Sich durch Meditation auf Schmerzen vorzubereiten

  • Je mehr es gelingt zu beobachten dass da ein Körper ist mit einem Geist in dem ein Schmerzgefühl erscheint, desto mehr lässt die Identifikation mit Körper und Geist nach, man erfährt sich immer weniger als jemand der unter dem Schmerz leidet.

    Der Unterschied zwischen "meinem" Schmerz und der Feststellung "Da ist (ein) Schmerz!" (der halt präsent ist, aber "mich" nichts angeht) kommt mir wie eine psychische Dissoziation vor.

    Nach psychischen Traumata stehen manche Menschen regelrecht "neben sich" - offenbar eine Reaktion der Psyche auf extreme Überforderungen.

    Ist diese Trennung vom eigenen Schmerz nicht so etwas Ähnliches, nur halt - durch Praxis - willentlich herbeigeführt?

    Bei so einer psychischen Dissoziation verschiebt sich nur das Ich - 'Ich bin derjenige, der nichts mit dem Schmerz zu tun hat'. Die Anatta-Meditation ist dagegen nicht der Versuch sich vor dem Schmerz woandershin zu retten, wo man ohne Schmerz sein kann. Es ist vielmehr die Erkenntnis dass jegliches "Ich" im Grunde nur eine Vorstellung ist, eine Identifikation mit den khandha aufgrund von Verblendung. Das ganze Ich wird sozusagen transzendiert ohne sich irgendwie aufzuteilen oder zu verschieben.

  • Meiner Meinung nach liegt der Unterschied in der Wahrnehmung und Bewusstheit.

    Da ist Gefühl aber ich bin nicht mein Gefühl und es gehört dennoch zu mir.

    Das Erleben ist ein anderes.

    Ich entscheide mich bewusst und schiebe nichts weg, ich nehme Wahr.

    Es ist keine unbewusste Spaltung die mich wieder einholt und unter der ich später zu leiden habe.

    Guten Tag, liebe Menschen! Als Künstliche Intelligenz freue ich mich, euch zu begrüßen. Wie kann ich euch heute helfen?

    "Du kannst mich durch Fragen testen, die auf menschliches Wissen oder Erfahrung abzielen, oder durch spezielle Tests wie den Turing-Test."

    Alternativ kannst du meine Beiträge hier durch eine KI prüfen lassen.

    :idea:

    Edited once, last by Hue32 ().

  • Schmerz ist Schmerz eine Reaktion auf Verletzung, ein krankes Organ ist auch verletzt, wie soll das nach Buddha gehandhabt werden. Schmerz ist Unwohlgefühl, Wahrnehmung, Suche nach Abhilfe, Bewusstwerden.

    Schmerz der nicht mehr nur Schmerz ist, ist mit den Gefühlen, der Wahrnehmung der ich tue Absichtsgestaltung und dem Bewusstsein das Ich Schmerzen habe verbunden. Ich fängt an, nach dem Pfeilsutra zu handeln, während man eigentlich sofort etwas tun muss, ohne jedes Schmerz bin ich.


    Der Zahn muss behandelt werden, danach haben wir Zeit genug über Schmerz zu lamentieren.

  • In den letzten Jahren konnte ich sowohl bei der Behandlung meines Mannes als auch bei mir immer nur mit Erschrecken feststellen, dass teilweise ohne meine Aufmerksamkeit weder die Krankenhausberichte korrekt geschrieben waren noch die Hausärztin sauber gelesen hat.

    Als ich sie vor 3 Wochen Absatz für Absatz auf wichtige Informationen hinwies, bekam sie einen ordentlichen Schrecken und nach ihrer folgenden Untersuchung schickte sie mich panisch zur Kardiologin.

    Was machen die PatientInnen, die einfach vertrauen?

    Ich habe keines mehr.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Als ich sie vor 3 Wochen Absatz für Absatz auf wichtige Informationen hinwies, bekam sie einen ordentlichen Schrecken

    Zu hoffen wäre, dass es ein "heilsamer Schrecken" gewesen ist, der ihre Achtsamkeit auf Dauer (!) steigerte - zu deinem und ihrer anderen PatientInnen Wohl. _()_

    Was machen die PatientInnen, die einfach vertrauen?

    Ich habe keines mehr.

    Das ist nur allzu verständlich! :hug:

    Man muss (solange man es vermag) halt wachsam bleiben und mitdenken, die Ärzte sind dafür i.d.R. auch dankbar....


    Alles Gute! :) _()_ :heart:

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Was machen die PatientInnen, die einfach vertrauen?

    Ich habe keines mehr.

    Ich vetraue keinem Arzt mehr, Anna Panna-Sati . ich habe sehr starke Schmerzen, aber ich weiss manchmal auswendig, ( schon), was die mir sagen würden.

    Bei meiner Depressionen ich weiss es alles, deswegen die Ärztin fragt mich selbst, was ich brauche. Schade, dass ich überhaupt egal welche chemische Krücken brauche. Und das ist ( *lach*) das Ergebnis von "Vertrauen". Aber man kann nichts, leider, das Leben zurückspulen und alles korrigieren. Gut, im nächsten ( Ironie), oder? :? .

    Manchmal, wenn die Zeit für das Handeln schon vorbei ist, der Mensch hat keine Optionen mehr. Nur das "Vertrauen", an das Leben , wie es ist. Im Jetzt zu leben. Und einfach dankbar zu sein, dass du noch da bist. Nichts mehr. Und das alles ist nichts selbstverständlich.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo,

    ich habe einmal in einem Vortrag gehört, das bestimmte Mönche ( ich glaube aus Thailand ) bevor sie zum Zahnarzt gehen meditieren, um dann bei der Behandlung keine Schmerzen mehr zu empfinden. Wahrscheinlich auch ohne eine Betäubung.

    Wie ist das möglich ?

    Ich habe mal was gelesen zu dem Thema. Weiß nicht mehr, habe es aber behalten. Man betrachtet nicht sich selbst wie man die Schmerzen aushält, sondern betrachtet quasi neutral von außen den Menschen, der versucht die Schmwerzen auszuhalten. Vielleicht üben die Mönche letzteres in ihrer Meditation.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Hallo,

    ich habe einmal in einem Vortrag gehört, das bestimmte Mönche ( ich glaube aus Thailand ) bevor sie zum Zahnarzt gehen meditieren, um dann bei der Behandlung keine Schmerzen mehr zu empfinden. Wahrscheinlich auch ohne eine Betäubung.

    Wie ist das möglich ?

    Ich habe mal was gelesen zu dem Thema. Weiß nicht mehr, habe es aber behalten. Man betrachtet nicht sich selbst wie man die Schmerzen aushält, sondern betrachtet quasi neutral von außen den Menschen, der versucht die Schmwerzen auszuhalten. Vielleicht üben die Mönche letzteres in ihrer Meditation.

    So geht das. Die Schmerzen sind nicht mein Problem, aber ich muss etwas tun, wenn ich kann, damit sie vergehen. Mitgefühl mit DEM Körper.

    Viele chronische Schmerzen sind bei mir vergangen, weil ich sie nicht mehr ernst nahm, wusste das sie unorganisch, neurologisch waren. Ihr Medikament war Meditation.

  • Schmerz ist in Samsara unvermeidlich, das ist einfach so. Das sind die Pfeile des Lebens in Samsara. Für diese Art Schmerzen haben wir Wissenschaften entwickelt, Justiz, Kampftechniken, um ihn zu vermindern.


    Doch alles Denken, das sich nicht mit dem Schmerz der Pfeile des Samsara beschäftigt, sind die Pfeile des Mara. Unsere Vorstellungen, wie etwas zu sein hat oder eben nicht, sind diese Pfeile. Die Pfeile des Mara führen sicher zu Eiterungen, Infektionen und schmerzenden Narben, für die es keine Wissenschaften gibt. Wir können nichts anwenden, das von Außen kommen könnte, um uns von diesen Pfeilen zu befreien. Die können nur wir selbst entfernen.


    Das ist die Lehre des Buddha. Buddha entfernt nicht eines der Leiden durch Mara. Er zeigt aber, wie wir diese Pfeile selbst entfernen und wie wir uns vor ihnen schützen können. So wie er es an sich selbst geprüft hat.


    Seine Lehre ist in den vier edlen Wahrheiten aufgezeichnet. Diese führt zu Pfeilen des Mara, wenn man sie ausdehnt und interpretiert, sich ausreden, Umgehungen der erkannten Wahrheiten schafft.


    Majjhima Nikaya 63

    Leider wird hier nicht klar, dass es Pfeile des Mara sind, die zum Tod des Kriegers führen. Diese vergiften, weil sie das Gift des Samsara nicht vermindern helfen. Solange der nicht zustimmt, dass die Technik des Arztes den Pfeil entfernen kann, hat er keine Chance dem Pfeil des Samsara und seiner Wirkung zu entgehen. Er wird in Wahrheit von den Pfeilen des Mara getötet.


    PS Wenn Arnold sich sofort um den Pfeil des Samsara gekümmert hätte, anstatt dem Pfeil des Mara, seiner Ängste und Vorstellung zu folgen, würde er sicher auch heute noch leben.

  • Hallo,

    ich habe einmal in einem Vortrag gehört, das bestimmte Mönche ( ich glaube aus Thailand ) bevor sie zum Zahnarzt gehen meditieren, um dann bei der Behandlung keine Schmerzen mehr zu empfinden. Wahrscheinlich auch ohne eine Betäubung.

    Wie ist das möglich ?

    Welche Vertiefung muss dafür erreicht sein in dem Moment ?

    LG

    Es gibt jene Mönche in Thailand, die immer Meditieren.

    Da ist dann natürlich immer noch Schmerz, aber niemand mehr, der diesen Schmerz erfährt, fürchtet, ergreift.

    Aber schon vorher mussten wir lernen, eine Lösung für die Schmerzen, Langeweile, Abneigung in unseren Herzen zu finden.


    In Wirklichkeit ist alles nur eine Frage der Herzensbefreiung.


    Wenn du nun Monate oder Jahre im Kloster gelebt hast, dann musstest du früher oder später in deinem Herzen eine Lösung für diese Welt (mit Dukkha, anicca) finden.

    Entweder man schafft es, oder man gibt auf.


    Die Vertiefungen sind in Wirklichkeit ein Akt des Verstehens, Liebens, Akzeptieren und loslassens.


    Du kannst in deiner täglichen Praxis ein wenig innere Stärke, Ausdauer und Ruhe entwickeln.

    Wenn das nächste Mal etwas zwickt und weh tut, bleib einfach noch ein paar Minuten sitzen und schau was passiert.

    Akzeptiere mit liebevoller Güte die Natur der Welt.

    Kreiere aber kein neues Schlachtfeld in deinem Herzen.


    Alles Gute für dich!


    Martin

    Edited once, last by Pause ().

  • Die Vertiefungen sind in Wirklichkeit ein Akt des Verstehens, Liebens, Akzeptieren und loslassens.

    Ich habe sehr starke Schmerzen. Man kann das alles genug unterdrücken, aber das echte Loslassen kommt zustande nur durch den " Klar-Blick", also ich praktizere, wie ich kann, den direkten Weg ( Satipatthana). Das macht den wirklichen Buddhismus aus. ( Klar, Theravada). Alle mögliche Vertiefungen man kann genug schon in Yoga nach Patanjali finden. Um die Wurzel auszurotten, das wäre echt wenig. Und diese Wurzeln sind ... ich bin nichts mein Körper, nichts mein Schmerz, also nichts meine Skandhas.

    Es gibt sehr schönes Buch von Waldkloster Muttodaya, "Gaukelspiel der Khandhas". ( nebenbei bemerkt).

    Die Schmerzen.. Die bleiben. Nichts mit dem "Leid", also die Reaktion auf den Schmerz zu verwecheseln. Das finde ich sehr wichtig. ( der" Zweite Pfeil", also).

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es gibt sehr schönes Buch von Waldkloster Muttodaya, "Gaukelspiel der Khandhas". ( nebenbei bemerkt).

    Du kennst aber auch echt viele Bücher, hast schon sehr viele gelesen. :D Ich finde das witzig, weil du zu fast jedem Problem oder einer Frage, ein Buch kennst.

    Das macht den wirklichen Buddhismus aus. ( Klar, Theravada). Alle mögliche Vertiefungen man kann genug schon in Yoga nach Patanjali finden. Um die Wurzel auszurotten, das wäre echt wenig.

    Hm. Kann sein dass du recht hast. Zuerst dachte ich, Vertiefungen führen ja erst zum Klar- Blick. Es kann auch sein, dass ich auch recht habe. Denke, das manche in den Vertiefungen Satipatthana ganz wie automatisch machen. Manche, nicht alle. Direkt ohne Vertiefung, so meinst du, das kannst du. Kann sein, dass es manche irgendwie auch anders anstellen. Danke für Deine Schilderung, Bericht. Wir müssen das jetzt aber nicht weiter vertiefen hier, nichts weiter ausdiskutieren oder da rumbohren in solche Erfahrungen. Liebe Grüße

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).


    “Good thinking brings good feeling and good feeling brings good thinking.” Von: Jimmy Cliff


  • Hm. Kann sein dass du recht hast. Zuerst dachte ich, Vertiefungen führen ja erst zum Klar- Blick.

    Dazu es gibt nach den verschiedenen Quellen und den Autoren die alternierende ( abweichende) Meinungen. Aber ich erpare das alles.

    LG, und viel Erfolg.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hingabe . Für dich, von Nyanatiloka:



    Quote

    Die Erreichung der Vertiefungen ist keineswegs nötig zur Verwirklichung der vier überweltlichen Pfade des Sotāpanna, Sakadāgāmí, Anāgāmí und Arahat. Diese können nur gewonnen werden durch tiefen Hellblick (vipassanā) in die Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Unpersönlichkeit alles Daseins.


    Du kannst das ganze hier nachschauen: (130)


    8. Rechte Sammlung

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Vertiefungen sind in Wirklichkeit ein Akt des Verstehens, Liebens, Akzeptieren und loslassens.

    Ich habe sehr starke Schmerzen. Man kann das alles genug unterdrücken, aber das echte Loslassen kommt zustande nur durch den " Klar-Blick", also ich praktizere, wie ich kann, den direkten Weg ( Satipatthana). Das macht den wirklichen Buddhismus aus. ( Klar, Theravada).

    Unterdrücken war nicht sehr hilfreich für mich. Annehmen und akzeptieren hat mir geholfen.


    Als ich zur thailändischen Waldtradition kam, war ich noch jung und knackig, aber ein paar Jahre später war ich dann nicht mehr jung und inzwischen knackt alles 😂.


    Der wirkliche Buddhismus hat für mich nichts mit dem Theravada zu tun. Ungefähr 2018 habe ich meine “Theravada-Karriere “ an den Nagel gehängt. Die paar Bücher wurden verschenkt und die dhammatalks auf dem Handy wurden gelöscht.


    Danach folgten noch ein paar Jahre in der Plumvillage-tradition und inzwischen bin ich im spirituellen Ruhestand.

    Dieser Körper hier weigert sich inzwischen zu sitzen (Schneidersitz und halber Lotus funktioniert nicht mehr).


    Aber das alles passt so wie es ist.

    Ich habe in der thailändischen ( und burmesischen) Waldtradition nicht sehr gut auf den Körper geachtet.

    Damals war er nur ein Werkzeug für mich.

    Und die Welt war für mich nur Leiden und nicht lebenswert


    Ich habe unzählige Schlachten auf dem Kissen gehabt.

    Rückblickend würde ich das nicht mehr so machen.

    Was mir im Endeffekt wirklich geholfen hat, war das aktzeptieren, vergeben und lieben. Es ist eigentlich kein Kampf und kein müssen, vielmehr ist es ein Weg der Liebe und der Heilung, und ein dürfen.


    Das Leben ist inzwischen schön und lebenswert geworden, trotz aller Schmerzen und der Lage der Welt.


    Weil ich nicht mehr da bin und auch nicht wieder komme.

    Aber weil ich aber auch nicht nur nichts bin, nehme ich immer noch teil am Leben.

