• Den folgenden Text stelle ich hiermit zur Diskussion:

    Shinjin

    Rev. Josho Adrian Cirlea (Englisches Original ins Deutsche übertragen von 1172)


    Mir fällt auf, dass einige Praktizierende aus anderen Traditionen oder mit Vorerfahrung in anderen Schulen, wenn sie manchmal mit mir über Jodo Shinshu reden, Shinjin (Vertrauen auf Buddha Amida) als einen besonderen Geisteszustand auffassen, der von ihnen erreicht werden müsste und schwer zu erreichen wäre. Vielleicht kommt dieser Trend von den Praktiken, die sie aus ihren jeweiligen Traditionen gewöhnt sind, wo etwas erreicht, gefühlt oder visualisiert werden muss.


    Aber Shinjin ist anders. Es impliziert nicht notwendigerweise einen besonderen Geisteszustand oder etwas Besonderes, das gefühlt oder erlebt werden müsste. Es bedeutet einfach, sich Buddha Amida anzuvertrauen.


    Ich verlasse mich auf Amida hinsichtlich Erlangung der Buddhaschaft in seinem Reinen Land. Das ist alles.


    Menschen sind im Allgemeinen hungrig nach besonderen Gefühlen und Empfindungen und denken, dass sie vielleicht keine wahren spirituellen Einsichten hätten, wenn sie nicht etwas Besonderes fühlen würden. Aber in Angelegenheiten, die mit Shinjin und der Errettung durch Buddha Amida zu tun haben, ist im Alltag kein besonderer Geisteszustand erforderlich.


    Die Ersterfahrung der Vertrauensbeziehung zu Amida nimmt Ihnen eine große Last von den Schultern - und zwar in dem Sinn, dass Sie sich nicht länger auf sich selbst verlassen müssen, um ein Buddha zu werden, ein wirklich Freier. Die Last der Befreiung trägt stattdessen Buddha Amida, der bereits Ihren Pfad gekreuzt hat. Sie können glücklich sein oder sich erleichtert fühlen, wenn Sie sich zum ersten Mal Buddha Amida im Hinblick auf das Erreichen der Buddhaschaft oder die endgültige Befreiung von Geburt und Tod anvertrauen, aber das bedeutet nicht, dass Sie Stunde für Stunde, Minute für Minute, Sekunde für Sekunde an Amida denken oder vor Freude ununterbrochen in die Luft springen.


    Unser Leben ist so, dass wir immer wieder von alltäglichen Problemen und Sorgen überwältigt werden. Aber das ist okay, es ist einfach okay, so zu sein. Wir müssen nicht immer vor Freude springen, weil wir von Amida gerettet werden. Trotzdem ist die Erlösung durch Amida immer gegenwärtig, da das einfache Vertrauen auf ihn bei uns bleibt, nachdem wir es erstmalig in unserem Herzen empfangen haben.


    Ich habe bereits in einem früheren Artikel erklärt, dass das Vertrauen, wenn einmal empfangen, wie Atmen wird: Immer da, obwohl uns das nicht ständig bewusst ist.


    Auf dem Jodo Shinshu-Pfad sind wir entspannt, weil wir keine besonderen Geisteszustände oder Qualitäten benötigen. Wir brauchen nicht anders zu sein, als wir bereits in unserem alltäglichen Leben sind - also gefangen in Anhaftungen aller Art. Wir müssen nicht weise sein; kurz gesagt: Wir müssen nicht anders sein, als wir bereits sind.


    Das liegt daran, dass Amida ALLES für uns macht.


    Zuflucht in Amida, Vertrauen auf Amida, das Rezitieren seines Namens sind nicht aus uns heraus wirksam oder wegen eines bestimmten Zustands oder einer bestimmten Qualität, die wir entwickeln sollten, sondern aus Amida. Sobald Sie das erkannt haben, können Sie beruhigt sein. In Jodo Shinshu entspannt sein bedeutet, alles Amida zu überlassen. Es ist Amidas Problem, uns zu retten und zu Buddhas zu machen.


    Unser Vertrauen ist ein Vertrauen auf Amida - nicht auf uns selbst oder auf das, was wir tun können, auf unsere eigenen Gefühle oder Geisteszustände. Es ist Vertrauen auf den Anderen, den Einen, der bereits ein Buddha ist, ein völlig Freier, der versprochen hat, dass alle unwürdigen, gewöhnlichen Menschen durch ihn die Buddhaschaft erlangen.


    Ich wiederhole: Da ich diesen Beitrag nicht aus Versehen schreibe, sondern auf Grund meiner Erfahrung mit Menschen, von denen ich glaube, dass sie ihn brauchen: Denken Sie nicht an etwas Besonderes in Bezug auf dieses Vertrauen!


    Denken Sie auch nicht, dass etwas mit Ihnen passieren müsste, wie zum Beispiel ein besserer Mensch, weiser oder wer weiß wie zu werden, nachdem Sie sich Amida anvertraut haben. Jodo Shinshu ist in erster Linie für Menschen gedacht, die ihr ganzes Leben lang in ihren Wahnvorstellungen und blinden Leidenschaften unverändert bleiben. Der Buddha hat keine Erwartungen an die Menschen, für die er seine Gelübde abgelegt hat. Es ist normal für gewöhnliche Menschen, voller blinder Leidenschaften zu bleiben.


    Wenn es scheint, dass Sie, nachdem Sie sich Amida anvertraut haben, jemandem wirklich Gutes oder Nützliches getan haben, denken Sie bitte, dass dies auf Amidas Einfluss zurückzuführen ist und denken Sie nicht, dass sie ein besserer Mensch geworden wären.


    Beschäftigen Sie sich nicht mit Tugend oder Untugend, vertrauen Sie sich einfach Amida an und tun Sie in Ihrem alltäglichen Leben, was Sie eben so tun - für sich und für andere.


    Jemand erzählte mir, dass er nicht schlafen könne und sich bemühe, Shinjin zu erlangen. Ich sagte ihm: „Entspanne dich, Shinjin bedeutet, dich einfach auf Amida zu verlassen; es ist nicht etwas, das du in deinem Kopf hervorbringen oder konstruieren solltest. Mach dir keinen Stress, vertraue dich einfach Amida an. Lass die Idee los, etwas Bestimmtes fühlen oder hervorbringen zu müssen. Vertraue dich einfach an.“


    Der menschliche Verstand ist so kompliziert - aber Shinjin ist einfach das Geschenk des Vertrauens-Bewusstseins, das Amida uns gibt, wenn wir uns ausschließlich auf ihn verlassen, um Erleuchtung zu erlangen.


    Wenn Sie sterben, werden Sie im Reinen Land bzw. im Einflussbereich von Amida geboren und werden selbst ein Buddha, aber bis dahin entspannen Sie sich und bleiben Sie, wie Sie sind. Es ist alles okay. Sie brauchen nichts in Ihrem wahnhaften Verstand zu konstruieren.


    Amida macht ALLES und verlangt NICHTS von Ihnen.


    Namu Amida Butsu.

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Amida nach außen setzen, kann zu einem Problem werden.

    Der Buddha ist in mir, aber nichts, was ich bin, ist er.

    Das reine Reich ist der Urgrund, meine Welt liegt in ihm, deren Mitte Ich ist.

    Meine Welt ist nicht der Urgrund.

    Mein Körper ist die Grenze des Urgrundes.

    Die Umwelt ist außerhalb.

    Die Umwelt ist nicht meine Welt, nicht mein Ich und nicht meine Person und nicht das reine Land.

    Amida findet sich nicht in der Umwelt.


    Das Nembutsu darf ich auf nichts ausrichten, das außerhalb der Grenze dieses Körpers ist. Diese Grenze ist auch die des reinen Landes.

    Auf Dinge oder Gedanken dieses Körpers zielt es auch nicht. Es schießt sich auf Amida in seinem reinen Reich ein, in dem meiner Welt ist.

    Meine Welt ist nicht das reine Land.


    Es mag ja sein, dass Amida auch von anderen gefunden wird, doch Amida des anderen ist nicht der Amida, den ich anspreche.

    Es mag sein, wenn andere von Amida berichten, dass der Amida sich gleich anfühlt, doch das reine Land ist sehr individuell.

    Amida ist keine Person, kein Ich und kein „dein oder mein Amida“.


    Das Nembutsu schneidet durch meine Welt zu Amida, zielt auf Buddha und Buddha schwiegt, aber er zeigt.

    Dieses Zeigen ist der Lichtstrahl, der meine Welt erleuchtet, damit ich erkenne, wo Schatten des Leidens durch Geistesgifte sind. Sind diese Schatten vernichtet, trifft mich das ganze Licht des Amida.

    Nichts behindert mehr, alle Hindernisse sind beseitigt.


    Ich will das volle Licht des Buddhas empfangen, nicht nur die Teile, die nicht durch Schatten verblendet werden.

    Empfange ich Licht des Buddha kann ich damit auf die Schatten leuchten, um zu sehen, was das Licht verblendet. Wo ich kein oder wenig Licht erkenne, ist noch Gier, Hass, Verblendung.


    Das reine Land ist das Licht der Beleuchtung.

    Licht ohne Schatten, ohne Quelle oder Reflexion ist Befreiung.


    Mir ist es passiert, dass ich nur noch leuchtende Dunkelheit erkannte.

    Das von mir gesendete Licht wurde nicht mehr reflektiert.

    Auch das verschwindet und es ist weder Licht noch Finsternis.

  • Ich finde es schade, dass hier im Buddhaland und in Europa überhaupt offenbar so wenig Menschen einen Zugang zum Shin-Buddhismus oder zum Reinen Land-Buddhismus überhaupt finden. Tatsächlich wird diese Buddhismus-Ausprägung außerhalb Japans (wo sie die Mehrheit darstellt) mitunter recht scheel angesehen und ihr das Prädikat "Buddhismus" manchmal sogar abgesprochen.


    Nun ja - die Dinge sind bekanntlich im Fluss...

  • Vielleicht wird Shin-Buddhismus mit Wahre Nichiren-Schule verwechselt.

    Das sollte vielleicht mal wirklich klargestellt werden.

    Mit "Reines Land Buddhismus" als Ziel für beide entsteht Verwirrung.

    Reines Land steckte mich, bisher, immer in Nichiren- Buddhismus.

  • Reines Land steckte mich, bisher, immer in Nichiren- Buddhismus.

    Hab mal von einem Meister der im Internet auf englisch unterrichtet und scheinbar aus dem Osten kommt, was gesehen... der meinte wenn du im reinen Land bist, dann brauchst du dich nicht als Buddhist oder als Teil der Jodu Shin bezeichnen... und dann hast du die geistige Identifikation überwunden. So als könnte man mir den Arm abschneiden, aber egal das ist ja nicht nur mein Arm sondern der tut auch was ihm gefällt...

    Bin ich doch nicht, der sich dafür entschieden hat, wie Metall das Fleisch teilt, oder? Bin ich das? Oder bin ich der, der sich von allem freigesprochen hat? Um's mal weiter zu führen... kein Problem.


    Das war mir damals schon zu viel keine Ahnung... diese Aussage von dem.


    Schien mir danach nicht nur alles süß und blumig auszusehen, sondern auch sehr radikal zu sein... und auf was für Gedanken man so kommt...

    Aber das ist ja wiederum auch Auslegungssache und wie man sich die Dinge schön reden kann...


    Es war ja nie die Lehre, die mir den Weg zeigt.

    Das waren auch meine Fehler.


    Wer wäre ich, ohne meine Fehler?

  • Nach Jahrzehnten bin ich zu meiner Urerkenntnis zurück gekommen.

    Ich.

    Das einzig Wirkliche ist Körper in dieser Umwelt.

    Das einzig Unwirkliche ist: Ich bin Ich.

    Es ist gleich, ob Ich stabil bin oder nicht, auch ob Ich von sich sagt: „Ich denke, also bin ich.“

    Das konditionierte Ich ist der Macher. Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Philosophien, Wollen, sind die Konditionierungen durch Interaktionen von Körper mit der Umwelt. Das ist das erscheinende Ich, individuelles fühlendes Wesen, das ist wirklich, weil bewirkend.


    Bei Buddha geht es um das wirkende Ich. Das von Gier, Hass und Verblenden wollen befreit wird. Das wirkende Ich zu befreien von den eingeübten Verhaltensweisen, die es und andere Wesen leiden lassen.

    Geschieht, das ist Ich nur noch Ich, Körper/Geist, Umwelt.


    OT Nebeneffekt ist, dass ein solches Wesen, wenn es so unreif ist, sich der Umwelt zu zeigen. Wird es entweder zu einem Heiligen, reinem, unerreichbaren oder zu den Göttern/Teufeln geschickt. Ich bin nie in direktem Kontakt erkennbar und habe ausreichend Mittel, um einem Gegenüber klarzumachen, dass er sich irrt. OT

  • Namaste!


    Ich denke nicht, dass Nichiren Shoshû oft mit Jôdo Shinshû verwechselt wird.


    Es kann ein Aspekt der Nichiren Shoshû sein, dass man sich ersehnt, nach dem Tod in Shakyamuni Buddhas Reines Land des Geierbergs geboren zu sein, aber das wohl nur eine Option. Letztlich geht es darum, durch das Daimoku ("Nam'Myôhô-Renge-Kyô") die Buddhaschaft zu verwirklichen, ggf. in diesem Leben.


    Im Shin-Buddhismus wird die Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben grundsätzlich verneint. Man Vertraut in den Buddha Amida (Amithaba/Amitayus), spricht das Nenbutsu ("Namo-Amida-Butsu") und glaubt ohne Zweifel an die Geburt in sein Reines Land ("Sukhavati"). "Weiter ist nichts erforderlich", wie Hônen Shonin sagte.


    Shin-Buddhismus ist eine Strömung im Reinen Land Buddhsmus.

    Nichiren Shoshû ist eine (sehr extreme) Strömung im Nichiren Buddhismus. Als "Reines Land Buddhismus" würde ich den Nichiren Buddhismus nicht bezeichnen. Da wäre Nichiren Shonin, und auch seine Anhänger, sehr geknickt, wenn man das machen würde, denke ich, denn Nichiren hat sich zeitlebens extremst gegen den Reines Land Buddhismus ausgesprochen!


    < gasshô >


    Benkei


    Namandabu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Namaste!

    Benkei Danke! Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr.

    Kein Grund zu Fürsorge, ich lass’ die Finger von allen.

    Sorry,

    wenn mein Beitrag etwas zu belehrend und abschreckend rüberkam, dann war das nicht meine Absicht.


    Ich denke, gerade wenn es um buddhistische Schulrichtungen geht, die nicht so weit im deutschsprachigen Raum verbreitet sind wie Theravada, Zen oder tibetische Traditionen, dann gibt es viele Missverständnisse und folglich auch noch viel zu entdecken.


    Das sollte aber keinesfalls abschrecken.


    < gasshô >


    Benkei


    Namandabu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
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    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Zitat

    Sorry,

    wenn mein Beitrag etwas zu belehrend und abschreckend rüberkam, dann war das nicht meine Absicht.

    Fand ich gar nicht belehrend und abschreckend.

    Bin ja froh, wenn hier überhaupt jemand ist, der zum Thema Nichiren und Amitaba Vorurteile und Fehlinformationen korrigieren kann, deshalb danke dir, Benkei ❣️


    1173 , bist du denn selbst Mitglied einer Jodo Shinshu Gruppe?

    Vielleicht kannst du mal erzählen, worin für dich der Hauptunterschied und Vorteil zu anderen buddhistischen Richtungen liegt?


    Zitat

    Ich denke, gerade wenn es um buddhistische Schulrichtungen geht, die nicht so weit im deutschsprachigen Raum verbreitet sind wie Theravada, Zen oder tibetische Traditionen, dann gibt es viele Missverständnisse und folglich auch noch viel zu entdecken.


    Wenn ich in remid.de richtig gelesen habe, gibt es in Deutschland ~8000 Mitglieder der Soka Gakkai, der Laienbewegung von Nichiren (und dort von denen rausgeworfen). Das dürfte ein Vielfaches aller hiesigen Zenler zusammen sein, oder?


    Zur Nichiren Shu und Nichiren Shoshu konnte ich keine Zahlen finden, auch nicht zum Amitabha=Amida=Reines Land=Shin-Buddhismus. Weiß jemand, wie viel davon hier sind? Vielleicht auch unter dem Namen Jodo Shinshu? (Finde das mit den vielen Namen echt schwierig.)


