Wie sinnvoll sind Übersetzungen von Chan-/Zen-Texten?


  • Er heißt mit bürgerlichen Namen Johannes Schaueble und ist einer der wirklich wenigen, der mit seiner (sehr langen) Zen-Erfahrung null Kapital schlagen möchte. Er versteckt sich auch nicht sondern verwendet einfach Künstlernamen, denn er ist schließlich auch Künstler. Und ja, das Lesen der Webseite ist tatsächlich anstrengend - ich bevorzuge seine gedruckten Sachen.


    Er ist vom Charakter her auch ein sehr spiritueller Mensch und nimmt es dann mit Begriffen wie "Vergewaltigung" halt nicht so genau. Das verzeihe ich ihm; wir sind aber tatsächlich verschiedener Meinung bzgl. Soen.


    Zufälligerweise war Stuart Lachs kürzlich wieder bei mir zu Besuch und ich hatte immer den Wunsch, Stuart und Jo irgendwie zusammen zu bringen, um zu sehen, wie das in Punkto Soen ausgeht. Weil die beiden hatten ihn ja noch erlebt. Eine Debatte zwischen Jo und Dir wäre sicherlich in ähnlicher Weise interessant - wenn auch mit absehbarerer Ausgang :)

  • Zunächst einmal gibt es kein Vertrauen ohne die Aufgabe dieses unterscheidenden Bewusstseins.

    Deshalb sind nach meiner Erfahrung die besten Test-Situation für das Vertrauen die sog. "Grenz-Situationen", in denen das unterscheidende Bewusstsein +/- zwangsweise zum Stillstand kommt.


    Für mich waren moderate Grenzsituationen die ersten Einsätze meiner Aussendienst-Tätigkeit beim einem Softwarekonzern.

    "Fliegen Sie übermorgen nach Helsinki, unser Kunde hat da ein Problem mit unserem Produkt-Update, vielleicht braucht er auch nur eine kurze Schulung ..."

    Der klassische Ansatz wäre gewesen, den Kunden zu löchern um herauszufinden, wo das Problem liegt und mich nach Feierabend einzuarbeiten, dieser Ansatz führt nach wenigen Monaten wegen Burn-Out in die Psychiatrie.

    Mein Alternativ-Ansatz war, nicht mehr an den Kunden zu denken und insbesondere am Anreisetag vom Klingeln des Weckers im Morgengrauen bis zur Ankunft vormittags beim Kunden nicht mehr zu denken, die klassische Zen-Übung. Im Auto auf dem Weg zum Flughafen muss man wach sein, aber nicht denken, im Flugzeug kann man statt schlafen gedankenlos, wach und mit offenen Augen meditieren, im Taxi vom Flughafen zum Kunden muss ich nicht denken.

    Alles mit dem Vertrauen im Hintergrund "wenn mir vor Ort der Kunde das Problem schildert, dann wird mir mit meiner langjährigen erfahrung schon das Richtige einfallen ..".

    In der Hälfte der Fälle war dann beim Kunden priesterlich-seelsorgerische Arbeit angesagt, zuhören, Kompetenz ausstrahlen, reden, "es gibt für alles eine Lösung ...", natürlich viel Showbusiness, ein indischer Kollege mit Goldkette und Buddhabauch war hier mit seiner jovialen Art ein Meister seines Faches.


    Das Schönste am Shinjinmei ist für mich, dass es "lebensbejahend" rüberkommt und nicht so nihilitsisch wirkt wie manche anderen Texte, nihilistisch in dem Sinn, dass Erleuchtung die todsichere Methode zum finalen Selbstmord ohne karmische Restfolgen ist, der totale Suizid sozusagen.


    :zen: