Wenn jeder zunächst für sich sorgt, ist am Ende für alle gesorgt.

  • Zu Beitrag #73 von Anna Panna-Sati :


    So lange wir uns noch in Samsara befinden und noch kein Arhat sind, sind selbst unsere heilsamen Handlungen noch mit Täuschungen, Verblendungen verbunden, da noch nicht alle Leidenschaften überwunden sind. Deshalb unterlaufen uns immer noch unheilsame Handlungen.


    Durch das bewusste Unterlassen unheilsamer Handlungen und dem Bereinigen unterheilsamer Handlungen schwächen und verringern wir die Macht der Leidenschaften (klesas) in unserem Geist. Gleichzeitig müssen wir mittels heilsamer Handlungen unsere positiven Qualitäten vermehren. Es geht darum mittels der Dharma-Praxis das Kräfteverhältnis zwischen unheilsamen und heilsamen Kräften in unserem Geist zugunsten der heilsamen zu verändern, um schließlich zum Arhat zu werden.


    Deshalb hat der Buddha ja gelehrt: Man solle die bereits angesammelten unheilsamen karmischen Potenziale bereinigen und dafür sorgen, unheilsame karmische Potenziale, die noch nicht angesammelt wurden, gar nicht erst entstehen zu lassen. Man solle dafür sorgen, dass die bereits angesammelten heilsamen karmischen Potenziale nicht degenerieren und sich darum bemühen, die heilsamen karmischen Potenziale, die man noch angesammelt hat, anzusammeln.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • So lange wir uns noch in Samsara befinden und noch kein Arhat sind, sind selbst unsere heilsamen Handlungen noch mit Täuschungen, Verblendungen verbunden, da noch nicht alle Leidenschaften überwunden sind. Deshalb unterlaufen uns immer noch unheilsame Handlungen.

    Vor allem, wenn uns nicht bewusst ist, dass unsere Taten vielfach immer noch dem "Prinzip Eigennutz" unterliegen, unser "Ego" also, nahezu bei allem, was wir denken, reden oder tun beteiligt ist, können selbst gutgemeinte, im Grunde "heilsame", Aktionen schiefgehen....


    Ohne Bewusstheit nützen daher oft die hehrsten, besten Absichten wenig - das Ego betätigt sich (unbemerkt) als "Hindernis"/Handicap und entsprechend fällt dann das Ergebnis aus.


    Beispiel:

    Die sogenannten "Klima-Kleber", die definitiv gute Absichten hatten, aber leider ihren Protest ohne Rücksicht auf Interessen Anderer durchzogen (keine Empathie, kein Mitgefühl - selbst Rettungswagen wurden blockiert...) erzeugten so zwar jede Menge (auch medialer) Aufmerksamkeit, aber noch mehr Ärger, Ablehnung und Widerstand...

    Ob es der SACHE

    (Menschen aufzurütteln und zur Verhaltensänderung zu bewegen) letztlich dienlich war, darf daher bezweifelt werden.


    Deshalb hat der Buddha ja gelehrt: Man solle die bereits angesammelten unheilsamen karmischen Potenziale bereinigen und dafür sorgen, unheilsame karmische Potenziale, die noch nicht angesammelt wurden, gar nicht erst entstehen zu lassen. Man solle dafür sorgen, dass die bereits angesammelten heilsamen karmischen Potenziale nicht degenerieren und sich darum bemühen, die heilsamen karmischen Potenziale, die man noch* angesammelt hat, anzusammeln.

    * Hier fehlt wohl das Wort "NICHT" ?


    Ja, du sprichst hier wohl das sechste Glied des achtfachen Pfades an - "rechte Anstrengung":


    Quote

    A.IV.13 Die vier rechten Kämpfe I - 3. Padhāna Sutta

    Vier rechte Kämpfe (*1) gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

    Da erzeugt, ihr Mönche, der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, spornt seinen Geist an und kämpft darum. Er erzeugt in sich den Willen, aufgestiegene üble, unheilsame Dinge zu überwinden; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, spornt seinen Geist an und kämpft darum.

    Er erzeugt in sich den Willen, nicht aufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen zu lassen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, spornt seinen Geist an und kämpft darum.