    Noch eine Zahl habe ich in remid.de gefunden:

    Shinnyo-En (Laienbewegung des Shingon-Buddhismus) sollen in Deutschland 1000 Mitglieder haben.

    Gibt es denn hier in Deutschland auch die eher monastische Shingon- oder die Tendai-Richtung?


    Wie ihr seht, versuche ich gerade für mich herauszufinden, welche buddhistische Richtungen in Deutschland wie viel vertreten sind. Ist aber echt schwer!

  • 1173 , bist du denn selbst Mitglied einer Jodo Shinshu Gruppe?

    Vielleicht kannst du mal erzählen, worin für dich der Hauptunterschied und Vorteil zu anderen buddhistischen Richtungen liegt?


    Nein, in meiner Wohnumgebung gibt es keine derartige Gruppe.


    Ich bin auf diese Richtung gestoßen (worden), weil jemand in meinem Umfeld eine Arbeit darüber verfasst hat. Den Hauptunterschied zu anderen buddhistischen Richtungen sehe ich in der Abkehr vom buchhalterischen Karma-Bilanzieren. Hier wird der Schritt von der kalten Gerechtigkeit zur liebevollen Güte und Barmherzigkeit vom Buddha her vollzogen. Gnade für alle auf Amida Vertrauenden heißt die Devise. Ich muss nicht als perfekter Heiliger leben, sondern darf sein, wie ich bin - siehe Startbeitrag. Anders ausgedrückt: Auf Amida vertrauen bedeutet, einen leichten Weg zu gehen; einen, den auch ich mir zutraue.

  • Zitat

    Nein, in meiner Wohnumgebung gibt es keine derartige Gruppe.

    Wer hat schon eine praktizierende Gruppe in der eigenen näheren Umgebung ...


    Wenn ich deine Beiträge so lese, wirkt es auf mich, als ob du mit dem Shin-Buddhismus viel anfangen kannst. Da würde ich mich doch mal näher drum kümmern. (Manches läuft heutzutage auch über Zoom.)


    Diesen von dir beschriebenen Karma-Gedanken gibt es auch im säkularen Buddhismus nicht. Vielleicht gibt es noch andere buddhistische Richtungen, in denen er nicht relevant ist, weiß das hier jemand?

  • Namaste!


    Die 8.000 SGI-ler können durchaus möglich sein - wenn man SGI-D oder Soka Gakkai bei Google-Maps eingibt, dann erscheinen da schon einige Zentren in diversen Städten und es gibt mit Sicherheit auch noch mehr regionale Gruppen ohne offizielle Anschrift.

    Aber Zen-Praktizierende dürfte es weitaus mehr in Deutschland geben. Ich meine jetzt nicht ordinierte Laien oder Mönche/Priester, sondern einfach die Leute, die Zazen üben und dafür gegebenenfalls ab und an mal einen Tempel, ein Zentrum oder einen Dôjô aufsuchen. Und es gibt ja auch christliches und jüdisches Zen, sogar islamisches Zen.


    Der Buddhismus des Reinen Landes [von Amitabha/Amitayus/Amida Buddha] ist in Deutschland in vielfältiger Weise vertreten und der Rettungsgedanke (durch die Gnade des Buddha) ist allen gemein. Das ist ein Aspekt des tibetischen Buddhismus und auch im chinesischen, vietnamesischen und koreanischen Buddhismus beheimatet. Auch in den "breiter aufgestellten" Traditionen des japanischen Buddhismus und im japanischen Volksglauben ohnehin, ist das ein Aspekt und Weg, insbesondere für Laien-Buddhisten, die keine Zeit / Muse für Zazen, Mantrayana oder ähnliche (asketische) Übungen haben. Ganz allgemein kann man sagen, dass die Hinwendung zum Buddha Amida [oder auch zu Avalokiteshvara/Quan Yin/Kanzeon] ein einfacher und damit universeller Weg für den Laien ist.


    Insbesondere in Japan haben sich in der Kamakura-Zeit allerdings einige Meister dafür ausgesprochen, die "breite Aufstellung" abzulehnen und sich aus jeweils unterschiedlichen Gründen auf ein Übung festzulegen. Bezüglich des Reines Land Buddhismus waren das Hônen Shonin, Shinran Shonin und Ippen Shonin und sie gründeten die Jôdo Shû (Hônen), die Jôdo Shinshû (Shinran) und die Ji Shû (Ippen). Hierbei kann die Jôdo Shinshû als Shinrans Korrektiv der Jôdo Shû angesehen werden, da er als Schüler Hônens nach dessen Tod dessen Lehre in einigen Aspekten klarstellte und sich so von anderen Schülern Hônens, die andere Aspekte betonten, distanzierte. Auch die Ji Shû entstammt letztlich Hônens Jôdo Shû, wobei die Lehre durch Ippen Shonins mehr zum Volksglauben und zur Universalität hin interpretiert und recht asketisch gelebt wurde.

    Ähnliches beginnt aktuell auch in der VR China, wo sich einzelne Meister [die in Japan studiert haben] auf chinesische Meister wie Shantao und Tanluan zurückbesinnen und dann insbesondere deren Schriften hochhalten. [Ansonsten ist der chinesische Buddhismus, wie auch der vietnamesische und in gewisser Weise auch der koreanische eine Synthese die Zen, Reines Land und ggf. auch Mantrayana einschließen kann, wobei die Schwerpunktsetzung entweder vom Kloster-Abt oder auch vom Schüler ausgehen kann, je nachdem.]


    In Deutschland gibt es seit den 1950ern die BGJD, das ist die Buddhistische Gemeinschaft Jôdo Shinshû in Deutschland, die der deutsche Zweig der Jôdo Shinshû Nishi Hongwanji-ha ist.

    Seit Kurzem ist auch die Jôdo Shû in Deutschland vertreten.


    Der Eingangstext stammt ja von Rev. Adrian Cirlea. Dessen Shin-Buddhistische Karriere begann quasi auch in der BGJD. Später wurde er dann im Haupttempel in Kyoto zum Priester ordiniert [Tokudô] und er gründete dann einen Tempel in seiner Heimat Rumänien. In der Jôdo Shinshû gibt zwei Strömungen, die darüber uneins sind, wie Amida Buddha und sein Reines Land aufzufassen ist. Allgemein wird das als Privatsache angesehen und man muss sich natürlich auch nicht zu einer dieser Strömungen bekennen. Rev. Cirlea begann irgendwann, von seinen Schülern ein klares Statement zu einer dieser Strömungen zu verlangen und dass sie die andere Sichtweise vehement abzulehnen haben. Er selbst verdammte in seinen Internet-Auftritten andere Shin-Buddhisten, welche die "abzulehnende Sichtweise" vertreten und bezeichnete sie als Häretiker. Das und andere Gründe führten dazu, dass sich Rev. Cirlea und die Jôdo Shinshû Nishi Hongwanji-ha voneinander trennten. Er ist damit kein Priester des Haupttempels in Kyoto mehr und sein Tempel kein offizieller Tempel dieses Zweiges, sondern quasi unabhängig.

    Der Eingangstext scheint noch aus Rev. Cirleas toleranteren Zeit zu stammen und wird schon ein paar Jährchen alt sein. Seine aktuellen Texte sind aus meiner Sicht "mit Vorsicht zu genießen". - Alles natürlich meine bescheidene Meinung!


    Die genannte Shinnyo-en würde ich nicht als Laien-Buddhismus der Shingon Shû bezeichnen, da sie de facto Priester (und Hohepriesterinnen) kennt. Sie entstammt zwar dem Daigôji-Zweig der Shingon Shû (Shingon Shû Daigôji-ha), und die Hohepriesterin ist hochrangige Priesterin dieses Zweiges, aber die Shinnyo-en ist dann doch sehr unabhängig von der Shingon Shû selbst.


    Soweit mir bekannt ist gibt es aktuell keine Gruppen/Zentren/Tempel in Deutschland, die sich einem Zweig der Tendai Shû oder der Shingon Shû zugehörig fühlen.


    < gasshô >


    Benkei

    Namandabu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Als "nicht relevant" würde ich den Karma-Gedanken im Reinen Land Buddhismus im Allgemeinen und auch im Shin-Buddhismus keinesfalls bezeichnen.


    Denn gerade wegen des Karma-Gedankens wendet man sich ja dem Buddha Amida zu.

    Man weiß, dass man, wie Shinran sagt selbst "ein dummes Wesen voll von blinden Leidenschaften ist, in einer Welt die einem Brennenden Haus gleicht" und dass man sich wegen seines seit Urzeiten angehäuften Karmas selbst nicht aus diesem Brennenden Haus* befreien kann.

    Deshalb überlässt man das dem Buddha.


    < gasshô >


    Benkei


    * Das brennende Haus ist eine Parabel aus dem Lotos-Sutra

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • KISS ist die einprägsame Abkürzung für "Keep it simple, stupid!"


    Ich halte viel davon. So finde ich es z. B. keineswegs notwendig, in einer einschlägigen Gruppe (die es hier ohnehin nicht gibt) Mitglied zu sein und ich bin generell vorsichtig "amtskirchlichen" Aggregationen gegenüber. Ob jemand einem Tempel angehört, über Ermächtigungen verfügt, mir meine Fortschritte bestätigt oder nicht, ist für mich schlicht zweitrangig.


    Ich sage gelegentlich das Nembutsu und lasse Amida sein Ding machen...

  • Zitat

    Gibt es denn hier in Deutschland auch die eher monastische Shingon- oder die Tendai-Richtung?

    Zur Situation des Shingon habe ich 2016 in diesem Beitrag Shingon und hier RE: Shingon Sutras in deutscher Übersetzung schon mal etwas geschrieben. Eine große Veränderung gibt es seitdem wohl nicht

    Hier wird Ajikan Meditation und Mantra Rezitation angeboten
    https://buddha-kanon.de/veranstaltungen/

    Mark Hosack bietet immer noch Shingon Reiki an, aber eine Ausbildung zum Shingon Krieger Mönche kann man dort wohl nicht mehr machen
    https://www.shingon-reiki.com/


    Der nächstgelegene Shingon Tempel findet sich wohl in den
    Niederlande

    Daikokuji Shingon Mikkyo Nederland - Startseite | Facebook

    Belgien

    Shingon Buddhist Association Yo e an - Posts | Facebook

    Kroatien

    Mandala Society of Croatia | Mandala Society of Croatia

    England

    DAIKOKUJI ASCOT BETSUIN - Home

    Frankreich

    Home - 光明院 / Komyo-In France


    Beim Tendai-Buddhismus sieht es ähnlich aus:

    Tendai Europe
    tendai-europe.org.icohttps://tendai-europe.org

    Tendai Buddhism - Europe
    Tendai Buddhism - Europe. Gefällt 986 Mal · 2 Personen sprechen darüber. Religiöse Gemeinschaft
    www.facebook.com


    Tendai Italien
    https://www.tenryuzanji.org/

    Tenryuzanji Temple
    Tenryuzanji Temple, Cinte Tesino. Gefällt 1.220 Mal · 3 Personen sprechen darüber · 107 waren hier. Tempio buddhista di montagna della tradizione "TENDAI" -…
    www.facebook.com


    Tendai UK

    Tendai Buddhism UK
    Home of the Tendai Buddhist School in the UK
    tendaiuk.com


    Tendai Dänemark
    https://www.danskdharmacenter.dk/

    Beim Shugendo gibt es mittlerweile einige kleinere Gruppen in Europa

    Shugendo Dänemark
    https://www.facebook.com/profile.php?id=100087488258070

    Shugendo Österreich
    https://www.facebook.com/christian.grubl.39


    Shugendo Frankreich
    http://www.shugendo.fr/

    Bei Facebook anmelden


    Es gab auch eine kleine deutsche Gruppe, die aber wohl nicht mehr aktiv ist
    https://www.shugeninternational.org/

  • Namaste!


    Vielen Dank für die Links!


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Zu Shijin:


    Zitat

    Im Japanischen gibt es drei Worte, die alle mit Glauben oder Vertrauen übersetzt werden. Betrachten wir, was sie jeweils bezeichnen, ist leicht zu erkennen, dass sie sehr unterschiedliche Erfahrungen ausdrücken. Shinnu das erste Wort, bezeichnet eine Form von Glauben, die im Alltag eine große Rolle spielt. Wir können die entsprechende Haltung mit folgenden Wendungen wiedergeben: "Ich gehe davon aus" oder "So bin ich es gewöhnt". Man verlässt sich darauf, dass Dinge unserer bisherigen Erfahrung entsprechen, auch wenn man sich dessen letztlich nicht sicher sein kann. Wir gehen davon aus, auch morgen zu leben, obwohl es keine Garantie dafür gibt. Dieser Glaube gründet auf der Wahrscheinlichkeit: Bin ich heute jung und gesund, darf ich mit einiger Berechtigung annehmen, morgen noch zu existieren. Bin ich dagegen alt und krank, sind die Aussichten anders. Doch wahre Gewissheit spielt dabei keine Rolle, denn die Wahrscheinlichkeit muss nicht zwingend eintreffen: Trotz blühender Jugend und bester Gesundheit kann ich morgen schon tot sein. Und mancher, dem die Arzte nur Tage gaben, lebte noch viele Jahre.

    In unseren Beziehungen zu anderen ist Shinrai bedeutend, lernten wir einen Menschen im regelmäßigen Umgang kennen, sind wir bestimmte Reaktionen und Handlungsweisen von ihm gewohnt. Er wurde für uns einschätzbar, und wir rechnen für die Zukunft mit ähnlichem Verhalten. Doch können wir nie ganz sicher sein, dass sich fortsetzt, was vergangenen Eindrücken entspricht.

    Dieser auf Wahrscheinlichkeit basierende Glaube ist wichtig, denn niemand könnte existieren, hätte er in jedem Augenblick die gesamte Wirklichkeit neu einzuschätzen. Wir müssen im täglichen Leben davon ausgehen, dass Dinge und Wesen uns in gewohnter Weise begegnen.


    Shinko, das zweite Wort, steht im religiösen Zusammenhang. Shinrans Lehrer Honen und andere buddhistische Meister seiner Zeit wie Nichiren und Dogen, der Soto-Zen in Japan einführte, verwendeten dieses Wort, um bestimmte Erfahrungen auszudrücken. Neben dem gleichen Shin wie im ersten Begriff findet sich hier die Silbe Ko, die "emporblicken" bedeutet. Im Shintö, dem vorbuddhistischen "Weg der Götter", blickt man zu diesen Göttern als höheren Wesen auf. Entsprechend werden die Begriffe "Gott" und "Oben" im Japanischen gleich ausgesprochen: kami. Dies verdeutlicht die Ansicht, wie man zu etwas oder jemand Höherstehendem aufblickt. Der Gläubige kann nicht wissen, ob sein Gott wahrlich existiert, und er fragt in seinem Glauben auch gar nicht danach. Shinko fordert keine Beweise oder vernünftige Erklärungen. Es ist die Haltung, dass zweifellos etwas Höheres und meiner Erfahrung Unzugängliches über mir steht.


    Shinjin ist von Shinko und Shinrai völlig verschieden. Es bezeichnet eine Sicherheit, die der Hingabe an Buddha Amitabha und sein Gelöbnis, alle Wesen zu allen Zeiten zu befreien, entspringt. In dieser Hingabe gibt es weder Subjekt noch Objekt. Es hat nichts mit dem Empfinden oder Wissen zu tun, an etwas zu glauben. Es ist eine reine Erfahrung, für die das Sanskritwort Prasada steht: Klarheit, Reinheit, Ruhe. Cittaprasada bedeutet: Geist und Herz wurden vollkommen rein und klar. Für Shinran drückte das Wort shinjin diese Erfahrung am besten aus: Man erlebt die reine Wahrheit des eigenen Herzens und Geistes.

    Wir dürfen diese Reinheit nicht missverstehen. Keine moralische Makellosigkeit ist gemeint, die im lassen bestimmter Dinge besteht, die als unschicklich gelten. Reinheit in Shinjin reicht tiefer: Ich erlebe mich frei von egoistischer Berechnung und sehe mich als genau das, was ich wahrhaft bin. Es geht weder um weltliches Vertrauen in das Gewohnte, noch um den religiösen Glauben an etwas Höheres.

    Shinjin weist zwei Aspekte auf, Erfahrung und Weisheit. Man erfährt sein eigenes Herz, das zugleich wahrhaftig wird. Solches Erfahren bezeichnete man im Sanskrit als Prajna, ein Wort, das auch Weisheit ausdrückt. Diese Weisheit, Erkenntnis des Herzens, das dabei Läuterung erfährt, ist die Dynamik in Shinjin. Prajna und Cittaprasada, die Weisheit und das reine Herz, bilden als Wirken und Wesen von Shinjin eine nicht trennbare Einheit.

    Buddhistische Sanskrittexte verwenden das Wort Cittaprasada auch gleichbedeutend mit Samadhi, dem gesammelten Geist, der die Wahrheit schaut. Cittaprasada führt zur Fähigkeit, "den Buddha zu sehen", zum "Erwachen" (satori) und der "Geburt im Reich des Buddha".


    (Aus"Sogar der Gute wird erlöst, um wieviel mehr der Böse: Der Weg des buddhistischen Meisters Shinran")


    "Von der Waschschüssel der Geburt

    bis zur Waschschüssel des Bestatters -

    nur Geschwafel"

    Ikkyû Sôjun

  • Zitat

    Shinjin beschreibt nach Shinran das zentrale spirituelle Ereignis im Leben, welches ein Akt des totalen Vertrauens in das Gelübde Amida Buddhas ist. Es ist dabei jedoch kein Akt einer Entscheidung des Menschen, der zu diesem Ereignis führen würde, sondern eine spontane Realisierung von Vertrauen, die der Mensch ohne eigene Berechnung quasi als geschenkt erfährt. Dieses geradezu mystische Ereignis gilt im Shin Buddhismus als der Schlüssel zur Seinsfrage, da in diesem Moment die Andere Kraft (jap.: tariki) gänzlich die der menschlichen Natur eigene egoistische Berechnung (jap.: hakarai) durchbricht und dem Menschen eine Sicherheit zugänglich macht, die er selber durch eigene Kraft (jap.: jiriki) nicht erreichen kann.


    Shinjin wird oft mit Glauben übersetzt, was zu einer unzulässigen und unglücklichen Gleichsetzung shin-buddhistischer Spiritualität mit theistischen, hier besonders christlichen, Vorstellungen geführt hat. Die Übersetzung als ‘vollkommenes Vertrauen’ ist angemessener und adjektivisch hat shin die Bedeutung von ‘wahr und aufrichtig’.


    Weil Shinjin nicht nur ein wichtiger Begriff unter vielen ist, was Shinrans Lehren betrifft, sondern das zentrale Anliegen seines historischen Wirkens als buddhistischer Denker gewesen ist, ist es um so wichtiger, diesen Begriff nicht mit Vorstellungen zu verbinden, die ihm in seinem buddhistischen Kontext nicht zukommen. Durch die Übersetzung mit dem Begriff Glauben wurde es von vorneherein unmöglich Shinran zu begreifen und es führte zur aktuellen Situation, wo eine völlige Unkenntnis über seine wahren Lehren herrscht, die eine der größten und wichtigsten buddhistischen Traditionen hierzulande zum Nischendasein verurteilt hat.



    Quelle: http://shinbuddhismus.wordpress.com/2009/03/11/shinjin/

    "Von der Waschschüssel der Geburt

    bis zur Waschschüssel des Bestatters -

    nur Geschwafel"

    Ikkyû Sôjun

  • Shinjin wird einem offensichtlich geschenkt - oder eben nicht. Erfolgt dieses Geschenk einmalig-plötzlich (in voller Stärke) oder nach und nach in kleinen "Gaben" (prozesshaft)?


    Ich frage mich außerdem, ob mit dieser Fixierung auf Shinjin nicht der umfassende Erlösungswille Amidas geradezu konterkariert wird. Was berechtigt Shinran, diesen Abschnitt des 18. Gelübdes so extrem zu betonen - im Gegensatz zu Honen?

  • Shinjin wird einem offensichtlich geschenkt - oder eben nicht. Erfolgt dieses Geschenk einmalig-plötzlich (in voller Stärke) oder nach und nach in kleinen „Gaben“ (prozesshaft)?


    Ich frage mich außerdem, ob mit dieser Fixierung auf Shinjin nicht der umfassende Erlösungswille Amidas geradezu konterkariert wird. Was berechtigt Shinran, diesen Abschnitt des 18. Gelübdes so extrem zu betonen - im Gegensatz zu Honen?

    Das hab ich im Christentum auch, da brauch ich nicht das Konzept des Shinjin zu üben. Das „Vater unser“ reicht.

  • Das hab ich im Christentum auch, da brauch ich nicht das Konzept des Shinjin zu üben. Das „Vater unser“ reicht.

    Gegensätze ziehen sich an.

    Gleiches stoßt sich ab.


    Ein Westler der Buddhismus macht.


    Und die aus dem Osten, die schon Buddhismus sind?

    Warum kommen die nicht einfach vorbei?


    Hab aber auch irgendwo gerade kein Bock drauf, mich durch die Verstrickungen zu führen.


    Ist halt so, sage ich gerne.

    Dann habe ich meine Ruhe.

  • Namaste!

    Shinjin wird einem offensichtlich geschenkt - oder eben nicht. Erfolgt dieses Geschenk einmalig-plötzlich (in voller Stärke) oder nach und nach in kleinen "Gaben" (prozesshaft)?


    Ich frage mich außerdem, ob mit dieser Fixierung auf Shinjin nicht der umfassende Erlösungswille Amidas geradezu konterkariert wird. Was berechtigt Shinran, diesen Abschnitt des 18. Gelübdes so extrem zu betonen - im Gegensatz zu Honen?

    Hônen Shonin betonte auch diesen "Glauben/Vertrauen ohne jeden Zweifel"!

