Besseres Karma durch schwere Krankheiten?

  • Seit meiner Kindheit glaube ich daran, dass Menschen, die in ihrem Leben schwer und vor allem auch unheilbar erkranken und daran sterben, durch das Leid, welches sie erfahren haben, ein besseres Nachleben erfahren werden - meine 17jährige Tätigkeit in der Altenpflege, die ich letztes Jahr an den Nagel gehängt habe, hat mich in dieser Ansicht noch bestärkt.

    Ich habe mir damals nie Gedanken darüber gemacht, wie dieses Nachleben aussehen wird, aber mir war immer klar: Die todbringende Krankheit sorgt für ein besseres Nachleben, heute könnte ich auch Karma, eine bessere Inkarnation o.ä. sagen. Gibt es dazu irgendetwas ähnliches im Buddhismus?

  • Ich denke genau umgekehrt. Je kranker zum Lebensende, desto schlechter das Karma. Ich verstehe auch überhaupt nicht die Diskussionen um Sterbehilfe. Die Leute hoffen auf ein günstigeres Schicksal in einer anderen Welt, aber gegen das schlechte Schicksal in dieser Welt wollen sie anscheinend nichts tun. Ich denke vor solchen Leuten liegt noch viel Erkenntnis.

  • Ja, es gibt diese Vorstellung im Buddhismus, dass Krankheiten auf "schlechtes Karma" zurückzuführen sind oder umgekehrt, dass günstige Lebensumstände auf "gutem Karma" basieren. Das liest man auch in den klassichen Texten, etwa MN135: "Geschöpfe ihrer Werke sind die Wesen, Erben ihrer Werke, Nachkommen ihrer Werke, verwandt mit ihren Werken, Büßer ihrer Werke. (...) Wenn jemand lebende Wesen tötet, grausam und blutgierig ist, so gerät er nach dem Tode auf den schlechten Weg, hinab in die Hölle. Wird er aber als Mensch wiedergeboren, so wird er kurzlebig sein. (...) etc.


    Diese Vorstellung ist allerdings (zurecht) höchst umstritten. Sie ist aus meiner Sicht abzulehnen, weil das eine Form der Schuldzuweisung und Stigmatisierung von Menschen mit Krankheiten darstellt. Es bedeutet, dass die betroffene Person selbst für ihre Krankheit verantwortlich ist und dass sie dies durch bessere Taten oder Handlungen in einem früheren Leben hätte vermeiden können. Das kann dazu führen, dass sich Menschen schuldig fühlen oder sogar diskriminiert werden, keine Hilfe bekommen u.s.w.


    Die Vorstellung günstige Lebensumstände (Reichtum, Schönheit, Erfolg) basieren auf "gutem Karma" ist enbenso problematisch. Warum sollten ungerechte gesellschaftliche oder politische Verhältnisse verändert werden, zum Beispiel soziale Ungleichheit, Gender Pay Gap, Schere zwischen Arm und Reich etc., wenn diese doch auf dem Karma der Beteiligten basieren? "Du bist Arm, weil Du es verdienst hast, ich bin Reich, weil ich es ebenso verdienst habe. Das zu ändern, würde bedeuten, dem Schicksal ins Handwerk zu pfuschen.“

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Ich denke genau umgekehrt. Je kranker zum Lebensende, desto schlechter das Karma. Ich verstehe auch überhaupt nicht die Diskussionen um Sterbehilfe. Die Leute hoffen auf ein günstigeres Schicksal in einer anderen Welt, aber gegen das schlechte Schicksal in dieser Welt wollen sie anscheinend nichts tun. Ich denke vor solchen Leuten liegt noch viel Erkenntnis.

    Sehr oberflächlich bewertet, Bernhard_Shaolin.

    Ich kenne niemanden, der/die auf ein besseres Schicksal in einer anderen Welt hofft, sondern nur das jetzige nicht mehr ertragen kann.


    Da ist Mitgefühl angebracht und nicht noch der drohende Oberlehrer-Zeigefinger.

    "Solche Leute" erleben mit Sicherheit so großes Leiden, wie Du es offenbar noch nicht erlebtest. Sei dankbar.


    Im übrigen halte diese Karmainterpretation für sehr zweifelhaft.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hendrik

    Ich stimme Deinem Beitrag zu 100 % zu, der OP hat nach meinem Verständnis aber genau die umgekehrte Frage gestellt: Reinigt schweres körperliches Leiden das Karma?


    CobraCain Dein "Glauben" hin oder her, wie kommst Du auf do eine Idee? Das klingt mir doch sehr von christlichen Erzählungen geprägt. Und verschlechtert sich das Karma dann nicht folgerichtig, wenn man friedlich im Bett stirbt? Dann wäre es ja eine ziemlich gute Idee, ungesund zu leben, und auf jeden Fall sollte man rauchen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Da ich selbst an der Auflösung von einer Krankheit arbeite kommt meine Interpretation aus Erfahrung. Eine Familienmitglied von mir hatte sich mal suizidiert und als ich einmal an seinem Grab stand hatte ich den Eindruck, dass er sich kalt, einsam und verloren fühlt. Ein Gespür für Geister kann, muss aber nicht, durch die Praxis des Qigong-Stils den ich praktiziere, nach Jahren entstehen. Ich betete für ihn und bittete Guan Yin um Hilfe. Ich fand dann ein Hilfe für Geister in unserem Qigong und Kungfu Forum und richtete es an ihn. Danach hatte ich immer wieder Bilder in Kopf, dass er auf einer grünen Wiese kämpfte. Ich hoffe es geht ihn jetzt besser. Ich hatte den Eindruck er wurde in der Geisterwelt wiedergeboren nach seinem Suizid. Wo er jetzt ist weiß ich nicht. Aber das kam alles durch sein Karma. Das hat nichts mit mangeltem Mitgefühl zu tun, in gegenteil weil mir an den Leuten etwas liegt sage ich die Wahrheit dass auch sie profitieren können. Aber manche Leute sind ignorant. Jeder in Samsara ist zu einem gewissen Grad ignorant und ich wundere mich auch wie ignorant und unbewusst ich früher war. Aber darum sollten wir uns gegenseitig helfen und aufbauen. Und das großes Leid zu großer Erlösung führt ist nach meiner Erfahrung nach nicht wahr. Großes Leid ob es körperlich, emotional oder mental ist ist nun mal eine Einschränkung, ein Hindernis die Welt so zu sehen wie sie ist.


    Und Karma ist meiner Ansicht nach nichts isoliertes auf eine Person bezogen. Es hat zwar jeder sein Karma aber es kommt auf die Interaktion zwischen Leuten an. Zum Beispiel wurde ich jahrelang gemobbt. Ich muss jetzt das schlechte Karma abbauen um wieder glücklich, gesund und auf eine gewisse weise vollwertig zu sein. Ich kann das ehrlich gesagt nicht so gut beschreiben. Aber je näher ich meinem Ziel komme, desto mehr fühle ich mich Ganz. Aber ist diese schlechte Karma entstanden weil ich unterentwickelt war oder weil mehrere nicht so gut entwickelte Personen zusammengekommen waren? Ich glaube beides hat seinen Anteil. Nur im Schluss muss ich mich um mich kümmern und das ablegen. Wie es anderen geht, also den Mobbern, weiß ich nur sehr wenig. Ein paar nahmen mal Drogen vor ein paar Jahren. Durch Drogen versucht man unbewusst oder halbbewusst sich aus emotionalen Problemen zu winden. Obwohl es nur alles schlimmer macht. Ich trank zum Beispiel eine Zeit lang viel Alkohol und wusste gar nicht wieso. Es gab mir ein gutes Gefühl, dass ich sonst nicht hatte.


    Aber nochmal zum Thema Sterbehilfe obwohl das nicht ganz das Thread Thema ist. Ehrlich gesagt bemitleide ich Leute die sterben wollen weil ich den Eindruck habe die hätten den Eindruck sie müssten sich ihrem Schicksal ergeben und haben vielleicht auf einer gewissen Ebene nie gelernt sich um sich selbst zu kümmern. Natürlich müsste man jetzt jeden Fall extra anschauen aber ich denke auf einen Großteil trifft das zu. Ich finds auch nicht immer leicht für meine Gesundheit etwas zu tun, aber keine andere Option ist so gut wie selbst etwas zu tun. Es ist halt mühsam und man braucht die richtigen Werkzeuge. In unserem internationalen Qigong-Forum hat es mal jemand spoon-feed-mentality genannt das viele Leute haben.

