Was ist der Unterschied zwischen Vipassana-Meditation und Shamatha-Meditation

  • Also soweit ich das verstanden habe, ist Shamatha ruhiges Verweilen. Und Vipassana ist Einblick. Also zuerst wird der Geist ruhig gemacht und dann kann man auf den Grund blicken.

    Was hat das Ganze jetzt mit Achtsamkeit zu tun?


    Kann mir das jemand erklären?


    Danke ... _()_

  • Achtsamkeit bedeutet, alle Tätigkeiten bewusst auszuführen: Wenn ich gehe, weiss ich, dass ich gehe. Wenn ich Karotten für das Abendessen schneide, weiss ich, dass ich Karotten für das Abendessen schneide - und denke beim Karotten schneiden nicht an etwas anderes.


    Insofern durchdringt Achtsamkeit auch die Meditation. In der Samatha-Meditation konzentriere ich mich auf einen Meditationsanker, um den Geist zu beruhigen. Meist ist das der Atem. Also weiss ich in der Samatha-Meditation, dass ich mich auf den Atem konzentriere und bemerke, wenn ich abschweife und weiss, dass ich jetzt in diesem Augenblick wieder zum Atem zurückkehre.


    Das gleiche gilt für die Vipassana-Meditation: „Die Dinge in ihrem Entstehen betrachtend, weilt er beim Körper/ bei den Gefühlen/ bei den Emotionen/ bei den Geistesobjekten; die Dinge in ihrem Vergehen betrachtend, weilt er beim Körper u.s.w.; die Dinge (abwechselnd) in ihrem Entstehen und Vergehen betrachtend, weilt er beim Körper u.s.w.“

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Hab ich mich auch immer gefragt. Nicht dass ich alles verstanden hätte, aber hier mal eine Übersicht, die ich mir aufgezeichnet habe beim Lesen der ersten Kapitel von "The Mind Illuminated". Ich empfand die als sehr hilfreich. Die Pfeile illustrieren die Vorbedingungen. passaddhi ist also eine Vorbedingung für upekkhā.

    Please login to see this attachment.


    Hierzu schreibt der Autor


    Zitat

    ‹The complete state of śamatha results from working with stable attention [samādhi] and mindfulness [sati] until joy [pīti] emerges. Joy then gradually matures into tranquility [passaddhi], and equanimity arises out of that tranquility. A mind in śamatha is the ideal instrument for achieving Insight [vipassanā]. samādhi and sati are developed equally, but unaccompanied by diligent investigation (viriya [Energy] and dhamma vicaya [Investigation]), they won’t lead to Awakening. However, as śamatha develops and matures, Insight is almost, but not quite inevitable. But for someone who somehow manages to achieve śamatha without Insight [vipassanā], Insight and Awakening will happen very quickly. Just about any Insight practice will produce immediate fruit.›


    Zu vipassanā


    Zitat

    vipassanā refers specifically to Insight into the true nature of reality that radically transforms our understanding of ourselves and our relationship to the world.›


    ‹The Insights called vipassanā are not intellectual. Rather, they are experientally based, deeply intuitive realizations that transcend, and ultimately shatter, our commonly held beliefs and understandings›.


    5 most important ones to the left.


    Ein level gröber skizziert dann der Pfad zum Erwachen (bodhi). Sati und Samadi sind vorbedingung für sowohl samatha als auch Einsicht. Beide sind Vorbedingung für Bodhi (erwachen).

    Please login to see this attachment.


    Soweit die Darstellung in "The Mind Illuminated".


    "Samma sati" und "Samma samādhi" sind ja Glieder des Achtfachen Pfades. Insofern führt die Einübung des Achtfachen Pfades zu den notwendigen Grundlagen für Samatha und Vipassanā, bereitet also letztlich den Boden für bodhi.




    Man sollte anmerken, dass ich glaube dass die Darstellung eher dem Pali-Buddhsmus nahesteht. In anderen buddhistischen Schulen existieren die Begriffe auch, und manchmal werden sie auch Übersetzt präsentiert (also mal Pali vipassanā, mal Sanskrit vipaśyana), der inhalt kann sich dann schon unterscheiden, denn im tibetischen Buddhismus ist vipaśyana auch Einsicht in die Leerheit (śunyata). Ich glaube kaum, dass aus Mahayana perspektive die Diagramme mit ihren Pfeilen so gezeichnet würden.


    Achtsamkeit (sati) (Pali; Sanskrit smrti). Im sanskrit kann man noch erahnen dass das Wort auf die gleiche Wortwurzel hat wie „Memory“, ist also erstmal ein Wort für "erinnern". Der Begriff ist und bleibt etwas rätselhaft. Prominent tritt er Auf in der ānāpānasati sutta (Lehrrede über die Achtsamkeit der Atmung) und satipaṭṭhāna sutta (Lehrrede über den Ursprung der Achtsamkeit), und natürlich im Achtfachen Pfad (sammā sati, rechte Achtsamkeit). Ich versuche mich jetzt nicht in einer Definition und bin neugierieg was andere dazu schreiben.

  • Also soweit ich das verstanden habe, ist Shamatha ruhiges Verweilen. Und Vipassana ist Einblick. Also zuerst wird der Geist ruhig gemacht und dann kann man auf den Grund blicken.

    Was hat das Ganze jetzt mit Achtsamkeit zu tun?

    Geistesruhe und Einsicht hängen immer zusammen hab ich mir von einem Meditationslehrer sagen lassen. Der Geist konzentriert sich auf ein Objekt und die Einsicht führt zu immer mehr Vertiefung, auf der ersten Stufe schalten die Sinne ab und es entsteht ein Glücksgefühl. Dort kann man in Ruhe verweilen oder eben einsehen dass dies noch vergänglich ist und zur zweiten Stufe weitergehen, wo das Nachdenken abschaltet usw. Stille und Glücksgefühl nehmen dabei immer mehr zu.

    Achtsamkeit (sati) ist Gewahrsein ohne Begehren oder Aversion. Eigentlich nicht das Gewahrsein selber, sondern das Herbeiführen des Gewahrseins, Innewerden oder Erinnern. Das ist bei Shamata-Vipassana auch dabei.

    Soviel ich weiß, ich bin kein Experte.

  • Der Geist konzentriert sich auf ein Objekt und die Einsicht führt zu immer mehr Vertiefung

    Ich bin zwar kein Experte, aber die wahre Einsicht führt dazu, dass ich drei Daseinsmerkmale (oder sogar vier) klar erkenne. Jnana , Vertiefungen, waren auch früher vorhanden und sind in allen Religionen präsent.

    Anatta (das Nicht-Selbst) ist jedoch nur durch die richtige Einsicht praktisch erfahrbar.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Der Geist konzentriert sich auf ein Objekt und die Einsicht führt zu immer mehr Vertiefung

    Ich bin zwar kein Experte, aber die wahre Einsicht führt dazu, dass ich drei Daseinsmerkmale (oder sogar vier) klar erkenne. Jnana , Vertiefungen, waren auch früher vorhanden und sind in allen Religionen präsent.

    Anatta (das Nicht-Selbst) ist jedoch nur durch die richtige Einsicht praktisch erfahrbar.

    Im Jhana entsteht eine Abgeschiedenheit von den Sinnesobjekten mit der Einsicht "das bin ich nicht und gehört mir nicht". Dann kann man bei Geistobjekten verweilen, im ersten Jhana gibt es noch Gedankenfassung, Diskursives Denken und Verzückung, auf den folgenden Stufen setzt sich die Abgeschiedenheit in Verbindung mit der Einsicht weiter fort, das Gewahrsein weitet sich von den gröberen auf immer feinere Geistobjekte aus. Andere Religionen mögen etwas davon als "wahres Selbst" betrachten, so wie die beiden Lehrer des Buddha auf hohen Stufen als vermeintlichem Endzustand geblieben sind. Der Buddha hat auch hier die drei Daseinsmerkmale gesehen und ist darüber hinausgegangen bis zum vollkommenen Nicht-Selbst. So verstehe ich das.

  • Im Jhana entsteht eine Abgeschiedenheit von den Sinnesobjekten mit der Einsicht "das bin ich nicht und gehört mir nicht"

    Weiß ich nicht, echt, mukti .


    Im Buch von Amadeo Sole-Leris "Die Meditation, die der Buddha selbst lehrte" betont der Autor sehr ausdrücklich, dass Samatha als Beruhigung, Gelassenheit oder Gemütsruhe zu verstehen ist. Sie kann als Voraussetzung für die Einsicht (Vipassana) dienen, ist aber nicht zwingend erforderlich, wie Bhikkhu Analayo in seinen drei! Ausführungen über die Satipatthana-Sutra verdeutlicht. Bemerkenswert ist jedoch, dass man Satipatthana nur richtig üben kann, wenn dabei die Konzentration von selbst entsteht.

    Diese Frage ist nicht eindeutig geklärt, das stimmt, und auch in Nyanaponikas Werk "Geistestraining durch Achtsamkeit" findet sich keine klare Trennung.

    Praktisch gesehen kann man Sati (Achtsamkeit) einfach üben und dabei wach und präsent bleiben, sodass beide Methoden (Samatha und Vipassana) letztlich miteinander verbunden und gleichzeitig anwesend sind. (und als beide verstärken auch -mit- und- für- einander)



    P.S. Für den Arahat s hatte es keine Rolle mehr gespielt, aber sie praktizieren es trotzdem weiter, wie der Buddha auch. Interessant, oder? ( Analyao).

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Im Jhana entsteht eine Abgeschiedenheit von den Sinnesobjekten mit der Einsicht "das bin ich nicht und gehört mir nicht"

    Weiß ich nicht, echt, mukti .


    Im Buch von Amadeo Sole-Leris "Die Meditation, die der Buddha selbst lehrte" betont der Autor sehr ausdrücklich, dass Samatha als Beruhigung, Gelassenheit oder Gemütsruhe zu verstehen ist.

    Ich weiß auch nicht viel darüber, aber du hast von Jhana gesprochen, darauf hat sich meine Antwort bezogen. Samatha ist Gemütsruhe die sich bis zu Jhana entwickeln kann.


    Sie kann als Voraussetzung für die Einsicht (Vipassana) dienen, ist aber nicht zwingend erforderlich, wie Bhikkhu Analayo in seinen drei! Ausführungen über die Satipatthana-Sutra verdeutlicht.

    Soweit ich weiß ist Vipassana mit Gemütsruhe verbunden, wie weit man mit Vipassana kommen kann wenn die Gemütsruhe nicht Jhana erreicht, darüber gibt es verschiedene Auffassungen. Manche meinen sogar, vollkommenes Erwachen wäre auch ohne Jhana möglich.


    Grundsätzlich gibt es verschiedene Ansätze, durch Kontemplation wesentlicher Lehrinhalte entsteht auch Gemütsruhe, oder durch bestimmte Betrachtungen (Anussati), durch Sammlung auf ein Objekt wie den Atem, oder durch allgemeine Achtsamkeit.



    P.S. Für den Arahat s hatte es keine Rolle mehr gespielt, aber sie praktizieren es trotzdem weiter, wie der Buddha auch. Interessant, oder? ( Analyao).

    Ich denke es macht auch für einen Arahat oder Buddha einen Unterschied, ob sie sich in Meditation befinden oder allerhand Handlungen verrichten. In tiefer Meditation gibt es keine Sinneswahrnehmungen, nur das Glück der Loslösung. Sinnesbewusstsein ist mit Stress verbunden - auch wenn Erwachte nicht wirklich darunter leiden, ziehen sie sich regelmäßig zur Meditation zurück.