Erwachen als Depersonalisierung

  • Danke Qualia und void für die erhellenden Worte und Beiträge. Demnach sollte ich mir also nicht soviel Gedanken darüber machen wie was genau sein könnte im Hinblick auf letztlich unbeantwortbare Überlegungen und mich mehr auf den Heilsweg des achtfachen Pfades und dem Wirken der Geistesgifte konzentrieren! Okay! Hindert mich natürlich nicht daran es trotzdem zu tun.😉

    Bin halt kein lebender Buddha!😗


    Im übrigen, wenn es die samsarische Welt nicht geben würde gebe es auch keinen Weg zum Nibbana bzw. erwachen. Dann wär da nichts. Natürlich ist der buddhistische Weg ein guter - da er aus der Verhaftung an die Weltphänomene hinausweist - und das sogar schon im jetzigen Leben😏

    Schön wenn es einem gelingt vom bedingten zum unbedingten Dasein zu gelangen. Als Kind war man da ja schonmal.


    Manchmal frage ich mich ob Erwachen (Stromeintritt, Satori, Samadhi, Unio mystica, kleine oder große Wesensschau....) nur ein positiv besetztes Depersonalisations-/Derealisationsphänomen ist! Aber das sollte ich mich hier in diesem Forum wohl nicht weiter fragen und zum medizinisch psychischen Sektor wechseln!


    Ups - und schon wieder im Samsara!😂

  • Manchmal frage ich mich ob Erwachen (Stromeintritt, Satori, Samadhi, Unio mystica, kleine oder große Wesensschau....) nur ein positiv besetztes Depersonalisations-/Derealisationsphänomen ist!

    Alan Watts behauptet es sogar.


    Man sollte sich vorstellen, was den Buddha oder Jesus erwartet hätte, wenn sie über ihre Erwachenserlebnisse gesprochen hätten. Heute , also im Westen. Sie wären bestimmt in der Geschlossenen gelandet. 8)


    Leider habe ich keine Lust und auch keine Zeit, das Zitat aus dem Buch abzuschreiben:


    So ist die Quelle:
    Psychotherapie und östliche Befreiungswege (orig.: Psychotherapy East and West, 1961), Goldmann 1986, ISBN 3-442-11410-1Im Mahayana gibt es einen sehr interessanten und komischen Fall, als ein Schüler nach einer Lektion sein eigenes "Ich" verlor. Tja, der Dalai Lama erzählt das auch, aber ich kenne nicht alle Quellen genau. ;) LG. :taube:



    Ups - und schon wieder im Samsara!😂

    Die sind sowieso wie zwei Seiten derselben Medaille, so Nagarjuna sagt. Es kommt darauf an, was ich sehe: entweder zwei Gesichter oder die Vase... Egal, das war wieder nur ein kleiner Scherz, oder? Ich liebe Samsara, das ist das reine Leben, oder?

    Ich möchte keine - Moment mal, ach so, die Überwindung der Welt.

    Zitat

    Buddhismus Welt-Überwindung und Welt-Transzendenz anstrebt.


    Hier

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Edited once, last by Igor07 ().

  • Tja, das war nur der harmlose Scherz. Egal, OT.

    Quote

    Depersonalisierung und Alan Watts


    Ich dachte, dies sei ein guter Ort, um diese Frage zu stellen. Depersonalisation ist also im Wesentlichen die Erfahrung, die ich mache, wenn ich Alan Watts zuhöre, und soweit ich weiß, scheint die allgemeine Öffentlichkeit sie in einem negativen Zusammenhang zu sehen. Obwohl Watts selbst gesagt hat, dass am Negativen nichts auszusetzen ist, und ich verstehe, was er meint. Aber ich habe das Gefühl, dass sich meine Depersonalisierung auf meine persönlichen Beziehungen auswirkt. Aber sollte ich mich wieder darauf einlassen? Ich persönlich mag es, mein Gehirn "zurückzusetzen", in meinen Kopf zu gehen und zu meditieren. Diese Art zu leben hat mich verändert, und ich glaube nicht, dass ich das, was ich gelernt habe, jemals wieder rückgängig machen kann. Aber jetzt fühle ich mich nicht mehr an alles gebunden. Ich war wirklich verloren, bevor ich ihm zuhörte und lernte, wie ich Zugang zu meiner Denkweise finde. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mich zu sehr darauf zurückziehe, anstatt mich meinen Problemen zu stellen. Es ist etwas mehr als 3 Jahre her, dass ich zum ersten Mal Zugang zu dieser Denkweise hatte, und ich erinnere mich noch lebhaft an das erste Erlebnis. Ich habe buchstäblich 2 Stunden lang allein in meinem Zimmer geweint, weil die Existenz endlich einen Sinn ergab. Hat jemand etwas über seine persönlichen Erfahrungen zu berichten? Es muss nicht unbedingt eine eindeutige Antwort sein. Ich bin nur auf der Suche nach Erfahrungen.


    Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

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    Das war sehr tolles Buch von ihm, absolut umwerfend, eigentlich:


    Die Illusion des Ich. (orig.: The Book – On the Taboo Against Knowing Who You Are. 1966), Goldmann 2005, ISBN 3-442-21717-2Nonsense, 1967 :taube:



    Zitat

    Für den britischen Philosophen Alan Watts gab es ein großes Problem für die Menschheit und somit für jeden einzelnen Menschen: Das Ego. Im Kern unseres Selbstverständnisses läge eine alles bestimmende Illusion, die unsere fundamentale Einsamkeit und eine allgemeine Entfremdung von einander, aber auch von der Natur und uns selbst verursache:



    Quote
    Wir alle leiden unter einer Halluzination, einer falschen und verzerrten Wahrnehmung unserer eigenen Existenz als lebende Organismen: Wir haben das Gefühl, "Ich selbst" sei ein individuelles, von allen anderen abgetrenntes Zentrum von Gefühlen und Handlungen innerhalb und umgrenzt von einem physischen Körper - ein Zentrum, das mit der "äußeren" Welt der Menschen und Dinge konfrontiert wird und das durch unsere Sinne mit diesem fremden und fremdartigen Universum um uns herum Kontakt aufnimmt. Jegliche Alltagssprache spiegelt diese Illusion: "Ich wurde in diese Welt geboren." "Du musst der Realität ins Gesicht blicken." Aber auch die Rede von der "Unterwerfung der Natur."


    Schöne Grüße von Alan Watts


    Im neuen Buch von Thomas Metzinger, "Der Elefant und die Blinden", beschreibt er zahlreiche ähnliche Fälle. In einem Video zum Buch erzählt er von einem Menschen, der ihn angerufen hat und sagte, dass er an akuter Psychose leidet, aber kein Arzt ihn verstehen kann, wie der Autor berichtet. Einige Kapitel des Buches widmen sich diesem Thema.


    Das war nur eine Ergänzung. Interessant, wie es weiter geht. Meine Empfehlung, das Buch zu lesen! :like:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Edited 2 times, last by Igor07 ().

  • Man sollte sich vorstellen, was den Buddha oder Jesus erwartet hätte, wenn sie über ihre Erwachenserlebnisse gesprochen hätten. Heute , also im Westen. Sie wären bestimmt in der Geschlossenen gelandet.

    Was Jesus betrifft, meine ich: Besser in der Geschlossenen gelandet, als am Kreuz 8)


    In der Breschnew-Zeit wurden Oppositionelle nicht mehr erschossen wie unter Stalin, sondern landeten in der Geschlossenen.


    Ein Dissident (leider ist mir der Name entfallen) schrieb einmal:

    "Als sich die Türen in der Psychiatrie hinter mir schlossen, war ich das erstemal im Leben wirklich frei. Denn als offiziell anerkannter Irrer konnte ich zum erstenmal sagen was ich wollte ohne negative Konsequenzen ..."


    :?:

  • Im übrigen, wenn es die samsarische Welt nicht geben würde gebe es auch keinen Weg zum Nibbana bzw. erwachen.

    Der Gedanke ist genial. _()_


    Was Samadhi als ein positiv besetztes Depersonalisations-/Derealisationsphänomen betrifft, viele "spirituelle Erfahrungen" haben eine Entsprechung in "psychiatrisch-pathalogischen Erfahrungen".

    Wahrscheinlich hängt es nur davon ab, inwieweit man die Erfahrungen bewusst macht, oder ob sie unbewusst "von aussen" über einen kommen.

    Die alten Griechen bezeichneten die Neurose als heilige Krankheit.

    Der Neurotiker hat für einen kurzen Zeitraum das Licht der Wahrheit gesehen, aber er konnte es nicht ertragen.


