Herz Sutra / Leere von Form

  • Namo Amitabha Buddha !

    Namo Avalokiteshvara Boddhisattva !


    Ich habe heute viel über das Herz Sutra nachgedacht/meditiert und mir ist dabei zu „ Form ist Leerheit, Leerheit ist Form,Form ist nichts anderes als Leerheit,Leerheit ist nichts anderes als Form“


    folgende Erkenntnis gekommen , folgendes Gleichnis im Geiste erschienen. Das ich mir notiert habe danach .


    Ein Eiswürfel hat eine Form angenommen , doch eigentlich ist seine Form leer denn er schmilzt unter bestimmten Bedingungen und ist tatsächlich Wasser.


    Die Wasserpfütze hat eine Form aber die Form ist leer , erhitzt man diese Wasserpfütze wird sie zu Wasserdampf der aufsteigt und sich in der Luft verteilt bis man ihn nicht mehr sieht und dennoch ist er da.


    Kondensiert dieser Wasserdampf wird er wieder zu einer Pfütze Wasser , gefriert dieses Wasser nimmt es wieder die Form von Eis an . Tatsächlich ist alles aber ein und dasselbe . Die verschiedenen Zustände sind nicht gleich doch dennoch sind sie eins.


    Das Wasser , der Eiswürfel und auch der Wasserdampf „denken“ in ihrer Unwissenheit und Verblendung sie seien verschieden und doch sind sie ein und dasselbe . Teil vom großen und ganzen , Teil von nichts .


    Seit anfangsloser Zeit haben auch wir unsere Formenkörper und Zustände gewechselt und die Orte , zB. Welten und Universen unserer Geburten.


    Und doch tragen wir die Buddhanatur , deren Potential in uns und sind alle eins und alle nichts .




    Ich würde gerne eure Ansichten dazu hören und freue mich auf einen Austausch!


    Vielen Dank 🙏 :)

  • Hendrik

    Approved the thread.
  • Hallo @NamoAdidaphat88 ,


    was du über das Wasser und seine verschiedenen Aggregatszustände schreibst, ist ein gutes Beispiel für das abhängige Entstehen.


    Das abhängige Entstehen und Leerheit sind aber zwei verschiedene Phänomene; sie sind nicht identisch; sie hängen aber miteinander zusammen.


    Das abhängige Entstehen beschreibt positiv wie die Phänomene aufgrund von Ursachen und Umständen existieren. Die Leerheit dagegen ist eine reine Negation. Sie verneint eine bestimmte Auffassung über die Bestehensweise der Phänomene. Sie negiert, dass die Phänomene eine Eigennatur, eine inhärente Bestehensweise haben.


    Die Leerheit wie sie im Herzsutra dargestellt wird ist eine Eigenschaft eines Phänomens. Das heißt jedes Phänomen ist leer von inhärenter Existenz, weil es abhängig besteht.


    Ein gutes Verständnis des abhängigen Entstehens ist aber auch eine wichtige Voraussetzung für die Erkenntnis der Leerheit.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Vielen Dank für die Antwort,


    das abhängige Entstehen habe ich verstanden denke ich . Mit der Leerheit hingegen ist es schwieriger.


    Bedeutet es das tatsächlich gar nichts existiert ? Pferds allws nur eine Illusion ist ? Oder gar eine Art Matrix ?


    „Der japanische Zen-Meister Taisen Deshimaru Rōshi legt in seinem Kommentar dar, dass die Übersetzung von (skr.śunyata) als Leere zu kurz greife. Ihm zufolge richtet sich Avalokiteshvara als Sinnbild des Mitgefühls an Shariputra, der als Sinnbild der Vernunft gelte, indem er ihm die Unbeständigkeit aller Dinge vor Augen führe. Weit davon entfernt, einem Nihilismusdas Wort zu reden (den eine oberflächliche Interpretation von nahelegen könnte), lehre das Herz-Sutra die Freiheit von Anhaftung.“


    Könntest du das näher erklären oder kennst du Texte die es erklären ? Nihilismus scheint da ja zu kurz zu greifen , zu oberflächlich zu sein in ddr Betrachtung.


    Ich denke sehr viel nach darüber…


    Liebe Grüße 🙏

  • Verwechsel nicht Leere mit Leerheit.


    Form/Körper ist Leere, Leere ist Form.

    Wahrnehmung ist Leere, Leere ist Wahrnehmung.

    Gefühl ist Leere, Leere ist Gefühl.

    Erinnerungen/Bewusstsein ist Leere, Leere ist Erinnerungen.

    Absicht ist Leere, Leere ist Absicht.


    Das erkennen, dass alle Dhamma leer sind, also leer von Beständigkeit, von Befriedigung und leer von einem sich selbst erschaffenden Kern ist Leerheit.

    Leerheit ist beim ersten Mal erfahren erschreckend. Lässt die vollkommene Sinnlosigkeit des eigenen, Ich zentrierten Lebens erfahren. Danach und davor ist Sitzen in Samadhi unbedingt erforderlich. Sonst kann man nie lernen, die Leerheit im Alltagsleben zu ertragen.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Das abhängige Entstehen ist leichter zu verstehen als die Leerheit (sunyata). Es ist gut, sich ein tiefgründiges Verständnis des abhängigen Entstehens zu erarbeiten. Dies bildet eine gute Grundlage für das Entwickeln eines guten begrifflichen Verständnisses der Leerheit.


    Im Herzsutra wird erklärt, dass Leerheit bedeutet, dass die Phänomene leer oder frei sind von einem innewohnenden Eigenwesen, leer sind von inhärenter Existenz. Die Leerheit negiert also nicht die Phänomene. Würde sie dies tun, könnte man nicht davon sprechen, dass die Phänomene von etwas frei sind.


    Die Leerheit negiert die Ansicht oder Auffassung, dass die Phänomene inhärent existent sind. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.


    Weil sich Leerheit und abhängiges Entstehen gegenseitig bedingen, kann die Leerheit die Existenz der Phänomene nicht negieren. Meint man die Leerheit würde die Existenz der Phänomene generell negiert, dann verneint man zu viel. Dies wäre dann allerdings Nihilismus, denn abhängig entstandene Phänomene sind ja Realität.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • In der erlebbaren Praxis zeigt sich die Leerheit in der Leichtigkeit des Seins.

    Alles persönliche, komplizierte ist abgefallen.


    Die Günther-Netzer-Regel weist den Weg:


    "Ich tue nur, was mir Freude macht ..."


    Das "was" kommt als Inspiration aus der Tiefe des Raumes, der Quelle allen Seins.


    Der nahe Feind der Freude ist das Vergnügen.


    :angel:

  • Aus:

    华严子章

    Avatamsaka (die buddhistische Denkschule)

    GoldLöwe


    明缘起第一

    Erstens. Das Prinzip des bedingten Entstehens verstehen.

    Zitat

    谓金无自性,随工巧匠缘,遂有狮子相起。起但是缘 ,故名缘起。 金狮子


    * „Gold hat Dasein doch ohne Eigennatur, es folgt dem Geschick des Schmiedes, wodurch bedingt entstehend der Löwe ins Dasein kommt. Weil die Ursache Gold ist, wurde die Wirkung des handeln, nach der Ursache benannt (Goldlöwe).“ *

    1. Art bedingten Entstehens.

    Zitat

    „Gold hat Dasein doch ohne Eigennatur, „

    Das Element Gold ist Gold verursacht durch Bedingungen/Ursachen die Gold verursachen, ohne weitere Eigenschaften. Gold ist ausschließlich Gold. Jedes Element ist leer.

    2. Art bedingten Entstehens.

    Zitat

    „ es folgt dem Geschick des Schmiedes, wodurch bedingt entstehend der Löwe ins Dasein kommt.“

    Durch Schmieden, Karma, des Schmiedes erscheint nach und nach eine Form. Das Gold ist Gold, durch Schmieden verändert es nur seine Erscheinung/Form. Diese Form ist wie Gold ohne weitere Eigenschaften. Die Form ist leer.


    3. Art des bedingten Entstehens.

    Zitat

    „Weil die Ursache Gold ist, wurde die Wirkung (Löwe) des handeln, nach der Ursache benannt (Goldlöwe).“

    Gold wurde in Form gebracht und diese Form ähnelt einem in der Vorstellung des Betrachters und Schmiedes erkannten Löwen. Gold, Form, Goldlöwe sind leer.


    Einbildung, ein Löwe kann unmöglich aus Gold bestehen. Doch der Goldlöwe bekommt vom Betrachter und dem Schmied „Leben“ als Löwe, weil die Form aus der Vorstellung einem Löwen ähnelt.


    Es wird sogar der Goldlöwe als Vorlage verwendet für die Vorstellung eines Löwen. Menschen, die immer nur einen Goldlöwen sehen, ohne je einem Löwen gegenüberstehen, müssen ihre Vorstellungen revidieren, wenn da ein realer Löwe ist (Zoo, Safari). Bilder oder Filme erzeugen nur eine Vorstellung (Goldlöwe), den Glauben das jeder Löwe ihm so erscheinen muss, egal, wie viele Löwen er so gesehen hat.


    Menschen können glauben, dass es lila Kühe gibt, die Schokolade liefern, bis sie mit der Realität einer Kuh konfrontiert werden. Der realen Kuh, Bilder und Filme reichen nicht, sie lassen immer noch zu, dass es lila Kühe geben könnte. Ausschließlich der reale Aufenthalt im Weltraum kann sicherstellen, dass die Erde keine Scheibe ist. Das gilt auch für mich.


    Mein „Wissen“, dass sie rund sein müsste, ist auf Hörensagen und Rechenmodellen, Bilder, Filme gegründet. Ich persönlich kann es DIR nicht beweisen, auch nicht, wenn ich es im Weltraum gesehen habe. Natürlich kann ich Dir auch nicht beweisen, dass es keine lila Kuh gibt. Meine Erfahrungen kann ich nicht 1:1 teilen. Will ich Dich überzeugen, leidet sicher einer von uns. Tatsachen sind beim Menschen immer mit Vorstellungen verbunden, die verhindern, dass sie rein erkannt werden können.


    Ein Löwe ist aus Elementen zusammengesetzt die leer von weiteren Eigenschaften sind und darum hat er, der Löwe keine Eigennatur.

    Lebewesen die, sich ernähren und fortpflanzen können, haben eine Eigenschaft, Leben, obwohl alle ihre Elemente keine weiteren Eigenschaften habe als ihr da sein, leer von Eigenschaften/Leben sind.


    Der Irrtum des Menschen, Erscheinungen sind nicht leer, zeigt sich, weil sie dem Trugschluss aufsitzen, dass ein Lebewesen eben doch Eigenschaften, Eigennatur hat, sie haben aber nur eine Einzige, Leben. Alle anderen sind Erfahrungen und Vorstellungen.


    Die Form/Körper ist leer von Eigenschaften.

    Wahrnehmung, Gefühl, bewusste Erfahrungen, Absichten sind Leben und keine Elemente, aber Eigenschaften, da sie von Geistigen erfasst werden können, doch nicht materiell, im Gegensatz zu den leeren Elementen.


    Das nicht erkennen der Leere der Elemente führt immer zu Dukkha. Totes bekommt die Bedeutung des Lebens nur in der Vorstellung, aber das reicht aus, um sich in Totes/Körper/Element zu verlieben und irgendwann daran zu leiden. Das Leiden ist hier die Nichtreaktion des Toten/Körpers/Elementes mit Liebe auf meine Liebe. Mein Besitz zerfällt. Der Menschen, der mich liebt und den ich liebe, zerfällt und ich muss erkennen, dass nur der Mensch geliebt hat und nicht das Zerfallenen.


    Element sind immer, unbeständig, in Unfrieden (in Anziehung und Abstoßung, Zerfallen, Entstehen), ohne Leben. Anatta.

    Leben strebt immer nach Beständigkeit, nach Befriedigung (vermeiden von Unwohl), nie ohne Geist, Bewusstsein. Atta

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Das abhängige Entstehen ist leichter zu verstehen als die Leerheit (sunyata).

    ....

    Die Leerheit negiert die Ansicht oder Auffassung, dass die Phänomene inhärent existent sind. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

    Ich denke prinzipiell wird in den Begriffen des "abhängiges Entstehen" und "Leerheit von inhärenter Existenz " genau das gleiche ausgedrückt


    Aber ich denke, später wurde in shunyata nicht nur die "Natur der Welt" (leer/abhängig entstanden) gesehen, sondern es wurde, die Fähigkeit die Welt als leer/abhängig entstanden zu durchschauen (also Prajñāpāramitā) und an den Geist der Geist der die Welt als leer/anhängig entstanden durchschaut ( also der befreite Geist) einander so angenähert, dass das dann bei shunyata immer mitklingt.


    Im Herzsutra fängt das schon an. Es wird ja gesagt, dass der Bodhisattva aus Prajñāpāramitā erwächst und dieses darin besteht die Welt als leer zu durchschauen. Von da ist es nur eine kleiner Schritt im befreiten Geist eine Äußerung der Natur wahren/leeren Natur der Welt zu sehen.

  • Ich denke prinzipiell wird in den Begriffen des "abhängiges Entstehen" und "Leerheit von inhärenter Existenz " genau das gleiche ausgedrückt

    Ich denke, dass dies nicht bedeutet, dass abhängiges Entstehen und Leerheit von inhärenter Existenz synonym sind.


    Das abhängige Entstehen beschreibt die Bestehensweise der Phänomene auf der konventionellen Ebene. Deshalb ist das abhängige Entstehen logisch gesehen eine Bestätigung.


    Die Leerheit negiert dagegen, dass die Phänomene eine inhärente Existenz haben. Sie ist also eine Negation, und zwar eine nicht-bestätigende Negation.


    Aber abhängiges Entstehen und Leerheit bedingen einander. Es gibt das eine nicht ohne das andere. Die Phänomene existieren in Abhängigkeit, weil sie leer von inhärenter Existenz sind. Und weil alle Phänomene leer von inhärenter Existenz sind, existieren sie abhängig.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Im Herzsutra fängt das schon an. Es wird ja gesagt, dass der Bodhisattva aus Prajñāpāramitā erwächst und dieses darin besteht die Welt als leer zu durchschauen. Von da ist es nur eine kleiner Schritt im befreiten Geist eine Äußerung der Natur wahren/leeren Natur der Welt zu sehen.

    Zitat

    „Prajñāpāramitā ist die Weisheit der direkten Erkenntnis der nicht-konzeptuellen Einfachheit aller Phänomene, die zum nicht-verweilenden Nirvana geführt hat oder dorthin führen wird.“

    Zitat von: https://www.rigpawiki.org/index.php?title=Prajnaparamita

    (nicht-verweilenden Nirvana: verlöschen)


    „Prajñāpāramitā ist die vollkommene Weisheit durch direkte Einsicht der konzeptfreien Einfachheit aller Erscheinungen, die zum Verlöschen geführt hat oder dorthin führen wird.“

    Er versenkt sich in Prajñāpāramitā, aus der Meditation erwächst Prajñāpāramitā.

    Prajñāpāramitā vor der Versenkung ist ein anderes als in der Versenkung und ein anderes nach der Versenkung.


    Vorher hat er die Welten, trotz Prajñāpāramitā (zum Verlöschen führend) nicht als leer erkannt.

    Hier erkennt man vor der Versenkung die Umwelt und seine Innenwelt nicht als leer. Nach der Versenkung sagt man, dass die Innerwelt (Skandha) leer ist, dadurch auch erkennt, dass die Umwelt leer ist. (Jetzt ist Versenkung verlöschen.) Der Buddha ist erwacht.


    Alle Konzepte haben keine Bedeutung mehr, sie sind leer. Die Leere ist konzeptuelle Bedeutung.

    Alles Weitere ist konzeptuelles Sprechen und Denken oder dieses auslösend und damit vom Verlöschen wegführend.


    „Die fünf Anhäufungen sind leer. Form/Körper, Wahrnehmung, Absichtsgestaltung, Bewusstseinsinhalte sind leer. Leere sind Form/Körper, Wahrnehmung, Absichtsgestaltung, Bewusstseinsinhalte.“ usw. usw. usw.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

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  • Einfach herrlich und bewundernswert, dieses sich verstricken und streiten um mein Konzept, aber dein Konzept ist auch ein wenig wahr, ja, wenn ...


    In einem Tread der um:

    Prajñāpāramitā ist die vollkommene Weisheit durch direkte Einsicht der konzeptfreien Einfachheit aller Erscheinungen, die zum Verlöschen geführt hat oder dorthin führen wird.“ gehen soll.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv