Was ist Unwissenheit?

  • Namaste


    Geburt, Alter, Krankheit und Tot sind Leiden(Dukkha). Was steckt hinter dem Leiden? Unwissenheit! Aber was genau ist Unwissenheit?

    Unwissenheit ist ein Geistesgift. Hinter den anderen Geistesgiften Gier und Hass steckt auch Unwissenheit. Aber was ist die Unwissenheit genau?

    Wir sehen nicht wie die Dinge sind weil wir verblendet sind. Was genau ist die Unwissenheit die uns die Dinge nicht sehen lässt wie sie sind?

    Wir sehen Samsara nicht, weil Unwissenheit es nicht zu lässt. Wie erkennt man Unwissenheit?

    Wir erkennen unsere eigene Buddhanatur nicht wegen der Unwissenheit, aber wie beseitigt man die Unwissenheit?

    Leider sind getrennt vom wahren Glück wegen Unwissenheit, aber wie besiegen wir Unwissenheit?

    Hinter jedem Übel steckt Unwissenheit da jeder von uns nicht leiden will und glücklich sein will, aber die Unwissenheit macht uns blind die Wahrheit zu sehen.

    Also was genau ist Unwissenheit?


    Om mani padme hum

    tao88

  • Unwissenheit ist das nicht glauben wollen das alles Gedanken machen über Unwissenheit kein Ergebnis haben wird als Verblendung, Glaubenwollen, Nichtsehenwollen. Die Buddhanatur kann keiner erkennen, dazu muss man sie sein, wenn man sie ist, ist da keine Buddhanatur, die zu sehen ist. Buddhanatur ist nur erstrebenswert, wenn man sie sucht, hat man sie, weiß man nicht mehr was man gesucht hat, oder sagt sich: "So einfach kann das nicht sein!", damit wären wir wieder bei der Unwissenheit.

  • Unwissenheit über die Grundlagen von Dhukka, inklusive Vergänglichkeit und bedingtem Entstehen.


    Gier und Hass stehen dafür, dass man etwas will, obwohl man es nicht bekommen kann, zum Beispiel absolute Sicherheit, stabile Beziehungen, ein tolles, ewiges, beständiges Ich. Oder dass man etwas nicht will, obwohl es außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegt.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Unwissenheit über die Grundlagen von Dhukka, inklusive Vergänglichkeit und bedingtem Entstehen.


    Gier und Hass stehen dafür, dass man etwas will, obwohl man es nicht bekommen kann, zum Beispiel absolute Sicherheit, stabile Beziehungen, ein tolles, ewiges, beständiges Ich. Oder dass man etwas nicht will, obwohl es außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegt.


    Liebe Grüße, Aravind.

    Mein Ergebnis für „Unwissenheit“ ist Verblenden, nicht sehen wollen, dass es auch bei mir nur ein temporäres Ich, eine Person gibt. Verblenden das nur andere wechselhaft wie Wasserwellen sind, ich nicht.

  • Das ergibt sich doch eindeutig aus SN12.1:

    Wenn aus Nichtwissen "Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung." entstehen und aus "dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung (asesavirāganirodhā) des Nichtwissens ... die Aufhebung von Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung" folgt, dann folgt daraus dass Nichtwissen die Unkenntnis von nibbana, also die Unkenntnis des allerhöchsten Gutes ist.

    Zitat


    Paṭiccasamuppādasutta—Wilhelm Geiger

    • Saṁyutta Nikaya 12
    • Von den Ursachen

    12.1. Die Verkündigung

    Also habe ich vernommen.

    Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

    Da nun redete der Erhabene die Bhikkhus an: „Ihr Bhikkhus!“ „Ja, Herr!“, erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also: „Ich will euch, ihr Bhikkhus, das Gesetz von der ursächlichen Entstehung lehren; höret zu, merket wohl auf; ich will es euch verkünden.“ „Wohl, Herr!“ erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

    Der Erhabene sprach also: „Welches ist aber, ihr Bhikkhus, das Gesetz von der ursächlichen Entstehung?

    Aus dem Nichtwissen als Ursache entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewußtsein; aus dem Bewußtsein als Ursache entsteht Name und Form; aus Name und Form als Ursache entstehen die sechs Sinnesbereiche; aus den sechs Sinnesbereichen als Ursache entsteht die Berührung; aus der Berührung als Ursache entsteht die Empfindung; aus der Empfindung als Ursache entsteht der Durst; aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen; aus dem Erfassen als Ursache entsteht das Werden; aus dem Werden als Ursache entsteht die Geburt; aus der Geburt als Ursache entstehen Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung.

    Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande. Dies, ihr Bhikkhus, heißt ihre Entstehung.

    Aus dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung (asesavirāganirodhā) des Nichtwissens folgt Aufhebung der Gestaltungen; aus der Aufhebung der Gestaltungen folgt Aufhebung des Bewußtseins; aus der Aufhebung des Bewußtseins folgt Aufhebung von Name und Form; aus der Aufhebung von Name und Form folgt Aufhebung der sechs Sinnesbereiche; aus der Aufhebung der sechs Sinnesbereiche folgt Aufhebung der Berührung; aus der Aufhebung der Berührung folgt Aufhebung der Empfindung; aus der Aufhebung der Empfindung folgt Aufhebung des Durstes; aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens; aus der Aufhebung des Erfassens folgt Aufhebung des Werdens; aus der Aufhebung des Werdens folgt Aufhebung der Geburt; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung aufgehoben.

    Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zustande.“

    Also sprach der Erhabene. Im Herzen ergriffen freuten sich die Bhikkhus an des Erhabenen Rede.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

    Einmal editiert, zuletzt von SteFo ()

  • Wenn aus Nichtwissen "Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung." entstehen und aus "dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung (asesavirāganirodhā) des Nichtwissens ... die Aufhebung von Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung"

    Wie entsteht daraus Leiden? Leiden entsteht erst wenn man Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung als MEIN erkennt und festhält.


    Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung sind Geschehnisse im Samsara und vollkommen normal im Leben eines fühlenden Wesens.

    Ich leide erst darunter, wenn ich diese Dinge als mein Leiden sehe, ausschließlich als Mein Leiden.

    Ich bin Alt, werde älter. Ich werde Sterben. Ich habe Schmerzen. Ich bin verzweifelt.


    Erkenne ich das Ich als temporäres Ich, kann ich erkennen, dass dem Ich nichts gehören kann, das es nur Ich sein kann, kein Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung oder sonst etwas als Seines/Meines bezeichnen kann.


    Setz mal an die Stelle 1 der Kette: Unwissenheit des temporären Ichs.

  • Weil, all die Erinnerungen, schon mehr als eintausendmal, getragen wurden?

    Weil all diese Erinnerungen, seit Millionen von Jahren, existieren.

    In uns... in jedem... nur halt, immer anders.

    Und darauf gibt es kein Copyright.

  • tao88


    Als du geschrieben hast, dass Unwissenheit ein Geistesgift ist, war ich etwas traurig.

    Ich hatte nämlich an Babys gedacht, die nichts-wissend geboren werden.


    Naja und für mich ist das so wichtig...

    Ich meine ein alter Mensch schaut mit all seinem Wissen auf seine Welt und sieht sicht.

    Nur was tut ein Baby, was sieht es? Und wie sieht es? Das ist mir so wichtig...

    Ich meine Wie sieht es? Mit welchen Augen? Sind die Augen voller Leid, oder kann sich das Baby keine Vorstellung davon machen?

  • Androiden, die zum Menschen werden.

    Das find ich wirklich gut. Der Mensch besteht nun mal nur aus Materie, Staub, Teilchen, Quarks. So wird da eine Basis draus: Alle fühlende Wesen sind Androiden. Menschen glauben auch noch das sie Personen sind.

  • Das find ich wirklich gut. Der Mensch besteht nun mal nur aus Materie, Staub, Teilchen, Quarks. So wird da eine Basis draus: Alle fühlende Wesen sind Androiden. Menschen glauben auch noch das sie Personen sind.


    Wenn Androiden träumen ... :)

  • Namaste


    Geburt, Alter, Krankheit und Tot sind Leiden(Dukkha). Was steckt hinter dem Leiden? Unwissenheit! Aber was genau ist Unwissenheit?

    Unwissenheit ist ein Geistesgift. Hinter den anderen Geistesgiften Gier und Hass steckt auch Unwissenheit. Aber was ist die Unwissenheit genau?

    Es gibt viele Formen von Unwissenheit. Um nur einige aufzuzählen: leidenschaftsverbundene Unwissenheit, nicht-leidenschaftsverbundene Unwissenheit; Unwissenheit, die Sinnesbewusstsein ist; Unwissenheit, die geistiges Bewusstsein ist; Unwissenheit, die verkehrtes Bewusstsein ist; Unwissenheit in Bezug auf die Gesetzmäßigkeit von Tat und Wirkung usw.


    Im Kontext des Dharma spielt die Unwissenheit, die das erste Glied des Gesetzes von der ursprünglichen Entstehung (vgl. SN 12.1) ist, eine bedeutsame Rolle. Diese Unwissenheit ist, die Unwissenheit, die auch im Zusammenhang mit den drei Geistesgiften genannt wird.


    Diese Unwissenheit ist ein Geistesfaktor, der in Bezug auf die letztliche Realität, die Soheit, getäuscht ist. Sie ist wiederum die Motivation für die gestaltende Tat, die das zweite Glied dieses Gesetzes von der ursprünglichen Entstehung ist.


    Welche Wirkungen hieraus entstehen hat ja Aravind in Beitrag #3 beschrieben.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Namaste


    Geburt, Alter, Krankheit und Tot sind Leiden(Dukkha). Was steckt hinter dem Leiden? Unwissenheit! Aber was genau ist Unwissenheit?

    Dasjenige das uns Dukkha, die Ursache von Dukkha und den Weg zum Ende von Dukkha nicht sehen lässt.

  • Der erste Schritt des achtfachen Pfades ist 'rechte Anschauung, manchmal auch rechte Ansicht oder rechtes Verstehen genannt. Die Idee dabei ist für mich, daß man die Lehre zuerst einmal gehört oder gelesen haben muss, um sie übend anwenden zu können. Damit wird klar, warum diese Komponente der Weisheitsteile des achtfachen Pfades ganz am Anfang steht.


    Ohne Wissen über die Lehre gibt es nur ein mehr oder weniger zufälliges, teilweises Befolgen der Lehre, wie wir es zum Teil in anderen Lehren sehen, die sich nach dem Buddhismus ohne jede Kenntnis des Buddhismus entwickelt haben. Als Beispiel etwa der europäische Humanismus. (Ich will hier auf keinen Fall eine Diskussion darüber auslösen, wie weit einzelne Gründerfiguren des europäischen Humanismus Wissen über die buddhistische Lehre hatten - wäre bestimmt interessant, aber das sollte ein eigenes Thema sein.)


    In einem tieferen Verständnis, also bei denjenigen, die sich auf den Weg gemacht haben, verändert sich dann der Begriff Unwissenheit. Vieles dazu wurde hier schon geschrieben. Es geht dann darum, die Weisheit der Lehre nicht anwenden zu wollen (aus welchem Grund auch immer) obwohl eigentlich der buddhistische Weg zu einer spezifischen Frage bekannt ist.


    Ich würde es mehr in die Richtung - nicht wissen wollen, vorhandene Erkenntnis ablehnen - sehen. Handeln gegen besseres Wissen, aufgebaut auf der Lehre widersprechende, der Lehre fremde Ideen.

  • Die erste edle Wahrheit ist wesentlich. Wenn durch Unwissenheit dukkha nicht erkannt wird, d.h. dukkha nicht empfunden wird, kann ich auch nicht nach der Ursache und dem Pfad fragen.

    Das Problem besteht auch darin, dass der gewöhnliche Mensch (puthujjana; Weltling) Unwissenheit nicht erkennt.

    Wer nicht von den drei Fesseln (Persönlichkeitsansicht, skeptischem Zweifel und Haften an Regeln und Riten) befreit ist und sich auch nicht auf dem Wege befindet, jene drei Dinge zu verlieren, diesen Menschen bezeichnet man als Weltling.

    Ganz besonders schwer erkennbar ist z.B. das angenehme Empfindungen auch dukkha sind.

    :zen:

  • Es ist DAS Geistesgift zu wissen, dass man ein Ich ist.

    Kannst du mir erklären, wie ich das weiß?

    Ich wollte es ausprobieren, aber ich habe wohl zu viele Zweifel?


    Gibt es eine (ideale) Anleitung?

    Nein! Alle Reden des Buddha beziehen sich alle genau darauf, für das es keine Erklärung, Anweisung gibt, wie es zu erreichen ist. Der Weg ist da, aber das Ziel des Weges ist nur erlebbar. Wenn das aber erreicht ist, dann fragt man sich, warum man so ein Theater gemacht hat.

    Es ist so saublöde einfach, dass ich selbst es viele Jahrzehnte nicht geglaubt habe.

  • Die erste edle Wahrheit ist wesentlich. Wenn durch Unwissenheit dukkha nicht erkannt wird, d.h. dukkha nicht empfunden wird, kann ich auch nicht nach der Ursache und dem Pfad fragen.

    Das Problem besteht auch darin, dass der gewöhnliche Mensch (puthujjana; Weltling) Unwissenheit nicht erkennt.

    Wer nicht von den drei Fesseln (Persönlichkeitsansicht, skeptischem Zweifel und Haften an Regeln und Riten) befreit ist und sich auch nicht auf dem Wege befindet, jene drei Dinge zu verlieren, diesen Menschen bezeichnet man als Weltling.

    Ganz besonders schwer erkennbar ist z.B. das angenehme Empfindungen auch dukkha sind.

    Ohne Kenntnis der vier Wahrheiten erscheint nicht, dass ich nur eine temporäre Ichheit bin. Keine stabile Person zu sein, wird nicht erlebt ohne die vier Wahrheiten.


    Es ist unbeschreibbar wichtig, dass ein Buddha führt, dem kann ich ganz und gar vertrauen, der führt mich durch alle Zweifel und weckt alle Zweifel.

  • Unwissenheit ist zu glauben, man könne durch mehr Wissen mehr wissen.

    Grandios! :rose:

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Ich bin angefangen mit dem Ich bin Helmut. Gehe über Helmut und Ich zu Ich mit Helmut und nun weiß ich das ich Helmut bin.

    Dabei ist da doch nur vorher Holzhacken .... nachher Holzhacken.

    Es reicht nicht als Person aufzutreten, man muss erkennen das man als Person auftritt.

    Das Unwissen ist kein Ding, sondern das sich ganz bewusst werden, anstatt nur sicher zu sein, weil andere ja auch sicher sind, das sie Personen sind.


    Wenn ich aus einem YouTube Video erfahren habe, wie ein Siphon ausgetauscht wird, bringt mir erst, dass selbst austauschen Wissen wie es geht.


    Ich kann soviel Reden von Weisen hören, wie ich will, wenn ich sie nicht an meinen Vorstellungen prüfe, erscheint kein wahr sein.


    Es ist für mich Leiderzeugend wenn ich versucht anderen durch mein Wissen aus Erfahrung einen anderen zu bekehren, vormachen kann ich, weiter ist für mich nichts zu tun.