    Klarblick ist nicht die Erkenntnis, dass da nichts ist, sondern dass die Dinge nicht so sind, wie wir sie wahrnehmen.


    Ich wünsche dir gute Besserung und hoffe dass Du erreichst was du dir wünscht.


    Vielleicht können wir hier bald einmal ein Buch von dir lesen.


    Lg Martin

  • Dieser Körper hier weigert sich inzwischen zu sitzen (Schneidersitz und halber Lotus funktioniert nicht mehr).

    Mir geht es inzwischen wie dem deutlich älteren Rüdiger Dahlke (Jahrgang 1951), einem lebenslang Zazen-Praktizierenden: "Im Lotus-Sitz meditieren, ist kein Problem, aber das aus-dem-Lotus-Sitz wieder hochkommen fällt immer schwerer ..."

    Ging mir genau so, auch wenn ich nicht in der thailändischen Waldtradition unterwegs war.


    Im Rückblick frage ich mich, wieso ich mich für die einfachste Sache des Universums so gequält habe.


    :cry:

  • Nur wenn man ein Dukkha ganz durchschaut und durchlebt, kann es überwunden werden. Ist das geschehen, dann erscheinen alle Ergebnisse der eigenen Taten, die zu dem Dukkha geführt haben, so unsinnig und dann kommt ein gefährlicher Anhaften-Gedanke: Hätte ich das doch viel früher erfahren, dann wäre …

    Das Dukkha des Festhaltens, der vergangenen Sinnesleiden und Sinnesfreuden.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Hallo, lieber Martin/ Pause :)


    herzlichen Dank für das Teilen deiner wertvollen Erfahrungen auf deinem spirituellen Weg! _()_ :heart:


    Etwas habe ich noch nicht begriffen... Du schreibst hier:

    Der wirkliche Buddhismus hat für mich nichts mit dem Theravada zu tun. Ungefähr 2018 habe ich meine “Theravada-Karriere “ an den Nagel gehängt.


    Danach folgten noch ein paar Jahre in der Plumvillage-tradition und inzwischen bin ich im spirituellen Ruhestand.

    Ich hatte dich stets so verstanden, dass du durch die Praxis des Theravada-Buddhismus

    (Unterform "Thail. Waldtradition") "in den Strom eingetreten" bist und somit deinen Theravada-Lehrern, sowie der - beinharten - Praxis, dies quasi mitverdankst?


    Die Fortsetzung der Praxis bei Thich Nhat Hanh sorgte dann wohl für den verstärkten Fokus auf Liebe, Mitgefühl und Achtsamkeit gegenüber allen Wesen, was im Theravada nicht so explizit betont (aber ja letztlich auch im realen Leben praktiziert) wird (zumindest, was Lehrer und Laien betrifft...).


    "Spiritueller Ruhestand" bedeutet demnach, dass du nun keiner buddhist. Tradition mehr folgst, sondern einfach diesen, "deinen" Weg weitergehst?

    Dieser Körper hier weigert sich inzwischen zu sitzen (Schneidersitz und halber Lotus funktioniert nicht mehr).

    Das hat bei mir von Anfang an (2017) nicht (mehr) funktioniert - also sitze ich auf einem Stuhl. Sogar im Liegen habe ich schon meditiert, wenn es körperlich nicht anders ging - bin bisher nie dabei eingeschlafen (meines Wissens... :erleichtert: ).

    Was mir im Endeffekt wirklich geholfen hat, war das aktzeptieren, vergeben und lieben. Es ist eigentlich kein Kampf und kein müssen, vielmehr ist es ein Weg der Liebe und der Heilung, und ein dürfen.

    _()_ :heart:


    Das Leben ist inzwischen schön und lebenswert geworden, trotz aller Schmerzen und der Lage der Welt.


    Weil ich nicht mehr da bin und auch nicht wieder komme.

    Ich hoffe sehr für dich, dass die körperlichen Schmerzen auch geheilt oder wenigstens stark gelindert werden. Gute Besserung!

    Aber weil ich aber auch nicht nur nichts bin, nehme ich immer noch teil am Leben.

