Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtfertigung

  • Ich danke Dir von Herzen für die Schriften, kannst du mir bitte noch den Link zusenden, von dem du sie entnommen hast? Ich möchte sie gerne auf Quelle und weitere Inhalte prüfen. Zudem mag ich solche Glückskeks-Schnipseleien nicht so gerne, sondern lese das lieber komplett, da habe ich mehr von. Herzlichen Dank schon mal für Deine freundliche Mühe.


    Ich sinne nicht über Vergangenes oder Zukunft nach. Ich habe nur am Wochenende erlebt, wie einige Buddhisten über eine Lehrerin hergefallen sind, weil sie ihr Mitleiden nach einem Besuch in Auschwitz nicht mehr unter Kontrolle hatten. Immer wenn es um Auschwitz geht, respektive den Holocaust, dann werfen manche Deutsche Buddhisten ihre Meditationsmatte aus dem Fenster und sagen Dinge, die sie bei anderen Formen des Leides nicht sagen würden.


    Wieso ist das so? Welche Mechanismen wirken da? Da suche ich nach Antworten. Wieso wird unser Wissen plötzlich weich, wenn es zu Themen kommt, die stark besetzt sind? Direkt danach holen sich die Leute ihre Meditationsmatte wieder, setzen sich hin als wäre nichts gewesen und sind wieder klar bei Verstand.

  • Engelbert:

    Immer wenn es um Auschwitz geht, respektive den Holocaust, dann werfen manche Deutsche Buddhisten ihre Meditationsmatte aus dem Fenster und sagen Dinge, die sie bei anderen Formen des Leides nicht sagen würden


    Was denn so?

  • Engelbert:


    Wenn das so ist, und ich nehme an, dass wir uns nicht irren, wenn wir selbst dem Wesen, das einst auch für eine kurz Zeit der Mensch Hitler war, Erleuchtung und Buddhaschaft zuweisen


    Das Wesen schlüpfte in Hitler, das Wesen selbst blieb in Hitler unverändert von äusseren Einflüssen.
    Gleichzeitig schlüpft es in alle anderen Menschen/Dinge.
    Damit wäre es sinnvoller das zu betrachten was vor der Person ist, als die Person selbst.

  • Was denn so.


    Zum Beispiel der Holocaust hat nichts mit Karma zu tun.


    Dann kommt unweigerlich Schuld und Sühne und Verzeihung und Unverzeihlich ins Spiel.


    Dann folgt "gerade wir als deutsche...", auch beliebt ist "müssen vorsichtig sein dass...".


    Das muss man sehr bestimmt sagen, an der Grenze zu laut, damit es mehr Gewicht bekommt.


    Am besten man sagt es auch recht schnell und ohne zu oft Atem zu holen.

  • Zitat

    Aber nochmals dazu, alles was eine Wirkung bekommt, hat m.E. dazu eine Ursache gelegt. D.h. aber nicht das die Wirkung immer richtig ist. D.h. alles ist ein unendliches Geflecht aus Ursache eines und der Wirkung eines anderen, der damit wieder eine Ursache legt usw.



    Genau das habe ich auch gesagt, weil ich weiß, dass das so ist.
    Aber manche haben dafür keine Einsicht und werden dann auch recht wild.

  • Hallo Engelbert,

    Engelbert:

    Ich danke Dir von Herzen für die Schriften, kannst du mir bitte noch den Link zusenden, von dem du sie entnommen hast? Ich möchte sie gerne auf Quelle und weitere Inhalte prüfen. Zudem mag ich solche Glückskeks-Schnipseleien nicht so gerne, sondern lese das lieber komplett, da habe ich mehr von. Herzlichen Dank schon mal für Deine freundliche Mühe.


    das Betreffende findet sich am Ende des Suttas.
    Übersetzungen in's Deutsche gibts online zweie (links oben, der 'Hamburger'): Dīgha Nikāya, 1. Brahma­jāla­sutta


    Gruß

  • Engelbert:

    Geht der Buddhismus davon aus, dass die getöteten Menschen in Auschwitz nach vielen Leben Nirvana erreichen werden?


    Von den Fragen abgesehen, "wer" es erreicht, was "es" ist und welcher Zusammenhang zwischen den Gestorbenen und den Lebenden besteht, lehren wohl faktisch die allermeisten buddhistischen Sekten, dass alle Wesen das Potential "in sich" tragen, die Erleuchtung zu erlangen, zum Beispiel lehrt dies das Lotussutra. Mit Auschwitz oder Hollywood hat dies genauso wenig zu tun, wie mit "getötet" oder nicht getötet.


    Zitat

    Was ist mit den KZ-Wächtern und Funktionären des dritten Reichs?


    Zwischen den Bewachten und den Wächtern gibt es hinsichtlich des Erleuchtungspotenzials keinen Unterschied.


    Zitat

    Diese kleinen Jungen und Mädchen, bei denen nach der Einschulung sehr viel schief gelaufen ist... Steht denen am Ende ihres Daseinskreislaufes Erleuchtung offen?


    Wenn die diesbezüglichen Lehren korrekt sind, so ist dies der Fall - alle können die Buddhaschaft erlangen.


    Zitat

    Ist für alle diese Wesen auch Buddhaschaft möglich?


    Ja.


    Zitat

    Mit meinem ganz, ganz rudimentären Wissen glaube ich das schon!


    Dein Glaube ist dafür irrelevant. Entweder ist die Erleuchtung allen zugänglich, oder nicht. Dies hängt nicht von deinem Glauben ab.


    Zitat

    Mit diesem Vertrauen habe ich Zuflucht genommen,


    War bei mir auch ein Aspekt, wenn ich es auch ein wenig anders ausdrücken würde.


    Zitat

    Daher finde ich, dass die Diskussion zum Holocaust vom falschen, dualen Ende her angesehen wird.


    Das verstehe ich zwar nicht, möchte aber auch nicht, dass Du es mir zu erklären versuchst. "Auschwitz" und "Holocaust" kann ich nicht mehr hören, vielleicht gibt es auch noch anderes.


    Zitat

    Ist es nicht Karma,


    Ich empfehle Dir, dich mit Karma erst am Ende deines Weges zu befassen, wenn überhaupt. Die Vermutungen deiner Lehrerin kannst Du einfach hinnehmen, ohne ihnen irgendeinen Wert beizumessen, Du musst ihr aber auch nicht widersprechen.


    Zitat

    Schließlich war auch das Leid nicht pauschal exorbitant im Holocaust.


    Alles ist relativ. Manche reden aber von der "Singularität" des H. Und der Begriff "Leiden" oder gar dukkha hat viele Facetten.


    Zitat

    Auch hier ist es so, dass es nicht das Geschehen ist, das Leid verursacht, sondern die eigene Haltung dazu.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du weißt, wovon du sprichst. Ich würde einfach kleinere Brötchen backen und mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, denn das bringt niemandem etwas.


    Zitat

    Auch bei uns, die wir im Angesicht des Holocaust sofort zu leiden beginnen, nicht?


    Ich gehöre in diesem Fall nicht zum "wir" ("bei uns").


    Zitat

    Ich versuche anstatt mit großem Mitleid das Geschehene mit gleichmütigen Mitgefühl zu behandeln.


    Dein Satz "ich behandele das Geschehene mit gleichmütigen Mitgefühl" ist eine Herausforderung an die Vernunft. Wie läuft denn bei dir die Behandlung?


    Zitat

    Und es ist für tibetische Lamas sicher einfacher als für einen deutschen Buddhismus-Anfänger wie mich.


    Das ist eine Überschätzung "der tibetischen Lamas". Immerhin schätzt Du dich selbst realistisch ein.


    Mein abschließender Rat: Halte dich von "Gleichmut", "Mitleid" (groß, mittel oder klein), "Auschwitz", "Mitgefühl" und "Nirvana" fern. Und: Hände weg von Karma!


