Was ist das Ich?

  • Das Ich ist im Prinzip Identifikation des Bewusstseins mit Objekten, aufgrund von Verblendung und Begehren. Wie lässt sich das erkennen?


    Indem sich das Begehren auf das Hinschauen beschränkt um zu sehen wie es wirklich ist. Von allem anderen zieht es sich zurück, kein anderer Wunsch bleibt übrig, nichts was sonst im Geist auftaucht, wird ergriffen, die Wahrnehmung ist nur auf das Ich gerichtet - eine Meditation.


    Wie wird das Ich wahrgenommen, was ist diese Erfahrung? Da ist immer etwas, über das es sich selber wahrzunehmen scheint, besonders über Gedanken und Gefühle. Durch Identifikation damit kommt es zustande, aber was ist es selber? Eine Verankerung des Bewusstseins auf einen Punkt, der innerhalb der Dinge zu sein scheint. Wie ein fester Kern, von dem alles auszugehen scheint und auf den alles bezogen wird.

    Wenn keine Objekte ergriffen werden entspannt sich das Wollen, der feste Kern wird zu einem leichten Schleier, das verbissene Begehren erfüllt sich in losgelöster Heiterkeit, dem Geschmack der Befreiung.

    Die Erkenntnis entsteht: Durch Begehren wird das Ich mehr, größer, härter, durch Loslösung wird es weniger, geringer, geschmeidiger.


    So kommt man dem Wesen des Ich näher. Am Ende ist es ganz unbedeutend, es gibt Milliarden davon in einem ständigen Fluss des Entstehens und Vergehens.

  • Ein Ich erkennt man, wenn man sich rechtfertigt, vor einem Nichtkörperlichen. Es ist gleich, ob es sich um ein Nicht-körperliches in einem Selbst oder in einem anderen ist.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Wie diese sozialen Institutionen zustande kommen, ist sehr komplex und wie es mir scheint ein Spezialfall von einer Benennung mit einigen zusätzlichen Bedingungen. Aber kann man das wirklich auf alle Phänomene ausweiten als Erklärung?

    Tja, die ganze Diskussion hier erinnert mich an eine Erzählung von Stanisław Lem, in der ein Autorenner nach und nach alles verliert: erst die Beine, dann die Nieren und schließlich sogar sein eigenes Gehirn. Doch dann entsteht ein Problem, denn die Versicherung will ihr Geld zurück. Aber von wem? Der Rennfahrer existiert eigentlich nicht mehr, doch im Ausweis steht weiterhin sein Name, und offiziell gilt er als lebendig, obwohl alle Teile seines Körpers längst durch Plastik ersetzt wurden. Wer soll also zahlen? Das ist auch eine sehr interessante Illustration der Frage, was "Mich" eigentlich ausmacht.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich weiß nicht, ob Stanisław Lem als Autor von Science Fiction, der wunderbare Geschichten geschrieben hat, Grundlage oder Argumentation von Diskussion ist. Wenn es um mein selbst geht, ist mir die Realität besonders wichtig, denn jeder Versuch abzulenken erzeugt seelische Schmerzen. Jede Illusion von 'Ich' kann Krebs erzeugen und das kann tödlich enden. Gut, sterben müssen wir alle mal, die Frage ist nur wann?

  • Wenn es um mein selbst geht, ist mir die Realität besonders wichtig, denn jeder Versuch abzulenken erzeugt seelische Schmerzen. Jede Illusion von 'Ich' kann Krebs erzeugen und das kann tödlich enden. Gut, sterben müssen wir alle mal, die Frage ist nur wann?

    ewald . Ich verstehe deine Position einfach nicht. " Ich " ist doch die Illusion, davon weiß wie die moderne Neurowissenschaft, sieh nur als das Beispiel das tolle Buch von Werner Vogd " Welten ohne Grund" so auch der Buddhismus, man kann hier nicht aussetzen.

    Ich stelle mir, sorry tausendmal, die andere Frage: " WER? Stirbt"? Meine Imagination-en und verkehrte Vorstellungen, die mich verblenden?

    Und absolut alles ist nützlich, was Dharma besser verstehen ist, hilft. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich stelle mir, sorry tausendmal, die andere Frage: " WER? Stirbt"?

    Vermutlich ist eine ganz zentrale Erkenntnis: Niemand. Niemand stirbt. (Und es wurde auch niemand geboren.)


    Das bedeutet natürlich nicht, dass nicht ein biologisches Leben endet. Und es soll auch nicht bedeuten, der Tod stelle keine Zäsur da.

  • Ich stelle mir, sorry tausendmal, die andere Frage: " WER? Stirbt"?

    Vermutlich ist eine ganz zentrale Erkenntnis: Niemand. Niemand stirbt. (Und es wurde auch niemand geboren.)


    Das bedeutet natürlich nicht, dass nicht ein biologisches Leben endet. Und es soll auch nicht bedeuten, der Tod stelle keine Zäsur da.

    Das ist mir zu fantastisch und stellt in der westlichen Welt einfach keine Realität dar. Für mich ist die Biologie in der Natur die Realität und der Mensch ist ein Teil davon, auch der Buddhist. Jeder Fluchtversuch oder Verdrängung davon weg ist ein Irrweg. Auch Buddha hat niemals das Menschsein geleugnet und die Probleme, die damit einhergehen, besonders was die Vergänglichkeit angeht. Nicht das 'Ich' ist die Illusion, sondern der Schein. Das Bild zur Selbstverherrlichung, dass der Einfach halber ich genannt wird. Die menschliche Persönlichkeit ist genauso real vorhanden wie Buddha als Mensch real vorhanden war. Da besteht kein Grund, daran zu zweifeln. Die Illusion ist das Bild, was ich von mir mache als etwas Großartiges. So gibt es Buddhisten, die glauben, sie wären allen anderen Menschen geistig überlegen, das ist ein Trugschluss.

  • Das ist mir zu fantastisch und stellt in der westlichen Welt einfach keine Realität dar. Für mich ist die Biologie in der Natur die Realität und der Mensch ist ein Teil davon, auch der Buddhist.

    Für mich ist das gar nicht so fantastisch. Es sagt doch „nur“ aus, dass es in der Realität (also in „der Biologie in der Natur „) kein Ich gibt, das Sterben könnte. Das ist für mich sogar eine der Kernideen des Buddhismus.

  • Das ist mir zu fantastisch und stellt in der westlichen Welt einfach keine Realität dar. Für mich ist die Biologie in der Natur die Realität und der Mensch ist ein Teil davon, auch der Buddhist.

    Für mich ist das gar nicht so fantastisch. Es sagt doch „nur“ aus, dass es in der Realität (also in „der Biologie in der Natur „) kein Ich gibt, das Sterben könnte. Das ist für mich sogar eine der Kernideen des Buddhismus.

    Das Unverzeihliche ist, dass diese Kernidee des Buddha, niemals des Buddhismus, auf den Menschen angewendet wird.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Ich bin zuerst Mensch, Humanist und als solcher kann ich die Lehren Buddhas akzeptieren, aber nicht umgekehrt, man kann nicht Buddhist sein, ohne Mensch zu sein. Insofern ist Dein Glaube an die Kernaussage im Buddhismus angenommen, aber auf Mensch gilt sie nicht. Sollte ich also den Kontakt zu mir selber verleugnen müssen, das was ich 'Ich' nenne, würde ich mich vom Buddhismus entfernen und könnte als Mensch bei mir bleiben. Nun sehe ich das, was wir hier in der westlichen Welt als Buddhismus leben, nicht als Theorie an, sondern als ganz reale Praxis. Ich bin Zen Buddhist, weil mir die Strenge der Leerheit guttut und was mir von der japanischen Praxis nicht guttut, weil ich kein Japaner bin, lasse ich weg. Es geht mir nicht um den Kern der buddhistischen Lehre im Verhalten, sondern um meine Verantwortung gut für meinen Kern zu sorgen als Mensch, als Humanist.

  • Ich bin ein fühlendes Wesen und dann ein Mensch dann ein Ich dann ein Buddhist oder sonst etwas. Verhalte ich mich so, dass ich mein Sein als fühlendes Wesen verleugne, bin ich gefangen im Glauben, ein Mensch zu sein, die stärkste Fessel ist dann ein Buddhist oder sonst was zu sein.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Nun sehe ich das, was wir hier in der westlichen Welt als Buddhismus leben, nicht als Theorie an, sondern als ganz reale Praxis. Ich bin Zen Buddhist, weil mir die Strenge der Leerheit guttut und was mir von der japanischen Praxis nicht guttut, weil ich kein Japaner bin, lasse ich weg. Es geht mir nicht um den Kern der buddhistischen Lehre im Verhalten, sondern um meine Verantwortung gut für meinen Kern zu sorgen als Mensch, als Humanist.

    Für mich spricht überhaupt nichts dagegen, gewisse Praktiken des Buddhismus zu übernehmen, die heilsam für einen selbst sind und anderen nicht schaden, ohne die (philosophischen) Lehren des Buddhismus oder einer seiner Richtungen, Linien und Schulen als wahr anzuerkennen.