Wie kann man in Freude und Frieden sein ( wollen ) angesichts der Situationen um einen herum ?

  • Komplizierte Gedanken machte ich mir gerade.

    Wenn es draußen / um einen herum so viele ungerechte, schwierige ( worunter viele Menschen leiden ) Situationen gibt, wie kann ich da in Frieden und in Freude sein wollen / gehen wollen durch Meditation.


    Was hilft es den Menschen um mich herum, wenn ich dann freudvoll bin, friedlich bin. Was ändert es an den Situationen in denen sie sich befinden ? Anpacken, helfen, würde doch nur möglich sein, wenn wir nicht in Freude sind

    dachte ich vorhin. Aber das stimmt ja gar nicht. Manchmal aber doch. Wenn ich voll Freude in die Welt hinaus gehe, so bin ich ja momentan mit allem so wie es ist einverstanden oder ? Nein, auch nicht. Diese Art Freude kommt auch auf, wenn die Umstände um einen herum düster sind.


    Aber irgendwie stimmt es ab doch, dass wir damit dadurch mehr einverstanden sind ?

    Oder es kommt darauf an worauf wir vorher unseren Fokus gelegt haben. Wollte ich einfach friedlicher werden, um zB beim Familientreffen keinen Streit zu verursachen oder nicht den Drang zu kriegen wegrennen zu müssen, ist Friede sehr hilfreich.


    Ist Freude und friedlich sein denn auch hilfreich in Situationen, wo man dringend etwas gegen eine Situation machen müsste ?

    Es sei denn Leiden anderer berührt einen nicht, dann würde man es nicht als dringend empfinden / so sehen.

    Es kann doch nicht die Lösung sein, dass ich mich dann durch die Übungen freudvoll fühle, und dann alles so annehme wie es ist ?


    Ich denke in solchen Situationen ist nicht Samadhi gefragt, oder rechte Achtsamkeit, sondern Rechtes Handeln.


    Habt ihr die Erfahrung, dass euch Leiden ( nicht Menschen direkt) eher die Situationen dann nicht mehr so düster / ungerecht vor kamen, da ihr dann auf andere Dinge geachtet habt ? Also so ist das bei mir manchmal gewesen und dann hatte ich den Eindruck, so lieb sind alle Menschen und so glücklich. Aber das war ja gar nicht so, ok für den Moment wohl schon, aber die Situationen, die Schwere, die Ungerechtigkeiten, ihr Leiden ist nicht ausgeräumt ( nicht dauerhaft ), nur weil sie mal kurz lachen konnten.


    Als etwas übertriebenes Beispiel, nehmt mal an ihr lebt in einem Dorf, wo die meisten Menschen unterernährt sind und wenig Nahrung zur Verfügung haben und dazu haben sie kein sauberes Wasser, müssen aus einem schmutzigen Fluß trinken, Wasser holen.

    ( Was nicht ihr Verschulden war, dass der Fluß schmutzig ist ).


    Ihr meditiert und fühlt euch voll Freude, Mitgefühl, nur, was ändert es an dieser Lage von euch selbst und den Menschen ?

    Ist die Hilfe, dass man gleichmütig wird, ob man krank wird, oder nur wenig Nahrung hat ?

    Oder geht da doch schon mehr durch die Übungen ?


    Oder ist es so, dass wir lieber nicht immer in Meditation sein sollten, da wir dann manchmal Elend, Düsteres nicht mehr sehen können und somit auch nichts an solchen Situationen ändern werden.


    Mein Gefühl ist, dass ich einiges aus meinem Erkennen, meinem Empfinden anstoßen, versuchen muss, die Meditation kann mir nur dabei helfen zB nicht in Hass auf die Verantwortlichen zu verfallen, falls ich zB nicht sofort etwas verändern kann, ich Geduld brauche.


    Und doch bleibt meine Frage, wie kann ich voll Freude sein, wenn doch so viel Elend um mich herum herrscht ?

    Über was freue ich mich denn ? Was gibt es worüber ich mich freuen darf ?

    Na gut ich möchte nicht jetzt nicht, nicht mehr freudvoll sein, aber ich habe Angst, dass ich durch Meditation solches Elend, solche Ungerechtigkeiten nicht mehr sehen kann.


    Bitte nicht sagen, Ungerechtigkeiten kommen nur von meinen Wertungen, von meinen Gedanken, und ein anderer würde das anders sehen.

    Wenn wie in meinem Beispiel mit den Unterernährten, es so in etwa ist ( aber mehr sinnbildlich ), wäre das für die meisten Menschen von außen betrachtet eine Ungerechtigkeit.


    Also verbesserungswürdig.


    Naja, ich hoffe ihr habt meine Bedenken ein wenig verstanden. Ich habe gerade eben eine Antwort bekommen, mich erinnert, wie ich das sehen sollte.


    Also :

    In dem Moment wo ich meditiere ist es notwendig all das Elend ( um mich herum, meine jetzt nicht gleich das auf der ganzen Welt ) mal auszublenden, zu wünschen ich wäre friedlicher, den Menschen geht es gut zu wünschen ( allen ). Viel mehr kann man manchmal nicht machen. Ich kann nur dort helfen, wo ich gerade bin, muss auch an meine Bedürfnisse denken, in mir eine friedliche Basis schaffen und aus dieser kann ich auch versuchen Änderungen im Außen zu bewirken. Oder nur wenn es mir gut geht, kann ich anderen helfen.


    Wenn es mir nicht gut geht, ich in Hass bin oder Unruhe / zu viele Gedanken habe, da hilft die Meditation.

    Erst wenn ich friedlich bin, freudvoll und einen klareren Geist habe, kann ich anderen helfen.


    Man muss sich erstmal selbst helfen nur so kann man anderen dann helfen.


    Schließt sich erwacht sein und politisch handeln aus ? Bzw für Verbesserungen im Außen zu sorgen sich aus ?

    Oder ist es nicht möglich etwas zu verändern, solange man gegen etwas kämpft ?

    Blöde Fragen, natürlich schließt es sich nicht aus.


    Die Frage ist, ob es ein Kämpfen wäre, ein wollen- unbedingt etwas zu wollen, oder eher nur ein Wirken aus einer friedlichen Energie heraus.

    Zu stark etwas nicht wollen, wäre kämpfen, oder man würde sein Glück nur davon abhängig machen, das zu erreichen was man ändern möchte. Das wäre kämpfen oder ? Das wäre unheilsam. Oder ?


    Ich glaube man sollte nicht hassen, nie hassen wenn man etwas angeht, immer davon ausgehen, dass die Verantwortlichen es nicht besser wissen. Für etwas oder gegen etwas zu kämpfen aber in Liebe, das wäre die Lösung. Also ohne dabei andere abzulehnen.

    Ohne Feindbilder, wenn dann nur die Situation als Feind sehen.


    Liebe kämpft nicht, heißt es. Wie sollte man es sonst nennen, wenn man etwas verändern will und es auch in die Tat umsetzt. Wäre das nicht kämpfen ?


    Ich denke, dass es Zeiten gibt, wo Taten gebraucht werden, wo es angesagt ist tätig zu werden und da braucht es keine Meditation vorher dazu. Das könnte tatsächlich sogar eher behindernd wirken, die Wirkkraft, Tatkraft ( das Wollen ) eine Situation zu verändern, vermindern.


    Also eigentlich war dieser letzte Satz meine eigentliche Frage. Kann Meditation manchmal behindernd wirken auf unsere Tatkraft bei leidvollen Situationen ? Na gut ein wenig habe ich auch wieder selbst eine Antwort gefunden. Wenn meine Wohnung anfangen würde zu brennen, wäre es hilfreich, sofern mir mein Leben lieb ist, erstmal das Feuer zu löschen, statt versuchen zu meditieren.


    Kann Meditation aber dazu führen, dass wir gleichgültig werden gegenüber Leiden anderer ?


    Leiden anderer kann ich auch wahrnehmen wenn ich nicht meditiert habe.


    Liebe geben ( zB heilend reden mit anderen ) und Freude in sich haben, andere anlächeln würde viele ungerechte Situationen aber auf Dauer nicht ändern.

    Da braucht es schon mehr.


    Oder : Davon würde das Feuer nicht gelöscht werden in der Wohnung.


    ( Ich bitte aber jetzt nicht mit Krieg anzufangen. Das ist zu kontrovers und führt bei manchen zu schnell zu hassenden Gefühlen. Ungerechtigkeiten gibt es auch außerhalb der großen Weltpolitikbühne ) .




    Die Kunst ist, zu wissen, wann man meditieren sollte, also wann es hilfreich ist, und wann nicht. :) Zu wissen, wann mal genug ist. Wenn ich eine kraftvolle Willenskraft habe, Energie, dazu eine neutrale Stimmung so ist das eine gute Zeit um ins Handeln zu gehen.

    Wäre ich unsicher, überflutet/ rastlos in den Gedanken, verwirrt, oder in Trauer, ist das sicher keine so gute Zeit, um gegen etwas zu kämpfen oder für etwas zu kämpfen / sich einzusetzen.


    Freude wünsche ich euch und mir und Kraft heilend in der Welt zu wirken ! :rainbow: :earth:



    Wenn ihr mögt, erzählt mir eure Erfahrungen, eure Gedanken dazu.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    10 Mal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Honin

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Rigpa: Ich persönlich glaube dass die Grundübel die von Buddha genannten drei Geistesgifte sind. Gier, Hass und Verblendung.

    Er lehrte die vier edlen Wahrheiten. Sehr hilfreich zu diesem Thema.

    In der vierten Wahrheit; Magga der Pfad, sprechen wir vom edlen achtfachen Pfad.


    Dieser beinhaltet auch die rechte Sammlung (Samma samadhi)

    Für mich ist die Praxis der stillen Meditation ein wesentlicher Teil in meiner Praxis, welche Zen ist.


    Es wird ganz viel diskutiert und geredet, in diversen Foren, in der Politik, usw. Das erfüllt natürlich auch seinen Zweck und ist in einem gewissen Kontext auch notwendig und hilfreich.


    Aber nach meinem Verständnis entsteht auch sehr viel aus der Stille.

    Wenn wir stille Meditation praktizieren, dann praktizieren wir einen Weg Buddhas. Stille ist eine Praxis du uns helfen kann zuerst mal bei uns selbst anzufangen und unsere eigene Gier, Hass und Verblendung zu erkennen.

    Wenn wir still werden dann macht sich unser Geist bemerkbar, dann kommen wir bei uns selbst an und von da aus, kann Einsicht und Mitgefühl entstehen.

    Wenn wir erkennen, dass sich unser eigenes Bedürfnis nach Geborgenheit, nach geliebt werden, nach Frieden mit uns selbst und dem Leben, nicht von dem Bedürfnis der anderen unterscheidet, dürfen wir uns erlauben von hier aus zu Handeln.

    Einsicht und Mitgefühl, für sich selbst und andere. Das kann alles aus der Stille und der rechten Sammlung entstehen.

    So ist das für mich.

  • :idea: Ich bin in Freude und Frieden. Freude und Friedensstörer werden sofort angegangen. Um mich herum ist alles gut und schön. Mehr kann ich nicht wahrnehmen als meine Sinne und mein Körper reichen.

    Neutrale Stimmung ist immer ein Warnsignal, denn es ist weder Frieden noch Unfrieden. Da ist nicht Meditation gefordert, sondern Wachsamkeit, wie Freude und Frieden sein kann. Neutral hinnehmen, heißt keine Möglichkeit zur Freude zu kommen und dem Unfriede ein Tor öffnen.

  • Wenn wir still werden dann macht sich unser Geist bemerkbar, dann kommen wir bei uns selbst an und von da aus, kann Einsicht und Mitgefühl entstehen.

    Wenn wir erkennen, dass sich unser eigenes Bedürfnis nach Geborgenheit, nach geliebt werden, nach Frieden mit uns selbst und dem Leben, nicht von dem Bedürfnis der anderen unterscheidet, dürfen wir uns erlauben von hier aus zu Handeln.

    Einsicht und Mitgefühl, für sich selbst und andere. Das kann alles aus der Stille und der rechten Sammlung entstehen.

    Ja, das stimmt. So habe ich das auch erkannt eben. Es muss in mir still / friedlicher werden, nur so kann ich auch anderen helfen. Aus der eigenen Kraft, wenn ich keine Kraft habe oder hassend bin auf andere, wird das nicht gut ausgehen. Es keine Hilfe sein für alle oder gar für keinen eine Hilfe.

    Das andere leiden das sehe ich auch, wenn ich mal nicht meditiert habe.


    (Es ist auch egal woher das kommt, dass ich das sehen kann, wo das Mitgefühl gerade her kommt ).


    Wenn ich aber selbst leide, viel zu viel schwere Emotionen habe, so sehe ich nur mein Leiden und sehe das der anderen nicht mehr.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Immerhin sehe ich es, wenn ich selbst leide, viel zu viel schwere Emotionen habe, so sehe ich nur mein Leiden und sehe das der anderen nicht mehr.

    Während eines Rohatsu-sesshin, hatte ich schreckliche Rückenschmerzen, genau zwischen den Schulterblättern. Sie waren so stark, dass ich zum ersten Mal nach Jahren zum Dokusan lief, um einen Roshi zu fragen, was ich gegen die Schmerzen tun kann. Fumom Nakagawa gab mir einen kleinen Gymnastikstein und sagte mir, ich solle ihn in der Pause zwischen meine Schultern legen. In der Pause legte ich mich auf den Boden, den Gymnastikstein zwischen den Schultern, die Hände rechts und links ausgestreckt. Plötzlich kam mir Jesus am Kreuz in den Sinn und ich dachte an die Menschen, die gekreuzigt wurden. Ich dachte, das muss eine schreckliche Erfahrung sein, gekreuzigt zu werden, am Kreuz zu hängen, zu sterben. Mit diesem Gedanken ging ich zurück aufs Kissen. Dann kamen plötzlich viel Leid zu mir, ich dachte an Menschen, die verbannt werden, oder Sklaven, die ausgepeitscht werden, Kinder, die vergewaltigt werden, genau zu dieser Zeit, wenn ich hier auf dem Kissen sitze. Auch die Tiere kamen mir in den Sinn, besonders die Schweine, eingepfercht in einem Käfig, ohne sich bewegen zu können. Plötzlich fühlte ich eine große Verbundenheit. Ich ging wieder zu Roshi. Sagte es ihm. Und er sagte: Bleib einfach sitzen, setz dich zu ihnen, setz dich zu ihnen, weil es dir gut geht.

    Und das tu ich.

    Ich geh zurück zum Kissen, mit all dem Schmerz, mit all meiner Liebe, mit allem, was ich zu teilen habe.


    Ich spende im Alltag Geld und versuche mein Leben so auszurichten um möglichst wenig Fußabdruck zu hinterlassen. Ich kann nicht die ganze Welt heilen aber ich kann versuchen mit meinen Handlungen den Raum zu erhellen. In diesem Kontext ist Erleuchtung kein Zustand sondern ein Handeln. Und trotzdem muss man immer wieder aufpassen, sich nicht damit (dem Handeln) zu identifizieren.



  • Auch die Tiere kamen mir in den Sinn, besonders die Schweine, eingepfercht in einem Käfig, ohne sich bewegen zu können. Plötzlich fühlte ich eine große Verbundenheit. Ich ging wieder zu Roshi. Sagte es ihm. Und er sagte: Bleib einfach sitzen, setz dich zu ihnen, setz dich zu ihnen, weil es dir gut geht.

    Und das tu ich.

    Ich geh zurück zum Kissen, mit all dem Schmerz, mit all meiner Liebe, mit allem, was ich zu teilen habe.

    Ja, das ist auch eine Form von Hilfe. Man kann seine Güte und sein Mitgefühl an andere schicken und es hilft. An manchen Tagen ist mir das zu wenig. Da möchte ich auf andere Art helfen.

    Dann brauche ich nicht meditieren, wenn ich grad nicht hassend bin, nicht voll Schmerzen im Gemüt / Herz, Tatkraft fühle. Beides ist gleich hilfreich. Aber manchmal braucht es eine andere Art Hilfe. Da brennt die Wohnung und da kann ich nicht da sitzen und allen Frieden wünschen, davon erlöscht das Feuer nicht- oder meistens wohl nicht. :)

    Danke für euer Ohr. Also halten wir fest :

    Es gibt zwei Arten von Hilfe/ Wirken für die Welt, mal aus Mitgefühl und Güte wünschen und mal aus Mitgefühl durch Tatkraft / Wirken in der Welt, oder halt mehr vor Ort oder in konkreten Situationen. Aber anderen Frieden wünschen, Mitgefühl, Stärke schicken ist auch Wirken, nur eben anders. Nicht so konkret, oder wie kann man das beschreiben, den Unterschied ? :rose:

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Ja, das ist auch eine Form von Hilfe. Man kann seine Güte und sein Mitgefühl an andere schicken und es hilft.

    Ja das ist halt der Raum der sich während des intensiven sitzens auftun kann. Und natürlich es kommt immer darauf an in welcher Situation man sich befindet, sind auch die Handlungen unterschiedlich. Denn wenn:

    Da brennt die Wohnung und da kann ich nicht da sitzen und allen Frieden wünschen, davon erlöscht das Feuer nicht- oder meistens wohl nicht. :)

    Durch sitzen, so erlebe ich das, kommt auch eine gewisse Spontanität. Das kann in solchen Situationen auch helfen nämlich dann, wenn man nicht mehr darüber nachdenkt was zu tun ist sondern aus sich heraus handelt. Tun was zu tun ist. Das wäre in diesem Fall: Feuerwehr rufen, Löschen, Evakuieren.

    Da möchte ich auf andere Art helfen.

    Naja da muss man dann halt wissen wie. Was kann ich dafür tun?

    Dana ist beispielsweise ein gutes Mittel hierfür-

    Danke für euer Ohr. Also halten wir fest :

    Es gibt zwei Arten von Hilfe/ Wirken für die Welt, mal aus Mitgefühl und Güte wünschen und mal aus Mitgefühl durch Tatkraft / Wirken in der Welt, oder halt mehr vor Ort oder in konkreten Situationen. Aber anderen Frieden wünschen, Mitgefühl, Stärke schicken ist auch Wirken, nur eben anders. Nicht so konkret, oder wie kann man das beschreiben, den Unterschied

    hier im Westen haben viele von uns das Privileg sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. IN anderen Ländern der Welt, muss man sich zuerst um die Grundbedürfnisse kümmern. am Ende der Maslowsche Bedürfniskeitspyramide steht Selbstverwirklichung. Diese Selbstverwirklichung hat für mich auch ganz viel damit zu tun: in Mitgefühl für alle fühlenden Wesen zu reifen.

    Frieden (fängt für mich) damit an: Frieden mit sich selbst zu schließen.

    Von da aus kann mitfühlendes Handeln entstehen. Das war auch bei oben erzählten Erfahrung so gemeint. Das Leid zu erfahren kann helfen, weniger Leid in die Welt zu pflanzen.

    .

    So ist das für mich.

    Lg

    2 Mal editiert, zuletzt von Honin ()

  • Es kann doch nicht die Lösung sein, dass ich mich dann durch die Übungen freudvoll fühle, und dann alles so annehme wie es ist ?

    Warum nicht?


    Wenn ich akzeptiere, dass ich Krebs habe (theoretisch), heißt das doch nicht, dass ich das nicht behandeln lasse. Es heißt nur, dass ich nicht noch mehr leide, als ohnehin schon, und dass ich mehr Energie habe, mich darum zu kümmern.


    Liebe Grüße., Aravind.

  • . Freude und Friedensstörer werden sofort angegangen.

    Danke für Deine Antwort Ellviral ! Mit angegangen meinst du, Freude wird aufgebaut, hoch geholt, genährt ? Oder du meinst mit angegangen, gegen nur sinnliche Freude angehen, nicht die meditav. Freude. Oder Freude ist Freude, gibt keine meditav und eine andere Freude. Fühlt sich gleich an. Gibt nur abhängige und eine nicht von den Sinnen abhängige Freude.

    Friedensstörer angehen heißt in Aktion treten, diese ausräumen, heilend wirken, statt zB drüber nachzudenken, ob es jetzt sinnvoll wäre zu meditieren. Das Leben besteht auch aus Handlungen - kann auch Spaß machen, nicht nur sitzen, so meinst du das.

    Du meinst es so, es kann Freude bringen, etwas zum Besseren, zum Wohle für einen selbst und oder anderer anzugehen ( Situationen zu verändern ). Das wäre eine andere Art von Freude aufbringen. Es ist immer situativ, mal kann meditieren Freude bringen, einen anderen Tag heilsam zu wirken.

    Um mich herum ist alles gut und schön. Mehr kann ich nicht wahrnehmen als meine Sinne und mein Körper reichen.

    Heute habe ich mich auch wieder anders gefühlt, diese vielen Situationen nicht mehr gesehen. Wie kann es sein, einen Tag sehe ich das alles düster, am nächsten Tag sehe ich das alles nicht mehr düster, wie ausgeblendet ? Habe das Gefühl, dass trotz dessen was alles so passiert, es den Menschen gut geht, weil es immer einen Grund gibt zu lächeln für sie und für mich.

    Neutrale Stimmung ist immer ein Warnsignal, denn es ist weder Frieden noch Unfrieden. Da ist nicht Meditation gefordert, sondern Wachsamkeit, wie Freude und Frieden sein kann.

    Ja. :like: Mit " sein kann " meinst du wie es sich anfühlen kann ? Oder wie ich es wieder erreichen kann ? Oder die Vorteile eines friedlichen, freudvollen Gemütes ? Danke, danke nochmal. Es hat sich als wahr erwiesen, dass meine Wahrnehmung ( Denken ) etwas zu düster war. Kann sein, dass das auch gut ist manchmal, denn so kommt man eher ins Handeln. Mal braucht es Handlungen für Freude, mal Stille für die Freude.

    LG :rose:

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    3 Mal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Wenn es draußen / um einen herum so viele ungerechte, schwierige ( worunter viele Menschen leiden ) Situationen gibt, wie kann ich da in Frieden und in Freude sein wollen / gehen wollen durch Meditation.

    Weil ich nur Frieden und Freude verbreiten kann wenn ich sie selber habe.

  • Du meinst es so, es kann Freude bringen, etwas zum Besseren, zum Wohle für einen selbst und oder anderer anzugehen ( Situationen zu verändern ). Das wäre eine andere Art von Freude aufbringen. Es ist immer situativ, mal kann meditieren Freude bringen, einen anderen Tag heilsam zu wirken.

    mMn Es geht leider, ganz egoistisch, darum aktiv zu handeln, meine Freuden- und Friedensstörer zu beseitigen. Mir muss es egal sein, ob andere davon profitieren.


    Meine Freude ist zu erreichen, wenn ich meine Störer (Glaube, Meinung, Vorstellungen von Freude/Glück) erkenne und aktiv mit fühlenden Wesen bin, also auf die Reaktionen von Lebewesen auf mich achte, kann ich Freude erfahren, die nicht gewollt erzeugt wird.


    Verlangen, Ablehnen, Vorstellungen, die ich habe, sind meine Freuden- und Friedensstörer, wenn meine Handlungen unfreundliche Reaktionen durch Mitlebewesen auslösen.

    Es hat sich als wahr erwiesen, dass meine Wahrnehmung ( Denken ) etwas zu düster war. Kann sein, dass das auch gut ist manchmal, denn so kommt man eher ins Handeln. Mal braucht es Handlungen für Freude, mal Stille für die Freude.

    mMn Düsternis entsteht in mir durch meine Urteile. Diese erzeugen Leiden, die nur ich mir zufüge, auf diese zeigt der Buddha. Von diesem Leiden kann nur ich mich befreien.

    Alle meine Handlungen mit fühlenden Wesen, die daraus motiviert sind, schaffen Unfrieden. Sei es Glückseligkeit oder Angst und Stress.


    Wenn mich direkter Schaden entsteht, der weder durch Verlangen, Ablehnen oder Vorstellen noch mit Absicht eines Lebewesens* oder leblosen Dingen trifft, erscheint nur eine Notlage und körperliches Leiden.

    *Wenn ich das Revier eines Raubtieres eintrete, muss ich damit rechnen das es mich angreift. Also mein Versagen durch Vorstellungen von: "Mir passiert schon nichts."

  • Was hilft es den Menschen um mich herum, wenn ich dann freudvoll bin, friedlich bin. Was ändert es an den Situationen in denen sie sich befinden ? Anpacken, helfen, würde doch nur möglich sein, wenn wir nicht in Freude sind

    dachte ich vorhin. Aber das stimmt ja gar nicht. Manchmal aber doch.

    Nehmen wir Mal die Sklaverei. Da gab es ja in der Antike den berühmten Sklavenführer Spartakus, der einen Sklavenaufstand anführte. Ein ganz anderer Sklave ist der Protagonist des Romans Onkel Toms Hütte:


    Tom ist als weiterer Aufseher vorgesehen, weigert sich aber, jemanden zu schlagen. Stattdessen übt er durch seine ruhige Art und seine praktizierte christliche Nächstenliebe einen positiven Einfluss auf alle aus, was Mr. Legree besonders zuwider ist. Er will Tom durch körperliche Züchtigung „brechen“ und ihn dazu zwingen, seinen christlichen Glauben aufzugeben. Doch Tom widersteht und verzeiht sterbend seinen Peinigern.

    Obwohl Spartakus zunächst Erfolg hatte, würde sein Aufstand niedergeschlagen und seine 6000 Anhänger gekreuzigt.


    Auch wenn Onkel Tom in seiner Friedfertigkeit untätiger erscheint, hat er sich eben nicht zum blutigen Mitstreiter innerhalb des System Sklaverei gemacht, sondern verharrt bis zum Tod bei seinem Wert der Nächstenliebe. Und wenn man schaut, welche Menschen in der USA die Sklaverei zum Einsturz brachten, dann waren es ja eben nicht die wütenden Sklaven Marke Spartakus sondern eben häufig schwarze christliche Prediger.


    Aber ich schätzte, man kann das nicht verallgemeinern. Hätte es z.B die Errungenschaften der französischen Revolution ohne all das Blutvergießen geben können?

  • mMn Düsternis entsteht in mir durch meine Urteile. Diese erzeugen Leiden, die nur ich mir zufüge, auf diese zeigt der Buddha. Von diesem Leiden kann nur ich mich befreien.

    Alle meine Handlungen mit fühlenden Wesen, die daraus motiviert sind, schaffen Unfrieden. Sei es Glückseligkeit oder Angst und Stress.

    Ja, hast recht. Wir können aber mit friedlichem Herzen in Aktion treten, dann kommen keine unfriedlichen Reaktionen. Glückseligkeit siehst du als Unfrieden ? Hm. Also Glück das von äußeren Bedingungen abhängig ist meinst du eigentlich, man kann sich glückselig fühlen, aber es ist manchmal abhängig von Umständen ( Sinneskontakten ). Und ist daher flüchtig oder wird uns schnell zu selbstverständlich aber eher verflüchtigt sie sich schnell. Dann wenn ich die nächste ungerechtigkeit sehen würde.

    Verlangen, Ablehnen, Vorstellungen, die ich habe, sind meine Freuden- und Friedensstörer, wenn meine Handlungen unfreundliche Reaktionen durch Mitlebewesen auslösen.

    Du meinst Verlangen, Ablehnen, Vorstellungen, lösen unfreundliche Reaktionen durch Mitlebewesen aus. Muss aber nicht so sein ? Doch. Lösen immer solche Reaktionen aus.

    Obwohl Spartakus zunächst Erfolg hatte, würde sein Aufstand niedergeschlagen und seine 6000 Anhänger gekreuzigt.

    Danke für diese Info. ( Für die Geschichtsstunde/ Allgemeinwissenstunde ). Interessant finde ich diese Geschichte ( ist echt passiert oder ? ). Ich frage mich, warum er nieder geschlagen wurde. Wohl aus dem Grund weil er keinen friedlichen Geist dabei hatte. ( Sondern Ablehnung gegen etwas ).

    Auch wenn Onkel Tom in seiner Friedfertigkeit untätiger erscheint, hat er sich eben nicht zum blutigen Mitstreiter innerhalb des System Sklaverei gemacht, sondern verharrt bis zum Tod bei seinem Wert der Nächstenliebe. Und wenn man schaut, welche Menschen in der USA die Sklaverei zum Einsturz brachten, dann waren es ja eben nicht die wütenden Sklaven Marke Spartakus sondern eben häufig schwarze christliche Prediger.

    Danke auch für dieses Beispiel. Wobei es nicht sein kann, bzw würde es echte mitfühlende Liebe sein, welche ihn angetrieben hat, so dürften sie ihn eigentlich nicht töten, es passt nicht zusammen. Aber sicher bin ich mir nicht. Der letzte Satz ist auch sehr interessant.

    Also friedlichen Gemütes erreicht man mehr.

    Es ist ja nicht so, dass ich wütend auf bestimmte Menschen war vorgestern, nur über die Situationen. Aber wer weiß, kann mich auch täuschen.

    Aber ich schätzte, man kann das nicht verallgemeinern. Hätte es z.B die Errungenschaften der französischen Revolution ohne all das Blutvergießen geben können?

    Ja. Das denke ich schon, dass es sie auch ohne das geben könnte. :)

    LG

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Wir können mit unterschiedlichen Vorstellungen, Stimmungen und Absichten an eine Ruhemeditation gehen. Wenn ich aufgewühlt war, unruhig in den Gedanken ließ ich mich in die Stille fallen oder habe es versucht, so war meistens meine Stimmung vorher.

    ( Unruhig, rastlos ).

    Aber heute gab es keinen Grund zur Unruhe und ich ging mit einer anderen Einstellung an die Sache ran. Mehr so gewollt, verstandsmäßig gewollt, nicht so....hingabevoll oder ehrfürchtig, mehr wie mit so einem Über- Ego, das jetzt meinte, "so, du weißt doch wo wir hin müssen, du weißt doch wie das geht und nun gehen wir dahin zurück " gemeint sind befreiende Einsichten.

    Hm. Es klappte aber auch ein wenig. Also ich war kurzweilig wirklich friedlicher. Nur- es war nicht fest verankert genug.

    Aber das heute war dennoch mit Anstrengung verbunden, aber das war mehr die Methode des sich Erinnerns ( an Einsichten und Gefühle daraus ) und so in diesen wieder zu verweilen.

    Und sonst ist meine Methode ohne ein Erinnern ( oder Hochholen kann man das eher nennen ) , sondern mehr ein Loslassen.

    Es ist dabei Demut mit ihm Spiel. Nicht so : " du kennst das schon und nun holen wir diese Einsichten wieder nach oben ". Also das andere fühlt sich demütiger an.

    Wohl, weil es auch aus einer Art Notlage heraus versucht wird / die Ruhe zu finden aus einer Notlage heraus kam.

    Bei dem anderen war es zwar auch eine Notlage, aber die habe ich in dem Moment ausgeblendet- daher ist es wie ein Über- Ego zu nennen, was da in andere Ansichten gehen wollte.

    :)

    Bei dem Loslassen, da habe ich kein Ziel- denn ich möchte einfach nur friedlicher werden, meine Gedanken etwas stiller kriegen und was sonst kommt, das interessiert mich nicht in dem Moment- also habe keine anderen Ziele oder möchte nichts besonderes Hochholen.

    Naja beides ist erlaubt, aber das mit dem in Demut und Hingabe anfangen und sich vergessen, seine Vorstellungen, Meinungen, Gedanken eben, ist ein wenig einfacher, muss ich sagen.

    Viel Spaß euch beim Üben und mir :)

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).