Ist Buddhismus nicht in Wahrheit ganz einfach?

  • Es kommt bei Dir negativ an, bei mir nicht. Und ob die Lehre einfach ist oder schwer, hängt ja auch von jedem einzelnen ab.

    Ja, dass wir alle oft unterschiedlich bewerten, macht ja gerade den Reiz dieses Forums aus und den Austausch erst sinnvoll... ;)  :)

    Der Buddha erwog nach seiner Erleuchtung, ob er die Lehre - u.a. wegen ihrer schweren Verstehbarkeit - überhaupt den Menschen nahebringen sollte, entwickelte dann aber Mitgefühl (was offenbar vorher nicht zutage trat, d.h. ein Erwachter kann auch ohne Mitgefühl sein! ? :? ) und die Einsicht, dass es Wesen geben könnte ("mit wenig Staub auf den Augen"), die für die Lehre empfänglich wären....


    "Da, als der Erhabene mit dem Buddhaauge die Welt betrachtete, sah er: es gibt Wesen mit wenig beschränktem Geist, mit stark beschränktem Geist, mit vielen Fähigkeiten, mit wenigen Fähigkeiten, mit guten Veranlagungen, mit schlechten Veranlagungen, den Belehrungen gut zugänglich, den Belehrungen schlecht zugänglich; einige wenige sehen die Gefahren und das, was für die andere Welt zu meiden ist." (MV.1.05-5)


    Es ist alles eine Frage der Perspektive und des Unterscheidungsvermögen.

    ...... und wieviel "Staub" (noch) auf den Augen ist... ;)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

    2 Mal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • .die Ursache dafür liegt nicht im Dasein und seinen damit verbundenen Faktoren an sich sondern an unserer falschen Sichtweise

    Die Urasche ... sind unsere Triebe, via Herzen-s-Verunreinigzngen, das wurde mir von kurzem absolut klar und lebendig bestätigt von der Frau Anders-Debes, die den Buddhistichen Seminar führt. Ich denke, die weiss es viel mehr , als wir alle hier. Und die ist echt sehr weise Frau.

    Die "falsche Sichtweise" kommt zustande ausgerechnet wegen der Trieben, also das Ziel ist die Ent-reiz-ung, die Versiegung von denen, so hatte ich sehr klar gehört.

    Leider, ich beobachte überall eher den Gegenteil, aber nur ich kann es bestimmen, durch meine eigene Innere Mühe und die bewusste Absicht, denn ich weiss, was mir schadet, und was heil-tauglich ist.... Und Frau Debes hatte es genau so ausgedrückt. Die ist sehr alt, die würde es nichts lesen... Aber meine riefste Dankbakeit hier ich kann zur Sprache bringen!

    Und so wünsche ich euch allen. und das ist mein Ziel, im diesem Leben und darüber hinaus.

    Das reine Herz.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Bitte könnt ihr mir einmal erläutern was ihr selbst mit dem Begriff innerer Friede und innerer Ruhe genau meint bzw. was dies für euch bedeutet so ei e Art Begriffsbestimmung

    Nun, mukti hat ja schon etwas hierzu gesagt. Ich würde darunter die dritte edle Wahrheit verstehen, die man mittels des achtfachen Pfades verwirklicht hat.


    Man ist frei von den sechs Wurzelleidenschaften:

    • Begierde
    • Wut
    • Stolz
    • Unwissenheit
    • Leidenschaftsverbundener Zweifel
    • Leidenschaftsverbundene Ansicht

    Dadurch hat man eine korrekte Sicht auf die Phänomene der Welt und man hat ein dauerhaftes Glück im eigenen Geist erlangt aus dem man nicht wieder herausfallen kann.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.


  • Mich würde aber interessieren worin das 'das' besteht, was du mit Hilfe der ja eigentlich identischen Begriffe Leid und Leiden unterscheidest.


    Normalerweise heissen diese Begriffe Leid und Leiden dasselbe. Du aber unterscheidest hier (was genau?) so, dass du zu der Behauptung gelangst , dass Neugeborene nicht empfindungsfähig sind, dass sie keine Schmerzen also kein Leid empfinden können. Aber das entspricht nicht den Tatsachen.


    An diesen Gedanken gebunden schriebst du von einer notwendigen Haltung, um überhaupt erst Leiden zu können bzw dass Buddha das Leid (oder Leiden) der Geburt nicht so klar und eindeutig meinte, wie es in der ersten Wahrheit vom Leiden erklärt wird.


    Dieser Thread heisst: 'Ist Buddhismus in Wahrheit nicht ganz einfach'. Meine zweite These hierzu ist: die Lehre Buddhas ist eigentlich klar und nicht kompliziert. Kompliziert wird es mit unnötigen bzw schwer nachvollziehbaren Unterscheidungen.


    Wenn du aus eigener Erfahrung erkennst dass es wichtig ist, hier einem Unterschied zu ziehen, dann zeige ihn doch auf. Vielleicht hilft es auch anderen. Ich habe hilfestellen wollend in meinem Sinn jetzt auch zuende geschrieben.



    Einen angenehmen Abend

  • @eitelpfütze, für mich besteht der Unterschied darin, dass das Leid zunächst einmal eine Tatsache ist. Wenn ich jedoch Angst davor habe, dann leide ich bereits, bevor es eintritt. Das sind Gedanken, die Leiden erzeugen und weiterleben lassen. Das geschieht bei Tieren und Babies nicht, da sie (noch) nicht begrifflich denken.


    Sobald wir genug begreifen können, können wir auch dieses Leiden beenden.

    Jedoch das Leid in der Welt endet auch durch Buddhas Lehre "leider" nicht.


    "Ich hatte ein schweres Leben. Zum Glück traf nicht all das ein, was ich befürchtet habe"

    Mark Twain


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    Einmal editiert, zuletzt von Monikadie4. ()

  • Dieser Thread heisst: 'Ist Buddhismus in Wahrheit nicht ganz einfach'. Meine zweite These hierzu ist: die Lehre Buddhas ist eigentlich klar und nicht kompliziert. Kompliziert wird es mit unnötigen bzw schwer nachvollziehbaren Unterscheidungen.

    Welches wären denn unnötige oder schwer nachvollziehbare Unterscheidungen in diesem Zusammenhang?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • @eitelpfütze, für mich besteht der Unterschied darin, dass das Leid zunächst einmal eine Tatsache ist. Wenn ich jedoch Angst davor habe, dann leide ich bereits, bevor es eintritt. Das sind Gedanken, die Leiden erzeugen und weiterleben lassen. Das geschieht bei Tieren und Babies nicht, da sie (noch) nicht begrifflich denken.


    Ich danke dir für die Benennung eines Unterschied den ich verstehen kann. Du meinst das mögliche Empfinden von Schmerzen infolge der Beschäftigung mit oder des Auftretens von Vorstellungen - also nicht (schmerzhafte oder beunruhigende) Empfindungen in Bezug auf Objekte der fünf Sinne sondern in Bezug auf Objekte des Vorstellungsvermögens.


    Da stimme ich zu, diese Fähigkeit und Möglichkeit zu leiden haben Babies und auch Kleinstkinder wohl eher nicht. Das heisst aber nicht, dass diejenigen Empfindungen im Zusammenhang mit den Objekten der Sinne ausbleiben. Umso mehr kleben diese kleinen Wesen mehr durch blinden Instinkt an den verschiedenen auftretenden Gefühlen, wie zB auch Schmerzgefühle. Kontrolle und Distanz ist wie du (auch) schreibst in diesem Alter ja weniger möglich.


    Buddha unterscheidet die verschiedenen Arten des Bewusstseins und das mit ihnen verbundene Empfinden auch. Und ich verstehe nun mehr dein Bedürfnis, hier einen Unterschied zu ziehen.


    Mein Fazit: lieber an Vorstellungen leiden als direkt Schmerzgefühlen des Körpers ausgeliefert zu sein?


    Nein. Schmerzhaften Vorstellungen kann man auch direkt ausgeliefert sein, also so dass sie einen permanent beschäftigen. Das muss dann nicht 'nur' mit Schmerzen verbunden sein, es kann auch eine Ursache und Begleiterscheinung für wesentlich Schlimmeres sein.

  • Neben den Gedanken gibt es noch die Formen die Töne die Gerüche die Säfte und die tastbaren Objekte die mit Gefühlen verbunden auftreten.


    All dieses nennt Buddha dukkha - auch wenn es sich für nicht Erwachte häufig angenehm anfühlt. Es wird von einem Leiden quasi überall gesprochen, was sich dem (normalgewöhnten) Geist ersteinmal nicht erschliesst. Deswegen ist man vielleicht geneigt nur im unangenehmen bzw schmerzhaften Gefühl das von Buddha erklärte dukkha zu sehen. Aber es ist damit auch das angenehme Gefühl gemeint. Das erscheint erstmal natürlich paradox.

  • Nein. Schmerzhaften Vorstellungen kann man auch direkt ausgeliefert sein, also so dass sie einen permanent beschäftigen. Das muss dann nicht 'nur' mit Schmerzen verbunden sein, es kann auch eine Ursache und Begleiterscheinung für wesentlich Schlimmeres sein.

    Ja, zum Beispiel Erinnerungen an meinen Mann, der im November letzten Jahres gestorben ist.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Neben den Gedanken gibt es noch die Formen die Töne die Gerüche die Säfte und die tastbaren Objekte die mit Gefühlen verbunden auftreten.


    All dieses nennt Buddha dukkha - auch wenn es sich für nicht Erwachte häufig angenehm anfühlt. Es wird von einem Leiden quasi überall gesprochen, was sich dem (normalgewöhnten) Geist ersteinmal nicht erschliesst. Deswegen ist man vielleicht geneigt nur im unangenehmen bzw schmerzhaften Gefühl das von Buddha erklärte dukkha zu sehen. Aber es ist damit auch das angenehme Gefühl gemeint. Das erscheint erstmal natürlich paradox.


    Was angenehm erscheint ist nur ein wenig Erleichterung vom Unangenehmen. Etwa wie in dem Beispiel mit einem Aussätzigen den man über ein Kohlenfeuer hält:


    Zitat

    Oder, Magāndiya, nimm an: ein Aussätziger mit offenen Wunden am ganzen Körper, der von Würmern zerfressen wird und mit den Fingernägeln die Wunden aufkratzt, läßt seinen Körper an einer Grube mit glühenden Kohlen dörren. Seine Freunde und Verwandten rufen einen tüchtigen Arzt, der ihm ein Heilmittel gibt, so daß er vom Aussatz geheilt wird. Nun ist er gesund, glücklich, sein eigener Herr und kann gehen, wohin er will. Dann sieht er einen anderen Aussätzigen, der seinen Körper an einer Grube mit glühenden Kohlen dörrt. Meinst du, der Geheilte würde diesen Aussätzigen beneiden um die Kohlengrube oder um die Behandlung mit dem Heilmittel?» - «Nein, Herr Gotama, denn nur, solange er krank war, bedurfte er der Behandlung mit dem Heilmittel; da er nicht mehr krank ist, bedarf er dessen nicht mehr.» - «Ebenso habe ich das Verlangen nach Sinnenfreuden aufgegeben, nachdem ich jenes Wohlbehagen erlangt hatte, das jenseits der Sinnenfreuden und jenseits unheilsamer Regungen als ein himmlisches Glück unvergänglich ist.

    M.75

  • Nein. Schmerzhaften Vorstellungen kann man auch direkt ausgeliefert sein, also so dass sie einen permanent beschäftigen. Das muss dann nicht 'nur' mit Schmerzen verbunden sein, es kann auch eine Ursache und Begleiterscheinung für wesentlich Schlimmeres sein.

    Ja, zum Beispiel Erinnerungen an meinen Mann, der im November letzten Jahres gestorben ist.


    Mein Beileid. Bzw es trifft mich, das so direkt zu lesen. :taube: Ich hoffe du hast auch gute und helfende Gedanken und Freunde und Unterstützung.

  • Nein. Schmerzhaften Vorstellungen kann man auch direkt ausgeliefert sein, also so dass sie einen permanent beschäftigen. Das muss dann nicht 'nur' mit Schmerzen verbunden sein, es kann auch eine Ursache und Begleiterscheinung für wesentlich Schlimmeres sein.

    Ja, zum Beispiel Erinnerungen an meinen Mann, der im November letzten Jahres gestorben ist.

    Und das meine ich mit Leiden am Leid.

    Sobald mich etwas an ihn erinnert oder ich sein Bild etwas länger anschaue, überkommen mich ein starker Schmerz und Tränen. Wenn ich dann nicht achtsam bin, weitet sich das schnell aus und mir fallen alle möglichen Momente ein. Ich "schwelge" sozusagen im Leid.


    Ich kann nichts am Lauf des Lebens ändern, aber ich kann es akzeptieren. Wenn ich dann erinnere, wie friedlich er starb, er sah aus wie ein schlafendes Kind, offenbar schmerzfrei, dann freue ich mich für ihn. Dafür bin ich dankbar.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich kann nichts am Lauf des Lebens ändern, aber ich kann es akzeptieren. Wenn ich dann erinnere, wie friedlich er starb, er sah aus wie ein schlafendes Kind, offenbar schmerzfrei, dann freue ich mich für ihn. Dafür bin ich dankbar.

    Liebe Monika, uns allen bleibt keine andere Wahl , als loszulassen. Denn der Schmerz bleibt, aber nichts das Leid. Wenn man es auf dem eigenen Leib akzeptiert, dass es ihm absolut nichts gehört, dann bleibt zurück nur die tiefste Dankbarkeit, für alles, was im diesem Leben war. Der innere Frieden. Und die stille Oase im :heart: -en, die uns alle überdauert, so meine innigste Überzeugung.

    Alles Liebe.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Also soweit es mich betrifft gibt es angenehme und unangenehme Erfahrungen in meinem Leben (Kino vs. Zahnarztbesuch) :lol:

    Aber das empfinde ich nicht als Leid oder Glück sondern eher als diametral verschieden. Klar gehe ich lieber Fallschirmspringen oder Sterne beobachten als zum Arzt und mit Fieber und Halsweh herumzuliegen ist nicht so angenehm wie ein Eis zu essen doch das ist für mich nicht etwa vermeidbares Leid weil Krank werde ich beispielsweise immer dann wenn ich es nicht geplant habe und Zahn weh kommt garantiert am Wochenende oder dann wenn mein Zahnarzt gerade im Urlaub ist.

    Ausserdem habe ich beobachten können das die Gefühle und Gedanken die ich erlebe nicht da draußen in der Welt sind sondern in mir drinnen - zuerst passiert irgend was und dann reagiere ich darauf zb. mit nachdenken doch die Reaktion findet jedes mal in mir statt und nicht sonstwo also wenn ich leiden sollte dann ist es etwas was in mir stattfindet nicht außerhalb meine Reaktion eben auf das was geschehen ist dann frage ich mich halt warum reagiere ich so oder so und habe herausgefunden wenn ich mich gegen das was gerade passiert innerlich wehre oder denke doofer Zahnarzt was fällt ihm ein genau dann in den Urlaub zu fahren wenns weh tut wird alles unangenehme noch unangenehmer und wenn ich daran denke das alles unbeständig ist dann wird es zwar nicht angenehmer aber dann ist es halt bloß so wie es ist und nicht so dramatisch, eine weitere Erfahrung eben. Also soweit es mich betrifft ist Leid und Glück nix da draußen sondern meine persönliche Reaktion auf das da draußen entsprechend meiner eigenen Interpretation, ja für mich ist Glück und Leid meine eigene Reaktionsweise auf das da draussen :?

  • Wenn ich mir selbst die Frage stelle was innerer Friede für mich persönlich bedeutet so kommt als erstes gleich der gewohnt analytische Verstand des Wissenschaftlers in mir hervor welcher für gewöhnlich erst einmal die Bedeutung der Begrifflichkeiten analysiert, zuerst mal bedeutet für mich Friede nicht einen spezifischer Zustand sondern vielmehr die Abwesenheit oder auch das nicht Vorhandensein eines Zustandes nämlich den des Konfliktes welcher ja das prodont des Begriffes Friede darstellt.

    Ja ich tendiere zu der Theorie das Friede in mir für mich selbst wohl bedeutet mit mir selbst nicht in Konflikt zu stehen oder mich selbst so zu akzeptieren wie ich bin in all meinen Facetten nicht zuletzt aufgrund der Tatsache das ich mit mir selbst jeden Tag vierundzwanzig Stunden Zusammensein muss und es zumindest für mich wenig Sinn macht mit selbst zu streiten oder mich darüber aufzuregen das ich der bin der ich bin mit meinem eigenen Charakter ect.

    Ja meine Theorie ist innerer Friede bedeutet für mich wohl mit mir selbst nicht im Zwist zu liegen und innere Ruhe ist für mich wohl analog dazu die Abwesenheit von innerer Unruhe oder einfach keinen aufgewühlten Geisteszustand zu erleben ^^