Säkularer Buddhismus im Vergleich

  • Mir ging es vor allem um das in bud. Kreisen zirkulierendes Missverständnis, man müsse nur meditieren und dann werde man schon alles wichtige richtig verstehen. Das genaue Gegenteil ist der Fall.

    Ja, das sehe ich genau wie Du.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Du hast den besagten Zirkelschluss als Begründung für deine Hypothese genannt. Sollte das die einzige Begründung sein, bricht sie in sich zusammen. Die Hypothese selbst immer wieder zu wiederholen, macht sie nicht wahrer.

    Nein, dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt oder Du hast mich falsch verstanden. Ich benötige da keinen Zirkelschluss.


    Meine Hypothese ist, dass manche (nicht alle) Inhalte des Suttapiṭaka bereits vor dem Ableben des Buddha entstanden sind und dass dazu alle Inhalte des Majjhima Nikaya gehören.


    Und meine Hypothese ist, dass diese Inhalte nicht nur bereits vor dem Ableben des Buddha entstanden sind, sondern ihm auch bekannt waren. Und dass diese Inhalte deswegen den Weg in den Vorläufer des heutigen Suttapiṭaka gefunden haben, weil er sie entweder selbst ausgesprochen hat und andere sie aufgenommen und sich gemerkt haben oder weil andere Personen Texte mit diesen Inhalten erstellt haben und diese dann von ihm bestätigt wurden.


    Wikipedia:


    Shravasti war um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. die Hauptstadt des Kleinkönigreichs von Kosala und zählte angeblich weit über 100.000 Einwohner. Zu dieser Zeit gab es bereits mehrere buddhistische Klöster in der näheren Umgebung, in denen der Erleuchtete (Buddha) auf seinen ausgiebigen Wanderungen durch den Norden Indiens über 20 Mal Station machte und die Mönche in seiner Lehre unterwies. Meist verbrachte er die alljährlich wiederkehrende Regenzeit (Mosun) hier und die Mönche hatten genug Muße seine Reden auswendig zu lernen; auf diese Weise schufen sie die Grundlage für die Nikayas des Palikanons.


    Wobei ich "seine Reden" halt in Anführungszeichen setzen würde. Ich halte es übrigens für möglich (Zusatzhypothese), dass einiger derer, die an der Entstehung der Inhalte des Majjhima Nikaya beteiligt waren, nach seinem Ableben auch an der Entstehung der Inhalte des Digha Nikaya beteiligt waren. Und dass der Majjhima Nikaya in diesem Zuge überhaupt erst zu seinem Namen gekommen ist.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Ein weit verbreitetes Missverständnis. Am Anfang steht immer panna/prajna und dann kommt erst die Praxis: Ethik und Versenkung. Warum, nur im Licht der Weisheit/des Wissens lassen sich die Erfahrungen aus der Praxis richtig deuten.

    Habe ich auch früher gedacht, sehe ich inzwischen anders.
    Es hängt einfach von der Person an. Meine Praxis begann mit „Vertiefung“ (samadhi) - zen-typisch.
    Erst dann konnte ich verstehen, was eigentlich "samma panna" ist, vorher ist man eigentlich orientierungslos.
    Die meisten Laien in Asien beginnen aber mit Sila - für mich immer noch eine Herausforderung.

    Die Pfadgebiete müssen sich gegenseitig stützen. Es besteht im jedem Fall eine wechselseitige Abhängigkeit, aber wo der "Anfang" ist, hängt von den Umständen und Person ab.


  • Sorry. Quatsch ist das. Die Unterteilungen in die Sammlung der Kürzeren Reden, der Mittleren Reden und der Längeren Reden erfolgte erst durch die Redaktion der Mönche, die die Verschriftlichung vorgenommen haben. Und das war lange nach dem Tode Buddhas. Du reimst dir das Unsinn zusammen.


    Du hast die Tendenz, nicht auf Fragen zu antworten. Also stelle ich eine der Fragen nochmal: Hast Du Quellen auf die du dich beziehst oder hast du dir das alles allein ausgedacht?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Die Unterteilungen in die Sammlung der Kürzeren Reden, der Mittleren Reden und der Längeren Reden erfolgte erst durch die Redaktion der Mönche, die die Verschriftlichung vorgenommen haben.

