Was ist das Ich?

  • Jeder mir näher bekannte Mensch (einschliesslich meiner selbst) hat mehrere Unter-Ichs, die je nach aktueller Situation aktiviert und deaktiviert werden.


    Schönes Beispiel die von R.L.Stevenson beschriebene Person:

    Dr. Jekyll ist das Bodhicitta-Unter-Ich, dass bei Genuss von Alkohol deaktiviert wird und dem "Mr. Hyde"-Unter-Ich Platz macht.

    Der Kommunikationswissenschaftler Schulz von Thun spricht vom inneren Team. Das finde ich auch sehr plausibel. :)

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • "

    Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Ich.


    Es ist sonach der Träger der Welt, die ... Bedingung alles Erscheinenden ...


    Als dieses Ich findet Jeder sich selbst, jedoch nur sofern er erkennt, nicht sofern er Objekt der Erkenntnis ist. Objekt ist aber schon sein Leib, denn er liegt, wie alle Objekte der Anschauung, in den Formen alles Erkennens, in Zeit und Raum, durch welche die Vielheit ist.


    Das Ich aber, das Erkennende, nie Erkannte, liegt auch nicht in diesen Formen, von denen selbst es vielmehr immer schon vorausgesetzt wird: ihm kommt also weder Vielheit, noch deren Gegensatz, Einheit, zu.


    Wir erkennen es nimmer (*) , sondern es eben ist es, das erkennt, wo nur erkannt wird.

    "


    (*) Hier irrte Schopenhauer, als er diesen genialen Text niederschrieb.

    Satori oder Stromeintritt oder Verwirklichung oder ... ist Erkennen des mit Verstand und Vernunft nicht zu Erkennenden.

  • Das reine Gewahrsein oder die sich selbst bewusste Wahrnehmung in der Meditation ist eine besondere Form des Selbstbewusstseins. Sie kann in Analogie zu einer transparenten Scheibe verstanden werden, durch die wir alles wahrnehmen. Und dann wird uns diese Scheibe bewusst und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf diese Scheibe, durch die wir alles wahrnehmen.

    Hm, was wir durch die Scheibe wahrnehmen bewegt und verändert sich, die Scheibe selber bewegt und verändert sich nicht, sie ist immer Hier und Jetzt da. Ist es so gemeint?

  • Das reine Gewahrsein oder die sich selbst bewusste Wahrnehmung in der Meditation ist eine besondere Form des Selbstbewusstseins. Sie kann in Analogie zu einer transparenten Scheibe verstanden werden, durch die wir alles wahrnehmen. Und dann wird uns diese Scheibe bewusst und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf diese Scheibe, durch die wir alles wahrnehmen.

    In meinem Verständnis ist das reine Gewahrsein eine Wahrnehmung, die sich einstellt, wenn man alle Formen des Ich- oder Selbstbewusstseins und alle Vorstellungen fallen lässt.

    Aber hier ist das Theravada Unterforum, dort kenne ich mich nicht aus.

    Ein frohes Fest für euch alle. :kerze:

  • Das reine Gewahrsein oder die sich selbst bewusste Wahrnehmung in der Meditation ist eine besondere Form des Selbstbewusstseins. Sie kann in Analogie zu einer transparenten Scheibe verstanden werden, durch die wir alles wahrnehmen. Und dann wird uns diese Scheibe bewusst und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf diese Scheibe, durch die wir alles wahrnehmen.

    In meinem Verständnis ist das reine Gewahrsein eine Wahrnehmung, die sich einstellt, wenn man alle Formen des Ich- oder Selbstbewusstseins und alle Vorstellungen fallen lässt.

    Aber hier ist das Theravada Unterforum, dort kenne ich mich nicht aus.

    Ein frohes Fest für euch alle. :kerze:

    Wir sind im Allgemeinen Bereich. 🙂 Das reine Gewahrsein ist für mich auch die basalste Form von Bewusstsein, in der eigentlich keine Ich-Erfahrung mehr präsent ist. Ich habe mich da missverständlich ausgedrückt. Es ist kein Selbstbewusstsein im Sinne einer Ich-Erfahrung, sondern ein selbstreflexives Moment von Bewusstsein an sich. Der Philosoph Thomas Metzinger hat einiges erhellendes dazu geforscht, geschrieben und gesagt.

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  • Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Ich.

    Um korrekt zu sein:

    Schopenhauer verwendete den Begriff "Subjekt", nicht "Ich".

    Ja, das Subjekt das alles erkennt kann man auf keine Weise sein, es ist kein Selbst. Ich würde sagen es ist das Khandha Bewusstsein, das was erfährt und die übrigen Khandha sind das was es erfährt, die kann man auch nicht sein. Von daher macht es keinen Sinn, nach einem wahren Selbst zu suchen, es gibt nichts, das man selber wäre.

  • Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Ich.

    Um korrekt zu sein:

    Schopenhauer verwendete den Begriff "Subjekt", nicht "Ich".

    Ich stolpere bei dem Zitat von Schopenhauer über die Aussage, dass das Subjekt allem zugrunde liegt.


    Das scheint mir doch sehr stark von der Subjektphilosophie im deutschen Idealismus beeinflusst. Das klingt wie das transzendentale Subjekt von Kant.


    Dagegen steht eine Philosophie, die von der sozialen Einbettung des Subjekts ausgeht, also von der Gemeinschaft und der Abhängigkeit von anderen. Die Subjektphilosophie geht von dem Subjekt als immer schon gegeben aus. "Ich denke also bin ich, " sagte Descartes.

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  • Hm, was wir durch die Scheibe wahrnehmen bewegt und verändert sich, die Scheibe selber bewegt und verändert sich nicht, sie ist immer Hier und Jetzt da. Ist es so gemeint?

    Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:


    Zitat

    Ursprüngliches Bodhi hat keinen Baum,

    der helle Spiegel hat keinen Stand.

    Ursprünglich gibt es nicht ein einziges Ding:

    Worauf sollte Staub sich setzen? ~ Sixth Patriarch’s Dharma Jewel Platformsutra, Ch. 1

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:

    Die Scheibe als ein Bild für das Bewusstsein an sich, nicht Bewusstsein von etwas, sondern Bewusstsein darüber, dass etwas bewusst ist. Das ist sonst eine transparente (nicht wahrgenommene) Qualität in der Erfahrung.

    Das heißt ja nicht, dass es eine "Scheibe" gibt. Es ist ein Bild für die Qualität der Erfahrung.

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    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Hm, was wir durch die Scheibe wahrnehmen bewegt und verändert sich, die Scheibe selber bewegt und verändert sich nicht, sie ist immer Hier und Jetzt da. Ist es so gemeint?

    Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:

    ....

    Ich kannte diese Analogie nicht, die Maha erwähnt hat. Da ist es kein Spiegel, sondern eine durchsichtige Scheibe durch die wir alles wahrnehmen und die in der Meditation bewusst wird. Ajahn Chah bezeichnet das als "stilles, fließendes Wasser". Die Scheibe bewegt sich nicht, sie ist das Stille, was man durch die Scheibe sieht bewegt sich, das ist das Fließende.

    Mir ist zu diesem Thema ursprünglich eingefallen, dass sich das Bewusstsein in zwei Aspekten darstellen ließe, einen statischen und einen dynamischen. Der Statische ist die immer gleiche Eigenschaft des bloßen Bewusst-Seins, weil Bewusstsein und Bewusstseinsobjekte aber untrennbar miteinander verbunden sind, ist es zugleich dynamisch.

    In der Praxis sagt man ja auch, man sollte nichts festhalten und quasi mit allem mitfließen, andererseits spricht man vom unveränderlichen "Hier und Jetzt". Das geht über das Entweder-Oder des Verstandes hinaus.

  • Liebe Leute,


    Das Zitat stammt aus dem Buch 'Die Insel' von Ajahn Pasanno und Ajahn Amaro. Die Autoren betonen, dass es eigentlich um den nondualen Zustand geht und zitieren dazu L. Wittgenstein. Alles Gute damit! :taube: Ich verlinke das PDF des Buches.


    Zitat

    Amaro Ajahn & Pasanno Ajahn

    Die Insel

    Kategorie(n): Nibbana

    veröffentlicht Mai 2022


    "Es gibt eine Insel, eine Insel, über die man nicht hinausgehen kann. Es ist ein Ort des Nichts, ein Ort des Nicht-Besitzens und Nicht-Anhaftens. Es ist das totale Ende von Tod und Verfall, und deshalb nenne ich es Nibbāna."

    Der Buddha


    https://www.dhamma-dana.de/files/Dhamma%20Dana/Buecher/amaro/Die%20Insel-Web.pdf

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    Sokrates

  • Ich habe hier noch etwas gefunden von Schopenhauer. Vielleicht ist es hilfreich für einige.

    Komplett kann man das sich auf folgender Homepage zu Gemüte führen.

    Ich - Schopenhauers Kosmos

    1) Begriff des Ich.

    Das Wort Ich bezeichnet die Identität des Subjekts des Wollens mit dem erkennenden Subjekt und schließt beide ein.....


    2) Wichtigkeit der Zerlegung des Ich in seine Bestandteile.

    Die Zersetzung des so lange unteilbar gewesenen Ichs oder Seele in zwei heterogene Bestandteile (Wille und Intellekt) ist für die Philosophie Das, was die Zersetzung des Wassers für die Chemie gewesen ist, wenn dies auch erst spät erkannt werden wird. (N. 20.) Die Zerlegung des Ich in Willen und Erkenntnis mag so unerwartet sein, als die des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff; sie ist der Wendepunkt der Philosophie. Wie man in der Physik Jahrtausende hindurch das Wasser unbedenklich für einfach und folglich für ein Urelement hielt, so hat man noch länger in der Metaphysik das Ich unbedenklich für einfach und folglich für unzerstörbar gehalten. Schopenhauer aber hat gezeigt, dass es aus zwei heterogenen Bestandteilen zusammengesetzt ist, dem Willen, der metaphysisch und Ding an sich ist, und dem erkennenden Subjekt, welches physisch ist und zur bloßen Erscheinung gehört. Damit hat die wahre Metaphysik begonnen, welche sowohl dem Materialismus als dem Spiritualismus ein Ende macht. (M. 367 fg.)



    Gerne könnt ihr das kommentieren.


    Schöne Feiertage euch.


    Viele Grüße


    Kaiman

  • Ich kenne mich mit Schopenhauer nicht aus, aber es klingt für mich alles sehr nach einer auf Kants Unterscheidung von nicht erkennbarem Ding an sich und Erscheinungen der sinnlichen Wahrnehmung aufbauenden Theorie. Bei Schopenhauer ist ja anscheinend der Wille eine Art metaphysisches Prinzip. "Die Welt als Wille und Vorstellung". Was das konkret heißt kann ich auch nicht sagen.


    Der Prüfstein ist für mich in diesem Thread, ob diese Theorie praktisch etwas beitragen kann zum verstehen und überwinden der Erfahrung des Ichs in unserem Alltag als Ich-Anhaftung, Ich-Fixierung und Ich-Bezogenheit.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:

    Ich meine ich habe die Analogie der Scheibe glaube ich in einem Vortrag von Metzinger aufgeschnappt.


    Der Unterschied zwischen einer Scheibe und einem Spiegel ist ja banalerweise, dass man durch die Scheibe durchschauen kann und der Spiegel die Welt reflektiert. Die Scheibe trennt zwei Räume und lässt das Licht durch, der Spiegel verdoppelt den vorhandenen Raum.


    Die Scheibe steht eher für einen nicht bewussten Filter oder ein Durchgangsmedium , der Spiegel für ein Abbild der Realität.


    Die Frage, ob es etwas gibt ist eine Frage nach dem Seienden. Eine ontologische Frage, ob es etwas gibt ist eine andere als wie man mit etwas im Alltag umgeht. Ich finde in Bezug auf das Ich wie es uns im Alltag ja nunmal erscheint die Frage nach dem Umgang die spannendere (siehe auch die Geschichte mit der Schlange und dem Elefanten oben).

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  • Ich meine ich habe die Analogie der Scheibe glaube ich in einem Vortrag von Metzinger aufgeschnappt.

    Na ja, mein Lieber, ich habe das letzte Buch von T. Metzinger gelesen – wenn nicht sogar alles.

    Der Haken bei der Sache besteht darin, dass er selbst betont, dass er nicht alles rein verbal ausdrücken kann. Die Erfahrungen der Meditierenden, die aus vielen Ländern stammen und diese repräsentieren, weisen auf die Nondualität im Sinne des Herz-Sutra hin.

    Die moderne Wissenschaft des Geistes kann damit sehr wenig anfangen – wenn überhaupt.

    Im Interview zu seinem Buch Der Elefant und die Blinden verweigert er sogar, den Grund zu nennen, warum er jahrzehntelang meditiert hat.

    Scheibe oder Spiegel – sorry tausendmal – die Realität, wie sie ist, und nicht die, die wir gewöhnlicherweise wahrnehmen, ist eher fließend. Es gleicht dem Indra-Netz, in dem alles zusammenhängt und abhängig entstanden ist, plus dem ewigen Jetzt.

    Kann man diesen Zustand mit den Methoden der dualen Sprache ausdrücken?

    Es geht hier um nonduales Bewusstsein, Kapitel 27, Seite 611.

    Und jetzt lese ich auf Seite 630. Die Überschrift lautet: Was ist Nondualität?

    Am Anfang steht:


    Zitat

    Einige einfältige Mennschen glauben, dass sie Gott sehen sollen, al ob er dort stünde sie sind hier. Das ist nicht der Fall. Gott und ich sind eins.


    Von Meister Eckhart.


    Man kann es erfahren, also erleben, aber nicht mit den Mitteln der Philosophie lösen.

    Oder? Viel Spaß weiterhin dabei, die unmittelbare, innige Erfahrung zu zerpflücken.

    So landet die schöne Blume im Album – sie ist schon lange verwelkt, also tot, doch man sagt wieder und wieder, wie schön sie ist.

    Man lebt nicht in der Realität, sondern in der Traumwelt – genau das, was T. Metzinger als den Ego-Tunnel interpretiert.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Man kann es erfahren, also erleben, aber nicht mit den Mitteln der Philosophie lösen.

    Oder?

    Genau letzlich geht es darum, es zu erfahren und nicht die in toten Buchstaben konservierte Erfahrung als ein Denkmal zu pflegen und zu hegen.


    Kann man diesen Zustand mit den Methoden der dualen Sprache ausdrücken?

    Analogien und Metaphern sind wohl Hilfsmittel, um sich dem nicht sagbaren anzunähern. Das klare fließende Wasser, durch das man den Grund sehen kann, die transparente Scheibe, der Spiegel, das sind alles mehr oder weniger plumpe Versuche eine Erfahrungsqualität auszudrücken.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ich bin nicht Körper und Geist, das ist eine Erkenntnis die auf einfacher Analyse beruht. Die praktische Anwendung dieser Erkenntnis ermöglicht die Erfahrung - je mehr Übung, desto mehr Erfahrung. Es geht nur um die richtige Anwendung, also darum, den Zugang von der Erkenntnis zur Übung zu finden.

  • Bei dem oben zitierten Wagen-Argument heißt es ja der Wagen sei weder identisch mit seinen Teilen, noch existiere er unabhängig von seinen Teilen. Er besitze seine Teile auch nicht. Er sei auch nicht in seinen Teilen, noch seine Teile in ihm. Er ist auch weder die Sammlung seiner Teile, noch deren Konfiguration.


    Die letzte Möglichkeit leuchtet mir bezogen auf das Ich noch am meisten ein. Das Ich könnte eine bestimmte Konfiguration der skandhas sein. Die Konfiguration kann ja komplexe Züge abnehmen. Während die Konfiguration eines Pferdewagens noch relativ erscheint ist ein E-Auto schon so komplex, dass ein Mensch alleine es nicht bauen könnte. Die einzelnen Teile sind zu einem System integriert und funktionieren als elektronisch angetriebenes Fortbewegungsmittel, weil sie in einer bestimmten Konfiguration, nach einem Bauplan, verbaut sind. Ein Ich ist noch komplexer als ein E-Auto wage ich zu behaupten.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ich stolpere bei dem Zitat von Schopenhauer über die Aussage, dass das Subjekt allem zugrunde liegt

    "Das, was alles erkennt, und von keinem erkannt wird, ist sonach der Träger der Welt, die ... Bedingung alles Erscheinenden ..."


    Es ist die Bedingung alles Erscheinenden im nächtlichen unbewussten Traum, und im samsarischen scheinbewussten Tagtraum. Es ist der Träger der Traum-Welt.

    So interpretiere ich Schopenhauers Aussage.

    Ob Schopenhauer im buddhistischen Sinne meditiert hat und "erleuchtet" war, ist mir nicht bekannt, besonders glücklich schien er nicht gewesen zu sein.

    Aber ich glaube, er hat zumindest die "geniale Zone" des menschlichen Bewusstseins immer wieder erreicht, so wie auch viele grosse Künstler.


    :?

  • Bei dem oben zitierten Wagen-Argument heißt es ja der Wagen sei weder identisch mit seinen Teilen, noch existiere er unabhängig von seinen Teilen. Er besitze seine Teile auch nicht. Er sei auch nicht in seinen Teilen, noch seine Teile in ihm. Er ist auch weder die Sammlung seiner Teile, noch deren Konfiguration.

    Interessant wird das Wagen-Argument für den Punkt.


    Euklid definiert den Punkt als das, was keine Teile hat.


    Somit kann der Punkt nicht identisch sein mit seinen Teilen.

    Hat er dann überhaupt Identität, ein "Selbst" ?

    Ist er dann unvergänglich ?


    Auch kann der der Punkt nicht existieren abhängig von irgendwelchen Teilen.

    Ist er dann substanzlos ?


    Euklids Punkt als materielles Symbol des Ich ?


    :?

  • Euklids Punkt ist sowohl als auch die Definition für Material und Geist/Ich. Material ist beim erkennen des Ich's nicht vom ich zu trennen. Der ich-Punkt existiert nur leider nicht als Material. Er existiert überhaupt nur als Bild in einer Fata Mogana.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • "Das, was alles erkennt, und von keinem erkannt wird, ist sonach der Träger der Welt, die ... Bedingung alles Erscheinenden ..."


    Es ist die Bedingung alles Erscheinenden im nächtlichen unbewussten Traum, und im samsarischen scheinbewussten Tagtraum. Es ist der Träger der Traum-Welt.

    Und ich frage mich, ob damit das Subjekt nicht potentiell zu etwas Unbedingtem, jenseits aller Erscheinungen, erhoben wird. Wobei das Subjekt gleichzeitig noch zu einem nicht erkennbaren Ding an sich erklärt wird.


    Interessant wird das Wagen-Argument für den Punkt.

    In der logischen Analyse in einigen buddhistischen Schulen werden die Phänomene ja auch auf ihre kleinsten Bestandteile hin zerlegt. Diese werden dharmas genannt. Die Sarvastivadins sprechen diesen kleinsten nicht mehr zerlegbaren Einheiten eine Eigennatur zu, während zusammengesetzte Phänomene keine besitzen.


    Der Punkt ist ja eine geometrische Abstraktion, die nicht wirklich sinnlich wahrnehmbar ist und fällt für mich daher in die Kategorie eines Begriffs.


    Auf eine Weiterführung des Wagen-Arguments bin ich in einem anderen Forum gestoßen.


    Quote

    I like the Greek version of the chariot thought experiment. In that experiment, you take a chariot and you take a wheel off. You replace the wheel with a new wheel. And then you take the axle off. And you replace it with a new axle. And then you take the other wheel off and replace it and so forth one piece at a time. Then also you start to rebuild another chariot with the old pieces.

    Once every piece has been replaced you have two chariots. The question now is “which one is the original chariot?” Is it the one that has continuity by adding pieces to it? Or is the assemblage of all the old pieces once again into exactly the same thing as the original chariot? I believe the answer is that there is no such thing as “the original chariot“.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Mein 'Ich' stellt sich hauptsächlich, von der Materie des Körpers abgesehen, durch die Psyche, die Seele dar. Ich finde nicht so wichtig wie es die einzelnen buddhistischen Schulen es sehen, davon gibt es viele, sondern was meine Haltung zum Thema ist, meine Empfindung. Wenn ich mich einer Schule angeschlossen habe, gilt deren Philosophie in Konsequenz. Ansonsten, wenn ich meinem 'Ich' nachspüre, empfinde ich liebevolle Gefühle zu einem Menschen, dessen Leid im Dasein besteht, nämlich zu mir. Jeder Versuch von außen, dem zu widersprechen, scheitert. Es ist nicht nur meine innere Überzeugung, es ist mein von mir gespürtes inneres sein, das lässt sich von außen nicht infrage stellen. Erst mein Tod hebt diesen Zustand des 'Ich' auf und ich lasse los.

    An das Loslassen des 'Ich' zu Lebzeiten mit dem Resultat der Erleuchtung glaube ich nicht.

  • Ich glaube, Ewald, es geht um ein "anderes ICH".

    Das, von dem Du schreibst, ist jedem Menschen inne.


    Ich fühle mich z.B. innerlich immer noch so wie mein ganzes Leben lang - also jung, nur der Körper, die Szenerie haben sich gewechselt und die Gedankenwelt hat sich verändert - und damit auch die Gefühle, sonst könnten wir Gier, Hass und Verblendung ja nicht "abbauen".

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)