"Gefährliche Retreats?"

  • Guten Morgen,


    kürzlich haben wir einen Podcast über den vermeintlichen Guru-Hype besprochen. Seit gestern gibt es einen Podcast über Vipassana-Retreats, auf die der Sprecher kritisch schaut.

    Er erklärt, was ein sogenanntes Retreat ist und warnt insbesondere Menschen mit Traumata vor möglichen "Folgeschäden". Dabei wird er schließlich sehr persönlich.

    Insgesamt finde ich seinen Vortrag unaufgeregt, ehrlich und behutsam. Da ich mich mit Goenka und Theravada-Buddhismus selbst nicht sonderlich gut auskenne, kann ich nicht verifizieren, ob sein Gesagtes mit den Überlieferungen übereinstimmen.

    Vielleicht vor allem für diejenigen interessant, die aktiv Vipassana betreiben oder betrieben haben.


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  • Menschen mit Traumata wird von Retreats abgeraten, dass ist nichts neues. Man kann es vielleicht nicht oft genug sagen. Er spricht hier auch von SN Goenka Retreats, gerade von denen hört man viele schlechte Storys.

  • Menschen mit Traumata wird von Retreats abgeraten, dass ist nichts neues. Man kann es vielleicht nicht oft genug sagen. Er spricht hier auch von SN Goenka Retreats, gerade von denen hört man viele schlechte Storys.


    Dass man in diesem Zusammenhang mehr über die Goenka-Vipassana-Reatreats hört, hat einerseits damit zu tun, dass sie eine hohen Durchlauf haben, d.h. viele Menschen nehmen an ihnen Teil. Es ist dann einfach eine statistische Frage. Nur beispielhaft: Wenn 0,1 Prozent der Teilnehmer im Druchschnitt Probleme in Zusammen mit Meditation erleben, dann sind das bei 1.000 Teilnehmern 10 Menschen, bei 100 Teilnehmern nur einer.


    Dann sind die Goenka-Reatreats sehr, sehr intensiv.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Er erklärt, was ein sogenanntes Retreat ist und warnt insbesondere Menschen mit Traumata vor möglichen "Folgeschäden".

    Hab den Podcast nicht gehört (Podcasts sind nicht mein Ding) , würde mich dem Rat aber aus eigener Erfahrung anschließen. Wie das bei Goenka ist, weiß ich nicht (doch :) , siehe PS), kenne das aber im allgemeinen auch so, dass auf diese Problematik hingewiesen wird, so wie 12341234 schreibt.


    Zu meiner Erfahrung: Ich hatte nach einem schweren Verkehrsunfall ein Trauma, durch das ein Teil meines Körpers in bestimmten Situationen komplett eingefroren war. In meiner Therapie wurden Methode eingesetzt, die fast mit dem Vorgehen in der Achtsamkeitsmeditation identisch sind, aber unter ganz kleinteiliger, enger 1zu1-Anleitung, in winzigen Schritten.


    In diesem Zustand wäre ein Standardretreat sicher keine gute Idee gewesen. Zu schnell zu tief.



    Liebe Grüße, Aravind.

    PS Goenka retreats:


    Zitat

    Personen mit ernsthaften psychischen Störungen

    Gelegentlich kamen Menschen mit ernsthaften psychischen Störungen zu Vipassana-Kursen, voller unrealistischer Erwartungen, dass die Technik ihre psychischen Probleme heilen oder lindern wird. Instabile persönliche Beziehungen und eine Geschichte verschiedenster ärztlicher Behandlungen und Therapien sind oft zusätzliche Faktoren, die es solchen Menschen erschwert, wirklichen Nutzen aus einem solchen Kurs zu ziehen, falls sie überhaupt in der Lage sind, den 10-Tage-Kurs abzuschließen. Da die Kurse meistens von nicht speziell therapeutisch geschulten Personen organisiert und durchgeführt werden, ist es uns leider nicht möglich, Menschen mit solchem Hintergrund angemessen zu betreuen. Obwohl Vipassana-Meditation für die meisten Menschen sehr nutzbringend ist, ist sie doch kein Ersatz für medikamentöse oder psychiatrisch-therapeutische Behandlung. Wir können Vipassana daher nicht für Menschen mit ernsthaften psychischen Störungen empfehlen.

  • Ich habe das so oder so ähnlich schon zu mehreren Themen geschrieben:


    Alles, was Wirkung hat, kann auch Nebenwirkungen haben.

    Wir haben keine 100% Kontrolle über alle Konsequenzen unserer Handlungen! :?


    Eine Firma, die ein Arzneimittel auf den Markt bringen möchte, muss strenge Tests durchmachen und auch danach noch auf dem Beipackzettel auf mögliche Nebenwirkungen hinweisen!!


    Vielleicht sollten wir für den Psychomarkt (Betonung auf Markt!) ähnliche Regeln einführen und Anbieter zwingen, ausdrücklich auf mögliche Nebenwirkungen und ganz besonders auf Indikationen hinzuweisen, unter denen eine Teilnahme an Kursen etc. nicht wünschenswert ist.

    Quote

    Vier unerfaßbare Dinge gibt es, ihr Mönche, über die man nicht nachdenken sollte, über welche nachdenkend man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte. Welches sind diese vier Dinge?

    • Der Machtbereich der Buddhas, ihr Mönche, ist etwas Unerfaßbares, über das man nicht nachdenken sollte und über das nachdenkend man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte.
    • Der Machtbereich der Vertiefungen (*1) -
    • die Wirkung der Taten (kamma-vipāka)  
    • das Grübeln über die Welt ist etwas Unerfaßbares, worüber man nicht nachdenken sollte, und worüber nachdenkend, man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte.

    • A.IV.77 Die vier unerfaßbaren Dinge (acinteyya) - 7. Acinteyya Sutta
  • Menschen mit Traumata wird von Retreats abgeraten, dass ist nichts neues. Man kann es vielleicht nicht oft genug sagen. Er spricht hier auch von SN Goenka Retreats, gerade von denen hört man viele schlechte Storys.


    Dass man in diesem Zusammenhang mehr über die Goenka-Vipassana-Reatreats hört, hat einerseits damit zu tun, dass sie eine hohen Durchlauf haben, d.h. viele Menschen nehmen an ihnen Teil. Es ist dann einfach eine statistische Frage. Nur beispielhaft: Wenn 0,1 Prozent der Teilnehmer im Druchschnitt Probleme in Zusammen mit Meditation erleben, dann sind das bei 1.000 Teilnehmern 10 Menschen, bei 100 Teilnehmern nur einer.


    Dann sind die Goenka-Reatreats sehr, sehr intensiv.

    Kenne da keine genauen Zahlen aber kann schon sein.


    Es soll auf jeden Fall sehr intensiv sein ja. Die, die negatives berichten brechen meisten vorzeitig ab. Ist wohl auch eine Frage der Belastbarkeit.

  • Es kann wohl auch so sein, das einige der Teilnehmer nicht wissen, dass sie ein Trauma haben, weil sie es nicht als Trauma sehen. Sie wollen wohl ihren Störungen verstehen und werden von dem sich Selbst, dem eigenen Selbst gegenübersehen noch einmal traumatisiert.


    Für mich habe ich beschlossen, kein Retreat zu machen, auch wenn es noch so verlockend für mein Ego ist. Meine Vipassana Erfahrungen mit mir sind ausreichend. Sie haben mir oft einen Absturz beschert. Doch ich hatte immer die Macht, das Vipassana abzubrechen, um die Folgen zu verarbeiten. Bei einem Retreat hab ich die Befürchtung es durchhalten zu wollen, allein um damit angeben zu können. Das würde dem Sinn von Vipassana vollkommen widersprechen.

    Mein Anwenden von Vipassana ist auch so, das es reine Privatsache ist, weil jedes Einmischen der Gedanken von einem anderen und seien sie auch noch so wohlwollend, verhindert den Erfolg von Vipassana.

    Mein Selbst so erkennen wie es jetzt ist.

    Es geht nicht darum, mein Selbst so zu erkennen, wie es ein anderer sieht. Dieses Verlangen sehe ich für mich bei einem Retreat.

  • Zu meiner Erfahrung: Ich hatte nach einem schweren Verkehrsunfall ein Trauma, durch das ein Teil meines Körpers in bestimmten Situationen komplett eingefroren war. In meiner Therapie wurden Methode eingesetzt, die fast mit dem Vorgehen in der Achtsamkeitsmeditation identisch sind, aber unter ganz kleinteiliger, enger 1zu1-Anleitung, in winzigen Schritten.


    In diesem Zustand wäre ein Standardretreat sicher keine gute Idee gewesen. Zu schnell zu tief.

    Das war echt gut! Ich mache immer so, den kleinen Schritt, dann den nächsten, aber Retreat ist die enorme Herausforderung, dann man kommt zurück ins den Alltag, und es gibt absolut andere Bedingungen. Man sollte arbeiten gehen, um die Kinder zu kümmern, sogar für die reine formelle Meditation man braucht die Zeit, denn man lebt doch nichts im Kloster.

    Ich finde sehr sinnvol die regemässige Praxis, aber Jahr für Jahr... Retreats , egal welche, machen die fette Kohle, so meine eigene Meinung. Vor einigen Yahren ich war sehr befreundet mit einem Lehrer ( des Yoga, aber es ist nichts so wichtig), der lebt im London, und er hatte mir eingestanden, er braucht so was, um die Kinder zu ernähren, dann für die Wonhung bezahlen, das Auto..usw.. Wenn man aber allein jeden Tag praktiziert, wozu man braucht die Retreats?

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn man aber allein jeden Tag praktiziert, wozu man braucht die Retreats?

    Darauf gibt es keine Antwort. Entweder, man "braucht" sie tatsächlich nicht, oder man hat die Dimension von Retreats nicht erlebt.

    (eine dritte seltene Möglichkeit wäre, was Noreply so klar geschildert hat: Man hat durch Erforschung erkannt, dass Retreats für die eigene Konstitution nicht heilsam sind).


    Man kann Monate seiner Zeit auf Retreats rumbringen, und steht am Ende wieder da, wo man losgegangen ist. Oder man nutzt sie, wenn das einem möglich ist. Beides bleibt jedem und jeder selbst überlassen.


    Da dieses Thema viel Potential zu OT hat, werde ich mich in diesem Faden nicht mehr hierzu äußern. (Aber gerne woanders, falls jemand Interesse hat, Erfahrungen auszutauschen). Und schon gar nicht zur pauschalen Herabwürdigung von Lehrern, die vermeintlich "fette Kohle" mit Retreats machen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Was meiner bescheidenen Meinung nach grundsätzlich sinnvoll ist, das ist insbesondere bei Neulingen eine intensive Begleitung durch den/die Leiter/in des Retreats; sinnvollerweise in einem möglichst täglichen Gespräch unter vier Augen. Diese Gespräche müssen nicht allzu ausgedehnt sein (ist ja keine Gesprächstherapie), insbesondere, wenn man sich bereits gegenseitig ein Stück weit kennt. Natürlich braucht der/die 'Coach' einiges an Einfühlungsvermögen, um ggf. auftretende Probleme frühzeitig erspüren und ansprechen zu können. Trotzdem ist, so denke ich, mit ca. 20 Teilnehmern solch eines Retreats die Obergrenze dessen erreicht, was solch ein/e Coach überhaupt leisten kann, wenn er/sie den Job denn ernst nimmt*. Wenn LeiterInnen von Retreats keine Zertifizierung oder Approbation haben - okay, die treten ja auch nicht mit dem Anspruch auf, Psychotherapie zu machen. Wenn zu den schon genannten empathischen Fähigkeiten und einer grundsätzlichen Haltung liebevoller Akzeptanz noch etwas gesunder Menschenverstand hinzukommt, dann hat man auch so etwas wie einen 'safe space'.


    Die Beurteilung, ob der/die aufgesuchte LehrerIn diese Voraussetzungen mitbringt, kann man wohl niemandem ersparen. Lizenzen oder Approbationen, ein Meditations - TÜV, bringt da mE nichts.


    *Ich weiss nicht, wie das konkret auf Goenka-Retrats zugeht, außer dass auch ich gehört habe, die seien recht anspruchsvoll. Ein wenig habe ich da allerdings auch den Eindruck (mag sein, dass der täuscht) von 'Massenabfertigung'.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Und schon gar nicht zur pauschalen Herabwürdigung von Lehrern, die vermeintlich "fette Kohle" mit Retreats machen.

    Ach, tut mir echt leid, man braucht hier keine Verallgemeinerungen zu tun, du hast absolut recht.



    Man kann Monate seiner Zeit auf Retreats rumbringen, und steht am Ende wieder da, wo man losgegangen ist. Oder man nutzt sie, wenn das einem möglich ist. Beides bleibt jedem und jeder selbst überlassen.

    Für mich das war immer die Kosten-Frage. Wie viel man sollte dafür bezahlen? Wenn ich sehr kleine Rente beziehe, auf dem "existenziellem Minumum", dann ich kann es mir nichts einfach leisten. Wenn ich aber diese Möglichckeit hätte, ich würde es ergreifen, denn diese Erfahrung sollte einziartig sein, und könnte sehr viel auch transformativ wirken, und den eigenen Inneren Wachtum fördern, das sollte jedem klar sein.

    Wenn man es nichts selbst ( auf dem eigenen Leib) nichts probiert hätte, egal welche Ratschläge wären fehl am Platz.

    Ich mache , Z.B, Yoga... Wenn ich nur einen Tag verpasse, ich spüre es sofort, das ist wie die Sucht, wie beim Rauchen, dann ich weiss selbst, ich kann es selsbt weiter praktizieren, und ich brauche keinen Lehrer mehr, denn mein eigener Körper ist der beste Lehrer.

    Reatreats können aber sehr gut heilen, wenn die alle mögliche Methoden versagt hatten.

    So, der Fall:


    Quote

    »Als die Schulmedizin und ich uns schon gegenseitig aufgegeben hatten und ich mich zu lebenslangen chronischen Schmerzen verurteilt sah, wurde mir ein wundersamer Ausweg gezeigt: Stillsitzen lautete die Empfehlung, und atmen. Ich saß still. Ich atmete. Am Anfang war das ermüdend, ziemlich schmerzhaft und ohne unmittelbare Wirkung. Aber mit der Zeit wurde es so aufregend und bescherte mir so enorme körperliche und geistige Veränderungen, dass ich anfing, meine Krankheit als Glücksfall zu betrachten.« »Die Kunst stillzusitzen« ist Tim Parks’ persönlichstes Buch: eine Krankheitsgeschichte mit »happy end«, klug und unglaublich unterhaltsam. Geplagt von undefinierbaren chronischen Schmerzen, konfrontiert er die Leser mit der buch­stäblich nackten Wahrheit über das Ver­hältnis von Geist und Körper. Nach einer langen und letztlich fruchtlosen Kon­sul­ta­tion von Schulmedizinern findet er die Lösung für seine Schmerzen in einem Schweige-Retreat, in einer Atemtechnik, der Vorbereitung zur Meditation. Davon hatte Tim Parks am allerwenigsten eine Lösung seiner gesundheitlichen Probleme erwartet; als Skeptiker waren ihm die ganzen alternativen Heilmethoden und New-Age-Versprechen reichlich suspekt. Die meisten von uns werden irgendwann krank; aber nur wenige können darüber mit soviel Schwung, mit solch einer brillanten Intelligenz erzählen wie Tim Parks.


    Die Kunst stillzusitzen
    books.google.de

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich finde den Punkt, dass sich Menschen bisweilen gar nicht ihrer Traumata bewusst sind, wichtig. Und da verstehe ich auch die Kritik des Podcasters bzgl. mangelnder traumasensitiver Schulungen von Vipassana-Lehrenden. Ich habe gelesen, dass teilweise 100 oder mehr Personen an einem Retreat teilnehmen. Ich selbst habe in Zen-Klöstern eine sehr nahe und intensive Begleitung erlebt; das ging aber nur, weil wir je 4-8 Gäste waren. Von daher kommts mir in den obigen Formaten selbst ein wenig nach "Massenabfertigung" vor. Dass damit allerdings Kommerz betrieben soll, fühle ich weniger.

  • Was meiner bescheidenen Meinung nach grundsätzlich sinnvoll ist, das ist insbesondere bei Neulingen eine intensive Begleitung durch den/die Leiter/in des Retreats; sinnvollerweise in einem möglichst täglichen Gespräch unter vier Augen. Diese Gespräche müssen nicht allzu ausgedehnt sein (ist ja keine Gesprächstherapie), insbesondere, wenn man sich bereits gegenseitig ein Stück weit kennt. Natürlich braucht der/die 'Coach' einiges an Einfühlungsvermögen, um ggf. auftretende Probleme frühzeitig erspüren und ansprechen zu können. Trotzdem ist, so denke ich, mit ca. 20 Teilnehmern solch eines Retreats die Obergrenze dessen erreicht, was solch ein/e Coach überhaupt leisten kann, wenn er/sie den Job denn ernst nimmt*. Wenn LeiterInnen von Retreats keine Zertifizierung oder Approbation haben - okay, die treten ja auch nicht mit dem Anspruch auf, Psychotherapie zu machen. Wenn zu den schon genannten empathischen Fähigkeiten und einer grundsätzlichen Haltung liebevoller Akzeptanz noch etwas gesunder Menschenverstand hinzukommt, dann hat man auch so etwas wie einen 'safe space'.


    Die Beurteilung, ob der/die aufgesuchte LehrerIn diese Voraussetzungen mitbringt, kann man wohl niemandem ersparen. Lizenzen oder Approbationen, ein Meditations - TÜV, bringt da mE nichts.


    *Ich weiss nicht, wie das konkret auf Goenka-Retrats zugeht, außer dass auch ich gehört habe, die seien recht anspruchsvoll. Ein wenig habe ich da allerdings auch den Eindruck (mag sein, dass der täuscht) von 'Massenabfertigung'.

    Bei den Goenka-Retreats gibt es wie ich hörte pro Tag einen Vortrag aber keine Gespräche oder sonstiges, es gibt wahrscheinlich eine Anleitung zu Vipassana und den Regeln etc, aber sonst ist alles schweigen.
    Allerdings wüsste ich jetzt auch nicht von vielen anderen Retreats, wo ein täglicher Austausch gegeben ist.

  • Von mir kann ich nur behaupten, dass ich viele Traumata hatte, die mir nie bewusst waren, ich sie als normalen Zustand jedes Menschen angesehen habe.


    Quote

    Ich saß still. Ich atmete. Am Anfang war das ermüdend, ziemlich schmerzhaft und ohne unmittelbare Wirkung. Aber mit der Zeit wurde es so aufregend und bescherte mir so enorme körperliche und geistige Veränderungen, dass ich anfing, meine Krankheit als Glücksfall zu betrachten.« »Die Kunst stillzusitzen« ist Tim Parks’ persönlichstes Buch:

    Von hier: RE: "Gefährliche Retreats?"


    Völlig ohne es bewusst zu wissen bin ich nach meiner Yogazeit angefangen einfach stillzusitzen und das hat bewirkt, dass meine Fibromyalgie schlimmer wurde durch sogenannte medizinische Hilfen. Erst als die sogenannte Wissenschaft, die nichts von meiner Krankheit wissen wollte, getrennt habe und zum nur sitzen zurückgegangen bin, wurde ich wieder „gesund“, meine Krankheit ist nicht heilbar. Was ein Blödsinn, es reicht vollkommen, dass ich mich nicht unwohl fühle. Aber sitzen mit Knieschmerzen oder sonstige Verrenkungen vermeide ich wie die Pest. Das hab ich durch Yoga gelernt, keine Schmerzen! Jeder Lehrer, der mir vorschreiben wollte, wie ich zu sitzen habe, hab ich nicht mehr ernst genommen. Das trifft in dem Fall, wie sitzen, sogar Buddha.

  • Quote

    Da dieses Thema viel Potential zu OT hat, werde ich mich in diesem Faden nicht mehr hierzu äußern. (Aber gerne woanders, falls jemand Interesse hat, Erfahrungen auszutauschen). Und schon gar nicht zur pauschalen Herabwürdigung von Lehrern, die vermeintlich "fette Kohle" mit Retreats machen.

    Das versteh ich nun wieder überhaupt nicht! Wieso nicht hier. Wieso ist es im Buddhaland unmöglich Kontroversen so zu besprechen, wie das jeweilige Selbst es gerade auffasst? Gerade hier wäre doch die Möglichkeit Vorurteile aufzuklären. Wird jemand beleidigend gegen User wird, wird er gesperrt. Aber Kritik, an Lehren auch von lebenden Lehrern, Schulen oder Religionen muss erlaubt werden, das sind schließlich nur Konzepte.


    Das Verhindern von Austausch, auch von nicht rechter Sicht, verstärkt die Unfähigkeit zu rechter Sicht.


    Ich weiß OT, wird in den ungefährlichen Bereich von Kontroversen verschickt. Oder in den Papierkorb. Kenn ich schon. Bloß nicht sich von dem Leiden befreien, dass Buddhismus Friede, Freude, Eierkuchen ist.

  • Völlig ohne es bewusst zu wissen bin ich nach meiner Yogazeit angefangen einfach stillzusitzen und das hat bewirkt, dass meine Fibromyalgie schlimmer wurde durch sogenannte medizinische Hilfen. Erst als die sogenannte Wissenschaft, die nichts von meiner Krankheit wissen wollte, getrennt habe und zum nur sitzen zurückgegangen bin, wurde ich wieder „gesund“, meine Krankheit ist nicht heilbar. Was ein Blödsinn, es reicht vollkommen, dass ich mich nicht unwohl fühle. Aber sitzen mit Knieschmerzen oder sonstige Verrenkungen vermeide ich wie die Pest. Das hab ich durch Yoga gelernt, keine Schmerzen! Jeder Lehrer, der mir vorschreiben wollte, wie ich zu sitzen habe, hab ich nicht mehr ernst genommen. Das trifft in dem Fall, wie sitzen, sogar Buddha.

    Ach, lieber Noreply , wenn ich etwas junger als du bist, dann körperlich ich bin der Wrack. Ich kann nichst einfach lange sitzen, denn die Schmerten dann ich kann nichts aushalten, schier unmöglich. Aber ich habe in mein Yoga , der schaffe ich noch, also die ganze Elementen von Sati integriert, dann ich mache es immer während des Tages... Was sagt aber Kanon dazu?


    Quote

    (3. Wissensklarheit)

    8. "Wiederum, ihr Bhikkhus, ist ein Bhikkhu einer, der wissensklar handelt beim Hingehen und Zurückgehen; der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen; der wissensklar handelt beim Beugen und Strecken der Glieder; der wissensklar handelt beim Tragen der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale; der wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken; der wissensklar handelt beim Entleeren von Kot und Urin; der wissensklar handelt beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen [9]."

    9. "Auf diese Weise verweilt er, indem er den Körper innerlich als einen Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er den Körper äußerlich als einen Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er den Körper sowohl innerlich als auch äußerlich als einen Körper betrachtet. Oder er verweilt, indem er die Ursprungsfaktoren im Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er die Auflösungsfaktoren im Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er die Ursprungs- und Auflösungsfaktoren im Körper betrachtet. Oder die Achtsamkeit, daß da ein Körper vorhanden ist, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auch auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er den Körper als einen Körper betrachtet."

    Oder ca das:


    Quote

    «Der gerade Weg, ihr Mönche, der zur Läuterung der Wesen, zur Überwältigung des Schmerzes und Jammers, zur Zerstörung des Leidens und der Trübsal, zur Gewinnung des Rechten, zur Verwirklichung der Erlöschung führt, das sind die vier Grundlagen der Achtsamkeit (satipatthana, diese werden als der Mittelpunkt der Lehre dargestellt).

    Welche vier? Da wacht, ihr Mönche, ein Mönch

    • beim Körper über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
    • wacht bei den Gefühlen über die Gefühle, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
    • wacht beim Gemüte [citta, Bewusstsein] über das Gemüt, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
    • wacht bei den Erscheinungen (dhamma) über die Erscheinungen, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.

    Also, was mich betriift, so ich bemühe mich genau das zu paktizieren, egal sitze ich, schreibe ich jetzt, oder wenn ich mit jemandem Komminiziere, also real.. Immer wachsam zu sein.. Immer auf der Hut, umd immer zu registrieren, was ich spüre, empfinde, fühle, denke , usw... Wenn man es lange genug macht , ( Jahre, keine Monate)

    dann man kann die Augenblicke erhaschen, dass es alles nichts dir ( mir) gehört, ich habe , also , damit nichts zu tun. So man kann den inneren Abstand gewinnen, oder man kann es als den "leeren Raum " etikettieren... So klein Geschmack von Nicht-Ich, technisch gesprochen.

    LG, wenn es hier nichts passt, dann löschen, kein Problem.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich habe mit allem etwas zu tun, das sich um, an und in meinem Körper befindet!

    Doch mein Sein können in dem Ort des Selbst und eine Leere um dieses Selbst machen können, wenn ich es benötige. Schützt mich davor das das was an, um, in meinem Körper ist, zu jeder Zeit als nicht Mein, nicht Ich und nicht mein Selbst zu erkennen.


    Obwohl ich nie behaupten kann, dass ich nichts damit zu tun habe. Das war mal eine der Illusionen, die zum Glück beseitigt ist.

    Ich habe mit allem etwas zu tun, das sich um, an und in meinem Körper befindet!

    Alles Geistige ist nur ein Schein von dem, was meinen Körper betrifft.

  • Das versteh ich nun wieder überhaupt nicht! Wieso nicht hier.

    Weil für mich das Ausgangsthema hier Traumata und andere Einschränkungen in Retreats ist. Das kann ja von mir aus ja gerne kontrovers diskutiert werden.


    Oder war ich nicht klar genug: Ich bezog mich ausschließlich auf die Frage: "Sind Retreats überhaupt sinnvoll." Finde ich auch interessant, ist für mich aber eine völlig andere Diskussion.

  • Ich bezog mich ausschließlich auf die Frage: "Sind Retreats überhaupt sinnvoll." Finde ich auch interessant, ist für mich aber eine völlig andere Diskussion.

    Danke für die Klarstellung, das hatte auch ich (etwas zu schnell gelesen) missverstanden. Richtig, das wäre eine andere Diskussion. Die aber sicher auch nur zu dem Resultat führt, dass nicht jedes geschickte Mittel für Jeden geschickt ist.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Die aber sicher auch nur zu dem Resultat führt, dass nicht jedes geschickte Mittel für Jeden geschickt ist.

    Hi, Sudhana , das ist sehr kurz gegriffen. Nichts meine Meinung.

    Wie Paul Debes, so Fritz Schäfer empfehlen Nichts! die Praxis Anapanasati ( sattipatthana) für die gewöhnlche Menschen. Man kann diesen Rat getrost ignorieren. Aber man sollte sich dran nichts wundern , wenn die Probleme bei "Retreats" entstehen.

    P.S. Das geschickte Mittel ist deswegen so (genannt), weil es schickt sich an, individuell anzupassen.

    Schönen Abend. :tee:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn man aber allein jeden Tag praktiziert, wozu man braucht die Retreats?

    Darauf gibt es keine Antwort. Entweder, man "braucht" sie tatsächlich nicht, oder man hat die Dimension von Retreats nicht erlebt.


    Wenn sich die Leute klarer ausdrücken würde, könnte man es auch verstehen :doubt:.


    Wie ist deine Erfahrung mit so einem vollkommenen Rückzug vom Alltag und seinen Eckpfeilern und den entsprechenden Sorgen und Aufgaben des Geistes? Du redest so ominös vom erleben bzw nicht erleben einer Dimension, deswegen die Frage.


    Es sind aus meiner Sicht zwei sehr verschiedene Methoden. Daheim im Alltag 'was praktizieren' - daneben eine mehrwöchige Erfahrung die offenbar zehn Mal so intensiv wie ein ereignisreicher Urlaub wirken und anscheinend auch nachwirken kann. Ich denke, jemand der beides kennt, sollte darauf schon besser antworten können, als 'darauf gibt es keine Antwort'.

  • Nun - ein wie ich meine recht offensichtlicher Aspekt eines Retreats* ist seine Intensität im Vergleich zum *normalen* Geistestraining (bhāvanā) eines Haushälters / 'Laien'. Für Laien ist es ja vor allem zu Beginn der Übung sehr schwierig, die mit ihr erfahrenen (und eingeübten) Bewusstseinsmodi in den sog. 'Alltag' (insbesondere einen 'erwerbstätigen', wie es im Finanzamts-Jargon heisst) zu transformieren. Was ja letztlich Sinn der Übung ist.


    Insofern ist ein Retreat tatsächlich ein Urlaub, eine von der Arbeit für Nahrung, Kleidung und Unterkunft freie Zeit - ohne dass man sich dafür den ökonomischen Unsicherheiten einer auf Betteln basierenden Lebensweise aussetzen muss. Das ermöglicht für eine begrenzte Zeit ein sehr intensives Geistestraining, das dann auch die genannte Integration in den anschließenen Alltag erleichtert.


    Nun sind Übung im Retreat einerseits und (möglichst tägliche) Übung zu Hause irgendwo zwischen Arbeit, Erholung und Schlafen nicht zwei alternative Konzepte; das sollte man nicht missverstehen. Es geht da nicht um ein entweder-oder sondern um ein sowohl-als-auch. Primär hilfreich ist die tägliche, regelmäßige Übung zu Hause - Retreats sind vor allem zur Unterstützung da. Das lässt sich durchaus mit Trainingscamps für Sportler vergleichen; wobei es da ja auch welche für ambitionierte Freizeitsportler und welche für Profis gibt. Wo man sich, wenn es dumm läuft, auch eine Sportverletzung wie etwa einen Bänderriss holen kann. Das Leben ist riskant und endet tödlich.


    Mit dem mentalen 'Abstand' vom Alltag, der als bedrohliche Disparität empfunden werden kann, lässt sich meines Erachtens auch die Problematik bei psychisch labilen Personen erklären, die sich mit ihrem traumatisch erfahrenen 'Alltag' arrangiert haben. Wenn durch die Intensität der Übung in einem Retreat die Selbstschutzmechanismen relativ schnell 'transparent' und durchlässig werden, setzt dies Ängste frei. Bei solchen Ausgangsbedingungen ist ein Retreat eher nicht der richtige Umgang damit - vielleicht sogar Geistestraining überhaupt nur bedingt. Priorität hat da eine Heilung des psychischen Schadens und dafür gibt es Leute, die speziell dafür ausgebildet sind.


    Wobei ich mir vorstellen kann, dass die Leute, die sich über schädliche Nach- oder Nebenwirkungen von Retreats beklagen, eben diese Retreats nicht zuletzt aufgrund des mehr oder weniger bewussten Leidensdrucks einer latenten Störung besucht haben. Gewissermaßen als untauglichen Selbsthilfeversuch. Womit ich jetzt keineswegs eine Art Schuldumkehr andeuten will - ich denke nicht, dass es da um 'Schuld' geht. Das von mir angesprochene private Vier-Augen-Gespräch (dokusan) ist vertraulich, so dass man zwangsläufig nicht sagen kann, was da "normalerweise" besprochen wird. Aber ich denke mal, die Vermutung ist naheliegend, dass idR als erstes besprochen wird, wer da kommt und warum. Und da gibt es dann welche, die haben ein Gespür für Verletzungen und Verletzlichkeiten Anderer (und manche missbrauchen auch diese Fähigkeit zur Manipulation) - und welche, die haben's nicht. Das müssen dann nicht notwendig schlechte Lehrende sein; nur solche, die mit Problemfällen überfordert sind.



    *Dazu vorsorglich die Anmerkung, dass sich meine Erfahrung mit Retreats auf Sesshin ('Zen-Retreats') beschränkt, was möglicherweise einen Scheuklappeneffekt hat.

    OM MONEY PAYME HUNG

    Edited once, last by Sudhana: Typo ().