Sprechen – die Wahrheit ist der Tod der Kommunikation

  • Vorab: Ich bin mir über die Platzierung des Postings innerhalb des Forums etwas unsicher.
    Meine Intention ist in sich gesehen »buddhismusneutral«. Da ich die Kultur eines Austausches aber für sehr zentral halte, schien mir die Plauderecke auch nicht angemessen.


    Ich habe in einigen meiner letzten Thread-Postings schon in die Richtung geschrieben. Tenor war z.B. »Unsicherheit zulassen«, »zu der Unschärfe zwischen dem Ziel und der eigenen Befindlichkeit stehen« oder »von sich selber statt von den Idealen sprechen«.
    Angesichts der erstaunlichen Schärfe, die sich gestern in dem ein oder anderen Thread abbildete, möchte ich das noch einmal in einem eigenen Thread als Anregung geben und auch zur Diskussion stellen.



    Von sich selbst sprechen verkündet keine Wahrheit


    Für mich ist der Kampf – denn das ist es – Selbstbefindlichkeiten auch als Unsicherheiten zuzulassen ein Faden, der sich durch inzwischen 45 Jahre leben zieht. Dabei ist es unerheblich, ob diese Unsicherheiten zeitweise, kapitale Orientierungslosigkeiten darstellen, ob sie aus einer wahrgenommenen Distanz zwischen einem gegebenen Ziel und einer aktuellen Position oder aus der Irritation eines Schicksalsschlages kommen.
    Wir alle tendieren dazu, nach Sicherheit zu suchen. Möglicherweise ist diese Sicherheit synonym mit der Abwesenheit von Leiden.
    Wir suchen diese Sicherheit in uns und/oder in Lehren und Wegen, die uns von außen begegnen. Das ist für mich völlig jenseits jeglicher Bewertung. Mir scheint, dass der in sich suchende zwei Möglichkeiten hat. Er hält diese Suche in sich verschlossen oder er spricht über diese Suche. Da er sie mangels Fund nur als Suche darstellen kann, kann er nur die Unsicherheit darstellen.
    Der in einer Lehre suchende hat die beiden Optionen des in sich suchenden und eine zusätzliche, wenn er über seine Befindlichkeit kommunizieren will: Er kann die Ziele der Lehre darstellen. Unabhängig davon, wie weit seine Suche gediehen ist, oder wie unsicher er sich in dem Moment fühlt.



    Wie wird nun mit diesen beiden Charakteren umgegangen?


    Setzen wir einmal einen idealen Gesprächsraum voraus. Alle Beteiligten sind sprachlich mit den Begriffsdefinitionen vertraut, sind höflich, respektvoll und einfühlsam.
    Der in sich suchende kommuniziert nicht, wenn er in sich bleibt. Das Ergebnis ist null, neutral. Trägt er seine Unsicherheit nach außen, wird er als Mensch erkennbar und im Licht des idealen Gesprächsraum kann Bewegeung in seiner Suche entstehen, durch das, was ihm andere aus ihrer Sicht kommunikativ geben. Ich sage bewusst nicht »raten«, »vorschlagen« oder »zu bedenken geben«.
    Der in einer Lehre suchende kann mit den ursächlich gleichen ersten beiden Optionen in diesem Raum mit ähnlichen Ergebnissen rechnen. Kommuniziert er aber aus der dritten Option heraus, behaupte ich, dass er selbst nicht hinter den Zielen und Mechanismen seiner Lehre erkennbar wird.



    So wenig Optionen?


    Naturgemäß gibt es unendlich viele mögliche Positionen zwischen den von mir angeführten Extremwerten. Zwischen völlig isolierter Selbstsuche und der kompletten Aufgabe aller Barrieren gegen die Außendarstellung der eigenen Unsicherheit liegen unendlich viele.
    Auch der einer Lehre folgende muss sich nicht vollständig hinter den Begrifflichkeiten der Ziele seiner Lehre unsichtbar werden. Dazwischen liegen viele fruchtbare Optionen, sich selbst, seine aus sich heraus wahrgenommene Befindlichkeit und Position im Kontext mit einem Element, einem Text oder einer Praxisanweisung seiner Lehre zu formulieren. Um im idealen Gesprächsraum auf einen einer Lehre folgenden richtig eingehen zu können, ist es sogar nötig, dass die anderen wissen, wo er da gerade steht, und in welchem Zusammenhang man sich seiner Aussage widmen kann.
    Ich habe aber bewusst idealisierend für den einer Lehre folgenden nur die Option gelassen, dass dieser nur seine Lehre, ihre Begriffe und Praktiken darstellen kann, um in dieser klaren Projektion eines zu verdeutlichen: Je mehr dieser dazu neigt, aus der Welt seiner Lehre zu kommunizieren, und je weniger er dabei von sich erkennen lässt, desto schwieriger wird es dem Gegenüber, ihn selbst zu erkennen und fruchtbar auf das von ihm gesagte zu reagieren.



    In der Realität


    Nun ist weder unser Alltagsleben, noch und insbesondere dieses Forum ein wie oben beschriebener, idealer Gesprächsraum. Begrifflichkeiten sind mit unterschiedlichen Inhalten kodiert, Höflichkeit, Respekt und Einfühlsamkeit sind bestenfalls statistisch normalverteilt, aber keineswegs vorauszusetzen. Es kommen also noch eine Menge zusätzlicher Aufgabenstellungen hinzu. All dies verstellt zusätzlich den Weg, fruchtbar auf Gesagtes zu reagieren.
    Nun könnte man darum bitten, Höflichkeit, Respekt und Einfühlsamkeit zu steigern. Eine Verabredung im Sinne einer Absichtserklärung ist sicherlich auch hilfreich, nicht etwa um jeglichen Streit zu vermeiden, sondern um selbst im Streit das Ideal der Fruchtbarkeit dieser Kommunikation noch zu tragen.
    Meiner bescheidenen Erfahrung nach ist es dem durchschnittlich höflichen und einfühlsamen Menschen aber erstaunlicherweise möglich, seine mittelmäßige Empathie in dem Moment unbewusst zu verbessern, wenn er erlebt, dass sich ihm ein Gegenüber öffnet. Dieses Öffnen, der Mensch dahinter ist ungleich schwerer zu erkennen, wenn in der vordersten Frontlinie Kanon-Zitate, Lehreranweisungen oder wiedergekäute Definitionen der eigenen Linie/Schule aufgefahren werden.



    Appell


    Von sich selbst sprechen verkündet keine Wahrheit. Wenn wir von uns selbst sprechen, statt von den Wahrheiten, nach denen wir doch nur auf der Suche sind und uns gleichzeitig leidlich vor denen schützen können, die sich einer solchen Öffnung gegenüber rüpelhaft verhalten, können wir eine Gesprächskultur anstreben, die Berührung und Bewegung ermöglicht. In alle Richtungen, übergreifend, ohne vereinnahmend oder gleichmachend zu sein. Weil es uns um uns selbst geht. Nur wir selbst können Schritte auf Wegen gehen, die zu einer Wahrheit führen.


    Folgender Auszug aus dem Unbuddhist-Blog (Link zum kompletten Text nach dem Zitat) hat mich neben meiner eigenen Befindlichkeit angregt, hier so ausführlich zu der Aufgabe, von sich selbst zu sprechen, zu schreiben.



    Quelle


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Ach, malsehen, warum bist Du mir so sympathisch? :D


    Einer meiner Lehrer sagt immer: "Sprecht nur von Euch selbst und Euren Erfahrungen." Ich versuche mich so gut wie möglich daran zu halten, aber halte es bedauerlicherweise nicht immer durch. Darin offenbare ich dann Respektlosigkeit vor der Erfahrung anderer. Im Gegenzug mache ich die Erfahrung, wenn ich mich daran halte, dann werde ich viel durchlässiger und aufmerksamer, obwohl ich doch nur von mir gesprochen habe.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hallo malsehen!


    Ich habe diesen Deinen Beitrag heute Morgen gelesen und eine tiefe Zustimmung machte sich in mir breit. Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die sehr offen über die eigenen Erfahrungen und Sichtweisen spricht bzw. schreibt (manchmal vielleicht zu offen), jemand der von dem schreibt was Begrifflichkeiten, Lehrsätze etc. im Inneren auslösen und wie sich dies auf dem persönlichen Weg auswirkt. Um sich dies vor Augen zu halten und dies für den Austausch mit anderen darzustellen, sind Worte doch oft sehr begrenzt und irreführend. Ich mache viel im Stillen mit meinem "inneren Menschen" (wie Meister Eckhart sagte) aus, und das eher fühlend sehend, in Form von Bildern. Es ist für mich sehr schwer dies in Worte auszudrücken.


    Das es so ist wurde mir in diesem Forum sehr deutlich, da ich einige Beiträge, in denen Lehrsätze etc. rauf und runter geschrieben wurden, als leblos empfand. Ich keinen Zugang bekam, was mich unsicher machte, da ich mit vielen dieser Begrifflichkeiten etc. noch gar nicht so vertraut bin und wohl auch nicht der Typ bin, der sein Wirken darüber definiert, sondern eher eigene Worte dafür verwendet. Ich merkte auch, dass bestimmte Fragen, die ich mir stellte und die ich auch hier stellte, nicht in einem solchen Forum beantwortet werden können. Es ist jedoch hilfreich in Puncto Anregungen zu bekommen und diese, die man als hilfreich erachtet, auf sich wirken zu lassen und ggf. nachzugehen. Auf diese Weise kam schon sehr viel auf meinem Weg in Bewegung.


    Ich würde mir einen offeneren Austausch wünschen (ganz allgemein), in dem man den Worten Leben einhaucht. Worte die Brücken sind und keine Waffen.


    In diesem Sinne....


    Herzlichen Gruß,


    Advaita

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Quote from Doris Rasevic-Benz

    Einer meiner Lehrer sagt immer: "Sprecht nur von Euch selbst und Euren Erfahrungen."


    JA!

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Drei Siebe


    Eines Tages kam einer zu Sokrates und war voller Aufregung.
    "He, Sokrates, hast du das gehört, was dein Freund getan hat? Das muss ich dir gleich erzählen."


    "Moment mal", unterbrach ihn der Weise. "hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?"
    "Drei Siebe?" fragte der Andere voller Verwunderung.
    "Ja, mein Lieber, drei Siebe. Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht.
    Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?"
    "Nein, ich hörte es irgendwo und . . ."
    "So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist -, so doch wenigstens gut?"
    Zögernd sagte der andere: "Nein, das nicht, im Gegenteil . . ."
    "Aha!" unterbrach Sokrates. "So lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich erregt?"
    "Notwendig nun gerade nicht . . ."


    "Also", lächelte der Weise, "wenn das, was du mir das erzählen willst, weder erwiesenermaßen wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!"

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Quote from Simo

    "He, Sokrates, hast du das gehört, was dein Freund getan hat? Das muss ich dir gleich erzählen."


    Ich denke aus dieser Beschreibung der Situation geht hervor, wo die drei Siebe zur Anwengung kommen (sollen): Der da kommt, will über einen Dritten berichten. Ob er nun stänkern, tratschen oder eine ihn bewegende Beobachtung (er ist ja nun »in Aufregung«) mitteilen will, sei dahingestellt, aber in diesem Kontext ist Sokrates’ Aufruf zu sehen.


    Quote from Simo


    Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?


    Wenn ich über einen Dritten spreche, sollte ich das prüfen.
    Wenn auf jegliche Kommunikation gemünzt, möchte ich diesem Sieb im Sinne des Thread-Titels am deutlichsten widersprechen. Der Titel meint 2 Dinge. In dem Moment, in dem in einer Kommunikation die Wahrheit auftritt, ist eine weiterer Austausch darüber unnötig. Bestenfalls gibt es noch Verkündigung, Exegese, Interpretation und Betrachtung von anderen Aussagen im Lichte dieser Wahrheit. Wenn Wahrheit auftritt, läuft die Richtung nurmehr vom »Halter« der Wahrheit zum Empfänger. Aber es ist der Tod einer austauschenden Kommunikation, die fruchtbar in dem Sinne ist, die Welten beider oder mehrerer Teilnehmer des Gesprächs dergestalt zu bewegen, dass sich einer oder beide weiter auf ihrem Weg einer Erkenntnis bewegen.
    Wenn wir uns also als grundsätzliche Verabredung für die Basis einer Kommunikation wünschen, dass wir alle beweglich und berührbar auf unserem jeweiligen Weg sein wollen, dann ist es nötig, die Annahme, das eigene Gesagte könne die Wahrheit darstellen zu verneinen.
    Man müsste als Forderung eher fragen »Meinst Du, das was du sagen willst ist eine Wahrheit (die über Deinen eigenen Horizont hinausgeht), dann behalte sie besser für Dich oder prüfe, ob sie nicht doch nur für Deines gilt.
    Der zweite Tod der Kommunikation als Austausch tritt ein, wenn beide Beteiligten (oder alle) einer Kommunikation die Wahrheit gepachtet zu haben meinen. in mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kommt es dann zu einem unfruchtbaren Streit, der in allein in dem Sinne unfruchtbar ist, dass keine Bewegung stattfindet, weil beide Wahrheiten unverändert beiben.
    Die Weisheit, mit verschiedenen Wahrheiten einen Dialog zu führen, würde widerum bedeuten, dass sie erkennen, keine Wahrheit zu sein. Eben indem sie noch voneinander lernen oder die Souveränität haben, nebeneinander stehen zu können. Letzteres ist für mich ein Königsweg des Dialogs, aber dergestalt eine Unterklasse des ersten. Die beteiligten Wahrheiten erkennen, dass sie keine letztendlichen sind und bleiben mangels einer »besseren« Erklärung nebeneinander stehen.


    Quote from Simo

    Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist -, so doch wenigstens gut?


    Wenn ich über einen Dritten spreche, sollte ich das prüfen. Eine Abwandlung des »de mortuis nihil nisi bene«. Wobei der über den man spricht, nicht zwingend tot sein muss. Der lebendige oder tote Abwesende ist aber nie in der Lage, am Gespräch teilzunehmen um seinen Standpunkt darzustellen, wenn nicht unter der Maßgabe der Güte über ihn gesprochen wird.
    In allgemeiner offener Kommunikation, besonders unter der Annahme, dass man möglichst von sich und seinen eigenen Erfahrungen sprechen soll, halte ich die Regel für hilfreich. Man soll prüfen, ob das, was man zu sagen hat, unter der Maßgabe der Güte gesagt werden kann. Wenn man eine alternative Rede gleicher Wirksamkeit führen kann, sie sich vom ersten Gedanken dadurch unterscheidet, dass sie mehr Güte beinhaltet, ist diese natürlich vorzuziehen. Wenn es diese Alternative nicht gibt und verabredterweise klar ist, dass man keine Wahrheiten verkündet, sodern von sich spricht, kann und darf man nicht schweigen, nur weil man keine Aussage mit (mehr) Güte treffen kann. Wer wäre – wenn überhaupt – auch der Richter für diese Einschätzung?


    Quote from Simo

    So lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich erregt?


    Nahtlos und immer wichtig im Gespräch über Dritte.
    Im allgemeinen würde ich die »Notwendigkeit« gerne mit dem gleichsetzen, was ich mehrfach als »fruchtbar« bezeichnet habe. Man kann und soll prüfen, ob das, was man sagen will fruchtbar in dem Sinne ist, als das es dem Hörer jetzt oder später hilfreich sein kann. Auch hier immer vorausgesetzt, man kann eine Alternative Aussage/Formulierung finden.
    Weiter: Im offenen Dialog gibt es nun reichlich Situationen, in denen der Sender einer Kommunikation eine Frage hat, auf die er eine fruchtbare Antwort sucht. Der Fragende stellt sich in dem Moment in den Raum mit dem konstruktiven Bewusstsein einer Unsicherheit, die er der Runde anheimstellt. Hier sieht man oft, dass mit der Geißel des »ist denn das notwendig« auf dem Zuhörer unwichtige, unnötige Fragen eingedroschen wird. Ich kenne die Wahrnehmung des »Oh, nicht schon wieder« nicht nur hier im Forum gut. Was hindert mich, freundlich dorthin zu veweisen, wo diese Frage besprochen werden kann oder wurde oder aber einfach zu schweigen?



    Grundsätzlich sind alle drei Siebe in jedem Gespräch hilfreich. Wenn man aber im Alltag des Gesprächs mit unterschiedlichen Menschen die Maschen der Siebe zu eng wählt, kann dies die Fruchtbarkeit des Austauschs verringern. Sowohl in einer begrenzenden, ausschließenden Bewertung im Austausch selbst, als auch im Sinne einer Schere im Kopf.




    So, 23.29 jetzt, auf Tipfehler schaffe ich es jetzt nicht mehr, gegenzulesen…


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Moin Moin malsehen,


    Ist eine Wahrheit nur dann Wahrheit, wenn sie für alle gültig ist? Bedeutet Wahrheit nicht, etwas zu wissen? Und was wissen wir wirklich?
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich letztendlich gar nichts weiß.
    Natürlich glaube ich immer wieder, etwas zu wissen. :D Aber die Ernüchterung folgt auf dem Fuß. Das ist kein Drama für mich, Gott bewahre, aber ist das "Wahrheit"? Vielleicht meine, aber auch deine?
    Was verbindest du mit dem Begriff Wahrheit?


    2+2=4
    Ist das für dich Wahrheit?


    LG
    Ji'un Ken

  • Für mich ist das Substrat Deiner Aussagen: Angst vor Beschämung.
    Nun wirst Du keinen Raum finden im samsarischen, der für Dich angstfrei wäre.
    Schmerz ist überall, die Angst vor Schmerz ist überall und das Bedürfnis, dieser Angst/Unsicherheit Ausdruck verleihen zu können,
    ohne beschämt, ergo verletzt zu werden, ist beständig. Du kannst nicht darauf bauen, nicht verletzt zu werden
    und es gibt auch nicht den idealen Kommunikationsraum.
    Der Kampf hört da auf, wo Du sagst: Scham ist Scham, Schmerz ist Schmerz, Angst ist Angst.
    Nimm es an und lass es gehen. Und Du bist frei von Konflikten und Idealismus.
    Der "innere Mensch" versteckt sich nicht, weil er frei ist.

  • Wow... danke für diesen lehreichen Text.


    Wahrheit, ja ich gestehe, ich muss MEINE Wahrheiten nun überdenken.
    Ich glaube wir gelangen in der Kommunikation ganz schnell in eine Art Konstrukt, welches wir aufbauen um bestimmte Muster in uns nicht wahrhaben zu wollen.
    Ich merke gerade eben, JETZT, nachdem ich deinen Text las, das ich persönlich zwar beim ICH bleibe (da alles was ich sage und tue, meine eigene Wahrnehmen spiegelt) aber dennoch sehr leicht in genau die gleich Falle meines Egos tapse. Da ist manchmal einfach die Hand schneller als der Gedanke und schon ist es geschehen. Oder das Wort schneller als das Herz...


    Ji_un Ken hat geschrieben, das er nur eines weiß, das er nichts weiß.


    Wenn ich vom Leid rede/schreibe dann ist das etwas was ich weiß immer noch und immer wieder. Es ist nicht etwa so, das ich, wenn ich leid beobachte sagen kann, wie sich das leid eines anderen anfühlt. Hier denke ich vielmehr, das jedes Leid individuell ist. Mein Schmerz kann nicht die gleiche intensität haben wie der meines Gegenübers.
    Ich respektiere daher jede Art des Leids und ich kann für jede Art des Leid Mitgefühl in mir erwecken.
    Aber ich kann nicht behaupten: Das Leid die absolute Wahrheit ist. Es ist meine Wahrheit.
    Das ist mir nun bewusst.


    Es entstammt aus meinem Empfinden, meiner Wahrnehmung.
    Diese Blickrichtung hast du lieber Malsehen mit deinem Text in mir geklärt.


    Meine Art Leid zu verstehen:


    Als ich ungefähr 6Jahre alt war, starb ein Hund in meinen Armen. Er sah mich nur an, ohne einen Laut von sich zu geben. Meine Schwester die bei mir war, meinte: "Du Grid, vielleicht hat der Hund ja gar keine Schmerzen."
    Ich sagte daraufhin: " Solange er mir nicht zeigt, das er keine Schmerzen hat, werde ich ihn so behandeln als hätte er welche." Das meine ich mit Leid ist allgegenwärtig.
    Mein Leid, das ich damals hatte als ich diesen Hund begleitet habe, wie sein Leid, das ich nur annahm. Er starb jedoch in meinen Armen, auch das ist Leid.


    Ich glaube das es die absolute Wahrheit aller Dinge nicht gibt. Wir gehen davon aus, weil wir Erfahrungen gemacht haben, und im Dauerzustand der Erfahrung sind. Wir erleben die Welt mit unseren Augen, auch wenn wir behaupten, sie in den Augen eines Anderen zu sehen, wahrzunehmen.


    Damals hatte ich einen anderen Namen, ich lebte anders. Ich habe Hunger und Durst erlebt, das nagende Gefühl das sich zuerst zeigt, dann das Verlangen nach Speise und Trank. Und dann den tiefen Schmerz, wenn sich die Eingeweide zusammen ziehen, der Geschmack des eigenen Speichels wenn dieser langsam versiegt.
    Ich habe einen Mord überlebt, da war ich 9 Jahre alt. Mit 12 und 14 habe ich versucht mir das Leben zu nehmen. Und später habe ich versucht durch Drogen dem Leid mit Leere zu begegnen.
    Es war nicht nur der Hund der damals gestorben ist, es gab viele Menschen und Tiere die mir im Leid begegnet sind. Loslassen war daher nie eine Frage, es war notwendig um nicht am Leid der anderen wie meinem eigenen zu zerbrechen.
    Ja es war ein ganz persönlicher Krieg, der immer noch Wunden trägt, die Narben wurden.
    Mit 4 Jahren wurde ich das erste mal vergewaltigt.
    Mit etwa 9 Jahren gab es viele die es taten, es waren Männer und Frauen, sie alle kamen aus dem Leid, welches sie an mich weitergaben.
    Ich habe erleben müssen, wie Kinder sich am eigenen Blut erbrachen, wie sie sich zusammen kauerten um sich zu wärmen, in dunkelsten Zeiten wurde irgendwie ein Licht entzündet, weil wir nicht alleine waren.


    Da wurden Messer gewetzt und Pistolen gesäubert und Menschen die uns hassten, weil sie keine Liebe empfinden wollten, denn das wiederum hätte Mitgefühl ausgelöst für uns Kinder. In all dieser Zeit habe ich Mitgefühl empfunden für alle in den Räumen und alle in den Betten, die aus Matratzen bestanden.
    Es war egal wer neben mir lag, oder in mir.
    Ich war wie ein Alien weil ich nicht hassen konnte, ich vermittelte so gut es ging, manchmal hatte ich Glück und die Strafen waren milder. Manchmal sah ich sogar wohlwollen in den Augen. Doch manchmal da brachen einfach Schleusen auf und Hände wurden zu Krallen, Münder zu Mäulern mit großen Zähnen die mich und die Kinder kratzen und bissen. Als Kind hat man wenig Chancen dem zu entgehen.
    Als ich sterben sollte war ich noch ein Baby, und dann später war ich 9 Jahre alt. Das Leid kam mit Händen die sich um meine Kehle legten und so lange zudrückten bis ich ohnmächtig wurde. Mein lebloser Körper wurde dann aus dem Fenster geworden wie ein Kirschkern, oder eine alter maroder Apfel.
    Das ich überlebte verdankte ich dem Mitleid einer alten Dame im Nachbarhaus.


    Leid hat viele Gesichter, wir tagen sie in uns - wenn ich sage wir, dann meine ich mich und die Kinder die ich einst kannte, die Tiere die mir begegneten, die Menschen die mich begleiteten.
    Als ich erwachsen wurde, starben Menschen aus meinen Leben. Ich hatte das Glück eine Frau bis zuletzt zu begleiten, sie sprang von einem Hochhaus in dem lebte, sie starb in meinen Armen und wieder war es so wie damals bei dem Hund. Die Sanitäter kamen und sagten: "Da ist nix mehr zu machen!" und ich sagte: "Solange ich ihre Seele fühle bleib ich hier sitzen!" Sie mussten warten.


    Im Buddhismus gibt es keine Seele, doch ICH weiß das es die Seele gibt - ich nenne sie Seele, weil ich keinen anderen Namen dafür habe. Ich sehe die Seele gehen, und was zurückbleibt hat mit dem Menschen im Leben, nichts mehr gemein. Es ist wie ein Hauch einer letzten Antwort.
    Als ich etwa 11 oder 12 Jahre alt war, half ich einer Frau bei einer Abtreibung, ich tat es nicht freiwillig, ich musste ihr helfen, denn damals hatte ich keine Entscheidungsmöglichkeit.
    Ich hielt die Stricknadel und tötete ihr Baby. Ich vergrub es im Garten, wusch mir die Hände im Bach und während ich dort stand, brach etwas in mir. Mit 19 war ich das erste Mal schwanger, ich habe das Baby verloren. Mit 25 das zweite Mal, auch diesmal verlor ich es.
    Ein paar Jahre später wurde ich erneut schwanger, ich fühlte meine Tochter heranwachsen und ich fing an sie mit meinem ganzen Herzen willkommen zu heißen in dieser Welt. Im 5 Monat der Schwangerschaft hatte ich eine Totgeburt, sicherlich könnte man es auch anders nennen, doch für mich existiert Leben sobald sich der Fötus einnistet.
    Ich hatte Wehen, doch anstatt den Krankenwagen zu rufen, ging ich ins Bad und gebar mein totes Kind in der Toilette: " Aus dem Wasser kommst du und du zurück darfst du gehen!"
    Ich sagte es während ich die Toilettenspühlung betätigte. An dem Blutverlust wäre ich beinahe gestorben. Aber ich habe wieder das Leid überwunden.
    Der tot macht mir keine Angst, er ist immer da, steht neben mir, während ich diese Zeilen schreibe. Und wenn ich vergehe, dann gibt es nur einen Wunsch in mir, möge meine Familie die Trauer überwinden und neu anfangen.


    Mit 20 habe ich das erste Mal eine Therapie gemacht, ich tat es, weil ich mit dem Wissen, das meiner kleinen Schwester das gleiche passiert wie mir, nicht leben konnte.
    Damals sagte die Therapeutin zu mir: "Sie müssen an sich denken!" Und ich sah sie an und fragte zurück: " aber wer denkt dann an die anderen?"
    Ich verstand sie nicht.
    Ich lernte mit 17 einen Mann aus gutem Hause kennen, er war gebildet und öffnete mir eine Welt, die ich bis dahin nicht kannte. Ich konnte reisen und andere Kulturen kennen lernen. Ich hatte Materielle Güter, Schmuck und Designer Kleidung.
    Er wurde sehr krank, zuerst war er Blind, dann versagten die Muskeln seiner Beine, zuletzt brauchte er einen Rollstuhl.
    Ich pflegte ihn 14 Jahre lang. Ich war immer schon lesbisch, ich wusste es bereits mit 9 Jahren, weil ich die Frauen die mich misshandelten und missbrauchten wesentlich angenehmer fand als die Männer - auch wenn ich an der Intensität der Gewalt keinen Unterschied feststellen konnte. So war es ihr Geruch, die Zartheit ihrer Haut.
    Die Jahre mit meinem Mann waren geprägt durch Enthaltsamkeit, Angst und Verzicht. Als ich 30 Jahre alt wurde, wurde mir bewusst, das ich nichts mehr bin, als den Fußabdruck den ich hinterlasse wenn ich über Sand gehe - ich bin vergänglich. Die Zeit die mir blieb wollte ich leben lernen, lieben lernen und mit vollem Bewusstsein mein ICH erkennen.
    Doch ich konnte ihn nicht so einfach verlassen, er hatte mein Mitgefühl und meine Liebe. Also schmiedete ich einen Plan. Wir kauften eine Eigentumswohnung, die ganz nach seinem Bedürfnissen ausgestattet war. Ich zeichnete den Bauplan der Wohnung selbst, ich wollte damit umgehen, das mein Plan an Nichtigkeiten scheiterte.
    Als die Wohnung fertigestellt wurde, zog ich in das dritte Zimmer, welches ich für seine Pflegerin geplant hatte. Ich hatte Affären mit Frauen, die mich nicht lieben. Und ich hatte Sex ohne einen Höhepunkt zu wollen. Ich wollte IHN aufheben, für die Liebe meines Lebens, von der ich wusste das sie kommen wird.
    Ich wusste es immer, tief in mir. Mit 20 malte ich ein Bild, welches ich Enigma nannte, und mit 32 Jahren stand die Frau vor mir, sie ist heute meine Lebenspartnerin.


    Ich verließ meinen Mann, mit 31 Jahren, so wie ich ihn kennen gelernt hatte. Mit nur wenig ersparten und ein paar Möbeln. Ich unterschrieb eine Verzichtserklärung. Ich wusste er wird all sein Kapital brauchen. Er fand eine neue Pflegerin, die er ein Jahr nach unserer Scheidung heiratete. Ich wollte nur eines mitnehmen, einen kleinen Kater, dem mein Herz gehörte.
    Er starb am 24 Dezember, er wurde von einem Zug erfasst, so erzählte es mir der anonyme Anrufer am 1 Weihnachtsabend.


    Ich habe viele gehen und kommen sehen, Menschen und Tiere kreuzen meinen Weg. Tinker-Bell mein kleiner Kater war nur einer von vielen und doch hat sein Verschwinden erneut mein Herz brechen lassen.
    Oft habe ich mir die Frage gestellt woher meine Hoffnung und Liebe für all die Wesen kommt die mir begegnet sind und immer wieder begegnen.
    Anfangs habe ich es versucht mit Religionen zu erklären, ich las mit 12 Jahren das alte Testament, wenige Jahre später den Talmut, den Koran. Ich las mich durch die Edda und irgendwann auch durch hinduistische Schriften. Was ich fand war keine Erklärung, es waren Thesen, es waren Konstrukte. Ich las über Philosophien, hielt mich an der Naturwissenschaft eine Weile fest. Dann lernte ich meine Frau kennen und lieben und ich erlebte das erste Mal in meinem Leben - das mich ein Mensch in meinem Sein und Denken stehen lies.


    Sie ist viel langsamer als ich, aber das sind die meisten Menschen. Während ich schreibe gehen meine Gedanken und Gefühle auf Wanderschaft. Wenn ich rede, dann handel ich in kürzester Zeit Themen ab, während mein Gegenüber noch überlegt was ich damit sagen will, bin ich schon wieder ganz woanders und doch bei ihm.
    Während meiner Kindheit hatte ich den Namen Hexe erhalten, weil ich Gedanken anderer Menschen lesen konnte, ich konnte Dinge wieder finden, die andere verloren und ich konnte Situationen einschätzen, und mich selbst manchmal vor Gewalt schützen.
    Hexe war so ein negativer Begriff für ein kleines Mädchen. Als ich Erwachsen wurde, versuchte ich diese Gabe tief zu vergraben, ich wollte so gerne dazu gehören zu dem Menschen die ich liebte. Aber je mehr ich wollte, desto mehr entfernten sich die Menschen. Ich lernte zu lieben, ohne auf Gegenliebe zu hoffen. Als ich meine Frau kennen lernte, wurde der Begriff Hexe wieder in mein Gedächtnis gerufen. Es passierten viele Dinge dich voraus sah, während meine Frau anwesend war.


    Wenn ich etwas sehe, dann erscheint es mir nicht wie im wahren Leben, ich sehe es als Beobacherin, ohne zu wissen wo ich bin.
    So sah ich den tödlichen Unfall einer Freundin, ich sah den Selbstmordversuch meiner Mutter, ich sah den Selbstmord eines Freundes und den Selbstmord des Vaters einer Freundin voraus.
    Diese Sicht der Dinge ermöglicht mir NICHTS, ich kann nicht eingreifen oder verändern, ich sehe es und lebe damit.
    Durch Britta meine Frau kam ich unbewusst zum Buddhismus. Ich lernte zu lieben, einen Menschen so gänzlich anzunehmen. Die liebe die ich bisher für alle Menschen und Tiere erlebt hatte, war dennoch da, aber ich konnte mich selbst sehen in den Augen meiner Frau - ich sah mich selbst, während ich in ihren Armen lag, mich selbst wenn sie mir sagte das sie mich liebte.


    Das erste Mal in meinem Leben sah ich MICH. Sie spiegelte mir das was ich war, auch ohne viele Worte. Sie spiegelte mir liebe und achtsamkeit, verantwortung und sein lassen. Diese Liebe fühle ich nun seit 14 Jahren, durch sie habe ich angefangen mich selbst zu lieben, mir selbst wichtig zu sein.
    Ich habe durch sie mein ICH gefunden.
    Während unserer Beziehung gab es oft Momente, da wäre ein anderer Partner eifersüchtig geworden, ich liebe intensiv, ich liebe immer und überall. Britta sah diese Intensität meiner Gefühle und konnte sie stehen lassen. Sexualität spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle.
    Wir erlebten sie sehr intensiv während unserer ersten Jahre. Dann wurde ich Krank.


    Während eines Asthma Anfalls erlitt ich einen Körperlichen Zusammenbruch, ich konnte weder laufen noch reden. Mein Körper gab den Geist auf, während meine Psyche auf Hochtouren lief.
    Die Ärzte fanden eine Menge merkwürdiger Erklärungen, so hatte ich Yersinien im Blut, die Erreger der Pest. Meine Wirbelsäule war die einer 80 Jährigen Frau. Mein Gehirn wies ungewöhnliche Anomalien auf. All das war ein Rätzel und so kam ich von einer Klinik in die Nächste.
    Und immer wieder kamen Professoren um mein Krankenblatt zu studieren. Es wurden Diagnosen gestellt und wieder verworfen. Innerhalb kürzester Zeit wurde ich mit Aids, Gehirntumor und Infarkt konfrontiert. Man wetzte Bücher und diskutierte vor meinem Bett, während meine eigene Welt immer kleiner und kleiner wurde.


    Meine Frau wurde sehr leise in dieser Zeit, wir hielten an den Händen und schwiegen. Die Schmerzen kamen und gingen und während einer besonders schmerzvollen Zeit lag ich im Bett und atmete einfach nur ein und aus, ohne auf meine Gedanken zu achten, ich atmete in den Schmerz und atmete aus dem Schmerz heraus. Und auf einmal geschah etwas merkwürdiges, ich sah eine weiße Wand vor mir, sie breitete sich immer weiter und weiter aus, so dass es in meinem Kopf nur dieses Weis gab und nichts anderes.
    Dann fühlte ich ein starkes Kribbeln über meinen Körper laufen, das Kribbeln blieb in den Händen und Füßen und von dort verbreitete es sich in dem Krankenzimmer in dem lag.
    Es floß aus mir hinaus und wieder hinein.
    Ich verstand es damals nicht, aber ich lies es fließen und fließen. Es war wundervoll, das Licht in mir zu fühlen, es erstrahle den ganze Raum in ein herrliches Weis.


    Ich habe es nie hinterfragt, nicht gefragt woher es kam und wohin es wieder ging.
    Irgendwann wurde das Kribbeln schwacher und irgendwann verschwand auch das Licht. Und mir ging es von Tag zu Tag besser. Ich wurde nicht gesund, das bin ich auch heute noch nicht. Aber ich kann seit dem mit meiner Krankheit leben.


    ... hier schließe ich so langsam, weil ich sowieso schon viel zu viel geschrieben habe.


    Es gibt kein Fazit, ich erlebe Leid als Allgegenwärtig, jeden Tag aufs Neue und das seit Anbeginn meines Lebens. Manchmal sind es nur kurze Momente, gestern als ich wieder einmal unachtsam war, ich gab meinen Hühnern futter und diesmal sah ich nicht auf den Boden auf dem ich lief, ich zertrat eine Schnecke. Vor einem Monat ist mir das auch passiert, da dachte ich noch, wenn ich ihr ein neues Haus suche, dann hat sie vielleicht eine Chance zu überleben. Ich fand ein Haus und legte es sachte neben die Schnecke, ich saß eine Stunde bei ihr, aber sie war schon nach Minuten nicht mehr am Leben. Ich saß dort neben der Schnecken und heulte solange bis ich keine Tränen mehr hatte. Ich war alleine, meine Frau war arbeiten und meine Tochter im Kindergarten, ich konnte mir diese Trauer gewähren.
    Seit dem weiß ich, das kein Haus dieser Welt einer Schnecken die zertreten wurde, helfen kann. Ich lebe damit.


    Bei all dem was mir widerfahren ist, fühle ich liebe in mir. Glück. Ich musste erst begreifen was dieses Glück ist und wie es sich anfühlt. Früher war Glück schwarze Farbe. Heute hat es die Farben aller Regenbogen in sich vereint.
    Ich bin ein Synästhetiker, ich denke in Farben.
    Laut einer Therapeutin habe ich eine Inselbegabung, weil ich innerhalb nur kurzer Zeit Romane, Gedichte, Geschichten, Artikel usw. schreibe.
    Eine Therapeutin meinte ich hätte das Asperger Syndrom, weil ich manchmal nicht erkennen, das ich Menschen mit meinem Sein überfordere.
    Ein Therapeut meinte, ich hätte eine Multiple Persönlichkeitsstörung, weil ich mehr als nur einen Gedanken habe und mich selbst manchmal in der dritten Person anspreche (du denkst, du hast...).
    Ein Therapeut meinte, ich sei als Kind autistisch gewesen, weil es eine Zeit gab, in der ich nicht sprach.
    Eine Therapeutn sagte, ich kann mich selbst heilen, meine Kindheit, meine Schmerzen, mein Sein.
    Es gibt so viele Vermutungen, so viele Diagnosen, das ich sie im Laufe meines Lebens vergessen habe.
    Ich habe oft erleben müssen, wie Schubladen geöffnet wurden und wieder geschlossen.


    Ich weiß es nicht, ich weiß nicht wer oder was ich bin.


    Am 4 September 2001 hatte ich eine Vision, ich sah zwei Flugkörper in zwei Türme stürzen. Ich sah Menschen die aus den Türmen sprangen und vor mir auf dem Boden prallten. Ich sah Feuer aus dem Türmen lodern. Ich fühlte nichts.
    Es war der Tag meines Geburstages, an diesem Tag sprach ich das erste Mal öffentlich über meine Vision vor meinen Bekannten und Freunden. Sie alle sind stumme Zeugen eines Wahrheitstraums
    Mir ging es sehr schlecht, weil ich nicht wusste wo dieses Unglück stattfinden wird.


    Am 11 September geschah es dann.
    Meine Frau bat mich Händeringend nicht darüber öffentlich zu reden, sie hatte Angst um mich...
    Aber meine Freunde und Bekannten sprachen darüber, immer wieder. Sie wollten Antworten die ich ihnen nicht geben kann.


    All das bin ich, damit lebe ich. Ich lebe seit meiner Kindheit damit und ich weiß nicht warum. Ich sehe Menschen und Tiere sterben und ich fühle ihren Tot, ich fühle den Schmerz und ich fühle mich wie sie.
    Es gibt keine Trennung - auch eine Wahrheit die ich weiß. Die Trennung ist eine große Illusion.
    Ich erlebe es hier wie dort. überall wo ich bin.
    Ich bin eine Spiegelträgerin, das sagte mir einmal ein junges Mädchen.
    Damit kann ich mich einigermaßen identifizieren. Es spiegelt mir das Leben, und ich spiegel zurück.


    Das ist der Grund warum ich hier bin, der wahre Grund. Der Buddhismus gibt mir die Möglichkeit zu erklären warum es mich gibt und warum ich Leid so intensiv erfahren muss und dennoch Glück erlebe. Kausalität, das ist etwas das für mich nicht nur ein Wort bedeutet, es ist ein Teil der Erklärung meines Seins.
    Alles darf Sein, auch solche Monströsitäten wie ich.
    Sie haben ihre Berechtigung in diesem Leben.
    Ich war immer auf der Suche nach einem Ebenbild, jemanden der so ist wie ich, damit ich nicht mehr so alleine bin.
    Ich habe eine wundervolle Familie die diese Seiten in mir kennt und sie schützen möchte und sein lassen kann. Aber ich habe niemanden an meiner Seite der versteht, was ich verstehe.
    Manchmal verstricke ich mich, weil ich so gerne etwas bewusst machen möchte, was schon längst sichtbar ist.
    Dann werde ich anmaßend und impulsiv. Und bei all dem weiß ich das auch noch.
    Es geht mir dann sehr nahe. Ich will nicht verletzen und doch tu ich es.
    Immer wieder, alleine wenn ich nicht auf den Boden sehe wenn ich laufe. Es gibt vieles was ich noch schreiben könnte... Romane in den Romanen, über Menschen die meinen Weg kreuzten und wieder gingen. Über die Kinder von damals und die Kinder die sie bekamen. All die Schicksale sie haben ihren Platz in meinem Herzen.


    Doch ich weiß nicht warum.


    Mein Roman den ich jetzt geendet habe, handelt von meinem Leben. Auf 288 Seiten habe ich versucht so konzentriert wie es mir möglich war, das wieder zu geben, was ich erlebt habe.
    Dort ist Hass zu finden und Liebe und vieles mehr.


    Irgenwann werde ich ihn veröffentlichen - das jedoch war nicht meine Intension als ich ihn schrieb, ich schrieb ihn für meine Tochter, damit sie eines Tages darin lesen kann, wenn ich nicht mehr bin.


    Alles liebe von Jo


    PS: ich weiß nicht ob ich jetzt bleiben werde, ich weiß nicht wohin ich soll....

  • Es gibt Menschen die sich ein Leben lang an Authoritäten orientierten.
    Sich an anderes zu gewöhnen fällt schwer.
    Gibt es eine Ichlosigkeit, so sollte es auch eine Du-losigkeit geben.
    Die Gestalt zu suchen kann fehlerhaft sein.


    Die Sonne bspw. ist ein riesiger Feuerball.Sie ermöglicht die wahre Information über das Leben.Nicht zu erkennen(die komplette Wahrheit/Information).


    Sie ist charakterlich gestaltlos und kommen wir zu nahe verbrennt sie uns.Wir vertrauen ihr zwar.Doch kann sie tödlich sein.
    Wenn der Narr/Mensch meistens ohne Wahrheit ist, dann sollte man doch erkennen wenn er wahr spricht.
    Und ein Meister der falsches sagt, das sollte man auch erkennen.
    Beides ist sehr schwer.
    Erkennen wir aber nicht verbrennt die Wahrheit an dieser Gestalt.


  • Moin Ji'un Ken,


    Für mich gibt es viele Wahrheiten. Wenn ein jeder seine eigene möchte, dann gerne so viele, wie es da Menschen gibt. Un bitte ja, auch anderer Lebewesen, so für sie der Wahrheitsbegriff wahrnehmbar ist.
    Warum es Wahrheiten gibt, denen sich mehr Menschen anschließen, ist eine interessante Frage, die für mich allerdings nicht mit einer besser-/schlechter-Qualtität zu tun hat. Weder soundsoviel verkaufte Elvis-Platten, noch die Anzahl der Schmeißfliegen, noch die Anzahl der Anhänger einer Lehre ist da für mich bedeutend.
    Es ging mir nur und ausschließlich darum, den Wahrheitsbegriff und seine Wirkung auf dir Fruchtbarkeit des Dialogs, den Menschen im Austausch auf dem Weg zu einer eigenen Erkenntnis zu beleuchten. In dem Sinne, als dass da die Wahrheit die Fruchtbarkeit mindern kann.


    Aber vielleicht meine ich da auch nur, mit einer Wahrheit zu argumentieren.
    Hm, soll nur ein Angebot sein.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen


  • Angst vor der Beschämung ist ein interessanter Gedanke im Bezug auf das Zulassen von Unsicherheit. Ich hatte ihn zwar nicht vordringlich im Auge, als ich meinen sehr alten Aufruf »Mensch, steh’ doch zu Deiner Unsicherheit, wenn es das ist, was Du gerade bist« mit dem Sprechen über Wahrheiten verband, aber hm.
    Wobei, wenn dies der Grund für das Nicht-Zulassen einer Unsicherheit ist, dann ist die Aufforderung »Steh dazu!« letztlich die gleiche, wie »Nimm es an und lass es gehen«. In wie fern man auf dem Standpunkt dessen, der dieses sagt, mitfühlend noch anderes mit auf den Weg geben kann, um dem unsicheren diesen Schritt zu erleichtern, steht auf einem anderen Blatt. Der ideale Kommunikationsraum war in meinem Posting eine Utopie, um zu verdeutlichen, dass selbst unter idealen Bedingungen das Postulat »Wahrheit ist der Tod der Kommunikation« noch gilt. Aber Utopien sind immer auch so wertvoll, wie man danach streben will. Und ich habe erlebt und beobachtet, dass z.B. der Zuruf des »Nimm es an und lass es gehen« vom Buddhisten an den Nicht-Buddhisten oder erkenntnisreicheren an den Anfänger ein wenig karg im Raum stand, was dem Empfänger dieses Rufes oft ein Gefühl der Unvollständigkeit gibt.
    Vielleicht ist es der klare Imperativ, der sich so oft mit Wahrheiten verbindet? Der in dem »lass es gehen« für den Hörer auch impliziert, dass es etwas negatives ist, es zu haben und gleichzeitig so leicht scheint, es gehen zu lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, kein Buddhist zu sein, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich einer (Begriffsdefinition hin oder her) werden möchte. Aber ich würde den Satz immer so formulieren: »Nimm es an, dann ist es in dir und nicht neben dir. Dann kannst du damit arbeiten, es verändern, und wer weiß, hinter dir lassen«.
    Was der samsarische Raum alles an Schrecken und Unvollkommenheiten auch zu bieten hat … Ich mag so etwas nur sehr berenzt als fatalistisches Szenario sehen. Die Feststellung eines »Mangels« in diesem Szenario gibt mir immer die Aufgabe, im möglichst kleinen Rahmen darüber nachzudenken, was ich im Jetzt dafür tun kann, dass die Unvollkommenheiten dieses Raumes gemildert werden. Und welcher Rahmen wäre besser dazu geeignet, als der Dialog mit einem anderen Menschen?
    Du sagst »Der innere Mensch versteckt sich nicht, weil er frei ist.« Ich bin da in sofern ganz bei Dir, weil ich jeden Menschen in sich für eine Art »heiliges« Wesen halte. Das hat stark mit meinem völlig agnostisch (und ja, ich bin im christlichen Anbendland aufgewachsen…) geprägten Bild der Freiheit und der Verantwortung des Einzelnen zu tun. Aber ich muss mir leidlich Gewahr sein, dass ich nicht jeden mit diesem Satz erreichen kann. Wenn ich nun nicht missioniere, dann kann man sagen, »ist doch egal.« Aber in dem Moment, wo ich in den Dialog eintrete, das jemandem zurufe, ohne zu betrachten, wo in seiner Welt ich ihn mit diesem Satz berühre, erlebe ich das – so wertvoll der Satz in seiner reinen Bedeutung sein mag – als möglicherweise nicht fruchtbar.


    Ich bin in die Mitgefühlstematik des Buddhismus bisher kaum eingestiegen. Mir scheint dem reinen Begriff nach ggf. mehr Mitgefühl im Umgang mit der Weitergabe der Wahrheit angezeigt? Ist nicht ein Platonsches »…ich weiß, das ich nichts weiß… wie Ji'un Ken es anführt, ggf geeignet, die Art der Begegnung mit dem Gegenüber etwas milder und damit offener für eine Bewegung zu stimmen?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

    Edited once, last by malsehen ().

  • Von sich selbst zu reden bedeutet, dass man da etwas sehr wichtig nimmt und sich damit identifiziert. 8)


    Was für Wasserfälle sowas auslösen kann :lol:

  • Quote from Grund

    Von sich selbst zu reden bedeutet, dass man da etwas sehr wichtig nimmt und sich damit identifiziert. 8)


    Was für Wasserfälle sowas auslösen kann :lol:


    So ist das. Von sich selbst zu reden, um damit in einem Raum die Offenheit zu gewinnen, eine Bewegung dieses Selbst anzustreben kann aber auch ein Schritt auf das Erkennen der eigenen Nicht-Wichtigkeit hin sein, die andernfalls verstellt bliebe.
    Die Einstufung und Bewertung in buddhistische Unvollständigkeits-Termini à la »Haftet dem ich zu sehr an« ist möglicherweise logisch nicht falsch, ist es aber im Austausch zwischen den Menschen auf unterschiedlichen Positionen des Weges fruchtbar? Lässt es Raum zur Bewegung?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Quote from malsehen
    Quote from Grund

    Von sich selbst zu reden bedeutet, dass man da etwas sehr wichtig nimmt und sich damit identifiziert. 8)


    Was für Wasserfälle sowas auslösen kann :lol:


    So ist das. Von sich selbst zu reden, um damit in einem Raum die Offenheit zu gewinnen, eine Bewegung dieses Selbst anzustreben kann aber auch ein Schritt auf das Erkennen der eigenen Nicht-Wichtigkeit hin sein, die andernfalls verstellt bliebe.
    Die Einstufung und Bewertung in buddhistische Unvollständigkeits-Termini à la »Haftet dem ich zu sehr an« ist möglicherweise logisch nicht falsch, ist es aber im Austausch zwischen den Menschen auf unterschiedlichen Positionen des Weges fruchtbar? Lässt es Raum zur Bewegung?


    Es handelte sich dabei nur um eine Feststellung. Es bleibt jedem überlassen zu kultivieren was er kultivieren will, mir ist das gleich. Die einzige Bewegung zu der es kommt, ist die wabbernde Bewegung des Bewußseins sein, welches bereits eingeschliffene Bahnen noch weiter ausfeilt. Bewußtsein ist ja der Sammelbegriff für Gefühl, konzeptuelle Wahrnehmung und Wollen. 8)

  • Quote from Grund

    Die einzige Bewegung zu der es kommt, ist die wabbernde Bewegung des Bewußseins sein, welches bereits eingeschliffene Bahnen noch weiter ausfeilt.


    Wenn ein solcher Austausch das Wasser in den Bahnen nur immer in die eingeschliffenen Bahnen schickt, gebe ich Dir recht.
    Was aber, wenn durch die Bewegung das Wasser so stark wabert, dass es über die Ränder der Bahnen spritzt? Oder so viel Wasser in die alten Bahnen geschickt wird, dass sie überlaufen?
    Ist es eine Wenn-Dann-Wahrheit?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Schwärmereien und Spekulationen liegen mir nicht, deswegen erscheinen deine Fragen als nicht angemessen. Wahrscheinlich muss man auf "Ideale" konitioniert sein, um damit was anfangen zu können. Oben wurde ja eines der populären religiösen Ablenkungs-Ideale bereits genannt. Aber nicht missverstehen, ich habe nichts gegen Religion, wenn ich damit nichts zu tun haben muss ... und da ich in Europa lebe, muss ich nicht. Welch ein Glück. 8)

  • »Nicht angemessen« an welcher Messlatte abgelesen?
    Welches religiöse Ablenkungs-Ideal meinst Du?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Quote from malsehen

    »Nicht angemessen« an welcher Messlatte abgelesen?


    Soll ich nun was zitieren? 8)

    Quote from malsehen


    Welches religiöse Ablenkungs-Ideal meinst Du?


    Quote from malsehen
    Quote

    …– das vielleicht etwas mit dem Ideal des Bodhisattva zu tun hat ...


    Jede Religion ist so. Aber dies hat mit dem Thema nur insofern zu tun als du es zitiert hast, um so deinen eigenen Appell ad absurdum zu führen. 8)

  • Wenn Du magst, kannst Du zitieren.
    Deine eigene Wahrnehmung würde mir – gerne im Kontext eines Zitats – aber evtl. im Betrachten der Aussagen weiter helfen.


    Das mit den religiösen Ablenkungs-Idealen … ich bin da eher distanziert, meine ich zumindest.
    Wenn das von Dir gemeinte das Bodhisattva-Ideal war, gebe ich a) zu, über Inhaltlichkeit dieses Ideals nur begrenzt etwas zu wissen und b) die Bindung von Menschen an solche Ideale mit einer vorformulierten Rollenzuweiseung, darüber hinaus noch in einem Kontext, der ggf. Glaubens-Postulate aufstellt auch für befragenswert halte. Das unabhängig von der Religion, die das Ideal aufstellt und ebenso unabhängig von der »Güte«, die dieses Ideal repräsentieren soll.
    Wobei »befragenswert« wiederum in einen Dialog führen kann. :D


    In sofern bin ich mir nicht sicher, wie das Zitat, dass ich »durchgereicht« habe, meinen Appell negiert.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Thich Nhat Hanh:


    Aus den 14 Übungen des Intersein-Ordens:


    Die erste Übung der Achtsamkeit: Offenheit
    Im Bewusstsein des Leides, das durch Fanatismus und Intoleranz entsteht, sind wir entschlossen, Lehrmeinungen, Theorien oder Ideologien, einschließlich der buddhistischen, nicht zu vergöttern und uns nicht an sie zu binden. Buddhistische Lehren sind Hilfsmittel, die es uns ermöglichen, durch tiefes Schauen Verstehen und Mitgefühl zu entwickeln. Sie sind keine Dogmen, für die gekämpft, getötet oder gestorben werden sollte.


    Die zweite Übung der Achtsamkeit: Nicht-Haften an Ansichten
    Im Bewusstsein des Leides, das durch das Festhalten an Ansichten und falschen Wahrnehmungen entsteht, sind wir entschlossen, Engstirnigkeit zu vermeiden und uns nicht an unsere gegenwärtigen Ansichten zu binden. Wir wollen das Nicht-Haften an Ansichten üben, um für die Erkenntnisse und Erfahrungen anderer offen zu sein. Wir sind uns bewusst, dass unser derzeitiges Wissen keine unveränderliche, absolute Wahrheit ist. Da sich Wahrheit nur im Leben selbst findet, wollen wir in jedem Augenblick das Leben in uns und um uns herum achtsam wahrnehmen und bereit sein, ein Leben lang zu lernen.


    LG
    Onda


    P.S. Nicht die Wahrheit (was immer das sein soll) ist der Tod der Kommunikation. Der Glaube an die eigene alleinige absolute Wahrheit ist es, der Kommunikation zerstört.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    Edited once, last by Onda ().

  • Quote

    PS: ich weiß nicht ob ich jetzt bleiben werde, ich weiß nicht wohin ich soll....


    Liebe Jo,


    wie meinst Du das?


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Quote from Onda

    T…P.S. Nicht die Wahrheit (was immer das sein soll) ist der Tod der Kommunikation. Der Glaube an die eigene alleinige absolute Wahrheit ist es, der Kommunikation zerstört.


    Gerne, wobei der, der in dem Moment in diesem Glauben gefangen ist, diese Position nicht hat. Er erlebt Wahrheit in dieser, seiner Position.
    Ich denke, die Definition von Wahrheit ist im HInblick auf die kommunikative Wualität nicht wichtig, als dass es reicht, die negativen Auswirkungen auf die Offenheit der Kommunikation zu erkennen.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen


  • Liebe Doris,


    ich meine das wirklich so wie ich es geschrieben habe.
    Ich habe mich geöffnet und verletzlich gemacht, so weit es ging und so weit ich hier in der Lage war. Nun muss ich sehen ob ich etwas ausgelöst habe mit meinen Worten (verletzt habe), was sich nicht mehr rückgängig machen lässt und ich muss auf mich achten ob ich dadurch Verletzungen erfahre.
    Wenn dem so ist, dann denke ich, dass ich zu keiner Gemeinschaft Sangha fähig bin. Wenn ich hier nicht bleiben kann, werde ich nicht noch einen Versuch starten, das weiß ich.


    Dir liebe Grüße von Jo

  • Liebe Jo,


    warum solltest Du jemanden verletzt haben? Du meinst, weil Du so viel von Dir offenbart hast und das unzumutbar sei?
    Oder wie soll ich das verstehen?


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.