Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus

  • Das Ich ist nicht materiell, weil es keine Form und keine Farbe hat. Deshalb kann es nicht mit dem Körper identisch sein.

    Identisch nicht, aber braucht es nicht den Körper dazu?

    Das ist wohl die eigentliche Frage

    Das Ich ist wohl immer eine Identifikation - Dieses bin Ich. "Ich bin Körper/Geist" ist die Grundlage auf der alle möglichen Identitäten entstehen: Ich bin dick oder dünn, groß oder klein, gebildet oder ungebildet, Straßenkehrer, Politiker, Vater, Tochter, Sanguiniker, Choleriker, usw. Manche Identitäten sind nur kurz:, z.B. eben war ich schlecht gelaunt, jetzt bin ich fröhlich.

  • Das Ich ist wohl immer eine Identifikation -

    Wenn das erfahren wird im handelnden Leben, dann beendet es das Anhaften und Festhalten eines Ich bin. Niemals das ergreifen! Wie sollte sonst ein Buddha lehren?

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Tim99 , was mir auffaellt ist deine extreme Ich-Bezogenheit. Fast jeder Satz deiner Beitraege beginnt mit - oder enthaelt - 'ich', 'mein', 'mich', 'mir'.


    Ich denke mal, so was macht krank.

    Dass fast jeder Satz mit "Ich" beginnt, zeigt zunächst einmal nur, dass Tim99 "seine" Wahrnehmungen, Empfindungen, Einschätzungen und Ansichten äußert

    (und dass sein Geist/Herz "voll" ist...).


    (Sogenannte "Ich-Botschaften" werden übrigens in der "Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg" im zwischenmenschlichen verbalen Interagieren sogar empfohlen, da sie allemal friedlicher wirken, als die (oft beschuldigenden, tadelnden, anprangernden) "Du-Botschaften".)


    Natürlich ist es - auf Dauer - unheilsam, zu starke Ichbezogenheit zu entwickeln, aber es gibt auch gute Gründe dafür, z.B., wenn intuitiv gespürt (oder von außen gespiegelt) wird, dass eine Krankheit vorliegt, die der Behandlung bedarf oder bei isolierten Menschen, die nur "sich" haben....

    So, wie ein kranker Zahn die Aufmerksamkeit (durch Schmerzen) auf sich lenkt, mag auch eine psychische Erkrankung, z.B. ein verletztes "Ich", Beachtung "einfordern", um eine Chance auf Genesung zu haben.


    Hallo dukkha ,

    genau, es gibt körperliche Voraussetzungen dafür, dass in uns ein "Ich" (-Gefühl) und damit Identifikation entstehen kann.

    Also könnte man sagen, dass die Khandha/Skandhas das Ich (-Gefühl) hervorbringen/erzeugen.


    Beweise aus der wissenschaftlichen/medizinischen Forschung gibt es zuhauf, z.B. Untersuchungen an Menschen mit verschiedenen Hirnläsionen, Demenzforschung, etc..


    Meine Großmutter wusste im Endstadium ihrer (vaskulären) Demenzerkrankung nicht mehr, dass "sie" es ist, die Schmerzen im Körper empfindet, dennoch wurden die Schmerzen wahrgenommen (weil die dafür zuständigen Hirnregionen noch funktionierten), als unangenehm empfunden und riefen dementsprechende Reaktionen (der Abwehr) hervor.


    Hallo Qualia,

    ich kann deinem Beitrag nur zustimmen, dass "der schmerzende Körper jeden aus jedem Himmel holt"....


    Im Buddhismus geht es ja darum, zu erkennen, dass das Ich-Gefühl -letztlich- illusionär und nur ein Konzept ist, allerdings ein für das Überleben nützliches.


    Die Wissenschaft stellte übrigens fest, dass das "Ich" - speziell für das Zurechtkommen in sozialen Gruppen - notwendig und hilfreich ist. Im Kontext des Zusammenschlusses zu Gemeinschaften, machte die "Erfindung"/Entstehung dieser "Illusion" also absolut Sinn.



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Das Ich ist wohl immer eine Identifikation -

    Wenn das erfahren wird im handelnden Leben, dann beendet es das Anhaften und Festhalten eines Ich bin. Niemals das ergreifen! Wie sollte sonst ein Buddha lehren?

    Ein Buddha ergreift nichts mit Verblendung, Gier oder Hass denke ich.

  • Das Ich ist wohl immer eine Identifikation -

    Wenn das erfahren wird im handelnden Leben, dann beendet es das Anhaften und Festhalten eines Ich bin. Niemals das ergreifen! Wie sollte sonst ein Buddha lehren?

    Ein Buddha ergreift nichts mit Verblendung, Gier oder Hass denke ich.

    Ein Buddha lehrt, weil er die Geistesgifte von Verblendung, Gier und Hass vollständig aufgegeben hat, um uns aufzuzeigen wie auch wir diese Geistesgifte aufgeben können. Ein Ergreifen gibt es in seinem Geisteskontinuum nicht mehr, weil sein Geist frei von jeglicher Täuschung ist.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    Edited once, last by Helmut ().

  • Das Ich ist wohl immer eine Identifikation -

    Wenn das erfahren wird im handelnden Leben, dann beendet es das Anhaften und Festhalten eines Ich bin. Niemals das ergreifen! Wie sollte sonst ein Buddha lehren?

    Ein Buddha ergreift nichts mit Verblendung, Gier oder Hass denke ich.

    Hab ich nicht behauptet und doch ergreift er.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

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  • Es ist auch spannend, dass ich wie aus dem Nichts immer wieder Angriffen ausgesetzt bin, wo ich mir denke, wie komme ich da dazu.


    Mein Bruder schreibt mir eine Nachricht, dass ich ihn in Ruhe lassen soll bzw. dorthin verschwinden soll, wo es besser ist. Nachsatz: Bitte nicht antworten. Heißt, der beleidigt mich und ich darf nicht mal Stellung dazu beziehen?

    Was hätte Buddha dazu gesagt, wenn es ihm passiert wäre?


    Wie kommst Du dazu? Wenn Du es wirklich nicht weisst, könntest Du natürlich fragen, aber die Sache klingt nach einer Vorgeschichte, die Dir schon bekannt ist. Ist die Frage tatsächlich wichtig, wie es dazu kommt?


    Eine Beleidigung ist ein Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Kundgabe eigener Missachtung oder Nichtachtung, und ich finde die Definition des StGB passend. Wurdest Du tatsächlich beleidigt? Ich denke, nein. Er wünscht keinen Kontakt zu Dir und hätte darum gerne, dass Du möglichst weit weg wärst. Das ist natürlich nicht angenehm, aber was hindert Dich daran, diesem Wunsch zu folgen? Lebst Du dann auf irgendeine Weise schlechter? Jeder Mensch hat den Drang zu sozialisieren und es ist nicht einfach, diesen Drang zu erkennen und ihn nicht zur Motivation des Handelns werden zu lassen. Stellung beziehen, sich wehren, das sind Aktionen, um der Einschränkung Deines Lebens zu begegnen. Aber keinen Kontakt zu ihm zu haben, einer Quelle des Leids zu entgehen, schränkt Dich nicht ein.


    Vielleicht hätte Buddha Dir vorgeschlagen, den Grund für Deine negative Emotion zu verstehen, um Dich selbst besser zu verstehen. Vermutlich hätte er Dir den Grund beschreiben können, aber Du müsstest dann dennoch darüber nachdenken, ob es wirklich so ist.

  • Lieber Tim, mir würde es auch wehtun, wenn mein Bruder mich so behandelte.


    Allerdings habe ich meinen schon lange verstorbenen ältesten Bruder so schlecht behandelt und abgelehnt. Ich fühlte mich (1986) völlig im Recht.