    Als ich einer Kollegin vor vielen Jahren mal empfahl, sie sollte ihr Leben mal einen Tag lang von aussen als Film betrachten, meinte sie als Antwort "sowas nennt man Schizophrenie."


    Satori und Samadhi sind für mich aber zwei verschiedene "Dinge".

    Samadhi ist eine Erfahrung und vergeht, Satori ist eine Erkenntnis, die (hoffentlich) bleibt.


    Die erste Wirkung von Zazen war bei mir, dass ich mich um eine Notenstufe verbesserte.

    Ich war auf einmal in der Lage, einen Text konzentriert zu lesen, ohne ständig abzuschweifen.

    Der Geist war klarer geworden ("Little Samadhi"), er konnte auf einmal (!) Lehrinhalte verstehen ("Little Satori"), die ihm vorher nicht zugänglich waren.


    :angel:

  • Die alten Griechen bezeichneten die Neurose als heilige Krankheit.

    Der Neurotiker hat für einen kurzen Zeitraum das Licht der Wahrheit gesehen, aber er konnte es nicht ertragen.

    Es kommt immer darauf an, wie man das Phänomen betrachtet. Ronald Laing sagt, in Übereinstimmung mit Stanislav Grof, dass die Heiligen und die Psychotiker im selben Ozean schwimmen. Die Ersteren werden verehrt, während die Letzteren mit Elektroschocks als Irre behandelt werden.


    Eine sehr interessante Betrachtung, was das Erwachen bedeutet (was ist das überhaupt?).


    Ich fand bei Shohaku Okumura die Erklärung, dass Erwachen einfach bedeutet, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Dieses Zitat kann man im Forum finden und stammt aus dem Buch "Die Verwirklichung der Wirklichkeit".


    Aber das folgende Zitat gehört Fred von Allmen:


    „Nur schon dieses Wort, 'Erleuchtung'! Es handelt sich um einen Begriff des Westens, der zur Zeit der Aufklärung bei uns in Umlauf kam. In Asien ist davon nicht die Rede. Irgendwie soll es in uns 'Bingo!' machen, dann bist du high, und alles ist gut. Diese Vorstellung steckt sehr tief in uns, aber sie ist eine Illusion. Erwachen im buddhistischen Sinn bedeutet, mehr und mehr zu verstehen, wie unser Geist funktioniert. Das ist kein Flash, sondern ein kontinuierliches Erkennen und ein Verstehenlernen, wie wir uns das eigene Leiden selber erschaffen. Das geschieht innerhalb von dicht verwobenen Gewohnheiten, und die lassen sich nicht abstellen, bloß weil wir sie erkennen.“

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Depersonalisierung ist meines Erachtens nicht voreilig anzustreben, das Persönliche fällt am Weg allmählich weg, aber nur sehr langsam. Erst ganz am Ende ist das "Ich und mein" völlig erloschen. Die Persönlichkeit ist sehr tief im Geist verankert, wenn man sie einfach verleugnet, kann man verrückt werden oder sich einbilden dass man schon sehr weit oder gar völlig erwacht wäre.

  • Depersonalisierung ist meines Erachtens nicht voreilig anzustreben, das Persönliche fällt am Weg allmählich weg, aber nur sehr langsam.

    mukti , :)


    Apropos, was mir gerade einfällt: Ich bin mit Alan Watts nicht einverstanden. ;) Es wäre korrekter, nicht über die Depersonalisation zu sprechen, sondern über die Ent-Personalisierung. Denn was ist die Person eigentlich? Laut Wikipedia: „Auch die Herkunft aus dem etruskischen ‚phersu‘, das als Beschriftung einer Darstellung eines Zuges Maskierter gefunden wurde, gilt als möglich. Die Ableitung aus dem Etruskischen (mit der Bedeutung ‚Maske‘, ‚maskierte Figur‘ oder ‚Maskierter‘) wurde unter anderem von der Duden-Redaktion übernommen.“

    Also, das sind alles unsere Rollen, die Identitäten, auch der Körper und die ganze Khandha, aber was gehört mir wirklich? Wenn man die Zwiebel abschält, also Schicht für Schicht, was bleibt dann überhaupt zurück?

    Tja, eine sehr gute Frage für die Meditation, oder? Ich bevorzuge es, verrückt zu sein, anstatt in einer verrückten Gesellschaft zu leben und ihren Regeln zu folgen – so habe ich es irgendwo aufgeschnappt. :grinsen:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Also, das sind alles unsere Rollen, die Identitäten, auch der Körper und die ganze Khandha, aber was gehört mir wirklich? Wenn man die Zwiebel abschält, also Schicht für Schicht, was bleibt dann überhaupt zurück?

    Tja, eine sehr gute Frage für die Meditation, oder?

    Noch genauer genommen ist da niemand der Rollen spielt, Identitäten hat, es bleibt niemand übrig, dem nichts gehören würde und mit dem Gedanken `Ich habe das erkannt` ist die Falle schon wieder zugeschnappt. Da rauszukommen ist ein Langzeitprojekt, vermutlich viele Leben hindurch.

  • Noch genauer genommen ist da niemand der Rollen spielt, Identitäten hat, es bleibt niemand übrig, dem nichts gehören würde und mit dem Gedanken `Ich habe das erkannt` ist die Falle schon wieder zugeschnappt. Da rauszukommen ist ein Langzeitprojekt, vermutlich viele Leben hindurch.

    Die Falle, in die man geraten kann, besteht meines Erachtens in etwas anderem; nämlich dass man nicht genau genug zwischen atta und anatta differenziert. Letzteres hat Buddha Sakyamuni gelehrt, während er ersteres abgelehnt hat. Mit anatta hat der Buddha ja nicht die Person generell negiert. Wenn es überhaupt keine Person geben würde, bräuchte der Buddha auch nicht die Selbstlosigkeit der Person lehren. Da er aber die Selbstlosigkeit der Person gelehrt hat, gibt es eine Person; allerdings nur eine abhängig benannte Person, die kein Eigenwesen hat. Diese muss die Selbstlosigkeit der Person erkennen, damit sie die Fesseln des Samsara überwinden und ein Arhat werden kann.


    Buddha Sakyamuni hat negiert, dass es eine beständige, teilelose und unabhängige Person gibt, eine Auffassung, die zum Beispiel von den Samkhyas vertreten wurde. Ebenso hat er die Ansicht negiert, dass es eine eigenständig-substantielle Person gibt. Mehr hat er bezüglich der Person nicht negiert.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Mit anatta hat der Buddha ja nicht die Person generell negiert. Wenn es überhaupt keine Person geben würde, bräuchte der Buddha auch nicht die Selbstlosigkeit der Person lehren. Da er aber die Selbstlosigkeit der Person gelehrt hat, gibt es eine Person; allerdings nur eine abhängig benannte Person, die kein Eigenwesen hat. Diese muss die Selbstlosigkeit der Person erkennen, damit sie die Fesseln des Samsara überwinden und ein Arhat werden kann.

    Ja, oder anders ausgedrückt: am Ende entsteht die Verwirklichung dass die Person welche den achtfachen Pfad gegangen ist, eine Gestaltung der khandha ist.

  • In einem Visuddhi-Magga

    Kommentar des Theravada heißt es;


    „Das Ziel dieses Pfades ist nicht das bloße Durchschauen der Mechanismen von anattā:


    entscheidend ist vielmehr die Art und Weise, in der das geschieht:

    nämlich so, dass es diese Mechanismen und damit das Bedingte Entstehen außer Kraft setzt.“


    In Metta🙏

  • Da rauszukommen ist ein Langzeitprojekt, vermutlich viele Leben hindurch.

    Vor kurzem habe ich noch ein Buch von Peter Gäng, „Buddhismus?“ (Campus-Verlag), verschlungen. Der Clou bei der Sache besteht darin, dass das bedingte Entstehen nicht zeitlich, also im Sinne einer linearen Abfolge, stattfindet, sondern immer im Jetzt. Man kann zwar an ein Leben nach dem Tod glauben, aber man kann auch Nirvana hier und jetzt im Samsara zumindest erhaschen, so wie es Buddhadasa Bhikkhu schildert. Diese beiden Interpretationen widersprechen sich nicht, sondern sind bedingt reziprok abhängig.

    Und wenn nicht jetzt, wann dann? Ich ironisiere, oder? Jedenfalls passiert alles nur durch mein Erleben. Existentiell gesehen bedingt sich der Buddhismus nicht auf ein ontologisches Modell; er kann nicht die Frage nach dem Wesen der Realität lösen, aber er kann helfen, das Leiden zu lindern oder damit umzugehen. Der Schmerz bleibt jedoch bestehen – der erste Pfeil ist unvermeidlich. Aber meine eigene Reaktion wäre, den zweiten Pfeil, sozusagen, nicht auf mich selbst abzuschießen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das bedingte Entstehen kann genauso wenig wie die Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden. Durch das bedingte Entstehen können wir aber unsere Unwissenheit, die das erste Glied von Pratityasamutpada und damit die Wurzel Samsaras ist, überwinden und die dritte edle Wahrheit verwirklichen. Indem wir die dritte edle Wahrheit verwirklichen, setzen wir das bedingte Entstehen nicht außer Kraft

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hm, ich habe die Quelle aber gefunden, von Beitrag 12 von Numisatojama :


    Zitat

    Das Ziel
    dieses Pfades ist nicht das bloße Durchschauen der Mechanismen von anattā: entscheidend ist vielmehr die Art und Weise, in
    der das geschieht: nämlich so, dass es diese Mechanismen und damit
    das Bedingte Entstehen außer Kraft setzt. --

    Zur Konzeption von Individualität im Theravāda-Buddhismus im Vergleich mit ausgewählten naturwissenschaftlichen Ansätzen

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Manchmal frage ich mich ob Erwachen (Stromeintritt, Satori, Samadhi, Unio mystica, kleine oder große Wesensschau....) nur ein positiv besetztes Depersonalisations-/Derealisationsphänomen ist! Aber das sollte ich mich hier in diesem Forum wohl nicht weiter fragen und zum medizinisch psychischen Sektor wechseln!

    Befreiung bedeutet Befreiung von Gier und Hass. Es wird mit Friede, Freude und der Fähigkeit assoziiert , alles was kommt geduldig annehmen zu können.


    Depersonalisierung ist etwas was mit Traumatisierung assoziiert wird. Eine Situation ist so schrecklich, so unerträglich, dass man sich innerlich herauszieht und sich quasi von außen sieht. Der Nachteil ist dann aber eben eine Selbstentfremdung, die mit emotionaler Taubheit, Roboterhaftigkeit und einem Gefühl von Abwesenheit einhergeht.


    Es müsste doch klar sein, dass das ein Gegenteil von Sammlung, Achtsamkeit, Präszenz ist.


    Aber kann es dann so etwas wie "positive Depersonalisierung" geben. Mir fällt da Ohashi ein, die sich selber an ein Bordell verkauft um ihre Eltern zu erhalten.


    Aber ist das tatsächlich Depersonalisierung wenn sie a bei ihrer sicher für viele traumatisierten Arbeit ein Koan bearbeitet?


    Oder hilft es ihr nicht, sich eben nicht innerlich tot zu werden sondern im hier und jetzt - so unangenehm dieses ist - präsent, freundlich und offen zu bleiben?

  • Da rauszukommen ist ein Langzeitprojekt, vermutlich viele Leben hindurch.

    Vor kurzem habe ich noch ein Buch von Peter Gäng, „Buddhismus?“ (Campus-Verlag), verschlungen. Der Clou bei der Sache besteht darin, dass das bedingte Entstehen nicht zeitlich, also im Sinne einer linearen Abfolge, stattfindet, sondern immer im Jetzt.

    Gibt es da nicht außerdem noch Ursache-Wirkung in einem zeitlichen Ablauf? Es müssen wohl die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Unwissenheit erlöschen kann.

  • Depersonalisierung ist etwas was mit Traumatisierung assoziiert wird. Eine Situation ist so schrecklich, so unerträglich, dass man sich innerlich herauszieht und sich quasi von außen sieht.

    void, schaue mal,


    Das ist verdammt interessantes Terrain, also zitiere ich eine Stelle aus dem Buch "Der Weg zum Glück" von Dalai Lama, S. 103:


    Zitat

    "Die heftige Wirkung dauerte eine Zeit lang, und wann immer ich während der folgenden Wochen Menschen sah, kamen sie mir wie die Täuschungen eines Zauberkünstlers vor, weil sie als inhärent existent erschienen, ich aber wusste, dass dies in Wirklichkeit nicht der Fall war."


    Also geht es um eine andere Art, die Dinge oder die Menschen zu sehen, oder?


    Der nächste Schritt: Der junge Prinz hat unter "samvega" wirklich gelitten. Das Essay von Th. Bhikkhu, das ich verlinkt habe, beschreibt dies. Stimmt es oder nicht, aber in einem Buch von Volker Zotz schildert er diesen Zustand sehr klar und ausführlich. Der Prinz (noch kein Buddha) hatte einmal in der Nacht in allem das Vergängliche und den Zerfall gesehen. Alle Kurtisanen waren ihm in diesem Augenblick echt widerlich. Er sah in einer Frau eine lebendige Leiche, das Gerippe, das Urin, die Gedärme; er wollte sich sogar übergeben.


    Der letzte Schritt: Wenn man das liest, wie sollte man diesen Zustand interpretieren? Th. Bhikkhu schreibt selbst über sehr tiefe existenzielle Verzweiflung, eher das pure Entsetzen des Buddhas. Aber rein psychoanalytisch gesehen war es ein traumatischer Zustand. Was sonst? Das war aber die treibende Kraft, um das Todlose zu suchen.

    Was ist hier nicht logisch? :?


    mukti , klar ich lese im Text, zum Beispiel:



    "Das bedeutet konkret, dass Gier als solche realisiert wird um upādāna, den Zugriff auf das betreffende Objekt willkürlich zu vermeiden. Es müssen also cittas zwischengeschaltet werden, in denen sich cetanā mit dem sati-sankhāra verbindet. Es versteht sich von selbst, dass es sich hier nicht um eine einmalige Angelegenheit handelt, vielmehr geht es darum, taṇhā in einem Maße zu reduzieren, dass upādāna als elementarer kognitiver Mechanismus außer Kraft gesetzt wird.".



    Also es geht um die bewusste Absicht, cetana, ich bin aber noch nicht alles durchgelesen, sorry.


    [/lz]

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Edited once, last by Igor07 ().

  • Traumatisierung ist eine seelische Verwundung - die Ganzheit der Person ist beschädigt - geht verloren.


    Sammlung ist dagegen der Weg zu einer Ganzheit die über die Person hinaus zu einer größeren Ganzheit geht. Weswegen dann auch die Person losgelassen werden kann.


    Wenn man auf beides den Begriff der "Depersonalisierung" anwendet ist das vielleicht zutreffend aber irreführend. So als wirft man Arbeitslose ( die eine Arbeit wollen und keine finden) und Privatiers ( die so viel Geld haben dass sie nicht arbeiten müssen) zusammen in eine Kategorie. Das kann man vielleicht machen, aber meist ist es nicht sinnvoll.

  • void

    Ich bin auf das Thema Depersonalisations gekommen, weil ich wohl ein paar Berichte von Mar tin gelesen hab vermute ich mal😗🤔


    Hatte den Eindruck das er so ziemlich immun gegen Verhaftungen ist. Kam mir so erleuchtet rüber. So unangreifbar 😏😉


    Hab mich gefragt, ob er da wohl ähnliche Entfremdungsgefühle, wie bei der Depersonalisation, gegenüber verbalen Anfeindungen entwickelt hat. Wie unter einer Käseglocke, wo nichts so richtig durchkommt.


    Aber ich schätze mal, das das nicht so ist nach euren Beiträgen zu urteilen!


    In einem medizinischen Sachbericht hab ich halt auch gelesen, das Depersonalisation bei Meditationen auftreten kann. Allerdings, bei stabilen Menschen in einem wohl eher nicht pathologischen Sinne!


    Das muss man wohl aber gegenüber der buddhistischen Praxis und den damit verbundenen Erfahrungen abgrenzen!

  • Ich bin auf das Thema Depersonalisierung gekommen, weil ich wohl ein paar Berichte von Pause gelesen hab vermute ich mal😗🤔


    Hatte den Eindruck das er so ziemlich immun gegen Verhaftungen ist. Kam mir so erleuchtet rüber. So unangreifbar 😏😉

    Ich kann angegriffen werden, sogar mit Wirkungen, aber ohne erkennbare Reaktion zeigen.

    Ich kann angreifen, doch eine Wirkung erreicht haben, ist nicht von Interesse.

    Depersonalisierung ohne medizinischen Befund ist der Begriff, der schützt, denn es ist eine Person da, doch die ist sicher, weil andere glauben, dass keine da ist. Person sein ist reine privat Sache. Meine Person geht nur mich etwas an, warum sollte ich sie der Gefahr der Depersonalisierung oder Überwertung durch andere aussetzen? Ich bin Ich, unberechenbar, weil nur ich.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Wenn man auf beides den Begriff der "Depersonalisierung" anwendet ist das vielleicht zutreffend aber irreführend

    Aber lieber void, das kann ich sehr gut kontern. Wenn das Wort wirklich so irreführend ist, warum wurde der Faden dann erstellt? (in der Rubrik Allgemeines zum Buddhismus :? :?: )Der normale Mensch, der keinen blassen Schimmer über den Buddhismus hat, könnte denken, dass Erwachen und psychische Krankheit dicht miteinander verbunden sind.


    Ok, aber zur Sache. Wenn der junge Siddhartha das Alter, die Krankheit und den Tod nicht durch seine Ausflüge aus dem Palast gesehen hätte, was ihn laut Legende und Pali-Kanon (DN 14) sehr schwer traumatisiert haben soll – das ihn bestimmt tief erschüttert hat – dann gäbe es keinen Buddhismus und keinen Pfad. Ob das alles stimmt, sei dahingestellt. Das ist das typische archetypische Muster der menschlichen Erfahrung nach C.G. Jung. Das sollte ausreichen.


    LG, klar. :taube:


    Quote

    'Habe auch ich, lieber Wagenlenker, die Eigenschaft des Sterbens, bin auch ich dem Sterben unterworfen? Werden auch mich der König, die Königin und andere Blutsverwandte nicht mehr sehen, und werde auch ich den König, die Königin und andere Blutsverwandte nicht mehr sehen?' - 'Auch du, Herr, und auch ich, wir alle haben die Eigenschaft des Sterbens, sind dem Sterben unterworfen. Dich werden der König, die Königin und andere Blutsverwandte nicht mehr sehen, und auch du wirst den König, die Königin und andere Blutsverwandte nicht mehr sehen.' - 'Dann, lieber Wagenlenker, genug für heute mit dem Park, lass uns zum Palastzentrum zurückkehren.' - 'So sei es, Herr.' Nachdem, Herr, ich dies dem Prinzen Vipassī geantwortet hatte, kehrte ich zum Palastzentrum zurück. Dort im Palastzentrum, Herr, grübelte der Prinz Vipassī traurig und niedergeschlagen: Schrecklich ist Geburt, weil für den Geborenen unweigerlich Alter, Krankheit und Sterben entstehen.'


    Lehrrede vom großen Bericht

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn man auf beides den Begriff der "Depersonalisierung" anwendet ist das vielleicht zutreffend aber irreführend

    Aber lieber void, das kann ich sehr gut kontern. Wenn das Wort wirklich so irreführend ist, warum wurde der Faden dann erstellt? (in der Rubrik Allgemeines zum Buddhismus :? :?: )Der normale Mensch, der keinen blassen Schimmer über den Buddhismus hat, könnte denken, dass Erwachen und psychische Krankheit dicht miteinander verbunden sind.

    Du hast die Ausfahrten von Shakyamuni erwähnt. Während er vorher so dahinlebte, haben ihm die Erlebnisse den Boden unter den Füssen weggezogen. Und er merkte, dass die Welt von der er vorher gedacht hatte die sei sicher, trügerisch war. Vielleicht passt da der Begriff des Traumas. In der Welt tat sich ein Riss auf und Shakyamuni versucht von da an zu einer Position zu finden, die jenseits von Krankheit, Vergänglichkeit und Tod ist.


    Aber später kam es zu einer Umkehrung - wo er nicht mehr an das "bedrohte Selbst" dachte, sondern das Anhaften an einem Selbst als die Ursache des Leidens sah.


    Aber was willst du damit sagen. Wenn du sagen willst, dass Trauma auch eine positive, motivierende Rolle haben können, stimmen wir überein. Aber der Weg ist von der Zersplitterung zur Ganzheit.


    Und ja, vielleicht kann es da sinnvoll sein, so ein erschütterndes Erlebnis zu haben wie Shakyamuni.

  • Kybalion Was soll ich damit?

    Werde ich mir sicher nicht ansehen,

    Ich nehme mir die Freiheit, meine Meinung nicht von anderen zusammen suchen zu lassen. Wo ist deine Meinung auf meine Meinung?

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Kybalion Was soll ich damit?

    Werde ich mir sicher nicht ansehen,

    Ich nehme mir die Freiheit, meine Meinung nicht von anderen zusammen suchen zu lassen. Wo ist deine Meinung auf meine Meinung?

    Ja, dein Ich/Nichtich macht einfach was es will, sowie meins auch!

    Über die Beweggründe mag ich zur Zeit nicht spekulieren. Könnte aber im Bereich der Anhaftungen und Geistesgifte liegen! Buddhistische Praxis tut da sicher gut!😉😆