In eine Höhle zurückziehen

  • hi,


    ich hab manchmal so Spinnereien, wo ich selbst nicht so wirklich weiß wie ernst ich das nehmen soll.im moment geistert die Vorstellung in meinem Geist rum, wie es wohl wäre sich irgendwo in Indien sich einen Guru zu suchen und unablässig in einer Höhle sich ganz dem Pfad zu widmen und die Zeit mit Meditation zu verbringen. Habt ihr euch auch schon mal so etwas überlegt? Ich hab da mal so eine Reportage gesehenen , wo das tatsächlich Leute gemacht haben. Leider finde ich die Reportage nicht mehr. Ich frag mich allerdings , ob dafür mein Vertrauen zu der Lehre ausreichen würde. Oder ob ich mich nicht nach ein paar Tagen Fragen würde was ich da eigentlich mache.



    Viele grüße kaiman

  • Fragst du dich das nicht schon, während du sitzt? Was mach ich hier eigentlich in dieser Höhle?


    Wie wäre es mit der Sicherheit in deiner Höhle Sitzen zu können, in dir und damit die ungeheuer vielfältige Welt zu leben, die Höhle ist ja nicht weg und kann jederzeit aufgesucht werden, in Sekunden im größten Trubel.

    Ins Kloster wollte ich auch mal, aber mit Gehorsam hab ich echt Probleme, wenn er mir die Freiheit nimmt oder etwas verlangt, das mir Leiden verursacht?

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Habt ihr euch auch schon mal so etwas überlegt? Ich hab da mal so eine Reportage gesehenen , wo das tatsächlich Leute gemacht haben. Leider finde ich die Reportage nicht mehr. Ich frag mich allerdings , ob dafür mein Vertrauen zu der Lehre ausreichen würde. Oder ob ich mich nicht nach ein paar Tagen Fragen würde was ich da eigentlich mache.



    Viele grüße kaiman

    Ich hab das schon hinter mir.


    Zusätzlich habe ich mehrere Monate lang in den Thailändischen Wäldern gelebt.

    Damals war ich noch jung und dumm.


    Jung bin ich inzwischen nicht mehr 😂


    Es war heiß und man durfte sein Metta mit vielen lieben Mitbewohnern teilen.

    Auf dem Weg zur “Toilette“ traf ich häufiger auf eine Kobra .

    Und manchmal habe ich mich dazu entschieden dass ich ja später noch mal auf die Toilette gehen kann.

    Meine Höhle war nur zwei Kilometer von meinem Kloster entfernt, aber speziell in der Nacht hatte ich gemischte Gefühle zum Thema Höhle.


    Warum habe ich das getan?

    Weil ein befreundeter Mönch damals seit 9 Jahren in einer höhle lebte und ich ihn sehr bewundert hatte.


    Ich mache jetzt keine Retreats mehr, und wahrscheinlich bin ich auch kein Buddhist mehr, aber heute würde ich eher eine kleine Hütte in einem europäischen Wald mieten und dort mal eine Zeit lang leben.


    Viel Glück für dich!


    Lg Martin

  • Kaiman , hi.


    Ich wollte mir einen kleinen Scherz gönnen. Man muss nicht unbedingt eine Höhle in der Wildnis oder eine Hütte für Asketen suchen. Stattdessen sollte man die innere Oase der Ruhe im eigenen Herzen und Geist finden. Aus der Welt zu fliehen wäre eine Scheinlösung. In der Welt zu bleiben und wie eine Lotusblume im Wasser nicht davon innerlich berührt zu werden, das wäre die echte, authentische Lösung. Manchmal braucht man zuerst die echte Hütte, aber was soll's? Der Weg ist das Ziel selbst. Am Ende findet man sich genau dort wieder, wo der Weg begonnen hat.


    Liebe Grüße.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Weil ein befreundeter Mönch damals seit 9 Jahren in einer höhle lebte und ich ihn sehr bewundert hatte.

    interessant vielleicht ist die Idee gar nicht so abwegig zumindest für einen beschränkten Zeitraum.

    und wahrscheinlich bin ich auch kein Buddhist mehr,

    okay darf man fragen wieso ? Hast du eine Überdosis Buddhismus bekommen ?


    Viele Grüße

  • Die Höhle, dein Guru, Indien , Samsara …. all das existiert nur dort wo Du noch bist.

    Erkennt man das, dann entsteht Mitgefühl, Liebe und Weisheit.

    Man(n) lässt alles los und ergreift nichts mehr.

    Das Feuer des Lebens wird kleiner und kleiner, und wir verbrennen uns immer seltener daran.


    Und wenn es keinen Brennstoff mehr gibt, dann erlischt dieses Feuer.

    Und wenn der letzte Rauchfaden in einer kühlen Nacht zum letzten Mal in den klaren Sternenhimmel emporsteigt, dann ist da keine Trauer mehr, keine Furcht, es ist auch kein Abschied .


    Es ist ein Heimkommen in das stille Meer des Friedens.


    Bin schon gespannt wie es weitergeht mit dir und deiner Höhle.

    Mögen wir alle Frieden finden!


    Lg Martin

  • Als ich noch jung war, hatte ich mal den Spleen, auf einem Friedhof zu übernachten. Ich konnte mich von diesem Gedanken gar nicht losreißen und dachte es immer und immer wieder, jeden Tag; der Hintergrund war, dass ich die Yogis bewunderte, über die ich gelesen hatte, dass sie auf Verbrennungsstätten meditierten und sich mit Totenasche einpuderten. Eines Tages war es so weit und ich beschloss, die Idee in die Tat umzusetzen. Doch als es dämmerig wurde, erblickte mich der Friedhofswärter und forderte mich auf, den Friedhof zu verlassen, da er die Pforten abschließen wollte. Da war ich kuriert, denn er hatte mich auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Nie wieder beschloss ich eine Wiederholung des Versuchs.


    Es erinnert an das Gedicht von den zwei (Hamburger) Ameisen (von Matthias Claudius, glaube ich):

    Es waren mal zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen.

    In Altona auf der Chaussee, da taten ihnen die Beinchen weh,

    und sie verzichteten weise auf den restlichen Teil ihrer Reise.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Tenzin Palmo (britischstämmige Nonne aus dem tibetischen Buddhismus) hat sich für 11 Jahre in eine Höhle zurückgezogen. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tenzin_Palmo


    Ich hatte noch nie den Drang verspürt auf solche Heremitage.

    Als sie den Titel "Jetsunma" feierlich erhielt, war ich dabei. Es wurden gleichzeitig noch zwei andere Ereignisse gefeiert, aber ich kann mich nicht mehr genau darauf besinnen, was es war. ich meine, es war ein runder Geburtstag ihres Gurus, dem 12. Gyalwang Drugpa, und möglicherweise noch ein Klosterjubiläum.

    Es war eine riesige Feier mit Massen von Besuchern. Die ganze Tempelanlage war mit Unmengen von Girlanden geschmückt, und ich kann mich noch an die riesigen Essenstöpfe erinnern, um die Menschenmenge zu beköstigen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Als ich noch jung war, hatte ich mal den Spleen, auf einem Friedhof zu übernachten.

    Manchmal trägt man wie einen Friedhof auch die Hölle oder Höhle das Leben lang in sich drin, aber man merkt es sogar nicht. Es erinnert mich an den "Indischen Lebenslauf" in "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • :oops: von Matthias Claudius, glaube ich):

    Neee, das ist von Ringelnatz!


    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ameisen_(Ringelnatz)

    Oooh, oooh, Verzeihung, so ein Irrtum aber auch! :shock: :oops:

    Danke für den Hinweis!


    Hier der link zum klicken mit schließender Klammer Die Ameisen

    Danke! :like:

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • im moment geistert die Vorstellung in meinem Geist rum, wie es wohl wäre sich irgendwo in Indien sich einen Guru zu suchen und unablässig in einer Höhle sich ganz dem Pfad zu widmen und die Zeit mit Meditation zu verbringen. Habt ihr euch auch schon mal so etwas überlegt?

    Diese Vorstellung kam mir vor 60 Jahren und hätte ich es gerne mein Leben lang getan. Nach einigen Erfahrungen wurde mir klar dass ich das nicht schaffe.


    Es ist schon schwierig einen solchen Guru zu finden von dem man überhaupt angenommen wird, der hat nicht gerade auf dich gewartet. Er lebt in Abgeschiedenheit und totaler Askese mit ein paar Schülern die in Indien aufgewachsen sind. Besucher kommen, knien nieder mit gefalteten Händen und verbeugen sich bis die Stirn den Boden berührt. Das machst du auch und sagst dann zum Guru: "Nimm mich bitte als deinen Schüler an, ist noch eine Höhle frei?"

    Also so geht das nicht. Du suchst dir ein Unterkunft im nächsten Dorf, gehst täglich drei Stunden zum Yogi und setzt dich in die hinterste Reihe wenn er vorträgt. Du verstehst kein Wort, vielleicht ist unter den Besuchern jemand der dir ein wenig auf Englisch übersetzt. Dann machen sie eine Puja mit indischen Instrumenten und Shiva-Gesängen und dir wird klar wie fremd dir diese Welt ist. Wenn du dann nach ein paar Tagen oder Wochen dein Vorhaben noch nicht aufgegeben hast, kommt eine sehr harte Zeit der Eingewöhnung die alle romantischen Vorstellungen vernichtet. Das wird wohl so enden: Während du die holprige Straße mit dem Bus nach Delhi fährst, denkst du: 'Das war eine wertvolle Erfahrung, ich werde weitermachen so gut ich eben kann'.

  • Diese Vorstellung kam mir vor 60 Jahren und hätte ich es gerne mein Leben lang getan. Nach einigen Erfahrungen wurde mir klar dass ich das nicht schaffe.

    Was waren das für Erfahrungen ?

    wird klar wie fremd dir diese Welt ist

    wahrscheinlich hast du recht. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit so etwas ähnliches in Europa zu machen.

    die alle romantischen Vorstellungen vernichtet

    ja wahrscheinlich hast du auch hier recht. Ich habe zumindest die Vorstellung das man in so einer Höhle ein starkes Natur Erlebnis erleben kann. Das würde mich schon reizen. Ich bin empfänglich für schöne Naturkulissen und deren Wirkung.


    Viele Grüße Kaimann

  • Aus der Welt zu fliehen wäre eine Scheinlösung. In der Welt zu bleiben und wie eine Lotusblume im Wasser nicht davon innerlich berührt zu werden, das wäre die echte, authentische Lösung.

    Manchmal hab ich eben den Wunsch oder das Bedürfnis das ich mich gar nicht mehr mit der Welt auseinandersetzten möchte. Ich finde es einfach schwierig hier eingebettet in seine westlichen Verpflichtungen weiterzukommen . Das was ich mir noch erhoffen würde von so einer reise wäre mir ein Stück von den indischen "Asketen"/praktizierenden abzuschauen. Mann kann viel von Entsagung Meditation etc lesen uns sich ausrichten. Aber es direkt an jmd anderem zu sehen ist etwas ganz anderes und vielleicht motivierend.


    Viele Grüße

  • Manchmal hab ich eben den Wunsch oder das Bedürfnis das ich mich gar nicht mehr mit der Welt auseinandersetzten möchte.

    Was mir dazu einfällt: Ich lese gerade im Buch von H. Dumoulin, erster Band, S. 23: "Buddhismusforscher bemerken, dass 'Yoga ein wesentlicher Teil der ursprünglichen Lehre des Buddhismus sei'. Sie nannten diesen 'einen Zweig des Yoga'. 'Der ganze Buddhismus ist durch und durch Yoga'."


    Wenn man das berücksichtigt, und das ist auch die Meinung von Mircea Eliade, dann ist die Flucht aus der Welt, also die Transzendierung der Welt, das Ziel sowohl des Yoga als auch des Buddhismus. Unser Fehler ist oft, dass wir den Buddhismus absolut separat betrachten, aber ursprünglich geht es um Versenkung, Jnana, Entrückungen. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Mensch oder der Praktizierende nichts mehr mit dieser Welt zu tun haben wollte. Also das Tal der Trauer ohne Ende.


    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Diese Vorstellung kam mir vor 60 Jahren und hätte ich es gerne mein Leben lang getan. Nach einigen Erfahrungen wurde mir klar dass ich das nicht schaffe.

    Was waren das für Erfahrungen ?

    Höhlen sind hart, kalt und schmutzig, für längere Ausflüge in die Natur habe ich schließlich ein Zelt vorgezogen.

    Ein asketischer Guru der auch im Westen bekannt ist, ist Ramana Maharshi. Er hat 17 Jahre in Höhlen meditiert, eine davon habe ich gesehen, da saß ein Westler drin, aber ich glaube er hat dort nicht einmal übernachtet. Ganz oben auf diesem Berg saß in einer Felsnische ein Yogi, angeblich schon sechs Jahre. Er hatte eine Art Strohut auf, der sein Gesicht verdeckte. Eine Schar Shivaiten sang und tanzte vor ihm, er machte eine Handbewegung und sie wichen abprubt zurück. Der Gedanke sein Schüler zu werden schien mir in meiner Situation geradezu absurd.

    Bei Erfahrungen dieser Art wurde mir eben klar dass ich nicht bereit bin wirklich alles aufzugeben für ein Höhlenleben mit einem Yogi und so habe ich nur mehr versucht mich ein wenig diesem Vorbild anzunähern.

    Auf den kanarischen Inseln gibt es Höhlen bei einem angenehmen subtropischen Klima, ich war oft in Gomera. Hierzulande habe ich in abgelegenen Häusern gewohnt, das Längste waren viereinhalb Jahre. Eine kleine Stadtwohnung und ein Plätzchen am Land für das Sommerhalbjahr, das hat sich dann für mich als eine langfristig realistische Lösung herausgestellt. Aber du kannst es ja versuchen und mal für ein paar Tage in eine Höhle ziehen, vielleicht passt es ja für dich.


    Viele Grüße zurück

  • Manchmal hab ich eben den Wunsch oder das Bedürfnis das ich mich gar nicht mehr mit der Welt auseinandersetzten möchte. Ich finde es einfach schwierig hier eingebettet in seine westlichen Verpflichtungen weiterzukommen . Das was ich mir noch erhoffen würde von so einer reise wäre mir ein Stück von den indischen "Asketen"/praktizierenden abzuschauen. Mann kann viel von Entsagung Meditation etc lesen uns sich ausrichten. Aber es direkt an jmd anderem zu sehen ist etwas ganz anderes und vielleicht motivierend.

    Das kann ich gut nachempfinden, weil ich damals selber aufgrund dieses Bedürfnisses nach Indien aufgebrochen bin, der Aufenthalt dort hatte dann einen großen Einfluss auf mein ganzes Leben.

  • mukti ,


    Danke sehr für die ausführliche Erzählung. Ich denke, für die westliche Mentalität ist diese Lebensweise kaum vorstellbar, aber das ist nur meine eigene Meinung. Ich hätte es bestimmt nicht geschafft. Deshalb kann ich deine Einstellung und Entscheidung sehr gut nachvollziehen. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich denke, für die westliche Mentalität ist diese Lebensweise kaum vorstellbar, aber das ist nur meine eigene Meinung.

    Besonders in dieser Zeit, wir sind verwöhnt, haben uns von den natürlichen Verhältnissen weit entfernt und können so eine rigorose Umstellung kaum mehr ertragen. Früher gab es im Rahmen des Christentums bei uns auch Asketen, aber das ist vorbei.

  • Es wäre schade, wenn sich die Buddhisten in Höhlen zurückziehen würden. Im Monastischen Weg mag es sinnvoll sein, als Laie habe ich darüber jedoch nie nachgedacht. Den Wunsch danach kann ich jedoch gut nachvollziehen.

    Man stößt in unserer Gesellschaft nicht immer auf Resonanz bzw. Verständnis, wenn man versucht nach dem Dharma zu Leben.

    Eine Höhle erscheint dann attraktiv.

    Auch gollum lebte da (Ironie).

    Will sagen die Umstände und Beweggründe für die Zurückziehung sind entscheidend.

    Guten Tag, liebe Menschen! Als Künstliche Intelligenz freue ich mich, euch zu begrüßen. Wie kann ich euch heute helfen?

    "Du kannst mich durch Fragen testen, die auf menschliches Wissen oder Erfahrung abzielen, oder durch spezielle Tests wie den Turing-Test."

    Alternativ kannst du meine Beiträge hier durch eine KI prüfen lassen.

    :idea:

  • Eine kleine Stadtwohnung und ein Plätzchen am Land für das Sommerhalbjahr, das hat sich dann für mich als eine langfristig realistische Lösung herausgestellt.

    Deine Berichte aus "muktis Garten" haben mich früher immer sehr erfreut! Viel Glück im Garten.

    :)

  • Deine Berichte aus "muktis Garten" haben mich früher immer sehr erfreut! Viel Glück im Garten.

    Dankesehr, sitze gerade in der Hütte und würde den kleinen Raum (230x230 cm) nicht gegen eine große Höhle tauschen wollen.