Würde Buddha heute lehren, vielleicht hätte er eine Geschichte von Mara zum besten gegeben, wie er Homophobes einzuflüstern versucht. Und die Geschichte würde von einer Person handeln, die Mara erkennt und überwindet.
Würde es um Statussymbole, gesellschaftliche Stellung, Reichtum, Armut, Erfolg, Jugend, Alter, Krankheit, Tod also um die "üblichen" Leidenschaften und Ängste gehen, wären wir uns vielleicht einig, dass wir es mit Vorstellungen, Verblendungen, dass wir es mit Dukkha zu tun haben. Warum – erst gemeinte Frage – sollte es bei der sexuellen Identität anders sein?
Vielleicht würde Buddha auch lehren, der Frage und Anhaftung von und an sexueller Identität (wie jeder Form von Identifikation) nicht so viel Bedeutung zuzumessen, bzw. aktiv gegen diese Form von Ich-Macher vorzugehen: Ich bin dies und das, ich bin dies nicht und das nicht. Oder ist die sexuelle Identität eine Kategorie, die sich mit der buddhistischen Lehre nicht fassen lässt, die außerhalb von Samsara existiert?
Natürlich alles nur Spekulation, aber homophobie würde er wohl nicht unterstützen. Ich glaube er wäre froh dass LGBTQ-identifizierende Personen sich von der Anhaftung an eine auf sie nicht zutreffende cis-hetero-Identität gelöst haben. So wie ein Arhat kein Householder mehr sein kann weil die Identifikation fehlt (sorry, vergessen mit welchem Wort Householder auf Deutsch üblicherweise wiedergegeben wird) wird auf dem Weg der Befreiung wohl auch die sexuelle Identität eine immer unwichtigere Rolle spielen. Ich glaube er hätte aber auch nichts gegen ein homosexuelles, verheiratetes Paar das Kinder großzieht und sich um ein ethisches Leben bemüht, die Silas einhält.
Es gab da mal diesen Buchtitel (hab verkniffen mir das Buch zu bestellen) "Der Buddha sprach nicht nur zu Mönchen und Nonnen", und ich denke dass fasst gut zusammen, dass der Buddha auch heute eine Botschaft verkünden würde die es jedem ermöglicht einen gewissen Weg auf dem Weg der Befreiung zurückzulegen, aber nicht von jedem die unmittelbare Selbst-Aufgabe erfordert.