"Du meditierst wahrscheinlich noch nicht sehr lange, wenn du

  • noch nicht heftig geweint hast."


    Sagte sein Lehrer zu Jack Kornfield.


    Ich denke da ist etwas sehr wahres dran, und zugleich ein guter Rat an alle die sich von der Meditation einfach nur ein paar angenehme Erfahrungen erhoffen. Wer jahrelang meditiert und nur von schönem zu berichten weiß ist wahrscheinlich nie besonders tief vorgedrungen, oder betrügt sich womöglich mit seiner Praxis auch ein wenig selbst.


    Tränen (manchmal so viele um ganze Seen zu füllen), und viele andere durchaus sehr unangenehme Erfahrungen, gehören auf dem Weg zur Freiheit unweigerlich dazu.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    ...
    Wer jahrelang meditiert und nur von schönem zu berichten weiß ist wahrscheinlich nie besonders tief vorgedrungen, oder betrügt sich womöglich mit seiner Praxis auch ein wenig selbst.


    ...


    Hi Geronimo,
    keine voreiligen Schlüsse :lol: . Die Tränen sind relativ schnell vergessen, das dem vorausgehende Leid, das abgeschüttelt wurde, auch. Zurück bleibt das Gefühl von Freiheit und eine Erinnerung daran, damit Du am Ball bleibst.
    Oder meinst Du andere Tränen?
    _()_ Monika

  • Geronimo:

    "Du meditierst wahrscheinlich noch nicht sehr lange, wenn du noch nicht heftig geweint hast."
    Sagte sein Lehrer zu Jack Kornfield.
    Ich denke da ist etwas sehr wahres dran, und zugleich ein guter Rat an alle die sich von der Meditation einfach nur ein paar angenehme Erfahrungen erhoffen. ...


    Hmm, das Buch dazu hab ich natürlich nicht gelesen - aber wenn ich diesen Satz so für sich allein höre, würde ich "Tränen" nicht unbedingt per se mit einer "unangenehmen Erfahrung" gleichsetzen.


    Denn wer wirklich weinen kann, ist offen. Also ist das Weinen-können ein Resultat des Öffnungsprozesses, der in jahrelanger meditativer Kleinarbeit stattfindet. (Über das Heulsusen-Stadium hinauszukommen in einen echten, liebevollen Gleichmut wäre dann der nächste Schritt.)


    Jedenfalls ist es als Zustand erheblich besser, wenn man kräftig heulen KANN, als wenn alles noch blockiert ist und man trotz Schmerz oder Mitleid innerlich hart wie Stein bleibt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Geronimo:

    noch nicht heftig geweint hast."


    Sagte sein Lehrer zu Jack Kornfield.


    Vielleicht ist er ganz einfach eine Heulsuse.


    Es gilt nämlich nicht, dass der der heftig weint, schon lange meditiert.



    Grüße
    TM


  • Das Eingangszitat dazu ist doch eindeutig.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Das war auch nicht unbedingt auf die Tränen bezogen. Habe ich mich vielleicht undeutlich ausgedrückt. Ansonsten gebe ich Dir bei allem anderen vollkommen recht, wie immer ;)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()


  • Hat auch niemand behauptet.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Das weiß ich. Aber wenn der eine Heulsuse ist, dann unterliegt er einfach dem Dünkel, mit seiner Behauptung. Das kennen wir doch zu Genüge, dass einer seine eigenen Erfahrungen als so besonders ansieht, dass er sich zu verwegenen verallgemeinernden Schlussfolgerungen verleiten lässt. Das nennt man dann ich-Aufblähung.



    Grüße
    TM

  • Geronimo:
    monikamarie:

    Hi Geronimo,
    keine voreiligen Schlüsse :lol: . Die Tränen sind relativ schnell vergessen, das dem vorausgehende Leid, das abgeschüttelt wurde, auch. Zurück bleibt das Gefühl von Freiheit und eine Erinnerung daran, damit Du am Ball bleibst.
    Oder meinst Du andere Tränen?
    _()_ Monika


    Das Eingangszitat dazu ist doch eindeutig.


    Wieso eindeutig? Weint jemand beim Meditieren über seine Irrtümer oder aus Freude über sein Erkennen ...

  • TMingyur:

    .... Das nennt man dann ich-Aufblähung.


    Thema verfehlt, TM.


    Tränen können auch ein Zeichen sein, dass der Geist in eine neue Stufe eingetreten ist. Ein Zeichen von berührt sein.
    Mit Ich-Aufblähung hat sowas dann wahrhaftig nichts zu tun. Im Gegenteil.


    Und wer z.B. hat wohl mehr Stolz? Der Weinende oder der Stein?


    Witzig, dass dieses Thema so kontrovers diskutiert werden kann. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Schön dass du wieda da bist Geronimo !


    Indianer kennen keinen Schmerz ! ( war nur ein Scherz ! )

  • Losang Lamo:
    TMingyur:

    .... Das nennt man dann ich-Aufblähung.


    Thema verfehlt, TM.


    Tränen können auch ein Zeichen sein, dass der Geist in eine neue Stufe eingetreten ist. Ein Zeichen von berührt sein.
    Mit Ich-Aufblähung hat sowas dann wahrhaftig nichts zu tun. Im Gegenteil.


    Du hast es falsch verstanden. Ich meinte nicht die Tränen oder heftiges Weinen als ich-Aufblähung sondern auf diese Aussage:

    Zitat

    "Du meditierst wahrscheinlich noch nicht sehr lange, wenn du noch nicht heftig geweint hast."


    beziehen sich diese meine Aussagen:

    Zitat

    ... dann unterliegt er einfach dem Dünkel, mit seiner Behauptung. Das kennen wir doch zu Genüge, dass einer seine eigenen Erfahrungen als so besonders ansieht, dass er sich zu verwegenen verallgemeinernden Schlussfolgerungen verleiten lässt. Das nennt man dann ich-Aufblähung.



    Grüße
    TM

  • Na ohne Traurigkeit weint man nicht leicht, obwohl manchmal kommen mir auch die tränen vor lachen. *schmunzel* Beides funktioniert aber nicht ohne ein dickes "Selbst", und wenn es nur der "simulierte" Abschied davon ist.
    Ach was sind diese Gefühle schön, in der Medi lass sie raus, das ist ein guter "Ort" zum beobachten.

  • TMingyur:


    Du hast es falsch verstanden. Ich meinte nicht die Tränen oder heftiges Weinen als ich-Aufblähung sondern auf diese Aussage:

    Zitat

    "Du meditierst wahrscheinlich noch nicht sehr lange, wenn du noch nicht heftig geweint hast."


    (...)


    Naja, stimmt, diese "Du"-Aussagen sind immer problematisch. Das ist eine der wenigen generellen Aussagen, die man überhaupt machen kann. 8)


    Allerdings mildert das "wahrscheinlich" den Satz doch etwas ab. Es kann also sein, dass "man" schon lange meditiert, aber trotzdem noch nie heftig geweint hat.
    Aber vielleicht sollte man sich das dann mal betrachten, wenn dem so ist.


    Hanzze:

    ... Beides funktioniert aber nicht ohne ein dickes "Selbst", ...


    Weinen aus Traurigkeit oder vor Lachen funktioniert nicht ohne ein dickes Selbst?
    Das ist bei mir, glaub ich, anders. *kopfkratz*


    Liebe Grüße

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Das sowieso. :)


    Das mit dem Weinen aus Ego heraus beschäftigt mich:


    Im Falle von Selbstmitleid stimmt es - es gibt heftige Tränen, weil man sich viel zu wichtig nimmt.
    Aber, bei mir zumindest, gibt es so viele Gelegenheiten, wo die Tränen kommen. Gar nicht immer aus Verletzung heraus, sondern noch öfter, wenn alles wieder gut ist.


    Z.B. hatte eine Bekannte letzens große Sorge, ob ihr Sohn (ein junger Erwachsener) wohl eine schwerwiegende operation überleben würde. Die Chancen standen nicht so richtig gut. Ich hab sehr mit den beiden mitgefühlt und versucht zu trösten, was ein ziemlich filigranes Unterfangen war.
    Als sie nach zwei Wochen mitteilen konnte, dass ihr Sohn das Ganze gut überlebt hat, musste ich total heulen - einfach weil der Druck von mir abfiel.


    Na gut, vielleicht ist diese Art der spontanen Reaktion auch nicht das Ergebnis langjähriger Meditation sondern hat eher mit den Nerven und dem Hormonhaushalt zu tun.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Meine Erfahrung ist, dass durch die Meditation verdrängte Traumen ans "Licht" kamen. Während eines Retreats; und ich habe Rotz und Wasser geheult; das war sehr reinigend.


    Und als ich zum ersten Mal zum Gespräch mit dem Meditationslehrer ging, vor dem ich fast Panik hatte.
    Noch nie vorher spürte ich soviel Mitgefühl und Güte.
    Das hat mich so tief berührt, dass sich eine Schleuse in mir geöffnet hat und wieder war heulen angesagt...


    L.

  • Lillitschka:

    Meine Erfahrung ist, dass durch die Meditation verdrängte Traumen ans "Licht" kamen. Während eines Retreats; und ich habe Rotz und Wasser geheult; das war sehr reinigend.


    Und als ich zum ersten Mal zum Gespräch mit dem Meditationslehrer ging, vor dem ich fast Panik hatte.
    Noch nie vorher spürte ich soviel Mitgefühl und Güte.
    Das hat mich so tief berührt, dass sich eine Schleuse in mir geöffnet hat und wieder war heulen angesagt...


    L.


    YEP!!! Genau. Das meinte ich. (Sowas kennen diese Männer nicht :P )


    Im Lamrim heißt es auch, das Weinen sei ein Zeichen, dass einen das (Mahamudra oder wie auch immer man das jetzt benennt) berührt hat. Ich kann das nicht so gut artikulieren, deshalb hab ich es bis jetzt gelassen.
    Aber jetzt, wo Du es erwähnst, L., muss ich auch sagen, am meisten weine ich, wenn ich meinen Lehrer nach langer Zeit wiedersehe und er irgendwas Berührendes erzählt, oder auch bei Einweihungen. Man sollte nicht ohne Taschentücher zu einer Avalokiteshvara-Einweihung gehen. :)


    Liebe Grüße, LL ;)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Es ist die Wertungslosigkeit. Manchmal zum erstenmal wird man fähig, nicht nur das gelten zu lassen was man als angemessen oder gut empfindet, sondern auch dass was man immer versteckt hat, weswegen man sich schämt, den schatten. was man verdrängt hat, weil man meint, es gehört bestraft. der schatten will erlöst werden, alles strebt zur einigkeit.


  • Während einer Schweigewoche mit einem Vipassana geschulten Lehrer
    lief mir unentwegt ein Träne aus meinem Augen -
    und dann in der kleinen Kapelle
    (unabhängig der geleiteten Meditationsgruppe)
    brach ich dann in einem Meer aus Tränen aus . . .
    In dem anschließenden Einzelgespräch mit diesem Meditationsanleiter
    hat er klar erkannt, wo ich mich befand ...
    für mich unvergesslich und einzgartig !!!


    :)

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • crazy-dragon:

    Weinen kann ich auch, na und? Da habe ich keine Probleme damit. Und ich bin Voll-Mann... :D


    _()_ c.d.


    Ich wusste, das so ein Einwand kommen muss - nicht nur von Dir, lieber cd.
    Deshalb schrieb ich auch

    Losang Lamo:

    ... (Sowas kennen diese Männer nicht :P )


    ...diese... - nicht "jene", so wie Du, cd.


    Wobei ich das eigentlich wirklich wertungsfrei meine. Manchmal ist die mangelnde Emotionalität von Männern sehr hilfreich und konstruktiv und entspannend einfach. Nur, es kommt eben drauf an, wann und wo diese Emotionalität mangelt...
    Wenn dieser Zustand als der "einzig richtige" hingestellt werden soll, finde ich, ist der Blick etwas verstellt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:
    Hanzze:

    ... Beides funktioniert aber nicht ohne ein dickes "Selbst", ...


    Weinen aus Traurigkeit oder vor Lachen funktioniert nicht ohne ein dickes Selbst?
    Das ist bei mir, glaub ich, anders. *kopfkratz*


    Liebe Grüße


    Liebe Losang Lamo,
    Dann schau dir das doch genau an, das Selbstmitleid, das Mitleid, die Trauer... Die weltliche Freude, das schallende Lachen... Du wärst eine Ausnahme. *schmunzel*

  • Ich denke, dieses Weinen kann viele Facetten haben. Als erstes bedeutet es für mich eine heftige Erschütterung.
    Dann könnte es Weinen vor Erleichterung sein, vor Freude, vor Scham, vor endlich frei werdenden Schmerzen, vor Mitgefühl … und so viel mehr.
    Manche Menschen weinen ohne Tränen, und ebenso müssen Tränen nicht Trauer bedeuten.
    Freiheit heißt für mich auch keine Angst mehr vor den Emotionen zu haben, egal wie heftig sie sind. Die Dämonen verlieren ihren Schrecken.


    Liebe Grüße
    Knochensack