Hier etwas ausführlicher die Position von Ajita Kesakambali
Dankenswert, dass du diesmal nicht nur einen Kommentar postest.
Zunächst sollte folgendes beachtet werden. In gewisser Weise haben wir es hier mit einer Polemik gegen eine der philosophisch-religiösen Strömungen z.Z. Buddhas zu tun, da aber von denen keine eigenen Überlieferungen erhalten geblieben sind, kennen wir sie nur durch verschiedene (nicht nur buddhistische) Berichte über diese Strömung. Sehr wahrscheinlich wird Ajita Kesakambali in den Pali-Überlieferungen mit Makkhali Gosali verwechselt.
Der Grund besteht darin, dass beide leugneten, dass es überhaupt eine Möglichkeit der Einflussnahme auf sowas wie "Karma" geben könnte. Karma wird selbst nicht geleugnet. (Näheres darüber bei Johannes Bronkhorst).
Deshalb ist auch die Zuschreibung "materialistisch", oder "nihilistisch" völlig unangebracht, das sind ideologische Kampfbegriffe aus dem Europa des 19. Jahrhunderts und sie gehören ganz klar nicht hierher.
Dieser Mensch ist aus vier Elementen gemacht, wenn man stirbt, geht die Erde zur Erdmasse zurück, geht das Wasser zur Wassermasse zurück, geht das Feuer zur Feuermasse zurück, geht die Luft zur Luftmasse zurück. Die Sinnesfunktionen gehen in den Raum.
An dieser Stelle unterscheidet er sich in der Sache überhaupt nicht von der Lehre Buddhas, sondern nur in den Folgerungen daraus.
QuoteWer da tot und abgestorben ist, o Bruder, dessen körperliche Elemente sind aufgelöst und erloschen, dessen sprachliche Elemente sind aufgelöst und erloschen, dessen geistige Elemente sind aufgelöst und erloschen, die Lebenskraft ist aufgezehrt, die Wärme verflogen, die Sinne zerstoben;...
M43
Und warum wird eigentlich von den Wiedergeburts-Gläubigen nie auch an folgendes gedacht:
Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn diese große Erde gänzlich mit Wasser bedeckt wäre, und es hätte ein Mann eine einkehlige Reuse hinein geworfen; die würde vom östlichen Winde nach Westen getrieben, vom westlichen Winde nach Osten getrieben, vom nördlichen Winde nach Süden getrieben, vom südlichen Winde nach Norden getrieben; und es wäre da eine einäugige Schildkröte, die von 100 zu 100 Jahren je einmal emportauchte. Was meint ihr nun, ihr Mönche: sollte da die einäugige Schildkröte, die von 100 zu 100 Jahren immer je einmal emportaucht, in jene einkehlige Reuse mit ihrem Halse hineingeraten?"
"Nur selten mag es sein, o Herr, daß eine solche einäugige Schildkröte, die von 100 zu 100 Jahren immer je einmal emportaucht, in jene einkehlige Reuse mit ihrem Halse hineingeraten kann".
So selten auch nur ist es, ihr Mönche, daß man Menschentum erlangt.
S.56.48. Das enge Loch III - Dutiyachiggaḷayuga Sutta
Ganz zu schweigen, von der Seltenheit einer Wiedergeburt als Reicher, Adliger oder was weiß ich.
Übrigens, in gewisser Weise haben Ajita Kesakambali/ Makkhali Gosali sogar recht:
Wer sich nämlich eine "bessere Wiedergeburt" wünscht, entfernt sich nur noch mehr von "keiner Wiedergeburt", weil er mit diesem Glauben nur seinen "Ich- und Mein-Wahn" verstärkt.
Erst wenn man sein Tun nicht mehr mit dem Verlangen danach verbindet, Gleiches zu erfahren (was ja der Wirklichkeit entspricht), beginnt der Befreiungsprozess.