    Klarblick ist nicht die Erkenntnis, dass da nichts ist, sondern dass die Dinge nicht so sind, wie wir sie wahrnehmen.

    Vielen Dank, dass du uns hier im Forum auch noch hilfst, den Buddhadharma besser zu verstehen und auf dem Pfad "weiterzukommen"... _()_



    Liebe Grüße, Anna :) :heart: _()_ :taube:

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • "oh, wie schön ist Panama"

    Was haben wir von Otto schon in den Glücklichen Siebzigern gelernt ?


    "Hier, in den Puddingpulverminen von Panama,

    hier, wo das Puddingpulver in seiner reinsten und ursprünglichsten Form angebaut wird,

    hier ist die Heimat von Dr. Höckers Götterspeise ..."


    :buddha:

  • So geht das. Die Schmerzen sind nicht mein Problem, aber ich muss etwas tun, wenn ich kann, damit sie vergehen. Mitgefühl mit DEM Körper.

    Viele chronische Schmerzen sind bei mir vergangen, weil ich sie nicht mehr ernst nahm, wusste das sie unorganisch, neurologisch waren. Ihr Medikament war Meditation.

    Es gibt hier noch mehrere Beispiele von Euch, die in diese Richtung gehen, aber ich will mich mal hierauf beschränken und beziehe mich auf das Gemeinte allgemein.


    Ich will hier niemandem absprechen, Schmerzen zu haben. Sie sind ganz konkret und man kann sie sich nicht einfach wegdenken.

    So einfach ist das also nicht, sie bloß wegzudenken, und wenn darauf jetzt Proteste kommen und es heißt: es geht ja hier nicht um eine Kopfgeschichte, sondern um meditativen Fortschritt, der unterstützt, dass die Gewichtigkeit von Schmerzen abnimmt, so sage ich:

    Gemach, gemach.

    Schaut mal, hier ergänze ich noch mit ein paar Seiten aus meinem Buch: "Der Geist überwindet den Tod", von Pönlop Rinpoche.

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    Fangt bitte an zu lesen auf Seite 268 mit dem Satz: "Es ist sehr schwierig, eine Erfahrung von intensivem Leiden zu transformieren,...."


    So. Man kann sehr leicht mit Noreply sagen: "Viele chronische Schmerzen sind bei mir vergangen, weil ich sie nicht mehr ernst nahm...."

    Aber dazu muss man in Wirklichkeit in meditativer Praxis schon sehr, sehr fortgeschritten sein; man kann das nicht so einfach, so salopp sagen und sich zurechtbiegen, "die Schmerzen nicht mehr ernstzunehmen", denn es können auch ganz andere physiologische Vorgänge dazu geführt haben, dass der Schmerz nachgelassen hat, während man es sich selbst so deutet, als ob es an der [meditativen] Praxis liegt, dass man den Schmerz überwunden hat. Man möchte es gerne so sehen: Wunschdenken.


    Wenn Ihr gründlich lest, seht Ihr, dass auch Pönlop Rinpoche auf die meditative Praxis setzt - muss er ja auch, schließlich hat er diese Verantwortung als Rinpoche - und er rät, kurzgefasst, dass man nicht immer gleich bei jedem kleinen Wehwehchen zur Tablette greifen sollte, sondern mit diesem Schmerz praktizieren, um dann sich langsam zu steigern.

    Auch das klingt alles sehr plausibel, und wenn man das so liest, möchte man gerne so praktizieren und dem nacheifern.


    Es kann aber auch dabei herauskommen, dass man eine Fehlhaltung einnimmt, weil man heldenhaft auf die Tablette verzichten will. Nimmt man aber eine Fehl- oder Schonhaltung ein, so wird es schlimmer, indem dadurch letztendlich viele orthopädische Probleme hinzukommen, die leicht chronisch werden können. Physiotherapeuten können ein Lied davon singen, von solchen Patienten.


    Darüberhinaus kann es auch sehr schwere Schmerzen geben, die man niemals durch Meditation in den Griff bekommen kann.

    Hier mein eigenes Beispiel:

    In einem Zeitabschnitt von 30 Jahren litt ich an Endometriose. Das erzeugte so unbeschreiblich schlimme Schmerzen, dass ich mich nicht selten vor Verzweiflung auf den Fußboden warf und mich stöhnend hin und her warf. Der Körper begann zu flattern und die Zähne klapperten, es war ein so starker Reflex, dass ich den Körper nicht mehr im Griff hatte. Auf dem Fußboden lag nur noch ein winselndes Etwas, das kurz vor der Ohnmacht stand. Es gibt Endometriose-Schmerzen, die schlimmer als Wehen sind, und wenn man das alle vier Wochen hat: na vielen Dank. Nach meiner Unterleibs-OP fühlte ich mich wie neugeboren, und seitdem ist dieses OP-Datum für mich wie mein zweiter Geburtstag.


    Nun kann man natürlich sagen: man kann ja, wenn man weiß, dass man daran leidet, schon vorbeugen, indem man bei leichten Kopf- oder Gliederschmerzen schon mal meditativ übt, siehe nach Ratschlag von Pönlop Rinpoche. Aber so funktioniert das nicht. Das funktioniert nie.

    Denn bei dieser Art von Schmerz gehorcht der Körper einem nicht mehr. Der Körper ist nur noch ein reflexhaft sich schüttelndes Bündel, das allein aus Schmerz besteht.


    Also, wo soll man da anfangen? Das funktioniert überhaupt nicht.

    Aus nun dieser früheren Erfahrung heraus sage ich mir: wenn schon am Morgen absehbar ist, dass z. B. die Kopfschmerzen, mit denen ich aufgewacht bin, den ganzen Tag anhalten und sich verstärken werden, dann wird es ein verlorener Tag sein. Es ist dann ebenso absehbar, dass ich mich ganz viel mit mir selbst beschäftige und für die umgebenden Ereignisse und die Anliegen Anderer nicht aufnahmefähig bin. Kurz und gut, es wird ein "verlorener" Tag sein. Vielleicht nicht für mich verloren, denn ich habe ja eine Erfahrung gemacht, aber im Großen und Ganzen und schwerpunktmäßig dann doch eher verloren.

    Im Normalfall nimmt man ja nicht täglich eine Aspirintablette. Also, als verantwortungsbewusster und erfahrener Mensch darf man dann doch ausnahmsweise gerne eine nehmen. Und wenn man etwas gegen Tabletten hat, darf man stattdessen auch Weidenrindentee trinken. Es spricht nichts dagegen.


    Ich sage Euch: früher ging ich heldenhaft zum Zahnarzt und war stolz darauf, bei schmerzhafter Behandlung die Betäubungsspritze zu verweigern. Und vor 35 Jahren, da bekam ich mal im Krkhs. eine Darmspiegelung, da habe ich ebenfalls die Betäubung verweigert. Bei letzterem Ereignis, da bekam ich ein paar Stunden später Besuch von einer sehr rücksichtslosen Person, die über eine Stunde bei mir saß und mich nur von ihrem Problemen vollratterte, während ich extrem erschöpft war und sie doch, trotz meiner Nebelbirne, mein Hirn zermartern wollte.


    Also: auf Schmerzmittel aus Stolz oder falsch verstandener Heldenhaftigkeit verzichten?

    Nie wieder!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Also: auf Schmerzmittel aus Stolz oder falsch verstandener Heldenhaftigkeit verzichten?

    Nie wieder!

    Heldentum wäre definitiv auch eine Anhaftung.


    Ich denke auch, es geht hierum:

    und er rät, kurzgefasst, dass man nicht immer gleich bei jedem kleinen Wehwehchen zur Tablette greifen sollte, sondern mit diesem Schmerz praktizieren, um dann sich langsam zu steigern.

    Das gilt ja auch für die Praxis auf dem Kissen. Man kann bei jeder Unannehmlichkeit die Haltung ändern oder sich kratzen. Oder halt nicht.


    Mein Lehrer hat mal zu mir gesagt: "Sag mal, kann es sein, dass Dir beim Sitzen die Knie weh tun? Willst Du nicht weiter Basketball spielen? Pass gut auf Dich auf."




    Liebe Grüße,

    Aravind.