Namaste!
Alles anzeigenSelbstverständlich wird auch von Honen Shinjin großer Wert beigemessen (da sind wir uns durchaus einig) - allerdings wohl kaum im selben Ausmaß wie von Shinran (und vor allem seinen modernen Interpreten, etwa Takamaro Shigaraki).
Eine (in meinen Augen die) zentrale Passage aus Honens Einseiten-Testament mag dies belegen:
"Es bedeutet einfach, Namu Amida Butsu auszusprechen in dem Bewusstsein, dass du mit Sicherheit in Amidas Reines Land hineingeboren wirst, wenn du es einfach nur sagst. Nichts anderes ist dazu erforderlich.
Was die vier wesentlichen Haltungen betrifft, die vier Qualitäten des Übens usw.: All diese sind einbeschlossen in dem Gedanken, dass man durch Namu Amida Butsu mit Sicherheit in Amidas Reinem Land geboren wird."
Ja, Shinran betont Shinjin stärker als Hônen, und Rennyo betont es sogar noch stärker. Heutige Shinshû-Gelehrte haben Hônen etwas aus dem Blick verloren - ich hoffe durch die aktuelle Übersetzung von Shinrans Schriften über Hônen "The Path to the Pure Land" von Rev. Toshikatzu Arai wird sich das mittelfristig ändern.
Shigaraki-Sensei war/ist auch nicht unumstritten.
Wenn man in Deinem Zitat (meines war je dasselbe, nur eine andere Übersetzung) die Betonung auf "dass du mit Sicherheit in Amidas Reines Land hingeboren wirst" legst, dann bist Du wieder bei Shinjin. Und der zweite Satz sagt schlicht, dass die vier Geisteshaltungen alle in Shinjin enthalten sind.
ZitatDamit hier kein falscher Ein-Druck entsteht.
Namuamidabu kann auch im Geiste wiederholt werden, oder in Blindenschrift gefühlt werden. Hier ist mit "sagen" nicht das Aussprechen durch die Stimme gemeint.
Zählen sollte man nur... Das Nenbutsu/ Nianfo sind glaube ich 7 oder 8 x Namu Amida Bu und dann einmal Namu Amida Butsu?
Ohne jetzt die inklusivistische Sichtweise abzulehnen:
In der hier angesprochenen Tradition geht es tatsächlich schon ums "Sprechen/Sagen" des Nenbutsu, man könnte auch sagen, das verbale Äußern des Namens von (Amida) Buddha!
Natürlich bedeutet Nen-Butsu wörtlich übersetzt "den Buddha vergegenwärtigen" oder "sich des Buddha gewahr werden". Und so gibt es verschiedene Arten von Nenbutsu, von visualisierter Meditation über gedankliches Vorstellen bis hin zum simplen Aussprechen von "Namo-Amida-Butsu" oder "Namandabu", ob nun laut (für andere hörbar) oder lautlos. Wenn es um Hônen, Shinran & Co. geht, dann ist das Nenbutsu aber das Aussprechen des Buddha-Namens.
Für einen taubstummen oder stummen Menschen geht das natürlich nicht hörbar, kann also folgerichtig nur unhörbar erfolgen.
Aber das ändert nichts daran, dass es Hônen, Shinran usf. um das Sprechen ging, und eine wichtige Praxis in der Jôdo Shinshû ist dementsprechend auch das "Hören des Dharma" [was nicht einfach mit "Lesen des Dharma" gleichgesetzt werden kann!].
Es ist lobenswert und sinnvoll, die Lehren nach Möglichkeit allen Menschen zugänglich zu machen und erforderlichenfalls auch auf die Bedürfnisse Einzelner anzupassen.
Trotzdem sollte man aus meiner Sicht den Inklusionsgedanken nicht dahingehend anlegen, dass man das, was die alten Meister gelehrt oder geschrieben haben umdeutet oder erweitert, damit es besser in den aktuellen Zeitgeist passt.
< gasshô >
Benkei