Verwaltungsmaßnehmen

  • Zur Nachfolge des Dalai Lama gibt es einen absurd komischen Kommentar einer Sprecherin des chinesischen Außenministeriums (irgendwie immer noch kommunistisch..)


    "Wir haben Regelungen für religiöse Angelegenheiten und Verwaltungsmaßnehmen für die Reinkarnation lebender Buddhas!!!"


    lebende Buddhas...

  • Sowohl der Dalai Lama als auch die Chinesische Regierung ringen um Macht und Einfluss, was beide nicht glaubwürdig erscheinen lässt. Die Opfer-Rolle des Dalai Lama und die Entschiedenheit der Chinesischen Regierung passen wie die Faust aufs Auge. Ich schaue solchem Gebaren als Zeit-Zeuge zu und bewerte solche Situationen immer mal wieder ziemlich frustrierend und auch als super komisch 😄

    Alles wird getan, nichts bleibt zu sagen.

    Im zeitlosen Sein liegt vollkommene Freiheit

    und tiefste Verbundenheit.

    Das Herz ruht still im grenzenlosen Jetzt.

  • Zur Nachfolge des Dalai Lama gibt es einen absurd komischen Kommentar einer Sprecherin des chinesischen Außenministeriums (irgendwie immer noch kommunistisch..)


    "Wir haben Regelungen für religiöse Angelegenheiten und Verwaltungsmaßnehmen für die Reinkarnation lebender Buddhas!!!"

    fotost .


    Danke für das Thema. Im buddhistischen Forum ist es wichtig, darüber zu sprechen. Der Dalai Lama sieht sich selbst als einfachen Mönch – er strebt keine Macht an. Seine wunderschönen Lektionen und Vorträge haben mir enorm geholfen, den Buddhismus zu verstehen. Er repräsentiert den tibetischen Buddhismus mit seiner immensen inneren Vielschichtigkeit und seinem Potenzial für die ganze Welt.

    Ihn auf eine Ebene mit der chinesischen Regierung zu stellen – da bin ich einfach sprachlos.


    Hier sind einige Links:


    Zitat

    2. Juli: Auch nach dem Tod des jetzigen Dalai Lamas soll es einen Nachfolger des geistlichen Oberhaupts der Tibeter geben. Das erklärte der 14. Dalai Lama an seinem Sitz in Dharamsala im Norden Indiens. Er wird nach dem gregorianischen Kalender am 6. Juli 90 Jahre alt. Mit seiner Ankündigung zerstreute der Dalai Lama vorerst Spekulationen darüber, ob die seit Jahrhunderten währende Tradition weiterbestehen werde oder nicht. Tibet wird von China kontrolliert, der Dalai Lama selbst lebt seit seiner Flucht 1959 als staatenloser Tibeter im Exil in Indien.

    Die Suche nach dem Nachfolger und seine Anerkennung als Reinkarnation des jetzigen Dalai Lamas solle „in Übereinstimmung mit der vergangenen Tradition“ erfolgen, hieß es in der Erklärung. Nur die von ihm gegründete gemeinnützige Organisation Gaden Phodrang Trust in Dharamsala darf demnach den Nachfolger auswählen. Niemand sonst habe „eine solche Autorität, um sich in diese Angelegenheit einzumischen“.


    Hier


    Zitat

    Bei einer Diskussionsveranstaltung in Hamburg bezeichnete die exiltibetische Informationsministerin Norzin Dolma den Dalai Lama kürzlich nicht nur als „internationale Ikone des Friedens und des Mitgefühls“, sondern auch als das Symbol für die Einheit, die Legitimität und Autorität der Tibeter. Angesichts einer „brutalen Assimilationspolitik“ Chinas in Tibet könne seine Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte Dolma.


    Hier



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    Was für ein Mensch steckt hinter dem 14. Dalai Lama? Moment mal - es gab schon andere Dalai Lamas? Und sogar dreizehn zuvor? Kein anderer als Tenzin Gyatso -…
    www.ardmediathek.de

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Person Dalai Lama repräsentiert den Tibetischen und den Buddhismus und als nur Mensch macht er es mir möglich, Menschen zu verstehen. Den Buddhismus zu studieren war für mich nur wichtig, um allgemeine, alltägliche Menschen zu verstehen.


    Mich interessiert der Dalai Lama als Mensch und wie er sich leid frei von seiner Buddhismus Rolle und Oberhauptrolle machte. Er hat sich frei gemacht, sieht seine Rollen, die von ihm erwartet werden, als Darstellung der Vorstellungen anderer und bleibt mit sich im Frieden, da ist keine Emotionalität, Identifikation mehr.


    Verehrer des Dalai Lama sehen ihn als verehrungswürdigen, doch den Buddha wollen sie nur mit ihren Niederwerfungen erkennen, einen Heiligen. Ihm sind die Vorstellungen der Verehrer gleich geworden, nur Rollen, die er spielt, Samsara, dem er sich nur scheinbar identifizierend beugt.


    Verwaltungsmaßnahmen betreffen ihn nicht mehr. Er weiß, dass er sich damit in Samsara verstrickt, ohne dass er etwas bewirken kann, das seine Anhänger zufriedenstellt. Sie wollen einen Sündenbock, dem sie später vorwerfen können, versagt zu haben. Er weiß, dass er gegen die Chinesen nur versagen kann, spielt aber doch die kleine Rolle, einer Meinung mit den Anhängern zu sein.

    Ein solcher Mensch ist sich sicher, dass er, wie alle glauben, nicht wiedergeboren wird.

    Samsara ist überwunden, das Leben ist gelebt, keine Wiedergeburt.

  • Ein solcher Mensch ist sich sicher, dass er, wie alle glauben, nicht wiedergeboren wird.

    Samsara ist überwunden, das Leben ist gelebt, keine Wiedergeburt.

    Sieht auch so aus für mich. Ich kann dieses "freiwillige" Austreten aus dem Rad der Wiedergeburt nicht verstehen, aber respektieren kann ich es.

    Alles wird getan, nichts bleibt zu sagen.

    Im zeitlosen Sein liegt vollkommene Freiheit

    und tiefste Verbundenheit.

    Das Herz ruht still im grenzenlosen Jetzt.

  • Ein solcher Mensch ist sich sicher, dass er, wie alle glauben, nicht wiedergeboren wird.

    Samsara ist überwunden, das Leben ist gelebt, keine Wiedergeburt.

    Sieht auch so aus für mich. Ich kann dieses "freiwillige" Austreten aus dem Rad der Wiedergeburt nicht verstehen, aber respektieren kann ich es.

    Freiwilligkeit ist ja schon wieder eine Vorstellung, man tritt nicht aus dem Rad aus, plötzlich ist es weg.

  • Freiwilligkeit ist ja schon wieder eine Vorstellung, man tritt nicht aus dem Rad aus, plötzlich ist es weg

    Ich glaub schon, dass es eine persönliche Entscheidung ist, irgendwann aus dem Rad auszusteigen.

    Alles wird getan, nichts bleibt zu sagen.

    Im zeitlosen Sein liegt vollkommene Freiheit

    und tiefste Verbundenheit.

    Das Herz ruht still im grenzenlosen Jetzt.

  • Freiwilligkeit ist ja schon wieder eine Vorstellung, man tritt nicht aus dem Rad aus, plötzlich ist es weg

    Ich glaub schon, dass es eine persönliche Entscheidung ist, irgendwann aus dem Rad auszusteigen.

    Ja genau damit beginnt der Weg aus dem Rad. Er endet mit dem plötzlichen Verschwinden der Illusion, dass es überhaupt ein Rad (Gedankenkreislauf, Zirkelschluss) gegeben hat.

  • Ja genau damit beginnt der Weg aus dem Rad. Er endet mit dem plötzlichen Verschwinden der Illusion, dass es überhaupt ein Rad (Gedankenkreislauf, Zirkelschluss) gegeben hat.

    Illusionen sind sehr zäh 😄

    Alles wird getan, nichts bleibt zu sagen.

    Im zeitlosen Sein liegt vollkommene Freiheit

    und tiefste Verbundenheit.

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  • "Wir haben Regelungen für religiöse Angelegenheiten und Verwaltungsmaßnehmen für die Reinkarnation lebender Buddhas!!!"


    lebende Buddhas..

    Ich denke vom Spirituellen her ist Identität nicht so wichtig. Im Prinzip sollte ja ein erwachter Lehrer so gut sein wie der andere und es spricht auch nichts dagegen, dass sich mehrere Leute als Manifestationen der Qualitäten eines Avaloktishvara sehen.


    Die Idee von Tulkus/Trülkus" und der Titel des "Dalai Lama" hatte schon von Anfang eine politische Dimension.


    Wenn die Mongolen andere Völker zu ihren Vasallen machten, dann war das damit verbunden, das die herrschende Dynastie einen Lehenseid schwor und dafür von den Khans Unterstütztung bekam. In Tibet war die Lage eher ungewohnt, weil die großen Klöster viel an Land beherrschten. Und diese Klöster schickten bedeutende Lehrer als Lehrer für die mongolischen Prinzen. Der Titel "Dalai Lama" (ozeangleicher Lehrer“ ) ist ja ein mongolischer Ehrentitel der in sich die ganze Beziehung bündelt. Das Tibet Lehrer von hohem spiritueller Qualität schickt und gleichzeitig die mächtigen tibetischen Klöster Vasallen des Khans sind. Politisch gesehen ist der Titel also der Ersatz für eine Dynastie und die mit ihr verbundene Kontinuität.


    Und die chinesische Sicht ist die , dass es eine Kontinuität gab in der die Tibeter von Vasallen der mongolischen Khans zu Vasallen Chinas wurden.

  • Sowohl der Dalai Lama als auch die Chinesische Regierung ringen um Macht und Einfluss, was beide nicht glaubwürdig erscheinen lässt.

    Ich habe keine Aktien im tibetischen Buddhismus oder im Dalai Lama. Aber das klingt schon sehr wie "Russland und die Ukraine ringen darum, diesen Krieg zu gewinnen. Deshalb sind beide gleich."


    Die offizielle Doktrin der CCP ist es, die tibetische Kultur so weit wie möglich auszulöschen, und den Rest zu kontrollieren. Für die "Unbelehrbaren" am besten mit Unterstützung der tibetischen Religion. Dies wird auch offiziell so gesagt. Das hat nichts mit "um Einfluss ringen" zu tun (siehe z.B. https://www.xzxw.com/zw/ldrzt/…2/18/content_6061953.html).


    Die Opfer-Rolle des Dalai Lama

    Ich kenne kaum jemanden, der sich in einer so schwierigen Situation so wenig als Opfer sieht, wie der Dalai Lama. Auf welche Quellen stützt Du Dich?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich kenne kaum jemanden, der sich in einer so schwierigen Situation so wenig als Opfer sieht, wie der Dalai Lama. Auf welche Quellen stützt Du Dich?

    Ich kann leider keine Quellen nennen, es ist bloss mein Bauchgefühl zum Thema. Ich verlasse mich öfters auf mein Bauchgefühl, auch wenn ich mir dieses vielleicht Jahre später erst erklären kann. Bin ein emotionaler und intuitiver Mensch, mit allen "Schwächen und Stärken" 😄

    Alles wird getan, nichts bleibt zu sagen.

    Im zeitlosen Sein liegt vollkommene Freiheit

    und tiefste Verbundenheit.

    Das Herz ruht still im grenzenlosen Jetzt.

  • Der Dalai Lama hat ja verschiedene Rolle:

    1. Einerseits ist er ein spiritueller Lehrer in der Gelug-Schule.
    2. Gleichzeitig ist er der prominenteste Vertreter des tibetischen Buddhismus.
    3. Zusätzlich wird er als prominenter Vertreter des Buddhismus wahrgenommen, der den Dialog mit anderen Religionen und der Wissenschaft führt.
    4. Und zu diesen Rollen kommt eben, dass er für ganz viele Tibeter ein Fokuspunkt der tibetischen Kultur und der tibetischen Sache ist. Und aus dieser politischen Rolle kommt, dass er eben lange Zeit als oberster Vertreter der tibetischen Sache und die Erhaltung der tibetischen Kultur wirkte- quasi als oberster Tibet-Lobbyist.

    Dieser Vermischung zwischen den verschiedenen Ebenen gerecht zu werden ist sehr schwierig - weil sie ja nicht unbedingt immer in die gleiche Richtung zielen.

  • Im Prinzip ist’s ja ein Investiturstreit. Ein staatlicher Eingriff in die Selbstbestimmung religiöser Gemeinschaften.

  • Im Prinzip ist’s ja ein Investiturstreit. Ein staatlicher Eingriff in die Selbstbestimmung religiöser Gemeinschaften.

    Der Punkt war ja der, dass sich der fünfte Dalai Lama zu einem Füstbischof aufschwang, der große Teile Tibets beherrschte - also ganz konkret weltliche Macht ausübte. Und ich denke, nur von da aus wurde es so wichtig, wer bestimmt wer Dalai Lama ist:

    Als der westmongolische Fürst Gushri Khan, der sich als Schutzherr des Dalai Lama sah (damals Ngawang Lobsang Gyatsho, der 5. Dalai Lama), in einem mehrjährigen Krieg Zentraltibet eroberte und am 7. Februar 1642 nach Einnahme der Stadt Shigatse den letzten König von Tsang, Tenkyong Wangpo (1606–1642), gefangen nahm, proklamierte er sich zunächst selbst zum Herrscher über Tibet. Am 3. Mai 1642 erklärte er in einer feierlichen Zeremonie den Dalai Lama zur obersten Autorität ganz Tibets, „von Dajianlu (siehe auch Kardze) im Osten bis nach Ladakh im Westen“.

    Und schon beim 7 Dalai Lama kam es zu der Situation, dass man unter chinesische Oberhoheit geriet und vom chinesischen Kaiser bestätigt wurde:

    Der Kaiser entsandte ein starkes Heer nach Tibet. Dieses geleitete den 12-jährigen 7. Dalai Lama Kelsang Gyatsho am 16. Oktober 1720 nach Lhasa. Am 24. April 1721 überbrachte eine Gesandtschaft des Kaisers die offizielle Anerkennung des Dalai Lama und ließ bei dieser Gelegenheit das große Staatssiegel überreichen, auf dem dreisprachig in Mandschu, Mongolisch und Tibetisch zu lesen war: „Siegel des Sechsten“ (!) „Dalai Lama, Führer der Lebewesen, Verbreiter der Lehre“. Als Regierungsinstanz schafften sie das Amt des Desi ab und errichteten einen Ministerrat (tib.: བཀའ་ཤག;bka' shag; Kashag). Der Vorsitzende und sein Stellvertreter wurden vom Kaiser berufen. Nunmehr stand Tibet unter der direkten Oberhoheit des Kaiserreiches.

    Ich schätze, so lange China den Regenten stellte und der Regent Tibet stellt, wäre es für China eher egal gewesen wer das Amt des Dalai Lama innehat. Aber 1895 gewann der Dalai Lama die weltliche Macht zurück:

    Erst dem 13. Dalai Lama Thubten Gyatsho sollte es in der Zeit vom 26. September 1895 bis zum 17. Dezember 1933 wieder vergönnt sein, die weltliche Macht in Tibet auszuüben. Vor seiner Amtsübernahme stürzten die großen Lamas und der Kashag den Regenten, dessen Kaisertreue zuletzt die wichtigste Stütze kaiserlicher Macht in Tibet war.

    Religion kommt da nicht so richtig vor. Ich schätze wenn Rüber statt von einem Lama von einem weltlichen Herrscher beherrscht worden wäre, hätte der ähnliche Konflikte mit China gehabt.

  • Ich kann leider keine Quellen nennen, es ist bloss mein Bauchgefühl zum Thema.

    Dankeschön. Vielleicht solltest Du das dazu schreiben, wenn Du so schwerwiegende Einordnungen vornimmst.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Dankeschön. Vielleicht solltest Du das dazu schreiben, wenn Du so schwerwiegende Einordnungen vornimmst.

    Ich hatte MaKaZen gar nicht mal so verstanden, als dass er behaupten würde China und Tibet wurden irgendwo - moralisch oder methodisch auf der selben Stufe stehen. Sondern dass die tibetische Seite - und der Dalai Lama - da eben nicht von einer religiösen Seite aus handeln sondern eben als Interessenvertretung der Tibeter. Also anders ausgedrückt, dass das ganze im Großen und Ganzen ein weltlicher Machtstreit ist.


    Und das stimmt ja auch. Die Unterdrückung der tibetischen Kultur in China ist kein Sonderfall sondern China beherbergt ja eine große Anzahl ganz verschiedener Völker mit ihren Kulturen, Religionen und traditionellen Lebensweisen. Und diese werden genauso unterdrückt - die Uiguren hat es sogar noch ein Stück schlimmer erwischt - eine Million von ihnen sitzen in Internierungslagern. Aber sie haben eben keinen so einen Sympathieträger wie den Dalai Lama der Kontakte zu Richard Gere und anderen Prominenten herstellen kann. Von daher können sich die Tibeter glücklich schätzen, dass der Dalai Lama und der Buddhismus so beliebt sind.