Ziele des buddhistischen Lebens.

  • Hallo Forum.
    Selbst bei der recht überschaubaren Gruppe der aktiven User + Poster gehen Erkenntnis, Auffassung, Verständnis und Praxis des Buddhadharma oft weit auseinander, was meiner Empfindung nicht nur daran liegt, dass sie sich an unterschiedlichen buddhistischen Schulen und Traditionen orientieren. Mir scheint, dass auch die individuelle Motivation und das, was ereicht werden möchte, eben auch für jene Differenzen ursächlich sind. Mag der eine vielleicht nur mehr Ruhe im Geist und einen gewissen Seelenfrieden suchen, strebt ein anderer den Ausstieg aus Samsara an. Es könnte hilfreich für ein gutes, gegenseitiges Verständnis sein, wenn man sich eben dieser Tatsache der unterschiedlichen Motivationen der User bewußt würde. Dies könnte dazu führen, dass manch eine Diskussion nicht mehr so leicht in ein dogmatisches "Dharma-Wrestling" (ich mag diesen Begriff :D ) abgleitet und wir ein toleranteres Empfinden anderen Usern gegenüber entwickeln.
    Für ein gutes, gegenseitiges Verständnis. O Mi To Fo.
    Wusheng

  • :) Hübsch gesagt, lieber Wusheng.


    Hinzu kommt auch die Vielschichtigkeit der einzelnen Personen in sich. Ist sich jeder überhaupt ehrlich über seine eigene Zielsetzung klar? Also, ich, ehrlich gesagt, komme nach all den Jahren immernoch nicht genau dahinter, warum ich eigentlich so eine Affinität zur Meditation habe. Es ist einfach nur ein Gefühl: Da ist es richtig! Was schon großartig ist, denn was ist ansonsten schon "richtig" auf dieser Welt? Aber ein klares Ziel wie "Nirwana" kann ich selbst noch nicht ehrlich definieren. Höchstens so schwammig: ich möchte dass das Leid aufhört, und zwar für alle! Von daher bin ich im Mahayana schon ganz gut aufgehoben, und es ist auch eine gute Motivation für die eigene Praxis, damit wenigsten schonmal von mir persönlich immer weniger Leid für andere ausgeht.


    Meiner Meinung nach ist man schon im völlig falschen Film erwacht, sobald man entdeckt, dass man "Dharma-Wrestling" ( :lol: ) betreibt.


    LG, LL

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Für mich kann ich sagen, dass ich den "Ausstieg aus Samsara" anstrebe.


    Den sehe ich aber für mich als Schritt-für-Schritt-für-Schritt....mal nach vorne und manchmal geht's auch nach hinten los.


    Den Gedanken "allen aus Samsara heraushelfen zu wollen" habe ich für mich abgelegt, weil mich dieser Gedanke derart überfordert hat, dass ich nur noch an diesem Ideal festgeklebt bin, so dass ich Sorge für mich selbst und Eigenverantwortlichkeit immer mehr in den Hintergrund gedrängt und manchmal auch auf ungute Art und Weise vergessen habe.


    Ich versuche mich an dem zu orientieren, was mir gegeben ist und auch wieder meine eigenen Grenzen zu erkennen.
    Derzeit übe ich mich in der Einhaltung der Kamma-Patha-Regeln und damit bin ich beschäftigt genug. ;)



    Wichtig ist mir aber zu sagen, dass ich hier nur für mich spreche. Ich kenne Menschen, die meine tiefe Bewunderung und meinen größten Respekt haben, weil sie das Mahayana-Ideal mit vollster Hingabe leben.

    Herzliche Grüße


    "Klee"



    *******Den Charakter eines Menschen erkennt man nicht so sehr daran, was andere über ihn sagen, sondern daran, was er über andere sagt.******


    (unbekannt)

  • Claudia:

    ...
    Den Gedanken "allen aus Samsara heraushelfen zu wollen" habe ich für mich abgelegt, weil mich dieser Gedanke derart überfordert hat, ...


    Ah ja, das Gefühl kenne ich auch. Aber ich konnte es alsbald loslassen. Weil ja nicht "ICH" es bin, die alle befreien muss.
    Genauso hab ich es auch mit der Metta-Meditation: Wenn ich mir vorstelle, ICH muss jetzt Mitgefühl für auch nur diesen einzelnen "Doofmann" empfinden, dann ist da ein überforderndes Gefühl, wie ein Hürdenlauf durch tiefen Matsch.
    Das lass ich los, verwerfe es als "irgendwie nicht richtig" und hänge mich einfach in das Mitgefühl des Buddha rein, nicht "mein" Mitgefühl. :)


    Egal, jedem das Seine! _()_

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo Losang Lamo,


    bei mir ist es so, dass ich es z.B. auch sehr ernst nehme, was ich gelobe oder rezitiere.
    D.h. wann immer ich z.B. die Meditation über den Lamrin rezitiert habe: ".....damit ich....die Verantwortung auf mich nehmen kann, die Lebewesen zu befreien..." oder ähnliches, habe ich mich selbst einem riesigen Druck ausgesetzt.
    Bis ich eben gemerkt habe, dass ich nicht soweit denken bzw. fühlen kann. Es ist mir nicht gegeben - ich tu' mich unbeschreiblich schwer, etwas auszusprechen, das ich mir mit meinen momentanigen Fähigkeiten und Limits nicht vorstellen kann.


    Aus dem Grund tut es mir gut, mich auf die Dinge zu konzentrieren, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich sie noch in diesem Leben entwickeln kann.
    Erst waren es die 5 Silas, inzwischen traue ich mir auch langsam zu, die Kamma-Patha-Regeln immer mehr mit einzubeziehen.


    Ich fühle mich nicht so weit, mir etwas vorzustellen, das über mein Menschsein hinausgeht und übe mich deshalb lediglich im Rahmen dessen, was mir momentan gegeben ist.

    Herzliche Grüße


    "Klee"



    *******Den Charakter eines Menschen erkennt man nicht so sehr daran, was andere über ihn sagen, sondern daran, was er über andere sagt.******


    (unbekannt)

    Einmal editiert, zuletzt von Klee ()

  • : off topic :

    Losang Lamo:

    Genauso hab ich es auch mit der Metta-Meditation:
    Wenn ich mir vorstelle, ICH muss jetzt Mitgefühl für auch nur diesen einzelnen "Doofmann"
    empfinden, dann ist da ein überforderndes Gefühl, wie ein Hürdenlauf durch tiefen Matsch.


    Vorstellungen finde ich auch sehr anstrengend.
    Zum Glück brauche es mir nicht sehr lange vorzustellen, das ist nur das 'Intro'.


    Eine kurze, gedankliche Vorstellung am Anfang, ein Einstellungssatz,einmal gedanklich ausgesprochen.
    Dann entsteht ein Gefühl. Die Vorstellung, den Satz loslassen und und dann bleibe ich beim wohlwollenden Gefühl.
    Brahmavihara hat nicht Gedanken als Mediobjekt, sondern Gefühle. Sehr (ent)spannend ist das, keine Vorstellung,
    aber trotzdem gerichtete Aufmerksamkeit zu haben.

    Auch finde ich es hilfreich, mit Wohlwollen zu beginnen, wie es beschrieben wird.
    Mitgefühl entsteht mir dann später, wenn es so weit ist.

    Alles Gute :)
    : off topic :

  • wusheng:

    Es könnte hilfreich für ein gutes, gegenseitiges Verständnis sein, wenn man sich eben dieser Tatsache der unterschiedlichen Motivationen der User bewußt würde.


    Bis vor Kurzem hatte ich die Vorstellung, recht bald zu ordinieren, um der unbefriedigenden Weltlichkeit schnelle zu enkommen.
    Das hat sich irgentwie aufgelöst.


    Nun möchte ich einfach nur lernen zu Geben und einen heilsamen Lebenswandel als Laie zu führen.


    Alles Gute :)

  • Hi wusheng,
    als ich das erste Mal das Wort "Erleuchtung" bewusst las in Hermann Hesses "Siddharta", wurde das spontan zu meinem Lebensziel. Das war 1976. Viele Jahrzehnte war ich "beseelt" von diesem inneren Sog. Es erschien mir möglich, machbar ...
    Schon Jesus hat mich seit der Kindheit fasziniert, weil ich immer gern hinter seine Triebkraft schauen wollte. Ich glaube, das ist einfach so angeboren. Auch hatte ich einen wunderbaren Religionslehrer. Meine Eltern wiederum einen ziemlichen Abstand zur Kirche, dafür aber einen gesunden Herz-Gott-Glauben mit viel Güte.


    Seit einigen Jahren spielt die Erleuchtung keine Rolle mehr für mich. Es ist mir egal geworden. Allein die Diskussionen hier und verschiedenen Auffassungen haben mein Bedürfnis zum Erliegen gebracht. Ich gehe meinen Weg genauso wie ich mir täglich die Zähne putze. Ich sehe meine Fortschritte, wobei es eher ein Verblassen ist. Ich habe keine Furcht, was mal sein wird und auch nicht, womöglich einen selbstgebastelten Weg zu gehen. Ich sehe die Früchte. Und die muss jede/r - wirklich jede/r - für sich selbst sehen. Siddharta ist auch einfach losgezogen, hat Lehrer aufgesucht und wieder verlassen. Hat alle damals bekannten Möglichkeiten ausprobiert und wieder verabschiedet. Warum sollte es irgendeinem von uns nicht auch möglich sein? Und ich glaube nicht, dass wir dazu Nonne oder Mönche werden müssen. Ein Leben gemäß der Lehre ist durchaus inmitten der Welt möglich. Ich bin da ganz zuversichtlich und vertraue auf mein Herz mit Hilfe eines gezähmten Verstandes.
    _()_ Monika

  • Claudia:

    Hallo Losang Lamo,


    bei mir ist es so, dass ich es z.B. auch sehr ernst nehme, was ich gelobe oder rezitiere.
    D.h. wann immer ich z.B. die Meditation über den Lamrin rezitiert habe: ".....damit ich....die Verantwortung auf mich nehmen kann, die Lebewesen zu befreien..." oder ähnliches, habe ich mich selbst einem riesigen Druck ausgesetzt.
    Bis ich eben gemerkt habe, dass ich nicht soweit denken bzw. fühlen kann. Es ist mir nicht gegeben - ich tu' mich unbeschreiblich schwer, etwas auszusprechen, das ich mir mit meinen momentanigen Fähigkeiten und Limits nicht vorstellen kann.
    ...


    Da hast Du ganz sicher ganz genau richtig gehandelt und diese Ernsthaftigkeit ist bestimmt genau die Art, wie man da heran gehen sollte.
    Bei mir war es anders. Ich hab, als ich das zum ersten Mal hörte, gedacht: 'Wow, das ist richtig. Ja, das mach ich.' Genau sowas hatte ich gesucht. Das wie und wie lange steht auf einem anderen Blatt. Das kann nur mit Loslassen und "Ich sowieso nicht" funktionieren. <<Hey Jude, don't carry the world up on your shoulders.>>

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Bei mir ist es wie bei zwei anderen Usern hier im Forum. Das Ideal des Mahayana hat auch mich irgendwann überfordert und mich vom wesentlichen Kern der Lehre Buddhas abgelenkt. Meine Motivation geht eher dahin, dass solange ich mich nicht selbst mit Hilfe der buddhistischen Praxis aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreit habe, ich auch keinem anderen Wesen daraus helfen kann. Ich muss erstmal an mir selbst arbeiten, ehe ich großspurig und ego-behaftet verkünde, Erleuchtung zum Wohl aller Wesen zu erlangen.


    Gruß
    Garfield

  • Garfield:

    solange ich mich nicht selbst mit Hilfe der buddhistischen Praxis aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreit habe, ich auch keinem anderen Wesen daraus helfen kann. Ich muss erstmal an mir selbst arbeiten, ehe ich großspurig und ego-behaftet verkünde, Erleuchtung zum Wohl aller Wesen zu erlangen.
    Gruß
    Garfield


    Mitgefühl für andere Menschen, geboren aus einem buddhistischen Verständnis, halte ich nicht für großspurig.
    Und mir haben schon viele Menschen geholfen. Vielleicht waren da auch ein paar Nicht-Erleuchtete bei. Hätten sie ebenso gedacht und bis zur eigenen Erleuchtung gewartet, gings mir heut ganz schön dreckig :lol:
    Gruß, Wusheng

  • Lieber Garfield,


    das Bodhisattva-Ideal im Mahayana und der Gedanke an die Buddhanatur in allen Wesen schließen uns selbst mit ein. Daher ist es folgerichtig, dass sich jeder um sein eigenes Wohl kümmern soll und sich als ein Buddha betrachten, als ein Wesen, das leidet, das Mitgefühl braucht. Wenn Dich das überfordert hat, dann hast Du am falschen Ende angefangen. Natürlich geht es erst mal darum, sich selbst "in Ordnung" zu bringen. Der Mahayana geht jedoch einen Schritt weiter und sagt, dass wir nicht ungetrennt sind: Wenn es den anderen nicht gut geht, geht es mir auch nicht gut und umgekehrt. Erlösung alleine ist nicht möglich, da wir nicht getrennt voneinander sind (darin besteht ja die Illusion, in dem Glauben, dass wir getrennt seien). Darüber hinaus hilft das Engagement für die anderen Wesen, sich selbst ein wenig zurückzustellen und damit z.B. dem Kreislauf von Selbstmitleid zu entkommen. Selbst die Hirn- und Verhaltensforschung hat es mittlerweilen erkannt, dass wir das größte Glück im sozialen Miteinander und beim Lernen finden. Und natürlich geht es um das rechte Maß. Wer mit seinem Leben noch viel zu schaffen hat, der macht erst mal bei sich Ordnung und flankiert das mit klitzekleinen Taten der Nächstenliebe. Die Fähigkeit dazu wächst allmählich – das ist ein Prozess mit Rückkoppelung. Sich um andere kümmern, etwas für das Allgemeinwohl zu tun, sich nützlich zu machen, das empfehlen auch Therapeuten bei Menschen mit psychischen Problemen – natürlich immer angemessen. Ich kann es bei Depressionen nur empfehlen: Man kann dann vielleicht nicht Menschen direkt helfen, aber sich z.B. um eine Topfpflanze kümmern, um einen Garten, ein Tier. Sich kümmern hilft gegen Kummer.


    Größenwahnsinnig zu denken man könne als unerleuchteter Volldepp ganz allein die Welt erlösen, ist ebenso nutzlos, wie sich auf sich selbst zurückzuziehen, damit die Zusammenhänge von Innen und Außen zu leugnen und sich bedeutungslos zu machen. Meine Lehrer weisen uns immer wieder darauf hin, uns nicht kleiner zu machen als wir sind und Verantwortung zu übernehmen, auch für den Zustand der Welt. Wie Wusheng sagt, wenn wir auf die Taten der Erleuchteten warten würden, dann können wir lange warten. Außerdem ist dann Erleuchtung gaaaaanz weit weg. Je länger wir warten, je länger wir uns darum bemühen, desto weiter weg.


    Das Leben ändert sich radikal, wenn man jede seiner Handlungen zum Wohle aller Wesen zu tun versucht. "Alle Wesen", das schließt jeden ein. Wie kann das Ego-behaftet sein? Das musst Du mir erklären.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • GaliDa68:

    Lieber Garfield,
    das Bodhisattva-Ideal im Mahayana und der Gedanke an die Buddhanatur in allen Wesen schließen uns selbst mit ein. Daher ist es folgerichtig, dass sich jeder um sein eigenes Wohl kümmern soll und sich als ein Buddha betrachten, als ein Wesen, das leidet, das Mitgefühl braucht. Wenn Dich das überfordert hat, dann hast Du am falschen Ende angefangen. Natürlich geht es erst mal darum, sich selbst "in Ordnung" zu bringen. Der Mahayana geht jedoch einen Schritt weiter und sagt, dass wir nicht ungetrennt sind: Wenn es den anderen nicht gut geht, geht es mir auch nicht gut und umgekehrt. Erlösung alleine ist nicht möglich, da wir nicht getrennt voneinander sind (darin besteht ja die Illusion, in dem Glauben, dass wir getrennt seien). Knochensack


    Was für eine Religion. Erlösung alleine ist nicht möglich? Dann ist
    Erlösung überhaupt nicht möglich. Wenn andere Leiden empfinden,
    leide auch ich? Auch dann ist Erlösung vom Leiden unmöglich.
    Was für eine Religion vom Mahayana und Buddhanatur und wie
    ganz anders die Lehre des Buddha.


  • Da muss ich accinca vollkommen Recht geben, liebe Knochensack, die Erlösung ist überhaupt nicht davon abhängig, wer alles noch leidet. Hätte Siddharta darauf gewartet, wäre er nie ein Buddha geworden. Das ist ein fataler Irrtum und niemals zu bewerkstelligen. Kein Mensch rettet einen anderen, aber dadurch dass ich frei werde, werden um mich herum unter Umständen all jene auch frei, die das Potenzial dazu haben. Aber darauf baue nicht. Und das ist auch nicht mein Ziel, obwohl ich davon überzeugt bin, dass mein Denken und Handeln nicht ohne Wirkung bleibt - sowohl positiv wie auch negativ.
    _()_ Monika

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Hallo Garfield,


    genau mit diesem "Schritt weiter" habe ich mich selbst komplett überfordert gefühlt, letztendlich war ich auch ratlos, wie ich mich einerseits aus Samsara befreien, andererseits aber geloben ("soll"), solange in Samsara zu bleiben, bis alle fühlenden Wesen gerettet sind.


    Mein Empfinden ist, dass "Samsara" in mir stattfindet, dass es sowas wie ein Spiegelbild meines Geistes ist und dass meine Erlösung letzten Endes auch nur durch mich stattfinden kann und die mir auch niemand abnehmen kann. Genauso wenig kann ich mir vorstellen, dass ich anderen Wesen aus Samsara heraushelfen kann, wenn ich mich selbst verpflichte in ("meinem") Samsara zu bleiben.


    Seitdem ich mich von dieser/meiner Vorstellung gelöst habe, geht es mir wesentlich besser und es beeinträchtigt meine soziale Kompetenz überhaupt nicht - ganz im Gegenteil fühle ich mich viel gestärkter, seitdem ich an dieser Vorstellung nicht mehr hafte.

    Herzliche Grüße


    "Klee"



    *******Den Charakter eines Menschen erkennt man nicht so sehr daran, was andere über ihn sagen, sondern daran, was er über andere sagt.******


    (unbekannt)

  • wusheng:
    Garfield:

    solange ich mich nicht selbst mit Hilfe der buddhistischen Praxis aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreit habe, ich auch keinem anderen Wesen daraus helfen kann. Ich muss erstmal an mir selbst arbeiten, ehe ich großspurig und ego-behaftet verkünde, Erleuchtung zum Wohl aller Wesen zu erlangen.Gruß Garfield


    ...Und mir haben schon viele Menschen geholfen. Vielleicht waren da auch ein paar Nicht-Erleuchtete bei. Hätten sie ebenso gedacht und bis zur eigenen Erleuchtung gewartet, gings mir heut ganz schön dreckig :lol: Gruß, Wusheng


    Das ist deine falsche Schlußfolgerung. Es ging ja nicht darum,
    das man keinen, den man helfen könnte , nicht helfen würde.


    Helfen "können" ist nämlich gar nicht so einfach. Den meisten
    Wesen auf der Welt kann man nicht helfen. Besonders wenn
    sie heftig Leiden kann man meistens aus den verschiedensten
    Gründen nichts dagegen tun. Selbst ein Buddha kann nur wenigen
    Wesen helfen.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Zitat

    Garfield: ... ehe ich großspurig und ego-behaftet verkünde, Erleuchtung zum Wohl aller Wesen zu erlangen.


    Es geht dabei wohl eher mehr um innere stille dynamische Prozesse der Aspiration und des erlernen`s, eine sehr spezielle aktive Motivation zu erzeugen und auszurichten, anstatt um "Ego behaftetes großspuriges verkünden". :idea:
    Würde es so gelesen und aufgefasst wie von Dir hier "deskriptiv" dargestellt, dann kann ich mir schon vorstellen das dies zu unangenehmen Nebenwirkungen in der uns alle umgebenden Umwelt führen wird bzw. kann.
    Und soweit ich die Unterschiedlichen Texte der Ngöndro Pujas kenne, geben die das Sinn und inhaltlich nicht her was du dem im quote entnimmst.
    Eher im Gegenteil, enthält die Praxis der äußeren vier vorbereitenden Übungen [Ngöndro] doch schon komplett die vier edlen Wahrheiten und den edlen achtfachen Pfad.
    Zumindest kann ich das [für mich] entsprechend so Sinn und inhaltlich theoretisch wie pragmatisch verstehen. :idea:


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema

  • Auch hier könnten unterschiedliche Auffassungen durch unterschiedliche Traditionen zu unterschiedlichen Aussagen kommen. Der Amitabha-Buddhismus bzw. die Reines-Land-Schule sieht es sicherlich anders als die Nur-geist-Schule.
    Wusheng

  • Mir ging es mit meinem Posting nicht darum, dem Mahayana-Ideal (...zum Wohl aller Wesen etc.) die Existenzberechtigung abzusprechen, schließlich ist eben jenes Ideal auch bis zu einem gewissen Punkt Bestandteil der Theravada-Lehre. Von Mahayana- und Vajrayana-Buddhisten kommt gelegentlich der "Vorwurf" die Theravada-Buddhisten wären in ihrer Praxis zu selbst-bezogen und hätten kaum bis gar kein Mitgefühl (während ihrer buddhistischen Praxis) für all die fühlenden Wesen übrig, die um sie herum existieren und leiden. Wer sich näher mit dem Theravada-Buddhismus beschäftigt hat, weiß natürlich, dass das kompletter Unsinn ist. Theravada-Buddhisten sind nur (in meinen Augen) in dem Punkt etwas ehrlicher und realistischer, weil man zu Beginn seiner buddhistischen Praxis erstmal auf sich selbst schaut und dort erstmal alles in Ordnung bringt. Wenn man eine gewisse Kontrolle über den eigenen Geist und all seine Gedanken sowie sonstigen mentalen Prozesse erlangt hat, und somit überhaupt erste Fortschritte auf dem buddhistischen Weg gesammelt hat, kann man damit langsam anfangen das "Mitgefühl für alle Wesen" in seine eigene buddhistische Praxis einzubauen. Ohne eine buddhistische Praxis als solides Fundament, welche zuerst zu erfolgen hat, nützt einem dieses Ideal bzw. dieses Mitgefühl für alle Wesen wenig bzw. wird man dann kaum für andere fühlende Wesen auf dem Weg des Dhamma (Dharma) eine Hilfe sein können. Alles hat seine Zeit und seinen "Ort", es geht mir in den Punkt einfach nur darum, jedem Element der buddhistischen Praxis die Priorität zu geben, die angemessen ist und die einen auf dem Weg des Buddha fördert und nicht von vornherein überfordert. Ich hoffe, ich konnte klar darlegen, worum es mir geht.


    Gruß
    Garfield


  • Liebe Monikamarie,


    habe mich wohl missverständlich ausgedrückt. Erlösung kann immer und überall stattfinden, und ja, Du musst selbst was dafür tun. Aber unter dem Aspekt des Ungetrenntseins sieht das anders aus. Ich denke schon, dass wir einander "mitnehmen" – eben in dieser Wirkung, die wir aufeinander haben. So wie der Buddha auch Dich mitnimmt. Du beschreibst es doch. Es handelt sich nicht nur um diejenigen um Dich herum, sondern auch um diejenigen nach Dir. 2500 Jahre nach dem Tod Buddhas in Indien wirkt er auf Dich in Deutschland. Das ist nur ein Wimpernschlag der Ewigkeit und ein Mäusesprung im Universum. Ich finde, wir können darauf bauen. Nichts geht verloren. Wir denken nur zu kurzfristig und eng. Wärst Du ohne Buddha zum Buddhadharma gekommen, und ohne all die unzähligen Menschen, die sich damit beschäftigen und die Fackel weitertragen? Ich weiß von mir ganz sicher, dass ich das nicht alleine bewerkstellige, dass ich unzählige Helfer habe. So gesehen leiste ich sogar das Geringste für meine Befreiung, aber selbst das ist unendlich mühsam.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • "Wie aber, großer König, ist der Mönch tüchtig in Tugend?


    Da hat, großer König, der Mönch Lebendiges umzubringen verworfen, Lebendiges umzubringen liegt ihm fern: ohne Stock, ohne Schwert, fühlsam, voll Teilnahme, hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid. Das eben gilt ihm als Tugend. -"


    1. Sila, sh. http://www.palikanon.com/digha/d02_2.htm


    Die Grundlage buddhistischen Handelns. ( Gleich im 2. Kapitel im digha, auch ohne Metta Meditation zum Buddhismus gehörend)
    "Durch die Erfüllung dieser heiligen Tugendsatzung empfindet er ein inneres fleckenloses Glück. Also ist der Mönch, großer König, tüchtig in Tugend. "



    Ziele:
    Von Hass befreien > Aus Güte möglichst sinnvoll handeln
    Von Gier befreien > Begierden hinterfragen
    Von Unwissenheit den Geist befreien > Achtsamkeit bis zum Erwachen ;)

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • wusheng:

    Auch hier könnten unterschiedliche Auffassungen durch unterschiedliche Traditionen zu unterschiedlichen Aussagen kommen. Der Amitabha-Buddhismus bzw. die Reines-Land-Schule sieht es sicherlich anders als die Nur-geist-Schule.Wusheng


    Meinetwegen können alle Menschen zu unterschiedlichen Aussagen kommen
    und das tun sie ja auch zum großen Teil.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • GaliDa68:


    Ich denke schon, dass wir einander "mitnehmen" – eben in dieser Wirkung, die wir aufeinander haben. So wie der Buddha auch Dich mitnimmt. Du beschreibst es doch. Es handelt sich nicht nur um diejenigen um Dich herum, sondern auch um diejenigen nach Dir. 2500 Jahre nach dem Tod Buddhas in Indien wirkt er auf Dich in Deutschland. Das ist nur ein Wimpernschlag der Ewigkeit und ein Mäusesprung im Universum. Ich finde, wir können darauf bauen. Nichts geht verloren. Wir denken nur zu kurzfristig und eng. Wärst Du ohne Buddha zum Buddhadharma gekommen, und ohne all die unzähligen Menschen, die sich damit beschäftigen und die Fackel weitertragen? Ich weiß von mir ganz sicher, dass ich das nicht alleine bewerkstellige, dass ich unzählige Helfer habe. So gesehen leiste ich sogar das Geringste für meine Befreiung, aber selbst das ist unendlich mühsam.Liebe Grüße Knochensack


    Nicht zu vergessen deine Mutter und die Mutter vom Buddha.
    Hätte es die nicht gegeben dann hättest du vielleicht auch vom
    Buddha niemals was gehört. Diese bedingten spezifischen Abhängigkeiten
    bezweifelt allerdings keiner.

  • accinca:
    wusheng:

    Auch hier könnten unterschiedliche Auffassungen durch unterschiedliche Traditionen zu unterschiedlichen Aussagen kommen. Der Amitabha-Buddhismus bzw. die Reines-Land-Schule sieht es sicherlich anders als die Nur-geist-Schule.Wusheng


    Meinetwegen können alle Menschen zu unterschiedlichen Aussagen kommen
    und das tun sie ja auch zum großen Teil.


    Das ist eine gute Einstellung.
    Gruß, Wusheng

  • wusheng:

    Auch hier könnten unterschiedliche Auffassungen durch unterschiedliche Traditionen zu unterschiedlichen Aussagen kommen. Der Amitabha-Buddhismus bzw. die Reines-Land-Schule sieht es sicherlich anders als die Nur-geist-Schule.
    Wusheng


    Anmerkung zur 'Philosophischen' Ausrichtung:
    Yogacara, Vijnannavada bzw. auch Cittamatra ~ Nur Geist Schule [Maitreya/ Asanga, Vasubandhu et cetera]
    vorläufig demgegenüber steht
    die Sichtweise der Madhyamaka [Nagarjuna~Mulamadhyamakakarikas] des ¹Buddhapalita und ²Bhavaviveka als ¹ Madhyamaka Prasangika sowie der ²Madhyamaka Svatantrikas.
    In Tibet wurden beide Zweige gelehrt. [siehe bitte Yogacara Svatrantika Madhyamikas?]



    Des Weiteren gab es [historisch geschichtlich aufgezeichnet Bestrebungen] beide Zweige miteinander zu vereinbaren, nebst der Kritischen Disputationen [als und darüber hinaus] gegen unter und miteinander.
    Dem interessierten Anfänger ist anzuraten je nach gelagertem Schwerpunkt des Interesses, erst einmal jede Sichtweise ausschließlich für sich zu erlernen/studieren, um unnötige inhaltslose Vermengung und nicht zusammen gehörige Sichtweisen und Aspekte [Erkenntnistheoretischer sowie Ontologischer] auseinander halten zu können.
    Sukhāvatīvyūha.



    Ergo: Mit Sicherheit nicht lieber Wusheng.


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema