Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer und woran einen schlechten? Oder anders gefragt: Kann jemand, der selbst die Dinge nicht verinnerlicht hat und/ oder ethisch verwerflich handelt, dennoch ein guter Lehrer sein?
Mich trieb diese Frage im Blick auf die vielen bud. Lehrer, die ethisch verwerflich gehandelt haben, aber bei vielen in der bud. Community dennoch als wertvolle Lehrer gelten, schon lange um. Ein Parade-Beispiel ist sicher Chögyam Trungpa: Drogenabhängig und Missbrauchstäter aber seine Bücher werden bis heute gelesen, empfohlen und er gilt etlichen Buddhisten als guter und hilfreicher Lehrer. Ich konnte das nie nachvollziehen. Voller Ekel stehe ich solchen „Lehrern“ gegenüber.
Mir kam dann immer das Bild eines Fahrlehrers in den Sinn, der seinen Schülern zwar exzellent und sehr bildlich beschreiben kann, wie man ein Auto fährt. Aber sitzt er selbst am Steuer, kann er ein Auto keine hundert Meter unfallfrei durch den Verkehr steuern. Will man sich von so einem Fahrlehrer das Autofahren wirklich beibringen lassen?
Und nun bin ich dazu auf die Auswertung von Analayo gestoßen. Er schreibt, was dazu die Pali-Quellen sagen. Und die sind eindeutig.
„Das Gleichnis von den zwei Akrobaten deutet darauf hin, dass die eigene Entwicklung eine wichtige Grundlage darstellt, um anderen helfen zu können. Der Versuch, andere zu unterstützen, ohne dies zunächst für dich selbst getan zu haben, wäre gerade so, als versuche jemand, eine andere Person vor dem versinken im Morast zu retten, während er oder sie selbst immer weiter versinkt. Versuche, anderen eine Erkenntnis zu vermitteln über die jemand selbst nicht verfügt, sind vergleichbar mit jemanden, der von der schnellen Strömung eines Flusses davon getragen wird und dennoch versucht, anderen beim überqueren des Flusses zu helfen. (…) Ganz ähnlich wird im Dhp 158 empfohlen, selbst fest in sich und der Praxis gegründet zu sein, bevor man andere lehrt. Vergleiche auch A II 95-99 (…). Hier wird überraschenderweise, das Üben nur zum eigenen nutzen dem Üben zum Nutzen anderer vorgezogen (vgl. auch Dhp 166). Das zugrunde liegende Prinzip ist, dass derjenige, der nicht selbst im überwinden des Unheilsamen (A II 96) oder in sittlicher Zügelung (A II 99) verankert ist, nicht dazu fähig sein, wird anderen wirklich zu nützen.“ Analayo, Der direkte Weg - Satipatthana, S. 307