  • Seit meiner Kindheit glaube ich daran, dass Menschen, die in ihrem Leben schwer und vor allem auch unheilbar erkranken und daran sterben, durch das Leid, welches sie erfahren haben, ein besseres Nachleben erfahren werden - meine 17jährige Tätigkeit in der Altenpflege, die ich letztes Jahr an den Nagel gehängt habe, hat mich in dieser Ansicht noch bestärkt.

    Ich habe mir damals nie Gedanken darüber gemacht, wie dieses Nachleben aussehen wird, aber mir war immer klar: Die todbringende Krankheit sorgt für ein besseres Nachleben, heute könnte ich auch Karma, eine bessere Inkarnation o.ä. sagen. Gibt es dazu irgendetwas ähnliches im Buddhismus?

    Nun ja, es kann sein dass die Krankheit eine läuternde Wirkung hat die zu Einsichten führt. Wenn man aber nicht dazu bereit ist und einfach nur bis zuletzt kämpft und hadert, wird sich kaum was gebessert haben das ein besseres Nachleben nach sich ziehen würde.

  • Es ist müßig ‚ seine Vorstellungen und Meinungen‘ in die Buddhistischen Texte hinein zu interpretieren statt die Anweisungen im Hier und Jetzt zu üben.

    Denn diese Vorgehensweise ist endlos und führt zu keinem Ziel des Erleuchtetem, sondern wohl überall hin.


    Es steht weder in den Texten das Karma - jetzt- für diese oder jene Krankheit verantwortlich ist,

    noch sein wird.


    Damit würden es sich Geister auch zu einfach im Er-/leben gestalten.

    (Ach ja, natürlich Karma ist es wieder)


    Der Buddha war ein Praktiker und er gab zum Verständnis von Karma das Gleichnis vom -Wollknäuel-.


    Anfang und Ende von Karma sind nicht zu finden.

    Punkt.


    Suizid ist töten.

    Zum töten von Lebewesen äußerte sich der Buddha in den einzuhaltenden Silas.


    Mögen alle Lebewesen glücklich sein

    In Metta🙏


  • Es steht weder in den Texten das Karma - jetzt- für diese oder jene Krankheit verantwortlich ist,

    noch sein wird.

    Doch, steht da leider genau so: "Ist jemand gewalttätig, so gerät er nach dem Tode in die Hölle oder wird, als Mensch wiedergeboren, kränklich und leidend sein." Darüber gibt es viele Diskussionen. Was macht man mit diesen Texten, die so einen Schmarrn vertreten?


    "Wenn jemand lebende Wesen tötet, grausam und blutgierig ist, so gerät er nach dem Tode auf den schlechten Weg, hinab in die Hölle. Wird er aber als Mensch wiedergeboren, so wird er kurzlebig sein. Vermeidet jemand, lebende Wesen zu töten, ist er barmherzig und hilfsbereit, so geht er nach dem Tode den guten Weg, hinauf in den Himmel. Wird er aber als Mensch wiedergeboren, so wird er langlebig sein. Ist jemand gewalttätig, so gerät er nach dem Tode in die Hölle oder wird, als Mensch wiedergeboren, kränklich und leidend sein. Lebt jemand gewaltlos, so wird er, als Mensch wiedergeboren, gesund und kräftig sein. Ist jemand jähzornig und zänkisch, so wird er, als Mensch wiedergeboren, häßlich sein. Ist jemand verträglich und umgänglich, so wird er, als Mensch wiedergeboren, liebenswürdig sein. Ist jemand eifersüchtig und neidisch, so wird er, als Mensch wiedergeboren, unbedeutend sein. Ist jemand frei von Eifersucht und Neid, so wird er, als Mensch wiedergeboren, einflußreich sein. Ist jemand geizig, so wird er, als Mensch wiedergeboren, ärmlich sein. Ist jemand freigebig, so wird er, als Mensch wiedergeboren, reich sein. Ist jemand stolz und hochmütig, so wird er in niedriger Kaste wiedergeboren. Ist jemand bescheiden und demütig, so wird er in hoher Kaste wiedergeboren. Läßt sich jemand keine guten Lehren geben, so wird er als Dummkopf wieder­geboren. Läßt sich jemand gern gute Lehren geben, so wird er, als Mensch wiedergeboren, weise sein."

    Majjhima Nikāya 135



    Suizid ist töten.

    Zum töten von Lebewesen äußerte sich der Buddha in den einzuhaltenden Silas.

    Auch zum Thema Suizid gibt es Texte, die dies gut heißen. "Keinesfalls ist die Selbsttötung mit der Tötung eines anderen Wesens zu vergleichen (...)."

    Suizid – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Die Leute hoffen auf ein günstigeres Schicksal in einer anderen Welt, aber gegen das schlechte Schicksal in dieser Welt wollen sie anscheinend nichts tun. Ich denke vor solchen Leuten liegt noch viel Erkenntnis.

    Wenn jemand schon fast tot ist, sehr krank und es nicht mehr zu ändern ist, oder nur sehr schwer, so kann derjenige ja nichts mehr dagegen tun. Wir sollten versuchen nicht darüber zu urteilen wie andere leben oder wie sie sich das ausmalen oder wie sie mit Schwierigkeiten im Leben umgehen. Wir haben ja meistens an uns selbst noch genug zu arbeiten.

    Diskussionen um Sterbehilfe.

    Da dies davor von dir geschrieben wurde, bezog ich das auf Menschen, die schon fast tot sind.


    Darüber gibt es viele Diskussionen. Was macht man mit diesen Texten, die so einen Schmarrn vertreten?

    Ich habe neulich gehört und es mir gemerkt. Das Wort Buddhist wird von vielen Lehrern nicht verwendet, stattdessen sagen sie, sie sind Anhänger oder Übende des Buddha- Dharmas. Als solcher gehört der Glauben an ein Leben im Jenseits ( falls Samsara nicht durchgebrochen wurde ) oder wiedergeboren werden dazu, auch das mit dem Karma, alles was in den Schriften steht. Sonst ist man kein Anhänger des Buddha- Dharmas. Denn dieses Religiöse gehört zu der Lehre dazu.

    Man wäre sonst etwas anderes. ZB ein Mensch, der sich bemüht heilsam zu sein, aber kein Anhänger des Buddha - Dharmas weil der Glauben, an Karma und Wiedergeboren werden als dieses oder jenes je nachdem wie man gewirkt hat, dazu gehört. Tut mir leid. Wir wissen es ja nicht, ob das wirklich so ist, aber daher sollten wir das auch nicht als Unsinn abtun, oder ?

    Liebe Grüße

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    Einmal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Die Leute hoffen auf ein günstigeres Schicksal in einer anderen Welt, aber gegen das schlechte Schicksal in dieser Welt wollen sie anscheinend nichts tun. Ich denke vor solchen Leuten liegt noch viel Erkenntnis.

    Wenn jemand schon fast tot ist, sehr krank und es nicht mehr zu ändern ist, oder nur sehr schwer, so kann derjenige ja nichts mehr dagegen tun. Wir sollten versuchen nicht darüber zu urteilen wie andere leben oder wie sie sich das ausmalen oder wie sie mit Schwierigkeiten im Leben umgehen. Wir haben ja meistens an uns selbst noch genug zu arbeiten.

    Diskussionen um Sterbehilfe.

    Da dies davor von dir geschrieben wurde, bezog ich das auf Menschen, die schon fast tot sind.

    Ich versteh schon was hier gemeint ist. Ich denke ein Problem ist, dass man oft Chancen nicht als solche erkennt. Und Leute die Sterbehilfe in Anspruch nehmen haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und darum schätze ich, dass diese Leute auch viele Chancen hatten. Darum ist es ja wichtig gutes Karma zu erlangen und den Geist zu trainieren um Chancen als Chancen zu begreifen.

    Ich muss ehrlich sagen ich schreibe hier über Sachen die auch bei mir noch nicht 100prozentig passen und ich wahrscheinlich noch viel vor mir habe und deswegen fühle ich mich auch etwas schlecht.

  • Diese Texte studiert man, kontempliert über sie, befreit sie von hinzugefügten Metaphysischen und richtet dann sein Handeln danach aus und vergisst sie wenn man sie zitieren will.

  • Und Leute die Sterbehilfe in Anspruch nehmen haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und darum schätze ich, dass diese Leute auch viele Chancen hatten. Darum ist es ja wichtig gutes Karma zu erlangen und den Geist zu trainieren um Chancen als Chancen zu begreifen.

    Ja, das stimmt. Wenn sie das nicht taten, dürfen wir sie nicht verurteilen. Wir können aber dankbar sein, wenn wir etwas mehr erkannt haben oder einen Ausweg gefunden haben, möglichen Ausweg und Chancen erkennen können. Mitgefühl mit anderen, nicht tadeln, wollte ich sagen- aber ich neige auch noch sehr zu solchem tadelnden ( verurteilendem ) Denken.

    die auch bei mir noch nicht 100prozentig passen und ich wahrscheinlich noch viel vor mir habe und deswegen fühle ich mich auch etwas schlecht.

    Du erkennst es doch, das ist doch gut, bist doch auf dem richtigen Weg, wir alle hier, sind ja keine Unschuldsengel und haben manche hassenden/ ablehnenden/ verurteilenden Gedanken immer mal wieder oder oft noch im Alltag, oder die meisten hier. Also du brauchst dich nicht schlecht fühlen. Wir können uns hier gegenseitig darauf aufmerksam machen, wo wir wieder unachtsam sind oder nicht die rechte Einsicht üben haben/ ergreifen.

    Liebe Grüße :wrose:

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Ich habe neulich gehört und es mir gemerkt. Das Wort Buddhist wird von vielen Lehrern nicht verwendet, stattdessen sagen sie, sie sind Anhänger oder Übende des Buddha- Dharmas. Als solcher gehört der Glauben an ein Leben im Jenseits ( falls Samsara nicht durchgebrochen wurde ) oder wiedergeboren werden dazu, auch das mit dem Karma, alles was in den Schriften steht. Sonst ist man kein Anhänger des Buddha- Dharmas. Denn dieses Religiöse gehört zu der Lehre dazu.

    Da ich selbst zu so einer Gruppe gehöre: Nein, das ist im allgemeinen nicht richtig. Wir gehen den Weg des Buddha und des Dhamma, aber religiös ist da nichts. Und keine einzige der Schriften wird normativ gesehen, sondern als Anleitung zur Praxis und zur eigenen Überprüfung, so wie Numisatojama es aus seiner Richtung bereits erläutert hat.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Seit meiner Kindheit glaube ich daran...

    Ich denke genau umgekehrt

    Der Buddha spricht an unzähligen Stellen im Kanon davon, daß alleine die Qualität des Herzens über Wohl und Wehe entscheidet, sowohl in dieser Existenz als auch in künftigen.

    Als Beispiel sei auf S 55,21 verwiesen. Auf die besorgte Frage des Sakkerfürsten Mahanamo antwortete der Erwachte:


    "Fürchte dich nicht, Mahānāmo, fürchte dich nicht, Mahānāmo: frei von Bösem wird dein Tod sein, du wirst kein böses Ende nehmen. Wessen Herz, Mahānāmo, lange Zeit in Vertrauen voll entfaltet wurde, in Tugend, in Erfahrung, in Zurücktreten, in Weisheit, dessen Körper, den formhaften, aus den vier Hauptstoffen bestehenden, von Vater und Mutter gezeugt, durch Reis und Grütze zusammengehalten, ein Ding der Unbeständigkeit, des Untergangs, der Aufreibung, des Zerfalls, der Zerstörung - den mögen die Krähen fressen, die Geier, die Falken, die Hunde, die Schakale, oder verschiedene andere Lebewesen. Sein Herz aber, das lange Zeit in Vertrauen, Tugend, Erfahrung, Zurücktreten, Weisheit voll entfaltet wurde, das steigt aufwärts, das geht noch oben."


    Nicht die Umstände der Todesstunde sind also entscheidend, sondern die Qualität des Herzens, die wir bis zu dem Zeitpunkt entwickelt haben.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Ich persönlich wäre etwas vorsichtig mit den Karmavorstellungen, diese geben letztendlich nur eine Richtung an, wie es verlaufen könnte/Wahrscheinlichkeiten.


    Am Ende hängen da wieder unendlich hoch unendliche viele Dinge mit dran.


    Wie ich öfters erwähnte besonders in der heutigen Zeit, bei der sich alles über Nacht veränderte, global geworden ist, neue Dynamiken/Technologien. Alles hat sich/verändert schlagartig. Wieviele Veränderungen Wünsche Ideen sind kollidierten usw.


    Ich glaube wirklich nicht das es so einfach, besonders heute das Karma auf einfache Regeln runter zu schrauben

  • Aber was Ihr ansprecht, sind für mich die unangenehme Seiten des Buddhismus.

    -Egal wie sehr man leidet, man hätte jetzt gerade die Chance sein „Karma“ zu verbessern

    -kein Wesen sollte leiden, es ist total unnötig das jemand leiden sollte, aber das aus Karma glaube trotzdem auf sich zunehmen, ich weiß nicht ob das richtig und hilfreich ist.

  • Seit meiner Kindheit glaube ich daran, dass Menschen, die in ihrem Leben schwer und vor allem auch unheilbar erkranken und daran sterben, durch das Leid, welches sie erfahren haben, ein besseres Nachleben erfahren werden - meine 17jährige Tätigkeit in der Altenpflege, die ich letztes Jahr an den Nagel gehängt habe, hat mich in dieser Ansicht noch bestärkt.

    Das ist ja ein sehr tröstlicher Gedanke, sowohl für den Kranken, als auch für den Pflegenden, Angehörigen oder andere Menschen, die das Leiden miterleben müssen.

    Es gibt wahrlich genug negative Anschauungen in den Religionen, wo man schwere Erkrankungen z.B. als "Strafe Gottes" interpretiert.


    Die Karma-Lehre könnte schlimmstenfalls das Leid vergrößern - allerdings nur dann, wenn die Krankheit als "Stigma" aufgefasst und nicht "angenommen" wird, als zwangsläufige Folge/Wirkung einer Ursache (u.U. gar in einer früheren Existenz).

    Leid lindernde Auswirkung hätte dagegen der Glaube, dass nun schlechtes Karma "ausgeglichen" wird und danach ein "besseres Nachleben"/ günstige Wiedergeburt erfahren werden kann.

    Klar ist jedoch auch, dass im Buddhismus Buddhas Wort gilt: "Karma, ihr Mönche, erkläre ich - sind die Absichten (Cetana).

    In aller Regel nimmt aber niemand freiwillig eine schwere Krankheit auf sich, sondern sie ereilt ihn vielmehr "schicksalshaft".


    Psychosomatik könnte möglicherweise auch eine Rolle spielen:


    In meiner - streng katholischen - Familie geschah es, dass ein Familienmitglied eine schwere "Sünde" beging (fortgesetzter Ehebruch mit der Folge unehelicher Kinder), was tiefe Wunden schlug und große Sorge u.a. um das "Seelenheil" des Ehebrechers auslöste.

    Ein Jahr später erkrankte der Vater des "Sünders" urplötzlich schwer (kurz vor der Geburt des 2. unehelichen Kindes!) und starb binnen 6 Wochen. Zwei Jahre danach wurde die Schwester von der gleichen Krankheit (Pankreaskarzinom) dahingerafft.

    Sowohl für die Erkrankten, als auch die Mutter war der "Fall" sonnenklar: Vater und Schwester "opferten" sich für das Seelenheil des "sündigen" Sohnes und Bruders.

    In/mit diesem Glauben konnten alle die schwere Zeit durchstehen, das Leiden hatte einen SINN, war dadurch erträglicher... und am Ende war "alles gut", denn natürlich glaubten alle an den "Lohn" im Himmel....

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Soweit ich das sehe ist das Leiden an sich kein Verdienst. Es hat bestimmte Ursachen und wenn die zu einem Ende kommen, sozusagen aufgebraucht sind, endet das entsprechende Leiden.

    Nach der Lehre des Buddha "Erbe ihrer Taten sind die Wesen" kann man die Ursachen für Glück oder Leid selber setzen, andere Lehren haben andere Erklärungen. Die Hauptsache ist doch dass ein Todkranker Erleichterung findet, auf welchem Weg auch immer.

