , der vier Edlen Wahrheit:
Niroda- Beendigung von dukha
Um dukkha vollständig zu beseitigen, muss man die Hauptwurzel, diesen sogenannten Durst beseitigen.
'Das Erlöschen des Begehrens, das Erlöschen des Hasses, das Erlöschen der Illusion.' Das Aufgeben und die Auflösung von Begehren und Verlangen. Diese Beendigung von Kontinuität und Werden bezeichnet Buddha als Nibbana (Nirvana).
Der Buddha sagte:
'O Bhikkhus, es gibt Ungeborenes, Ungewordenes und Unbedingtes. Gäbe es das nicht, gäbe es auch kein Entkommen. Aber da es das gibt, gibt es auch ein Entkommen.'
Weil Nirvana so ausgedrückt wird, haben viele eine negative Vorstellung davon und denken, dass diese Beschreibungen, eine Selbstvernichtung ausdrücken. Nirvana ist aber keine Selbstvernichtung, da es nach Buddhas Ansicht kein Selbst gibt, das wegradiert werden muss. Wenn überhaupt Auslöschen, dann ist es die Auslöschung der Illusion, die auf einer falschen Vorstellung von sich selbst beruht.
Vorstellungen von "negativ" und "positiv" sind relativ und liegen im Bereich der Dualität. Aber das kann nicht auf Nirvana bezogen werden, da Nirvana, jenseits von Dualität und Relativität liegt.
Als Buddha eines Nachts mit seinem Freund zusammensaß sprach er folgendes:
*Ein Mensch besteht aus sechs Elementen: Festigkeit, Flüssigkeit, Wärme, Bewegung, Raum und Bewusstsein. Wenn er herausfindet, dass kein "mein", "ich" oder "mein Selbst" besteht, wird er begreifen, dass das Bewusstsein erscheint und verschwindet, genauso wie angenehme, unangenehme und neutrale Empfindungen erscheinen und verschwinden. Durch dieses Wissen, wird sein Geist losgelöst und er wird in sich, reinen Gleichmut (upekha) erwecken. Deshalb klammert er sich an nichts mehr und wenn eine angenehme, unangenehme oder neutrale Empfindung erfährt, weiß er, dass sie unbeständig ist. Er spürt, dass all diese Empfindungen so wie eine Flamme sind, die erlischt, wenn Öl und Docht erlöschen sind. Eine so ausgestattete Person ist mit der absoluten Weisheit ausgestattet. *
Was meinte nun aber der Buddha in diesem Kontext mit*Absolute Wahrheit*?
Nach dem Buddhismus ist die Absolute Wahrheit, dass es nichts Absolutes in der Welt gibt, dass alles relativ, bedingt und unbeständig ist und dass es keine unveränderliche, ewige, absolute Substanz wie das Selbst, die Seele oder den Atman gibt, weder innen noch außen.
Trotzdem haben einige populäre Ausdrücke wie "Der Buddha ging nach seinem Tod ins Nirvana oder Parinirvana ein" zu vielen Spekulationen über das Nirvana geführt. Denn im selben Moment, in dem man die Formulierung hört, dass "der Buddha ins Nirvana oder Parinirvana eintrat", wird man man unter Nirvana einen Zustand, ein Reich oder eine Position verstehen, in der es eine Art von Existenz gibt, und versucht, es sich im Sinne des Wortes "Existenz" vorzustellen. Aber selbst als der Buddha darüber sprach, wies er darauf hin, dass keine Worte im Wortschatz gibt um es zu beschreiben. Das Einzige, was wir tun können, ist, dranbleiben und die Dinge so zu sehen, wie sie sind.
Dukkha entsteht aufgrund von "Durst" und es hört aufgrund von Weisheit auf. Durst und Weisheit bedingen sich- Wenn das Geheimnis entdeckt wird, wenn die Wahrheit gesehen wird, werden alle Kräfte, die, die fieberhaft die Kontinuität von Samsara und Illusion vorantreiben, ruhig und die Gier nach Werden und Entstehen, ist beendet
Sariputta sagte:
Nirvana liegt jenseits von Logik und Argumentation. Wie sehr wir uns auch beschäftigen mögen, oft ist es nicht mehr als eitler intellektueller Zeitvertreib, in hochspekulative Diskussionen über das Nirvana oder die letztendliche Wahrheit. Ein Kind im Kindergarten sollte sich nicht über die Relativitätstheorie streiten. Stattdessen, wenn es geduldig und fleißig dranbleibt, wird es möglicherweise eines Tages begreifen können. Wenn wir geduldig und eifrig den Weg gehen, ernsthaft dranbleiben, dann können wir es möglicherweise eines Tages manifestieren, ohne dass wir uns selbst mit verwirrenden und hochtönenden Worten belasten.
Denn das Nirvana, wird von den Weisen, in sich selbst verwirklicht".(aus
(übersetzt, gekürzt und angelehnt an *Was der Buddha lehrt*, W. Rahula)
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Wow, vielen Dank für die ausführlichen Antworten !
Populärbuddhismus, wie Stefo schreibt, „ zitiert“ oftmals angebliche Aussagen des Buddha bei denen ich mich wundere, das ich sie nicht kenne, manchmal ganze YouTube- Beiträge voll.
Wahrscheinlich fallen meine Zitate ebenso in diese Kategorie….
Vielen Dank!
LG Rolf
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Auf fakebuddhaquotes.com gibt es ganze Seiten falscher und verfälschter Buddha Zitate.
Wo man auch hinschaut: Twitter, Facebook, Blogs, Zitatenseiten - sogar in Büchern von bekannten Buddhisten. Gefälschte Buddha-Zitate gibt es zuhauf.
Für diejenigen, die mit den buddhistischen Schriften vertraut sind, klingen diese Zitate, die dem Buddha zugeschrieben werden, falsch, aber es scheint, dass sich viele Menschen bevorzugt von der gefälschten Variante angezogen fühlen.
Manchmal ist es schwer zu sagen, warum sie falsch klingen. In der Regel liegt es an der Sprache, die zu blumig und poetisch sein kann. Manchmal ist es auch das Thema, das zu modern klingt. Obwohl die buddhistischen Schriften sehr umfangreich sind (viel umfangreicher als die Bibel), sind sie oft nicht sehr zitierfähig, oder zumindest haben sie nicht die unmittelbare Anziehungskraft, die einige der gefälschten Varianten haben.
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Ich finde, Rolf, die kann man doch schon an der Ausdrucksweise erkennen, oder?
Schau lieber in den Palikanon, Du bist doch auch schon solange "hier"
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Lest die "Rede zum ersten Löwenruf"
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Ich finde, Rolf, die kann man doch schon an der Ausdrucksweise erkennen, oder?
Deswegen hatte ich den Verdacht, das sie „ gefaked“ oder verfälscht sind… :-). LG
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Ich finde, Rolf, die kann man doch schon an der Ausdrucksweise erkennen, oder?
Deswegen hatte ich den Verdacht, das sie „ gefaked“ oder verfälscht sind… :-). LG
Gefaked würde ich sie nicht nennen, aber so manch eine/r glaubt, alles zu wissen und mit seiner eigenen Interpretation andere unterweisen zu müssen/wollen.
Ich benutze auch mein Verständnis von der Lehre und interpretiere, aber ich würde das nicht als Buddhas Worte veröffentlichen.
Das ist für mich Selbstüberschätzung/Anmaßung.
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Deswegen hatte ich den Verdacht, das sie „ gefaked“ oder verfälscht sind… :-). LG
Über die Jahrtausende hat sich (im Buddhismus) viel Unrat angesammelt seit Buddha die Lehre verkündete hat. Das war früher so und ist auch heute noch so. Aus diesem Grund habe ich mich immer mehr vom "Buddhismus" entfernt.
Erst als ich realisierte, dass ich die Lehre Buddhas in mir selber suchen und finden muss trat Veränderung auf. Es ist alles schon da aber eben verdeckt.
Der Palikanon ist bloss eine grobe, lückenhafte Landkarte. Und der achtfache Pfad schwierig zu meistern.
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Wow, vielen Dank für die ausführlichen Antworten !
Populärbuddhismus, wie Stefo schreibt, „ zitiert“ oftmals angebliche Aussagen des Buddha bei denen ich mich wundere, das ich sie nicht kenne, manchmal ganze YouTube- Beiträge voll.
Wahrscheinlich fallen meine Zitate ebenso in diese Kategorie….
Vielen Dank!
LG Rolf
"Wahrscheinlich fallen meine Zitate ebenso in diese Kategorie…."
Ja und nein. Es handelt sich sicher um Formulierungen, die man oft im Abreißkalender-Buddhismus findet. Aber sie lassen sich IMHO zu 100 % aus den Vier Edlen Wahrheiten ableiten (zweite und dritte Wahrheit). Wenn man aber weder weiß, was Anhaftungen sind, noch, was loslassen im buddhistischen Sinn bedeutet, sind die Aussagen alleine zu nichts wirklich zu gebrauchen.
Liebe Grüße,
Aravind.