Was ist Unwissenheit?

  • Diese Fragen führen bei euch zu Verstrickungen.


    Ihr habt die Personen überwunden und ihr könnt jetzt jede Gestalt annehmen.


    Warum würden wir diskutieren?


    Gründe wird es doch immer geben, oder haben wir Angst, es würde nicht für immer sein?


    Das selbst, so wie ich es erleben durfte, braucht sich an nichts erinnern.
    Es interessiert unsere geistige Aktivität auch nicht.

    Deshalb finde ich es fair zu sagen: es gibt kein selbst.


    Mein Unwissen hält mich wohl am Leben?

  • Es ist DAS Geistesgift zu wissen, dass man ein Ich ist.

    man hat ein Ich. oder hatte Ichs . oder wird Ichs haben.


    sie sind nützlich bis selbszerstörerisch.


    wenn sie befehlt werden können sie nützlich sein.


    und immer wird es ein Spiel geben.

  • Namaste


    Wenn ich mir die Beiträge durchlese, geht es um das Nicht-Ich, Anatman. Anatman heisst doch eigentlich keine Seele. Wie kommt man von keine Seele zu kein Ich?

    Wenn Unwissenheit Nicht-Ich ist, was ist das Nicht-Ich?

    Ich muss sehen das ich nicht bin? Aber ich existiere doch.

    Ich sehe, ich fühle, ich denke und das soll eine Illusion sein?

    Könnt ihr es bitte erklären?


    Mögen wir glücklich sein

    tao88

  • Wer sagt das anatman keine Seele heißt? Es heißt keine Dauerhafte, Beständige Seele. Das bedeutet Seele ist temporär eben jetzt und nicht morgen und nicht gestern. Nicht gewesen und nicht werdend. Jetzt, nur jetzt.

  • Wer sagt das anatman keine Seele heißt? Es heißt keine Dauerhafte, Beständige Seele. Das bedeutet Seele ist temporär eben jetzt und nicht morgen und nicht gestern. Nicht gewesen und nicht werdend. Jetzt, nur jetzt.

    Fast richtig. Selbstverständlich gibt es da ein Ich, immer wieder neu, jeden Augenblick. Aber eben nicht als beständiges Ding. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Seele“ meinte aber genau dies: Eine Essenz, vom Körper unabhängig, ewig. Deshalb heißt „anatman“ keine Seele in diesem Sinne.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Wer sagt das anatman keine Seele heißt? Es heißt keine Dauerhafte, Beständige Seele. Das bedeutet Seele ist temporär eben jetzt und nicht morgen und nicht gestern. Nicht gewesen und nicht werdend. Jetzt, nur jetzt.

    Fast richtig. Selbstverständlich gibt es da ein Ich, immer wieder neu, jeden Augenblick. Aber eben nicht als beständiges Ding. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Seele“ meinte aber genau dies: Eine Essenz, vom Körper unabhängig, ewig. Deshalb heißt „anatman“ keine Seele in diesem Sinne.

    Jetzt, nur jetzt.

    Nicht neu, nicht alt, nicht werdend, nicht vergehend.


    Dieses „Ich-sein“ ist das Ziel jeder Meditation. Das ist das in den Strom eintreten.


    Da man nie lange in diesem Strom sein kann, verlässt man ihn wieder, entweder am Startufer oder auf der anderen Seite, nach langer Übung des immer wieder eintreten in den Strom lässt man das Floß der Lehre zurück, wie auch DEN Buddha und geht den von Lehre spurlosen Weg.


    Dann ist es egal, auf welchem Ufer man ist.


    Im Strom bleiben und mit ihm zur Quelle streben ist ein Weg, der zwar spurlos ist, aber nur im Leiden endet, keine Spur zu finden.

  • Als Verdrehtheiten gelten die bei etwas Vergänglichem (anicca), Elendem (dukkha) Unpersönlichem (anatta) und Widerlichen (asubha) auftretender Verdrehtheit der Wahrnehmung, des Bewusstseins, und der Ansicht von etwas Unvergänglichem (nicca), von Glück (sukka), Persönlichkeit (atta) und Lieblichkeit (subha)


    Vis XXII


    Oder auch:


    avijja

  • Das Leben ist Leiden. Deshalb das Nicht-Ich?


    Weil man anhaftet, deshalb das Nicht-Ich?


    Ich bin Nicht-Ich, aber was bin ich dann?

    Das Leben als Ich ist Leiden.

    Weil das Ich festhält (anhafte) ist Ich.

    Ich bin also Ich, Nicht-Ich ist, das was erkennbar wird, wenn ich nicht mehr am Ich sein festhalte.

    Ich ist oszillierend an und aus, Nicht-Ich und ich, da gibt es das Ich sein und dann das Nicht-Ich sein.

    Wer fragt jetzt: Was bin ich dann?

    Das Ich oder das Nicht-Ich?

    Wenn ich fragt, dann ich. Wenn Nicht-Ich fragt, dann Nicht-Ich.


    Zum Tao: Kann Yang ohne Yin sein, Yin ohne Yang? Kann Yang fragen, ob es Yang ist, wenn Yin nicht ist?

  • „Unwissen, Unwissen, o Herr, sagt man. Was ist nun, o Herr, Unwissen und wie ist einer dem Unwissen nachgegangen?“

    „Wer da, o Mönch, das Leiden nicht kennt, die Leidensentwicklung nicht kennt, die Leidensauflösung nicht kennt, das zur Leidensauflösung führende Vorgehen nicht kennt, der ist unwissend und dem Unwissen nachgegangen.

    SN 56.17

    SuttaCentral
    Early Buddhist texts from the Tipitaka (Tripitaka). Suttas (sutras) with the Buddha's teachings on mindfulness, insight, wisdom, and meditation.
    suttacentral.net

    ...seid euch selbst die Zuflucht ... die Lehre sei euch Zuflucht, habt keine andere Zuflucht (DN16)

  • Weiss man wie diese Vorstellung des Geistes entstanden ist?

    Wie kam es zu dieser Verblendung?

  • Weiss man wie diese Vorstellung des Geistes entstanden ist?

    Wie kam es zu dieser Verblendung?


    Nach der Pali-Überlieferung sagt der Buddha:


    Zitat

    Nicht lässt sich, ihr Mönche, ein erster Anfang der Unwissenheit derart erkennen, als ob Unwissenheit vordem nicht dagewesen und erst später entstanden wäre.

    A.X.61.


    Demnach ist es unerkennbar wie die Unwissenheit bzw.Verblendung entstanden ist, oder ob sie überhaupt einen Anfang hat. Erkennbar ist dass sie nur im Zusammenhang mit bestimmten Bedingungen existieren kann und wenn die beseitigt sind, löst sie sich auf. In dieser Lehrrede A.X.61 werden die Bedingungen genannt und wie man sie beseitigt.

  • Unwissenheit erscheint in dem Augenblick, indem sich ein Bewusstsein über andere stellt und dabei als Erfolgsrezept bleibt, also vergisst, dass es nur ein persönlich erfolgreicher Glaube war über andere zu stehen.

    Das Wesen-tliche wird vergessen, das Wesen selbst. Das bewusste Wissen, ein separates Bewusstsein zu sein, legt sich wie Staub über das Wesen an sich, führt zu seiner Beherrschung durch ein Selbst. Das Selbst wird zum Wesen und merkt nicht, dass das eine Illusion ist.

  • Das Leben ist Leiden. Deshalb das Nicht-Ich?


    Weil man anhaftet, deshalb das Nicht-Ich?


    Ich bin Nicht-Ich, aber was bin ich dann?

    Es sind aber viele Fragen auf einmal :)

    Wäre das Leben nur Leiden, würde kein Wesen hier bleiben wollen. Die erste Zeit nach dem ich mit der guten Lehre in Berührung kam, haben mich derartige Fragestellungen schier wahnsinnig gemacht. Irgendwann habe ich eingesehen das diese Fragen und dazugehörige Konzepte eigentlich nicht von mir selbst kamen, die wurden mir bloß von anderen in Büchern und Vorträgen aufgedrängt. Dann erinnerte ich mich auch daran was an dieser Lehre so faszinierend war – die absolut einmalige Aussicht auf endgültigen Frieden, eine „Wahnsinnskarriere“ zum Stand eines Befreiten.


    Vielleicht hilft dir das

    _()_

    ...seid euch selbst die Zuflucht ... die Lehre sei euch Zuflucht, habt keine andere Zuflucht (DN16)

  • in dem Wörterbuch der Seite palikanon.com finde ich:

    avijjā 'Nichtwissen, Unwissenheit, Verblendung', ist ein Synonym von moha (siehe mūla) und gilt als die Grundwurzel alles Übels in der Welt, da sie eben den Erkenntnisblick der Wesen verschleiert und sie die wahre Natur der Dinge nicht erkennen läßt. Sie ist es, die den Wesen das Dasein als etwas Unvergängliches, Glückbringendes, Persönliches und Liebliches (nicca, sukha, attā, subha) vortäuscht und sie nicht erkennen läßt, daß doch alles in Wirklichkeit etwas Vergängliches, Elendes, Unpersönliches und Unreines (anicca, dukkha, anattā, asubha) ist.

    Dies klingt für mich nachvollziehbar. Wenn die Welt anicca, dukkha, anattā, asubha ist, dann bedeutet ja "Wissen" in diesem Natur Einsicht zu haben und dann bedeutet Unwissenheit ( avijjā) eine dem entgegenstehende Sicht ( nicca, sukha, attā, subha) zu haben.


    Wobei das jetzt eben nur die erste der vier edlen Warhheiten anspricht. Ich nehme an, dass avijjā eben auch etwas ist, was die Realität insofern verfehlt, als es die andere vier edlen Wahrheiten entgegensteht.

  • in dem Wörterbuch der Seite palikanon.com finde ich:

    avijjā 'Nichtwissen, Unwissenheit, Verblendung', ist ein Synonym von moha (siehe mūla) und gilt als die Grundwurzel alles Übels in der Welt, da sie eben den Erkenntnisblick der Wesen verschleiert und sie die wahre Natur der Dinge nicht erkennen läßt. Sie ist es, die den Wesen das Dasein als etwas Unvergängliches, Glückbringendes, Persönliches und Liebliches (nicca, sukha, attā, subha) vortäuscht und sie nicht erkennen läßt, daß doch alles in Wirklichkeit etwas Vergängliches, Elendes, Unpersönliches und Unreines (anicca, dukkha, anattā, asubha) ist.

    Dies klingt für mich nachvollziehbar. Wenn die Welt anicca, dukkha, anattā, asubha ist, dann bedeutet ja "Wissen" in diesem Natur Einsicht zu haben und dann bedeutet Unwissenheit ( avijjā) eine dem entgegenstehende Sicht ( nicca, sukha, attā, subha) zu haben.


    Wobei das jetzt eben nur die erste der vier edlen Warhheiten anspricht. Ich nehme an, dass avijjā eben auch etwas ist, was die Realität insofern verfehlt, als es die andere vier edlen Wahrheiten entgegensteht.

    Das ist echt Hilfreich.

    Einmal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • ich würde sagen wenn alle deine Fragen beantwortet sind und du kein "ist es so?" "gibt es Gott?" etc.......hast........... bist Du in Wissen.


    Ansonsten plagen dich die Zweifel ob es so oder so ist. und der Verstand rotiert.....


    und überhaupt kann die Erkenntnis "ich weis, daß ich nichts weiß" Ruhe bringen.

  • ...

    Ich nehme an, dass avijjā eben auch etwas ist, was die Realität insofern verfehlt, als es die andere vier edlen Wahrheiten entgegensteht.

    Sicher lässt avijjā die vier edlen Wahrheiten nicht erkennen. Weil man nicht erkennt dass letztlich alles mit dukkha zusammenhängt, versucht man dukkha nur vorübergehend zu entkommen indem man sich immer wieder auf die angenehme Seite des Lebens flüchtet. Man erkennt nicht dass gerade dieses Begehren des Angenehmen die Ursache von dukkha ist und kümmert sich nicht ausreichend um den rechten achtfachen Pfad.

  • Wobei das jetzt eben nur die erste der vier edlen Warhheiten anspricht.

    Nö, ich denke, erste bis dritte Wahrheit. Gier und Hass sind ja deshalb ein Problem, weil man an Dingen festhält, obwohl sie veränderlich sind (Gier). Und Dinge ablehnt, obwohl sie bedingt sind, und nicht beeinflussbar (Hass).


    Wenn ich an der Beziehung mit meiner Frau anhafte, diese Beziehung aber nicht vergänglich wäre, würde aus dieser Anhaftung auch kein Dukkha entstehen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ist der Begriff der "Unwissenheit" denn ein mehrschichtiger, oder eindeutiger Begriff im Buddhismus? Gibt es da eine definierte Unterscheidung zum Konzept der Verblendung?


    Wo ich daran denke, kann der Begriff der "Unwissenheit" ja mehrere Sachverhalte im Kontext addressieren. Das eine wäre dann ja, das Fehlen von Wissen, mangels Zugang zu Erfahrung, das "etwas nicht wissen". Dies bedeutet dann, in der Welt mit einem Irrtum konfrontiert zu werden, diesem blind folgen zu müssen, damit die Erfahrung die darauf folgt das Unwissen "behebt". Dann beginnt unser Weg (wenn es denn irgendwo einen Anfang gäbe) wahrscheinlich mit völliger Nichtwissenheit, die dann durch Irrtümer in völliger Verblendung und damit zu Erfahrungen führen wird, die dieses Nichtwissen beheben.


    Oder aber wäre die Unwissenheit gleichzusetzen in ihrer Natur mit der Verblendung, also der Unfähigkeit, im falschen Moment Zugang zur Achtsamkeit und damit zum nötigen Wissen und dem Ausdruck unserer wahren Natur (Buddhanatur, die sich als in die physische bzw. geistige Erscheinung projiziert erfährt und sich dessen bewusst ist) versperrt, und dadurch ein Verfallen in Irrtümer und die Ich-Illusionen bedeutet, also etwa in den Glauben einer Identifikation mit dem Ich, anstatt es als geistige Erscheinung zu sehen, mit der man verbunden sein kann aber die eigentlich nicht der Kern des eigenen Wesens ist?


    Wer weit genug meditiert hat, kennt ja sicher die Erfahrung, wenn die Achtsamkeit sich entfaltet und man plötzlich die Erscheinungen bewusst beurteilen kann, ohne den der Verblendung verfallenen Verstand dazu benutzen zu müssen. Dann kann man auch bemerken, dass es da diesen Unterschied gibt, der in Meditation wie im Alltagsleben zu Tage treten kann - eben das Bewusstsein zu haben, was gerade vor und in einem passiert, und was man darüber "weiss", oder es nicht zu haben, und dem ganzen auf fatale Weise ausgesetzt sein zu müssen. Öffnet sich das Bewusstsein, die Verblendung aber, dann ist es möglich die Dinge zu filtern, ihre leidbringenden (oder aber auch segensreichen) Eigenschaften zu sehen, und dadurch entsprechend dem Aufbau von Leiden durch das nun vorhandene "Wissen" entgegenzuwirken.


    Also, was denkt ihr, "Unwissenheit" - genereller Zustand des zugänglichen "Wissensspeichers", oder die Fähigkeit im Augenblick auf diese Wissen zugreifen zu können oder nicht, auch wenn es im Grunde bereits da ist und Teil der (verblendeten) Geistesaktivität sein kann? Oder ist da eine strikte Trennung des Wissens, zwischen Verblendung und eben der letztendlichen Wahrheit?

  • Ist der Begriff der "Unwissenheit" denn ein mehrschichtiger, oder eindeutiger Begriff im Buddhismus? Gibt es da eine definierte Unterscheidung zum Konzept der Verblendung?

    Hier noch so ein Wörterbucheintrag:

    kilesa

    ('geistige Qual')

    'Befleckungen', nennt man die den Geist trübenden Leidenschaften.

    »Als Befleckungen bezeichnet man folgende Dinge, weil diese selber befleckt sind und auch die damit verbundenen Geistesfaktoren beflecken, nämlich:


      1. Gier,
      2. Haß,
      3. Verblendung,
      4. Dünkel,
      5. Ansichten,
      6. Zweifel,
      7. Starrheit,
      8. Aufgeregtheit,
      9. Schamlosigkeit,
      10. Gewissenlosigkeit«

    Ich verstehe das so, dass Verblendung ( kilesha) etwas ist, was konkret im Geist auftaucht, aber von Unwissenheit verursacht wird


    So als wäre Unwissenheit die Krankheit und die Kilesha dann die konkreten Symptome, die man beobachten/erleben kann.

  • Zitat

    Verblendung ( kilesha) ist was konkretes, was im Geist auftauchen kann..

    void Wieso benutzt du für das Konzept von "kilesa" das Wort "Verblendung"? Im selben Wörterbuch steht unter "Verblendung" im Beitrag zu den Wurzelgiften "mula" stattdessen das Wort "moha", und das Gegenteil "amoha" wird als "Unverblendung" bezeichnet, mit dem Hinweis "Unverblendung von Wissen".


    So denke ich, dass die Verblendungen eher wie Scheuklappen sind, die eben durch das Folgen der Begierde nach den Befleckungen entstehen, und die den Zugang zum Wissen und damit die Fähigkeit, die Natur der Realität und ihre Daseinsmerkmale zu erkennen (temporär) versperren können.


    So denke ich ist hier ein Bezug zur "Unwissenheit", also dem Fehlen von Wissen, und das hat mich hier im Thread verwirrt, weil die Begriffe sehr durcheinander geworfen und teils synonym verwendet wurden. Ich weiss aber auch, dass das ein bisschen schwierig ist, auch wegen der Natur der aus dem Pali übernommenen Begriffe, die sicherlich im Ursprung andere Bedeutungsebenen hatten, als die dafür verwendeten, und vielleicht nicht immer optimal gewählten Übersetzungsbegriffe.