    Kongjiazhong

    2 Mal editiert, zuletzt von kongjiazhong ()

  • Engelbert:

    Wenn das so ist, und ich nehme an, dass wir uns nicht irren, wenn wir selbst dem Wesen, das einst auch für eine kurz Zeit der Mensch Hitler war, Erleuchtung und Buddhaschaft zuweisen,


    Dem Reichskanzler Adolf Hitler weist niemand Erleuchtung und Buddhaschaft zu, genauso wenig wie dir. Das gleiche gilt auch für ein von dir eingeführtes ominöses "Wesen", das Gefallen daran gefunden hätte, mal "Hitler" zu sein, und das möglicherweise sich heute als "Engelbert" betätigt. Auch hier gibt es keine Zuweisung.


    Der Buddhismus lehrt bekanntlich nichts, das man als "Wesen" bezeichnen könnte, insbesondere, wenn man damit, was die Regel ist, ein unveränderliches, unteilbares, aus sich selbst bestehendes "Selbst" versteht. Wenn man sagt, "mögen alle Wesen glücklich und frei von Leiden sein", so ist damit gemeint, dass es keine Wesen gibt. Ist aber nicht ganz einfach, ich habe es auch noch nicht begriffen.


    Frage doch mal deine Lehrerinnen. Wer von Anatta (sozusagen "Nicht-Wesen", Nicht-Selbst) nicht redet, sollte von Karma schweigen. Und wer anfängt von beidem zu Reden, ohne ein Buddha zu sein, der sollte zur Besinnung kommen und sich an eine Wand setzen und zu schweigen beginnen.


    Es geht nicht um eine "Zuweisung", sondern um die allen Wesen innewohnende sogenannte Buddhanatur, d.h. um das grundlegende Potential, die Buddhaschaft zu erreichen. Selbstverständlich haben auch Hitler und Merkel und Bomber Harris diese Buddhanatur.


    Esoterische Hitleristen wie Miguel Serrano oder Savitri Devi haben Hitler allerdings als einen Avatar von Vishnu bzw. als Kalki gesehen - dies können wir aber jetzt ignorieren.


    Kongjiazhong

    Einmal editiert, zuletzt von kongjiazhong ()

  • schei...konzepte..., sag ich doch
    da ist ne gute intution und die wird zugeschüttet mit sollte, müsste, würde, wenn...



    kongjiazhong

    Zitat

    Wer von Anatta (sozusagen "Nicht-Wesen", Nicht-Selbst) nicht redet, sollte von Karma schweigen. Und wer anfängt von beidem zu Reden, ohne ein Buddha zu sein, der sollte zur Besinnung kommen und sich an eine Wand setzen und zu schweigen beginnen.


    Korrekt.

  • engelbert:

    Zitat

    Ich habe nur am Wochenende erlebt, wie einige Buddhisten über eine Lehrerin hergefallen sind, weil sie ihr Mitleiden nach einem Besuch in Auschwitz nicht mehr unter Kontrolle hatten.


    die sind nicht in sitzen geübt, shamatha ( "hausaufgaben machen" ), sonst wäre ein begriff wie auschwitz erstmal nur ein wort, welches fiel, oder eine ansicht, eine erinnerung. punkt. sie kriegen den punkt nicht hin ruhig zu verweilen in betrachtung von phänomenen, wie einem wort, einer erinnerung, einer vorstellung, einem gefühl. das hat natürlich auch was mit demonstration zu tun. "ich bin wahnsinnig sensibel="ich bin wahnsinnig mitfühlend"="unerträglich". das hat mit "echter" dharma praxis absolut nichts zu tun, da bahnen sich persönliche befindlichkeiten ihren weg. ist schlichtweg ego. kein ausdruck von mitgefühl. das ist ganz still. in meinem zendo sind relativ kurz hintereinander zwei wesentliche lehrer verstorben, die praxis wird fortgesetzt, wir rezitieren eine bestimmte zeitlang, 48 tage, ein gewisses sutra. das ist sowieso das einzig richtige. nur praxis ist hilfe, ob für lebende oder tote oder leidende, ganz irrelevant.

  • CurtainCall:


    Aber nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags:
    Ich habe letztens, als ich mich mit Kritik über den Buddhismus beschäftigt habe, gelesen, dass einige "Buddhisten" folgende These aufgestellt haben:
    << Ausschwitz war gut, da diese Juden in ihrem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt haben. >>
    Das ist aus ethischer Sicht abscheulich.


    Ethik und die davon bedingten emotionalen Bewertungen hin oder her, interessanter erscheint mir die Frage, ob ein mittels kollektiver Verhaltensmuster ankonditionierter Antisemitismus sich hier buddhistisch manifestiert und - falls ja - warum ein solcherart ankonditionierter Antisemitismus immer und überall, unter welchen ideologischen oder religiösen Ansichten auch immer, so dominant ist. Es hat sich z.B. in jüngster Vergangenheit ja bereits gezeigt, dass sich bzgl. Antisemitismus ganz merkwürdige Allianzen von Rechts und Links und Muslimisch herausbilden können. Christen sind von jeher dabei und warum sollten sich also nicht auch Buddhisten dazugesellen können? Für tief verwurzelte Ressentiments kann man per Intellekt immer Begründungen finden und man holt sie sich eben aus dem Gedankensystem, dem man zugeneigt ist, wie irrational das Gedankensystem auch sein mag.

  • blue_aprico:

    engelbert:

    Zitat

    Ich habe nur am Wochenende erlebt, wie einige Buddhisten über eine Lehrerin hergefallen sind, weil sie ihr Mitleiden nach einem Besuch in Auschwitz nicht mehr unter Kontrolle hatten.


    die sind nicht in sitzen geübt


    Das bringt es auf den Nenner. Um die Ursachen aus einem anderen Blickwinkel zu analysieren: das 'Sitzen' (das man hier als Platzhalter für die Dharmapraxis verstehen sollte) legt bestimmte Geisteshaltungen frei, die als brahmavihāra bekannt sind. Mehrzahl, weil in der Literatur vier brahmavihāra genannt werden: maitrī, karunā, muditā und upekṣā (kurz und grob übersetzt: Liebe, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut). Tatsächlich handelt es sich jedoch nur um verschiedene Aspekte einer Geisteshaltung. Man könnte dieser - ganz wesentlich den Mitwesen zugewandte - Haltung auch weniger Aspekte zuordnen (z.B. karunā und muditā als 'Empathie' zusammenfassen) aber auch mehr, d.h. noch stärker differenzieren. 'Klassisch' sind es nun einmal vier.


    Auch, wenn es sich um eine einzige, ungeteilte Geisteshaltung handelt, die den Bodhisattva kennzeichnet, so zeigt sich bei Praktizierenden - insbesondere bei Anfängern - doch häufig ein Ungleichgewicht der genannten Aspekte. Zum Teil liegt das auch daran, dass in der Schulung oft besonderes Gewicht auf karunā gelegt wird - weil viele Lehrende wohl der Ansicht sind, dass gerade hier besondere Defizite zu kompensieren sind bzw. dies in Hinsicht auf eine tiefere Einsicht in die erste 'edle Wahrheit' notwendig ist. Die von Dir geschilderte Reaktion ist ein Anzeichen dafür, dass bei den Betreffenden zwar karunā durchaus entwickelt zu sein scheint, es aber Defizite bei maitrī und insbesondere upekṣā gibt. Maitrī sollte sich nicht nur auch auf die angegriffene Lehrerin, sondern unterschiedslos auf alle Wesen erstrecken - die Täter von Auschwitz mit inbegriffen. Einfach ist das nicht, zumal - wie hier - bei oder unmittelbar nach der sinnlichen Erfahrung dessen, was von Auschwitz (als Mahnmal im eigentlichen Sinn des Wortes) geblieben ist. Aber: wahre karunā ist nur dann erträglich(!) und maitrī nur dann möglich, wenn auch upekṣā und muditā freigesetzt werden. Anders ausgedrückt: wenn die brahmavihāra in Harmonie oder Gleichgewicht sind. D.h. wiederum, die von Dir beobachteten Reaktionen deuten auf ein Ungleichgewicht in der Praxis. Richtig geübtes 'Sitzen' ist daher eine vereinheitlichte Praxis, die solche Disharmonien / Ungleichgewichte im Geist des Übenden vermeidet bzw. ausgleicht.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Stero:
    CurtainCall:


    Aber nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags:
    Ich habe letztens, als ich mich mit Kritik über den Buddhismus beschäftigt habe, gelesen, dass einige "Buddhisten" folgende These aufgestellt haben:
    << Ausschwitz war gut, da diese Juden in ihrem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt haben. >>
    Das ist aus ethischer Sicht abscheulich.


    Ethik und die davon bedingten emotionalen Bewertungen hin oder her, interessanter erscheint mir die Frage, ob ein mittels kollektiver Verhaltensmuster ankonditionierter Antisemitismus sich hier buddhistisch manifestiert


    Meines Erachtens manifestiert sich hier vor allem ein falsches Verständnis von karma - jedenfalls kein buddhistisches Verständnis. karma ist willentliches Tun, nicht ein irgendwie geartetes Schicksal, dass man Päckchen mit sich herumträgt - womöglich noch 'geerbt' von irgendwelchen Toten. Das ist natürlich eine bequeme Sichtweise - die Verantwortung für die Art, wie wir existieren, wird damit auf die Toten abgeschoben, die angeblich 'unser' karma angesammelt haben.


    Worum es hier eigentlich geht, das ist nicht karma (das willentliche Tun) sondern phala (die 'Frucht' des Tuns). Früchte des willentlichen Tuns sind nun die Ursachen und Bedingungen, die unser Sein bestimmen. Zum Teil sind das Ursachen und Bedingungen (hetupratyaya), die wir uns (und anderen Wesen!) durch unser Handeln (karma) selbst setzen, zum Teil wurden und werden sie uns gesetzt. "Die Juden" haben Auschwitz definitiv nicht geschaffen (als Ursache und Bedingung gesetzt), auch nicht durch ihr karma. Das ist schlicht eine strunzdumme oder aber zutiefst bösartige These, wie jeder weiss, der sich mit den historischen Tatsachen beschäftigt hat. Z.B. durch Lektüre von Saul Friedländers 'Das Dritte Reich und die Juden'. Eine schwer erträgliche Lektüre, aber heilsam. Wie nun der einzelne Lagerhäftling mit seiner leidhaften Situation - den ihm gesetzten Ursachen und Bedingungen - umgegangen ist, das ist sein karma - und wie er diese Ursachen und Bedingungen subjektiv erfahren hat, seine phala.


    Notabene: aus dem o.g. folgt auch, dass es so etwas wie ein "Gruppenkarma" (z.B. das Karma der Juden) nicht gibt. Das ist eine rassistische Sichtweise und hat mit dem Dharma nichts zu tun. Auch, wenn Einzelne zumindest teilweise durch gleiche Ursachen und Bedingungen bestimmt (z.B. ein KZ) existieren, so existieren sie doch als Einzelne und nicht als Gruppe. Auch, wenn Einzelne gleich oder gar gemeinsam handeln, so handeln sie doch als Einzelne und nicht als Gruppe. Der Einzelne ist konkret, er hat eine persönliche sinnliche Erfahrung seines Seins und er hat einen persönlichen Willen. Gruppen sind nur Abstrakta - eine Gruppe hat weder sinnliche Erfahrung noch einen Willen, noch handeln Gruppen. Auch die falsche Sicht von Gruppen ist nur ein feiges, bequemes Ausweichen vor der Verantwortung, die man als Einzelner für sein ganz persönliches Handeln (auch in einer Gruppe verschiedener Einzelner) und dessen Früchte trägt.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    "Die Juden" haben Auschwitz definitiv nicht geschaffen (als Ursache und Bedingung gesetzt), auch nicht durch ihr karma.


    Die spezifische Seinsweise der Juden - als Realität und als Vorstellung anderer davon - war eine Bedingung ihrer teilweisen Vernichtung. Eine andere Bedingung war zum Beispiel der Organisationsgrad und die Zuverlässigkeit der Deutschen Reichsbahn.


    Solch eine Aussage kann man auch, um mal von den Juden wegzukommen, die auf allen Gebieten maßlos überschätzt werden, sowohl als Handelnde, als auch als Täter und Opfer, auch für die Toten der Bombardierungen von Tokyo oder Dresden treffen (es müssen nur ein paar Worte ausgetauscht werden).


    Zitat

    Das ist schlicht eine strunzdumme oder aber zutiefst bösartige These, wie jeder weiss, der sich mit den historischen Tatsachen beschäftigt hat. Z.B. durch Lektüre von Saul Friedländers 'Das Dritte Reich und die Juden'.


    Hilfreich ist auch Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. Nicht uninteressant sind die Ausführungen zum Reserve-Polizeibattaillon 101 (Browning, Ganz normale Männer).


    Auch das im Stil einer extrem aufwändig hergestellten großformatigen Studienbibel aufgemachte und mir gerade gelieferte fast sechs Kilo wiegende Werk "Mein Kampf" (ich weiß gar nicht, in welchem Bücherregal ich das unterbringen soll) des Adolf Hitler ist hilfreich, wenn man verstehen will.


    Zitat

    Notabene: aus dem o.g. folgt auch, dass es so etwas wie ein "Gruppenkarma" (z.B. das Karma der Juden) nicgibt. Das ist eine rassistische Sichtweise und hat mit dem Dharma nichts zu tun. Auch, wenn Einzelne zumindest teilweise durch gleiche Ursachen und Bedingungen bestimmt (z.B. ein KZ) existieren, so existieren sie doch als Einzelne und nicht als Gruppe.


    Wieso die Besinnung, gerade in der Not, auf das Eigene, auf die Familie und Gruppe, auf das Kollektiv und die Ethinizität, auf gemeinsame religiöse und politische und kulturelle Werte und Überzeugungen, wieso die Abgrenzung von Fremden und Feindseligen, also die Besinnung auf gegenseitige Hilfe und Solidarität, auf die Affirmation des Menschen als soziales Tier als "rassistisch" (ein ausgelutschter und daher unbrauchbarer politischer Kampfbegriff) bezeichnet wird und warum das gemeinsame und zusammen erfolgende Agieren, das nur passieren kann, wenn das Gemeinsame schwerer wiegt, als das Trennende, als nicht mit dem Dharma vereinbar denunziert wird, ist mir schleierhaft.


    Zitat

    Auch, wenn Einzelne gleich oder gar gemeinsam handeln, so handeln sie doch als Einzelne und nicht als Gruppe. Der Einzelne ist konkret, er hat eine persönliche sinnliche Erfahrung seines Seins und er hat einen persönlichen Willen. Gruppen sind nur Abstrakta - eine Gruppe hat weder sinnliche Erfahrung noch einen Willen, noch handeln Gruppen.


    Diese "These" passt in die vom Kapital vorgegebene Ideologie der "Individualisierung" (Atomisierung) als Instrument der Zerstörung jedweder Gemeinschaftlichkeit und Gesellschaftlichkeit. Selbstverständlich handeln Gruppen und Kollektive (auch: Klassen). Sie machen auch sinnliche, und zwar teilweise außergewöhnlich erotische, Erfahrungen. Ich habe jedenfalls solche Erfahrungen gerne gemacht, und kann immerhin bestätigen: Das gibt es.


    Hier kann man an den Nürnberger Parteitag oder an Liebhaber des Fußballspiels in und außerhalb von Stadien und an sehr vieles mehr denken, zum Beispiel auch an die verbale und gemeinschaftliche Vergegenwärtigung des Buddhanamens https://www.youtube.com/watch?…LH_BVW6DdgdZcN-Q&index=20


    Aus meiner Erfahrung könnte ich verschiedene Erfahrungen aus der "politischen" und "religiösen" Spähre (Fußball und Hools finde ich dagegen unerotisch, ist aber nur eine persönliche Marotte von mir) vorstellen, will es aber nicht.


    Die nationalsozialistischen Parolen, "Du bist nichts, dein Volk ist alles" und "Volksgemeinschaft" haben dies, wenn auch zu pathetisch und als "Lüge" gut zum Ausdruck gebracht. Das interessante ist, dass dies nichts Besonderes, sondern das Normale ist (zum Beispiel das maoistische "Dem Volke dienen" oder der Zusammenhalt irgendwelcher orientalischer Clans in Berlin oder Bremen, um nur zwei Orte zu nennen). Die extreme "Individualisierung" ist das Unnormale, das normal werden soll - dafür dient auch eine entsprechende Auslegung des Buddhadharma und anderer religiösen Lehren.


    Zitat

    Auch die falsche Sicht von Gruppen ist nur ein feiges, bequemes Ausweichen vor der Verantwortung, die man als Einzelner für sein ganz persönliches Handeln (auch in einer Gruppe verschiedener Einzelner) und dessen Früchte trägt.


    Insofern Kollektive gemeinsam handeln, ernten sie auch gemeinsame Früchte.


    Die erfolgreiche Zersetzung des, um einen klassischen Ausdruck zu verwenden, Proletariats als Klasse für sich mit der historischen und globalen Aufgabe seiner eigenen sozialen Liquidation und ihre tendenzielle Verewigung als Klasse für das Kapital (d.h. ihre Atomisierung, die Auflösung kollektiver Bande untereinander) könnte man zum Beispiel als Ursache der gegenwärtigen Misere hinsichtlich der sogenannten Flüchtlinge betrachten.


    Der Siegeszug des Einzelnen (und seines Eigentums) ist der Siegeszug der Barbarei.


    Es ist schade, dass es gelungen ist den Buddhismus von der Höhe des Gemeinsamen in die Hölle der Individualität zu befördern. Ausnahmen und Gegentendenzen bestätigen natürlich die Regel.


    Eben: 末法, Mò Fǎ, Mappō.


    Kongjiazhong

  • Zitat

    Der Siegeszug des Einzelnen (und seines Eigentums) ist der Siegeszug der Barbarei. Es ist schade, dass es gelungen ist den Buddhismus von der Höhe des Gemeinsamen in die Hölle der Individualität zu befördern. Ausnahmen und Gegentendenzen bestätigen natürlich die Regel.




    Hahahahaha. :)


    Boh ist das wahnhaft. Ich glaube wir haben es hier mit einer Art "Buddhistischer Staat" zu tun.


    Ich glaube ich lasse das mit dem Buddhismus schnell sein, denn so werden möchte ich nicht.

    • Offizieller Beitrag
    Engelbert:

    Boh ist das wahnhaft. Ich glaube wir haben es hier mit einer Art "Buddhistischer Staat" zu tun.


    Ich glaube ich lasse das mit dem Buddhismus schnell sein, denn so werden möchte ich nicht.


    Ich glaube kongjiazhong hat sich mit seinem Beitrag unglaublich viel Mühe gegeben, bei dieser so diffizilen Angelengenheit in kein Fettnäpfchen zu treten und jetzt kommst du mit den kompletten Hämmern........


    ???????

  • Das hier ist der Teil für Anfänger, oder?


    Als Anfänger muss ich nicht den Pali Kanon auswendig können.


    Ich schaue mir einfach nur die Leute an und überlege: ist das die Richtung, die heilsam für mein Leben ist?


    Ich sehe hier völlige Humorlosigkeit, völlige Lieblosigkeit, völlige Rechthaberei.


    Anscheinend geht es beim Buddhismus darum, möglichst viele Haare zu spalten.


    Ich weiß es nicht besser. Ich kann das eben nur so deuten.

  • Zitat

    Anscheinend geht es beim Buddhismus darum, möglichst viele Haare zu spalten.



    Und das nicht nur hier, sondern in nahezu allen Bereichen.


    Schau Dir den Kampf im Angungs-Bereich an.


    Das ist interessant. Und bei einigen Beiträgen würde sich vermutlich sogar Buddha schämen.

  • Engelbert:

    Hahahahaha.


    Nicht alle Wege führen in die Hölle, aber mehrere. Es ist immer gut, verschiedene Seiten und Aspekte zu berücksichtigen, auch Zeit und Gegensätze, und weiter zu denken (ich nenne das, laienhaft, "dialektisch denken").


    Nach meinem Verständnis lehrt der Buddhismus den mittleren Weg. Es ist eine Lehre, die sich auf viele Phänomene bezieht und v.a. das Verhältnis von "Existenz" und "Nicht-Existenz" im Blickfeld hat, aber ich wende sie auch auf alltägliche Angelegenheiten an, nicht zu viel, nicht zu wenig essen usw.


    Auch hinsichtlich des Verhältnisses zwischen wahrer Individualität und wahrer Gemeinschaft (und Gesellschaft) bin ich ein Partisan des Mittleren. Es gibt keine Individualität ohne Gemeinschaft und keine Gemeinschaft ohne Individualität. Die Zerstörung der Gemeinschaft zerstört das Individuum, ohne Anerkennung der Individuen gibt es keine Gemeinschaft.


    Allerdings meine ich, dass die Gemeinschaft höher ist, als das Individuum, denn der Mensch ist von Anfang seiner irdischen Existenz auf die anderen angewiesen, deshalb muss auch das Wohl der anderen im Mittelpunkt stehen (natürlich nicht auf "neurotische" Art).


    Ich selbst würde, das hoffe ich, für meine Familie und meine Freunde, in einer Gemeinschaft lebe ich (leider) nicht, jederzeit mein Leben hingeben, da wäre nichts Großartiges dabei, das wäre einfache Liebe.


    Der GULAG und der Islamische Staat sind für mich übrigens, da kann ich dich beruhigen, nicht Mittel gegen die Barbarei des "Individualismus", wie auch die kapitalistische Warengesellschaft nicht der Hort ist, in dem sich Individualität entfalten könnte (außer in Form einer Lüge).


    Zitat

    Ich glaube ich lasse das mit dem Buddhismus schnell sein (…).


    Was Du nicht er- und begriffen hast, kannst Du auch nicht loslassen, egal, wie Du dich bemühst.


    Kongjiazhong

  • Zitat

    Was Du nicht er- und begriffen hast, kannst Du auch nicht loslassen, egal, wie Du dich bemühst.


    Das, was Du, ein deutscher Konvertit, in Deinen strengen Regeln erkannt hast, darum bemühe ich mich gar nicht erst. Noch nicht. Vorher liegen für mich die Grundlagen. Ich arbeit vorrangig an der Achtsamkeit, Shine?, und lese leichte, auf Anfänger gerichtete Lektüre, lerne all das kennen, mit dem Du ebenfalls vor Jahren begonnen hast - bevor der Stolz dazukam, auf das, was Du weißt.


    Als Anfänger braucht es vom Belehrenden mehr Qualitäten, K., also nur Richtig von Falsch zu unterscheiden.


    Schau mal hier:


    5. Er feuert an (samuttejeko), spornt an, ermutigt, ermuntert und erhebt.


    6. Er erheitert sie, macht sie heiter froh (sampahamsako), so daß die Lehre Freude macht und wohltut, sich als befreiend zeigt, als erhellend.


    Das kommt aus Deinem Pali Kanon, und das steht da nicht umsonst drin. Es ist die Art, wie junge Mönche gelehrt werden sollen. Nicht mit Überheblichkeit und aufgeblähten Weisheitsmuskeln.


    Es ist doch kein Wunder, dass Du mir überlegen bist.

  • Zitat

    Es ist die Art, wie junge Mönche gelehrt werden sollen. Nicht mit Überheblichkeit und aufgeblähten Weisheitsmuskeln.


    Du bist junger Mönch ? Und wir Lehrer ?


    Zitat

    Es ist doch kein Wunder, dass Du mir überlegen bist.


    Ja, und wenn ? Wir kämpfen doch hier nicht.
    Ehre, Schande, Verlust, Gewinn, Glück und Unglück, Lob und Tadel, das bewegt "die Welt".
    Befrei dich davon, ein bisschen. ;)


    Sonst heißt es noch: Ein Furz blies ihn über den Fluss. :D


  • Jaaaaa, das ist nur zum ködern.... Doch ist der Fisch dann erstmal am Haken, zieht man ihn an Land und schlägt ihn tot !!! }:-)

  • Sudhana:
    Stero:


    Ethik und die davon bedingten emotionalen Bewertungen hin oder her, interessanter erscheint mir die Frage, ob ein mittels kollektiver Verhaltensmuster ankonditionierter Antisemitismus sich hier buddhistisch manifestiert


    Meines Erachtens manifestiert sich hier vor allem ein falsches Verständnis von karma -


    Ich bezog mich v.a. auf das "gut" in "Ausschwitz war gut ..." dabei offenbart sich mMn der Antisemitismus.