    In seinem Ichimai Kishômon ("Einseiten-Testament") schrieb er: "Um in Amida Buddhas Reines Land geboren zu werden müssen wir einfach Namu-Amida-Butsu sagen und ohne jeden Zweifel daran glauben / darauf vertrauen, dass wir die Geburt dorthin erlangen". [In Deutsch zitiert aus dem "Otsutome - In Praise of Amida Buddha" vom Hawaii Council of Jodo Missions.]


    In der Lebensgeschichte von Shinran Shonin gibt es eine Szene, wo Shinran Hônen fragt, ob er dessen Schüler vor die Wahl stellen dürfte, ob sie sich für "Praxis" oder "Glaube/Vertrauen" entscheiden. Hônen gab seine Zustimmung und am nächsten Tag wurden die Schüler gefragt, auf welche Seite sie sich stellen würden. Außer Shinran ging nur eine Handvoll Anhänger auf die Vertrauens-/Glaubensseite, während sich alle anderen der mehrere Dutzend Anhänger auf die "Praxissteite" gesellten. Als letztes gesellte sich Hônen zu Shinran und unterstrich dadurch die Bedeutung des Glaubens/Vertrauens ("Shinjin").


    Da die späteren Gründer der Jôdo Shû Chinzei-ha und der Jôdo Shû Seizan-ha entweder nicht anwesend waren oder sich auf die von Hônen nicht gewählte "Praxisseite" gesellten, wird diese Szene in diesen Traditionen kaum überliefert oder gar angezweifelt.

    In der Jôdo Shinshû wird sie als eine Art Legitimation von Shinrans Auffassung durch seinen Meister Hônen gedeutet [neben anderen Legitimations-Szenen].


    Aber ob man diese Szene nun als historisch ansieht oder nicht, Hônens eigener Ausspruch im Ichimai Kishômon unterstreicht genau das: die Wichtigkeit des Glaubens/Vertrauens ("Shinjin").

    Das Ichimai Kishômon hat Hônen kurz vor seinem Tod diktiert. Er selbst soll das Nenbutsu täglich teilweise 30.000 mal rezitiert haben, was viele Jôdo Shû-Anhänger als Beleg dafür nehmen, dass die Praxis, also das Rezitieren von Namu-Amida-Butsu, wichtigst ist. Aber als es ans Sterben ging, hat er seine Auffassung im Testament klar ausgedrückt [und weiterhin zig hunderte Male das Nenbutsu gesprochen.


    Ich denke Shinrans Interpretation ist insoweit ganz im Sinne Hônens.

    Und vielleicht ist auch die Interpretation von Benchô (Jôdo Shû Chinzei-ha) und Shôkû (Jôdo Shû Seizan-ha), möglichst viele und möglichst oft das Nenbutsu zu sprechen, ebenfalls ganz in Hônens Sinne?!



    Ob Shinjin zwangsläufig durch eine Erfahrung ausgelöst wird, ähnlich wie das Kenshô im Zen, oder ob es sich nach und nach einstellt darüber streiten sich wohl die Geister bzw. im Shin-Buddhismus die Gelehrten. Die Diskussion ist vergleichbar mit derjenigen im Zen über das plötzliche Erwachen (der früheren Südschule und teilweise auch der heutigen Rinzai Shû-Sichtweise) und dem allmählichen Erwachen (das sich laut früherer Nordschule in Stufen vollzieht und sich aus heutiger Sôtô Shû-Sichtweise im Zazen vollzieht).


    Vielleicht ist beides nicht falsch, beides möglich.

    Die Menschen sind verschieden.

    Bei dem einen kommt die Erkenntnis ganz plötzlich und spontan,

    beim anderen baut sich alles nach und nach auf bis er dann zurückblickt und erkennt ("einen Schritt zurück tritt und Leben-und-Tod durch und durch versteht").


    Bis man es selbst am eigenen Leib-und-Geist erfährt ist das aber alles blanke Theorie.

    Da kann es einem auch recht egal sein, ob es plötzlich kommt oder sich nach und nach einstellt.


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Selbstverständlich wird auch von Honen Shinjin großer Wert beigemessen (da sind wir uns durchaus einig) - allerdings wohl kaum im selben Ausmaß wie von Shinran (und vor allem seinen modernen Interpreten, etwa Takamaro Shigaraki).


    Eine (in meinen Augen die) zentrale Passage aus Honens Einseiten-Testament mag dies belegen:


    "Es bedeutet einfach, Namu Amida Butsu auszusprechen in dem Bewusstsein, dass du mit Sicherheit in Amidas Reines Land hineingeboren wirst, wenn du es einfach nur sagst. Nichts anderes ist dazu erforderlich.


    Was die vier wesentlichen Haltungen betrifft, die vier Qualitäten des Übens usw.: All diese sind einbeschlossen in dem Gedanken, dass man durch Namu Amida Butsu mit Sicherheit in Amidas Reinem Land geboren wird."

  • "Es bedeutet einfach, Namu Amida Butsu auszusprechen in dem Bewusstsein, dass du mit Sicherheit in Amidas Reines Land hineingeboren wirst, wenn du es einfach nur sagst. Nichts anderes ist dazu erforderlich.

    Damit hier kein falscher Ein-Druck entsteht.

    Namuamidabu kann auch im Geiste wiederholt werden, oder in Blindenschrift gefühlt werden. Hier ist mit "sagen" nicht das Aussprechen durch die Stimme gemeint.

    Zählen sollte man nur... Das Nenbutsu/ Nianfo sind glaube ich 7 oder 8 x Namu Amida Bu und dann einmal Namu Amida Butsu?


    Liebe Grüße