Säkularer Buddhismus im Vergleich

  • d) Buddha selbst hat vermutlich nicht an eine Wiedergeburt geglaubt.

    Die Lehrrede jedenfalls argumentiert mit dem Glauben an Wiedergeburt, um die Lehre des Buddha in der Wertschätzung des Königs über die anderen Lehren zu setzen:


    "Was denkst du, Großkönig, du hättest einen Menschen, einen der dir dient, deine Arbeit verrichtet, früh aufsteht, spät sich niederlegt, immer nach seinen Pflichten fragt, der sich angenehm verhält, liebevoll redet, der dir deine Wünsche von den Augen abliest. Dem kommt folgender Gedanke: 'Großartig und erstaunlich ist der Weg des positiven (Handelns), das Resultat des positiven (Handelns). Dieser König von Magadha, Ajātasattu, der Sohn der Videhi, ist ein Mensch. Auch ich bin ein Mensch. Dieser König von Magadha, Ajātasattu, der Sohn der Videhi, ist mit den fünf Sinnesgenüssen versehen, schwelgt in ihnen, wie ein Gott, aber ich bin einer, der ihm dient, seine Arbeit verrichtet, früh aufsteht, spät sich niederlegt, immer nach seinen Pflichten fragt, der sich angenehm verhält, liebevoll redet, der ihm seine Wünsche von den Augen abliest. So wie er ist, würde ich wahrlich sein, wenn ich Positives tun würde."

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot: Ja, wahrscheinlich haben zunächst alle im Umkreis Buddhas an Wiedergeburt geglaubt. Dies war tief in die damalige Kultur verankert. Damit einhergehend die Angst, im Samsara gefangen zu sein und immer und immer wieder wiedergeboren werden zu müssen. Immer und immer wieder das Leiden von vorn erleben zu müssen. Und dann kommt ein Samana und kärt auf: anatta! Es gibt gar nichts, dass wiedergeboren werden könnte. Und schon ist für die, die anatta durchdrungen haben, die Kette der Wiedergeburten zu ende. Sie haben verstanden.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Damit einhergehend die Angst, im Samsara gefangen zu sein und immer und immer wieder wiedergeboren werden zu müssen.

    Das klingt aber nicht nach Angst. Im Gegenteil, das klingt nach Vorfreude:


    "So wie er ist, würde ich wahrlich sein, wenn ich Positives tun würde."

    Viele Grüße

    Elliot

  • Damit einhergehend die Angst, im Samsara gefangen zu sein und immer und immer wieder wiedergeboren werden zu müssen.

    Das klingt aber nicht nach Angst. Im Gegenteil, das klingt nach Vorfreude:


    "So wie er ist, würde ich wahrlich sein, wenn ich Positives tun würde."


    Warum sollten soviele Lehrreden davon handeln, von der Wiedergeburt „befreit“ zu sein, wenn die Vorstellung davon nicht eine Last gewesen wäre?

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  • Nicht für alle war die Vorstellung eine Last:


    "Ihr Bhikkhus, da besitzt ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: 'Ach, möge ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode unter wohlhabenden Adeligen wiedererscheinen!' Er richtet seinen Geist darauf aus, lenkt ihn dort hin, entfaltet ihn. Diese Gestaltungen und dieses sein Verweilen, die so entfaltet und geübt wurden, führen dazu, daß er dort wiedererscheint. Dies, ihr Bhikkhus, ist der Pfad, der Weg, der dazu führt, daß er dort wiedererscheint."


    Aber für diejenigen, denen die Vorstellung eine Last war, wurde nicht etwa verkündet: Es gibt gar keine Wiedergeburt. Sondern es wurde verkündet, auf welche Weise sich Wiedergeburt vermeiden lässt:


    "Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: 'Ach, möge ich doch durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen!' Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin. Ihr Bhikkhus, dieser Bhikkhu erscheint nirgendwo und nirgends mehr wieder."

    Viele Grüße

    Elliot

  • Nun, wenn man sich doch wünscht, man möge im nächsten Leben wohlhabend sein, dann doch deshalb, weil man andere Daseinsformen fürchtet.


    Ganz genau: Es wurde durch Buddha der Weg gezeigt, wie die nächste Wiedergeburt vermeidbar sei. In der Regel durch Loslassen, oder? In der von Dir zitierten Textstelle werden einige der Aspekte genannt. Man muss auch beachten, dass die Texte immer situationsbedingt und oft durch viele Redaktionen gegangen sind. Deshalb sind sie nicht immer so kristallklar.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Kristallklar ist aber das Ziel, das der Buddha vorgegeben hat, den Kreislauf der Wiedergeburten zu zerbrechen. Die, die an Wiedergeburt nach diesem Leben glauben, werden es nicht erreichen. Buddha hat es erreicht. Es ist ganz einfach, aber schwer umzusetzen, bis man alle Anhaftungen, auch die subtilsten erkannt hat und im Blick behalten kann. Auf keinen Fall darf man sie vernichtet glauben.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Ganz genau: Es wurde durch Buddha der Weg gezeigt, wie die nächste Wiedergeburt vermeidbar sei. In der Regel durch Loslassen, oder?

    Etwas konkreter bedeutet Loslassen:


    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Möge ich mit der Vernichtung von drei Fesseln und mit der Abschwächung von Begierde, Haß und Verblendung ein Einmalwiederkehrer werden, der einmal in diese Welt zurückkehrt, um Dukkha ein Ende zu bereiten', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."


    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Möge ich mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln dazu bestimmt sein, spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerschienen und dort Nibbāna zu erlangen, ohne je von jener Welt zurückzukehren', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."


    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Möge ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."

    Viele Grüße

    Elliot

  • Kristallklar ist aber das Ziel, das der Buddha vorgegeben hat, den Kreislauf der Wiedergeburten zu zerbrechen. Die, die an Wiedergeburt nach diesem Leben glauben, werden es nicht erreichen. Buddha hat es erreicht. Es ist ganz einfach, aber schwer umzusetzen, bis man alle Anhaftungen, auch die subtilsten erkannt hat und im Blick behalten kann. Auf keinen Fall darf man sie vernichtet glauben.

    Nein. Kristalklar ist, dass das Ziel Buddhas war, dukkha zu überwinden.


    Wenn das angebliche Ziel war, den Kreislauf der Wiedergeburten zu durchbrechen, warum finden wir in den hagiografischen Schilderungen über die Ausfahrten, nach denen er sein Ziel definierte, keine Erzählung über Wiedergeburt? Warum sind die drei Daseinsmerkmale dukka, anicca und anatta und nicht etwas auch Wiedergeburt? Wiedergeburt wäre dann doch ein Daseinsmerkmal. Wo genau findet sich die Wiedergeburt im achtfachen Pfad? Da stimmt doch dann was nicht, oder? Da stehen sich doch zwei Konzepte gegenüber. Ist Dir das nie aufgefallen? Die Sache mit der Wiedergeburt und die Sache mit dukkha.


    Die Sache mit der Wiedergeburt ist eine Sache der zweiten Reihe und nicht etwa eine der ersten. Der Glaube an Wiedergeburt erzeugt dukkha, wie alles, an das man glaubt, oder sagen wir besser: an das man hängt. Buddha ist also nicht etwa angetreten, buchstäbliche Wiedergeburten zu beenden. Er ist angetreten, um dukkha zu überwinden.


    Der falsche Glaube an Wiedergeburt ist nur eines unter vielen Dingen, an das wir hängen können und der damit dukkha-erzeugend ist. Löst man diesen falschen Glauben auf, indem man ihn loslässt, durch das Verstehen von anatta, durch das Loslasen der Ich-Illusion, ist die Wiedergeburt futsch. Deshalb finden wir in den alten Texten auch so oft die Schilderung, dass man nun, nachdem man den Pfad Buddhas zuende gegangen ist, nicht mehr wiedergeboren werde. Der Glaube an die Wiedergeburt war so tief in der damaligen Kultur verwurzelt, und so präsent, dass nachdem man alle Konzepte losgelassen hatte, Wiedergeburt als eines der Erlösensmerkmale oft extra erwähnt wurde: Die Angst vor Wiedergeburt war damit überwunden, hurra!


    HINWEIS: Abgesehen von der inhaltlichen Diskussion, die bis hierhin ganz spannend war, möchte ich darauf hinweisen, dass wir hier in der säkularen Ecke sind, in der säkularer Buddhismus nicht verteidigt werden muss. Genausowenig, wie Zen in der Zen-Ecke hier im Forum oder tib. Buddhismus in der tibetichen Ecke. Hier sollen sich säkulare Buddhisten untereinander austauschen. Ich will das nur nochmal sagen. Sonst müssen wir das ab hier in "Buddhismus kontrovers" überführen.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Es scheint hier immer wieder einen Bruch zwischen Anatta-Lehre und dem Eindruck, „jemand“ würde wiedergeboren, zu geben. Dieser Eindruck entsteht manchmal allein schon durch Buddhas Ansprache des Umfelds („ihr Mönche“, „ein Bhikkhu“,,…). Dabei könnte man in Betracht ziehen, dass dies eventuell nur ein rhetorisches Stilmittel war, dass in der Sache aber eher von einer nicht-persönliche Form der Wiedergeburt gesprochen wird. Auch Konzepte wie „Einmalwiederkehrer“ könnten sehr stark der Motivation zur rechten Praxis gedient haben, gerade vor einem kulturellen Hintergrund, in dem der Glaube an die persönliche Wiedergeburt tief verwurzelt war.


    Wenn man hier von einer sehr wörtlichen Interpretation einer persönlichen Wiedergeburt Abstand nimmt, muss dies allerdings nicht zwangsläufig eine Abkehr von jedweder Idee der Wiedergeburt bedeuten. Bildlich: Aus einem verdunstenden Tropfen kann durchaus erneut Wasser werden, aber sicher nichtmehr derselbe Tropfen.

    Edited once, last by flaneur: Rechtschreibfehler korrigiert ().

  • HINWEIS: Abgesehen von der inhaltlichen Diskussion, die bis hierhin ganz spannend war, möchte ich darauf hinweisen, dass wir hier in der säkularen Ecke sind, in der säkularer Buddhismus nicht verteidigt werden muss.

    Warum wählst Du dann hier für die Diskussion ausgerechnet eine Lehrrede, in der die Lehre des Buddha gegenüber anderen Lehren hervorgehoben wird, indem auf den Glauben an Wiedergeburt gebaut wird?


    Wobei es ohne dieses Merkmal wohl kaum gelingen kann, die Lehre des Buddha von zum Beispiel der des Ajita Kesakambali abzugrenzen:

    3. *Ajita Kesakambali*

    D2, 23.: „…Nicht gibt es … eine Frucht, ein Resultat von guten und schlechten Taten. … Nach dem Tode wird nichts mehr sein.“

    Ajita Kesakambali lehrte einen „Materialismus“ und “Nihilismus“, in dem Sinne, dass Körper und Geist eine Einheit bilden und es also keine unveränderliche und ewige Seele gäbe. Hierin stimmte er mit Buddha überein. Im Gegensatz zu Buddha vertrat er aber die Sichtweise, dass es keine Frucht guter oder böser Taten gäbe.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Wo genau findet sich die Wiedergeburt im achtfachen Pfad?

    "Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit vom Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt? Es ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit, Richtige Konzentration."


    "Und was, Freunde, ist Richtige Ansicht? Wissen von Dukkha, Wissen vom Ursprung von Dukkha, Wissen vom Aufhören von Dukkha, und Wissen vom Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt - dies wird Richtige Ansicht genannt."


    "Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit vom Ursprung von Dukkha? Es ist das Begehren, das erneutes Werden bringt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, und das sich an diesem und jenem ergötzt; nämlich Begehren nach Sinnesintensität, Begehren nach Dasein und Begehren nach Daseinsmöglichkeit. Dies wird die Edle Wahrheit vom Ursprung von Dukkha genannt."

    Viele Grüße

    Elliot

  • Wo genau findet sich die Wiedergeburt im achtfachen Pfad?


    "Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit vom Ursprung von Dukkha? Es ist das Begehren, das erneutes Werden bringt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, und das sich an diesem und jenem ergötzt; nämlich Begehren nach Sinnesintensität, Begehren nach Dasein und Begehren nach Daseinsmöglichkeit. Dies wird die Edle Wahrheit vom Ursprung von Dukkha genannt."

    Moin Elliot,

    das bedeutet lediglich, dass jeden Morgen neu Gier, Hass und Verblendung aufkommen als Ursprung für Dukkha. Schlaf der "kleine Tod".


    Es bedeutet keinesfalls ein neues Leben nach dem endgültigen Tod, denn da ist NIEMAND MEHR, der wiedergeboren werden kann.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ponobbhavika setzt sich zusammen aus puna = erneut und bhava = Werden.


    "Die Geburt der Wesen in die verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Geborenwerden, Herausstürzen aus dem Schoß, Erzeugung, die Manifestation der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesgrundlagen - dies wird Geburt genannt. Mit dem Ursprung von Werden ( bhava ) ist der Ursprung von Geburt...

    Mit dem Ursprung von Anhaften ist der Ursprung des Werdens... Mit dem Ursprung von Begehren ist der Ursprung des Anhaftens. Mit dem Aufhören von Begehren ist das Aufhören des Anhaftens. Der Weg, der zum Aufhören des Anhaftens führt, ist eben dieser Edle Achtfache Pfad."


    Aber es mag dem einen oder der anderen nicht leichtfallen, dies mit ihrem Verständnis der Daseinsmerkmale übereinzubringen.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot: Wenn du das weiter kontrovers diskutieren möchtest, kann ich das gern in die entsprechende Gruppe transferieren. Ich bitte um Verständnis, dass wir in den auf eine Strömung/Tradition bezogenen Gruppen dieselben nicht kritisch hinterfragen.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Nein, das brauchen wir nicht weiter zu diskutieren. Mein Anliegen war, Deine Frage zu beantworten, nicht, jemanden zu überzeugen.


    Vielleicht könntest Du aber noch etwas ausführlicher beschreiben, worin der säkulare Buddhismus sich von der Lehre des Ajita Kesakambali unterscheidet. Soweit letztere im Detail überhaupt bekannt ist.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Nein, das brauchen wir nicht weiter zu diskutieren. Mein Anliegen war, Deine Frage zu beantworten, nicht, jemanden zu überzeugen.


    Vielleicht könntest Du aber noch etwas ausführlicher beschreiben, worin der säkulare Buddhismus sich von der Lehre des Ajita Kesakambali unterscheidet. Soweit letztere im Detail überhaupt bekannt ist.


    Soweit ich informiert bin, wissen wir nicht sehr viel über die Lehren Ajitas. Deshalb wird es wohl schwierig einen Vergleich anzustellen.


    Vielleicht magst du deine Fragen konkretisieren ohne Rückbezug auf Ajita.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Soweit ich informiert bin, wissen wir nicht sehr viel über die Lehren Ajitas. Deshalb wird es wohl schwierig einen Vergleich anzustellen.

    Trotzdem hast Du begonnen, einen Vergleich zu ziehen:

    *Ajita Kesakambali*

    D2, 23.: „…Nicht gibt es … eine Frucht, ein Resultat von guten und schlechten Taten. … Nach dem Tode wird nichts mehr sein.“

    Ajita Kesakambali lehrte einen „Materialismus“ und “Nihilismus“, in dem Sinne, dass Körper und Geist eine Einheit bilden und es also keine unveränderliche und ewige Seele gäbe. Hierin stimmte er mit Buddha überein. Im Gegensatz zu Buddha vertrat er aber die Sichtweise, dass es keine Frucht guter oder böser Taten gäbe.

    Daher nun meine Frage, worin der säkulare Buddhismus eine Frucht guter oder böser Taten sieht.


    Hier etwas ausführlicher die Position von Ajita Kesakambali aus der Perspektive der Verfasser der Lehrreden des Palikanon:


    "Daraufhin sagte mir, Verehrungswürdiger, Ajita Kesakambalī Folgendes: 'Nicht gibt es, Großkönig, Gaben, nicht gibt es Spenden, nicht gibt es Opfer, nicht gibt es eine Frucht, ein Resultat von guten und schlechten Taten, nicht gibt es diese Welt, nicht gibt es die jenseitige Welt, nicht gibt es Mutter, nicht gibt es Vater, nicht gibt es spontan entstandene Wesen, nicht gibt es Asketen und Brahmanen, die den guten Weg gegangen sind, die sich auf den guten Weg begeben haben, die diese und die jenseitige Welt durch ihre höheren geistigen Kräfte selbst verstanden und durchschaut habend erklären können. Dieser Mensch ist aus vier Elementen gemacht, wenn man stirbt, geht die Erde zur Erdmasse zurück, geht das Wasser zur Wassermasse zurück, geht das Feuer zur Feuermasse zurück, geht die Luft zur Luftmasse zurück. Die Sinnesfunktionen gehen in den Raum. An den vier Ecken tragen sie den Verstorbenen zufünft. Bis zum Verbrennungsplatz klagen sie. Die Knochen werden taubenbleich und seine Opfer enden hier, da er nur noch Asche ist. Toren lehren das Geben. Die Lehre derjenigen, die von der Existenz (von Gut, Böse und dem Jenseits usw.) handeln ist leer, falsch, jammervoll. Toren und Weise werden, wenn der Körper zerfällt, abgeschnitten und vernichtet. Nach dem Tode wird nichts mehr sein.'"

    Viele Grüße

    Elliot

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    Ich habe unsere Diskussion nun hierher verschoben aus den bereits genannten Gründen.


    Elliot: Ich werde dann auf Deine Fragen zeitnah eingehen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Die Lehre derjenigen, die von der Existenz (von Gut, Böse und dem Jenseits usw.) handeln ist leer, falsch, jammervoll. Toren und Weise werden, wenn der Körper zerfällt, abgeschnitten und vernichtet. Nach dem Tode wird nichts mehr sein.

    Wenn man beide Seiten, die befürwortende und ablehnende als leer von Realität, aber voll von Gerede, Gedenke erkennt, bleibt es dabei, dass nach dem Sterben nichts bleibt, außer Tod. Um wie viel ehrlicher und erfolgreicher mein lebend-sein wurde, kann ich niemandem mehr beschreiben.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Ich habe unsere Diskussion nun hierher verschoben aus den bereits genannten Gründen.

    Ich bitte um Verständnis, dass wir in den auf eine Strömung/Tradition bezogenen Gruppen dieselben nicht kritisch hinterfragen.

    So richtig verstehe ich diese Gründe nicht. Du meintest doch im Unterforum zum säkularen Buddhismus in Bezug auf Ajita Kesakambali:

    Im Gegensatz zu Buddha vertrat er aber die Sichtweise, dass es keine Frucht guter oder böser Taten gäbe.

    Vielleicht irre ich mich, aber ich hätte jetzt gedacht, wenn ein säkularer Buddhist der Meinung ist, der Buddha hätte dies oder jenes so oder so gesehen, dann wird dies oder jenes auch im säkularen Buddhismus genau so oder so gesehen.


    Ein nichtsäkularer Buddhist könnte einen ganzen Stapel an Lehrreden heranziehen, um seine Meinung zu stützen, der Buddha habe die Sichtweise vertreten, dass es eine Frucht guter oder böser Taten gebe. Aber wie ein säkularer Buddhist das bewerkstelligen könnte, das ist mir nicht klar, deshalb fragte ich nach.


    Nur was ist so kritisch an meiner Frage, dass sie nicht im Unterforum für säkularen Buddhismus beantwortet werden kann?

    Viele Grüße

    Elliot

  • Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber ich sehe das Problem gar nicht.

    Ein nichtsäkularer Buddhist könnte einen ganzen Stapel an Lehrreden heranziehen, um seine Meinung zu stützen, der Buddha habe die Sichtweise vertreten, dass es eine Frucht guter oder böser Taten gebe. Aber wie ein säkularer Buddhist das bewerkstelligen könnte, das ist mir nicht klar

    Die Lehrreden sind ja zunächst einmal die Lehrreden. Diese stehen auch säkularen Buddhisten zum Studium des Buddhismus zur Verfügung. Wie sie dann im einzelnen historisch einzuordnen und zu interpretieren sind, darüber mögen die - hoffentlich jeweils fundierten - Meinungen auseinandergehen.


    Dass es eine Frucht guter und schlechter Taten gibt, streiten m. E. auch säkulare Buddhisten nicht ab. Dass es einfache Kausalitäten zwischen Handlung und Handlungsfolge gibt und dass diese sogar über den Tod hinausgehen, damit könnte sich ein säkularer Buddhist schwer tun.

  • Die Lehrreden sind ja zunächst einmal die Lehrreden. Diese stehen auch säkularen Buddhisten zum Studium des Buddhismus zur Verfügung.

    Da hätte ich auch kein Problem mit, wenn Hendrik sagen würde, es sei eine oder es seien mehrere Lehrreden gewesen, die ihn zu der Auffassung gebracht haben, der Buddha habe die Sichtweise vertreten, dass es eine Frucht guter oder böser Taten gebe.


    Aber da er das bisher nicht getan hat, wird es wohl einen anderen Grund, eine andere Ursache dafür geben, warum er diese Auffassung hat.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Dass es einfache Kausalitäten zwischen Handlung und Handlungsfolge gibt und dass diese sogar über den Tod hinausgehen, damit könnte sich ein säkularer Buddhist schwer tun.

    Das habe ich auch so verstanden:


    ...Eine der wichtigsten Eigenschaften eines säkularen/naturalistischen Buddhismus ist wohl, dass er sich metaphysischen Spekulationen enthält.


    Aber es gibt ja auch Lehrreden, in denen dies als praktische Erfahrung und nicht als metaphysische Spekulation dargestellt wird.

    Viele Grüße

    Elliot