Hat Zen ein Marketingproblem?

  • Ich finde den Spurch "Zen is good for nothing" auch viel irreführender. Wenn das Zen in letzter Instanz gut für nichts ist, warum macht man es dann. Den Spruch hört man eig auch nur aus einer bestimmten Richtung.


    Zen ist gut für nichts ist keine gute Praxisanweisung. Eher nicht greifen und nicht ablehnen. Im Antaiji sagt Eko ihrem Schüler der seine Töchter beim aufwachsen vermisst, darum gehe es nicht, man solle das alles loslassen.


    In der weiteren Doku spricht ein Mönch dann weiter wie er es nicht schafft alles Anhaften loszulassen. Das misst er dann an seinen störenden Gedanken und Gefühlen.


    Wenn man so praktiziert, ist Zen wirklich gut für nichts. Also man verwirklicht nicht greifen, aber ignoriert nicht ablehnen. Folglich verwirklicht sich so auch kein Bodhisattva-tun von selbst.


    Man sollte sich nicht die Frage stellen ob Zen ein Marketingproblem hat, denn das hat es und es wird sich vermutlich auch nicht ändern. Das wichtigste ist das man selbst zu keinem wird. Indem man z.B. unterschiedliche Lehren miteinander vermischt und sich dann wundert, das Zen interessierte da keinen Zugang finden.


    Der Weg nur für einen Selbst wird in den Mahayana Sutren schon verschmäht. Der Weg des Bodhisattvas ist der, den man gehen soll. Das ist aber nichts was sich letztendlich durch bewusstes tun etabliert, sondern eine natürliche Ausprägung durch die korrekte Praxis.


    Zazen-gi:

    „Erwecke zuerst deinen mitfühlenden Geist mit der tiefen Sehn-sucht, alle fühlenden Wesen zu retten. Du musst die samadhi-Medi-tation mit großer Sorgfalt praktizieren und versprechen, diese fühlenden Wesen ans andere Ufer zu bringen, und dich weigern, Zazen nur für deine eigene Emanzipation zu praktizieren."


    Omori Sogen schreibt dazu:


    "Solange man in seiner Disziplin nicht sehr weit fortgeschritten ist, wird das Große Mitgefühl (das Gelübde, alle fühlenden Wesen zu retten) nicht von selbst entstehen."


    Bis dahin solle man nicht die nerven verlieren und den aufrichtigen Wunsch hegen, alle Lebewesen zu erreten.


    Ein weiterer Grund mag auch sein, das die Menschen, wenn sie ihr Zazen-Zen praktizieren oder ihr einseitiges-nicht-anhaften-Zen, nie über ihre Praxis hinauswachsen. Folglich ist der Alltag auch nicht verändert. Shido Bunan:


    „Wenn wir wissen, wie wir Zazen praktizieren können, ohne tatsächlich zu sitzen, welche Hindernisse sollte es da geben, die den Weg zur Buddhaschaft blockieren?"


    Suzuki Shosan:


    „Schaut! Dies ist die ausgeübte Kraft der Zen-Konzentration. Aber ein Schwertkämpfer übt seine Konzentrationskraft nur aus, wenn er mit seinem Schwert hantiert. Wenn er ohne sein Schwert ist, verliert er sie. Das ist nicht gut. Im Gegensatz dazu übt der Zen-Mann seine Konzentrationsfähigkeit ständig. Deshalb wird er nie besiegt, wenn er etwas tut. "


    Es scheint auch kein Geheimnis zu sein, das viele Zen Kreise, gar nicht mehr viel mit dem Zen was oben beschrieben ist zu tun haben. Die Lehren des kleinen Fahrzeuges oder andere esotherische und psychologische Konzepte und Ideologien scheinen zu verlockend. Das sind dann andere Gründe die einem zum bleiben ermuntern.


    Suzuki Shosan wird dann nochmal genauer:


    "Du scheinst ein Zen der leeren Hülle zu praktizieren und glaubst, dass an nichts zu denken, Nicht-Denken',,Nicht-Geist' bedeutet. Du fängst sogar an, dich beim leeren Sitzen gut zu fühlen."

