Homosexualität und Buddhismus

  • Was meint ihr dazu? Sind Homosexualität miteinander vereinbar?

  • Buddhistische Praxis, wie ich sie verstehe, ist an nichts gebunden und im Alltag praktizierbar, auch in Beziehungen. Man kann sich also fragen, ob man Buddhismus als ritualisierte, regelbehaftete Religion oder als alltagstaugliche Praxis versteht. Es gibt unterschiedliche buddhistische Schulen, die das jeweils anders interpretieren.


    Im Zen verstehen die alten Meister die Regeln (wie keine Beziehungen) in Klöstern als Hilfestellung und nicht als endgültiges Ideal.


    Ch‘ing Ming! says: “There are people
    with minds like those of apes who are very hard to teach;
    people who need all sorts of precepts and doctrines with
    which to force their hearts into submission.’

    Edited 2 times, last by Wasserfall ().

  • Was meint ihr dazu? Sind Homosexualität [und Buddhismus] miteinander vereinbar?

    Ja.


    Fragwürdig hingegen ist, ob es mit dem Buddhismus vereinbar ist, das infrage zu stellen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Sexuelle Identität gehört zum Menschen. Buddhismus nicht.

    Buddhist sein muss der sexuellen Identität absolut untergeordnet sein, ansonsten erzeugt Buddhismus Dukkha.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Zuerst einmal ist Buddhist sein nicht wie einen Führerschein zu besitzen. Für den Lappen gibts ein Register in Flensburg, zu viele Punkte under Lappen ist weg. Buddhist zu sein ist erstmal eine Entscheidung sich im Buddhismus zu üben (und was das genau bedeutet, dazu gibts wohl so viele Sichtweisen wie Sand am Meer).


    Ob man nun Homosexuell ist oder heterosexuell ist, bisexuell, transgender oder queer, hat erst mal keinen Einfluss auf die buddhistische Praxis. Es ist aber sehr wohl wichtig, wie man seine Liebesbeziehung führt, aber eben egal ob man als Mann einen Mann liebt und das Bett teilt.


    Thích Nhất Hạnh fasst das in den 5 Achtsamkeitsübungen folgendermaßen zusammen (hervorhebungen sind von mir):

    In dem Bewusstsein, das durch sexuelles Fehlverhalten Leiden entsteht, bin ich entschlossen, Verantwortungsgefühl zu entwickeln und Wege zu erlernen, die Sicherheit und Integrität von Individuen, Paaren, Familien und der Gesellschaft zu schützen. In dem Wissen, dass sexuelles Verlangen nicht Liebe ist und dass sexuelles Handeln, durch Begierde motiviert, immer sowohl mir als auch anderen schadet, bin ich entschlossen, keine sexuelle Beziehung einzugehen ohne gegenseitiges Einverständnis, wahre Liebe und die Bereitschaft zu einer tiefen, langfristigen und verantwortungsvollen Bindung. Zur spirituellen Unterstützung der Integrität meiner Beziehung beschließe ich, mich an die Familienmitglieder, Freundinnen, Freunden und die Sangha zu wenden, zu denen ein unterstützendes und vertrauensvolles Verhältnis besteht. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen und um zu verhindern, dass Paare oder Familien durch sexuelles Fehlverhalten auseinanderbrechen. In dem Bewusstsein, dass Körper und Geist wechselseitig miteinander verbunden sind, bin ich entschlossen, geeignete Wege zu erlernen, um gut mit meiner sexuellen Energie umzugehen und die vier grundlegenden Elemente wahrer Liebe – liebevolle Güte, Mitgefühl, Freude und Unvoreingenommenheit – zu entwickeln, sodass mein eigenes Glück und das Glück von anderen wachsen können. Ich erkenne die Vielfalt menschlicher Erfahrungen an und verpflichte mich, keine der verschiedenen Formen von Gechlechtsidentität oder sexueller Orientierung zu diskriminieren. Indem wir uns in wahrer Liebe üben, setzen wir uns auf eine sehr schöne Weise in die Zukunft fort

    Ich hab den Text 2-3 mal durchgelesen um für mich herauszufinden ob ich darin Spuren von Prüderie entdecke und glaube aber dass sogar Personen die Polyamorie praktizieren sich da wiederfinden können.


    Obligatorisch anzumerken ist sicherlich, dass man wahrscheinlich relativ einfach buddhistische Geistliche finden kann, ob nun im Westen oder in Asien, die heteronormative Empfehlungen von sich geben, oder auch jene, die jegliche Form von Sexualität ablehnen (etwa mit Verweis auf das Mönchsideal von Keuschheit). Diese entsprechen aber nicht meiner Sicht von der Essenz der buddhistischen Lehre.

  • Was meint ihr dazu? Sind Homosexualität [und Buddhismus] miteinander vereinbar?

    Ja.


    Fragwürdig hingegen ist, ob es mit dem Buddhismus vereinbar ist, das infrage zu stellen.

    Niemand stellt etwas infrage, zumindest war das nicht die Intention für den Thread. Aber als Homosexueller, der sich zumindest dem Buddhismus sehr nahe fühlt, kam mir diese Frage in den Sinn. Und da ich sie für mich nicht eindeutig beantworten konnte, wollte ich andere Meinungen dazu hören.

  • Sexuelle Identität gehört zum Menschen. Buddhismus nicht.

    Buddhist sein muss der sexuellen Identität absolut untergeordnet sein, ansonsten erzeugt Buddhismus Dukkha.

    Interessante Herangehensweise, vielen Dank. Ich beschäftige mich noch nicht solange mit dem Buddhismus, dementsprechend war mir das nicht so ganz klar. Ich danke dir sehr _()_

  • Zuerst einmal ist Buddhist sein nicht wie einen Führerschein zu besitzen. Für den Lappen gibts ein Register in Flensburg, zu viele Punkte under Lappen ist weg.

    Siehst du? Das ist genau der Grund, warum mir dieser Gedanke mit der Vereinbarung kam, denke ich.

    Hier in Europa, wo das Christentum vorherrschend ist, ist es meiner Meinung nach ja schon ein bisschen so, zumindest wenn man denn mit Menschen Umgang hat, die sich bewusst als Christen definieren. Du MUSST immer alles mit dem Christentum sehen und es damit in Einklang bringen, ansonsten ist es eben nicht christlich. Und wenn du dich unchristich verhältst, wird es dir abgesprochen, Christ zu sein. Eben wie bei nem Führerschein. Es ist nicht so, dass ich jemals besonders religiös war, aber diese Art zu denken ist eben doch irgendwie in meinem Kopf. Alles muss mit allem interagieren, alles muss miteinander vereinbart werden.

    Der Gedanke, dass Sexualität und Philosophie (denn das ist der Buddhismus momentan in meinen Augen als vielmehr als in engen Bahnen angelegte Religion) parallel gelebt werden können, ohne dass sie besonders miteinander in Berührung kämen.


    Interessante und ziemlich gute Sichtweise, vielen Dank für deine Gedanken dazu _()_

  • Der Gedanke, dass Sexualität und Philosophie (denn das ist der Buddhismus momentan in meinen Augen als vielmehr als in engen Bahnen angelegte Religion) parallel gelebt werden können, ohne dass sie besonders miteinander in Berührung kämen.

    Ich würde mal sagen, dass Sex und die Praxis ganz extrem miteinander in Berührung kommen. Aber das ist völlig unabhängig davon, mit wem Du morgens aufwachen möchtest.


    Um meinen Lehrer zu zitieren: "Es gibt nicht ein Dhamma für Männer und Frauen. Es gibt nicht ein Dhamma für Reiche und Arme. Es gibt nicht ein Dhamma für Brahmanen und für Unberührbare. Es gibt genau eine Lehre."


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich denke es ist egal ob man eine Beziehung zu Mann oder Frau führt.

    Solange es aus aufrichtiger Liebe geschieht ist es mit dem Buddhismus vereinbar.

  • Sexuelle Identität gehört zum Menschen. Buddhismus nicht.

    Buddhist sein muss der sexuellen Identität absolut untergeordnet sein, ansonsten erzeugt Buddhismus Dukkha.

    Interessante Herangehensweise, vielen Dank. Ich beschäftige mich noch nicht solange mit dem Buddhismus, dementsprechend war mir das nicht so ganz klar. Ich danke dir sehr _()_

    Qualia ist glaube ich allgemein der Überzeugung dass alle Identitäten im Widerspruch sind mit dem Prinzip von anatta. Natürlich ist anatta ein zentrales Konzept im Buddhismus. ich würde aber vorsichtig sein mit der Formulierung "unterordnen", viel eher würde ich im buddhistischen Sinne von "loslassen" sprechen. Loslassen dass diese Kategorisierung relevant wäre, loslassen dass der frömmelnde Kollege abwertend über die Sexualität anderer Leute spricht. Und vielleicht auch loslassen, dass Sexualität etwas sündhaftes sein muss.


    Ja, man kann buddhistisch begründen dass "falsche Sicht" dukkha erzeugt. Es gibt viele Quellen von Dukkha, und man kann üblicherweise nicht alle gleichzeitig abstellen (wenn man es könnte erlebte man bodhi). Und bis dahin (bodhi) kümmere ich mich erstmal um die Quellen von Dukkha die leicht zu behandeln sind oder bei denen ich schnell viel Dukkha das Wasser abgraben kann.


    Und das heißt auch, dass ich nicht jede Facette meiner bedingt-entstandenen Identität so hoppla-hopp zerschlage. Der achtfache Pfad ist glaube ich mehr die Pflege eines Gartens als Brandrodung.

  • Die Lehre Buddhas beschreibt die Geistesschulung, die zur Befreiung führt. Dabei spielt die sexuelle Identität / Orientierung keine Rolle.


    Im Kontext der zehn unheilsamen Handlungen wird ja nicht gelehrt, dass man seine Sexualität aufgeben oder unterdrücken soll. Es wird in diesem Zusammenhang nur von sexuellem Fehlverhalten gesprochen. Das Aufgeben von sexuellem Fehlverhalten bedeutet ja nicht, dass alle sexuellen Beziehungen zu verwerfen und aufzugeben sind.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, ob unter „Fehlverhalten“ der Wunsch zählt, sich als Mann in Frauenoutfits zu präsentieren oder auch umgekehrt.

    Dadurch zieht man viel Aufmerksamkeit auf sich und ob das so vereinbar ist, keine Ahnung.

    Mich würde dahingehend Eure Meinung interessieren, weil es gerade passt. Falls es dem Threadsteller nicht gefällt, bitte ich um ein Zeichen; ich kann mit den Antworten länger warten, da ich selbst ja nicht betroffen bin, aber ein Bekannter der halt Zen Meditation praktiziert.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Naja, der Buddha war nicht in Hosen unterwegs.


    Der Pali Kanon ist durchaus reserviert bzgl. Kleidung und "äußerlichkeiten", spricht sich gegen Schmuck aus, es gibt Vorbehalte gegen zu bequeme Sitzmöbel etc. aber Ein geschlechts-dimorphismus bei der Kleidung ist nicht vorgesehen. In Thailand, einem Land starker buddhistischer Prägung gibt’s Katoys ("ladyboy").


    Die eigentliche Frage die sich stellt ist, wie sollte man damit umgehen wenn es einen “kratzt” dass eine andere Person Kleidung trägt die einem unangemessen erscheint. Ich würde dazu raten: das Unbehagen loslassen!

    Edited 2 times, last by pano ().

  • Hier gab es einige Threads zu ähnlichen Themen. Den eher allgemeinen Thread

    "Buddhismus und Homosexualität und Transsexualität" und einen Thread

    Homosexualität und buddhistische Schulen in der es um die Sicht der traditionellen buddhistischen Schulen geht.


    Aus der Initiative Buddhismus unter dem Regenbogen die u.a von Benutzer Dharma Buddy angestoßen wurde ging die International Queer Buddhist Conference hervor, auf deren YouTube Kanal man sich die Beiträge der Konferenz ansehen kann. Die nächste Konferenz findet bald - am 18-20 Oktober statt.

  • Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, ob unter „Fehlverhalten“ der Wunsch zählt, sich als Mann in Frauenoutfits zu präsentieren oder auch umgekehrt.

    Ich weiß, meine Antworten sind immer gleich. Insbesonder bei Themen, zu deren Definiton man mindestens eine Seite schreiben müsste. ;)


    Das muss jede und jeder für sich in seiner Praxis klären.


    Der Maßstab ist wie immer:


    Ist es heilsam? (vermindert es Dukkha?)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • dass sogar Personen die Polyamorie praktizieren sich da wiederfinden können.

    Sind Buddhas und Engel polyamor ?


    :?

    Was im Pali metta ist, ist auf griechisch agape, und auf lateinisch caritas (hab ich zumindest mal so irgendwo notiert).


    poly (gr. viel), amor (lat. romantische Liebe).


    Ich denke die lateinische Entsprechung dessen was Buddhas und Bodhisattvas repräsentieren ist caritas. multicaritas wenn man mag, oder "caritas omnibus animantibus" (kann man bestimmt einen gregorianischen Choral draus komponieren).


    Oder wir verfolgen den griechischen Pfad, dann könnte man bestimmt eine Bezeichnung gestalten mit agape. Polyagape wäre eine Bezeichnung für das was Buddhas und Bodhisattvas praktizieren.


    (Latein und Griechisch-Lehrer bitte wegschauen, meine Schule war Neusprachlich).

    Edited once, last by pano ().

  • Und da ich sie für mich nicht eindeutig beantworten konnte, wollte ich andere Meinungen dazu hören.

    Der wahre Buddha lebt sein Lebens-Spiel kreativ und entspannt im ewigen Hier und Jetzt.

    Einer der grössten Buddhas der Nachkriegszeit in diesem Sinne war für mich Karl Lagerfeld.


    Von den Narren und Toren wurde er nicht als lebender Buddha erkannt.

    Denn nur der Buddha erkennt einen Buddha.


    Buddha Lagerfeld hat die Vereinbarkeit von materiellem und spirituellem Luxus demonstriert.

    Er hat diese Dimension rechtzeitig vor Corona verlassen.

    Die Engel tragen jetzt Chanel.


    Fast ein Koan sein legendärer Satz:

    "Ich schlafe nie mit Menschen, die ich liebe ..."


    War er homosexuell ?


    :? :taenzer: (:

  • Fast ein Koan sein legendärer Satz:

    „Ich schlafe nie mit Menschen, die ich liebe ...“

    Qualia Ergänzung: „... habe Sex nur mit Menschen, in die ich verliebt bin oder in die ich auch verliebt sein kann, die ich liebe.“

    Mit Menschen, die ich liebe, kann es keinen Sex geben.


    Abstand nehmen von sexuellem Fehlverhalten.

    Mit sexuellen körperlichen Mitteln die Liebe eines Menschen, in den ich verliebt bin, zu erzwingen.


    ??? Gerade nicht klar.

    Wenn beiderseitiges Verlieben zu Sex führt, kann Liebe erscheinen, Respekt des anderen.

    Erscheint Liebe, könnte das Paar jederzeit in das Verleiben übergehen und es verlassen in Liebe gehen.

    ???

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Mich lenkt sein Auftritt nicht in der Meditation ab, weil ich ihn wahrscheinlich kenne. Er fragt mich nur manchmal vor Eintritt "Bin ich so in Ordnung?" , dann sage ich, wenn Du Dich so in Ordnung fühlst, dann ist es in Ordnung.


    Nur wenn ich ehrlich in meine Person hineinhorche, wäre es für "mich" so nicht in Ordnung und würde vorher die Perücke und die langen roten künstlichen Fingernägel entfernen, einfach aus Respekt. Wobei ich nicht wirklich weiß, ob es Respekt ist oder meine manchmal doch sehr arge konservative Strenge, die mir von klein auf von der Großmutter übergeben wurde. und hier und da ungewollt Meldung macht ;)


    Das soll es auch gewesen sein, lieben Dank an Void für dies Informationsmaterial und an alle lieben Meinungen, welche ich mir gerne anschaue.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Einer der grössten Buddhas der Nachkriegszeit in diesem Sinne war für mich Karl Lagerfeld.

    Na dann müssen wir ja nur ausreichend Klamotten und Bling Bling konsumieren, und schon sind wir erleuchtet. Ach ja, jung, hübsch und (sehr) dünn sollten wir auch noch bleiben (oder werden) – und das entsprechende Kleingeld sollten wir auch noch verdienen. Alles zusammen eine gelungene Überwindung der Geistesgifte. Cool. Ich schmeiße mein Kissen auf den Müll. :party:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.