Das Scheitern ist schwer erträglich für das Selbst-Bewußtsein, das Bewußtsein von sich selbst, welches Vorstellungen eines "Erfolgreichen" oder "Zufriedenen" oder "Glücklichen" hegt und pflegt. Denn dies ist die Konditionierung "Erfolg", "Zufriedenheit", "Glück" und alles was im Zusammenhang damit als "förderlich" oder "verursachend" oder "belegend" fantasiert wird.
Erfolgreich worin auch immer. Es ist diese Selbst-Behauptung, dieser meist unterschwellige Sinn von "ich bin", welches sich auch äußert als "ich habe" und "ich mache" oder "ich kann" oder "ich weiß". Dies denken zu können stellt bereits einen Erfolg für das Selbst-Bewußtsein dar, wenn es als wahr geglaubt wird (von eben diesem Bewußtsein).
So ist es dass diese Besessenheit unentwegt dem Annehmen des Scheiterns ausweicht: Kaum tritt die Erfahrung des Scheiterns auf einem Gebiet des Erfahrungsraumes ein, schon wendet sich das Bewußtsein "anderen Ufern" zu, das letzte Scheitern verdrängend oder herabspielend als "unwesentlich" oder "ganz natürlich" oder "so ist halt samsara" oder "alles ist vergänglich" und all diese Floskeln/Mantras, welche das Selbst-Bewußtsein von der Anerkennung des Scheitern ablenken sollen. Denn würde es sein Scheitern anerkennen, dann müsste es von sich lassen.
Scheitern in der Sphäre des gesellschaftlichen (geschäftlich, soziale Anerkennung, Scheitern von Familien-Vorhaben), führt allzu oft dazu, dass sich das Selbst-Bewußtsein dem Spirituellen/Religiösen zuwendet. Einer der z.B. als Unternehmer/Geschäftsmann scheitert wird dann z.B. zu einem "überzeugten" Buddhisten. Der Erfolg, der in der Sphäre des Gesellschaftlichen ausgeblieben ist (und der Schaden, der ggf. durch das Streben danach angerichtet wurde), soll dann wettgemacht werden, durch Erfolg auf dem (oder einem) "buddhistischen" Weg.
Dass dieses Selbst-Bewußtsein keineswegs eindimensional arbeitet, kann sich dann darin zeigen, dass das alte konditionierte Bedürfnis nach (auch für andere) sichtbarem Erfolgs-Beweis, also "soziale Anerkennung", sich unter Umständen darin äußert, dass jemand mit seinem "neuen Tätigkeitsgebiet", offensiv nach außen tritt, andere dafür begeistern will, um Anhängerschaft und Zustimmung bei anderen buhlt, zum Prediger wird.