Mit Gier ist nicht nur "gierig sein" gemeint

  • Ist vielleicht komisch das ich dafür eigens einen Thread eröffne, aber ich bemerke desöfteren wenn im buddhistischen Gespräch von Gier gesprochen wird, das damit vielmals nur die extreme Form von Habgier, Geilheit usw. verstanden wird.


    Gier, im buddhistischen Kontext meint jedoch JEGLICHES Begehren, ganz gleich in welcher Form und wie subtil. Jegliche Erscheinung in der Welt, die man erreichen, oder haben, oder erfahren oder was auch immer möchte, führt zur Gier in uns.


    Gier, Hass, Verblendung (Zuneigung, Abneigung, Blendung) sind die Triebkräfte des Daseins! Und Hass wiederum bezeichnet auch JEGLICHE Form von Nicht-Haben-Wollen, nicht nur die Extreme


    Die einzig heilsame Ausnahme von Gier ist das Begehren nach der Freiheit von Anhaftung, nach Frieden, nach Freiheit.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Geronimo:

    Die einzig heilsame Ausnahme ist das Begehren nach der Freiheit von Anhaftung, nach Frieden, nach Freiheit.


    Gier ist Gier, warum sollte das begehren nach freiheit von anhaftung - das ja wiederum eine anhaftung ist, heilsam sein?
    auf deine frage :" wann beginnt gier..." (in dem anderen thread) habe ich geantwortet: " mit dem ersten atemzug, das mensch will leben". gebe es den wunsch(gier) nach leben nicht, wäre buddhas lehre auch nicht nötig...für wen auch? :D

  • sumedhâ:
    Geronimo:

    Die einzig heilsame Ausnahme ist das Begehren nach der Freiheit von Anhaftung, nach Frieden, nach Freiheit.


    Gier ist Gier, warum sollte das begehren nach freiheit von anhaftung - das ja wiederum eine anhaftung ist, heilsam sein?
    auf deine frage :" wann beginnt gier..." (in dem anderen thread) habe ich geantwortet: " mit dem ersten atemzug, das mensch will leben". gebe es den wunsch(gier) nach leben nicht, wäre buddhas lehre auch nicht nötig...für wen auch? :D


    Der Buddha hat es so erklärt. Der Wunsch nach Erlösung ist die einzige Sache die man ohne Bedenken begehren sollte.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Es ist auf dem Weg ein heilsames Verlangen, aber zum erreichen, muß man auch dieses irgendwann ablegen. Es gibt auch Schulen, die halten das Verlangen anderen zu helfen für heilsam. Hier gilt das selbe, es sind beides heilsame Motoren, die man auch irgendwann abstellen sollte.


    Wenn diese Verlangen aber zu sehr im Vordergrund steht und nicht einfach subtil mitwirkt, ist es mit sicher Gier und unheilsam. Einfach natürlich lassen. *schmunzel* oder gleich weg damit.
    Was auch so eine unheilsame Gier ist, ist die Wissensgier. Lass dir zeit, dann kommt es nicht überall wieder und wieder hoch. Verdauen und Häppchen für Häppchen. *schmunzel*

  • Hanzze:


    ...
    Was auch so eine unheilsame Gier ist, ist die Wissensgier.... *schmunzel*


    Und die immerwiederweißwasantwort- und schmunzelgier :grinsen:

  • Hi Geronimo,
    Ramana Maharshi hat einmal gesagt: "Der Wunsch nach Erleuchtung entspricht einem Dorn, den man benutzt, um einen weiteren Dorn aus dem Fuß zu lösen. Ist dies geschehen, werden beiden Dornen fortgeworfen."


    So verstehe ich auch Hanzzes Antwort und auch Deine Threaderöffnung.


    _()_ Monika

  • monikamarie:
    Hanzze:


    ...
    Was auch so eine unheilsame Gier ist, ist die Wissensgier.... *schmunzel*


    Und die immerwiederweißwasantwort- und schmunzelgier :grinsen:


    Hat wohl eher mit gelassener Ungeduld zu tun *schmunzel*
    Ein zwei Monate mehr und ich brauch nur mehr *schmunzeln*

  • Also gierig nach schmunzeln oder wie?

  • Religiöse oder philosophische Themen bis an den Rand auszudenken bringt (immer) die Gefahr von Selbstbezüglichkeit mit sich.


    Wie steht es um das Verlangen nach rechter Erkenntnis?
    Wie steht es um den Wunsch nach förderlichen Beziehungen im Sangha?
    Wie steht es um das eifrige Bestreben, sich von Bestreben zu befreien?


    ;)


    Ich finde solche Fragen schwierig, wenn ich sie wirklich auf konkrete Einzelthemen zuspitze..

  • hmmm, also ganz ehrlich: der wunsch nach befreiung ist nicht mit verlangen und gier zu verwechseln, im menschlichen sinne.
    er entspringt nämlich dem spirituellen selbst.
    die sehnsucht nach einheit kann nur durch eine "erinnerung" an einheit entstehen.
    und diese erinnerung ist tiefer liegend als die instinkte des egos.

  • Onyx9:

    hmmm, also ganz ehrlich: der wunsch nach befreiung ist nicht mit verlangen und gier zu verwechseln, im menschlichen sinne.
    er entspringt nämlich dem spirituellen selbst.
    die sehnsucht nach einheit kann nur durch eine "erinnerung" an einheit entstehen.
    und diese erinnerung ist tiefer liegend als die instinkte des egos.


    Du sprichst mir aus der Seele !
    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Wie richtig beobachtet *schmunzel* so kann es nur aus einer Seele sprechen.

  • Zitat

    Die einzig heilsame Ausnahme von Gier ist das Begehren nach der Freiheit von Anhaftung, nach Frieden, nach Freiheit.


    Im 6. Glied des achtfachen Pfades spricht der Erwachte von "Eifer" der entwickelt werden soll um die vier großen Kämpfe zu führen. Das ist "Gier" in subtilster Form, die auf dem Weg immer subtiler wird und sich weiter auflöst je näher sie dem Ziel kommt.


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Norbert:
    Zitat

    Die einzig heilsame Ausnahme von Gier ist das Begehren nach der Freiheit von Anhaftung, nach Frieden, nach Freiheit.


    Im 6. Glied des achtfachen Pfades spricht der Erwachte von "Eifer" der entwickelt werden soll um die vier großen Kämpfe zu führen. Das ist "Gier" in subtilster Form, die auf dem Weg immer subtiler wird und sich weiter auflöst je näher sie dem Ziel kommt.


    Es ist allerdings immer etwas problematisch, wenn nicht sogar völlig falsch,
    es als "Gier" zu bezeichnen, wenn sich einer bemüht die Gier aufzugeben.
    Ebenso problematisch falsch als wie wenn ich jemand Haß unterstellen
    würde weil er seinen Haß überwindet.

  • Onyx9:

    hmmm, also ganz ehrlich: der wunsch nach befreiung ist nicht mit verlangen und gier zu verwechseln, im menschlichen sinne.
    er entspringt nämlich dem spirituellen selbst.
    die sehnsucht nach einheit kann nur durch eine "erinnerung" an einheit entstehen.
    und diese erinnerung ist tiefer liegend als die instinkte des egos.



    Wunsch ist Wunsch und hält nur fest im Leid,
    heiter und möglichst wunschlos gilt es, den mittleren Weg zu gehen.
    Worte wie spirituelles Selbst oder Ego
    verlieren langsam ihre Bedeutung


  • Alles vergänglich auch solche höheren vermeintlichen Selbste aber trotzdem gibt
    es ja qualitative und quantitative Unterschiede.

  • Zitat

    Es ist allerdings immer etwas problematisch, wenn nicht sogar völlig falsch,
    es als "Gier" zu bezeichnen, wenn sich einer bemüht die Gier aufzugeben.
    Ebenso problematisch falsch als wie wenn ich jemand Haß unterstellen
    würde weil er seinen Haß überwindet.


    Wenn du es so verstehst hast du völlig recht accinca.


    Sie es mal so : Wenn jemand sich bemüht heilsuntaugliches zu mindern (z.B. Gier), so schafft er es indem er gleichzeitig das entsprechend heilstaugliche mehrt (Großzügigkeit). Er entwickelt eine Neigung zu Großzügigkeit. Hinneigung als solches betrachtet bleibt erhalten, sie wird nur mehr und mehr von etwas heilsuntauglichem zu etwas heilstauglicherem gelenkt. Somit wird Hinneigung (auf Heilsuntaugliches) durch Hinneigung (auf etwas Heilstaugliches) überwunden.


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Norbert:

    ....


    Sieh es mal so : Wenn jemand sich bemüht heilsuntaugliches zu mindern (z.B. Gier), so schafft er es indem er gleichzeitig das entsprechend heilstaugliche mehrt (Großzügigkeit). Er entwickelt eine Neigung zu Großzügigkeit. Hinneigung als solches betrachtet bleibt erhalten, sie wird nur mehr und mehr von etwas heilsuntauglichem zu etwas heilstauglicherem gelenkt. Somit wird Hinneigung (auf Heilsuntaugliches) durch Hinneigung (auf etwas Heilstaugliches) überwunden.



    Danke Norbert,


    heilstauglich ist der Schritt zurück in die Mitte des Weges. Heilsuntauglich - verlangensbehaftet - ist der Schritt von der Mitte weg.


    Dein Text führt in die Mitte zurück. Falls mein erster Beitrag zu diesem Thema zu verkopft oder zu verspielt gewesen sein sollte entschuldige ich mich

  • Norbert:
    Zitat

    Es ist allerdings immer etwas problematisch, wenn nicht sogar völlig falsch,
    es als "Gier" zu bezeichnen, wenn sich einer bemüht die Gier aufzugeben.
    Ebenso problematisch falsch als wie wenn ich jemand Haß unterstellen
    würde weil er seinen Haß überwindet.


    Wenn du es so verstehst hast du völlig recht accinca.
    Sie es mal so : Wenn jemand sich bemüht heilsuntaugliches zu mindern (z.B. Gier), so schafft er es indem er gleichzeitig das entsprechend heilstaugliche mehrt (Großzügigkeit). Er entwickelt eine Neigung zu Großzügigkeit. Hinneigung als solches betrachtet bleibt erhalten, sie wird nur mehr und mehr von etwas heilsuntauglichem zu etwas heilstauglicherem gelenkt. Somit wird Hinneigung (auf Heilsuntaugliches) durch Hinneigung (auf etwas Heilstaugliches) überwunden.


    Das was du hier beschreibst, das gibt es auch und ich sage nicht,
    daß es das nicht gibt, aber es kann auch anderes sein. Das von dir
    benannte "Heilstaugliche" kann nämlich auch ganz einfach nur das
    weniger an Gier sein. Eine Neigung zu Großzügigkeit kann, aber
    muß dadurch nicht entstehen. Das kommt auf die Motive an.


  • Manche Menschen sind großzügig, weil sie gierig auf Dankbarkeit sind.
    Auch das ist meiner Meinung nach Gier.
    Reine Großzügigkeit besteht darin, sich nicht Dankbarkeit zu erwarten.
    Sondern frei geben zu können, ohne die Dankbarkeit "nehmen" zu wollen.
    _()_

  • Zitat

    Eine Neigung zu Großzügigkeit kann, aber
    muß dadurch nicht entstehen. Das kommt auf die Motive an.


    Richtig ! Und wenn das Motiv rechtes Bemühen ist (6.Glied), dann wird sich auch die Großzügigkeit entwickeln.


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Zitat

    Manche Menschen sind großzügig, weil sie gierig auf Dankbarkeit sind.
    Auch das ist meiner Meinung nach Gier.


    Gier gibt es in verschiedenen Graden und Abstufungen : vonrücksichtslosenEntreißen bis zu feinsten Hinneigungen. Gier als Tauschgeschäft ist für einen rücksichtslos Gierigen schon ein großer Fortschritt.


    Liebe Grüsse


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Norbert:
    Zitat

    Eine Neigung zu Großzügigkeit kann, aber
    muß dadurch nicht entstehen. Das kommt auf die Motive an.


    Richtig ! Und wenn das Motiv rechtes Bemühen ist (6.Glied), dann wird sich auch die Großzügigkeit entwickeln.


    Sofern ich dich jetzt verstehe sind wir von der Definition der
    Großzügigkeit als eine Art "edler Gier" jetzt abgekommen oder?
    Der rechte ariya achtfache Pfad ist nämlich keineswegs nur eine
    Verlagerung der Gier auf heilsame Dinge, sondern vor allem der
    Minderung bis Auflösung der Gier und natürlich ebenso von Haß
    und Verblendung.

  • Uhh... was ist bitte der "rechte ariya achtfache Pfad" ohne jetzt etwas zu vermuten *schmunzel*

  • Der Schmunzer:

    Uhh... was ist bitte der "rechte ariya achtfache Pfad"
    ohne jetzt etwas zu vermuten *schmunzel*


    Wenn du vermutest, das es zwei achtfache Pfade gibt, dann
    hast du richtig vermutet. (siehe M 117)