    Als ich kurz darauf zum Buddhismus kam, bereute ich das so sehr, dass ich heute noch über mich selbst traurig bin. Leider konnte ich das nicht mehr rückgängig machen, er lebte inzwischen im Heim und litt an Parkinson im Endstadium.

    Das war eine harte Lektion.


    Jede/r hat in seinem/ihrem Karma zu leiden, wenn die Ehrlichkeit über sich selbst siegt, man reflektiert und und und.


    Aber das ist für mich auch der Trost, die Rechnung kommt.


    Ich fühle mit Dir

    Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monikadie4.

    Michael Haardt


    Monika, ich habe nur mehr meinen Bruder als Teil meiner Familie und ich habe die letzten 40 Jahre versucht gut auszukommen, aber er hat mich wirklich schlecht behandelt, aggressiv und teils würde ich es sogar unter psychischer Gewalt sehen, da er mit mir oft geschrien hat, wenn er nicht das bekam was er wollte.


    Ich denke, ich habe die Lektion endgültig verstanden und hier stimme ich auch Michael zu, mein Bruder will einfach mit mir nichts zu tun haben, wobei als es um ein Erbe ging und er mich brauchte, da war ich einige Jahre gut genug, dass man mit mir redete, ging leider nicht ohne mich.


    Aber selbst da hat er mich enorm unter Druck gesetzt, da er eben in einer Machtposition ist und auch das Potential hat anderen zu schaden, das hat er mehrfach bewiesen, das ist eine Information von ihm selbst und die auch ich machen musste, weil ich wurde belogen, betrogen usw.


    Aber Fakt ist, dass du Recht hast, ja, es gibt eine Vorgeschichte, ich hätte nicht mit ihm kommunizieren sollen. Ich sah das am nächsten Tag auch ganz anders, nämlich mein Zorn wich und dachte, dass es meine eigene Schuld war und seine Reaktion nicht unnormal war, weil er mit mir keinen Kontakt haben will.


    Da kommen wir immer wieder auf den Punkt, wie viel ich noch zu lernen habe, "ich" mache zu viele Fehler für das was ich weiß und diese Erkenntnis ist bitter, weil nach Jahren bzw. Jahrzehnten Dinge zu wissen und nicht zu schaffen zu verändern ist schwach, zumal all diese Aktionen nur mir geschadet haben. Thema Ärger usw. Und das Wichtigste eine positive und lebensbejahende Lebenseinstellung, das sind meine Aufgaben, dorthin zu schauen, was gut läuft und nicht permanent die negativen Dinge im Leben hervorholen.


    Das ist der Grund, warum die Menschen sich so distanziert haben von mir denke ich.

  • Meine bescheidene Meinung ist, dass sich die Leerheit nicht unmittelbar wahrnehmen lässt, ohne den gesamten achtfachen Pfad zu erfüllen. Nicht weil es ein Dogma wäre, aber ohne die Voraussetzungen dieser Sittlichkeit, Weisheit und Sammlung kann diese unmittelbare Wahrnehmung nicht entstehen. Ein Pfad hat einen Anfang und ein Ende, selbst wenn man denkt diese unmittelbare Wahrnehmung würde sich so schnell einstellen wie man einen Lichtschalter anknipst, ist es eine Voraussetzung den Schalter zu betätigen.

    Die Leerheit lässt sich unmittelbar wahrnehmen.

    Diese unmittelbare Wahrnehmung stellt sich so schnell ein, wie wenn ich bei einem Vexierbild von der Wahrnehmung einer weissen Vase auf schwarzem Grund umschalte auf die Wahrnehmung der zwei schwarzen Gesichter auf weissem Grund.


    Mit dem Wahrnehmen der Leerheit ist auch die Frage nach der Natur des Ich geklärt.


    Mit dem unmittelbaren Wahrnehmen der Leerheit endet für mich der achtfache Pfad nicht, denn ich verbleibe nicht in der Leerheit (der Welt der zwei schwarzen Gesichter), sondern kehre in die Welt der weissen Vase, in Samsara, zurück. In Samsara lebt der Weise schon aus Egoismus sittlich, der Unsittliche hat jedoch leider oft die grössere Chance, an seinem charakterlichen Tiefpunkt die Leerheit zum erstenmal unmittelbar zu erfahren, wenn er sein totales selbstverursachtes Scheitern erkannt hat. Satori ist nicht gerecht im weltlichen Sinne. Es erfordert ein zeitweises (!) Aufgeben aller Ansichten und Überzeugungen, auch der edelsten, und dieses Aufgeben auch der edelsten Überzeugungen ist für den Tugendhaften fast unmöglich.


    Fast hätte ich es vergessen.

    Das ist keine Aufforderung zu untugendhaftem Verhalten. Bloß nicht !

    Nur die Untugendhaften könnten ihre Gewissensbisse und Reuegefühle mit einem gewissen Humor nehmen und als Ansporn für verschärfte Meditationspraxis nehmen.


    :angel:

    Edited 4 times, last by JoJu91 ().

  • Danke JoJu91,

    der Vergleich mit der Vase ist Klasse und zeigt auf, was Leere bedeutet.

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

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  • Hallo Tim, ich wollte eigentlich mit meinem Beitrag die Gegenseite aufzeigen.


    Natürlich ist das für Dich sehr schmerzhaft, Du hängst an ihm. Er ist Dein letzter Verwandter. Ja, das geschieht uns allen mehr oder weniger so.


    Erst jetzt wird mir in aller Deutlichkeit bewusst, was Familie bedeutet/bedeuten kann.


    Häng daran nicht fest. Vergib Deinem Bruder, dass er ist wie er ist. Er hat auch seine Gründe. Die musst Du nicht kennen, um ihm zu verzeihen.


    Vergebung ist ein wunderbares Heilmittel, und zwar für Dich selbst.


    Gib Dich hin an die Unvermeidlichkeit Deines SEINS.

    ❤️

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

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  • Bei meinem Bruder war es einfacher als ich bewusste Entscheidungen treffen konnte. Er war jünger und hatte die ganze Liebe und Schutz der Mutter. Das musste ich erst einmal verstehen, dass ich da nicht zwischen kommen konnte. Als ich das erkannt hatte, konnte er machen, was er wollte, ich wurde weder von der Missachtung meiner Mutter noch meinem Bruder mehr so berührt. Heute habe ich ihn zehn Jahre weder gesprochen noch gesehen, ich weiß nicht, ob er schon tot ist oder glücklich lebt. Er könnte jederzeit zu mir kommen, doch ich niemals zu ihm. Mein gerade verstorbener Bruder hat uns verboten, ihn über seinen Zustand oder seinen Tod zu informieren. Es haben also zwei Brüder unter ihm gelitten, wobei der verstorbene auch die Liebe der Mutter hatte.


    Meine Familie weiß ganz genau, kommen sie mir mit der Heuchelei von Verwandtschaft mache ich sofort dicht. Sind wir einfach nur Menschen, die vom anderen etwas wollen, habe ich kein Problem.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • So ein Vexierbild ist Form und Farbe, die Vorstellung lässt eine Vase oder Gesichter erscheinen. Wenn ich die Leerheit wahrnehme dann nicht unmittelbar, sondern als eine Vorstellung.

    Das soll keine Beurteilung deiner Wahrnehmung sein, bei mir ist es so.

  • Danke JoJu91,

    der Vergleich mit der Vase ist Klasse und zeigt auf, was Leere bedeutet.

    _()_ Monika

    Hallo Mukti, ich verstehe das so, dass wir eine Vorstellung von etwas haben, aber es nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.

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  • Monikadie4.

    Er hat sein Leben lang mir auch den Zugang zu seinen beiden Söhnen blockiert. Es gab 3 Treffen, da waren meine Neffen schon Mitte 20. Ich verstand das nicht, wobei ich es meinem Neffen versucht habe zu erklären, warum ich nie präsent war bzw. auch "Nichts" für die Kinder getan habe.


    Er hat mir einmal vor wenigen Jahren vorgeworfen, er hätte mir nie verzeihen können, wie sehr er als Kind unter mir leiden hätte müssen und ganz ehrlich. Ich habe mir gedacht, wir sind jetzt Beide um die 60 Jahre und selbst früher schon, ähm, was ist das bitte für ein Argument, weil ich habe als Kind nichts getan, also nichts an das ich mich erinnern würde, was da erklären würde und selbst wenn, sorry, meine Kindheit war schwer, aber ich werde die Liebe zu meinen Eltern bis zu meinem letzten Atemzug aufrecht erhalten.


    Und ich wurde teils als Kind psychisch wie physisch schwer misshandelt von einem Elternteil, aber später hatten wir ein sehr gutes und liebevolles Verhältnis. Es gibt für mich auch nicht die "Ausrede", dass meine Probleme mit der Kindheit zusammenhängen. Das kann schon sein, dass man ein Produkt der ersten Lebensjahre ist, aber sich sein Leben lang darauf auszureden, um sein Leid recht zu fertigen ist nicht fair.


    Gut, mein Bruder bzw. seine Kinder wollen keinen Kontakt mit mir, ich habe lange gebraucht um das auch zu verinnerlichen, weil ich halt ein anderer Mensch bin, aber ich werde es akzeptieren und weder ihn noch mit seinen Söhnen jemals mehr freiwillig in Kontakt treten.


    Nicht ich habe das entschieden, aber wenn man 40 Jahre wie Dreck behandelt wird, dann ist es mal genug. Verzeihen? Darüber habe ich nicht nachgedacht, enttäuscht eher, wobei wenn es meinem Bruder schlecht gehen würde, es würde mich emotional berühren, warum verstehe ich selber nicht.


    Er trinkt regelmäßig Alkohol - um es diplomatisch zu formulieren, das hat ihn zusätzlich verändert, wobei ich es nicht verurteile, ich habe auch meine Sünden.


    Verstehst du, mir wurde mit so einer Deutlichkeit lebenslang und bis heute gezeigt, dass ich keinerlei Bedeutung habe. Ich habe ihn vor einiger Zeit gefragt, ob falls ich mal handlungsunfähig wäre, ob er die wenigen Entscheidungen übernehmen würde. Es kam ein klares Nein, er habe keine Zeit und kein Interesse. Das ist doch eindeutig oder?


    Er hat vor 30 Jahren seine Lebensgefährtin betrogen und ich habe ihn sicher 10 Tage aufgenommen, weil er meinte, er habe Niemanden, wo er wohnen könnte, wie gesagt, für mich zählt die Kindheit nicht, ich habe auch keine Ahnung, was er für ein Problem hat. Ich kann nur sagen, wenn ich von einem Menschen höre, er könne nicht verzeihen, dass er in der Kindheit öfter auf mich aufpassen hat müssen oder dass er sich benachteiligt fühlte, was soll ich dazu sagen? Also wie gesagt, unverständlich für mich und nochmals, es ist genug, ich habe 40 Jahre versucht einen Kontakt zu haben, der gut ist, immer mal angerufen fragen wollen, wie es geht und ich bekam wirklich teils demütigende Antworten.

  • Also das Ich ist nicht die Skandhas und nicht außerhalb davon, aber es existiert abhängig von den Skandhas. Was ist das nun, das da abhängig von den Skandhas existiert? Eine Benennung ist ja auch eine Funktion der Skandhas, ein Begriff, etwas als ein Ich begreifen. Das dürfe nicht nur auf der Grundlage der Skandhas geschehen, das Begreifen selber ist ein Faktor des Daseins.

    Man kann sich diese Beziehung anhand der Person und ihres Namens verdeutlichen. Jede individuelle Person ist durch ihre Skandhas - Körper, Empfindung, Unterscheidung, gestaltende Faktoren und Bewusstsein - charakterisiert. In Abhängigkeit von ihren Skandhas geben wir einer Person ihren Namen. Die Person ist nicht ihr Name und umgekehrt. Der Name einer Person existiert aber auch nicht unabhängig von der Person, die seinen Namen hat. Ihren Namen hat die Person so lange wie sie lebt (Lassen wir die Möglichkeit des Namenswechsels mal außen vor).


    Von gleicher Art ist auch die Beziehung Ich - Skandhas. So wie wir einer Person einen Namen hinzufügen, so fügen wir den Skandhas die Bezeichnung Ich hinzu.


    Das Ich ist auch keine Funktion der Skandhas, denn aus den Skandhas erfolgt nicht zwingend die Bezeichnung eines Ichs; genauso wie sich der Name einer Person nicht aus den Skandhas der Person ergibt. Der Person wird von außen ein Name hinzugefügt, genauso ist das Ich eine Hinzufügung, die wir von außen vornehmen. Diese Benennung, Bezeichnung ist nicht ein Teil der Skandhas, existiert aber nur in Abhängigkeit von den Skandhas.


    Das Ich ist eine geistige Kategorie, die nur für das Denken und die Sprache existiert. Es hat keine substanzielle Existenzweise, die man unter Analyse auffinden könnte.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Das ist zwar keine buddhistische Sicht und wahrlich kein Geheimnis, aber wann entsteht denn das Ich - weil wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist da kein ICH - da hat ja auch Jesus seine Aussage möglicherweise drauf bezogen werdet wie die Kinder.


    Ich denke sobald ein Kind mit der Gesellschaft oder vielleicht einfach ein gewisses Stadion erreicht seiner Entwicklung wird aus einem Auto plötzlich "MEIN" Auto. Oder ist das am Thema total vorbei?


    Off-Topic: Ich habe jetzt im Rahmen meiner Meditation mal versucht das Vater unser am Beginn einzustreuen und man glaubt es kaum, ich habe es nicht geschafft. Heißt musste nachlesen und wieder üben, unglaublich. Also ein Stück Christ ist in mir geblieben.

  • Hallo Mukti, ich verstehe das so, dass wir eine Vorstellung von etwas haben, aber es nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.

    Genau das ist diese berüchtigte "Leerheit", Monika. Wir haben immer mit den Modellen zu tun, wir schubladisieren die Welt, wir wollen alles verpacken, sodass wir die "Leerheit" (egal, wie man diesen Begriff definiert) und auch das Leben selbst verpassen.

    Das Leben per se ist ein Geheimnis, das man nur erleben und erfahren kann, aber keine Matheaufgabe, die man lösen sollte. Oder? ;) Nicht von mir.

    _()_ :rose: :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo JoJu91 , :)

    danke für deinen interessanten Beitrag (# 361) - aus Zen-Sicht ... _()_


    Manchmal glaube ich, in deinen Texten vielfach so einen zarten, leisen, ironischen Unterton wahrzunehmen, so als nähmst du (das) alles nicht wirklich ernst (oder sollte das eine Projektion sein?.. :?).

    Die Leerheit lässt sich unmittelbar wahrnehmen.

    Diese unmittelbare Wahrnehmung stellt sich so schnell ein, wie wenn ich bei einem Vexierbild von der Wahrnehmung einer weissen Vase auf schwarzem Grund umschalte auf die Wahrnehmung der zwei schwarzen Gesichter auf weissem Grund.


    Mit dem Wahrnehmen der Leerheit ist auch die Frage nach der Natur des Ich geklärt.


    Mit dem unmittelbaren Wahrnehmen der Leerheit endet für mich der achtfache Pfad nicht, denn ich verbleibe nicht in der Leerheit (der Welt der zwei schwarzen Gesichter), sondern kehre in die Welt der weissen Vase, in Samsara, zurück.

    Vielen Dank für diese anschauliche Schilderung! _()_

    Wann (oder womit oder wodurch) endet für dich der achtfache Pfad?

    (Endet er überhaupt je - außer durch den Tod?)

    In Samsara lebt der Weise schon aus Egoismus sittlich,

    Hm...(Wie denkst du denn über "Weise"??)

    Natürlich verfügt auch ein weiser Mensch über "gesunden" Egoismus (das "Prinzip Eigennutz" ist ja jedem Lebewesen inhärent), aber m.E. handelt ein "Weiser" nicht aus Egoismus sittlich, sondern aus Einsicht/Erkenntnis ("Wissen"), Mitgefühl und Güte.


    Bestenfalls könnte man wohl sagen, dass ein "schlauer" (oder kluger) Mensch es - auch aus egoistischen Gründen - vorziehen würde, ethisch zu leben.

    Selbst "Dumme" begreifen, dass unsittliches Verhalten - in irgendeiner Form - "bestraft" wird, so vermeiden sie, im Zweifelsfall, aus Furcht, die ethischen Regeln zu brechen.


    ("Die Furcht, nicht Güte, bändigt den Frevler/Bösen" - Publilius Syrus)


    der Unsittliche hat jedoch leider oft die grössere Chance, an seinem charakterlichen Tiefpunkt die Leerheit zum erstenmal unmittelbar zu erfahren, wenn er sein totales selbstverursachtes Scheitern erkannt hat.

    Diese starre Unterscheidung sittlicher / unsittlicher Mensch existiert in der Realität ja gar nicht so abgegrenzt (die Mischung macht's), aber grundsätzlich erinnert mich diese Einschätzung an die Bibel, wo ausgesagt wird, dass (reuige) "Sünder" im Himmel sehr willkommen seien....

    Quote

    Jesus antwortete ihnen: »Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken! 32 Ich bin gekommen, um Sünder zur Umkehr zu Gott zu rufen, und nicht solche, die sich sowieso für gut genug halten.[4]« (Lukas 5,32)


    Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben. (Lukas 15,7)


    (Hast du zufällig einen christlichen Hintergrund?)

    Satori ist nicht gerecht im weltlichen Sinne. Es erfordert ein zeitweises (!) Aufgeben aller Ansichten und Überzeugungen, auch der edelsten, und dieses Aufgeben auch der edelsten Überzeugungen ist für den Tugendhaften fast unmöglich.

    Woher weißt du das?

    In der Meditation lässt man doch alles los, jegliche Gedanken (also auch Ansichten, Überzeugungen), Gefühle, körperliche Empfindungen,...

    Ich denke, dabei spielen Tugendhaftigkeit oder Untugendhaftigkeit keine Rolle, sondern Vertrauen, die Fähigkeit zur Hingabe,.. - und Übung.

    Nur die Untugendhaften könnten ihre Gewissensbisse und Reuegefühle mit einem gewissen Humor nehmen und als Ansporn für verschärfte Meditationspraxis nehmen.

    Gelobt und gepriesen seien die Untugendhaften und Sünder! (kl. Scherz) ;) :erleichtert:


    Also Humor ist ja immer gut, aber wieso sollte ein ethisch lebender Mensch - quasi automatisch - humorlos sein?

    Es klingt doch schon an bei dir: Wer "Gewissensbisse" und "Reuegefühle" entwickelt, kann ja so schlecht und unsittlich gar nicht sein...


    ("verschärfte Meditationspraxis" :lol:)


    Das ist keine Aufforderung zu untugendhaftem Verhalten. Bloß nicht !

    Na, da haste ja gerade nochmal die Kurve gekriegt... ;) :lol:



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Das ist zwar keine buddhistische Sicht und wahrlich kein Geheimnis, aber wann entsteht denn das Ich - weil wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist da kein ICH - da hat ja auch Jesus seine Aussage möglicherweise drauf bezogen werdet wie die Kinder.


    Ich denke sobald ein Kind mit der Gesellschaft oder vielleicht einfach ein gewisses Stadion erreicht seiner Entwicklung wird aus einem Auto plötzlich "MEIN" Auto.

    Genauso sehe ich das auch.


    Und das hab ich doch in meinem Beitrag erklärt. Liest Du das überhaupt?


    Zuerst sagt der kleine Tim "Tim Aua", erst später weiß der kleine Tim, dass ER existiert und identifiziert sich damit, dann erst sagt Tim "ich habe Aua".

    ICH BIN ist "geboren".

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monikadie4.

    Ich lese deine Beiträge immer, wenn sie Bezug zu mir haben, ich habe große Wertschätzung, aber ich vergesse viel leider, bitte verzeih. liebe Grüße

  • So ein Vexierbild ist Form und Farbe, die Vorstellung lässt eine Vase oder Gesichter erscheinen.

    Das ist natürlich nur ein Gleichnis.


    Mit Leerheit unmittelbar wahrnehmen meine ich weder sehen, hören, riechen, tasten, schmecken noch denken. Es ist ein Wechsel im Bewusstsein.


    Im Zazen habe ich meist mit der Atembetrachtung begonnen, mit offenen Augen vor einer weissen Wand sitzend, im halben Lotus-Sitz, das war beim längeren Sitzen sehr schmerzahft.

    Nach dem Fallenlassen der Atembetrachtung konnte ich oft in voller Wachheit aufhören zu denken,das war am einfachsten, die Lücke zwischen zwei Gedanken auf viele Minuten ausdehnen. Danach haben sich in voller Wachheit die Emotionen (Wut, innere Unruhe, ...) aufgelöst, das ist die erste Stufe des Denkens und Wahrnehmens ohne jeglichen Gedanken, ohne jeglich Emotion.

    Manchmal konnte ich tiefer gehen und das Körpergefühl ist verschwunden, die Schmerzen des Lotus-Sitz waren vollständig verschwunden, der Atem war kaum mehr spürbar fein.

    Hellwach, entspannt, die Last der Welt vollkommen verschwunden, unendliche Freude und Leichtigkeit. Kein "Gefühl" mehr von ich, aber noch ein Hintergrundbewusstsein von "bin" ohne ich. Das ist die erste Stufe eines höheren Bewusstseins, und die Quelle für Erkenntnis jenseits von Verstand, Vernunft, Logik, jenseits des Alltagsbewusstseins. Dieser Bewusstseinszustand ist einfach, er ist höher als das Alltagsbewusstsein, weil er einfacher ist, ohne den Lärm des Ich.

    Es ist noch nicht die Erkenntnis der Leere, aber ein Anfang. Es geht noch höher und noch einfacher.


    Die Schilderung oben ist natürlich die Schilderung einer "idealen" Zazen-Sitzung, Gedankenfreiheit konnte ich fast immer erreichen, das Loslassen der Emotionen war deutlich schwieriger, und die vollständige Entspannung des Körpers mit dessen Nicht-mehr-Fühlen eher die Ausnahme.


    Für mich war der Zugang zu höheren, einfacheren, Bewusstseinszuständen das wichtigste Ziel in den Anfangsjahren meiner Praxis, weil ich extrem starkes dukkha hatte und für philosophische Fragen keinen Raum.


    :angel:

  • Manchmal glaube ich, in deinen Texten vielfach so einen zarten, leisen, ironischen Unterton wahrzunehmen, so als nähmst du (das) alles nicht wirklich ernst

    Das ist wohl richtig, es fällt mir immer schwerer, die Welt wirklich ernst zu nehmen.

    Die "spirituelle Praxis" nehme ich sehr ernst, die Kapelle auf der Titanic soll noch bis zum Untergang das Leben feiern.

    Vor kurzem habe ich das Shinjinmei von Meister Sosan entdeckt, die Lehre des Buddha komprimiert in wenigen Seiten, jeder Satz eine Offenbarung.


    Das Bild vom reuigen Sünder hatte ich auch vor mir, vom Saulus zum Paulus.


    Über Deine anderen Anmerkungen denke ich noch nach ...


    :)