  • Es steht weder in den Texten das Karma - jetzt- für diese oder jene Krankheit verantwortlich ist,

    noch sein wird.

    Doch, steht da leider genau so: "Ist jemand gewalttätig, so gerät er nach dem Tode in die Hölle oder wird, als Mensch wiedergeboren, kränklich und leidend sein."

    Niemand kann wissen was nach dem Tode passiert und niemand hier kann dies überprüfen.

    Es ist also auch nicht besonders hilfreich einzelne Bausteine aus dem Kontext einer Buddhistischen Anweisung zu ziehen.

    Das wird wohl nur zusätzlich verwirren.


    Es bleiben Erlebenswerte Einzelner die man Niemandem aufzwingen kann.Und wenn es doch mal zb manipulativen oder gar Gewaltätig gelingt, sicher nur kurzfristig.


    Der Buddha erinnerte deshalb ständig an ein überprüfen seiner erlebten Erfahrungen des Hier und Jetzt.

    Prüfe,Prüfe,Prüfe.


    Zweifel können nur durch Vertrauen ersetzt werden.Dafür benötigt ein Geist Energie und Hingabe die SELBST aufgebracht werden müssen.


    Es ist die Nahrung zum verdauen der Texte im -Jetzt-.


    In Metta🙏

  • Soweit ich das sehe ist das Leiden an sich kein Verdienst. Es hat bestimmte Ursachen und wenn die zu einem Ende kommen, sozusagen aufgebraucht sind, endet das entsprechende Leiden.

    Im Grundsatz würde ich dem zustimmen, das ist ja auch eine Essenz der 4 Edlen Wahrheiten.

    Nach der Lehre des Buddha "Erbe ihrer Taten sind die Wesen" kann man die Ursachen für Glück oder Leid selber setzen, andere Lehren haben andere Erklärungen.

    Ja, im Christentum verklärt man das Leiden Jesu am Kreuz als Erlösungstat und alle, die Leiden für ANDERE (oder ihren GLAUBEN!) auf sich nehmen, sind verehrungswürdig und haben ihren "Platz im Himmel" sozusagen sicher....


    Selbst im Palikanon gibt es eine märchenhafte Geschichte, wo das Leiden für das Wohl eines anderen Menschen "belohnt" wird:

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    2. Suppiyā. Eine Laienanhängerin aus Benares.


    Ihr Ehemann war Suppiya, und sie waren beide Buddhas Lehre sehr ergeben. Eines Tages bei einem Besuch im Kloster sah Suppiyā einen kranken Mönch der dringend einer Fleischbrühe bedurfte. Auf ihrem Nachhauseweg sandte sie eine Begleiterin um Fleisch zu besorgen. Aber in ganz Benares war kein Fleisch aufzutreiben. Aufgrund dessen nahm sie ein Messer und schnitt sich ein Stück Fleisch aus ihrem Oberschenkel und gab es ihrem Hausmädchen um für den Mönch eine Suppe zu kochen. Danach legte sie sich in ihrem Schlafgemach nieder.


    Als Suppiya zurückkam und hörte was geschehen war, ging er hocherfreut zum Kloster um Buddha für den nächsten Tag zum Essen einzuladen. Buddha akzeptierte die Einladung und als er am nächsten Tag mit seinen Mönchen eintraf, fragte er nach Suppiyā. Als er hörte dass sie krank sei, wünschte er dass sie zu ihm gebracht wird. In dem Moment wo Buddha die Wunde sah war sie verheilt und mit einer frischen Haut bedeckt, auf der feine Haare wuchsen wie auf dem übrigen Körper.


    Aufgrund dieses Vorfalls legte Buddha die Regel fest, die es den Mönchen verbietet Menschenfleisch zu essen, auch wenn es freiwillig gegeben wird. (MV.IV.23).


    Suppiyā wird als Beispiel angegeben deren guten Taten bereits in diesem Leben Früchte trugen. (Mil. 4.8.3).


    Sie wurde von Buddha deklariert als eine hervorragende Jüngerin, die sich um die Kranken kümmert (A.I.24),


    Ihre Berühmtheit wünschte sie sich zur einer Zeit unter Padumuttara Buddha. AA.i.244f.


    Sie ist aufgezählt in einer Liste von Laienjüngerinnen die den Fastentag der acht Entschlüsse auf sich genommen haben. (A.VIII.91).


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    (Eigentlich ging es in diesem Fall um die Festlegung der Regel, kein Menschenfleisch zu essen. Was mich auch wundert, dass "Fleischbrühe" hier als Heilmittel gesehen wird. Der Mönch hatte wohl einen Verlust an Elektrolyten und brauchte "Salziges"... :? Das würde eher in den "Fleischgenuss-Thread" passen.. :erleichtert: )

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Nach der Lehre des Buddha "Erbe ihrer Taten sind die Wesen" kann man die Ursachen für Glück oder Leid selber setzen, andere Lehren haben andere Erklärungen.

    Ja, im Christentum verklärt man das Leiden Jesu am Kreuz als Erlösungstat und alle, die Leiden für ANDERE (oder ihren GLAUBEN!) auf sich nehmen, sind verehrungswürdig und haben ihren "Platz im Himmel" sozusagen sicher....


    Selbst im Palikanon gibt es eine märchenhafte Geschichte, wo das Leiden für das Wohl eines anderen Menschen "belohnt" wird:

    .....

    Ja, und wenn es nicht um das Leiden für Andere geht, sagt das Christentum die Ursache für dieses gewöhnliche Leiden wäre der unerforschliche Ratschluss Gottes, soviel ich weiß. Etwa ein guter Mensch der von einer tödlichen Krankheit befallen wird kann die Ursache dafür nicht selber gesetzt haben, weil es im Christentum ja keine Vorleben gibt. Oder wenn jemand bereits als Krüppel auf die Welt kommt.

    Wenn man nun dieser Lehre und dem Christus ganz ergeben ist, bewirkt das mehr als einen gewöhnlichen Trost denke ich. Der Geist fixiert sich dann auf etwas Höheres und wendet sich mehr oder weniger von der Welt ab bzw. löst sich los. Von daher ist Glaube meines Erachtens nicht grundsätzlich abzulehnen und es gab auch erstaunliche "Asketen" im Christentum mit Einsicht und Weisheit.

  • Ehrlich gesagt war ich vom Christentum enttäuscht weil alles eine verborgenen Gottesgrund hat und wenn ich nur fest an Gott glaube werde ich erlöst, egal wie gut oder schlecht ich bin. Bei sowas frage ich mich warum das Christentum nicht schon längst verschwunden ist.

  • Mein Verständnis von Karma reibt sich etwas mit orthodoxen Karma Vorstellungen. Ethisches Verhalten wirkt positiv in der Welt und negatives Verhalten wirkt negativ. Ich’s sehe das nicht individualistisch sondern kollektivistisch sozusagen. Lässt die Gesellschaft den Kranken im Stich pflanzt sich das in negativen Folgen fort , etwa auch in weiteren Krankheiten, mehr leid, leid der Angehörigen, etc.


    Wir können alle mit dem Ursache und Wirkungs Prinzip die Welt verbessern.

  • Doch, steht da leider genau so: "Ist jemand gewalttätig, so gerät er nach dem Tode in die Hölle oder wird, als Mensch wiedergeboren, kränklich und leidend sein." Darüber gibt es viele Diskussionen. Was macht man mit diesen Texten, die so einen Schmarrn vertreten?

    Sehr gutes Sutra... Aber wenn man über die Hölle oder die "niedere Bereiche " spricht, man sollte ( im Hinterkopf) berücksichtigen, dass es nichts als "Igor" weidergeboren würde. Denn dann es wäre die "Reinkarnation" ( die Seelenwanderung). Und zwar Atman. Ich schlussfolgere nur, mehr nichts. Ich ernte bestimmt nichts gutes, wenn ich das schlimme sähe, aber der echte Haken an der Sache besteht darin, dass es nichts "Ich" als "Igor" erleiden würde. Nicht "Igor" , aber nichts der andere... also abhängig entstanden.

    Dass Karma mit der Wiedergeburt ohnne Atman sehr gut auskommmen, das ist das einzigartige im Buddhismus, denke ich, lieber Hendrik .

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates