Hallo, ihr Lieben,
dieses Thema liegt mir - aus verschiedenen Gründen - gerade jetzt besonders am Herzen.
Wir alle sind ständig mit irgendwelchen Übergängen konfrontiert - gerade fing ein neues Jahr an, die Wechsel der Jahreszeiten bedingen Übergangsphasen, in denen Anpassung nötig wird, weitere unvermeidliche Übergänge sind Kindheit-Erwachsenwerden, Jugend-Alter, Schlaf-Wachsein, Leben-Tod, ....
Das bekannte Gedicht "Stufen"* von Hermann Hesse stellt jene Phasen als natürlich und notwendig dar, um sich weiterzuentwickeln, auch, wenn Trauer um Zurückgelassenes und Angst vor dem Neuen dabei auftreten können.
(*https://hhesse.de/gedichte/stufen/ )
Regelmäßige Rituale und Gewohnheiten geben eine scheinbare Sicherheit und Stabilität (die grundsätzlich nicht existiert, außer der Gewissheit des Todes), bzw. täuschen sie vor.
Sich wiederholende Abläufe beruhigen dadurch einerseits, führen andererseits jedoch zur Gewöhnung (und dadurch ev. zu Trägheit):
"Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen"
("Nur, wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..." H. Hesse /"Stufen")
Ich gestehe, mit Übergangsphasen und Übergängen ziemliche Probleme zu haben, wobei es daran liegen könnte, dass ich in meinem Leben oft Übergänge in - gefühlt oder gedacht - schlechtere Zustände erleben musste.
Grundsätzlich haftet man ja meist am Vertrauten (selbst, wenn man Neuem gegenüber aufgeschlossen ist), wahrscheinlich handelt es sich um einen Urinstinkt, der das Überleben sichern soll, denn auf vertrautem Terrain kennt man sich besser aus...
Der beängstigendste Übergang ist wohl der vom Leben zum Tod, der Sterbeprozess.
Schlimme Erinnerung:
Beim Einschläfern meines ersten geliebten Hundes, konnte ich (weil 650 km entfernt mit meiner kl. Tochter in Kur) nicht anwesend sein und bat meinen Vater, mich zu "vertreten", als die Tierärztin das Unumgängliche tat. Auf meine Frage, wie es gewesen sei, sagte mein Vater: "Furchtbar. Eigentlich schon sehr friedlich, aber dieser ÜBERGANG vom Leben zum Tod...."
Ich war damals sehr schockiert von der Antwort und davon, wie das Ganze meinen Vater mitgenommen hatte (der zu der Hündin nie so eine innige Beziehung pflegte -"ist ja nur ein Hund").
Er äußerte sich in der Folge auch oft dergestalt, dass er den Tod nicht fürchte, nur den "Übergang"... und irgendwie steckte er mich damit auch an.
Durch die Buddha-Lehre lern(t)e ich - zum Glück - eine neue Sicht auf diese Dinge, vor allem durch die Übung des Loslassens in der Meditation und auch immer wieder bewusstes Loslassen, wo ich eigentlich festhalten will, im Alltag...
Tatsächlich haftet man ja sogar am leidvollen Samsara an, trotz der Gefahren, und braucht Mut und Mühen, den Fluss zu queren, um das jenseitige Ufer zu erreichen.
Samyutta Nikaya 35.197:
QuoteDisplay MoreDas diesseitige Ufer (orimam tīram) voller Schrecken und Gefahren, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für die Persönlichkeit; das jenseitige Ufer, das sichere und gefahrlose, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für das Nirvāna.
Das Floß, ihr Mönche, ist eine Bezeichnung für den edlen achtfältigen Pfad, nämlich: rechte Ansicht, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Wandel, rechtes Mühen, rechte Achtsamkeit, rechte Einigung.
Das Mühen mit Händen und Füßen, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für den Einsatz der Tatkraft.
Nachdem er hinübergelangt ist, steht der Brahmane auf festem Boden - das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für den Heiligen".
Wie erlebt ihr die unvermeidlichen , wie auch die gewollten, Übergänge in eurem Leben?
Wie schafft ihr es, nicht festzuhalten?
QuoteÜbergänge markieren die Trennung, indem sie verbinden.
© Hans Ulrich Bänziger (*1938), Schweizer Psychologe und Schriftsteller
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Liebe Grüße, Anna