    "Wahres, Kein Gedanke, ohne Geist'-Zazen kennt nur ein Ziel - einen unerschrockenen Geist zu haben. "


    Das ist ein plausibeleres Ziel und schreckt auch niemanden ab oder zieht Nihilisten an. Letztens sagte einer, Dogen mache ihn depressiv. Das war wohl auch der Grund, warum viele in Dogens Sangha sich zum Rinzai wandten und seine Lehren nicht vollständig übernahmen.

  • Der Spruch "Then is good for nothing" bezieht sich auf Shikantaza - einfach so sitzen ohne eine Erwartungshaltung. Das ist für alle schwer, die mit der Übung was wollen und die die Übung mit einem Ziel - einer Karotte - verbinden.


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    Natürlich kommt jeder mit irgendeiner Erwartung zur Praxis des Zen, aber dies bedeutet Selbst-Erforschung - zu erforschen in welcher geistigen Haltung man da so sitzt. Und dann kommt man evtl. zu der Einsicht, dass eine geistige Haltung nicht zu erfassen ist und man dies dann Sein lassen kann. In irgendeiner Haltung sitzt man eben, mal so und mal anders. Das ist nichts Besonderes. Buddha ist nichts Besonderes, Mensch ist nichts Besonderes. Das kann man vergessen.


    Dagegen sollte man nicht vergessen, die Beete im Garten zu jäten, die Büsche zu schneiden und die Fenster zu putzen.

    :zen:



  • Genau von jener Gleichgültigkeit spreche ich. Du beschreibst Normalbürgertun, in irgendeiner Sitzhaltung sitzend, ist eben auch nur das.


    Omori Sogen:


    Zitat

    Solange der Geist nicht gleichzeitig konzentriert ist und sich mit kraftvoller Energie und Dynamik vereinigt, können wir nicht behaupten, Zen zu praktizieren, egal wie lange wir mit gekreuzten Beinen verweilen. In der Soto-Sekte des Zen-Buddhismus bedeutet die Verwendung des Begriffs „shikan-taza"53 keineswegs, dass es akzeptabel ist, den Geist schwei-fen zu lassen, solange man mit gekreuzten Beinen sitzt. Weit gefehlt; shikan bedeutet, dass der Sitzende völlig mit dem Sit-zen selbst integriert sein und in einer eindrucksvollen Weise sitzen muss


    Was nicht besonders ist, kenne ich nicht.


    „Erwecke zuerst deinen mitfühlenden Geist mit der tiefen Sehn-sucht, alle fühlenden Wesen zu retten. Du musst die samadhi-Medi-tation mit großer Sorgfalt praktizieren und versprechen, diese füh-lenden Wesen ans andere Ufer zu bringen, und dich weigern, Zazen nur für deine eigene Emanzipation zu praktizieren. " - Zazen-gi


    Nichts tun, ist eben immernoch etwas. Darum geht es nicht.

  • Shikantaza - einfach so sitzen ohne eine Erwartungshaltung.

    Das tut ja keiner. Man betreibt Shikantaza, um zu lernen, nicht mehr an seinen Gedanken zu kleben. Das ist die Erwartung.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Shikantaza/Zazen hat ein Marketing-Problem, das in der Sache Zazen selbst liegt.

    Entweder kümmert man sich um seinen Gedankenfluss (rinzai) oder um seinen Körper als Objekt in Objekten (soto).


    Chan begann ganz anders. Das Bewusstsein war auf die Betrachtung der erzeugten Gedanken und auf die Erscheinungen der Sinne im Sitzen (Handlungslosigkeit) gerichtet.

    Diese Dualität wurde mit dem Bewusstsein betrachtet, dem kein Ich, kein Körper.


    Die Vereinbarungen des Ich-Seins wurden klar erkannt: Gedanken und Sinneswahrnehmungen sind eins, das bin Ich-Selbst.


