Im Schatten der Liebe meiner Eltern

  • christiane72:


    Für mich müssen Menschen - egal ob Eltern, Großeltern oder Verwandte sich Achtung genauso verdienen wie andere Menschen auch.


    wer sätzt die masstäbe?

    Zitat

    Ich habe tolle Eltern die ich sehr liebe.


    was zeichnet deine eltern aus, das du als "tolle" eltern bezeichnest?


    ich kenne menschen und verwandte die mich erstaunt fragen wie es kommt das ich meinen vater nicht hasse, bei all dem was er mir angetan hat.
    nach ihren vorstellungen und masstäben hätte ich das tun müssen. tja ... so ist das mit " ich kennen menschen deren eltern.............

  • christiane72:

    Vielleicht weil es nicht in deiner Welt vorkommt, dass sie ihre Kinder nicht vernünftig ernähren, ihnen nicht die Welt "zeigen", sondern sie ignorieren, nicht erziehen, nicht aufs Leben vorbereiten, schlagen, misshandeln oder sogar sexuell missbrauchen. Es ist natürlich bequem zu sagen, du mußt sie achten und ehren um deinen Frieden zu finden. Nur kann man derlei Gefühle nicht erzwingen, wenn einem schlimmes von diesen Menschen wiederfuhr.
    Für mich ist es heile Welt gerede. Die Realität ist anders.


    Es kann nicht erzwungen werden. Es kann geübt werden.


    Der einzige Weg, Versöhnung mit miserablen Eltern zu finden liegt darin,
    innere Arbeit an sich selber zu leisten. Die Vergangenheit kann nicht geändert werden.
    Das 'Opfer' muß lernen, loszulassen.


    Der einzige Weg, eine liebevolle Beziehung zu den miserablen Eltern zu erzeugen liegt darin,
    die Schuldzuweisungen und Erwartungen loszulassen
    und Wohlwollen und Mitgefühl für sie zu erzeugen.
    Ich spreche aus Erfahrung.
    Sie trotz allem was geschehen ist, liebevoll und respektvoll zu behandeln,
    ist eine gute Übung im Geben (Dāna)



    Alles Gute
    :) _()_

  • Hanzze:

    So wie es aussieht, hast du ja denn Schiefer gefunden. Es liegt ganz an dir ihn herauszuziehen oder weiter unwohl zu sein. Solange du den nicht entfernst indem du deinen Eltern die Demut entgegenbringst die notwendig ist, kommst du da nicht raus.
    Da kann man noch so stur sein und sich noch so viele Modelle erbasteln, wenn du es nicht tust, werden es deine Kinder oder andere im System tragen müssen oder bereits tun. Denkst du deine Eltern sind wirklich weg?


    Für zwei ihrer Kinder trifft das alles zu eines hatte keine Chance sie kennen zu lernen und ich habe zuviel durch ihre Erniniedrigungen gelernt das ich sie nicht mehr ehren kann als ich es getan habe. Meine Eltern wollten mich nicht und ich hab mir diese Eltern auch nicht ausgesucht, diese Idee stammt von cronisch unterversorgten Gefühlen des krichens ihrer Kinder. Nur Eltern erfinden so eine Idee das sich Kinder vor ihrer Geburt die Eltern aussucht.
    Ich war schon mit 15 zu alt um mich damit verarschen zu können. Was wollt ihr eigentlich noch alles erfinden um euch die Liebe der Kinder untertan zu machen?

  • Helmut9:
    Hanzze:

    So wie es aussieht, hast du ja denn Schiefer gefunden. Es liegt ganz an dir ihn herauszuziehen oder weiter unwohl zu sein. Solange du den nicht entfernst indem du deinen Eltern die Demut entgegenbringst die notwendig ist, kommst du da nicht raus.
    Da kann man noch so stur sein und sich noch so viele Modelle erbasteln, wenn du es nicht tust, werden es deine Kinder oder andere im System tragen müssen oder bereits tun. Denkst du deine Eltern sind wirklich weg?


    Für zwei ihrer Kinder trifft das alles zu eines hatte keine Chance sie kennen zu lernen und ich habe zuviel durch ihre Erniniedrigungen gelernt das ich sie nicht mehr ehren kann als ich es getan habe. Meine Eltern wollten mich nicht und ich hab mir diese Eltern auch nicht ausgesucht, diese Idee stammt von cronisch unterversorgten Gefühlen des krichens ihrer Kinder. Nur Eltern erfinden so eine Idee das sich Kinder vor ihrer Geburt die Eltern aussucht.
    Ich war schon mit 15 zu alt um mich damit verarschen zu können. Was wollt ihr eigentlich noch alles erfinden um euch die Liebe der Kinder untertan zu machen?


    Du sollst deinen Vatter und deine Mutter ehren
    Wenn sei dich hauen sollst Du dich wehren
    Wenn sie um die Ecke gucken sollst Du sie in die Fresse spucken.

  • Es ist noch schlimmer als ich dachte... *augenbraun hochzieh schmunzel*


    Ich vertrau dir, dass du mit solchen Aussagen, nur eine Kontroverse anzetteln möchtest, um Menschen zum nachdenken anzuregen.
    Die Verwirrung in unserer Gesellschaft hat seinen Grund und diesen geben es nicht, würde Trauma aufgearbeitet sein.


    Aus Sicht des Karmas ist in jedem Fall alles auf deinem eigenen Mist gewachsen. Deine Eltern und auch wie sie sind. Wenn du deine Eltern verachtest, verachtest du dich. Erst dann wir es zu einer Schuld. Schuld nach außen oder von außen hat im Dhamma nichts verloren. Der Ausgleich findet im eigenen Herzen statt.


    Da bleibt mir doch fast das *schmunzeln* weg. *schmunzel*


    Vielleicht möchtest du einmal an einen richtigen Abschied denken, denn:


    Man versucht dem Leiden zu entkommen und dabei muß man keiner Person gerecht werden.

  • Also erstmal trage ich keinen Hinkelstein mit mir rum. Ich kenne lediglich Leute die dies tun. Ich würde mir niemals anmaßen ihnen zu sagen, dass sie ihre Eltern achten und ehren müssen. Man kann schlechte oder sogar böse Eltern auch irgendwann abhaken und ignorieren und gut damit leben. Eine "Gefühls-Kollektivschuld" an Menschen die ein Kind gezeugt haben finde ich einfach nur idiotisch.


    Zitat

    Der einzige Weg, eine liebevolle Beziehung zu den miserablen Eltern zu erzeugen liegt darin,
    die Schuldzuweisungen und Erwartungen loszulassen
    und Wohlwollen und Mitgefühl für sie zu erzeugen.
    Ich spreche aus Erfahrung.
    Sie trotz allem was geschehen ist, liebevoll und respektvoll zu behandeln,
    ist eine gute Übung im Geben (Dāna)


    Schöner Ansatz, aber wenn ich an eine Freundin von mir denke die jahrelang als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde, ihre Mutter ihn gewähren ließ und als sie es öffentlich machte wurde sie sogar von ihren Brüdern als die Böse hingestellt - bis heute! Warum sollte man Wohlwollen für solche "Menschen" empfinden und sie liebevoll behandeln? Warum sie nicht einfach aus seinem Leben streichen? Denn jede Begegnung ist mit leidvollen Erinnerungen durchsetzt und man hat schon genug Energie gebraucht um überhaupt irgendwie damit leben zu können.

  • Du hast recht, du tragst keinen Hinkelstein herum, du tragst die Hinkelsteine deiner ganzen Umgebung herum. Was bitte von alle dem gehört dir, ausser deine Großmutter. Manchmal muß man nur einen undedeutenden Stein weglegen, um zu merken, dass es leichter wird.


    Na wenn du meinst, dass es anmaßend ist zu sagen, dass man seine Eltern ehren soll weiß ich nicht, warum man dann einem Buddha oder einem Jesus folgen sollte. Anmaßende Personen, keine Ahnung vom Leben. Auch ja, die hatten ja eine gute Kindheit. Woran dass bloß liegt? Vielleicht am verachten seiner Eltern in einer anderen Existenz?
    *schmunzel* verachte deine Eltern ist der Weg zum Glück... cool, wenns nicht so brennend heiß wäre.


    Und ignorieren Ignoranz führt zur Befreiung. *schmunzel*

    • Offizieller Beitrag

    In dieser Dikussion kommen, so denke ich, zwei Sachen durcheinander.


    Wenn die Situation so ist dass man eine schwere Kindheit hatte und von den Eltern viel Leid erfahren hat, dann tendieren Kinder dazu die Eltern zu idealisieren und selbst wenn diese grausam waren, das vor sich selbst nicht einzugestehen sondern die dazu gehörigen Gefühle zu verdrängen. Eine Welt der Doppelbödigkeit und Lüge entsteht.


    Wobei man hier unterscheiden muss sind die wirklichen Menschen und bestimmte Idealbild, die man voneinenader hat und an denen man anhaftet. Wenn die Mutter eine gmeine Alkoholiker ist und man sieht sie, aus einem falschen in der deformierten psychischen Struktur der Familie fälschlich als eine gute Mutter, wobei man alle gegeteiligen Fakten ausblendet, dann haftet man an einer falschen Familienmythologie. Von so einerLüge sollte man sich lösen und die Mutter so sehen, wie sie wirklich ist, mit ihren Fehlern und ihrer Verzweiflung. Und erst dann wenn man druch den falschen Schein und schemrzliche Gefühle hindruchgegangen ist, kann man zu Frieden und Verzeihung gelangen, und dahin die Mutter so anzunehmen wie sie ist.


    Das ist denke ich der Punkt auf den Hanzze hinauswill. Dabei ist es aber äußerst wichtig durch den falschen Schein hindruchzugehen. man kann sich nur anhähern wenn man zuerst das falsche Bild losläßt. An falschen Elternbildern festzuhalten, an Familienmythen die Vergewaltiger als nette Väter und vernachlässigende Mütter als freundliche Wesen übertünchen ist zutiefst unheilsam. Wenn alles von Lüge verkleistert ist, ist es unmöglich die Wahrhaftigkeit und Realität aufzutun, die Vorraussetzungen von wirklicher Liebe sind.

  • Ich versuche lediglich nicht nur von mir auszugehen, sondern auch anderer Leute Lebenssituationen in so einer Diskussion zu berücksichtigen. Man sollte über den Tellerrand hinausschauen.


    Zitat

    Na wenn du meinst, dass es anmaßend ist zu sagen, dass man seine Eltern ehren soll weiß ich nicht, warum man dann einem Buddha oder einem Jesus folgen sollte. Anmaßende Personen, keine Ahnung vom Leben. Auch ja, die hatten ja eine gute Kindheit. Woran dass bloß liegt? Vielleicht am verachten seiner Eltern in einer anderen Existenz?
    *schmunzel* verachte deine Eltern ist der Weg zum Glück... cool, wenns nicht so brennend heiß wäre.


    Ich finde es lediglich anmaßend alle über einen Kamm zu scheren egal wie die Eltern sind. Das man gute Eltern ehrt finde ich selbstverständlich und würde dafür auch immer eintreten. Ich rede lediglich von sog. "Rabeneltern". Ich kann mir kaum vorstellen, dass Buddha oder Jesus einem Menschen der aufs schlimmste Misshandelt wurde, so einen Rat geben würde.
    Im Nachhinein aus Schriften Aussagen zu Themen herauszufischen und es als allgemeingültig für jegliche Situation zu sehen ist ja in allen Religionen höchst beliebt und auch recht einfach. Zum Glück hat Buddha uns aber aufgefordert alles zu prüfen und auch zu hinterfragen.



    Mir fällt grad mein Lehrmädchen ein, dass als Kind über längere Zeit von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht wurde. (Ja er ist nur der Stiefvater, aber es hätte auch im noch schlimmeren Fall ihr Vater sein können)
    Er kam letztes Jahr aus dem Gefängnis und tauchte immer wieder in ihrer Nähe auf. Nachts stand er vor ihrer Tür. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie schluckte einen Berg Tabletten. Zum Glück hat man sie früh genug gefunden und gerettet. Wie soll denn so ein Mädel solch einen Menschen noch ehren und liebevoll achten? Würde Buddha sowas ernsthaft erwarten oder für möglich halten?

  • Danke Void. Du hast es toll formuliert. Wie würdest du denn sagen, soll/kann man mit wirklich schlimmen vielleicht sogar bösartigen Eltern umgehen? Kann man alles geschehene vergessen und jemanden noch als Vater oder Mutter in Ehre halten?

  • Void, wollte das gerade herausarbeiten.


    Das eine ist das Bild: so soll es sein, so habe ich es erlebt, das sind meine Erinnerungen... 1001 Emotion


    und das andere ist was es ist: Eltern... ein Teil von Dir
    Es geht nur darum die beiden Dinge auseinander zu halten, vielleicht hilft diese Geschichte:


    Zitat

    Wasser und Öl


    Wasser unterscheidet sich vom Öl, so wie sich kluge und dumme Personen unterscheiden. Buddha lebte mit Zeichen, Klängen, Gerüchen, Geschmack, körperlicher Berührung und Ideen, aber er war ein Arahant und so sah er die Dinge „einfach so“, das ist alles. Er blieb dabei los zu lassen. Das Herz erkannte er, daß es einfach so ist - das Herz, das ist alles; Gedanken einfach so - Gedanken, das ist alles. Er mischte sie nicht zusammen.
    Wenn du in dieser Art denkst, wenn du in dieser Art fühlst, kannst du die Dinge auseinander halten. Gedanken und Gefühle sind auf der einen Seite, das Herz auf der anderen, so wie Wasser und Öl in einer Flasche getrennt bleiben.

  • Ich halte meine Eltern als 'Kinder der Welt' in Ehre: ohne Hass für Vergangenes, ohne Gier nach besseren Umständen und ohne die Verblendung "meine Erzeuger", weil sie nur diesen Körper zeugten.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Na bumsti, da sind wir ja dann gleich beim Seelenglauben angelangt *schmunzel*

  • christiane72:

    Danke Void. Du hast es toll formuliert. Wie würdest du denn sagen, soll/kann man mit wirklich schlimmen vielleicht sogar bösartigen Eltern umgehen? Kann man alles geschehene vergessen und jemanden noch als Vater oder Mutter in Ehre halten?


    Ja das geht!
    Ich muß die Eltern von allen meinen Vorstellungen befreien die ich habe wie Eltern zu sein haben.
    Die Personen die meine Eltern waren sind nur Puppen, die Menschen die meine Eltern sind sind die Puppenspieler ihrer Vorstellungen.
    Meine Eltern haben nach ihren Vorstellungen gehandelt in dem Kontext ihrer Umwelt. Sie waren überzeugt gute Eltern zu sein, das waren sie aus nach meinen Vorstellungen die sie in mir erzeugt haben. Der Vorwurf entsteht nur im Vergleichen mit anderen Geschichten im Nachhinein.
    Ich habe mal den Satz geprägt E. Haase war ein Miststück aber sagen nie etwas gegen meine Mutter.
    Meine "Elternaustreibung" ist schon viele Jahre her. Eigentlich schon Jahrzehnte. Meiner Mutter habe ich nichts zu verzeihen, doch Der Person habe ich einiges verzeihen müssen. Ich ehre meine Eltern als meine Eltern nicht als meine Erzieher.
    liebe Grüsse
    Helmut

  • Hanzze:

    Na bumsti, da sind wir ja dann gleich beim Seelenglauben angelangt *schmunzel*


    Glaubst Du an Seele?

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht denkt Hanzze ja auf einer andere Ebene.


    Wenn man in die eigene Psyche guckt, dann bilden ja unsere frühen Beziehungen unsere grundlegende Struktur. Und wenn wir in unserem Geist Frieden erlangen wollen, dann muss der diese grundlegende Struktur mit einschliessen. Wenn jemand Opfer einer Vergewaltigung wurde, dann trägt derjenige den Vergewaltiger immer mit sich herum und wird ihn nicht los. Findet keinen Frieden ohne dass genau an dieser Stelle Frieden ist.


    Jesus und Buddha mit ihren Sägen und Kreuzen sind bis zu einem Punkt vorgedrungen, wo sie sogar den schlimmsten Schergen als den Mensch sehen. Ich verstehe Hanzze so, dass er zu diesem Punkt vordringen möchte.


    christiane72:


    Mir fällt grad mein Lehrmädchen ein, dass als Kind über längere Zeit von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht wurde. (Ja er ist nur der Stiefvater, aber es hätte auch im noch schlimmeren Fall ihr Vater sein können)
    Er kam letztes Jahr aus dem Gefängnis und tauchte immer wieder in ihrer Nähe auf. Nachts stand er vor ihrer Tür. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie schluckte einen Berg Tabletten. Zum Glück hat man sie früh genug gefunden und gerettet. Wie soll denn so ein Mädel solch einen Menschen noch ehren und liebevoll achten? Würde Buddha sowas ernsthaft erwarten oder für möglich halten?


    Wenn man einen Missbrauch durchmacht, ist man voller seelischer Wunden. Die Reihenfolge ist die, dass man ertsetinmal diese tiefen emotionalen Wunden heilt um überhaupt das Leben auszuhalten. In einem Prozess der Trauer und der Verwarbeitung kann man Lernen die Gegenwart eines Menschen der einen missbraucht hat auszuhalten. Und wenn man das geschafft hat kann man sich vielleicht zu einem jesusmässigen "Liebe deine Feinde" erheben.


    Von einem Missbrauchopfer zu verlangen, ohne alle diese Reifungsprozesse einfach seinen Missbraucher zu lieben geht nur auf eine einzige Weise: In dem es sich sagt, dass es selbst falsch liegt und der Missbraucher mit seinem Missbrauch richtig. Diese "identifikation mit dem Agressor" ist aber ein zutiefst unheilsames Anhaften. Wenn eine geforderte Liebe zu den Eltern in diese Richtung führt, dann ist das destruktiv.


    Mir kommt es vor, In dieser Diskussion verwischt sich "die Liebe zu Eltern" die eben auch über die Distanz führen kann mit einer distanzlosen "sogenannten Liebe", die eben auch ein zutiefst unheilsames Anhaften an "falschen Elternbilder" und destruktiven Missbrauchsstrukturen bedeuten kann. Weil beides unter dem Deckmantel der Liebe firmiert, ist es schwer zu unterscheiden.

  • christiane72:

    Danke. Du bringst es auf den Punkt. ;)


    Macht Void immer !


    8)

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Und was hat das alles mit dem Achten und der "Demut" gegenüber den Eltern zu tun? Muss man den immer in den Eiterbeutel bohren, dass jemand sieht, das da einer ist. *schmunzel*
    S... das stinkt, aber erst wenn es drausen ist, nicht wenn jemand kommt und ... oh! Das heilt schon von selber. Ahhh da wird der Eitelbeutelbesitzer wieder froh. *schmunzel*

    • Offizieller Beitrag
    Hanzze:

    Und was hat das alles mit dem Achten und der "Demut" gegenüber den Eltern zu tun? Muss man den immer in den Eiterbeutel bohren, dass jemand sieht, das da einer ist. *schmunzel*
    S... das stinkt, aber erst wenn es drausen ist, nicht wenn jemand kommt und ... oh! Das heilt schon von selber. Ahhh da wird der Eitelbeutelbesitzer wieder froh. *schmunzel*


    In der Metapher bedeutet, dass die Eiterbeutel von selbst verschwindet einen inneren Reifungsprozess, in dem Verblendung quasi resorbiert wird. Die Strukturen von Luft und Liebe druchfltet werden und sich Gier und Hass in ihren Erscheinungsformen quasi selbst auflösen.


    Davon grenzt du ein von Außen kommendes Vorgehen ab. Damit meinst du wohl Verfahren wie Therapien, wo über schmutzige Wäsche geredet wird und man sich analytisch und sprachlich mit Neurosen auseinandersetzt.


    Dabei rätst wohl aus der buddhitischen Neigung zur Harmonie zu erster Methode und lehnst wohl zweiteres pauschal ab, da sie mit Abgrenzung, dem Ausdrücken unguter Gefühle und Anklagen in Verbindung steht. Verstehe ich dich da richtig?


    Für mich kann da Anhaften an Harmonie sehr gefährlich sein, wenn dadurch ein ausbeuterischer und schädigender Status Quo aufrecht erhalten wird. Wenn jemand ewig mit Eiterbeulen herumrennen muss weil ihm eingeredet wird, dass da erstens gar keine ist, und sie zweitens von selber verschwinden würde wenn man nur brav genug ist.


    Diese Leiden gilt es gegen das das durch eine offene und ehrliche Heranegensweise und den druch die Offenheit freiwerdeneden Anklagen hevortretenden Leid abzuwägen. Mir ist bewußt, dass in buddhitischen Kulturen oft eine falsche Harmonie einer noch so nur die kleinste Disharmonie vorgezogen wird.

  • Zitat

    Mir ist bewußt, dass in buddhitischen Kulturen oft eine falsche Harmonie einer noch so nur die kleinste Disharmonie vorgezogen wird.


    Nein, eigentlich nicht. Je mehr sie damit verbunden sind, sind allgemeine Ordnungen ganz natürlich, die verschwinden aber mit dem Einfuß der "Egogesellschaft". Mit ihrem Fortschreiten, entsteht dies, was du ansprichst, eine unehrliche Harmonie und misstrauen.
    Wenn ich z.B, Leute am Land hier in Kambodscha hernehme, können die über Dinge wie zur Pol Pot Zeit sehr viel offener Reden, ohne das jemand angegriffen wird. Natürlich gibt es auch hier ausnahmen. Menschen die sich gegenseitig abgeschlachtet haben, haben auf der Basis eine gesunden Gesellschafts- und Familienordnung oft einen sehr guten Weg gefunden, diese Dinge aufzuarbeiten. Wo hingegen im städtischen Raum und dort wo sehr viel moderner Einfluß ist, dies auffallen nicht der Fall ist. Die Stellung in der Sippe und die Demut gegenüber den Vorfahren ist eine sehr wichtige Sache, um sich zu entbinden. Vor vielen Jahren, hätte ich diese "moderne" Ansicht sicher auch noch in gewisser Weise vertreten, aber sie stimmt nicht. Die Sache ist viel mehr, dass wir uns im Westen all zu gerne abkapseln und uns nicht als Teil der Familie, Gruppe und in weitere Folge Gesellschaft sehen. Durch die Auslagerung vieler Funktionen, können wir diese Verbundenheit nicht mehr, oder schwer erkennen, und dennoch wirken alle diese Verhältnisse im selber Weise wie eh und je.


    Was den Eiterbeutel betrifft, denn muß man ausdrücken oder geschickt behandeln, ihn zu belassen und zu hoffen, dass er vergeht halte ich für nicht gut. Das trägt man immer mit sich rum, und auch wenn man sich an einen Schmerz so gewohnt, dass man ihn nicht mehr bewußt mitbekommt, schränkt er dennoch die Lebensqualität sehr stark ein. Wenn du einen Schiefer in der Fußsohle hast, dann kannst du gehen und dich so umstellen, dass es nicht schmerzt. Das ist was in einer normalen Therapie passiert. Spätestens wenn dir einer auf den Fuß steigt, oder wenn du dich vertrittst, kommt es wieder hoch.


    Die Beziehung zu seinen Vorfahren kann man nicht verdrängen und wenn die nicht angenommen sind geht man seinen Weg mit einem Schiefer in der Sohle. Das ist sehr schade und jeder kennt dass ja, wenn man eine Verletzung hat, dass man sich stets schützen muß und egal wer und warum einem jemand berührt, ist man ihm auf der Stelle böse. Eine eigene Verletzung wirkt sich auch auf alle rund herum aus.


    Einfach mit Anhaften lösen, mag in sehr seltenen Fällen funktionieren, denke aber nicht, dass das die Regel ist. Aber das merkt man dann, wenn jemand auf die eitrige Stelle drückt.
    Ich habe nicht wirklich eine gute Lösung die man im Westen zu einem Anteil der Laienpraxis machen könnte, so mal diese sofort als Ahnenkult oder Aberglaube runter getan wird. Sache ist die, dass in den buddhistischen Ursprungsländern gewisse Riten oder aber auch Verhalten in diesem Zusammenhang ganz normal sind jedoch bei uns schon lange vergessen sind.


    Das einzige, dass ich bisher gesehen haben, dass in diese Kerbe schlägt und sehr gute Erfolge hat, ist Familienaufstellung (auch wenn das für den "darüberstehenden" modernen Buddhisten vielleicht auch wieder schwer zu nehmen ist). Eine sehr effektive Art alte Dinge wieder gerade zu biegen, ohne sich schon sehr weiter entwickelt zu haben im Sinne der buddhistischen Praxis.


    Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass in den Suttas oft von "aus guter Familie" und andere Dinge vorkommen, in Verbindung auf den Erfolg in der Praxis.

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank für das schöne Gespräch.


    Ja, mir ist vor 15 jahren in Kambodscha aufgefallen, dass die Menschen sehr aufrichtig sind. Mir wurde gesagt, dass sie gerade wegen ihrer Offenheit zum Lügen nicht taugen und weil sie so wenig geschäftigstüchtig sind: Und deswegen dort so viel in chinesischer und thailanändischer und malayischer Hand ist. Obb das stimmt weiß ich nicht. Es ist aber in gewisser Weise ein sehr grosses Lob.


    Familien kommen mir oft so wie gewachsene Strukturen vor, wie gigantische Bauwerke rund um einen kleinen Kern. Und dort wo Innen schon Schwachstellen sind, überträgt sich das auf die äußeren Schichten. Im Ahnenkult liegt insofern eine tiefe Wahrheit, dass man sich um die Ahnen genauso kümmern muss wie um die Kinder. Irgendwie sind da ja auch Kinder nur halt in der Vergangenheit. Ich denke da an meine Grossmutter als sie 4 war und vergeblich auf die Rückkehr ihre Vaters aus dem 1 Weltkrieg wartete, ihre Sicht auf ihnen als einen Held und ihre Verstrickung in den Helden-Film des Nationalsozialismus, der Schmerz der sich dann wieder als Impuls an andere Generationen überträgt. Nicht als Schuld, das wäre zu einfach, sondern als eine Unaugeglichenheit, die nach Frieden verlangt. Gerade jetzt wo meine Grossmutter uralt und dement ist, sieht man sehr deutlich in jedem Blick dieses schutzlose Kind. Als wäre unsere Biographie nur ein Schleier hinter dem wir uns verstecken, eine Verkrampfung der Decke in die wir uns hüllen und die uns nach 90 Jahren ganauso ratlos wieder entblösst.


    Vielleicht überteibe ich da,etwas meldodramatisch, aber mir kommt vor das für vieles was in mir wirkt, da ganz weit zurückreicht. So als wäre ich nur ein kleiner Teil eines Teppichs, in dem sich andere Muster immer wieder wiederholen. Und als wären meine Probleme schlicht nicht möglich ohne, sie als Teilprobleme anderer Probleme verschränkter Menschen zu sehen. Gerade meine Urgrosseltern zur Zeit des 1. Weltkriegs scheinen sehr von Leid und persönlicher Tragödie geschädigt zu sein, und danach wurde mit Energie viele aufgebaut, wobei da viel Leid und Einsamkeit unbeachtet unter der Oberfläche übriggeblieben ist. Eben vielleicht gerade weil man an die Zukunft dacht und daran, dass es die Kinder mal besser haben sollten. "Hauptsache meinen Kinder geht es gut, auch wenn es bei mir im Herzen finster aussieht". Da müsste man herabsteigen um dankbar zu berühren. Weil da womöglich, schon die Hoffnung aufgegeben wurde, dass da noch einer kommt. Wobei mir jetzt selbst ein wenig schleierhaft ist, was genau ich meine.


    Hanzze:

    Durch die Auslagerung vieler Funktionen, können wir diese Verbundenheit nicht mehr, oder schwer erkennen, und dennoch wirken alle diese Verhältnisse im selber Weise wie eh und je.


    Mir fällt dazu ein, wie der Olympiapark in Müchen 1972 top für die Olympiade hergerichtet wurde. Darunter war der ganze Schutthaufen vom zweiten Weltrkieg, die ausgebombten Häuser. Und darüber dann Hügellandschaft und Blumenwiese landschaftstechnisch und präsentabel angelegt. Und Shoppingmeile. Der Wunsch nach Vergessen und Neuanfang. Und dann das palästinensiche Attentat auf das olympische Dorf und schon wieder tote Juden. Als würde das Verdrängen und Nichtnahmenwollen von Leiden zu dessen Erruption führen.


    Ich kenne Menschen bei denen eine Therapie in keinster Weise ein blosses Bekämpfen von Symptomen war,sondern zu tiefen Reifungsprozessen beigetragen hat. Von daher empfinde ich deine Sicht, das pauschal als ein oberflächliches Kurieren von Sympomen zu sehen nicht als der Komplexität der unterscheidlchssten Menschen und Therapieformen angemessen.

  • Schöne Erzählung und gerade in den Sätzen, von denen du meinst, dass du nicht genau weist wovon du redest.


    Karma - Gene - Ahnen - Ich - Ursache und Wirkung, da steckt nichts mystisches dahinter. Es ist sicher der falsche Weg Tote zu verehren, aber diese "Geschichte" anzunehmen und sie als Teil des eigenen zu sehen, ist denke ich sehr wichtig. In Südostasien ( ich denke das dies auch sehr mit der tiefen Verbundenheit - Anhänglichkeit zu einander entsteht) ist es sehr oft so, dass Großväter oder Tanten in späteren Nachkommen wieder"erkannt" werden. Aus dieser Betrachtung kann es leicht sein, dass man in einer Person die man aus grenzt, sehr direkt etwas ganz persönliches abwendet und von sich hält.


    Im Westen denkt man heute gerne an die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Wenn man daran denkt, dass man vielleicht auch einmal sein Urenkel ist (bitte jetzt nicht zu linear und einfach verstehen) bekommen diese Genrationen nach vorne und nach hinten eine ganz andere Bedeutung und man sieht, dass der Mist, den man hinterlässt einem mit Sicherheit irgendwann auf den Kopf fällt. Traditionen wird in allen naturverbundenen Völkern an sieben Generationen nach vorne und auch zurück gedacht. Dies war auch bei uns im mitteleuropäischen Raum durchaus üblich.


    Zum "Ahnenkult" vielleicht ein Sutta:



    Mit diesem in Zusammenhang stehen viele "buddhistische" Feiern in ganz gestimmten Abständen zum Todesfall sowie Ehrenfest.