Alles anzeigenIch habe den Eindruck, mein Verweis auf Parallelen wurde missverstanden; womöglich war ich da unklar. Es ging nicht um inhaltliche (semantische) Parallelen, sondern um formale. Da wären jetzt Zitate von Scotus Eriugena oder Meister Eckhart nicht unbedingt hilfreich und auch nicht ein Zitat etwa aus der Bṛhadāraṇyaka Upaniṣad. Das neti-neti (nicht dies, nicht dies - i.S.v. weder-noch) ist ja auch kein Zitat, sondern im Vedanta die Beschreibung einer Aussageform.
Konkret geht es um eine indirekte Aussage über einen Gegenstand, zu dem keine direkte Aussage möglich ist. Das ist zunächst eine negative Aussage, wie wir sie auch in den beiden Udāna-Zitaten finden. Also eine Aussage, was der Gegenstand der Aussage nicht ist. Diese Form lässt sich noch weiterentwickeln: es werden z.B. binäre Aussagen gemacht, die sich jeweils gegenseitig ausschließen, jedoch beide verneint werden. Vielleicht wird ja deutlich, dass es da nicht um eine Sichtweise geht, sondern um das Zurückweisen von Sichtweisen.
Eine ganz andere Geschichte ist dann allerdings die Lichtmetaphorik in A.I.10 - wie bei den Udānas scheint es sich mir da um Bruchstücke zu handeln, die einer Aussortierung bei der Kanonisierung entgingen. Kanonisierung ist ja immer auch Festlegung orthodoxer (und damit notwendig auch heterodoxer) Sichtweisen; letztlich ist sie Zensur der Überlieferung. Wobei ich nun nicht - um auch da kein Missverständnis hervorzurufen - unterstellen möchte, im Palikanon fänden sich Reste einer Tathāgathagarbha-Lehre; das wäre völlig anachronistisch. Ich hatte da lediglich von möglichen "Anknüpfungspunkten" einer historisch späteren Entwicklung gesprochen - deren Stadien sich übrigens recht gut nachverfolgen lassen.
Die von Dir zitierte "(offenbar falsche) Ansicht" wird übrigens in der Śāstra-Literatur zur Tathāgathagarbha - Lehre ausdrücklich zurückgewiesen. Und Buddhas Aussage würde ich - wenn ich schon einen direkten Kontext zu Brahmas Ansicht herstellen will - so lesen dass das, was Brahma da beschreibt, Verdeckung durch hinzukommende Befleckungen ist.
Es sind nicht wenige Ideen und Ansichten, denen ich mich nicht auf der Ebene nähern kann, wie es vielleicht erwartet wird. Das hat auch mit meiner Praxis zu tun.
Danke für den Anriss der 'formalen Parallelen', die anscheinend verbunden mit der Idee über übertragbare didaktische Erklärungsansätze erscheinen. Ich verstehe diesen bedingt entstandenen interpretativen Zugang zu MN49 nun besser. Ich möchte mich hierüber nicht in eine Diskussion begeben, es ziemte sich in dem Theravadabereich dieses Forums auch nicht, finde ich.
Ich habe zwei Fragen. Erkennst du vielversprechendere Methoden, die dem Ziel das Buddha lehrte beihelfen, als diejenigen, die im Theravabuddhismus vorliegen, und ist dies die Absicht, hierüber 'aufzuklären'? MN49 wäre ja innerhalb dieser buddhistischen Richtung geeignet, entsprechende heilsame Überlegungen zu der Person Buddha anzustellen, hier ist es Teil der Praxis, diese Möglichkeit zu verstehen, und auch Vertrauen zu gewinnen. Von dieser Besinnungsmöglichkeit würde die Idee eines übertragbaren fortentwickelten Ansatzes ja ablenken.
Die andere Frage bezieht sich auf die Schwierigkeit aller (positiven) Benennungen, die zur selben Zeit immer auch Negation (von anderem) sind (nur ist das den meisten Menschen nicht bewusst) Ist denn nicht jeder Gegenstand im nächsten Moment ein anderer, und ist insofern nicht jede Benennung potentielle Bestätigung und Aufrechterhaltung einer Illusion?