Hallo ihr.
Sein und Nichtsein könnte man auch mit der Vor- und Rückwärtsläufigkeit der 12er Kette des bedingten Zusammen-Entstehens auflösen.
Beide Läufigkeiten werden in der Sutta aufgezählt, als mittlere Position zwischen den Extremen Sein und Nichtsein. Die Kette kommen auch im Palikanon oft in beiden Varianten vor.
Also einmal wie Dukkha und die bedingte Welt entsteht:
Mit Unwissenheit als Ursache entstehen die Gestaltungen, mit den Gestaltungen als Ursache ensteht Bewußtsein, usw ... .
-> Ursprung der Welt / Es gibt kein Nichtsein.
Und einmal wie Dukkha und die bedingte Welt vergeht:
Mit dem Aufhören der Unwissenheit ist das Aufhören der Gestaltungen, mit dem Aufhören der Gestaltungen ist das Aufhören von Bewußtsein, usw... .
-> Aufhören der Welt / Es gibt kein Sein.
Jetzt könnte man annehmen, dass ein vollkommen Erwachter der die 12er Kette des bedingten Zusammen-Entstehens durch Vernichtung der Unwissenheit zu einer Kette des bedingten Zusammen-Vergehens gemacht hat, in ewigem Nichtsein verweilt.
Dem Widerspricht diese Sutta und betont, dass beide Richtungen der 12er Kette beachtet werden müssen. Also Vor- und Rückwärts.
Überraschung.
Deswegen gibt es für einen Erwachten weder Sein noch Nichtsein. Er vermeidet diese beiden Extreme, wie es in der Sutta heißt.
Und auch für Unerwachte wie mich ist das hilfreich, weil es auch auf das Kleinere übertragen werden kann.
Es zeigt mir, dass dieses Hin- und Herpendeln zwischen freieren, friedlicheren Zuständen (Richtung Nibbana/12er Kette Rückwärts) und weniger freien, friedlichen Zuständen (Richtung Samsara/12er Kette vorwärts) ganz normal ist. Und es anscheinend sogar Teil der Praxis ist diese beiden Perspektiven zu haben bzw. dann als vollkommen Erwachter keine dieser beiden Sichtweisen einzunehmen.
Liebe Grüße