    Es geht also darum, dass Sinneswahrnehmungen keine Gedanken sind und Gedanken keine Sinneswahrnehmungen. Erst dann kann das Verblendung erzeugende Ich-bin-da-sein klar erkannt werden. Dieses Ich-bin-dies ist entscheidend für das Leben als Mensch mit Menschen. Kann unmöglich abgelegt werden, aber wenn das Ich-bin mit Chan erkannt wird, verliert es seine Dominanz. Bewusstsein von ... und Bewusstsein des Ich-bin werden gleichberechtigt. Die Umstellung der „Lichter“ * ist nicht der Tausch oben nach unten, sondern von oben und von unten auf eine Horizontale rechts/links.


    Mit dem I Ging ausgedrückt, Himmel zu Feuer und Erde zu Wasser. Feuer wird so zu Gedankenwegen und Wasser zu Sinneswahrnehmungen, im Zentrum erscheint Bewusstheit-sein und Ich bin Himmel, Erde, Feuer, Wasser als Objekte des Handelns, denn nur das Ich-sein kann überhaupt handeln.


    * "Das Geheimnis der goldenen Blüte.", Thomas Cleary und Heinz Knotek. Ohne weiterzugehen, ins Chan, ist das daoistische Buch von verführerischer Kraft.



    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Dieses Problem geht wie gesagt auf Dôgen zurück. Wenn Praxis Sitzen ist und sich darin die ursprüngliche Erleuchtung manifestiert, braucht es natürlich nichts mehr zu bringen, d.h. man selbst braucht es nicht mehr zu bringen - ein "erleuchtetes" Handeln außerhalb des klösterlichen Komplexes ist unnötig. Praxis dreht sich da nur noch um sich selbst. Jedoch können Außenstehende recht leicht erkennen, warum der Sitzende dies überhaupt tut - er war in emotionalen/geistigen Schwierigkeiten und wandte sich dem Zen zu. Die "Praxis" erleichterte die Probleme, also blieb er/sie dabei.

    Ich lese gerade das neue Buch von Muho Nölke über Dōgen und stelle mir dabei ähnliche Fragen. Es scheint mir, als ob er sich selbst so wie "vernarrt" oder einer Täuschung unterliegt – aber er kann es entweder nicht sehen oder will es nicht sehen. Einfach sitzen, ohne jede Erwartung? Das verstehe ich nicht. Egal – was soll das Ganze? Ein Paradox nach dem anderen. Wo der Hund begraben liegt, kann man echt nur raten. Trotzdem schade – sehr interessante und lehrreiche Gedanken und Reflexionen. Empfehlenswert. :like:


    Futter für Pferd und Esel

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • In vielen buddhistischen Ansätzen ist ja die Idee des "Pfades" vorhanden. Man bewegt sich von verblendet zu befreit und von daher gibt es auch so etwas wie Fortschritt auf dem Weg: Der Gewinn an Sammlung, der Wegfall von Ängsten und Verblendung en, das Anwachsen von inneren Frieden.


    Aber gerade, weil man all diesen "Fortschritt auf dem Weg" auch Anhaften kann gibt es eine alternative Sicht, die nicht vom Pfad auszugehen. Sondern eben von der Buddhanatur: Wir sind praktisch schon am Ziel ( Unsere Natur ist Befreiung) versauen es aber gerade durch unser Tun jeden Augenblick aufs Neue. Auch wenn das natürlich von Dōgen besonders betont wurde, gibt es das auch in anderer Form an anderen Stellen..


    Währen die Idee eines Pfades didaktisch leicht zu vermitteln ist, ist das Anfangen bei der Buddhanatur eher

    kontra-intuitiv und von daher schwer zu vermitteln.

  • Währen die Idee eines Pfades didaktisch leicht zu vermitteln ist, ist das Anfangen bei der Buddhanatur eher

    kontra-intuitiv und von daher schwer zu vermitteln.

    void , danke für den Beitrag – er klingt etwas einleuchtend. Ich erinnere mich, dass Heinrich Dumoulin in der Geschichte des Zen-Buddhismus D. T. Suzuki für seine eher unlogische Herangehensweise kritisierte, die nicht einmal intuitiv nachvollziehbar sei. Doch Zen lässt sich immer nur durch Erfahrung verwirklichen. Es verbal zu vermitteln, ist praktisch kaum möglich.

    Wenn man davon ausgeht, dass die BuddhaNatur bereits in uns allen vorhanden ist, bedeutet das nicht, dass wir nichts tun müssten – alles sei schon da. Aber genau das wäre eine falsche Vorstellung. Man kann Erleuchtung nur durch Körper und Geist erlangen, die eigentlich eine untrennbare Einheit bilden – auch wenn Erleuchtung im eigentlichen Sinne nicht „erreichbar“ ist.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Mit dieser Art mentaler Akrobatik kommt man nicht weiter. Deshalb ist es so schwer, die Essenz dieser Tradition zu vermitteln.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich lese gerade das neue Buch von Muho Nölke über Dōgen und stelle mir dabei ähnliche Fragen. Es scheint mir, als ob er sich selbst so wie "vernarrt" oder einer Täuschung unterliegt – aber er kann es entweder nicht sehen oder will es nicht sehen.

    Anfang Mai kommt schon das nächste neue Buch von Muho (er ist jetzt bei OW Barth „angekommen“):


    Vielleicht steht da „mehr drin“...


    Es heißt:

    „Alles was Du denkst sind nur Gedanken“…


    Klingt doch schon mal erwachend und erleuchtend…🙂

  • und Gedanken sind vollkommen abgelöst von jeder Wirklichkeit, nur eine Erscheinung von neuronalen Verbindungen, die nicht mal wissen, was sie machen, außer sein und ermöglichen, wie sie sind.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • und Gedanken sind vollkommen abgelöst von jeder Wirklichkeit, nur eine Erscheinung von neuronalen Verbindungen, die nicht mal wissen, was sie machen, außer sein und ermöglichen, wie sie sind.

    JAAA… Ist das denn nicht ganz wunderbar…


    Und dann auch noch diesen „Ballast endlich abzuwerfen“ und im JETZT endlich anzukommen…

  • Wenn man davon ausgeht, dass die BuddhaNatur bereits in uns allen vorhanden ist, bedeutet das nicht, dass wir nichts tun müssten – alles sei schon da. Aber genau das wäre eine falsche Vorstellung.

    Das ist ja der Übergang des Plattform Sutras von Hui Neng. Da teilt ja ShenXiu sein Verständnis der Praxis:


    Zitat

    Der Leib ist der Bodhi-Baum
    Der Geist ist wie ein klarer stehender Spiegel
    Poliere ihn allzeit mit Eifer
    Lass keinen Staub daran haften


    Während Hui Neng zeigt, dass sein Verständnis noch darüber hinaus geht:


    Zitat

    Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum

    Da ist kein klarer Spiegel auf einem Gestell

    Im Ursprung ist da kein Ding

    Worauf soll sich Staub legen


    Aber von der Praxis aus gedacht, ist es schwer irgendwo anders anzufangen als beim "Polieren". Wobei es auch da noch einen Kipp-Punkt gibt: Wenn es viel zum Polieren gibt, dann ist dieses Polieren klar ein Tun - eine "eigene Aktivität". Aber es gibt einen Punkt an dem es - für den Moment - eingermaßen sauber aussieht, und die Kunst eher so aussieht, sich abzuhalten, es wieder dreckig zu machen. An diesem Punkt ist Zen wirklich mehr ein Nicht Tun als ein Tun. Das "Nichts getan werden muß" stimmt ab hier.


    Hui Neng wurde zum 6 Patriarchen aber mußte ja das Kloster verlassen. Aber was wäre, wenn er da geblieben wäre. Hätte er da beim Lehren der Novizen nicht auch einfach bei der Praxis des Polierens? anfangen müssen?

  • und Gedanken sind vollkommen abgelöst von jeder Wirklichkeit, nur eine Erscheinung von neuronalen Verbindungen, die nicht mal wissen, was sie machen, außer sein und ermöglichen, wie sie sind.

    Das ist nun nicht der Fall.

    Gedanken sind nicht wirkungslos, sondern sie wirken in vielfältiger Weise auf uns selbst und auf die soziale Mitwelt. Wir verändern also mittels Gedanken uns selbst und unsere Wirklichkeit. Der Buddhismus unterscheidet dabei zwischen heilsamen und unheilsamen Gedanken - und wir üben uns z.B. in der Wahrnehmung von Gedanken.

    :zen:



  • Das ist nun nicht der Fall.

    Gedanken sind nicht wirkungslos, sondern sie wirken in vielfältiger Weise auf uns selbst und auf die soziale Mitwelt. Wir verändern also mittels Gedanken uns selbst und unsere Wirklichkeit. Der Buddhismus unterscheidet dabei zwischen heilsamen und unheilsamen Gedanken - und wir üben uns z.B. in der Wahrnehmung von Gedanken.

    Wie „aufregend“…


    🙂


    Und was ist mit dem „wahren Selbst“ und den „Satoris“…


    Und… und… und…


    Gedanken… Gedanken… Gedanken….


    Studieren… Studieren… Studieren…


    Aber dabei…


    Niemals „geboren“…


    Niemals „gestorben“…

  • Aber von der Praxis aus gedacht, ist es schwer irgendwo anders anzufangen als beim "Polieren". Wobei es auch da noch einen Kipp-Punkt gibt: Wenn es viel zum Polieren gibt, dann ist dieses Polieren klar ein Tun - eine "eigene Aktivität". Aber es gibt einen Punkt an dem es - für den Moment - eingermaßen sauber aussieht, und die Kunst eher so aussieht, sich abzuhalten, es wieder dreckig zu machen. An diesem Punkt ist Zen wirklich mehr ein Nicht Tun als ein Tun. Das "Nichts getan werden muß" stimmt ab hier.

    void ,

    diese berühmte Geschichte kenne ich doch. Das ist genau das Problem – wie beim Herz-Sutra. Relative und absolute Ebene sind so eng miteinander verwoben, dass es für Praktizierende sehr schwer ist, die eine von der anderen zu trennen.

    Ich erinnere mich: Metta hier im Forum hatte das sehr gut erklärt – gerade im Hinblick auf diese zwei Ebenen.

    Ich lese gerade in dem Buch, das ich zuvor erwähnt habe, auf Seite 36:


    Zitat

    'Wieso ständig über Gewinnen und Verlieren nachdenken? Wir glauben stets, dass es zwei Seiten gibt: Gutes und Schlechtes, Angenehmes und Unangenehmes, Richtiges und Falsches. Doch gibt es wirklich zwei Seiten? Es gibt nur eine Wirklichkeit – und sie selbst ist leer.'


    Dieses Zitat stammt von Kodo Sawaki.


    Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man das mit dem nicht existierenden Spiegel vergleichen.


    Anders ausgedrückt: Man sollte ihn nicht polieren – er existiert doch überhaupt nicht. Denn:" Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum" usw.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Anders ausgedrückt: Man sollte ihn nicht polieren – er existiert doch überhaupt nicht. Denn:" Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum" usw.

    Das Thema dieses Threads sind ja Leute die in eine Meditationsgruppe kommen, aber dann wegbleiben, weil es nicht gelingt ihnen Sinn und Zweck der Praxis zu verdeutlichen. Wie kann man da helfen? Du erwähnst Kōdō Sawaki Rōshi. Diesem gelang es ja sehr wohl Leute zu motivieren.


    Von der Frage "Was bringt Zazen" schenkt er ja zu der Frage "Was bringt Nicht Zazen?"

    Wenn man mich fragt, was Zazen bringt, sage ich, dass Zazen überhaupt nichts bringt. Und dann machen manche ein langes Gesicht und sagen, dass sie lieber mit Zazen aufhören wollen. Doch was bringt es uns eigentlich, Tag ein Tag aus herumzuhetzen auf der Suche nach Befriedigung? Was bringt uns das Glücksspiel? Und was das Tanzen? Was bringt es uns, uns über Sieg oder Niederlage beim Baseball aufzuregen? Es bringt überhaupt nichts! Deshalb ist nichts so konsequent wie das schweigende Sitzen in Zazen. Dass etwas nichts „bringt“, bedeutet in der Welt doch meist nur, dass es kein Geld einbringt.

  • Ich hätte den Ausspruch "Zen ist für nichts gut" eher im Sinne, wie von Leonie 's geteilten Beitrag von Kosho Uchiyama verstanden: Gewinn ist Illusion, Verlust ist erwachen. Es ist soweit für nichts gut, dass es nichts zu gewinnen gibt. Man verliert nur schrittweise, indem man hergibt. Hergegeben wird dabei aber vor allem die Lasten, die man trägt: Dukkha.


    Ich finde, du solltest erst einmal selbst das Zitat im Zusammenhang aufmerksam lesen, z.B. in Kodo Sawaki "Zen ist die größte Lüge aller Zeiten", Kapitel 46 "Du hast für deine Geburt nichts bezahlt ....", Übersetzung von Muho.

    Da nicht jeder das Buch griffbereit hat, würde ich das Kapitel (z.T. mit meinen eigene Worten) zusammenfassen:


    Zen ist für nichts gut, weil gar nichts für irgendetwas gut ist. Welche Verdienste du auch immer erlangen willst, am Ende liegst du wie ein Köter an der Straßenseite.


    Die Menschen fabrizieren ihre Vorstellungen, rennen dem hinterher und zanken sich drum. Was willst du denn bekommen? Warum sich um diesen Fresstrog streiten, an dem es eh nichts zu fressen gibt.



    Was genau meintest du im Zusammenhang mit "Zen ist für nichts gut"?

  • In diesem Widerspruch liegt das Problem. Und Dôgen hat es m. E. nie gelöst. Er versuchte die ursprüngliche Erleuchtung, hongaku, damit zu versöhnen, dass es dennoch eine "Praxis" bräuchte, und kam darauf, sie mit Zazen gleichzusetzen.

    Im Kapitel "Gyoji" setzt Dogen Erwachen mit der unaufhörlichen Übung gleich, die er in dem Kapitel beschreibt. Neben vieler Beispiele verweist er auch auf Hyakujo, der bis ins hohe Alter arbeitete und auf dem der Spruch "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen" zurückgeht und hebt Hyakujo's unaufhörliche Übung hervor.


    Auch im Bendowa beschreibt er, dass es kein Buddha-Dharma außerhalb des Alltags gibt.


    Das sind nur zwei Kapitel, in denen bei Dogen Erwachen sich durch die alltäglichen Übung ausdrückt und gleichgesetzt wird.


    Dogen deshalb "aufgrund eines Widerspruchs durch Erwachen mit Zazen gleichzusetzen " abzulehnen, scheint mir dann doch zu kurz gegriffen und vernachlässigt viele Gegenbeispiele.

  • Das sind nur zwei Kapitel, in denen bei Dogen Erwachen sich durch die alltäglichen Übung ausdrückt und gleichgesetzt wird.

    Die alltägliche Übung bedeutet Konzentration auf das Hier! und das Jetzt!


    ZB Boden wischen und ganz im Boden wischen dabei aufzugehen…


    Und dies wird durch die Übung Za Zen mit der Zeit ermöglicht:

    Da sitzt man eben halt nur und atmet nur…

    Entwickelt dabei aber auch Joriki…


    Bis auch das Ego von einem abfällt, Satori, und damit auch dessen Neigungen und Abneigungen, Vorstellungen von Gewinn und Verlust…


    Es ist hauptsächlich das Ego, das einem davon abhält…


    Und man braucht da auch gar nix sonst zu lesen oder zu wissen…


    Die „Umwandlung, Verwandlung“, geschieht durch Za Zen idR mit der Zeit von ganz allein, sofern man vom Ego dabei auch ablassen kann…


    Der Verlust des Ego, dieser Augenblick, ist mit großer Angst besetzt, denn es fühlt sich an wie „sterben“…


    Aber man ist danach nicht gestorben…


    Man lebt noch…


    Aber nun „erwacht“…


    Mehr in Demut und Dankbarkeit…


    Die Ursachen von Leiden besser zu verstehen, zu Unterscheiden welches Leiden ist selbstverursacht und welches nicht, was kann ich wirklich selbst tun und was nicht, was muss ich wirklich selbst tun und was nicht, helfen außerdem bei Entscheidungen im Alltag…


    Mitgefühl (zu entwickeln) ist bei all dem ebenso wichtig. Zu sich selbst und anderen…


    Darüber hinaus gibt es sehr viele Schwierigkeiten und Fallen beim Zen Weg, zB endlos versuchen andere davon zu überzeugen, viel über Zen reden, usw.


    Auch wenn man das Leiden in der Welt täglich neu erblickt…


    Und man doch weiß, man kann selbst nicht mehr tun…


    Mein Helfen und Tun ist immer nur begrenzt…

  • Neben vieler Beispiele verweist er auch auf Hyakujo, der bis ins hohe Alter arbeitete und auf dem der Spruch "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen" zurückgeht

    Ja, diesen Spruch mag ich. Allerdings ist das der Alltag vieler Menschen, nichts besonders zen-spezifisches. Dennoch entspricht Deine Lesart von Dôgen ja gerade der, die ich auch empfehle. Wer so arbeitet, kann nämlich gar nicht sitzen, der ist anderweitig beschäftigt.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Wer so arbeitet, kann nämlich gar nicht sitzen, der ist anderweitig beschäftigt.

    Hängt davon ab, welchen Lebensstandard derjenige anstrebt.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Jeder kommt mit einem Ego zum Zen und will etwas bekommen/erreichen oder loswerden.

    Und hier kommen die "Älteren" ins Spiel, die Rückschau halten können:


    Was haben sie bekommen, was sind sie losgeworden ?

    Wie hat sich ihr Leben verändert ?

    Würden sie den Weg nochmal gehen mit dem Wissen und der Erfahrung von heute ?


    Diese Antworten haben sie den "Neuen" voraus.


    :?

  • Was sind sie losgeworden? Angst haben sie verloren, nicht die Furcht bei Gefahr für ihr Leben.

    Ihr Leben hat sich nicht geändert, die anderen Menschen verstanden sie auch weiterhin nicht.

    Sie können unmöglich den Weg noch einmal gehen, die Erfahrung des Weges lässt diese Wahl nicht mehr zu.

    Sie haben nicht eine einzige Antwort irgendeines Menschen voraus, die Zukunft bleibt auch ihnen verschlossen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Qualia, das sehe ich genauso.


    Allerdings: die übliche Angst, das Grübeln über ungelegte Eier - was wäre wenn - losgelassen zu haben und durch das Wissen auch immer wieder loslassen zu können, ist ein so großer Vorteil, für den ich immer wieder dankbar bin.


    An mir ist nichts entsprechend Sichtbares vorhanden, das mich unterscheidet. Und dennoch habe ich das Gefühl, ich lebe in einer anderen Welt.

    So wie auch Jesus sagte "mein Reich ist nicht von dieser Welt".


    Egal wie, es ist anders, nicht erklärbar, aber friedvoll, jedenfalls innerlich.


    "Ohne mich ist das Leben ganz einfach"

    Ayya Khema

    _()_ _()_ _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat

    An mir ist nichts entsprechend Sichtbares vorhanden, das mich unterscheidet. Und dennoch habe ich das Gefühl, ich lebe in einer anderen Welt.

    So wie auch Jesus sagte "mein Reich ist nicht von dieser Welt".


    Egal wie, es ist anders, nicht erklärbar, aber friedvoll, jedenfalls innerlich.

    Mir ist wichtig geworden: "mein Reich ist mitten in der Welt" also Welt ist um mein Reich herum.


    Wenn ich dich, deine Welt, als an meine Welt angrenzend sehe, setze ich voraus, dass dein Reich, ob du dir dessen bewusst bist oder nicht, von deiner Welt umgeben ist.

    Sehr schwach hat der Mahayana-Buddhismus das „mein Reich“ als Buddhanatur bezeichnet. Sehr schwach. Eigentlich unmöglich zu verstehen, Verschleierung. Im Diamantsutra wird es „Tathagata“ genannt, einfach nur ein Begriff.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.