    Er erzeugt in sich den Willen, aufgestiegene heilsame Dinge zu festigen, nicht schwinden zu lassen, sondern sie zu Wachstum und voller Entfaltung zu bringen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, spornt seinen Geist an und kämpft darum.

    Kurz zusammengefasst: VERMEIDEN - ÜBERWINDEN

    ENTFALTEN - ERHALTEN


    Dies führt - mit der Zeit - zur Läuterung des Geistes...

    Es geht darum mittels der Dharma-Praxis das Kräfteverhältnis zwischen unheilsamen und heilsamen Kräften in unserem Geist zugunsten der heilsamen zu verändern, um schließlich zum Arhat zu werden.

    Bist du der Meinung, Helmut , dass die Dharma-Praxis ein "Zunächst- für- sich- selbst- Sorgen" im Sinne des Thread-Themas repräsentiert?


    (Ich würde dies bejahen wollen, weil das Wohl der Anderen - bei ernsthafter Praxis - dabei nie aus dem Fokus gerät.)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Ich glaube den Usern hier kein Wort, alles nette, auswendig gelernte Phrasen. Es ist unmöglich, sich als Lebewesen dieser Erde nicht zu verletzen. Allein die Anwesenheit eines Anderen kann mir das Gefühl von Leid bescheren, weil er anders ist als ich, weil er mir Sauerstoff wegatmet, das zum Leben existenziell ist. Genauso kann mir die Abwesenheit eines Gegenübers Leid bescheren und ich fühle mich verletzt, weil etwas Aufmerksamkeit fehlt. Man kann es drehen und wenden wie man will, ohne Verletzung ist ein menschliches Leben in der Realität und erst recht in der Gegenwart von Deutschland, unmöglich. Deshalb ist das Streben nicht, keine Verletzung, weder bei mir noch bei jemand anderen, sondern der Umgang damit. Diesen Sachverhalt bezeichnete Buddha mit Leid im Dasein, die Vergänglichkeit, kein Lebewesen ist davor gefeit, auch Buddha selber nicht, er starb. Das Prinzip von Leben und Tod außer Kraft setzen wollen, ist eine Illusion. Stirbt jemand, ist der Angehörige verletzt, wie soll man das vermeiden?

  • Es ist unmöglich, sich als Lebewesen dieser Erde nicht zu verletzen.

    Ich kann mein eigenes Leiden und auch die Verletzung von anderen nicht vermeiden. Aber ich muss sie auch nicht bewusst oder unbewusst vermehren. Nur weil ich eigene Verletzung oder die Verletzung von anderen nicht vermeiden kann, heißt das ja nicht, dass Rücksichtnahme und Freundlichkeit zu mir und zu anderen (Menschen, Tieren und Pflanzen) sinnlos sind. Oder meintest Du das nicht so?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Natürlich, Rücksichtname ist ohne Frage ein edler Zug, wer dazu in der Lage ist, wer ausgeglichen ist, in sich ruht, seine Mitte gefunden hat, kann auf sich und andere Rücksicht nehmen, denn er hat etwas übrig, was er geben kann und ist weniger bedürftig. Das trifft jedoch nur auf wenige Menschen zu, in Deutschland oder Europa noch weniger als in Asien, die meisten Menschen klagen über Defizite, sie sind nicht in der Lage Rücksicht zu nehmen.


    Hier klingt es so, als wäre das höchste buddhistische Ziel, keine Verletzung auf der Welt, nur liebevolles Leben, mit völliger Ignoranz von Leid und Tod. Gerade Buddha hat ja seine Lehre auf das Leiden im Leben aufgebaut, denn er wusste, die negativen Gefühle gehören genauso dazu wie die positiven Gefühle. Rücksichten nehmen auf die Bedürftigkeit anderer Menschen kann in der Praxis nur jemand, der selbst Lebensenergie übrig hat und sich nicht im Defizit fühlt und damit ist nicht Geld oder andere materielle Güter gemeint, sondern eine Gesundheit an seelischen Empfindungen. Mit anderen Worten, jemand der Verletzungen aushalten kann, ohne in ein Defizit zu geraten, denn eine Welt ohne Verletzung und Tod gibt es nicht.


    Die Rücksicht auf sich und andere Lebewesen sind ja selbstverständlich, um an der Freude des Lebens teilhaben zu können, aber genauso sind die Verletzungen, das Leid im Dasein selbstverständlich und da sollte man sich vor allem wappnen und das geht nicht mit lieb sein.


    Achtsamkeit und Resilienz sind ein Prozess, das hat man nicht einfach so, es ist ein Trainings- und Lernprozess der ein Leben lang gilt. So stimmt die Überschrift des Threads grundsätzlich: Wenn jeder für sich sorgt, ist am Ende für alle gesorgt. Das wäre das Ziel, jeder kann sich mit sich selbst im Leben behaupten und ist nicht auf Anhaftung angewiesen und auch nicht auf Rücksicht.

  • Als ich Anfang der 90er in einem tibetischen Zentrum mithelfen wollte, war die Antwort "wenn Du dafür Kapazitäten frei hast".


    Das hat mich sehr nachdenklich gemacht und ist bis heute meine Richtschnur.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hier klingt es so, als wäre das höchste buddhistische Ziel, keine Verletzung auf der Welt, nur liebevolles Leben, mit völliger Ignoranz von Leid und Tod.

    Das Ziel wäre das Gegenteil von Ignoranz: Der Prozess des allmählichen Erkennens, Durchdringens und Akzeptierens von Leiden und Tod. Ahimsa und Metta kommen dann nach und nach.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Deine Meinung zum Thema "verletzen" finde ich richtig, Ewald.


    In der buddhistischen Praxis geht es ja nicht um Verletzung und Schmerz, die sind unvermeidlich, sondern um Dukkha. Das Leid, das ich selbst zusätzlich erzeuge. Und das kann man sehr wohl beeinflussen.


    Natürlich, Rücksichtname ist ohne Frage ein edler Zug, wer dazu in der Lage ist, wer ausgeglichen ist, in sich ruht, seine Mitte gefunden hat, kann auf sich und andere Rücksicht nehmen, denn er hat etwas übrig, was er geben kann und ist weniger bedürftig.

    Rücksichtnahme halte ich nicht für einen edlen Zug, sondern für ein Ergebenis der buddhistischen Praxis. Zumindest erlebe ich das so.


    Und ich möchte gerne Thorsten zitieren, der ja nicht zufällig geschrieben hat:

    heißt das ja nicht, dass Rücksichtnahme und Freundlichkeit zu mir und zu anderen (Menschen, Tieren und Pflanzen) sinnlos sind.

    "Zu mir und zu anderen". Wenn ich mich der buddhistischen Praxis widme, dann lasse ich öfter Metta walten, dann sehe ich die Verbundenheit mit der Welt und mit allen Menschen.


    Für mich sind in den Auswirkungen meiner Praxis "ich und die anderen" untrennbar. Wenn ich nicht gütig zu mir selbst bin, dann kann ich das rein praktisch nicht geben. Wenn ich zu mir gütig bin, dann läuft mein Herz automatisch über.


    Und wenn ich nicht gütig zu anderen bin, dann schade ich damit auch der Güte zu mir selbst. In soweit sehe ich meine Metta-Praxis als rein eigennützig.


    Standardhinweis: Wenn man "nett" zu anderen ist, obwohl das der Situation nicht angemessen ist, dann übt man in dem Moment nicht "genug" Metta für sich selbst.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich möchte betonen, dass ich nicht die Linie des tibetischen Buddhismus praktiziere, da habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht hier in der Stadt, sondern den Zen Buddhismus. Die tibetische Gemeinschaft war eine Kuschelgruppe, angeführt von ihrem verehrten Ole Nydahl, in der die Fantasie, wie das Leben sein könnte, im Vordergrund stand. Es gibt in der Nachbarschaft auch ein Zen Kloster, zu dem ich Kontakt pflege und dort wird das Leid im Leben ganz realistisch gewürdigt, denn ohne geht es nicht. Wie gesagt, die Rücksichtnahme gegenüber jedem Leben ist als Buddhist selbstverständlich und dennoch ist der Umgang mit Menschen, die nicht rücksichtsvoll sein können, unausweichlich. Die Buddhisten unter sich, wunderbar und meist alles friedlich, nur sie sind hier im Westen in der Minderheit. Die Not des Leidens liegt bei den Menschen allgemein und das bildet die Realität, da ist eine kleine Gruppe nur eine Ausnahme.

    Deshalb wehre ich mich dagegen zu behaupten, der Buddhist kann dafür sorgen, dass es keine Verletzung unter den Menschen gibt, das ist unmöglich. Ich behaupte sogar, dass er nicht dafür sorgen kann selbst verletzt zu werden, es ist im Leben unausweichlich. Deshalb ist die Fähigkeit so wichtig zu lernen, mit einer gewissen Form von Verletzung umzugehen, ohne großen Schaden zu erleiden. Das ist praktizierte Achtsamkeit und Resilienz.

  • Jeder einzelne Mensch muss überhaupt erst mal erkennen, dass er immer sich selbst der Nächste sein muss. Erst dann hat er Kraft, für andere zu tun, aus den vier Unermesslichen heraus, die er nur durch konsequentes Einüben des sich selbst der Nächste zu sein, erreichen kann.

    Das lehrt nur der Buddha.

    Alles über die Lehre ist gegen diese Lehre!

    Man will sie nicht anerkennen, denn es bedeutet, jede mentale Herrschaft über andere ist ein Verstoß gegen die Sila.


    Quellen muss ich nicht angeben, weil ich ganz einfach annehme, dass die Buddhisten hier sich im Palikanon der Reden des Buddha genauso gut auskennen wie in den Interpretationen der anerkannten Meister.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Gerade Buddha hat ja seine Lehre auf das Leiden im Leben aufgebaut, denn er wusste, die negativen Gefühle gehören genauso dazu wie die positiven Gefühle.

    Ja, aber Buddha Shakyamuni ging es vordringlich darum, Leiden zu beseitigen, zu vernichten, nicht darum, es als Fundament seiner Lehre zu betrachten.

    Interessanterweise ermöglicht die Akzeptanz/Annahme des Leidens gerade seine Auflösung, das Loslassenkönnen, die Befreiung davon...

    Rücksichten nehmen auf die Bedürftigkeit anderer Menschen kann in der Praxis nur jemand, der selbst Lebensenergie übrig hat und sich nicht im Defizit fühlt und damit ist nicht Geld oder andere materielle Güter gemeint, sondern eine Gesundheit an seelischen Empfindungen. Mit anderen Worten, jemand der Verletzungen aushalten kann, ohne in ein Defizit zu geraten,

    Wir sind doch alle in irgendeiner Weise Leidende und wenn die Lebensenergie aufgrund psychischer Erkrankung(en) fehlt, ist das meist auch nur temporär.


    Rücksichtnahme auf Andere und deren Bedürftigkeit, was ggf. auch mal ein Zurückstellen eigener Bedürfnisse erfordert, lernt man bereits im Kindesalter (oder sollte es zumindest dann nahegebracht bekommen) und ohne diese funktioniert keine Gemeinschaft.

    Für mich sind in den Auswirkungen meiner Praxis "ich und die anderen" untrennbar. Wenn ich nicht gütig zu mir selbst bin, dann kann ich das rein praktisch nicht geben. Wenn ich zu mir gütig bin, dann läuft mein Herz automatisch über.

    Ja, das ist eines der wunderbaren Ergebnisse der (Metta-) Praxis, dass die im eigenen Herzen entfaltete Liebe, sich auf andere Wesen ausdehnt und das Gefühl einer tiefen, warmen Verbundenheit erzeugt.

    Und wenn ich nicht gütig zu anderen bin, dann schade ich damit auch der Güte zu mir selbst. In soweit sehe ich meine Metta-Praxis als rein eigennützig.

    Die Binsenweisheit: "...Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eig'ne Herz zurück." gilt umgekehrt genauso für Negatives, das weitergegeben wird - nicht nett zu sein, macht nicht glücklich - weder den Anderen, noch einen selbst.


    In letzter Konsequenz ist alles eigennützig, manches allerdings nur "scheinbar", wie eben eine gute Selbstfürsorge, die dazu führt, schlussendlich wiederum Anderen dadurch nützen zu können, dass es einem selbst gut (genug) geht, um ggf. für sie dazusein, sie zu unterstützen, ihnen zu helfen.


    Standardhinweis: Wenn man "nett" zu anderen ist, obwohl das der Situation nicht angemessen ist, dann übt man in dem Moment nicht "genug" Metta für sich selbst.

    Schwierig finde ich, zu erkennen, wann es "für Andere zuviel" und entsprechend für mich, zu wenig Metta sein soll...


    Kann es wirklich zu viel "Wohlwollen"/Freundlichkeit/ universelle Liebe/liebende Güte geben?

    Metta kann ja auch bedeuten, dem Anderen freundlich Grenzen zu setzen, warum sollte es "der Situation nicht angemessen" sein, wohlwollend zu bleiben, auch, wenn man z.B. "Tacheles" redet?


    da sollte man sich vor allem wappnen und das geht nicht mit lieb sein.

    Das Gegenüber spürt doch meist instinktiv oder intuitiv, ob man sich im"Hass/Ablehnungs"- oder "Liebe/ grundsätzlicher Annahme-"Modus" befindet.

    Eine Haltung der Liebe und des Mitgefühls ist generell eine Haltung der Stärke, nicht der Schwäche.




    Was aber tun, wenn eine Situation entsteht, wo man gezwungen wird, sich konkret zu entscheiden, zwischen der Liebe zu einem anderen Menschen und der Selbstliebe?


    Beispiel:

    Deine Tochter ist schwerkrank und nur eine Organspende von DIR könnte ihr Leben retten. Die Operation wäre aber für DICH, durch verschiedene Umstände, lebensgefährlich, könnte also deinen Tod bedeuten...


    Entschiede man sich gegen die OP, müsste man mit dem Sterben/Tod der Tochter weiterleben und mit dem Schuldgefühl erzeugenden Wissen, dass man sie hätte retten können - das wäre wohl auch kein lebenswertes Leben mehr.

    Also wäre das "Opfer", das man brächte, wenn man bei der Organspende stürbe, schlussendlich auch wieder "eigennützig"...



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

    Edited once, last by Anna Panna-Sati ().

  • Schwierig finde ich, zu erkennen, wann es "für Andere zuviel" und entsprechend für mich, zu wenig Metta sein soll...


    Kann es wirklich zu viel "Wohlwollen"/Freundlichkeit/ universelle Liebe/liebende Güte geben?

    Metta kann ja auch bedeuten, dem Anderen freundlich Grenzen zu setzen, warum sollte es "der Situation nicht angemessen" sein, wohlwollend zu bleiben, auch, wenn man z.B. "Tacheles" redet?

    Gut, dass Du nachfragst!


    Es ging bei dem Absatz von ewald um Menschen in der Gesellschaft, die seine Grenzen nicht achten. Wenn man es denen Recht machen will (deshalb "nett" in Anführungszeichen), dann vernachlässigt man tendenziell das eigene Wohlergehen.


    Ich stimme mit dir überein, zuviel Metta kann es nicht geben. Nett ist da ziemlich doppeldeutig, das stimmt.



    Liebe Grüße, Aravind.

  • Dieses Gerede über Metta geht voll daneben, in jeder Zeile kann ich Mitleid erkennen statt Metta und davon kann es sehr schnell zu viel geben.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Dieses Gerede über Metta geht voll daneben, in jeder Zeile kann ich Mitleid erkennen statt Metta und davon kann es sehr schnell zu viel geben.

    Und wenn du uns noch etwas Gutes tun willst, könntest du den Unterschied zwischen Metta und Mitleid vielleicht noch mal erklären. Dieses Forum besteht z.T. aus neuen Mitgliedern, die das wahrscheinlich nicht kennen. Diese Unterscheidung ist für mich zentral und sehr hilfreich gewesen.

    _()_ Danke und liebe Grüsse

    :)

  • Dieses Gerede über Metta geht voll daneben, in jeder Zeile kann ich Mitleid erkennen statt Metta und davon kann es sehr schnell zu viel geben.

    Und wenn du uns noch etwas Gutes tun willst, könntest du den Unterschied zwischen Metta und Mitleid vielleicht noch mal erklären. Dieses Forum besteht z.T. aus neuen Mitgliedern, die das wahrscheinlich nicht kennen. Diese Unterscheidung ist für mich zentral und sehr hilfreich gewesen.

    _()_ Danke und liebe Grüsse

    Worauf wartest du dann, auf die babylonische Sprachverwirrung?

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Dieses Gerede über Metta geht voll daneben, in jeder Zeile kann ich Mitleid erkennen statt Metta und davon kann es sehr schnell zu viel geben.

    (Zuviel) Mitleid ist sicher ungünstig, weil es doppeltes Leiden bedeutet...


    Qualia, ist dir aufgefallen, dass du hier im Forum schon das 2. Mal, kurz hintereinander, "Mitleid" erkennst?

    Vielleicht brauchst du selbst gerade Mitgefühl und nimmst das (ähnliche) Mitleid dadurch verstärkt wahr?

    (Dies nur als Anregung zum Überprüfen...)


    Davon abgesehen, ist der Begriff "Gerede" ziemlich negativ und abwertend und ich bemerkte, dass ich deshalb auf deinen Post zunächst mit Traurigkeit reagierte...

    Anstatt mal zu schauen, ob zutrifft, was du "erkannt" hast.

    Das werde ich nun tun.


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Ich bin sehr froh, dass mein Leben frei ist von solchen Typen, die sowohl Mitleid als auch Mitgefühl für mich äußern. Die Vorschläge hier reichen mir vollkommen, um im Wirklichen weiterhin dafür zu sorgen.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Ich bin sehr froh, dass mein Leben frei ist von solchen Typen, die sowohl Mitleid als auch Mitgefühl für mich äußern. Die Vorschläge hier reichen mir vollkommen, um im Wirklichen weiterhin dafür zu sorgen.

    Aufrechtes Mitleid (also nicht das abschätzige herabschauen was manchmal auch unter Mitleid firmiert) und aufrechtes Mitgefühl sind 2 der 4 brahmavihara. Die Praxis der brahmavihara finde ich für mich sehr wichtig, Metta, upekkha, mudita und karuna sind allesamt kusala (heilsam, heilbringend). Bisher habe ich immer direkt angenommen das kusala sich sowohl auf den übenden bezieht als auch auf die Person auf die sich Metta, muditā und karuna beziehen (sofern sie in “Reichweite” sind).


    Du gibt’s mir jetzt Qualia schon etwas zu denken. Denn natürlich kann man das auch als übergriffig empfinden Mitgefühl, mitfreude und Metta zu empfangen.


    Aber im Kern sollten die brahmavihara auch für Empfänger eine positive Auswirkung haben, sonst wären sie ja nicht kusala. Ich denke so wie man in der Metta Praxis sich auch darin übt Metta für sich selbst zu aufzubringen und sich für Metta anderer zu öffnen. So wäre es auch eine heilsame Übung sich für muditā und karuna zu öffnen.

  • Nur von Tieren oder von Menschen, die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Nur von Tieren oder von Menschen, die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben.

    Wäre es so, könnten nur Erleuchtete heilsame Handlungen ausführen. Heilsam heißen aber Geisteszustände und Handlungen, weil sie förderlich auf dem Weg der Heilung, auf dem Weg der Befreiung sind. Heilsame Handlungen kann auch jemand ausführen, der völlig in Leidenschaften verstrickt ist.


    Im Übrigen: Es ist besser jemandem ein nettes Wort zu sagen als ihm oder ihr eins reinzuhauen. Es ist besser, die Lebensgrundlage von Mitwesen zu erhalten, als sie zu vernichten. Ob man das nun kusala, Metta, Mettwurst oder schlicht Anstand nennt, ist belanglos. Der Rest ist sinnfreie Theorie.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben

    Thorsten Hallscheidt

    die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben


    Nur ein ganz wenig Glaube, Liebe, Hoffnung und der Buddha ist ein Bodhisattva.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • die ihre Geistesgifte fast ganz vernichtet haben

    Auch das ist nicht richtig. Jeder kann jederzeit nett zu jemand anderem sein. Und der oder die andere wird das als Freundlichkeit erleben. In jedem Augenblick kann ich mich zwischen einer heilsamen oder einer unheilsamen Richtung entscheiden. Die heilsame Richtung wird von Anfang an mir und meinem Umfeld zugutekommen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Und wenn du uns noch etwas Gutes tun willst, könntest du den Unterschied zwischen Metta und Mitleid vielleicht noch mal erklären. Dieses Forum besteht z.T. aus neuen Mitgliedern, die das wahrscheinlich nicht kennen. Diese Unterscheidung ist für mich zentral und sehr hilfreich gewesen.

    _()_ Danke und liebe Grüsse

    Worauf wartest du dann, auf die babylonische Sprachverwirrung?

    Worauf wartest du? Warum schreibst du nicht das auf, was du als zentral erkennst? Hast du Angst vor der babylonischen Sprachverwirrung? Die ist hier normal!

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Der Dalai Lama schreibt in:


    Der Kern der

    buddhistischen Lehre


    Zitat

    »Keine unheilsame Handlung zu begehen, das Heilsame in jeder Weise zu vollführen und den eigenen Geist zu zähmen — das ist die Lehre des Erwachten.«

    Der Buddha hat gesagt, wir sollten keine unheilsamen Handlungen begehen — was ist darunter zu verstehen? Es ist wichtig zu erkennen, dass Wirkungen weder ohne Ursachen entstehen noch aus Ursachen, die ihrer Art nicht entsprechen. Die unerwünschte Wirkung, die wir erleben, ist Leiden. Leiden ist die Wirkung von unheilsamen Handlungen: Leiden entsteht nicht ohne Ursachen und nicht aus völlig anderen Ursachen, sondern aus Ursachen, die den Leiden entsprechen. Wenn wir unheilsame Handlungen begehen, schaden wir den anderen; unsere Handlungen lösen beim anderen Leiden aus. Da diese Handlungen beim anderen Leiden bewirken, sind sie Ursachen dafür, dass wir auch selbst Leiden erleben werden. Die Ursache entspricht also der Wirkung. Das Gleiche gilt für heilsame Handlungen. Heilsam sind Handlungen, mit denen wir anderen Glück bereiten. Solche Handlungen lösen bei den anderen Wesen Wohlergehen aus, und in Übereinstimmung damit werden wir selbst ihre Wirkung in Form von Glück erleben. In dieser Weise sind Leiden und Glück von entsprechenden Ursachen abhängig, also von schädlichen oder nützlichen Handlungen in Bezug auf andere.


    Quelle

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Wäre es so, könnten nur Erleuchtete heilsame Handlungen ausführen. Heilsam heißen aber Geisteszustände und Handlungen, weil sie förderlich auf dem Weg der Heilung, auf dem Weg der Befreiung sind. Heilsame Handlungen kann auch jemand ausführen, der völlig in Leidenschaften verstrickt ist.


    Nein, das stimmt nicht, heilen von außen heißt beim Anderen die Selbstheilungskräfte anzustoßen, denn Heilen geht nur von innen, dazu ist keine Erleuchtung notwendig, aber es ist notwendig, dass die eigenen Defizite nicht stärker sind, als die des zu Heilenden. Ein kranker Mensch kann keine Krankheiten heilen, er sendet die falsche Botschaft. Deshalb ist es notwendig, dass der Heiler gesund in seiner Mitte weilt, dabei geht es nicht darum, Nettigkeiten zu verbreiten, ganz ähnlich dem Mitleid, sondern die Botschaften, die notwendig sind, um die Selbstheilungskräfte anzustoßen und das kann manchmal emotionale Kraft bedeuten. Es kann auch Handauflegen oder Liebenswürdigkeit bedeuten, aber es kann auch auf die Füße treten bedeuten, wenn nur das beim Anderen wirklich ankommt. Auch das Einsetzen von Kraft bei der Heilung bedarf einer gesunden Souveränität, sonst wirkt es zerstörerisch. Wer emotional verstrickt ist, kann das Gegenüber nicht heilen, es richtet noch mehr Verwirrung an. Zum Heilen ist Klarheit beim Heiler nötig, sonst werden die psychischen Störungen schlimmer.