    Nichts weiter als eine von vielen Hypothesen ist das, mein Lieber.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Du hast die Tendenz, nicht auf Fragen zu antworten.

    Da sagst ausgerechnet Du.

    MN 135 und MN 136 sind übrigens kein Wort eines historischen Buddha, sondern spätere Hinzufügung.

    Warum ausgerechnet diese und nicht zum Beispiel zehn oder hunderteinundvierzig?

    Säkularer Buddhismus ist, wie ich schon schrieb, eine Reformbewegung. Vielleicht vergleichbar mit der Reformation in der christlichen Kirche durch Luther. Auch hier hat man in den alten Texten erst einmal nachgeguckt was ist wirklich gemeint? Das tun wir säkulare Buddhisten ebenso. Wir tun es vor allem mit den Werkzeugen moderner Textkritik. Deshalb traue ich säkularem Buddhismus als einzige buddhistische Strömung zu, herauszuarbeiten, was der historische Buddha wirklich gelehrt hat.

    ...er versucht wissenschaftlich zu beweisen, dass das gar nicht original eine Lehrrede des Buddha ist. Daran arbeitet Hendrik noch.

    Also, zunächst einmal „arbeite“ ich an gar nichts.

    Also, auch hier bleibst Du die Antwort schuldig.


    Wo ist Dein textkritischer Nachweis, dass MN 135 und MN 136 spätere Hinzufügungen sind? Und nicht zum Beispiel MN 10 oder MN 141?


    Und was meinst Du überhaupt mit "spätere Hinzufügung"? Wann wurde etwas von wem wo hinzugefügt?

    Viele Grüße

    Elliot

  • Die Unterteilungen in die Sammlung der Kürzeren Reden, der Mittleren Reden und der Längeren Reden erfolgte erst durch die Redaktion der Mönche, die die Verschriftlichung vorgenommen haben.

    Nichts weiter als eine von vielen Hypothesen ist das, mein Lieber.

    Nein, ist es nicht.


    Ich fordere dich nun zum wiederholten male auf darzulegen, wie deine „Hypothese“ zu stande gekommen ist. Quellen bitte! Oder hast du sie selbst erdacht? Auf welcher Grundlage?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福


  • Weil du offensichtlich zuvor noch nie von wissenschaftlicher Textkritik gehört hast, stellst du Grundsätzliches in Frage, was unter Experten eigentlich Konsens ist. Ohne a) deinerseits bereit zu sein, deine „Hypothese“ in irgendeiner Weise nachvollziehbar herleiten zu können. Und b) nach Widerlegung der bisher einzigen Begründung deiner „Hypothese“ als Zirkelschluss, bereit zu sein, diese zu korrigieren. Sowie c) überhaupt eine Bereitschaft zu zeigen, sich mit den Grundlagen der Textkritik auseinanderzusetzen. Liege ich bei letzterem richtig oder möchtest du einen Blick über den Tellerrand versuchen?


    Ich gebe nicht auf und bitte dich, folgendes zu lesen:


    Bitte zunächst das:

    https://de.m.wikipedia.org/wik…tische_Methode_(Theologie)


    …und die verlinkten Artikel über Textkritik, Redaktions- Literar- Form- und Traditionskritik.


    Dann sei dir nochmal „Buddhas Reden“ von Kurt Schmidt ans Herz gelegt. Weniger seine Übersetzung, vielmehr das Vorwort zu seinem Werk sowie die Fussnoten.

    Buddhas Reden: Majjhimanikaya. Die Sammlung der mittleren Texte des buddhistischen Pali-Kanons von Gautama Buddha | medimops
    Buddhas Reden: Majjhimanikaya. Die Sammlung der mittleren Texte des buddhistischen Pali-Kanons von Gautama Buddha Gebundene Ausgabe bei medimops.de bestellen.…
    www.medimops.de


    Zu MN 135 schreibt Schmidt:

    Majjhima Nikāya 135


    Zur Mittleren Sammlung heisst es von ihm:„Ungefähr ein Drittel des Majjhima-Nikāya kann mit Sicherheit als echtes Buddhawort oder als echter Bericht aus der Zeit des Meisters anerkannt werden, aber auch in diesen zweifellos echten Berichten finden sich gelegentlich Zusätze und Einfügungen aus späterer Zeit (…).“ (Vgl. Buddhas Reden, Kurt Schmidt, Kristkeitz Verlag, 1978)

    Das bedeutet mindestens zwei Drittel sind später anzusiedeln und kein Buddhawort, so Schmidt. Andere Buddhologen kommen zu dem Schluss, dass noch weniger wirkliches Buddhawort ist. Bronkhorst etwa, findet nur winzige Spuren echten Buddhaworts im Pali-Kanon um die herum die Sutten gebastelt sind.


    Bitte ergänzend die Fussnoten zu MN 136 von Kurz Schmidt lesen:

    Majjhima Nikāya 136


    Als älteste Schicht der Texte werden Bestandteile aus dem Sutta Nipata das Khaggavisana Sutta, das Sela Sutta, das Atthaka Vagga sowie das Parayana Vaga angesehen. (Vgl. die Kommentare von Nyanaponika in seiner Übersetzung de Sutta Nipata bei Beyerlein und Steinschulte, 1996.) Und nicht etwa die Mittlere Sammlung wie von dir offenbar angenommen.


    Du hast nun Einblick in die wissenschaftliche Textkritik nach der Lektüre des Wikipedia-Artikels. Du hast einen Eindruck davon, warum MN 135 und 136 nicht authentisch sein können. Du konntest einen Einblick gewinnen, was es bedeutet, wenn in den Texten Pali-Wörter vorkommen, die es zur Zeit Buddhas noch nicht gab. Du weisst nun, dass die meisten Buddhologen die Annahme zurückweisen, die Mittlere Sammlung sei als ganzes Buddhawort.


    Damit bin ich am Ende dieses Vortrages angekommen und ich habe deine Fragen erschöpfend beantwortet. Diese Ausführungen müssten bei dir eine kritische Überprüfung deiner „Hypothese“ zu Folge haben. Ich bin gespannt, wie redlich dein Denken ist.


    Man kann die Frage, „Sind die Sutten Buddhawort oder nicht?“, anders sehen aber dann bitte nachvollziehbar begründen und nicht einfach eine einsame „Hypothese“ in den Raum stellen. Nur dann kann eine fruchtbare Diskussion entstehen: auf der Grundlage von Fakten und nicht von Behauptungen! Und nur dann können alle Beteiligten einer Diskussion etwas lernen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ich gehe jetzt nur auf ein paar Punkte ein,

    ...Das bedeutet mindestens zwei Drittel sind später anzusiedeln und kein Buddhawort, so Schmidt. Andere Buddhologen kommen zu dem Schluss, dass noch weniger wirkliches Buddhawort ist...

    Es wird deutlich: Dort hat jeder seinen eigenen Maßstab, was "Buddhawort" ist und was nicht, und einig sind sie sich auch nicht.


    Ich habe nicht die Hypothese aufgestellt, dass die Lehrreden des Majjhima Nikaya aus der "Feder" des Buddha stammen. Sondern dass sie von Personen aus seinem Umfeld stammen und mit seiner Zustimmung in die Menge der Lehrreden des Dhamma aufgenommen wurden. Und dies ist eine Hypothese, keine Schlussfolgerung, und ohne Schluss auch kein Zirkelschluss.


    Ich habe auch nicht die Hypothese aufgestellt, dass die Lehrreden des Majjhima Nikaya die ältesten Inhalte des Suttapitaka sind. Sondern dass sie zu denen gehören, die bereits vor dem Ableben des Buddha als Texte existierten, gut möglich nicht in der Form und der Sprache, in der sie später aufgeschrieben wurden.


    Die Vorbemerkung von Kurt Schmidt zu MN 135 steht im Raum, ohne dass ihre Herkunft begründet wird. Lässt sich dazu etwas sagen? Ansonsten betrachte ich sie als seine Hypothese.


    MN 135 ist in gewisser Hinsicht durchaus eine besondere unter den Lehrreden des Majjhima Nikaya. Hier und hier hat sich jemand einmal die Mühe gemacht, zu allen 152 Lehrreden des Majjhima Nikaya nach Parallelen in den Agamas zu suchen. Und hat dabei festgestellt, dass MN 135 diejenige Lehrrede ist, für deren Inhalt sich die meisten Alternativversionen finden lassen.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Also, Hendrik, Dein Vortrag ist ungenügend. Es wird deutlich, dass Kurt Schmidt wie Du die Hypothese vertritt, MN 135 und MN 136 seien "spätere Hinzufügungen".


    Aber seine Vorbemerkung ist so wie sie da steht eben nicht mehr als eine Hypothese.


    Und seine Fußnote auch. Wieso erwähnt er hier samāpatti besonders und nicht in den anderen Lehrreden, wo es auch vorkommt? Entweder wurde es bereits zu Lebzeiten des Buddha verwendet oder an vielen Stellen bei der Übertragung in eine Pali-Version eingeführt. MN 136 ist da keine Besonderheit.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Also, Hendrik, Dein Vortrag ist ungenügend. Es wird deutlich, dass Kurt Schmidt wie Du die Hypothese vertritt, MN 135 und MN 136 seien "spätere Hinzufügungen".


    Aber seine Vorbemerkung ist so wie sie da steht eben nicht mehr als eine Hypothese.


    Und seine Fußnote auch. Wieso erwähnt er hier samāpatti besonders und nicht in den anderen Lehrreden, wo es auch vorkommt? Entweder wurde es bereits zu Lebzeiten des Buddha verwendet oder an vielen Stellen bei der Übertragung in eine Pali-Version eingeführt. MN 136 ist da keine Besonderheit.


    Du hast die Begründung warum 135 und 136 nicht authentisch sein können, nur nicht verstanden. Es hat u.a. mit den Bezeichnungen „kleineres“ und „größeres“ zu tun. Lies das nochmal konzentriert durch.


    Und bei „samapatti“ verhält es sich selbstverständlich in allen Lehrreden so, dass dies ein Hinweis auf einen späteren Text ist. Das gilt auch für Ortsangaben oder erwähnten Königen, die erst viel später existierten und so weiter. Das erschliesst sich ja sofort, oder?

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Es wird deutlich: Dort hat jeder seinen eigenen Maßstab, was "Buddhawort" ist und was nicht, und einig sind sie sich auch nicht.

    Natürlich sind sie sich nicht einig. Das nennt man Wissenschaft. Für Gewissheiten sind die Religionen zuständig. Damit kann nicht heder umgehen. Nennt man dann Ungewissheisintolerenz. 😉 Aber man ist sich über die Werkzeuge einig. Hast du die Artikel über die historisch-kritische Methode gelesen?


    Ich habe nicht die Hypothese aufgestellt, dass die Lehrreden des Majjhima Nikaya aus der "Feder" des Buddha stammen. Sondern dass sie von Personen aus seinem Umfeld stammen und mit seiner Zustimmung in die Menge der Lehrreden des Dhamma aufgenommen wurden.

    Bitte nenne endliche eine belastbare Quelle dazu ausser dein eigenes Denkorgan und deinen Zirkelschluss!


    MN 135 ist in gewisser Hinsicht durchaus eine besondere unter den Lehrreden des Majjhima Nikaya. Hier und hier hat sich jemand einmal die Mühe gemacht, zu allen 152 Lehrreden des Majjhima Nikaya nach Parallelen in den Agamas zu suchen. Und hat dabei festgestellt, dass MN 135 diejenige Lehrrede ist, für deren Inhalt sich die meisten Alternativversionen finden lassen.


    Offenbar sah man sich aber genötigt 135 zu widersprechen, sonst gäbe es 136 nicht, nicht wahr?


    Endlich wird es mal Spannend. Das ist nicht „jemand“, sondern der geschätzte Analajo. Und du hast gerade noch kritisiert, dass man sich in Buddhologenkreisen offenbar nicht einigen könne, weshalb du diesen Wissenszweig wohl gern gänzlich verwerfen würdest. Es sei denn du vermutest, dass einer von ihnen deiner „Hypothese“ in die Hände spielt. Ist das nicht inkonsequent? 😁

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    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ich fasse meine Fragen an dich nochmal zusammen. Ich erwarte zunächst Antworten auf diese, bevor ich bereit bin weiter mit dir zu diskutieren:


    1. Gibt es zu deiner „Hypothese“ Quellen oder hast du sie dir selbst ausgedacht?


    2. Wenn wir in einem Text Vokabeln, Ortsangaben oder Namen von Königen oder sonstigen Personen finden, die es zu Zeiten Buddhas noch nicht gab, ist das ein Hinweis darauf, dass der Text nicht aus der Zeit Buddhas stammen kann, richtig?


    3. Hast du die Artikel über die historisch-kritische Methode gelesen?


    4. Lehnst du die historisch-kritische Methode als Werkzeug zur Hilfe für die Deutung antiker Texte ab oder akzeptierst du sie grundsätzlich?

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  • Die Pali-Passage in MN 136 lautet:


    ‘‘sammukhā metaṃ, āvuso samiddhi, samaṇassa gotamassa sutaṃ, sammukhā paṭiggahitaṃ – ‘moghaṃ kāyakammaṃ moghaṃ vacīkammaṃ, manokammameva sacca’nti. Atthi ca sā samāpatti yaṃ samāpattiṃ samāpanno na kiñci vediyatī’’ti?


    Kurt Schmidt übersetzt und kommentiert dies wie folgt:


    «Aus dem Munde des Samana Gotama habe ich folgendes gehört: <Unwichtig ist das Handeln in Werken, unwichtig ist das Handeln in Worten, nur auf das Handeln in Gedanken kommt es an. Es gibt eine Versenkung (samāpatti[1]), in der man keine Empfindung hat>»



    [1] samāpatti (wörtlich: <Erreichung>), ein Wort, das im älteren Pali, das Buddha sprach, nicht vorkam; er sagte dafür jhāna oder samādhi.


    Es geht offenbar um den Erreichungszustand des Aufhörens von Wahrnehmung und Gefühl. Zu dem wird beispielsweise in MN 44 gesagt, wo Bhikkhunī Dhammadinnā die Fragen des Laienanhängers Visākha beantwortet:


    ‘‘Kathaṃ panāyye, saññāvedayitanirodhasamāpatti hotī’’ti? - ‘‘Na kho, āvuso visākha, saññāvedayitanirodhaṃ samāpajjantassa bhikkhuno evaṃ hoti – ‘ahaṃ saññāvedayitanirodhaṃ samāpajjissa’nti vā…


    Was Kurt Schmidt wie folgt übersetzt:


    «Wie gelangt man zum Aufhören von Wahrnehmung und Empfindung?» - «Ein Bhikkhu, der zum Aufhören von Wahrnehmung und Empfindung gelangt, denkt nicht: <Ich werde zum Aufhören von Wahrnehmung und Empfindung gelangen>…


    Aber hier macht er keine Fußnote mit dem Hinweis, dass saññāvedayitanirodhasamāpatti kein Wort sei, das im älteren Pali, das Buddha sprach, nicht vorkam. Warum nicht? Hat er die Verwendung von samāpatti hier übersehen? Das wäre nicht gut. Oder hat er die Verwendung von samāpatti hier durchaus gesehen, sich seine Fußnote aber für MN 136 aufgehoben, um diese gegenüber den anderen Lehrreden besser als spätere Hinzufügung darstellen zu können? Das würde es nicht besser machen.


    Kurt Schmidt hat seine Hypothesen in der Mitte des letzten Jahrhunderts aufgestellt. Inzwischen hat sich einiges geändert, was die Vorstellungen zur Lebenszeit des Buddha betrifft (Wikipedia):


    Im frühen 19. Jahrhundert übernahm die europäische Forschung den Ansatz der „unkorrigierten langen Chronologie“, da er der späteste in den Quellen überlieferte und damit der glaubwürdigste war. Schon 1837 bezweifelte jedoch George Turnour, der Herausgeber des Mahavamsa, die „unkorrigierte lange Chronologie“. Er akzeptierte die überlieferten Angaben über die zeitlichen Abstände zwischen dem Tod des Buddha und den Herrschaftsantritten der beiden Könige, setzte diese jedoch etwa sechzig Jahre später an. Daraus ergab sich eine neue Chronologie, die in der Forschung als „korrigierte lange Chronologie“ bezeichnet wird. Ihr zufolge fällt der Tod des Buddha in den Zeitraum zwischen 486 und 477 v. Chr., und als Geburtsjahr wurde entsprechend 563 v. Chr. angesetzt. Dieser Ansatz war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa und bei vielen Buddhisten mit westlicher Bildung maßgeblich. In Asien hielten aber die weitaus meisten Buddhisten an der traditionellen „unkorrigierten“ Datierung des Todesjahres auf 544/543 v. Chr. fest; daher wurde im Jahr 1956 der 2500. Jahrestag des mutmaßlichen Todes festlich begangen. Die neuere Forschung hat die „korrigierte lange Chronologie“ prinzipiell aufgegeben; sie wird nur noch vereinzelt vertreten. Es gibt aber keinen Konsens, wodurch sie zu ersetzen ist. Gegenwärtig werden unterschiedliche Datierungen diskutiert, alle um Jahrzehnte später als der Zeitrahmen der „korrigierten langen Chronologie“. Oft wird die Lebenszeit des Buddha nach dieser „kurzen Chronologie“ rund ein Jahrhundert später angesetzt als nach der „korrigierten langen Chronologie“. Die gegenwärtig vorherrschenden Datierungsansätze für den Tod schwanken zwischen ca. 420 und ca. 368 v. Chr.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Bei Schmidt bekomme ich einen Überblick über ein Sutra und dann kann ich mich um andere kümmern, auch sehr aktuelle, dabei fallen mir Diskrepanzen von allein auf. Mir entsteht ein Wortlaut, den ich natürlich hier nicht diskutieren kann, dann komme ich in die Falle, die diesen ganzen Thread durchzieht. Theravada eben.

    Das Diskutieren über die Bedeutung einzelner Worte verwirrt den Satz oder das Wort verwirrt durch die Bedeutungen des Satzes.

    Streiterei über Bewertungen, anstatt Reden über den erkannten Wert/Verdienst.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Ich frage mich wirklich, wo diese Vorbemerkung zu MN 135 herstammt:


    Vorbemerkung: Ein Kreis von Bhikkhus führte Gespräche über das Karma und ein älterer Bhikkhu, ein Thera, hielt ihnen darüber einen Vortrag. Er zitierte einleitend den von alters her bekannten Ausspruch Buddhas: kammassakā sattā, was bedeuten kann: <Eigner der Werke sind die Wesen>, aber auch <Eigentum oder Geschöpfe ihrer Werke sind die Wesen> (diese letztere Bedeutung scheint die richtige zu sein). Der Vortrag wurde in jenem Bhikkhukreis auswendig gelernt und oft wiederholt, und nach einiger Zeit glaubte man, es sei eine Erinnerung an einen Vortrag Buddhas. So fügte man ihn mit entsprechender Einleitung an die bisherigen 134 Stücke des Majjhima-Nikāya als 135. Sutta an. Das hörte ein anderer Kreis von Bhikkhus; sie fragten einen anderen Thera, ob es sich wirklich so verhalte, und dieser meinte, die Erklärung in Nr. 135 sei doch zu primitiv; so einfach lägen die Dinge beim Karma nicht. Man wollte nicht geradezu widersprechen, aber doch eine bessere Darlegung geben, und so nannte man das nun einmal vorliegende Sutta <Kleines oder geringeres Sutta von den Unterscheidungen beim Karma> und stellte ihm eine neue Darlegung als <großes> oder <besseres> Sutta gegenüber. Auch dieses, Nr. 136, wurde, wie üblich, als von Buddha stammend ausgegeben. Um für die Zukunft zu sichern, daß dieses als die bessere Karmalehre überliefert würde, wurde eingefügt, Buddha selbst habe es als <Großes Sutta> von den Unterscheidungen beim Karma, bezeichnet, wobei man nicht bedachte, daß die „pia fraus“, die fromme Fälschung, gerade durch diese Einfügung später einmal entdeckt werden konnte.


    Also, ob sie von Kurt Schmidt selbst stammt, oder ob er sie von jemandem übernommen hat.


    Ihr liegt offenbar die Vorstellung zugrunde, dass bereits die ersten 134 Lehrreden des Majjhima Nikaya vorlagen und man dann die 135te und die 136te und später weitere nach Gutdünken hinzufügte. Diese Vorstellung teile ich nicht. Ansonsten halte ich den geschilderten Ablauf aber für gar nicht so völlig abwegig.


    Meiner Hypothese zufolge spielte es sich so oder so ähnlich allerdings nicht nach, sondern vor dem Ableben des Buddha ab, so dass MN 135 und MN 136 mit Zustimmung des Buddha als Cūḷakammavibhaṅgasuttaṃ und Mahākammavibhaṅgasuttaṃ in die Lehrreden des Dhamma aufgenommen wurden.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Aber hier macht er keine Fußnote mit dem Hinweis, dass saññāvedayitanirodhasamāpatti kein Wort sei, das im älteren Pali, das Buddha sprach, nicht vorkam. Warum nicht?

    Weil seine Übersetzung keine wissenschaftliche Arbeit in heutigem Sinn ist. Aber auch heute würde nicht bei jedem Wortvorkommen dieselbe Fußnote nötig sein, einmal reicht völlig.

    Aber zurück zur Hauptfrage.
    Eigentlich merkt jeder, der eine gewisse breite Lesekompetenz (über verschiedene Gernres hinweg) erworben hat, dass von den Texten gerade der "Mittleren Sammlung" die wenigsten "aus einem Guss" sind, etwa wie MN1-MN6.
    Selbst wenn man annimmt, dass die Majjhima Nikaya aus der Zeit Buddhas stammt, weiß man immer noch nicht, was daran editiert wurde. Es ist also eine ziemlich nutzlose Hypothese.
    Und selbst wenn eine Rede nicht aus der Zeit Buddhas wäre, also quasi nur "untergeschoben" ist, könnte sie doch völlig authentisch sein, also die Lehre Buddhas richtig wiedergeben.


  • Wie gesagt Elliot : Bitte beantworte zunächst die Fragen. Es ist mindestens ein sehr schlechter Stil, die zu ignorieren.


    Danach können wir gern weiter diskutieren.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Warum Stephen Batchelor Karma im säkulären Buddhismus rausstreicht, habe ich nie verstanden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man sich selbst überlegen muss, was man aus dem Buddhismus übernimmt und was nicht. Ich überlege mir das jedenfalls wie sonst alles auch selbst.


    Für mich ist daher der Begriff "säkulärer Buddhismus" ein Kunstbegriff, bei dem oft versucht wird eine Ersatzreligion zu bauen, bei dem andere dann auch mitmachen müssen. Ich steige da aus und mache eh mein eigenes Ding. Dann muss ich nicht bei irgendwelchen Sachen mitmachen, die ich schräg finde.

    Anandasa .

    Ganz einfach. Weil mit dem Tod ist das Ende. Aber diese Tatsache kann uns verhelfen, das Leben, wie es ist, wertzuschätzen und die reaktiven Muster im eigenen Geist rechtzeitig zu durchschauen. So kann man vermeiden, verblendet durch kilesa zu reagieren, und stattdessen angemessen der Situation zu agieren. Es gibt keine höhere Instanz, also die Ethik kommt aus dem Inneren, nicht wegen äußerer Zwänge. Das wäre dann dasselbe wie im Christentum. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Warum Stephen Batchelor Karma im säkulären Buddhismus rausstreicht, habe ich nie verstanden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man sich selbst überlegen muss, was man aus dem Buddhismus übernimmt und was nicht. Ich überlege mir das jedenfalls wie sonst alles auch selbst.

    Auch das ist ein Missverständnis: Batchelor streicht lediglich traditionelle Vorstellungen über Karma (und Wiedergeburt), nicht aber grundsätzlich Karma.

    Aha, danke für die Info.


    Anandasa .

    Ganz einfach. Weil mit dem Tod ist das Ende. Aber diese Tatsache kann uns verhelfen, das Leben, wie es ist, wertzuschätzen und die reaktiven Muster im eigenen Geist rechtzeitig zu durchschauen. So kann man vermeiden, verblendet durch kilesa zu reagieren, und stattdessen angemessen der Situation zu agieren. Es gibt keine höhere Instanz, also die Ethik kommt aus dem Inneren, nicht wegen äußerer Zwänge. Das wäre dann dasselbe wie im Christentum. LG.

    Damit ist gemeint, dass Karma nicht über den Tod hinaus wirkt? Ich würde jedenfalls zustimmen, dass die Wirkung von Karma über den Tod hinaus begrenzt wie z.B. wie die Kinder eines Verstorbenen ihr Leben weiterführen oder zu führen vom Verstorbenen gelernt haben.


    Aber ich bin davon überzeugt, dass Karma zu Lebzeiten existiert, vielleicht nur so zu 60-70%, weil es Verlust gibt. Deswegen behalte ich in meinem eigenen "säkulärem Andandasa-Buddhismus" Karma bei.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Damit ist gemeint, dass Karma nicht über den Tod hinaus wirkt?

    Klar ist nur, dass all unser Tun Folgen hat. Eher kann man im Sinne von bedingt entstanden über Ursache und Wirkung sprechen. Alles, was mir meine Eltern gegeben haben, kann ich an meine eigene Familie weitergeben. Auch die traumatischen Erlebnisse aus früheren Generationen leben weiter – so sagt es die Epigenetik. Aber ich weiß nicht, ob man das als Karma definieren kann. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo Elliot,


    ich habe deine aktuellen Beiträge deaktiviert, weil deine Art zu kommunizieren destruktiv ist. Du antwortest nur auf die Teile der Beiträge deiner Mitdiskutanten, die dir passen. Alles andere ignorierst du.


    Gern schalte ich deine Beiträge wieder freui, sobald du das korrigiert hast. Das bedeutet, antworte bitte auf die Fragenliste von mir in dem Thread und dann kann es gern weitergehen.


    Es tut mir leid, dass ich zu einer so drastischen Massnahme greifen muss, aber dieser Stil ist für alle sehr nervig.


    Du lässt auch nicht raus, wie umfassend deine Kenntnis oder Unkenntnis in der Sache ist, welche Qualifikationen du hast etc.

    (…)

    2. Wenn wir in einem Text Vokabeln, Ortsangaben oder Namen von Königen oder sonstigen Personen finden, die es zu Zeiten Buddhas noch nicht gab, ist das ein Hinweis darauf, dass der Text nicht aus der Zeit Buddhas stammen kann, richtig?

    Dann wäre das zumindest ein Beleg dafür, dass das nicht eine Version eines Textes ist, die bereits zu Lebzeiten des Buddha vorgelegen hat.

    4. Lehnst du die historisch-kritische Methode als Werkzeug zur Hilfe für die Deutung antiker Texte ab oder akzeptierst du sie grundsätzlich?

    Sie ist ein Werkzeug von vielen, nicht mehr und nicht weniger.


    (…)

    Viele Grüße

    Elliot

  • 3. Hast du die Artikel über die historisch-kritische Methode gelesen?

    Ich habe sie jetzt gelesen und mir gefällt dieser Abschnitt gut:


    Da die Rekonstruktion der Vorgeschichte eines schriftlichen Textes stark auf Vermutungen angewiesen ist, wird mitunter von einer „Theologie des Vermutens“ gesprochen, und diese einer traditionellen „Theologie des Vertrauens“ gegenübergestellt. Der Neutestamentler Klaus Berger sieht in der historisch-kritischen Methode, wie sie heute praktiziert wird, einige unbegründete Annahmen: Nicht überzeugende Kriterien für Echtheit und Unechtheit von Jesusworten,...

    Viele Grüße

    Elliot

  • Offenbar sah man sich aber genötigt 135 zu widersprechen, sonst gäbe es 136 nicht, nicht wahr?

    Ich kann Dir nicht folgen. Wer sah sich genötigt, MN 135 zu widersprechen und was hat das mit MN 136 zu tun?


    MN 135 sagt, welche Konsequenzen welches Handeln grundsätzlich hat und MN 136 sagt, dass sich über den Zeitpunkt, wann diese Konsequenzen eintreten, nicht so leicht etwas sagen lässt.


    Und MN 57 sagt, dass es möglich ist, dafür zu sorgen, dass überhaupt keine Konsequenzen eintreten.

    Viele Grüße

    Elliot